| Titel: | Ueber die Bereitung und Anwendung einer zum Vergolden dienenden Flüssigkeit; von Selmi. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XI., S. 27 | 
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                        XI.
                        Ueber die Bereitung und Anwendung einer zum
                           								Vergolden dienenden Fluͤssigkeit; von Selmi.
                        Aus dem Technologiste, August 1845, S.
                              									526.Aus dem Manuel de dorure et d'argenture électrochimiques
                                    											par simple immersion; par M. J. Selmi. Traduit de
                                    											l'italien et augementé par M. E. de Valicourt.
                                    											Paris 1845. I. Vol.
                                 								18.
                        Selmi, über Bereitung einer zum Vergolden dienenden
                           								Flüssigkeit.
                        
                     
                        
                           In eine mittelst der Weingeistlampe erwärmte Porzellanschale bringe ich 1 Gramm
                              									kohlensaures Natron und 1 Gramm gelbes Cyaneisenkalium mit 30 Grammen Wasser. Wenn
                              									dieses Wasser siedet und die beiden Salze vollkommen aufgelöst sind, seze ich (statt
                              									Goldoxydhydrat) das Goldammonium (Knallgold) hinzu, welches aus 5 Decigrammen
                              									Chlorgold (durch Fällen der Auflösung mit äzendem oder kohlensaurem Ammoniak)
                              									erhalten, auf ein Papierfilter gebracht, wiederholt ausgewaschen und mittelst einer
                              									vergoldeten silbernen Spatel gesammelt wurde. Kaum ist das Goldammonium zugesezt, so
                              									entwikelt sich schon sehr deutlich Ammoniak und das Goldammonium nimmt eine
                              									bräunliche Farbe an; in dem Grade, als das Kochen zunimmt, nimmt es eine rothe,
                              									etwas in Purpurroth stechende Farbe an und bildet endlich einen Niederschlag in
                              									großen, mit Goldflittern vermengten Floken. Nach etwa 10 Minuten dauerndem Kochen
                              									hört der Ammoniakgeruch ganz auf und es tritt dafür der eigenthümliche Laugengeruch
                              									ein; die Flüssigkeit nimmt jene schöne Goldfarbe an, welche die Goldlösungen
                              									charakterisirt. Nach 12 Minuten nimmt man das Gefäß vom Feuer und filtrirt die
                              									Lösung durch dünnes Fließpapier, um die Filtration möglichst zu beschleunigen.
                              									Während des Kochens der Mischung muß ein wenig warmes Wasser zugesezt werden, um das
                              									verdampfende zu ersezen, und mit diesem Zusaz muß man fortfahren, weil sonst die
                              									Flüssigkeit auf den Niederschlag einwirken würde, in der Art, daß sich ein Theil
                              									davon darin auflösen und sie sich bräunlichroth färben würde, in welchem Zustand sie
                              									dann keine sehr schöne Vergoldung gäbe. Aus demselben Grunde kann man auch ohne
                              									Furcht die Flüssigkeit auf dem Filter mit kaltem Wasser verdünnen, wenn ein Theil
                              									schon abgelaufen ist, damit die zulezt zurükbleibende, langsamer durchgehende
                              									Flüssigkeit bei ihrer Berührung mit dem Niederschlag keine braune Farbe annimmt.
                           Als ich das erstemal die goldhaltige Flüssigkeit nach dieser Vorschrift bereitete,
                              									fiel sie etwas röthlichgelb aus; allein spätere Operationen überzeugten mich daß,
                              									wenn man sie während des Kochens  stets verdünnt erhält, sie besser vergoldet und ihre
                              									schöne goldgelbe Farbe nicht gegen die röthliche vertauscht. Wenn die Flüssigkeit
                              									roth erscheint, so enthält sie stets Eisen aufgelöst, wodurch der galvanische Strom
                              									verhindert wird, das Goldsalz gut zu zersezen, und statt einer Goldschicht ein
                              									schwarzer pulveriger Niederschlag gebildet wird. Bisweilen ist es auch der Fall, daß
                              									die Flüssigkeit, wenn auch von gelber Farbe, doch nicht vergolden will, und
                              									ebenfalls ein schwarzes Pulver auf die hineingelegten Gegenstände absezt. Läßt man
                              									sie, nachdem sie dem Einfluß des elektrischen Stroms ausgesezt war, ein paar Stunden
                              									in einem offenen Gefäße stehen, so sezt sie Eisenoxydhydrat ab, und ist hierauf
                              									fähig, Metalle mit einer schönen Goldschicht zu überziehen. Das zur Lösung dienende
                              									Wasser muß mit dem auf das Filter geschütteten ungefähr 65 Gramme Flüssigkeit geben.
                              									Dieses Goldbad lieferte mir mit der Daniell'schen
                              									Batterie und mit dem Diaphragmen-Apparat eine recht vollkommene und glänzende
                              									Vergoldung auf Kupfer, Neusilber, Messing, Bronze, Zinn, Stahl und Gußeisen.
                           Mittelst einer sehr schwachen Daniell'schen Batterie oder
                              									einem kleinen Glascylinder mit Diaphragma vergoldete ich mit obiger Flüssigkeit
                              									Silber, Zinn, Bronze, Kupfer, Messing und Neusilber matt, ohne diesen Metallen
                              									irgend eine Vorbereitung zu geben und sogar nachdem ich ihre Oberfläche polirt
                              									hatte. Meines Wissens war bisher die matte Vergoldung der fünf leztern Metalle noch
                              									Niemand gelungen. Elsner, welcher sich mit dieser Art
                              									Vergoldung so viele Mühe gab, gesteht, daß er sie nur auf Silber zu Stande brachte
                              									und daß er, um Bronze auf diese Art zu vergolden, es vorher versilbern mußte.
                           Um mit der erwähnten Flüssigkeit matt zu vergolden, muß der Gegenstand wenigstens
                              									15–16 Stunden darin liegen und der Strom so schwach seyn, daß der Gegenstand
                              									erst nach 15 Minuten eine schwache Goldschicht erhält. Wäre der Strom zu stark, so
                              									würde sich die Vergoldung zwar schnell erzeugen, aber mit einem ins Braune
                              									stechenden Ton. Wird aber die elektrische Wirkung gehörig regulirt, so kommen die
                              									aus den erwähnten Metallen bestehenden Gegenstände mit einer so schönen matten
                              									Goldschicht, wie man sie nur wünschen kann, aus dem Bade; sie können mit Wasser
                              									abgewaschen und mit einem feinen Leinentuch abgetroknet werden, ohne ihr Matt zu
                              									verlieren, denn der lezte Goldabsaz adhärirt fest genug, um einer starken Reibung zu
                              									widerstehen.
                           Nicht alle Metalle nehmen durch dieses Verfahren ein schönes Matt an; nach meinen
                              									Versuchen gebührt der erste Rang dem Zinn, und dann folgen Bronze, Silber, Kupfer,
                              									Messing und Neusilber. 
                              									Auch der Stahl nimmt das Matt an; allein er ist zu dunkel, um auf diese Weise recht
                              									schön vergoldet werden zu können. Wahrscheinlich verhält es sich eben so mit den
                              									andern Metallen und Legirungen, womit ich keine Versuche anstellte.
                           So vortheilhaft auch der Diaphragmen-Apparat einigen erscheinen mag, möchte
                              									ich nichtsdestoweniger anrathen, stets die Daniell'sche
                              									Batterie vorzuziehen, denn da die elektrische Wirkung mehrere Stunden lang
                              									fortdauern muß, so wäre die Vermischung der goldhaltigen Flüssigkeit mit der
                              									Kochsalzlösung oder umgekehrt, je nach ihrer relativen Dichtigkeit (in Folge von
                              									Endosmose) nicht zu vermeiden. Auch darf man nicht dasselbe Goldbad für verschiedene
                              									Metalle und Legirungen anwenden, denn es begegnete mir, daß die Flüssigkeit, nachdem
                              									sie eine Silberplatte und dann einen Löffel von Neusilber vollkommen gut vergoldet
                              									hatte, eine schwarze, schmuzige Vergoldung lieferte, als ich mich derselben noch zum
                              									Vergolden einer andern Silberplatte bediente. Dasselbe wurde hinsichtlich des
                              									Neusilbers auch von andern beobachtet; man muß daher für diese Art Legirungen ein
                              									besonderes Bad haben.
                           Das zur matten Vergoldung dienende Goldbad kann auch zur Glanzvergoldung sehr gut
                              									gebraucht werden, denn ehe es das Matt erzeugt, überzieht es die Gegenstände mit
                              									einer glänzenden Goldschicht.
                           Will man eine glänzende Vergoldung, so sind einige Stunden erforderlich, um eine
                              									Goldschicht zu erzeugen, welche dik genug ist, um der Einwirkung der Salpetersäure
                              									und Schwefelsäure zu widerstehen und die mit der Feuervergoldung den Vergleich
                              									aushält. Man muß bei dieser Operation den Gegenstand von Zeit zu Zeit aus dem Bade
                              									nehmen, mit Regenwasser abwaschen und mit einer in feingepulvertem Weinstein
                              									getauchten Bürste reiben; man wäscht ihn dann mit reinem Wasser ab und bringt ihn
                              									wieder in das Bad. Diese von Elsner empfohlene
                              									Vorsichtsmaßregel ist in allen Fällen sehr zwekmäßig, um den Gegenständen eine
                              									schöne reine Goldfarbe zu ertheilen, ohne daß sie jener braune Ton verdunkelt,
                              									welcher die Vergoldung ihrer ganzen Schönheit beraubt.
                           Unter allen Metallen und Legirungen nimmt das Silber in dem erwähnten Bad die
                              									schönste Vergoldung an; es folgen dann Zinn, Bronze, Kupfer, Stahl etc.
                           Da ich bei allen meinen Versuchen das Interesse der Gewerbsleute im Auge habe, welche
                              									vor Allem einfache Manipulationen wünschen, versuchte ich, ob das bei dem
                              									Aufeinanderwirken von Ammoniak und Chlorgold sich bildende salzsaure Ammoniak dem
                              									Goldbade schädlich ist. Ich behielt also dieselben Verhältnisse bei von 1 Gramm
                              									Cyaneisenkalium, 1 Gramm kohlensaurem Natron, 35  Grammen Wasser und 5
                              									Decigrammen (aus Chlorgold bereitetem) Goldammonium. Nachdem beide Alkalisalze durch
                              									Kochen aufgelöst waren, sezte ich das Goldammonium zu, welches in der das salzsaure
                              									Ammoniak enthaltenden Flüssigkeit suspendirt war und ließ 12 Minuten lang
                              										kochen.Wie jedermann einsehen muß, wird auf diese Weise nicht nur die Bereitung
                                    											vereinfacht, sondern auch die Gefahr einer Explosion durch das Goldammonium
                                    											(Knallgold) vermieden; denn es koͤnnte der Fall eintreten, daß ein
                                    											Ungeuͤbter, nachdem er lezteres auf dem Filter gesammelt und
                                    											ausgewaschen hat, es austroknen ließe, bis es knallend
                                    										wuͤrde. Ich erhielt eine Lösung und einen Niederschlag, welche
                              									alle Eigenschaften jener besaßen, die mit dem auf dem Filter gesammelten und
                              									ausgewaschenen Goldammonium bereitet waren. Das Bad lieferte mir eine herrliche
                              									Mattvergoldung, und zwar schneller als gewöhnlich. Um mich zu überzeugen, ob der
                              									Zusaz einer gewissen Menge Chlornatriums (Kochsalzes) mit der von dem ausgewaschenen
                              									Goldammonium erhaltenen Flüssigkeit einen nachtheiligen Einfluß hat, und dem Bad die
                              									Fähigkeit benimmt die schöne Goldfarbe zu liefern, bereitete ich mehrere Mischungen
                              									aus dieser Flüssigkeit und Kochsalz; vergleichende Versuche gaben mir die Gewißheit,
                              									daß bei einem Verhältniß von 5 Decigrammen Salz auf 40 Decigramme der gewöhnlichen
                              									Flüssigkeit, leztere ihre Fähigkeit, schön zu vergolden, nicht verliert; daß aber
                              									bei Zusaz von mehr Salz die Vergoldung eine braune Farbe anzunehmen beginnt. Unter
                              									allen Metallen ist das Silber das empfindlichste für beigemischtes Kochsalz; es
                              									nimmt dann eine ins Bräunliche ziehende Vergoldung an und überzieht sich am Ende mit
                              									einer matten braunen Schicht. So oft ich meinem Goldbad Kochsalz im Ueberschuß
                              									zusezte, erhielt ich stets einen blaßgelben krystallinischen Niederschlag, welcher
                              									mit Hülfe der Wärme in der Flüssigkeit, woraus er sich reducirt hatte, zum Theil, in
                              									einer Portion reiner Flüssigkeit, welche lezterer zugesezt wurde, aber ohne Wärme
                              									vollkommen auflöslich war. Ob diese Substanz Chlorgold oder Cyanchlorgold, oder gar
                              									nur Carty's Cyangold ist, habe ich noch nicht
                              									untersucht.
                           Als ich mehrere Flüssigkeiten mit 3,4,6 und 10 Theilen Cyaneisenkalium auf 1 Theil
                              									Goldammonium bereitete, erhielt ich namentlich bei den beiden ersten Verhältnissen
                              									keinen Unterschied der Resultate, welcher ihnen den Vorzug vor der ersten
                              									Flüssigkeit einräumen könnte, die nur 2 Theile Cyaneisenkaliums enthält. Da übrigens
                              									diese Goldlösungen einen oder zwei Tage nach ihrer Bereitung stets besser wirken,
                              									als in dem Augenblik, wo sie fertig wurden, so begegnete es mir oft, daß eine
                              									Flüssigkeit, nachdem sie den ersten Gegenstand  mit braunem Ton vergoldet hatte, später die
                              									hineingebrachten Gegenstände ganz schön vergoldete.
                           Auch habe ich mich durch Versuche überzeugt, daß die Bildung der Goldflitterchen ganz
                              									vermieden werden kann, indem man das kohlensaure Alkali von aller organischen
                              									Substanz reinigt; ferner dadurch, daß man das Goldammonium, welches in der
                              									Flüssigkeit, die es lieferte, suspendirt ist, nicht auf einmal sondern auf
                              									mehreremal dem kohlensauren Natron und Cyaneisenkalium zugießt, sondern mit fernerem
                              									Zugießen wartet, bis die Lösung nur noch einen schwachen Ammoniakgeruch entwikelt.
                              									Auf diese Weise erhält man eine goldhaltige Flüssigkeit ohne alle wahrnehmbare
                              									Goldreduction, welche Reduction übrigens auch dadurch sicher vermieden wird, daß man
                              									3 Theile Cyaneisenkalium statt 2 nimmt. Es führt dieß zu der Ansicht, daß die
                              									Bildung der Goldflitterchen von der Zersezung herrührt, die der zulezt durch die
                              									Auflösung der beiden Salze angegriffene Antheil Ammoniak erleidet, welcher auf diese
                              									Weise zu lange Zeit einer Temperatur von einigen Graden über 80° R. ausgesezt
                              										bleibt.Man vergl. Dr. Elsner's neueste Abhandlung uͤber Vergoldung etc. im
                                    											polytechnischen Journal Bd. XCVII S. 429.A. b. R.)