| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XIX., S. 72 | 
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                        XIX.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Beslay's neuer
                              									Hochdruk-Dampfkessel.
                           Hr. Beslay hat der franzoͤsischen Akademie der
                              									Wissenschaften im Jahr 1839 einen Hochdruk-Dampfkessel zur Pruͤfung
                              									uͤbergeben (beschrieben im polytechn. Journal Bd. LXXIII S. 241
                              									und Bd. LXXIV S.
                                 										81), welcher aus einem horizontalen Cylinder von Eisenblech bestand, von
                              									dem senkrechte schwach conische Siederoͤhren in den Feuerraum sehr nahe am
                              									Rost hinab- und beilaͤufig 7 Zoll tief in die dike gluͤhende
                              									Kohksschicht hineinreichten.
                           Der neue Kessel Beslay's, chaudière
                                 										à vapeur tubulaire à circulation genannt, wurde unlaͤngst in
                              									Gegenwart mehrerer Mitglieder der Akademie gepruͤft; er besteht aus drei
                              									concentrischen Cylindern von 3 Meter Hoͤhe, durch welche Roͤhren von
                              									beilaͤufig 20 Centimeter (7″ 4″′) gehen. Der Cylinder
                              									von 2 Meter innerem Durchmesser steht senkrecht; ein unten am Apparat befindlicher
                              									Rost, welcher 60 Centimeter (1′ 10″) uͤber dem Aschenraum
                              									angebracht ist, nimmt das Brennmaterial auf, welches mit großer Leichtigkeit
                              									verbrennt. Die Flamme steigt bis zur Mitte des Kessels hinauf, biegt sich dann um
                              									und der Rauch entweicht durch den zwischen den concentrischen Cylindern befindlichen
                              									Raum; er vereinigt sich uͤber dem Kessel, wo er durch eine kniefoͤrmig
                              									gebogene Roͤhre einen Ausweg findet. Im Kessel angebrachte Roͤhren
                              									leiten den Dampf auf den Boden des kochenden Wassers, von wo er entweicht, indem er
                              									dieses Wasser in bestaͤndiger Bewegung erhaͤlt, wodurch die Bildung
                              									eines Wassersteins verhuͤtet wird. Da sich der Feuerraum innerhalb befindet,
                              									so kann man sich dem Kessel von allen Seiten naͤhern; er strahlt nicht mehr
                              									Waͤrme aus als heißes Wasser; uͤbrigens laͤßt sich diese
                              									Ausstrahlung durch einen concentrischen Mantel aus Holz vermeiden. (Bulletin de la Société d'Encouragement, August 1845, S.
                              									361.)
                           
                        
                           
                           Loup's Construction der Oefen für
                              									Dampfkessel.
                           Um die Uebelstaͤnde zu vermeiden, welche durch die Anwendung langer
                              									Roͤste an der Vorderseite oder vor den Dampfkesseln entstehen und zugleich
                              									den bestmoͤglichen Nuzen aus dem Brennmaterial zu ziehen, hat Hr. Loup eine Anordnung ersonnen, welche darin besteht, den
                              									Rost unter der Mitte des Kessels im Centrum des Ofens anzubringen. Auf diese Weise
                              									theilt sich die Flamme in zwei Theile, zieht unter jeder der zwei Haͤlften
                              									der unteren Kesseloberflaͤche fort und begibt sich dann laͤngs der
                              									beiden Seiten gleichzeitig zuruͤk, indem sie sich neuerdings zertheilt, um
                              									hierauf durch den Kamin zu entweichen, welcher in der Mitte der Osenlaͤnge
                              									angebracht ist. Die Thuͤre durch welche man das Brennmaterial hineinbringt,
                              									befindet sich also an einer der langen Seiten des Ofens, anstatt vor demselben. Die
                              									Laͤnge des Rosts wird hiebei sehr beschraͤnkt und seine Breite kann
                              									auf beiden Seiten ausgedehnt werden, je nach der Dimension, die man ihm im
                              									Verhaͤltniß zu dem erforderlichen Brennmaterial oder der Heizflaͤche
                              									des Kessels zu geben beabsichtigt. (Publication industr. de
                                 										M. Armengaud, Bd. IV, 7te Lief.)
                           
                        
                           Die englischen Eisenbahnen, nach ihrer Spurweite
                              									classificirt.
                           Folgendes ist ein Verzeichniß der bedeutenderen Eisenbahnen Großbritanniens, geordnet
                              									nach ihren Spurweiten. Die angegebene Laͤnge jeder Bahn in (engl.) Meilen
                              									bezieht sich nur auf die fuͤr den Verkehr gelegten und benuzten
                              									Schienenwege.
                           1) Spurweite von 4 Fuß 6 Zoll.
                           
                              
                                 
                                 (Meilen engl.)
                                 
                              
                                 Ballochney
                                 6
                                 
                              
                                 Garnkirk nach Glasgow
                                 8
                                 
                              
                                 Slamannan Eisenbahn
                                 12
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 26
                                 
                              
                           2) Spurweite von 4 Fuß 8½ Zoll.
                           (In dieser Classe sind auch einige Eisenbahnen inbegriffen mit ½ Zoll
                              									groͤßerer Spurweite, um den Raͤdern Spielraum zu lassen.)
                           
                              
                                 Birmingham (von London)
                                 112
                                 
                              
                                 Peterborough-Zweigbahn
                                 47
                                 
                              
                                 Birmingham-Gloucester
                                 53
                                 
                              
                                 Bishop's Auckland und Weardale
                                 8
                                 
                              
                                 Bodmin nach Wadebridge
                                 14
                                 
                              
                                 Bolton, Leigh und Kenyon
                                 9
                                 
                              
                                 Brandling Verbindungsbahn
                                 17
                                 
                              
                                 Brighton (von Croydon nach Shoreham)
                                 48
                                 
                              
                                 Chester nach Birkenhead
                                 15
                                 
                              
                                 Chester und Crewe
                                 21
                                 
                              
                                 Croydon
                                 10
                                 
                              
                                 Dover (Verbindungsbahn von Reigate)
                                 66
                                 
                              
                                 Dublin-Kingston
                                 6
                                 
                              
                                 Eastern Counties (oͤstliche Grafschaft) (nach Colchester)
                                 50
                                 
                              
                                 Edinburgh-Glasgow
                                 46
                                 
                              
                                 Glasgow und Greenock (von Paisley)
                                 16
                                 
                              
                                 Glasgow, Kilmarnock und Ayr
                                 51
                                 
                              
                                 Grand Junction (große Verbindungsbahn) nach Lancaster
                                 126
                                 
                              
                                 Gravesend und Rochester
                                 7
                                 
                              
                                 Große Nordbahn von England (Darlington nach York und Nord Midland
                                    											Eisenbahn)
                                 45
                                 
                              
                                 Hull nach Selby
                                 31
                                 
                              
                                 Lancaster und Preston
                                 20
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 818
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 (Meilen engl.)
                                 
                              
                                 
                                 Uebertrag
                                 818
                                 
                              
                                 Leicester und Swannington
                                 
                                 16
                                 
                              
                                 Liverpool und Manchester
                                 
                                 31
                                 
                              
                                 Manchester und Crewe
                                 
                                 29
                                 
                              
                                 Manchester und Leeds
                                 
                                 60
                                 
                              
                                 Maryport nach Carlisle
                                 
                                 30
                                 
                              
                                 Midland-Derby nach Birmingham
                                 
                                 41
                                 
                              
                                 Derby nach Leeds
                                 
                                 78
                                 
                              
                                 Rugby nach Derby
                                 
                                 48
                                 
                              
                                 Newcastle nach Carlisle
                                 
                                 60
                                 
                              
                                 Newcastle nach Darlington
                                 
                                 35
                                 
                              
                                 Newcastle und Nord Shields
                                 
                                 7
                                 
                              
                                 Nord und Ostbahn (von den Bahnen der oͤstlichen Grafschaft
                                    											aus)
                                 
                                 48
                                 
                              
                                 Nord-Verbindungsbayn, von Preston zur
                                    											Manchester-Liverpool-Bahn
                                 
                                 22
                                 
                              
                                 Norwich nach Yarmouth
                                 
                                 20
                                 
                              
                                 Preston und Wyre
                                 
                                 19
                                 
                              
                                 Suͤdwestbayn (nach Southampton)
                                 
                                 76
                                 
                              
                                 Gosport-Zweigbahn
                                 
                                 16
                                 
                              
                                 Stockton nach Darlington
                                 
                                 11
                                 
                              
                                 Stockton, Hartlepool und Clarence
                                 
                                 32
                                 
                              
                                 Taff Vale
                                 
                                 30
                                 
                              
                                 York und Nord-Midland
                                 
                                 27
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa
                                 1554
                                 
                              
                                 3) Spurweite von 5
                                    												Fuß 3 Zoll.
                                 
                              
                                 Dublin und Drogheda
                                 
                                 31
                                 
                              
                                 4) Spurweite von 5
                                    												Fuß 6 Zoll.
                                 
                              
                                 Soll in die Spurweite von 4 Fuß 8½ Zoll umgeändert
                                          												werden Abroath nach Forfar
                                 
                                 15
                                 
                              
                                 Auf Anrathen der trischen Eisenbahn-Commissäre.
                                    											Dundee nach Abroath
                                 
                                 16
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 Summa
                                 31
                                 
                              
                                 Auf Anrathen der trischen Eisenbahn-Commissäre. 5)
                                    												Spurweite von 6 Fuß 2 Zoll.
                                 
                              
                                 Belfast nach Portadown
                                 
                                 25
                                 
                              
                                 6) Spurweite von 7
                                    												Fuß.
                                 
                              
                                 Große Westbahn: Bristol und Gloucester;Soll in die Spurweite von 4 Fuß 8½ Zoll umgeändert
                                          												werden.
                                 
                                 
                              
                                 Cheltenham und Große Westbahn; Bristol und Exeter
                                 278
                                 
                              
                           „Der Werth der verschiedenen Spurweiten, heißt es in einem Artikel im Mining Journal, hat schon zu vielen
                                 										Eroͤrterungen Anlaß gegeben. Die Frage uͤber den Einfluß und die
                                 										Folgen dieser Verschiedenheit wurde dabei aber nicht sehr ins Auge gefaßt.
                                 										Allerdings erfuͤllt, wie Hr. Cobden bemerkt,
                                 										die Spurweite von 4 Fuß 8½ Zoll sowohl, als die von 7 Fuß ihren Zwek sehr gut, woraus also gefolgert werden muͤßte,
                                 										daß es auf die Groͤße der Spurweite gar nicht ankommt. Man muß gestehen,
                                 										daß die Reisenden jezt die verschiedenen Richtungen ihrer Bestimmung mit
                                 										ziemlicher Puͤnktlichkeit und mit nur selten vorkommenden
                                 										Ungluͤksfaͤllen erreichen, so daß sie wenigstens 20 englische
                                 										Meilen in einer Stunde machen, wobei unter 100 Fahrten hoͤchstens einmal
                                 										eine Achse bricht. Alles dieß gereicht den Bediensteten zur Ehre und den
                                 										Reisenden zur Beruhigung. Allein die eigentliche Frage ist, ob eine
                                 										groͤßere Geschwindigkeit und groͤßere Sicherheit erreicht werden
                                 										koͤnnen. Die Moͤglichkeit ist nicht in Abrede zu stellen, daß die
                                 										Schienen und Waͤgen dereinst so construirt werden, daß  sie viel groͤßere
                                 										Raͤder in Gang sezen, daß viel groͤßere und festere Schienen und
                                 										viel groͤßere Spurweiten in Anwendung kommen, als man jezt fuͤr
                                 										anwendbar haͤlt. Es ist mit dem Geist des Fortschritts daher nicht
                                 										vereinbar, daß wir uns durch Parlaments-Acte an eine fixe Spurweite
                                 										binden.“ (Civil Engineer and Architects'
                                 										Journal, Aug. 1845, S. 247.)
                           
                        
                           Coriolis und Poncelet, über das neue Schleußensystem mit Schwimmer von D. Girard.
                           Das Absehen Girard's bei seiner Schleuße mit Schwimmer ist
                              									darauf gerichtet, das Durchschleußen von Fahrzeugen moͤglich zu machen, ohne
                              									deßhalb die zu jeder Fuͤllung der Schleußenkammer erforderliche Wassermenge
                              									aufopfern zu muͤssen. Es wurden schon fruͤher mehrfach verschiedene
                              									Vorrichtungen zur Erreichung desselben Zwekes angegeben, z. B. die geneigten
                              									Flaͤchen von Rainolds und Foulton, Mercadier's Schleußen mit Wagen, die
                              									mit beweglicher Kammer von Solage und Bossut, die mit Schwimmer und Gegengewicht von Bétancourt, endlich die mit Kolben und Heber von Burdin. Thilorier schlug vor,
                              									durch Pferde- oder Windskraft das verloren gegangene Wasser wieder in die
                              									Hoͤhe zu heben. Nach dem Systeme von Raynolds, Foulton und Mercadier bedient
                              									man sich der Kraft eines niedergehenden Fahrzeuges, um ein anderes aufzuheben. Nach
                              									der Einrichtung von Solage und Bossut wird die Schleußenkammer von einem Gefaͤße getragen, welches
                              									in einen Wasserbehaͤlter taucht; Hebung und Senkung wird durch
                              									Zufuͤhrung des Wassers in die Schleußenkammer oder Ableitung daraus
                              									hervorgebracht. Nach Bétancourt wird ein
                              									Wasserbehaͤlter mit der Schleußenkammer in Verbindung gesezt und das Wasser
                              									in dieser Schleußenkammer dadurch zum Steigen gebracht, daß sich ein durch ein
                              									Gegengewicht mit veraͤnderlicher Wirkung aͤquilibrirter Schwimmer in
                              									den Behaͤlter senkt, oder aus demselben heraushebt. Bei dem Burdin'schen Systeme ist ebenfalls ein zur Seite
                              									liegender Behaͤlter angewendet; der leztere ist allseitig gegen den Zutritt
                              									der Luft geschuͤzt; auf ihn wirkt ein Kolben, welcher wie bei einer Saugpumpe
                              									ein Volumen Wasser, wie es die Schleußenkammer fordert, entweder austreibt oder
                              									einzieht, ohne daß der Schwerpunkt der in beiden Behaͤltern enthaltenen
                              									Wassermasse seine Lage veraͤndert, weßhalb bei Bewegung des Kolbens nur die
                              									Reibungswiderstaͤnde zu uͤberwinden sind.
                           Nach dem Girard'schen Systeme wird zur Seite der Schleuße
                              									ein großer Wasserbehaͤlter von entsprechender Tiefe hergestellt; ein
                              									prismatischer Kasten, welcher durch einen Schwimmer von moͤglichst kleiner
                              									Dimension getragen wird, schwimmt in diesem Wasserbehaͤlter und
                              									enthaͤlt selbst bis zu einer gewissen Hoͤhe Wasser und zwar so viel
                              									als zur Fuͤllung der Schleußenkammer erforderlich ist. Wenn nun die
                              									Schleußenkammer leer ist und man will sie fuͤllen, so steht der Wasserspiegel
                              									in dem schwimmenden Gefaͤße um ein wenig, etwa 5 Centim. hoͤher als
                              									der Wasserspiegel in der Schleußenkammer. Den mit Wasser gefuͤllten Raum des
                              									schwimmenden Behaͤlters sezen nun 10 große immer mit Wasser
                              									angefuͤllte Heber in Verbindung mit der Schleußenkammer; werden dieselben nun
                              									geoͤffnet, so tritt das Wasser aus dem Behaͤlter in die
                              									Schleußenkammer, zugleich hebt sich das leichter werdende schwimmende Gefaͤß
                              									und es ist die Berechnung der entsprechenden Gewichte so ausgefuͤhrt, daß die
                              									Hebung dieses Gefaͤßes in derselben Art erfolgt, wie das Steigen des
                              									Wasserspiegels in der Schleußenkammer. Hat das Niveau in der Schleußenkammer die
                              									gewuͤnschte Hoͤhe erlangt, so werden die Heber geschlossen; es erfolgt
                              									dieß durch die Vorrichtung selbst, wenn der Wasserspiegel in der Schleußenkammer
                              									etwa 10 Centim. unter dem Wasserspiegel des Oberwassers liegt. Wird nun das Fahrzeug
                              									nach der oberen Canalhaltung durchgeschleußt, so hat man nur ein Wasserprisma von 10
                              									Centim. Hoͤhe aus derselben zu entnehmen.
                           Nach vollbrachtem Durchgange kann leicht hierauf das umgekehrte Spiel der Vorrichtung
                              									eingeleitet werden, naͤmlich ein Fahrzeug zu Thale durchzuschleußen und
                              									zugleich das Wasser aus der Schleußenkammer in den schwimmenden
                              									Wasserbehaͤlter uͤberzufuͤhren. Da naͤmlich zu Anfange
                              									des beschriebenen Spieles das Niveau in dem schwimmenden Behaͤlter 5 Centim.
                              									hoͤher lag als in der Schleußenkammer, so muß es jezt um eben so viel tiefer
                              									liegen und wenn man nun die Heber oͤffnet, so wird der Uebertritt aus der
                              									Schleußenkammer in den schwimmenden  Behaͤlter eben so erfolgen, wie vorher umgekehrt.
                              									Es wird dieß fortgesezt, bis der Wasserspiegel in der Kammer wieder 10 Cent.
                              									hoͤher liegt, als der des Unterwassers.
                           Die Baukosten einer solchen Schleuße werden bei 33 Meter Laͤnge und 5 Meter
                              									Breite der Kammer zu 60,000 Fr. von Girard
                              									geschaͤzt; Coriolis glaubt dieselben auf 70,000
                              									Fr. annehmen zu muͤssen, und haͤlt sie im Vergleich mit der Anlage von
                              									kraͤftigen Dampfmaschinen fuͤr den Fall, wenn Wasser nicht vorhanden
                              									ist, fuͤr nicht zu hoch. Um die Heber uͤbrigens immer in
                              									gehoͤriger Thaͤtigkeit zu erhalten, wuͤrde man ebenfalls eine
                              									kleine Bewegkraft zum Auspumpen der sich ansammelnden Luft anwenden
                              									muͤssen.
                           Durch spaͤtere Abaͤnderungen wurde das Girard'sche Schleußensystem zwekmaͤßig modificirt; der ganze
                              									schwimmende Apparat besteht naͤmlich bei dieser verbesserten Einrichtung aus
                              									einem prismatischen Blechkasten, welcher durch einen Zwischenboden in zwei
                              									Abtheilungen getheilt ist; jede Abtheilung communicirt mit der aͤußeren Luft;
                              									der Behaͤlter wird aus Blech von 3 Millimet. Staͤrke gefertigt und
                              									durch eingeschraubte gegossene Rahmen in der erforderlichen stabilen Form erhalten;
                              									ein Schwimmer, welcher auf dem Wasser des unteren Behaͤlters steht, zeigt in
                              									jedem Augenblike die Wasserstandhoͤhe in demselben oder die Dike seiner
                              									Wasserschicht; die Verbindung zwischen den Behaͤltern und den Canalhaltungen
                              									wird nicht mehr durch oberhalb angebrachte Heber, sondern durch unterhalb liegende
                              									Grundverbindungen, Roͤhren und Schlaͤuche bewirkt; die
                              									Ventiloͤffnungen fuͤr dieselben werden von dem schwimmenden
                              									Behaͤlter selbst durch Ausloͤsungen und Hebel am Ende der von ihm zu
                              									durchlaufenden Bahn in gehoͤriger Art gestellt. Die Niveaux der oberen und
                              									unteren Canalhaltung werden als constant vorausgesezt; jede Abtheilung des
                              									Blechkastens erhaͤlt eine diesem Niveauabstande entsprechende Hoͤhe,
                              									und einen dem Querschnitt der Schleußenkammer gleichen Querschnitt.
                           In dem Zeitpunkte, wo die oberen Schleußenthore geschlossen, die unteren
                              									geoͤffnet sind, und das aufzuschleußende Fahrzeug in die Schleußenkammer
                              									hineingefuͤhrt wird, schwimmt der leere Blechkasten auf seinem
                              									Behaͤlter, in welchem die Wasseroberflaͤche mit der in der
                              									Schleußenkammer in gleicher Hoͤhe liegt; vermoͤge seines Gewichtes
                              									taucht der Blechkasten ein wenig unter den Wasserspiegel, und es wird diese
                              									Eintauchungstiefe auch hier zu 50 Millimet. angenommen; um dieselbe Tiefe liegen nun
                              									natuͤrlich auch der untere und obere Boden des Blechkastens unter dem Niveau
                              									der unteren und oberen Canalhaltung, und bei Oeffnung der Verbindungen wird nach
                              									Schließung des unteren Schleußenthores sich aus beiden eine Wassermasse in beide
                              									Abtheilungen des Blechkastens ergießen, von welcher vorausgesezt wird, daß die in
                              									die obere Abtheilung einstroͤmende genau der in die untere
                              									einstroͤmenden gleich ist. Sammelt sich nun in jeder Abtheilung eine
                              									Wasserhoͤhe x, so wird der Kasten in seinem
                              									Behaͤlter um eine Tiefe 2 x gegen die
                              									Wasseroberflaͤche sinken muͤssen, und da dieser Behaͤlter
                              									unterhalb mit der Schleußenkammer in Verbindung steht, so wird sich in beiden der
                              									Wasserspiegel um x heben und daher absolut genommen der
                              									Wasserkasten nur um den Betrag x gegen seine erste Lage
                              									sinken. Hienach wird auch in jedem Augenblike das Niveau einer jeden Canalhaltung um
                              									den bereits vorher angegebenen Betrag von 50 Millimet. hoͤher liegen als das
                              									Niveau der betreffenden Abtheilung des Behaͤlters.
                           Bei dem umgekehrten Spiele, wenn sich der Wasserspiegel der Schleußenkammer
                              									erniedrigen soll, schuͤtten die beiden Behaͤlter das aufgenommene
                              									Wasser wieder in die obere und untere Canalhaltung aus, und es ist, um die eine oder
                              									andere Bewegung des Wassers hervorzubringen, nur erforderlich, die
                              									anfaͤngliche Niveaudifferenz von 50 Millimet. hier eben so hervorzurufen, wie
                              									bei dem vorhergehenden Systeme. Da hier in den schwimmenden Blechkasten von der
                              									oberen und unteren Canalhaltung aus gleichzeitig Wasser eingeschuͤttet wird,
                              									so entsteht eine schnellere Bewegung, eine geringere Ausdehnung der Graͤnzen
                              									derselben, eine geringere Tiefe des zur Seite anzubringenden Wasserbehaͤlters
                              									und eine geringere Hoͤhe des Kastens selbst.
                           Die Kosten fuͤr die Herstellung einer Girard'schen
                              									Schwimmerschleuße werden zu 45,000 Fr. geschaͤzt und duͤrften bei
                              									Gefaͤllen von 3–4 Meter hoͤchstens um die Haͤlfte der
                              									Summe hoͤher kommen. Es werden diese Anlegekosten aber fuͤr Punkte
                              									fuͤr gar nicht zu hoch gehalten, wo die Schifffahrt wegen Wassermangel durch
                              									Canalfuͤhrungen entweder unterbleiben muß, oder die Unterhaltung  kraͤftiger
                              									Dampfmaschinen voraussezt, durch welche das bei jeder Durchschleußung herabgesunkene
                              									Wasser wieder in die Hoͤhe gehoben wird.
                           Bei den angegebenen Vorrichtungen betraͤgt der nach jedem Spiel der Schleuße
                              									nothwendig verbundene Wasserverlust unter der Voraussezung, daß eine Niveaudifferenz
                              									von 50 Millimeter genuͤge, um den Mechanismus mit gehoͤriger
                              									Geschwindigkeit in erwuͤnschten Gang zu sezen, so viel als der Inhalt eines
                              									Wasserprismas von 200 Millim. Hoͤhe und einer Grundflaͤche gleich dem
                              									Querschnitt der Schleußenkammer, und es wuͤrde bei der Frage uͤber
                              									Raͤthlichkeit der Anlage noch ganz besonders mit zu beachten seyn, daß durch
                              									die Dauer des Durchschleußens, welches bei vorausgesezter Gleichheit aller
                              									uͤbrigen Umstaͤnde von der Geschwindigkeit des Wasserzuflusses
                              									abhaͤngt, nicht etwa der Vortheil einer Wasserersparniß aufgehoben werde.
                           Die Akademie der Wissenschaften in Paris erklaͤrte die Einrichtung der Girard'schen Schleußen fuͤr eine der
                              									gluͤklichsten Combinationen der neueren Mechanik, versprach sich bedeutende
                              									Erfolge davon fuͤr die Schifffahrt in wasserarmen Punkten und verwendete sich
                              									bei dem Minister der oͤffentlichen Arbeiten für Ausfuͤhrung eines
                              									Versuches im Großen.
                           Poncelet hat zu dieser Schleußeneinrichtung eine
                              									hoͤchst ausfuͤhrliche Abhandlung bearbeitet, in welcher die
                              									mathematischen Bedingungen fuͤr die Wirksamkeit dieses neuen Schleußensystems
                              									enthalten sind. (Aus den Comptes rendus, im polytechn.
                              									Centralblatt 1845, 16tes Heft.)
                           
                        
                           Albano's Composition für
                              									architektonische Verzierungen etc.
                           Die Basis dieser Composition fuͤr architektonische Verzierungen etc. ist der
                              									Hanf, welcher zerrieben, dann mit einer harzigen Substanz, z. B. Theer, vermengt und
                              									hierauf in große Blaͤtter verwandelt wird. Diese Blaͤtter legt man auf
                              									Metallformen mit vertiefter Gravirung der zu erzeugenden Verzierung; sie werden
                              									darin stark zusammengepreßt und kommen mit aller wuͤnschbaren Reinheit aus
                              									den Formen. Die Substanz ist so elastisch, daß sie leicht auf krumme und
                              									vorspringende Theile der Mauern aufgetragen werden kann; sie ist zugleich sehr hart,
                              									sehr leicht und erleidet durch Waͤrme, Kaͤlte und Feuchtigkeit keine
                              									Veraͤnderung. Sie wurde in England in großem Maaßstab fuͤr Karnieße,
                              									Hausdaͤcher und für Gemaͤlderahmen angewandt, welche man beliebig
                              									bemalen und firnissen kann. (Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, August 1845, S. 370.)
                           
                        
                           Ueber die Bereitung von Cyankalium ohne Anwendung thierischer
                              									Substanzen.
                           In der Chemical Society zu London entstand eine
                              									Discussion uͤber die Erzeugung von Cyankalium durch Einwirkung des Stikstoffs
                              									der Luft auf Holzkohlen und kohlensaures Kali, welche in Frage gestellt wurde,
                              									obgleich sie vor einiger Zeit als Basis eines technischen Verfahrens zur Gewinnung
                              									von Blutlaugensalz in Vorschlag kam (man vergleiche die Patentbeschreibung im
                              									polytechnischen Journal Bd. XCV S. 293). Dr. Playfair theilte einige Resultate mit, welche Prof. Bunsen erhielt und wodurch die fruͤheren Versuche
                              									von L. Thomson und Dr. Fownes bestaͤtigt werden, naͤmlich daß
                              									stets Cyan auf diesem Wege erzeugt wird, wenn man die Temperatur so hoch steigert,
                              									daß sich das eiserne Rohr, worin man die Substanzen erhizt, in Stahl verwandeln
                              									kann. (Chemical Gazette, August 1845, No. 68.)
                           
                        
                           Verfahren zum Reinigen der Salzsäure von Eisen etc.
                           Hr. Louet reinigt die kaͤufliche Salzsaͤure
                              									auf folgende Weise. Er sezt derselben zuerst etwas Wasser, dann eine concentrirte
                              									Loͤsung von Cyaneisenkalium in Ueberschuß zu; es entsteht ein weißer
                              									Niederschlag, welcher allmaͤhlich blau wird. Nachdem die Einwirkung 1 bis 2
                              									Tage fortgedauert, wird die Saͤure durch einen Amianthstoͤpsel
                              									filtrirt, dann aus einer mit eingeriebener Tubulatur  versehenen Retorte destillirt,
                              									die im Sandbad erhizt wird und in welche einige spiralfoͤrmig gewundene
                              									Stuͤkchen Platindraht gebracht werden. Die ersten uͤbergegangenen
                              									Portionen, welche etwas Blausaͤure enthalten, beseitigt man und haͤlt
                              									mit der Operation ein, wenn drei Viertheile der Fluͤssigkeit in die Vorlage
                              									uͤbergegangen sind. Damit beim Kochen keine Troͤpfchen der
                              									Fluͤssigkeit in die Vorlage uͤbergeschleudert werden (da die
                              									Fluͤssigkeit etwas Berlinerblau aufgeloͤst enthaͤlt), wird auch
                              									der Hals der Retorte erhizt, indem zwischen ihm und dem Ofen keine schirmende
                              									Scheidewand gebracht wird; die in den Hals gelangenden Troͤpfchen troknen
                              									dadurch sogleich ein. Die so gewonnene Saͤure ist vollkommen rein und
                              									farblos. (Technologiste, August 1845, S. 503.)
                           
                        
                           Ueber das Blauanlaufen des Stahls.
                           In fruͤheren Jahren befaßte ich mich abwechselnd mit kleinen Arbeiten in Holz,
                              									Stahl, Eisen, Messing etc., besonders auch in Beziehung auf Gewehre und Waffen.
                              									Dabei kam es denn auch vor, polirten Stahl und Eisen blau anlaufen zu lassen. Die
                              									Versuche, solches Blauanlaufen mittelst gluͤhender Kohlen zu bewerkstelligen,
                              									sagten mir nicht zu, indem sich die Erhizung des Stahls oder Eisens dabei nicht so
                              									gut leiten und ganz gleichmaͤßig beschaffen laͤßt, um ein gleichfarbig
                              									gutes Blau zu gewinnen; auch haͤngt sich dabei leicht mehr oder weniger
                              									Flugasche an und verdirbt an diesen Stellen das Blau.
                           Ich fand mich sonach weiter veranlaßt, kleine Sachen von Stahl oder Eisen auf reines,
                              									aschefreies, gluͤhendes Eisen gelegt blau anlaufen zu lassen, was dann reiner
                              									und besser gelang und wobei das Vorruͤken der Farben bis zum
                              									schoͤnsten Blau genauer beobachtet werden konnte.
                           Endlich gelang mir, bei den verschiedenen Formen der Stahl- und Eisenstüke,
                              									die ich anlaufen lassen wollte, solches am besten in geschmolzenem reinem Blei
                              									— wobei jedoch die Haut, die sich uͤber solches Blei zieht,
                              									moͤglichst beseitiget werden muß, um sich beim Eintauchen des Stahls oder
                              									Eisens, wie beim Herausziehen desselben nicht daran haͤngen zu
                              									koͤnnen, weil sonst darunter das Blau verdorben wird.
                           Ist das Anlaufen nicht ganz nach Wunsch gerathen, so kann solches bekanntlich nach
                              									geschehener Erneuerung der Politur mit denselben Stahl- oder
                              									Eisenstuͤken wiederholt werden.
                           Je reiner und vollendeter die Politur ist, je reiner und schoͤner wird das
                              									Blau. Hoͤchst dringend ist aber erforderlich, daß das Stuͤk Stahl oder
                              									Eisen, was gleichfarbig und schoͤn blau anlaufen soll, voͤllig troken,
                              									rein und frei von allem Oehl oder Fett etc. seyn muß, denn es artet sich das
                              									Anlaufen nicht einmal gut, wenn die Politur vorher auch nur mit bloßer Hand
                              									beruͤhrt worden ist.
                           Wenn Stahl- oder Eisenstuͤke, die man blau anlaufen lassen will,
                              									durchweg oder ungefaͤhr von gleicher Dike und Breite sind, wie Uhrfedern,
                              									Degen- oder Saͤbelklingen, Saͤgeblaͤtter und
                              									dergleichen, so gelingt deren Anlaufen meist leicht und gut; im entgegengesezten
                              									Fall ist dieses aber sehr unsicher, da die duͤnnen, spizen oder schmalen
                              									Stellen daran zu fruͤh anlaufen und deren Blau wieder schwindet, unterdessen
                              									daß die dikeren, stumpferen oder breiteren Stellen beduͤrftig heiß werden.
                              										Berger. (Leuchs polyt.
                              									Zeitg.)
                           
                        
                           Fabrication flüssiger Gallussäure.
                           Der starke Verbrauch von Gallaͤpfeln in den Faͤrbereien zu Lyon
                              									veranlaßte Hrn. Michel ein Surrogat dieses
                              									auslaͤndischen Products auszumitteln und seine Versuche wurden mit dem besten
                              									Erfolg gekroͤnt. In der Naͤhe von Lyon sind zwei Fabriken und zwei in
                              									dem Staͤdtchen Pont-de-Beauvoisin (Isère) mit dessen Erzeugung
                              									beschaͤftigt. Man bereitet die Gallussaͤure aus alten
                              									Kastanienbaͤumen, welche keine Fruͤchte mehr tragen und auch nur noch
                              									schlechte Kohle liefern. Eine Maschine mit Kreissaͤge schneidet das Holz in
                              									duͤnne Spaͤne; diese werden in einen durch Dampf geheizten Kessel mit
                              									Rost gebracht, die Abkochungen in große Kufen geschuͤttet und stehen
                              									gelassen. Die abgelassene klare Fluͤssigkeit wird in flachen Kesseln
                              									abgedampft und wenn sie 20° Baumé zeigt, auf Faͤsser gebracht. Dieses
                              									Decoct ersezt vollkommen das der Gallaͤpfel. 100 Theile Spaͤne von
                              									alten 
                              									Kastanienbaͤumen liefern 16 bis 18 Thle. Decoct, welches im Handel mit dem
                              									Namen fluͤssiger Gallussaͤure bezeichnet wird. Der Hektoliter
                              									desselben wird zu 38 bis 42 Fr. verkauft. — Die Fabriken bestehen erst seit
                              									kurzer Zeit und werden sich hoffentlich halten; ihr Product ist beliebt, kann aber
                              									nur da gewonnen werden, wo es Kastanienbaͤume gibt. (Technologiste, August 1845, S. 502.)
                           
                        
                           Mikroskopische Untersuchung von Kartoffeln, welche von der
                              									gegenwaͤrtig in Württemberg herrschenden Krankheit ergriffen waren.
                           Auf die in oͤffentlichen Blaͤttern erschienene Nachricht, daß in
                              									Roßwaͤlden, Oberamts Kirchheim, eine Kartoffelkrankheit ausgebrochen sey,
                              									wendete ich mich an das Oberamt Kirchheim mit der Bitte, mir eine Partie der
                              									erkrankten Kartoffeln zu uͤberschiken, welcher Bitte dasselbe auch mit großer
                              									Gefaͤlligkeit entsproch. Außerdem erhielt ich noch, ehe diese Kartoffeln
                              									ankamen, in der hiesigen Gegend, wo die Krankheit an verschiedenen Orten, namentlich
                              									in großer Ausdehnung bei Kirchentellinsfurt, ausgebrochen war, Gelegenheit, den
                              									Gegenstand naͤher untersuchen zu koͤnnen.
                           Ich halte es fuͤr uͤberflussig, das aͤußere Bild der Krankheit
                              									zu entwerfen, indem dieses in den Berichten der Landwirthe in hinreichendem Maaße
                              									geschehen wird; es sey mir nur erlaubt, auf die aͤußeren Erscheinungen so
                              									weit einzugehen, als zum Nachweise, daß die von mir untersuchten Kartoffeln an der
                              									gegenwaͤrtig herrschenden Krankheit litten, nothwendig ist. Die Erkrankung
                              									der Kartoffeln war mit einer Erkrankung des Krautes, die sich im Auftreten von
                              									schwarzen Fleken am Stengel und schnellem Absterben aller oberirdischen Theile
                              									aͤußerte, verbunden. Ob die Erkrankung der Knollen der Erkrankung des Krautes
                              									voranging, oder umgekehrt, oder ob beide gleichzeitig waren, konnte ich bis jezt
                              									nicht ermitteln. Die Knollen zeigten an den ergriffenen Stellen eine in
                              									unregelmaͤßigen Fleken sich verbreitende braͤunliche Faͤrbung;
                              									die Oberflaͤche der Knollen war anfaͤnglich an diesen Stellen eben,
                              									sank dagegen spaͤter, offenbar in Folge einer anfangenden Vertroknung, etwas
                              									ein und erhielt dadurch ein pokennarbiges Aussehen. Die innere Substanz zeigte unter
                              									diesen Fleken eine Entartung, die sich durch das Auftreten von braͤunlichen,
                              									unregelmaͤßig zerstreuten Fleken aussprach, die zuerst unterhalb der gesunden
                              									Oberhaut des Knollens sich zeigten, spaͤter sich mehr und mehr in die Tiefe
                              									ausbreiteten, zusammenflossen und der Schnittflaͤche ein marmorirtes Ansehen
                              									ertheilten. Je weiter sich diese Fleken ausdehnten, desto mehr entfaͤrbte
                              									sich wieder die bereits krankhaft veraͤnderte Substanz der Kartoffel, so daß
                              									die mehr und mehr sich ausbreitende Graͤnzlinie des kranken Theiles am
                              									dunkelsten braun war. Die entartete Substanz war weniger fest als die gesunde, und
                              									wenn die Kartoffel troken aufbewahrt wurde, weniger saftig; sie troknete auch in
                              									manchen Faͤllen so ein, daß Zerreißungen in ihrem Innern eintraten. In andern
                              									Faͤllen war die Entartung (wie es scheint, unter dem Einflusse der
                              									Bodenfeuchtigkeit) weiter gegangen, die braune Substanz hatte sich wieder
                              									entfaͤrbt und war in eine weiche, taͤsaͤhnliche Masse, welche
                              									einen hoͤchst ekelhaften Geruch verbreitete, uͤbergegangen. An der
                              									Luft troknete diese Substanz schnell aus, indem sie sich zugleich
                              									schwaͤrzlich faͤrbte.
                           Die mikroskopische Untersuchung der braunen Stellen zeigte an denselben die Holzfaser
                              									(die Zellenhaͤute) und die Staͤrkmehlkoͤrner voͤllig
                              									unveraͤndert, dagegen waren die stikstoffhaltigen Bestandtheile
                              									gebraͤunt. Dieselben bilden in der gefunden Kartoffel, wie uͤberhaupt
                              									in allen Pflanzen, einen farblosen, schleimigen, bald gleichfoͤrmigen, bald
                              									in nezfoͤrmige Faͤden getheilten Ueberzug der inneren Flaͤche
                              									der Zelle, in welchem sehr feine Koͤrner sichtbar sind und welcher durch Jod
                              									sich gelb faͤrben laͤßt. An den entarteten Stellen war diese Substanz
                              									gelbbraun gefaͤrbt und ihre koͤrnige Structur deutlicher
                              									hervorgetreten. Zum Theil bildete diese braune Substanz auch einen duͤnnen
                              									Ueberzug uͤber die Amylumkoͤrner.
                           War die Entartung bis zur Entfaͤrbung und kaͤsartigen Erweichung
                              									vorgeschritten, so hatten die Zellen ihren Zusammenhalt unter einander verloren und
                              									stellten schlaffe Blaͤschen dar, wie in einer erfrorenen oder gesottenen
                              									Kartoffel. Sie waren mit einer truͤblichen Fluͤssigkeit, in welcher
                              									sehr feine Koͤrnchen sich fanden, die mit Jod sich gelb faͤrbten,
                              									folglich stikstoffhaltig waren, gefuͤllt. Die Amylumkoͤrner zeigten
                              									auch an diesen voͤllig zersezten Stellen ihre volle Integritaͤt.
                           
                           Von der Bildung von schimmelaͤhnlichen Gewaͤchsen war an keiner Stelle
                              									und in keinem Stadium der Krankheit irgend eine Spur aufzufinden.
                           Vergleicht man das Ergebniß dieser Untersuchung mit der Untersuchung, welche v. Martius vor einigen Jahren an Kartoffeln, die an
                              									Stokfaͤule litten, anstellte (die Kartoffelepidemie der lezten Jahre,
                              									Muͤnchen 1842)Polytechn. Journal Bd. LXXXVI S. 385., so
                              									unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß die krankhafte Entartung, welche die
                              									Kartoffeln bei der gegenwaͤrtig herrschenden Kranheit erleiden, wesentlich
                              									von der bei der Stokfaͤule eintretenden verschieden ist, und wir
                              									duͤrfen es vielleicht als ein Gluͤk erachten, daß die
                              									gegenwaͤrtige Krankheit nicht mit der Bildung eines kryptogamischen
                              									Gewaͤchses verbunden ist, indem hiemit vielleicht ein Grund der
                              									Anstekungsfaͤhigkeit wegfaͤllt. Das Wesen der vorliegenden Krankheit
                              									besteht offenbar in einer fauligen Zersezung der stikstoffhaltigen Bestandtheile der
                              									Kartoffel, die nicht durch eine fremde Afterorganisation hervorgerufen ist und auch
                              									nicht zur Bildung einer solchen und durch diese zur Fortpflanzung des Uebels
                              									Veranlassung gibt, sondern als Folge der unguͤnstigen Witterung des
                              									dießjaͤhrigen Sommers aufgetreten ist.
                           Ich muß den Landwirthen die Entscheidung daruͤber, ob es bei der großen Masse
                              									der zu troknenden Kartoffeln moͤglich seyn wird, durch kuͤnstliche
                              									Austroknung derselben dem Zersezungsprocesse einen Stillstand zu sezen,
                              									uͤberlassen, erlaube mir aber auf den Punkt aufmerksam zu machen, daß die
                              									Staͤrkmehlkorner voͤllig gesund bleiben und daß es ohne Zweifel
                              									moͤglich waͤre, solche Kartoffeln, in welchen die Zersezung bereits
                              									weit vorgeschritten ist und welche voͤllig ungenießbar geworden sind, noch
                              									auf Gewinnung von Staͤrkmehl zu benuͤzen. Hugo v. Mohl, Prof. in Tuͤbingen. (Riecke's Wochenblatt 1845, Nr. 37.)
                           
                        
                           Ueber Maschinenpapier.
                           Gewoͤhnlich schreibt man dem Chlorgehalt des Papiers die nachtheiligen
                              									Wirkungen zu, welche chemisch gebleichtes Papier so haͤufig bei dem Steindruk
                              									aͤußert. Indessen ist nicht das Chlor hieran Schuld, sondern die Leimung,
                              									besonders die starke mit Harzseife und Alaun, und zwar ist diese um so
                              									nachtheiliger, je kalkhaltiger das Wasser ist. Selbst der gewoͤhnliche
                              									thierische Leim ist nachtheilig, wenn er noch viele Fetttheile enthaͤlt, d.
                              									h. nicht gehoͤrig abgeschaͤumt wurde, was noch von dem
                              									Papierfabrikanten, besonders nach dem Alaunzusaz geschehen sollte. Bekanntlich
                              									werden die Steine durch solches Papier nicht angegriffen, sondern mehr die Zeichnung
                              									hinweggenommen. Auch nehmen die unbeschriebenen Stellen des Steins Schwaͤrze
                              									an (versaugen). An beidem kann weder Salzsaͤure noch Chlor Ursache seyn, da
                              									man ja oft selbst ohne Nachtheil mit Salzsaͤure aͤzt.
                           Papier dagegen, welches durch und durch mit Harz durchzogen ist und oft auch Oehl
                              									(fettes und Terpenthinoͤhl) enthaͤlt, muß an der Zeichnung kleben und
                              									diese dadurch losreißen, zugleich aber dem Stein Harz und Fett mittheilen, wodurch
                              									derselbe zur Aufnahme der Schwaͤrze, zum Beschmuzen, geeignet wird.
                           Diese Uebelstaͤnde treten namentlich hervor, wenn das Papier 1) mit weichem
                              									(terpenthinhaltigem) Harz geleimt wurde; 2) wenn mehr Alaun, als zur Zersezung der
                              									Harzseife noͤthig, zugegeben wurde; 3) wenn man Oehl auf den
                              									Hollaͤnder gibt (zur Beseitigung des Schaͤumens); 4) wenn nach der
                              									Leimung der Hollaͤnder die Masse nicht gehoͤrig durchgearbeitet hat,
                              									was bei vorsichtiger Leimung zwar nicht noͤthig, wohl aber, wenn der Alaun in
                              									wenig Wasser geloͤst auf drei- oder viermal zugegeben wird, wobei das
                              									Harz an den Stellen, wo der Alaun gerade hinkommt, als Harzsaͤure
                              									abgeschieden wird, und erst durch laͤngeres Durcharbeiten wieder zu Harzseife
                              									wird, wenn nicht zu viel Alaun vorhanden ist.
                           Der Alaun hat mehr Schwefelsaͤure, als zur Loͤsung der Thonerde
                              									noͤthig ist; wenn nun die Seife (das Kali der Seife) zu gering ist
                              									fuͤr die Menge des Alauns, so wird von lezterem nur so viel
                              									Schwefelsaͤure gesaͤttigt, daß der Alaun noch loͤslich bleibt.
                              									In diesem Zustand gibt er an die Harzsaͤuren keine Thonerde  ab und dieselben werden dann
                              									beim Troknen des Papiers wasserfrei und klebend, waͤhrend dieß nicht der Fall
                              									ist, wenn sie an Thonerde gebunden sind.
                           Ein Hauptuͤbelstand ist es also, daß die Alaunloͤsung nicht
                              									verduͤnnt genug in den Hollaͤnder kommt und daher durch Ausscheidung
                              									der Harzsaͤuren, wenn nachher nicht genug durchgearbeitet wird, das Papier
                              									flekig macht.
                           Die Kalkseife, welche entsteht, ist gleichfalls der Art, daß sie auf dem Stein Fleken
                              									geben kann, indem sie oben aufschwimmt und sich an einzelnen Theilen des Zeugs
                              									festsezt; doch trifft man selten Wasser, welche so viel Kalk enthalten, um diesen
                              									Nachtheil hervorbringen zu koͤnnen. Leykauf. (Leuchs polytechn. Zeitg.)
                           
                        
                           Ueber Verhinderung des Betrugs mit Blutegeln.
                           Hr. Rey schlaͤgt Folgendes vor, um dem Betrug mit
                              									Blutegeln zu begegnen:
                           1) die Blutegel, wovon das Tausend weniger als anderthalb Kilogramme wiegt, zum
                              									medicinischen Gebrauch fuͤr untauglich zu erklaͤren;
                           2) daß in allen Staͤdten, wo der Blutegelhandel im Großen betrieben wird,
                              									Agenten aufgestellt werden, welche sich zu uͤberzeugen haben, ob die zum
                              									Verkaufe bestimmten das bestimmte Gewicht haben oder nicht, und ob sie nicht etwa
                              									mit Blut vollgesogen sind;
                           3) daß Reservoirs errichtet werden, in welche die zu kleinen oder vollgesogenen
                              									Blutegel gebracht werden, damit man sie spaͤter, wenn sie herangewachsen sind
                              									oder ihr Blut wieder von sich gegeben haben, zum Vortheil der Krankenanstalten
                              									verkaufen kann.
                           Der erste Vorschlag des Hrn. Rey kann keinen Eingang
                              									finden, indem sonst den Aerzten die noͤthigen Blutegel nicht geliefert werden
                              									koͤnnten und zwar aus folgenden Gruͤnden:
                           1) die Blutegel kommen (nach Frankreich) vom Auslande gegenwaͤrtig in
                              									geringerer Menge als vor einigen Jahren, denn im Jahr 1833 wurden in Frankreich
                              									eingefuͤhrt 41,654,300 Stuͤk; im Jahr 1842 20,382,358 und im Jahr 1844
                              									gar nur 15,224,672, welche wieder in große, mittlere und mittelkleine
                              									zerfallen;
                           2) außer diesen gibt es noch kleine. Die großen Blutegel
                              									allein aber koͤnnten gebraucht werden, indem die mittlern nur 1,125 bis 1,250
                              									Kilogr. und die mittelkleinen 625 bis 650 Gramme wiegen. (Man vergl. Chevallier's Abhandlung uͤber den Blutegelhandel
                              									im polytechn. Journal Bd. XCVII S. 453).
                           3) Die Blutegel ziehen das Blut nicht im Verhaͤltniß ihrer Groͤße aus;
                              									Hr. Alph. Samson uͤberzeugte, sich, daß mittlere
                              									Blutegel ihr 6,69- oder beinahe 7faches Gewicht Blut, die großen hingegen nur
                              									5,33 oder 5⅓mal ihr Gewicht gesogen hatten.
                           Die Ernennung von Inspectoren, welche den Betrug mit dieser Waare constatiren, ihn zu
                              									Protokoll nehmen und die Verkaͤufer bei der Behoͤrde anzeigen, damit
                              									Rechtens mit ihnen verfahren werde, ist gewiß sehr wuͤnschenswerth.
                           Der von Hrn. Rey angeregte Gegenstand liegt
                              									gegenwaͤrtig der koͤniglichmedicinischen Akademie zur Berathung vor.
                              										(Journal de Chimie médicale, August 1845, S.
                              									436.)