| Titel: | Ueber Krapp, dessen verschiedene im Handel vorkommende Gattungen, Eigenschaften, Bestandtheile, Färbung und Avivagen, dann über Garancin und Garancé, deren Eigenschaften, Erzeugung, Färbung und Mordants; von Eduard Leitenberger. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XVI., S. 48 | 
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                        XVI.
                        Ueber Krapp, dessen verschiedene im Handel
                           								vorkommende Gattungen, Eigenschaften, Bestandtheile, Faͤrbung und Avivagen, dann
                           								uͤber Garancin und Garancé, deren Eigenschaften, Erzeugung, Faͤrbung und
                           								Mordants; von Eduard
                              									Leitenberger.
                        Aus der encyklopaͤdischen Zeitschrift des
                                 										Gewerbewesens, Jul. 1845, S. 629.
                        Leitenberger, über Krapp.
                        
                     
                        
                           Einleitung.
                           Aufgefordert von einer löblichen General-Direction des Vereins zur Ermunterung
                              									des Gewerbsgeistes in Böhmen, eine umfassende Mittheilung über Krapp und dessen
                              									neuere Anwendung in der Färberei in Form von Garancin und Garancé zu machen, um
                              									dieselbe in der Zeitschrift des Vereins zur Verbreitung richtiger Kenntnisse darüber
                              									zu veröffentlichen, sehe ich wohl ein, daß es äußerst schwierig ist, den Männern vom
                              									Fach etwas Neues zu sagen, das nicht schon bekannt, und in einer großen Zahl von
                              									technisch-chemischen Schriften und Journalen enthalten wäre; es läßt daher
                              									die Schwierigkeit der Aufgabe gütige Nachsicht erwarten, und ich trage gern mein
                              									Scherflein der Erfahrung zum Gemeingut des allgemeinen Wissens hiermit bei.
                           Mögen die nachstehend ausgesprochenen Ansichten nicht als Behauptungen angesehen
                              									werden, und höher gestellte Chemiker, deren Studium besonders organische Chemie und
                              									Analyse ist, dem Krapp ihre besondere Aufmerksamkeit widmen, und so Manches
                              									berichtigen, was noch mangelhaft erscheint.
                           Da die rothe Farbe diejenige der drei Farben-Elemente ist, aus denen die
                              									übrigen Farben durch Vermischung zusammengesezt sind, welche besonders das Auge
                              									afficiren, und im Colorit das Leben gleichsam beherrschen, so ergibt sich hieraus
                              									für die Kattundruk-Fabrication die Wichtigkeit, welche das Krapppigment in
                              									dieser einnimmt, weil es bisher nicht nur die festesten und in gewissen Nüancen die
                              									schönsten Farben von allen bekannt gewordenen rothen Pigmenten liefert, sondern auch
                              									noch ein solides Schwarz und Violett damit verbindet.
                           Das Krapppigment findet sich am häufigsten in der Wurzel des Krapps oder Färberröthe
                              										(Rubia tinctorum), und ist in mehreren Rubiaceen zu
                              									finden. Obgleich der im Handel als getroknete Wurzel oder auf verschiedene Art
                              									gemahlen vorkommende Krapp von ein und derselben Pflanzenspecies herkommt, so
                              									weichen dessen Eigenschaften  nach dem Standpunkt, Alter der Wurzel, Klima und Boden,
                              									in dem die Pflanze gewachsen, bezüglich der färbenden Eigenschaften sehr wesentlich
                              									ab.
                           Die im Handel am häufigsten vorkommenden Krappgattungen, welche nach ihrem
                              									Erzeugungsorte benannt worden, sind der türkische oder Alizari, der Avignoner, Elsasser, Pfälzer, Holländer und Schlesische.
                           Unter diesen Namen sind auch die in andern Ländern, als: Bayern, Böhmen und
                              									Steyermark gebauten Krappe mit verkauft worden.
                           Alizari-Krapp.
                           Der türkische, smyrnaische oder Alizari-Krapp war der erste, der zum
                              									Rothfärben gebraucht wurde, und ihm verdankt das Türkischrothgarn (Adrianopelroth)
                              									seinen Ruf und Werth. Er wächst in Kleinasien, und der Anbau soll sich neuerer Zeit
                              									auch bis in die Krim gezogen und sehr vermehrt haben. Diese Krappgattung wurde sonst
                              									ausschließend zur Färbung der türkischrothen Garne oder Kattune (Rouge Adrianopel)
                              									verwendet, bis Daniel Köchlin-Schuch und J. Hohfer zeigten, daß Avignoner, und Karl Köchlin, daß Holländer Krapp eben so schöne und solide
                              									Farben liefern. Die getroknete Wurzel kommt in Ballen gepakt in den Handel über
                              									Triest und Venedig zu uns, und wird von dort aus auch nach der Schweiz und
                              									Deutschland versendet. Den meisten Gebrauch macht man davon in den
                              									Türkischroth-Färbereien und in den englischen Fabriken, wo die Wurzel erst
                              									vermahlen wird.
                           Die Unbequemlichkeit, die Wurzel erst selbst vermahlen zu müssen, ist Ursache, daß
                              									der Alizari bei uns mehr und mehr aus der Anwendung kam. Die Wurzel, in Triest von
                              									der äußern Rinde beraubt, und dort wie in Avignon vermahlen, würde eine rentirende
                              									Unternehmung werden, wenn die vorzüglichen Eigenschaften des Alizari, die der des
                              										Palus von Avignon gleich kommt, Berüksichtigung
                              									fänden, da dieser weit wohlfeiler als der Avignoner Krapp zu stehen kommen
                              									dürfte.
                           Die vorzüglichen Eigenschaften des Alizari bestehen im dauerhaften Verhalten der
                              									damit erzeugten Farben gegen das Licht, Seifen, und Belebungspassagen aus Seifen,
                              									Zinnsalzen und Chlor.
                           Diese Eigenschaften sind aber auch an dem Alizari nicht gleich, und ist die im Bruch
                              									mehr röthlich als gelblich erscheinende Wurzel in den erwähnten Eigenschaften
                              									vorzuziehen, was gleichfalls von dem Standpunkt der Wurzel herrühren dürfte.
                           
                           Avignoner Krapp.
                           Der Avignoner Krapp kommt im Handel fein gemahlen vor; seine Eigenschaften gleichen
                              									denen des Alizari am meisten, weßhalb man ihn auch französischen Alizari nannte.
                           Er wird in Verkauf gebracht unter den Benennungen: Palus
                              									(Rochwurzel), Rosé (röthliche Wurzel) und Jaune (gelbe Wurzel). Die auf eine kurze Entfernung von
                              									einander wachsenden Gattungen, wovon der Palus und Rosé in einem magern
                              									kreidehaltigen Sandboden wachsen, liefern seifenfeste, der Jaune aber, welcher im
                              									fetten, schweren Lehmboden wächst, nicht seifenfeste Farben.
                           Es erregte Aufmerksamkeit, daß die Bestandtheile des Bodens diese differirenden
                              									Eigenschaften hervorbringen. Daniel Köchlin-Schuch
                              									war der erste, der den Beweis lieferte, daß der Kalkgehalt des Bodens dem Krapp die
                              									Eigenschaft ertheilt, seifenfeste Farben zu liefern, indem Krapppflanzen in mit Kalk
                              									oder Kreide künstlich gemischten Boden gesezt, eben so schöne und solide Farben als
                              									die Palus- oder Rosé-Krappe von Avignon lieferten.
                           Diese überaus wichtige Entdekung gab den Krappbauern die Mittel an die Hand, Krapp
                              									nach Bedarf der Eigenschaften und Bedürfnisse für die Färberei zu erzeugen. Sie
                              									veranlaßte auch mich, die Versuche zu wiederholen, und ich fand diese Angabe
                              									vollkommen bestätigt.
                           Auf einem und demselben Felde wurde im Herbst der Boden auf abwechselnden Beeten mit
                              									Kreidepulver, gebranntem an der Luft zerfallenen Kalk, mit Chlorkalk, mit Gyps und
                              									Knochenmehl in der Art gemengt, daß immer ein ungemengtes Beet dazwischen blieb, und
                              									diese gaben fünf mit kalkhaltigen Substanzen versezte Erdgemenge, worin die gebaute
                              									Krappwurzel mehr oder minder solide und seifenfeste Farben lieferte, während dieß
                              									von jenen ohne Kalkgehalt nicht der Fall war.
                           Am vollständigsten bewährten sich die Erdgemenge mit Kreide, die mit zerfallenem Kalk
                              									und die mit Chlorkalk; schon an der Farbe des Krautes war auffallend jedes Beet der
                              									Erdgemenge zu unterscheiden; auf sämmtlichen ungemengten Beeten war das Kraut
                              									gelbgrüner, auf den Beeten mit den Kalkgemengen dunkler grün gefärbt; die Wurzeln
                              									frisch zerbrochen unterschieden sich vom ersten Jahr bis am auffallendsten im
                              									dritten Jahr in der Färbung; die Wurzel aus dem kalkhaltigen Boden gab einen
                              									orangen, die aus ungemengtem Boden einen gelbgefärbten Saft; wurde die Wurzel
                              									getroknet und zerbrochen, so erschien erstere beinahe roth, leztere aber bloß
                              									röthlichgelb,  gemahlen
                              									braunrothgelb, und leztere mehr licht orangegelb gefärbt.
                           Diese Versuche dienten zu meiner Belehrung; jedoch machte ich mehrere
                              									Krappfabrikanten darauf aufmerksam, und Hr. Casimir Lichtenberger in Speyer, Hr. Nitschke und Biebrach in Breslau ließen gleichfalls Felder zum
                              									Krappbau kalken, erhielten sehr gute Producte und mehrere Centner Krappproben, die
                              									sie die Güte hatten mir zu senden, lieferten die zufriedenstellendsten
                              									Resultate.
                           Die Avignoner Krappe kommen oft verfälscht im Handel vor, daher man sich im Kauf wie
                              									bei keiner andern Krappgattung sehr nach dem Namen der Fabrik erkundigt, und es
                              									vorzieht, von dem Fabrikanten selbst zu kaufen.
                           Die Verfälschungen sind hauptsächlich folgende:
                           1) wird ein- und zweijährige Wurzel, die schwache und minder solide Farben
                              									liefern, für dreijährige gemahlen und verkauft;
                           2) geht eine Menge von Elsasser Mullkrapp nach Avignon, der um billigen Avignoner
                              									Krapp zu liefern, nach Maaßstab des Preises mit hinzugemahlen wird, was einen
                              									farbstoffarmen Krapp gibt;
                           3) wird die werthlosere gelbe Wurzel zu der Palus- oder Rosé-Wurzel
                              									gemahlen, welche dann die Seifenpassagen minder gut aushalten und fahle Farben
                              									liefern;
                           4) die verschiedenen Marken von Palus und Rosé sind größtentheils Gemenge von Palus
                              									mit Roséwurzel, Jaune oder Mullkrapp, daher man aus der Färbung des gemahlenen
                              									Avignoner Krapps nicht sicher auf die Qualität schließen kann. Sehr wenig wird reine
                              									sogenannte pur Palus- und reine Roséwurzel gemahlen, und die Firmen, welche
                              									diese liefern, erzielen dafür weit höhere Preise;
                           5) das Uebelste ist die Zumahlung von Eisenocher (Bolus), der nicht fern von Avignon
                              									sich findet, und dem Krapp eine sehr schöne Färbung gibt. Die Nachtheile sind
                              									augenscheinlich, und geben sich durch die violette Färbung der Krappflotte und
                              									schwache Färbungsfähigkeit zu erkennen.
                           Ein reiner, guter Avignoner Palus- und Rosékrapp ist unschäzbar für den
                              									Kattunfabrikanten zur Darstellung von schönem Adrianopelroth, Krapprosa und Violett,
                              									und wird hierin von keiner andern Krappgattung übertroffen.
                           Holländer Krapp und dessen
                                 									Gattungen.
                           Der Holländer Krapp kommt im Handel grob gemahlen als beraubt, das ist von der äußern
                              									Rinde befreit, als unberaubt mit der Rinde vermahlen und als Mullkrapp, das sind die
                              									Krappabfälle, die  äußere
                              									Rinde und die daran befindlichen zarten Würzelchen — man könnte sie
                              									Krappkleie nennen — mit Erde und Sand verunreinigt vor.
                           Die verschiedenen Marken sind Unterabtheilungen, beziehen sich auf mehr und minder
                              									vollständige Beraubung und schöner ausfallendes Product. Man kann auf die Qualität
                              									und Alter nach der Färbung des gemahlenen Krapps schließen; eben so erkennt man auch
                              									seine Beraubung.
                           Dieser Krapp, als man noch alle gefärbten Waaren auf dem Rasen bleichte und durch
                              									Kleie die durch die Färbung verunreinigten weißen Stellen reinigte, hatte den Vorzug
                              									vor allen Krappgattungen, da er die bleichfestesten Farben lieferte, und dem Licht
                              									am besten widerstand. Doch keine von allen Krappgattungen verunreinigt so stark den
                              									weißen Grund, und bedarf so lange der Wiesenbleiche, als der Holländer. Er ist bei
                              									der Behandlung mit Seifenbädern auch haltbar; doch muß die Waare früher durch Kleie
                              									gereinigt seyn, ehe man sie in die Seifenbäder bringt, sonst erfolgt eine feste
                              									Einfärbung des verunreinigten weißen Grunds und eine schwierigere Bleiche.
                           Diese Eigenschaft, welche man in der Färberei mit Einfärben bezeichnet, ist Ursache,
                              									daß man den Holländer Krapp in lezterer Zeit, wo man durch Seifenpassagen,
                              									Zinn-Avivagen und Chloriren die gefärbte Waare in kurzer Zeit, ohne sie auf
                              									die Wiese zu legen, bleicht und schöner darstellt, weniger anwendet und besonders
                              									den Avignoner Krapp gebraucht, der diesen Uebelstand nicht bedingt, da er auch die
                              									Eigenschaft besizt, außer schön roth und rosa auch schön violett zu färben, was dem
                              									Holländer Krapp nicht eigen ist.
                           Der Holländer Krapp wird besonders für Glattroth, wie Rouge Adrianopel etc.
                              									vortheilhaft verwendet, da er reicher als alle übrigen Krappgattungen an Färbestoff
                              									ist. Er entwikelt seine Färbungsfähigkeit hauptsächlich in höhern Temperaturgraden
                              									von 70–80° R. Bei demselben tritt noch eine Eigenschaft besonders
                              									hervor, die auf die Festigkeit der Färbung großen Einfluß nimmt: es ist dieß das
                              									sogenannte Wachsen und Besserwerden im Faß.
                           Nicht nur, daß von sämmtlichen Krappgattungen die einjährigen Wurzeln weniger solide
                              									Farben als die zwei- und dreijährigen geben, so ist dieß aber auch von den
                              									meisten Krappgattungen nach der Vermahlung der Fall. Es tritt dann eine Art
                              									Gährungsproceß im Faß ein, der staubig mehlige Krapp fängt an sich aufzublähen, und
                              									sein Volumen vermehrt sich, so wie auch sein Gewicht zunimmt; die Faßdekel werden
                              									hoch in die Höhe gedrängt, und bei dem Einkauf schließt man darnach auf das Alter.
                              									Die Krappspeculanten sagen, daß in den ersten drei Jahren die Gewichtszunahme die
                              									Zinsen dekt und ohnedem der Werth nach der zunehmenden Brauchbarkeit steigt.  Krapp, der zwei und drei
                              									Jahre sich im Faß befindet, ist der geeignetste zur Färbung, gibt mehr aus und färbt
                              									solider.
                           Der sogenannte beraubte Krapp färbt reiner, schöner und nicht so stark in den weißen
                              									Grund, als der unberaubte, weßhalb er auch im höhern Werthe steht; seine solide
                              									Färbung sichert ihm den Werth vor allen Krappgattungen, wo diese nämlich in das Auge
                              									zu fassen ist.
                           Elsasser und Pfälzer Krapp.
                           Die Elsasser und Pfälzer (rheinbayerischen) Krappe sind in ihren Eigenschaften
                              									einander so ähnlich und gleich, daß man sie unter eine Kategorie stellen kann; sie
                              									sind in der Mahlung etwas gröber, als die Avignoner, und feiner als der
                              									holländische. Die verschiedenen Marken richten sich nach der mehr und mindern
                              									Befreiung von der äußern Wurzelrinde und den Wurzelfäserchen (Krappkleie), und die
                              									Färbung des gemahlenen Krapps läßt gleichfalls auf das Alter und Qualität, so wie
                              									auf größere Reinheit des Products schließen; gewöhnlich ist der Elsasser Krapp
                              									gelber als der rothgelbe Holländer von Farbe.
                           Für alle Fabricationen, wo die gefärbte Waare durch Kleie-Passagen und
                              									Auslegen auf die Wiese gebleicht wird, bei Mischungen und Färbungen mit Rinden und
                              									Hölzern, sind diese Krappe besonders geeignet, da sie den Grund schnell weiß
                              									bleichen lassen, und auch das Sonnenlicht gut vertragen.
                           Mit Elsasser Krapp, und kalkhaltigen Wässern gefärbt, entstehen gegen Licht und Seife
                              									festere Farben; dieß entdekte bereits Hr. Hausmann in
                              									Colmar in den 1790er Jahren, und seine Vorschriften lauteten, zur Krappfärberei
                              									Kreide zuzusezen, wo nicht das Wasser genügend kalkhaltig sey. — In späterer
                              									Zeit haben die HHrn. Daniel Köchlin-Schuch und Schlumberger die Ursachen angegeben, und die Thatsachen
                              									bestätigt.
                           Ohne Zumischung von Kreide, die per Pfund
                              									1–2½ Loth betragen kann, färbt der Elsasser und Pfälzer Krapp nicht
                              									seifenfest, hält die Avivagen und das Chloriren nicht aus, und man erhält
                              									abgeschabte und fahle Farben; beim Zusaz von Avignoner Krapp erhält sich die
                              									Solidität der Farbe besser.
                           Auch bei Zusaz von Kreide muß man übrigens der mit Elsasser Krapp gefärbten Waare in
                              									den Seifenbädern, Avivagen und bei dem Chloriren weit größere Aufmerksamkeit widmen
                              									und sie gelinder behandeln, als bei dem Avignoner Krapp.
                           
                           Schlesischer oder Breslauer Krapp und
                                 										Röthe.
                           Dem Elsasser Krapp am ähnlichsten ist der Schlesische oder Breslauer. Er kommt in
                              									zwei Gattungen als Krapp, und in zwei Gattungen als Röthe vor, nämlich gewöhnlicher
                              									Breslauer Krapp mit seinen verschiedenen Marken nach Qualität, und Breslauer Krapp
                              									nach Avignoner Art; ferner kommt er als Sommerröthe und Herbströthe vor.
                           Der Breslauer Krapp würde vollkommen dem Elsasser gleich kommen, wenn ihm mehr
                              									Sorgfalt im Anbau gewidmet, und die Wurzeln unvermengt vermahlen würden. Durch das
                              									Vermengen von dreijährigen mit zwei- und gar einjährigen Wurzeln wird dem
                              									Product großer Nachtheil gebracht, und er wird so immer dem Elsasser und Pfälzer
                              									Krapp in der Sicherheit der Anwendung nachstehen.
                           Dreijährige Wurzel in gekalkten Boden nach sogenannter Avignoner Art ist dem
                              									Avignoner Rosé an die Seite zu stellen.
                           Die günstigen Eigenschaften des Breslauer Krapps sind, daß er ein lebhaftes Roth, und
                              									besser violett als der Elsasser färbt, sonst in seinen Eigenschaften aber bis auf
                              									das Verhalten gegen Seifenpassagen und Zinn-Avivagen dem Avignoner Krapp sich
                              									am meisten nähert, weßhalb er sich sehr gut mit Avignoner Krapp gemengt zum Färben
                              									eignet. Vorzüglich ist er aber zur Darstellung von braunen Farben, wozu in Böhmen,
                              									Sachsen und Preußen meistens die Röthe gebraucht wird, sehr anwendbar.
                           Röthe ist der einjährige Schlesische Krapp, und nach der Zeit der Herausnahme nennt
                              									man ihn Herbst- oder Sommerröthe. Die Röthe wird in Säken versendet, und
                              									wächst (oder gährt) darin so, wie der Holländer, Elsasser und Breslauer Krapp.
                              									Frisch gemahlen ist dieser loker im Sak, länger aufbewahrt fest wie ein Stein.
                           Vaterländische Krappe.
                           Ich gehe nun zu dem vaterländischen, Steyerischen und Ungarischen Krapp über. Leider
                              									kommt gar sehr wenig davon mehr im Handel vor.
                           Böhmischer Krapp.
                           Schon im Jahr 1790 brachte ein Emigrant, Namens Picart,
                              									Krappsaamen nach Prag, und baute in der Umgegend dieser Stadt einen guten Krapp; er
                              									war zu unbemittelt, und fand keine Unterstüzung, sein Vorhaben fortzusezen.
                           Seit dieser Zeit wurden von mehreren Gutsbesizern und Privaten Versuche mit dem
                              									Krappbau gemacht; insbesondere vor wenig Jahren  bauten der selige Fürst Taxis
                              									in Dobrawitz und Graf Mathias Thun in Sehuschitz
                              									ausgezeichnet schönen Krapp, so daß die Reisenden der Avignoner, Elsasser und
                              									Breslauer Krappfabriken, die diese Wurzeln bei mir sahen, sie für ganz ausgezeichnet
                              									erklärten.
                           Der davon erzeugte Krapp war dem besten Elsasser an die Seite zu stellen, und hielt
                              									die Seifenbäder und Avivagen besser als der Elsasser aus, er färbte sich jedoch
                              									etwas mehr in den weißen Grund des Stoffes ein als dieser, was wahrscheinlich von
                              									geringerer Beraubung der Wurzel von der äußern Rinde herrühren mochte.
                           Es ist ewig Schade, daß der Anbau nicht fortgesezt wurde, der aus dem Umstand keine
                              									günstige Rechnung bringen konnte, weil die Wurzeln nicht vermahlen in den Handel
                              									kamen. Unvermahlen kann dieselbe den wenigsten der Fabrikanten dienen, da sie nicht
                              									die Gelegenheit haben, sich die Wurzel selbst zu mahlen.
                           In der Wurzel war der Krapp nicht zum vollkommenen Handelsgut geworden, somit durch
                              									Unzwekmäßigkeit zu schlechtem, vielleicht zum vierten Theil des Werths verkauft.
                           Um im Vaterland den Krappbau permanent zu erhalten, würde es nothwendig seyn, daß mit
                              									dem beginnenden Anbau des Krapps auch eine Krappwurzel-Darre und Mühle
                              									aufgestellt würde, welche übrigens nicht sehr kostspielig sind. Damit das Capital
                              									nicht so lange unverzinset bleibe, könnte man mit Fechsung von einem Theil
                              									einjähriger Wurzeln beginnen und sie zur Röthe vermahlen, von einem Theil der
                              									Pflanzung die Wurzeln aber im Boden lassen, und das folgende Jahr zweijährigen Krapp
                              									erzeugen, so auch einen Theil im dritten Jahr, damit so fortfahren, und dann stets
                              									ein-, zwei- und dreijährigen Krapp, allerdings nach Verschiedenheit
                              									des Alters im Preis steigend zu Markt bringen; der Mühlbesizer könnte sodann leicht
                              									kleinere Landwirthe zum Anbau vermögen, ihnen ein-, zwei- oder
                              									dreijährige Wurzeln abnehmen, und so die Mühle erträglicher machen; der gemahlene
                              									Krapp würde hernach, wenn er mit erforderlicher Kenntniß behandelt wird, mit großem
                              									Vortheil zu verwerthen seyn, was allerdings nach Eigenschaft, Qualität und nach dem
                              									allgemeinen Standpunkt der Preise sich richtet.
                           Würde der Anbau in kalkmergelhaltigem Boden, oder da wo die Düngung damit leicht und
                              									wohlfeil geschehen kann, in der Nähe von Kalkbrüchen, oder da wo der Kalk billig
                              									ist, beginnen, so würden sich in Kürze die günstigen Eigenschaften des böhmischen
                              									Krapps herausstellen, derselbe guten Kauf finden, und dem Vaterland ein großes
                              									Capital, das alljährlich dafür außer Land geht, erhalten werden, dem Landwirthe aber
                              									eine neue Quelle des Erwerbs sich eröffnen.
                           
                           
                              Steyerischer Krapp.
                              
                           Der mir vorgekommene Steyerische Krapp, den ich von einem Wiener Hause bezog, war von
                              									ganz vorzüglicher Qualität, und lieferte, so wie der Böhmische Krapp, den schönsten
                              									Krapplak.
                           Der Steyerische Krapp näherte sich in seinen Eigenschaften dem Holländer Krapp, so
                              									daß er in Wien für Holländer verkauft worden ist; auch habe ich gefunden, daß er
                              									weniger einfärbt, und die Seifenpassagen gut aushielt; in den Avivagen brauchte er
                              									so wie der Elsasser Krapp größere Schonung und Vorsicht.
                           Er wurde mir gut gemahlen zugesendet und ich zweifle nicht, daß der Anbau desselben
                              									dort fortgesezt wird. Ich halte den Steyerischen Krapp in seinen Eigenschaften für
                              									vorzüglich.
                           Ungarischer Krapp.
                           Der aus Wien erhaltene Ungarische Krapp hatte ebenfalls dem Aeußern nach Aehnlichkeit
                              									mit dem Holländischen und war gut gemhlen.
                           Er färbte wie der Steyerische nicht so stark in den weißen Grund, und bleichte sich
                              									sehr gut, färbte bei niederer Temperatur gut an, und war sehr avivage- und
                              									seifenfest, so daß er darin dem Avignoner äbnelte. Aus diesem wird ersichtlich, daß
                              									der Anbau von Krapp in Böhmen, Steyermark und Ungarn sehr wohl gelingen kann und
                              									nüzlich würde, so wie auch die schönsten Resultate sich davon erwarten lassen.
                           Krapp-Analysen.
                           Die verschiedenen färbenden Eigenschaften dieser Krappgattungen machten es den
                              									Fabrikanten höchst wünschenswerth, das Krapppigment genau kennen zu lernen. Obgleich
                              									eine Anzahl von Analysen des Krapps bereits bekannt war, so verdanken wir doch dem
                              									Impuls durch die Preisaufgaben der Société industrielle
                              									in Mülhausen die neuern Analysen des Krapps.
                           Insbesondere lieferten die Arbeiten von Kuhlmann, Robiquet und Colin, Köchlin-Schuch, Persoz,
                              										Schlumberger, Gaultier de
                                 										Claubry, Runge und Andern genauere Kenntniß über den Krapp und seine
                              									färbenden Pigmente.
                           Dessenungeachtet ist noch viel Licht in die Sache zu bringen, und sind diese Arbeiten
                              									nicht als geschlossen zu betrachten.
                           Es ist auch wünschenswerth zu untersuchen, ob die verschiedenen im Krapp
                              									vorgefundenen Pigmente nicht ein und dasselbe Pigment in verschiedenen
                              									Oxydationsstufen nach verschiedenem Alter der Wurzel sind, und ob nicht nach und
                              									nach eines in das andere übergeht.
                           
                           Wenn ich auch zugebe, daß in der einjährigen Wurzel, in welcher das in kaltem Wasser
                              									größtentheils schon lösliche unsolide rothe Pigment, Runge's Krapppurpur, in weit größerer Quantität enthalten ist, sich darin
                              									auch schon fertiges Krapppigment, Runge's Krapproth,
                              									findet, welches solid färbt, so bin ich durch meine Versuche auch fest überzeugt,
                              									daß in den ältern Krappwurzeln sich weniger unsolides und dagegen weit mehr solid
                              									färbendes Pigment vorfindet; daß hierin nach der Vermahlung mit diesem Pigment im
                              									Faß noch eine wesentliche Veränderung durch das sogenannte Wachsen vorgeht, und daß
                              									dieß bei dem Avignoner Krapp nur deßhalb im mindern Grad der Fall ist, weil er
                              									weniger des unsoliden, gleichsam unfertigen Pigments. (Krapppurpur) enthält.
                           Das solid färbende Krapppigment ist von den vorstehenden Chemikern Alizarin oder Krapproth, das
                              									unsolide Krapppurpur, Rosafärbestoff, das gelbe Pigment
                              									des Krapps Xanthin, und endlich das braune harzige
                              									Pigment Krappbraun benannt worden. Alle übrigen
                              									Bestandtheile, als Holzfaser, Zuker, vegetabilisches Eiweiß, Schleim, Fett, Oehl,
                              									Gallertsäure, Weinsteinsäure, Aepfelsäure, Magnesia sind bis auf den Kalkgehalt
                              									weniger der Beachtung würdig gefunden worden. Die Analysen müssen von einander
                              									abweichen, weil die verschiedenen Krappgattungen abweichende Bestandtheile
                              									enthalten, selbst verschiedene Krappe von einer Gattung, verschiedenen Jahrgängen
                              									und Alter nicht ganz gleiche, noch viel weniger quantitativ gleiche Bestandtheile
                              									zeigen.
                           Richtige Analysen der verschiedenen Krappgattungen in ihrem verschiedenen Alter
                              									zusammengestellt, würden sehr erwünscht seyn, und vieles Wissenswerthe
                              									aufklären.
                           Ferner wäre zu wünschen, daß die nüzliche oder schädliche Rolle, welche die
                              									Bestandtheile des Krapps bei dem Färben selbst spielen, genauer geprüft, daß der
                              									gefärbte Stoff in den verschiedenen Operationen des Kleiens, des Seifens, des
                              									Avivirens oder Chlorirens bei Durchnahme durch Säuren oder Alkalien untersucht und
                              									nachgewiesen würde, welche Veränderungen jedesmal vorgegangen und welche
                              									Bestandtheile entzogen worden sind; ferner, welche Bestandtheile des Krapps das
                              									Roth, Rosa, Violett und Schwarz in ihrer Vollkommenheit und Solidität bedingen,
                              									welche Bestandtheile ihnen schädlich, und wodurch solche am zwekmäßigsten entfernt
                              									werden können.
                           Meinen Versuchen und Erfahrungen zufolge hat man bei der Krappfärberei mit vier
                              									Bestandtheilen des Krapps wesentlich zu thun, nämlich mit dem fahlen Gelb und
                              									unsolid färbenden rothen Pigment  des Krapps, mit dem solid färbenden rothen Pigment, und
                              									mit dem Krappbraun.
                           Daß übrigens die Nebenbestandtheile des Krapps, als: die Gallertsäure, Eiweiß,
                              									vegetabilisches Fett und Oehl, Zuker, Harz etc. ebenfalls Einfluß bei dem Färben
                              									ausüben, ist nicht zu bezweifeln, doch. nicht gehörig ermittelt.
                           Die Krappwurzel, wie sie gemahlen vorkommt, besonders die Holländer und Elsasser, ist
                              									niemals so fein zertheilt, daß durch irgend eine auflösende Behandlung die in den
                              									Wurzelzellen und Gefäßen eingeschlossenen Bestandtheile, ohne diese Gefäße vorher zu
                              									zerstören, gänzlich gelöst werden können.
                           Bei der Färbung kommt dieser Umstand in Erwägung zu ziehen, da bei Erhöhung der
                              									Temperatur diese Gefäße theilweise erweicht, ausgedehnt, erweitert und geöffnet
                              									werden. Daß hiebei das Gerinnen des Eiweißes in höherer Temperatur eine Rolle
                              									spielen mag, und zu rasches Ueberschreiten des Gerinnungspunkts nachtheilig wird,
                              									läßt sich vermuthen. Das fahle gelbe Pigment, Xanthin nach Kuhlmann, löst sich, so wie ein Theil des unsoliden rothen Pigments bei
                              									niederen Temperaturen im Wasser auf. Beide sind nicht wohl von einander zu trennen.
                              									Ich vermuthe, daß dieß fahlgelbe Pigment nur durch Einwirkung der in der Wurzel
                              									vorhandenen organischen Säuren, als: Weinsteinsäure, Aepfelsäure, Gallertsäure etc.
                              									auf das unsolide rothe Pigment erzeugt sey. Dieß Pigment wirkt nachtheilig auf den
                              									Glanz der Farben, besonders des Violett, Rosa, wo es am ersichtlichsten wird,
                              									besonders aber bei der Darstellung des Krapplaks.
                           Das unsolide rothe Pigment des Krapps löst sich leicht im kalten Wasser, in Säuren
                              									und Salzen auf, und bildet so im Gegensaz mit dem soliden rothen Pigment mit
                              									schwefelsaurer, essigsaurer, salpetersaurer und salzsaurer Thonerde in der Kälte
                              									leichtlösliche Verbindungen, während sich das solidrothe Pigment fällt. — Auf
                              									dieser Auflösung und Verbindung des unsolid rothen Krapp-Pigments in den
                              									Thonerde-Salzen beruht die Krapplak-Bereitung und dessen Nüancen,
                              									nachdem man mit Alkalien oder Salzen, z. B. Borax, arseniksaurem Kali etc., die
                              									Fällung aus der Auflösung veranlaßt.
                           Das unsolide Krapp-Pigment durch Säuren ausgezogen, fällt sich mit Ammoniak,
                              									Kali und Natron nicht, wohl aber mit Kalk, Thonerde und Metallsalzen, wenn keine
                              									freie Säure vorhanden ist. Mit den ersten drei Alkalien bleibt es in der Auflösung,
                              									die sich roth, mit Kali violettroth färbt, durch Zusaz von Säuren aber gelb wird,
                              									und sich ähnlich wie das Lakmus-Pigment verhält. Die Verbindung mit
                              									Thonerde-Salzen ist eben so unsolid, wird mit Säuren  gelb und mit Alkalien wieder
                              									roth, ob diese in der Flüssigkeit oder auf Kattun hergestellt wird. Bemerkenswerth
                              									ist übrigens, daß Fällungen mit Seife, und wo ein Doppelsalz gebildet wird, das mit
                              									der Thonerde schwer lösliche Salze bildet, z. B. Fällungen mit Arsenik oder
                              									arseniksauren Alkalien, eine Vermehrung der Solidität bemerkbar machen.
                           Dieses unsolide Pigment ist es, welches im Beginn der Färbung rasch und bereits in
                              									den niedern Temperaturen färbt, daher früher die Thonerde-Verbindung auf dem
                              									Stoff sättigt, ehe es dem soliden rothen Pigment, das in geringen Mengen in gewissen
                              									Quantitäten warmen oder heißen Wassers erst löslich ist, möglich wird sich mit der
                              									Thonerde zu verbinden.
                           Es ist ersichtlich, daß so gefärbte Waare in den Säuren und Seifenbädern die unsolid
                              									rothe Pigment-Verbindung verliert, und nur die wenige solid aufgefärbte rothe
                              									Verbindung zurükhält, folglich matte und schlechte Farben liefern muß.
                           Um diesem Uebel zu begegnen, ist die Erfahrung mit verschiedenen Mitteln zu Hülfe
                              									gekommen.
                           Die ältesten Rothfärber sezten Blut, Milch, Leim, kurz eiweißhaltige Substanzen den
                              									Krappfarben zu, die mit dem unsoliden Pigmente, das saure Eigenschaften besizt, bei
                              									mäßigen Temperaturen sich verbinden und gerinnen.
                           Weil hiedurch das unsolide Pigment unwirksam gemacht wird, und das solid färbende
                              									Krapproth somit weit mehr den Thonerde-Mordant sättigt, wirken secundär die
                              									eiweißhaltigen Substanzen auf Festigung der Farbe.
                           Ein zweites Mittel ist die Hinzusezung von Kreide, welche in den niedern Temperaturen
                              									schon das unsolide Pigment sättigt, und unlöslich zu Boden fällt, wodurch ebenfalls
                              									der Mordant sich mehr mit dem solidfärbenden Krapproth verbindet. Auch der Kalk
                              									(Kreide) scheint auf diese Weise nur secundär auf die Festigkeit der Farbe zu
                              									wirken, denn sezt man mehr Kreide als nöthig das unsolide Pigment zu binden hinzu,
                              									so bindet sie auch das solide Pigment, und die Farben werden hungrig und schwach. Es
                              									ist daher das Quantum des Zusazes der Kreide bei den verschiedenen Krappgattungen
                              									genau auszumitteln, wenn man nicht unsolide Farben erzielen, oder viel Krapp beim
                              									Färben verlieren will.
                           Durch Absorbirung des unsoliden Krapp-Pigments mittelst Kali oder Natron, kann
                              									dieser Zwek nicht erreicht werden, weil die Verbindungen in Wasser löslich sind,
                              									durch Wahlanziehung der basischen Thonerde-Salze (der Mordants auf dem Stoff)
                              									zersezt werden und auf diese Weise wieder unsolide Verbindungen entstehen
                              									müssen.
                           
                           Deivignoner Palus und der gute Alizari, selbst
                              									ein guter Avignoner Rosé bedürfen keiner Abstumpfungsmittel, weil das unsolide
                              									Pigment, wie erwähnt, durch den Kalkgehalt des Bodens bereits in der Wurzel
                              									neutralisirt ist.
                           Nimmt man die minder solidfärbenden Krappe, als Elsasser, Breslauer etc., und mit
                              									Mordant imprägnirten Stoff, und zieht man mit leztern bei niedern Temperaturgraden,
                              									z. B., 16, 24–30° R. eine Zeit lang das unsolidfärbende rothe Pigment
                              									heraus, färbt dann aber jene Stoffe, welche man solid färben will, hinten nach, so
                              									erreicht man wohl den Zwek, doch die Gränzlinie anzugeben, wann nämlich das unsolide
                              									Pigment absorbirt ist, kann nur durch Aufmerksamkeit beiläufig errathen werden. Das
                              									vollkommen heiß ausgefärbte Zeug wird sodann die Seifenpassagen und Avivagen eben so
                              									gut vertragen, als jene Stoffe mit dem Kreidezusaz.
                           Der durch Waschen mit kaltem Wasser von seinem unsoliden Pigment größtentheils
                              									befreite Krapp färbt daher ebenfalls etwas solider, d. h. er hält Seifenbäder besser
                              									aus, bedarf der Seifenbäder übrigens auch weniger für die Bleiche, da die Stoffe in
                              									gewaschenem Krapp nicht einfärben, sondern das Seifen bloß zur Belebung der Farbe
                              									dient.
                           Das solidfärbende Krapproth, wie es bei dem Färben mit der Krappwurzel erscheint, ist
                              									nur in geringer Quantität im heißen und kochenden Wasser löslich, und das durch den
                              									Mordant auf den Zeugen der Flüssigkeit entzogene Quantum Krapproth wirb durch neue
                              									Auflösung desselben wieder ersezt.
                           Das Krapproth scheint in inniger Verbindung mit dem Krappbraun zu seyn, und die
                              									Trennung ohne Zersezung beider nicht zu gelingen. Dieß möchte wohl die Ursache seyn
                              									daß, wenn man das Krapproth vom gefärbten Stoff abgezogen darstellt und damit wieder
                              									färbt, man ein Product erhält, welches nicht vollständig die Eigenschaften besizt,
                              									die ein mit Krapp gut gefärbter Stoff sonst besizt.
                           Ich bin daher versucht zu glauben, daß das uns bekannte Alizarin nicht das in der
                              									soliden Krappfärberei bekannte Krapproth sey, welches wir seiner Eigenschaften wegen
                              									schäzen, wenn ich die Darstellung desselben nach allen mir bisher bekannten Methoden
                              									betrachte.
                           Behandelt man den gewaschenen Krapp mit Alkalien, so dürfte, wenn das Krapproth z. B.
                              									gleich einer Säure wirkt, dasselbe allerdings unverändert aufgelöst, das harzige
                              									Krappbraun aber alsdann verseift werden, somit diese Verbindung geändert, und ein
                              									Doppelsalz aus zwei Säuren und einer Base entstehen, abgesehen von den übrigen in
                              									der Lauge gelösten Stoffen.
                           
                           Zersezt man diese Auflösung mit Säuren, so fällen sich die in kaltem Wasser schwer
                              									löslichen beiden Säuren heraus. Diese gefällte kaffeebraune Masse färbt allerdings
                              									ungefähr so solid wie Elsasser Krapp, besizt aber nicht die Eigenschaft, so solid
                              									als Avignoner Krapp zu färben. Die Färbung beginnt übrigens rasch von 60° an
                              									und gelingt bei 75–80° R. am besten.
                           Diese Verbindung, mit Stärkekleister oder Gummiwasser abgerieben, auf mit
                              									Thonerde-Mordant imprägnirten Stoff gedrukt, gut getroknet, sodann auf einen
                              									Senker gespannt, in einen Wasserbottich getaucht, worin das Wasser rasch bis zum
                              									Kochen erhizt und dabei der Senker vorsichtig bewegt wird, gibt einen sehr soliden
                              									topischen Aufdruk des Krapps, der durch Seifenpassage befestigt und geschönt werden
                              									kann.
                           Den Aufdruk durch Dämpfen zu befestigen, kann den Zwek nicht wohl erfüllen, weil das
                              									in der Fällung enthaltene Alizarin bei der Temperatur des Wasserdampfs schon
                              									flüchtig ist, und großentheils, bevor noch die Verbindung mit dem gebeizten Stoff
                              									erfolgt ist, entweicht, wohl auch die in Berührung kommenden unbedrukten Stellen des
                              									Stoffes färbt.
                           Diese kaffeebraune Masse mit Alaun, salpetersaurer, salzsaurer oder essigsaurer
                              									Thonerde behandelt, gibt das Alizarin ab und bildet filtrirt eine klare hochgefärbte
                              									Lösung, welche, wenn man die freie Säure vollkommen neutralisirt und die Auflösung
                              									verdikt aufdrukt, den Wasserdämpfen aussezt und dann durch arseniksaures Kali
                              									vollständig fällt, sehr schönes topisches Krapprosa liefert, das schwache
                              									Seifenbäder erträgt; da viele Thonerdebasis vorhanden und bereits verbunden ist, so
                              									verträgt es auch das Dämpfen. Die kaffeebraune Verbindung erscheint nun zersezt, und
                              									das Alizarin, durch die Thonerdesalze gelöst, von dem harzigen Krappbraun, das auf
                              									dem Filter bleibt, getrennt.
                           Das Alizarin zeigt sich hier ganz wie eine Säure, indem es die Alkalien, Erden und
                              									Metalloxyde neutralisirt, und ferner sich, wie alle übrigen unsoliden Pigmente der
                              									Art verhält, daß die gebildeten erdigen und metallischen Verbindungen sich in freier
                              									Säure lösen — eine Eigenschaft der gewöhnlichen sauren topischen Farben.
                           Behandelt man den gewaschenen Krapp mit Säuren, so erfolgt im Verhältniß der Stärke
                              									der Säuren sofort eine Lösung des Krapproth-Pigments mit Zurüklassung des
                              									Krappbraun. Das mit Essigsäure ausgezogene Roth, bei mäßiger Temperatur abgedampft,
                              									krystallisirt und sublimirt sich wie das Alizarin.
                           Der essigsaure Auszug mit Alaunerde neutralisirt, verdikt und auf Kattun gedrukt, dem
                              									Wasserdampf ausgesezt, und durch schwache  Laugen kohlensaurer Alkalien oder Seife genommen, gibt
                              									ebenfalls Krapprosa-Farben von geringerer Haltbarkeit, da sie sich durch
                              									überschüssige Alkalien oder Seife zersezen.
                           Uebrigens färbt der durch Schwefelsäure, Essigsäure oder Salzsäure ausgezogene, dann
                              									mit Wasser von der Säure gut gereinigte Krapp als Garancin recht gut, jedoch nicht
                              									so solid, als der gute Avignoner Krapp es vermag.
                           Man sieht, daß eine Zersezung stattgefunden hat, und daß Krappbraun gefällt und
                              									theilweise aus seiner Verbindung mit dem Krapproth geschieden worden.
                           Säuren und Alkohol vereint lösen zugleich Harzbraun mit auf, ohne daß man den Zwek
                              									erreicht, die Verbindung des Krapproth und Braun mit der Eigenschaft zu erhalten, so
                              									solid zu färben, als wie diese Verbindung in der Krappwurzel enthalten
                              									erscheint.
                           Der mit Säuren behandelte Krapp, mit Alkohol gewaschen, auf mit Thonerde gebeizten
                              									Stoff gedrukt und gedämpft, liefert ein schönes topisches Krapproth von mäßiger
                              									Solidität.
                           Hiedurch wird mehr Harz als Pigment ausgezogen, und das Extract ist zu arm an
                              									Farbstoff.
                           Dieses vorerwähnte Verhalten des Krapproth läßt mich der Vermuthung Raum geben, daß
                              									Verbindung des Krapproth mit dem harzigen Krappbraun erforderlich sey zur
                              									Darstellung der soliden Krappfarben. Diese Verbindung für sich herzustellen, ist
                              									bisher nicht gelungen.
                           Betrachte ich die Verbindung, welche entstanden ist, wenn man ein mit essigsaurem
                              									Thonerde-Mordant bedruktes Baumwollenzeug in Krapp ausgefärbt hat, so muß ich
                              									glauben, das basisch essigsaure Thonerdesalz sey durch Wahlverwandtschaft zersezt
                              									worden, die Thonerdebasis habe sich mit dem Krapp-Pigment, das die Stelle
                              									einer Säure hier vertritt, verbunden, die Essigsäure ausgeschieden, und diese habe
                              									sich mit dem Eiweißstoff des Krapps oder einer andern im Krapp enthaltenen
                              									vegetabilischen Basis vereinigt.
                           In diesem Falle erschiene das reine Krapp-Pigment als eine Säure; der z. B.
                              									mit essigsaurer Thonerde gebeizte und gereinigte, im Kochen mit Avignoner Krapp
                              									gefärbte Stoff ist nun satt braunroth; mäßigstarke Säuren verwandeln es in Gelbroth,
                              									Alkalien in Blauroth, neutralisirte Seife durch Behandlung bei 50° R. durch
                              									längere Zeit, z. B. einer Stunde, in vollkommenes Roth.
                           Die gelbe Nüance des gefärbten Stoffes zeigt daher auf freie Säure im Krapp, die
                              									blaurothe von freiem Alkali. Man besizt darin folglich ein Mittel die Farbennüance
                              									zu beherrschen, und kann sich in den Avivagen gleichfalls darnach richten.
                           
                           Die Seife aber hat dem gefärbten Zeuge viel von seinem Krappbraun entzogen, das sich
                              									mit dem rothen Pigment aufgefärbt hatte. Die Seifenflotte ist röthlich gefärbt und
                              									sezt Floken ab, die sehr klebrig sind und auf eine Harzverbindung hinweisen.
                           Das Alkali der Seife ist zum Theil neutralisirt und die Seife zersezt worden, es muß
                              									folglich eine Substanz, die dem krappgefärbten Stoffe entzogen worden ist, Säure
                              									vertretende Eigenschaften besizen, andererseits Stearinsäure sich getrennt und mit
                              									der Krappverbindung vereinigt haben.
                           Untersucht man die Solidität des geseiften Roth, so findet man, daß Säuren und
                              									Alkalien darauf schwächere Einwirkung zeigen, folglich hat es an Solidität
                              									gewonnen.
                           Nimmt man nun salpetersäurehaltiges Doppelchlorzinn (salpetersalzsaures Zinn, ein
                              									Theil Zinnsalz in drei Theilen Salpetersäure gelöst), nämlich so viel, daß durch
                              									Vermischung mit 50° R. heißem Wasser in 15 Minuten das Roth sich in ein
                              									schönes Gelborange verwandelt (dieß ist das gewöhnliche Schönen oder Aviviren),
                              									hängt den Stoff ins Wasser, reinigt ihn gut und seift ihn abermals, so ist durch
                              									diese Behandlung des früher geseiften Krapproth auf dem Stoff eine theilweise
                              									Zersezung erfolgt.
                           Das Zinnoxyd hat theilweise die Stelle der Thonerdebasis vertreten, und die Thonerde
                              									ist durch die freie Säure ziemlich fortgeschafft worden, so wie auch das Krapproth
                              									von einem Theil des Krappbraun getrennt wurde. Nach den Graden der Verbindung des
                              									Krapproth mit dem Zinnoxyde entsteht die Orange-Nüance.
                           Durch die neue Seifung wird das Zinnoxyd getrennt, verbindet sich mit dem Alkali und
                              									findet sich in der Seifenflüssigkeit, es tritt neuerdings Stearinsäure an die
                              									Krappverbindung. Je vollständiger die Zinnverbindung entfernt wird, um so weniger
                              									prävalirt die gelbe Nüance das Roth, und durch wiederholtes Seifen erreicht man
                              									dieß.
                           Nimmt man aber nach der vorerwähnten Seifung das Krapproth durch eine 60° R.
                              									heiße Lösung von Zukersäure von 1 Zukersäure auf 400 Wasser, so wird anfänglich die
                              									gelbe Nüance in rein Roth verwandelt, und dann erst durch längeres Einwirken der
                              									Säure wieder gelblich nüancirt.
                           Ist das lezte erfolgt und nach gutem Auswässern und Reinigen wiederholt kochend
                              									geseift worden, so erhält man ein mehr bläulichrothes Krapproth oder Rosa nach
                              									Stärke des angewendeten ersten Mordants und nach Sattheit und Temperatur der
                              									Ausfärbung.
                           Die Zukersäure hat hier sowohl das Zinnoxyd als die Thonerde fortgeschafft; auf dem
                              									Stoff befindet sich eine Verbindung von Krapproth mit Stearinsäure. Das Interessante
                              									ist, daß das Krapproth 
                              									ohne Alaunerde oder sonstigen Mordant das schöne Roth darzustellen scheint.
                           Als Reagens, ob sowohl Alaunerde so wie Zinnoxyd vollständig entfernt sind, benüze
                              									ich hier unter andern das Blauholz-Pigment. Bringt man nämlich Krapproth, das
                              									noch Thonerde oder Zinnoxyd enthält, in eine Blauholzflotte zum Färben, so zieht
                              									sowohl die Thonerde als das Zinnoxyd das Blauholz-Pigment rasch an und
                              									verwandelt es in Lilabraun. Sind Thonerde oder Zinnoxyd vollständig entfernt, so
                              									bleibt das Roth und Rosa rein und schön, und färbt sich kein Blauholz-Pigment
                              									darauf an.
                           Noch sicherer kommt man zum Ziele, wenn man den krappgefärbten Stoff nach dem ersten
                              									Seifen in eine Mischung von zwei Theilen Salz- und drei Theilen
                              									Salpetersäure, wozu man einen Theil Schwefelsäure hinzusezt, bei einer Temperatur
                              									von 40° R. in einer Verdünnung von einem Theil Mischung auf 600 Theile Wasser
                              									so lange bringt, bis nach dem Auge das Roth in rein Rothgelb verwandelt ist, was in
                              									10 bis 12 Minuten geschehen seyn dürfte, dann eine Seifenpassage, eine
                              									Zukersäure-Passage und noch eine Seifung folgen läßt, wobei bloß die
                              									Alaunerde fortzuschaffen kommt.
                           Ich erkläre mir dieß folgendermaßen: die Säuren trennen, ohne die bleichende
                              									Eigenschaft dieses Chlorgemisches besonders ins Auge zu nehmen, einmal das Krapproth
                              									von der Thonerde, so wie das Krapproth vom Krappbraun.
                           Es bleibt somit wahrscheinlich Krapproth mit den Säuren und Stearinsäure verbunden
                              									auf dem Stoffe, welche Verbindung durch die Seifenbäder zersezt, und die Säuren an
                              									das Alkali, die Stearinsäure aber mit dem Krapproth in Verbindung tritt, da das
                              									freie Krappbraun von der Seife gleichfalls fortgeschafft wird.
                           Ich traue meiner Untersuchung nicht vollständig, ob die Alaunerde gänzlich getrennt
                              									ist, und ob diese Verbindung Stearinsäure-Krapproth sey, und es wäre
                              									wünschenswerth, daß dieß von gewandten Analytikern untersucht würde, besonders da
                              									sich hieraus der Schluß ziehen ließe, daß das Krapproth vielleicht eine Basis bilden
                              									könne. Es wäre daher zu vermuthen, wie ich bereits vorstehend erwähnt, daß das
                              									Krapp-Pigment wahrscheinlich in verschiedenen Oxydationsstufen im Krapp
                              									vorkomme, in welchen es die amphoteren Eigenschaften, nämlich als Säure und Basis zu
                              									wirken, äußere.
                           Nach den Versuchen wäre die in den Thonerdesalzen lösliche und das unsolide
                              									Krapp-Pigment bildende Substanz für eine Säure, jene aber, die sich mit
                              									Säuren und den Thonerdesalzen fällt und das solide Krapproth auf dem Stoff bildet,
                              									für eine Basis zu halten. Ob die Krappbasis (Krappoxyd) dadurch auflöslicher wird,
                              									indem sich  krappsaures
                              									Krappoxyd oder das Krappbraun (vielleicht harzige Krappsäure) mit dem Krapproth
                              									verbindet, und leztere besonders mehr zur Vermittlung diene, um die Verbindung mit
                              									Stearinsäure auf dem Stoffe zu erleichtern, bleibt vorläufig Vermuthung, und muß ich
                              									Chemikern vom Fache zur Prüfung überlassen, da es dem Techniker, den sein tägliches
                              									Wirken so vielseitig anderweitig in Anspruch nimmt, unmöglich wird, einem einzelnen
                              									Gegenstande so viele Aufmerksamkeit und langwierigen, genauen Versuchen seine Zeit
                              									zu widmen, wiewohl ihm die reelle Erörterung sehr am Herzen liegen muß.
                           Garancin.
                           Auf der Fällung des soliden Krapproths durch Säuren beruht die Erzeugung des Garancin
                              									und die des Garancé.
                           Ich glaube Robiquet war der erste, der im Jahre 1827 die
                              									Krappwurzel mit Schwefelsäure präparirte und die durch Aussüßen mit Wasser von der
                              									Säure befreite sogenannte Krappkohle zum Färben benüzte. Das entstandene
                              									Krapp-Präparat ist äußerst wenig in kaltem Wasser, wohl aber über einer
                              									Temperatur von 60° R. in heißem Wasser löslich.
                           Man sieht aus dem Vorhergehenden, daß die Krappkohle oder das unter dem Namen Garancin von Lagier in Avignon
                              									zuerst in den Handel gebrachte Product ein durch Schwefelsäure präparirter Avignoner
                              									Krapp sey, welche die Nebenbestandtheile des solid färbenden Krapproth theils
                              									verkohlt oder aufgelöst und das harzige Krappbraun vom Krapproth abgeschieden
                              									hat.
                           Um es zu bereiten, nimmt man beim gewöhnlichen Verfahren mit der Hälfte Wasser
                              									verdünnte concentrirte Schwefelsäure, und rührt ein gleiches Gewicht Krapp in
                              									kleinen Portionen ein; dann läßt man ihn einige Stunden zur vollständigen Verkohlung
                              									stehen und wäscht ihn hierauf so lange mit Wasser aus, bis das Abwaschwasser
                              									Lakmuspapier nicht mehr röthet.
                           Ich fand, daß es gut sey die Verkohlung allmählicher zu machen, und man
                              									gleichförmigere Producte erhält, wenn der Krapp vorher mit Wasser befeuchtet wird,
                              									bis er eine gleichförmige nasse Masse bildet, und dann nach und nach ¾ vom
                              									Gewichte des Krapps an Schwefelsäure von 40° B. hinzugibt, die Masse
                              									gleichförmig durcharbeitet, 24 Stunden der Verkohlung Zeit läßt, dann dieselbe mit
                              									Wasser übergießt, absezen läßt, die Flüssigkeit abseiht, und dieses Auswässern so
                              									oft wiederholt, bis das Waschwasser wenig Säure zeigt, hierauf so viel kohlensaures
                              									Natron im Wasser gelöst dazu rührt, bis das Wasser neutral ist, dann noch einmal mit
                              									Wasser auswäscht, auspreßt, troknet und mahlt. Man erhält 42 bis 46 Proc.
                              									Garancin.
                           
                           Auch erhält man ein gutes Garancin, wenn man den Krapp mit sehr verdünnter
                              									Schwefelsäure vollständig benezt, und in Zinn- oder Bleigefäßen unter
                              									Anwendung von Wärme behutsam erhizt.
                           Es gelingt auch mit Salzsäure und am besten mit Essigsäure, den Krapp vorsichtig bei
                              									mäßiger Wärme zu präpariren.
                           Die leztere gibt das vorzüglichste Garancin, das am schönsten färbt, und nur wenig
                              									Auswässerung bedarf. Da die Verkohlung nicht so vollständig erfolgt, so bedarf man
                              									von dergleichen Garancin mehr zur Färbung; doch ist das erhaltene Quantum auch
                              									größer.
                           Es kommt besonders darauf an, bei der Garancin-Bereitung sehr reines Wasser
                              									anzuwenden, kalk- oder eisenhaltige Wässer sind dazu unbrauchbar.
                           Merkwürdig ist, daß das durch Auswässern mit eisenhaltigem Wasser schwarz gefärbte
                              									Garancin nach dem gehörigen Entwässern den Rothmordant violett anfärbt; es scheint
                              									somit eine im Wasser lösliche Verbindung von Eisenoxydul, Schwefelsäure und
                              									Krapp-Pgment in diesem Garancin enthalten zu seyn.
                           Man ersieht aus den Eigenschaften des Krapproth, daß das Garancin nur dann gut färben
                              									kann, wenn es frei von Säure ist.
                           Manche Garancin-Erzeuger trachten dieß durch sorgfältiges Waschen zu erzielen,
                              									andere durch Neutralisiren, durch doppeltkohlensaure Alkalien, weil diese bei dem
                              									Färben, wenn die Neutralisation damit überstiegen ist, nicht so schädlich
                              									wirken.
                           Man ersieht ferner, daß Kreidezusaz oder wohl gar kalkhaltiges Wasser der
                              									Garancin-Färberei nachtheilbringend seyn müssen, da sie zu viel Krapproth
                              									absorbiren.
                           Man hat demnach bei der Garancin-Färbung:
                           1) auf das Wasser bezüglich der Bestandtheile,
                           2) auf das Garancin, ob es freie Säure, oder
                           3) ob es freies Alkali enthält, genau Rüksicht zu nehmen.
                           Nach diesem hat man die Färbemethode abzuändern.
                           Bei kalkhaltigem Wasser nämlich sezt man so viel Zukersäure hinzu, als nach
                              									Verhältniß der Menge des Kalkgehalts erforderlich ist, um denselben aus dem Wasser
                              									zu fällen, ohne freie Zukersäure in der Flotte gelöst zu behalten, dann bringt man
                              									erst das Garanein ins Wasser.
                           Enthält das Garancin freie Säure, was man mit Lakmuspapier und schon daran bemerkt,
                              									daß das Schwarz und Violett schwerer färbt, so sezt man nach Bedarf der Färbeflotte
                              									etwas vollkommen kohlensaures Natron hinzu; auch vertritt etwas Tischlerleim oder
                              									Milch, der Flotte zugesezt, in vielen Fällen dieses Absorbirungsmittel.
                           
                           Ist jedoch freies Kali in dem Garancin, welches man durch geröthetes Lakmuspapier und
                              									an der violetten Farbe der Färbeflotte und dem gleichfalls schlechten Anfärben
                              									bemerkt, so ist ein Zusaz von Essig oder Essigsäure zu empfehlen, womit zugleich die
                              									überbasischen Mordants auf dem Stoff etwas angesäuert und neutralisirt und hiedurch
                              									die Wahlanziehung befördert wird.
                           Viel zuzusezen ist jedoch nachtheilig, weil die Solidität der Farben dadurch
                              									auffallend zu leiden scheint, und das Violett grau wird. Uebrigens scheint von den
                              									Säuren die Essigsäure am wenigsten nachtheilig zu wirken.
                           Es handelt sich allerdings auch sehr um die Nüance, welche man in Roth oder Violett
                              									zu färben beabsichtigt. Will man gelbroth färben, so muß man sehr vorsichtig seyn,
                              									daß man die Säure nicht zu stark abstumpfe. Will man blauroth färben, so muß man
                              									etwas doppeltkohlensaures Natron im Ueberschuß nehmen, bei reinem Roth, Violett und
                              									Schwarz aber das Färbebad sehr neutral erhalten.
                           Gutes Garancin färbt beiläufig viermal so viel als guter Krapp, darnach richtet sich
                              									das Quantum, das man zum Färben nimmt.
                           Zur Ersparung oder Substituirung des Garancins sezt man bei Braunfärbung rothen
                              									Sumach und Quercitron mit etwas Leim, bei Schwarzboden rothe Seerose oder Gallus
                              									hinzu.
                           Sehr solid färbt man, wenn man zum Garancin etwa 10 Proc. Avignoner Krapp zusezt. Die
                              									Färbung selbst gelingt am schönsten, wenn man bei einer Temperatur von 40° R.
                              									zu färben beginnt und bis 70° R. in lebhaft steigender Wärme färbt, die
                              									gefärbten Stoffe sorgfältig reinigt und, wenn es nöthig ist, nach Bedarf kleiet. Um
                              									Blauroth zu erzeugen, wird die Waare durch Kleie mit Seife passirt.
                           Die mit Garancin gefärbten Waaren sind schöner, doch bei weitem nicht so solid als
                              									mit Avignoner Krapp gefärbte.
                           Man kann aus dem vorerwähnten Verhalten des Krapps entnehmen, daß man Garancin mit
                              									verkohlter Krappfaser und ohne diese erzeugen kann, nämlich mit Säuren, die die
                              									Faser verkohlen, oder jenen, die dieß nicht vermögen, oder auch dabei künstliche
                              									Wärme zu Hülfe nehmen.
                           Nach dem vorerwähnten Verhalten der verschiedenen Krappgattungen werden sie
                              									allerdings sämmtlich Garancin geben, das in Beziehung auf das färbende Pigment
                              									gleiche Resultate, wenn auch nicht bezüglich der Reichhaltigkeit des Färbestoffes
                              									liefert, obgleich ich fand, daß Breslauer und Elsasser Krapp mehr Aufmerksamkeit als
                              									Avignoner in der Verkohlung bedürfen, und in ersteren die Zersezung des Färbestoffes
                              									selbst leichter zu erfolgen scheint. Uebrigens gibt nach meinen Versuchen der
                              									Elsasser und Pfälzer Krapp die reichste  Ausbeute von Garancin. Das Garancin aus Avignoner
                              									Palus- und Rosé-Krapp zu bereiten, ist wahrlich Schade, da die übrigen
                              									Krappgattungen ebenfalls gutes Garancin liefern, die Avignoner Palus- und
                              									Rosé-Krappe aber sich für solide Krappfarben besser eignen. Noch verdient die
                              									Benüzung des bereits zum Färben gebrauchten Rükstandes der Krappfärbeflotte die
                              									größte Beachtung.
                           Das Garancé.
                           Nach meinem Wissen ist Leonard Schwarz in Mülhausen der
                              									erste gewesen, welcher im Jahre 1829 den bereits ausgefärbten Krapp nach Robiquet's Verfahren mit Schwefelsäure verkohlte, und
                              									diese Krappkohle zum Färben empfahl.
                           Bereits in demselben Jahre machte ich Versuche mit diesem Verfahren so wie mit dem
                              									Garancin, unterließ aber die Benüzung davon, so wie die Mülhauser Fabrikanten, weil
                              									das gefärbte Product nicht die damals geforderten Eigenschaften der Solidität besaß.
                              									Die Anforderungen sind nun nicht mehr so streng, die Kleidung wird durch den großen
                              									Wechsel der Mode schneller geändert, man sieht auf Wohlfeilheit und Schönheit mehr
                              									als auf Solidität und Dauer, und so wird dieser verkohlte ausgebrauchte Krapp (das
                              									Garancé) ein nüzliches Präparat.
                           Die Bereitung desselben ist folgende: man leitet den ausgefärbten Krapp in eine mit
                              									Stein ausgemauerte Senkgrube, schöpft den diken Krappbrei heraus und trennt ihn
                              									durch Auspressen von der Flüssigkeit. Nun wird der feuchte Brei mit auf 40°
                              									Baumé mit Wasser verdünnter Schwefelsäure in kleinen Portionen angemacht, weil ein
                              									Brausen entsteht, bis man sieht, daß nicht nur das Brausen aufgehört hat, sondern
                              									der Krapprükstand vollständig mit Schwefelsäure benezt und in diken Brei verwandelt
                              									ist. So bleibt derselbe 12 Stunden stehen und wird dann mit Wasser zwei- bis
                              									dreimal ausgewässert. Nun nimmt man auf circa 100 Pfd.
                              									solchen Krapprükstandes ein halbes Pfund Zukersäure in 30° R. warmen Wassers
                              									gelöst, übergießt damit den ausgewässerten Rükstand und fährt nun mit dem Auswässern
                              									mit reinem kaltem Wasser fort, bis Lakmuspapier wenig Säure mehr zeigt; dann
                              									neutralisirt man diesen Rükstand mit etwas wenig kohlensaurem Natron, wäscht ihn und
                              									troknet den Rükstand als Garancé, worauf er wie das Garancin gemahlen wird. Da die
                              									Rükstände des Krapps nicht alle gleich ausgefärbt sind und aus verschiedenen
                              									Krappgattungen bestehen, Kreidezusaz etc. enthalten, so wie Alaunerde und Eisenoxyd
                              									von den Mordants der zu färbenden Zeuge bei dem Färben sich auflösen, so wird das
                              									Garancé nie vollkommen gleiche  Qualität besizen, und gewöhnlich 30 bis 50 Proc. von
                              									gutem Garancin sich gleichstellen, die Behandlung des ausgefärbten Krapps aber nach
                              									den erwähnten Bestandtheilen Berüksichtigung erheischen. Die Behandlung mit
                              									Zukersäure ist erforderlich, um das Eisen und die Thonerde fortzuschaffen, was die
                              									Schwefelsäure nicht vollständig zu thun scheint, und das Resultat ist ein schöneres
                              									Roth.
                           Da das Garancé aus einem Abfalle erzeugt wird, welcher bis jezt unbenüzt verloren
                              									ging und dem Staate große Summen erspart, die für Krapp oder Garancin außer Land
                              									gehen, so verdient dieses Präparat ernstliche Aufmerksamkeit.
                           Die Mordants für Garancin und Garancé sind dieselben, wie für die gewöhnlichen
                              									Krappfarben. Da man von dem Garancin mehr die gelbrothen Farben vorzieht, so bedient
                              									man sich eines Rothmordants von essigsaurer Thonerde von 8 bis 10° Baumé, dem
                              									man auf 3 Pfd. verdikte Farbe 1½ bis 2 Loth Zinnsalz (salzsaures Zinnoxydul
                              									in Krystallen) zusezt, zu violetten Farben nach der Nüance essigsaures Eisenoxydul
                              									zu 2 bis 3° Baumé.
                           Reichstadt, den 6. Jun. 1845.