| Titel: | Beschreibung des Differenz-Regulators der Gebrüder Werner Siemens und Wilhelm Siemens zu Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XX., S. 82 | 
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                        XX.
                        Beschreibung des Differenz-Regulators der
                           								Gebruͤder Werner
                              										Siemens und Wilhelm Siemens zu
                           									Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II
                        Siemens' Differenz-Regulator für Dampfmaschinen und
                           								Wasserwerke.
                        
                     
                        
                           Das Bedürfniß eines Regulators, der den Gang der Dampfmaschinen und Wasserwerke
                              									vollkommener zu regeln vermag als es bisher möglich war, hat sich schon seit
                              									längerer Zeit fühlbar gemacht, wie die zahlreichen bekannt gewordenen Versuche, den
                              									bisher fast ausschließlich angewendeten Centrifugal-Regulator zu verbessern
                              									oder die Regulirung auf andere Weise zu bewerkstelligen, beweisen. Die Praxis hat
                              									sich indeß bisher für die Beibehaltung des Centrifugal-Regulators
                              									entschieden, da er die neueren Constructionen sowohl an Empfindlichkeit, wie auch
                              									größtentheils an Einfachheit und Solidität übertrifft. Da unser auf ein neues
                              									Princip begründeter Regulator sich bereits mehrfach und mit überaus günstigem
                              									Erfolge bewährt hat, so stehen wir nicht länger an, ihn der Oeffentlichkeit zu
                              									übergeben.
                           Wir benuzen ebenfalls das conische oder Centrifugal-Pendel zur Regulirung,
                              									doch in ganz anderer Weise als es beim Centrifugal-Regulator geschieht. Bei
                              									diesem ist das Doppelpendel in seiner Drehung durchaus vom Gange der Maschine
                              									abhängig. Nimmt diese einen veränderten Gang an und wird demzufolge auch der
                              									Regulator schneller oder langsamer gedreht, so nehmen die Pendel eine dieser
                              									veränderten Drehungsgeschwindigkeit entsprechende größere oder geringere Schwunghöhe
                              									ein, und wirken durch diese veränderte Stellung moderirend auf den Gang der Maschine
                              									ein. Unser einfaches oder doppeltes conisches Pendel bewegt sich dagegen frei und
                              									ganz unabhängig vom Gange der Maschine in kleineren und daher mehr isochronischen
                              									Umschwingungen.
                           Wird also durch irgend eine Ursache das bisherige normale Verhaͤltniß zwischen
                              									Triebkraft und Belastung der Maschine geändert und beginnt dieselbe demgemäß einen
                              									schnelleren oder langsameren Gang, so muß das freischwingende Pendel, welches seinen
                              									früheren Gang beibehält, entweder zurükbleiben oder voreilen. Von dieser
                              									eintretenden Verschiedenheit der von Maschine und Regulator in gleichen Zeiten
                              									zurükgelegten Wege, oder vielmehr von dem Unterschiede beider, ist bei unserem
                              									Regulator die Regulirung des Ganges der ersteren  abhängig gemacht. Wir glauben
                              									ihn daher füglich Differenz-Regulator, zur Unterscheidung von dem durch die
                              									Centrifugalkraft wirkenden Centrifugal-Regulator, nennen zu können. Unsere
                              									auf das oben erwähnte allgemeine Princip sich gründenden
                              									Regulator-Constructionen sind jedoch wesentlich verschiedene in den
                              									mechanischen Mitteln, durch welche diese Differenz der in gleichen Zeiten von
                              									Maschine und Regulator zurükgelegten Wege in eine selbstständige Bewegung übertragen
                              									und hiedurch zur Regulirung der Triebkraft anwendbar gemacht wird. Um dieß zu
                              									erreichen, muß die Drehungsgeschwindigkeit der Maschine mit der des Regulators in
                              									eine derartige mechanische Combination gebracht werden, daß die gleichen
                              									Geschwindigkeiten beider sich hinsichtlich der Erzeugung einer dritten Bewegung
                              									vollständig aufheben und die leztere, wenn sie eintritt, nur abhängig von der
                              									Bewegungsdifferenz der ersteren ist.
                           Wir erzielen dieß im Allgemeinen auf drei verschiedene Weisen, und zwar:
                           1) durch eine Combination von Schraube und Mutter,
                           2) durch Verbindung eines Zahnrades mit einer in ihren Lagern verschiebbaren
                              									sogenannten Schraube ohne Ende und
                           3) durch drei mit einander im Eingriff stehende Räder.
                           1. Durch Combination von Schraube und
                                 										Mutter. Fig. 1 und 2.
                           Die Maschine dreht eine Schraube a (Fig. 1), die sich in ihren
                              									Lagern beliebig verschieben läßt. Durch den Regulator wird die zugehörige Mutter b in gleichem Sinne und mit unveränderlicher
                              									Geschwindigkeit gedreht. Wenn der Gang der Maschine mit dem des Regulators
                              									vollkommen übereinstimmt, werden Schraube und Mutter in gleichen Zeiten gleich oft
                              									umgedreht. Eine Verschiebung der Schraube in ihren Lagern kann daher auch nicht
                              									stattfinden. Dieselbe wird aber sogleich eintreten, wenn die Maschine einen
                              									veränderten Gang beginnt und in Folge dessen eine Drehung der Schraube in der Mutter
                              									in dem einen oder andern Sinne stattfindet und so lange fortdauern, bis durch die
                              									von der Verschiebung der Schraubenwelle abhängig gemachte Vermehrung oder
                              									Verminderung der Triebkraft die Verschiedenheit des Ganges der Maschine wieder
                              									vollständig beseitigt ist. Da jezt Schraube und Mutter wieder gleichmäßig gedreht
                              									werden, so bleiben sie in der Stellung zu einander, die sie in dem Augenblike inne
                              									hatten, wo dieß eintrat und zwar so lange, bis eine neue Störung im Gange der
                              									Maschine eintritt.
                           Um die bedeutende Reibung, die sich der Drehung der Schraube in der Mutter widersezt
                              									und gleichzeitig einen besonderen Mechanismus  zu vermeiden, der erforderlich wäre, um das Pendel in
                              									Bewegung zu erhalten, ersezen wir die Mutter durch eine schraubenförmig gewundene
                              									Doppelbahn, und die Schraube durch eine senkrechte, in der Mitte der ersteren
                              									befindliche Welle mit horizontalen Armen, an denen zwei Frictionsräder sizen, welche
                              									auf den erwähnten spiralförmig gewundenen Bahnen auf und nieder rollen. In Fig. 2 ist ein
                              									solcher Regulator dargestellt.
                           Durch die conischen Räder a und b werden mittelst einer Hülse die beiden Spiralen c und c′ gedreht. — Dieß
                              									geschieht durch die Maschine entweder vermittelst einer Schnurscheibe e oder einer Radverbindung. Auf den beiden Spiralen
                              									laufen die beiden Frictionsräder f, die an den Enden der
                              									gemeinsamen Welle g sizen. Diese ist mit dem der Länge
                              									nach durchbohrten Cylinder h verbunden, welcher sich
                              									also hebt oder senkt, wenn die Frictionsräder hinauf- oder herabrollen. Im
                              									Inneren des Hohlcylinders befindet sich die durch das Pendel gedrehte Welle i. Dieselbe ist mit zwei Zapfen k versehen, die in zwei gegenüberstehende Nuthen im Innern des
                              									Hohlcylinders eingreifen. Durch kleine Frictionsrollen, mit denen diese Zapfen
                              									versehen sind, wird die der Auf- und Niederbewegung des Hohlcylinders sich
                              									widersezende Reibung möglichst vermindert. Hiedurch ist der Hohlcylinder in seiner
                              									Drehung abhängig von der Welle i und mithin vom Pendel
                              									geworden. Die Verbindung der beiden lezteren ist dadurch hergestellt, daß das
                              									conische, in einem Kugelgelenk l aufgehängte Pendel m über den Aufhängepunkt hinaus verlängert ist. Die
                              									Spize dieser Verlängerung n der Pendelstange beschreibt
                              									daher einen Kreis, wenn das Pendel in Bewegung ist. Sie greift in eine kreisförmig
                              									nach Unten gekrümmte Nuth des am unteren Ende der Welle i befestigten Metallstükes o. Die Welle i ist dadurch in ihrer Drehung von der des Pendels
                              									abhängig geworden, ohne daß diesem die Freiheit genommen ist, in größeren oder
                              									kleineren Kreisen zu schwingen.
                           Die Wechselwirkung des gesammten Mechanismus wird nun leicht verständlich seyn. Durch
                              									das Gewicht des Hohlcylinders h werden die
                              									Frictionsräder niedergedrükt und erhalten dadurch das Bestreben die Bahnen
                              									hinabzurollen. — Da dieß aber nur in dem Maaße geschehen kann, wie das Pendel
                              									sich dreht, so erhält diese gleichmaͤßige, nöthigenfalls durch Gewichte p zu verstaͤrkende Kraft dasselbe in
                              									gleichmäßiger Schwingung. Wenn die Maschine still stände und das Pendel allein in
                              									Bewegung gesezt würde, so würden die Frictionsräder die ganze Länge der Spiralen
                              									hinabgerollt seyn, wenn das Pendel ⅔ Umdrehungen gemacht hätte. Traͤte
                              									nun plözlich das umgekehrte Verhältniß ein, d. h. stände das Pendel still und ginge
                              									die  Maschine mit der
                              									normalen Geschwindigkeit, so würden die Frictionsräder in derselben Zeit wieder
                              									hinaufrollen. Bewegen sich daher Maschine und Pendel gleichzeitig und in demselben
                              									Verhältnisse, so werden die Räder durch die erstere gerade um so viel gehoben, wie
                              									ihnen das leztere in demselben Zeitabschnitt zu fallen gestattet. Sie müssen daher
                              									da stehen bleiben, wo sie sich gerade befanden, als die Bewegung beider gleichförmig
                              									wurde. Begönne indeß die Maschine z. B. jezt aus irgend einer Ursache einen
                              									schnelleren Gang, so würden auch die Spiralen in demselben Verhältniß schneller
                              									gedreht. Die Frictionsräder mußten daher eine aufsteigende Bewegung beginnen. Wird
                              									nun durch die hiemit verbundene Aufwärtsbewegung des Hohlcylinders h die Triebkraft vermindert, z. B. die Dampfklappe
                              									geschlossen, so dauert diese Bewegung so lange fort, bis das Gleichgewicht zwischen
                              									Triebkraft und Belastung wieder vollkommen hergestellt ist und die Maschine wieder
                              									den normalen Gang angenommen hat.
                           Damit beim Anlassen der Maschine und bei außerordentlichen Störungen im Gange
                              									derselben keine gewaltsame Einwirkung auf das Pendel stattfinden kann, wenn die
                              									Frictionsräder am obern oder untern Ende ihrer Bahn angekommen sind, so ist die
                              									Einrichtung getroffen, daß die an den Zapfen der Welle i
                              									sizenden Frictionsrollen dann aus den Nuthen im Inneren des Hohlcylinders
                              									heraustreten. Dadurch wird die Verbindung zwischen diesem und der Welle i gelöst und beide können sich nun unabhängig von
                              									einander umdrehen. Ist die abnorme Bewegungsgeschwindigkeit der Maschine durch die
                              									mit dieser Stellung der Frictionsraͤder verbundene gänzliche Schließung oder
                              									Oeffnung der Dampfklappe beseitigt, so treken die Frictionsrollen in das nächste
                              									Paar der im Hohlcylinder befindlichen Nuthen zurük. Dieß wird durch das eigene
                              									Gewicht des leztern bewirkt, wenn er seinen höchsten, durch eine Feder q dagegen, wenn er seinen tiefsten Standpunkt einnahm.
                              									Damit man nicht nöthig hat das Pendel beim Anlassen der Maschine mit der Hand in
                              									Schwingung zu bringen, ist die Nuth im Metallstük o nur
                              									so lang gemacht, daß das Pendel, wenn es in Ruhe ist, noch um einige Grade von der
                              									Normale abweicht. Die Schwunghöhe des Pendels läßt sich durch die Gewichte p beliebig feststellen, da mit ihr auch der
                              									Reibungs- und Luftwiderstand wächst, die das Pendel bewegende Kraft aber
                              									ungeändert bleibt. Die Schwunghöhe muß daher auch immer auf ihr normales Maaß
                              									zurükkehren, wenn sie dadurch etwas vermehrt oder vermindert ist, daß vom Regulator
                              									eine vorübergehende Kraftäußerung gefordert wurde.
                           
                           2. Durch Verbindung von Zahnrad und
                                 										Schraube ohne Ende. Fig. 3, A und B.
                           Die in ihren Lagern c und d
                              									verschiebbare Schraube a wird mittelst einer Schnur oder
                              									Radverbindung durch die Maschine gedreht. Sie greift in das kleine Zahnrad b, welches vom Pendel gedreht wird. Das leztere kann
                              									entweder ein einfaches Pendel, wie in Fig. 1, oder ein
                              									doppeltes, wie hier angenommen ist, seyn. Bei normalem Gange der Maschine muß die
                              									Schraube so schnell gedreht werden, daß sie das Rad b,
                              									wenn es lose wäre, in derselben Zeit einmal umdrehen würde, in welcher das Pendel
                              									einen Umschwung macht. Sie wird sich dann, wenn b mit
                              									dem Pendel verbunden ist, eben so schnell an dem Rade nach c hinschrauben, als dasselbe sie nach d
                              									hinschieben würde, wenn sie sich nicht drehte. Sie muß daher bei diesem normalen
                              									Gange der Maschine ihre Stellung unverändert beibehalten. Ein Gewicht e sucht sie stets nach d
                              									hinzuschieben. Denn widersezt sich der Eingriff in die Zähne des Rades b, durch welches diese Kraft auf das Pendel übertragen
                              									und dieses dadurch in Bewegung erhalten wird, ändert die Maschine ihren normalen
                              									Gang und wird die Schraube mithin schneller oder langsamer gedreht, so muß sie sich
                              									so lange in dem einen oder andern Sinne fortschieben, bis durch die dadurch
                              									veränderte Stellung der Dampfklappe p, p jede Bewegungsverschiedenheit wieder aufgehoben und
                              									der Gang der Maschine also wieder vollständig regulirt ist.
                           Da bei einem Doppelpendel keine merkbar größere Kraft erforderlich ist, um es in
                              									größeren Schwingungen zu erhalten, so ist, um die Größe derselben möglichst constant
                              									zu machen, eine Vorrichtung erforderlich, durch welche ein mit der Schwunghöhe
                              									wachsender Widerstand gegen die Drehung erzeugt wird. Dieß wird hier dadurch
                              									erreicht, daß der vom Pendel gedrehte, mit Leder bekleidete Kegel f durch eine mit der Schwunghöhe wachsende Kraft in den
                              									feststehenden Hohlkegel g gedrükt wird. Der erstere ist
                              									auf der Pendelwelle verschiebbar und sein Druk gegen den Hohlkegel und mithin auch
                              									der Reibungswiderstand von der Zusammendrükung der Feder i durch das Metallstük k abhängig. Der
                              									Reibungswiderstand wächst daher mit der Schwunghöhe.
                           3. Durch drei mit einander im Eingriff
                                 										stehende Räder. Fig. 4 und 5.
                           Wird ein Rad durch die Maschine, ein anderes durch den Regulator im entgegengesezten
                              									Sinne und mit derselben Peripheriegeschwindigkeit gedreht, so wird ein drittes, mit
                              									beiden im Eingriff 
                              									stehendes, von ihnen gleichmäßig um seine Achse gedreht, ohne daß ihm ein Bestreben
                              									ertheilt wird im Sinne der Bewegung des einen der Räder sich fortzuschieben. So wie
                              									aber eine Bewegungsverschiedenheit eintritt, muß auch das Verbindungsrad seine
                              									Stelle verlassen und im Sinne der Bewegung des schneller gedrehten Rades mit
                              									fortrollen. Dieß läßt sich erreichen
                           A. durch
                                 										Stirnräder.
                           Auf der Hauptwelle der Maschine oder einer anderen durch sie gedrehten Welle a (Fig. 4, A und B) ist das Zahnrad b befestigt. Das lose auf derselben Welle sizende, nach
                              									Innen gezahnte Rad c wird vom Regulator gedreht. Im
                              									Eingriff mit beiden ist das Getriebe d, dessen Achse mit
                              									der ebenfalls lose auf der Welle sizenden Hülse e in
                              									Verbindung gesezt ist. Diese Hülse ist mit dem Hebel f
                              									versehen, durch den die Dampfklappe etc. etc. bewegt wird. Wenn nun die Räder b und c mit gleicher
                              									Peripheriegeschwindigkeit im entgegengesezten Sinne gedreht werden, so muß das
                              									Getriebe und mit ihm die Hülse und der Hebel f seine
                              									Stellung unverändert beibehalten. Aendert sich aber der Gang der Maschine, so muß
                              									auch das Getriebe im Sinne des schneller bewegten Rades mit fortrollen. Dadurch wird
                              									die Hülse e so lange gedreht, bis durch die hiemit
                              									verbundene Bewegung des Hebels f das gestörte
                              									Gleichgewicht zwischen Triebkraft und Belastung wieder vollkommen hergestellt ist.
                              									Das Gewicht g sucht die Hülse e stets im Sinne des durch das Pendel gedrehten Rades zu drehen. Durch die
                              									Zähne des Getriebes wird diese Kraft auf die Räder b und
                              										c übertragen und hiedurch das Pendel in Bewegung
                              									erhalten. Damit beim Angange und Anhalten der Maschine keine gewaltsame Einwirkung
                              									auf das Doppelpendel, welches hier mit einer der oben beschriebenen ähnlichen
                              									Reibungsvorrichtung versehen ist, stattfinden kann, ist das conische Rad h durch Friction mit der Pendelwelle verbunden.
                           B. Durch
                                 										conische Räder.
                           Zwei auf derselben Welle einander gegenüberstehende Räder a und b (Fig. 5) werden, das
                              									erstere von der Maschine, das andere vom Pendel, in entgegengesezter Richtung und
                              									mit gleicher Geschwindigkeit gedreht. In beide greift das conische Rad c, welches mit der losen Hülse d und dem daran sizenden Hebel e verbunden
                              									ist. Durch ein irgend wie angebrachtes Gewicht wird der Hebel e stets zurükgezogen und dadurch das Pendel in Bewegung erhalten.
                           Bei der hier gewählten Anordnung wird die Pendelwelle f
                              									mit dem conischen Rade a auf gewöhnliche Weise durch die
                              									Maschine gedreht.  Das
                              									Doppelpendel hängt an der Hülse g, an welcher auch das
                              									conische Rad b befestigt ist. Das Pendel dreht sich
                              									daher im entgegengesezten Sinne wie die Pendelwelle. Um dem Pendel eine möglichst
                              									constante Schwunghöhe zu sichern, ist auch hier ein veränderlicher
                              									Reibungswiderstand gebildet. Die Scheibe h wird durch
                              									eine Feder m niedergedrükt. Sie wird durch Nuth und
                              									Feder von der Pendelwelle gedreht und liegt auf dem Ringe i, welcher durch das conische Rad b im
                              									entgegengesezten Sinne gedreht wird. Dieß geschieht durch zwei Lappen k, welche vom Ringe aus und durch das conische Rad
                              									hindurchgehen. Gegen diese Lappen drüken zwei mit den Pendelstangen verbundene Nasen
                              										l. Machen die Pendel größere Schwingungen, so werden
                              									der Ring i und die auf ihm liegende Scheibe gehoben und
                              									hiedurch die Feder m mehr zusammengedrükt. Scheibe und
                              									Ring werden jezt durch diese mit weit größerer Kraft gegen einander gepreßt und die
                              									Reibung in demselben Verhältniß vermehrt.
                           Da alle beschriebenen Modificationen unseres Regulators auf demselben Princip,
                              									nämlich dem der Differenzbewegung beruhen, so leisten auch alle dasselbe, wenn nur
                              									jeder todte Gang möglichst vermieden und die Schwere und Laͤnge des Pendels
                              									der zur Regulirung des Ganges der Maschine nöthigen Kraft entsprechend gemacht wird.
                              									Die Abmessungen des Pendels müssen sich ferner nach der Empfindlichkeit des
                              									Regulators richten. — Je kürzer die Zeit ist, in welcher er seine Wirkung
                              									vollendet, also je größer seine Empfindlichkeit ist, desto leichter und kürzer kann
                              									das Pendel gemacht werden. Doch wird die Steigerung der Empfindlichkeit begränzt
                              									durch den unvermeidlichen todten Gang im Regulator und die der Maschine
                              									eigenthümlichen Unregelmäßigkeiten der Bewegung, die keinen zu großen Einfluß auf
                              									das Spiel desselben äußern dürfen. Je gleichförmiger sich also die Maschine bewegt
                              									und je geringer der todte Gang im Regulator ist, desto empfindlicher und leichter
                              									kann er construirt werden. Bei guten Maschinen mit hinlänglich schwerem Schwungrade
                              									erscheint eine derartige Construction am vortheilhaftesten, daß ein 1/15 bis selbst
                              									1/30 Umgang der Maschine die volle Schließung der Dampfklappe bewirkt, wenn sie
                              									vorher ganz offen war und das Pendel in Ruhe ist. Unter ungünstigeren Umständen muß
                              									auch die Empfindlichkeit des Regulators bedeutend geringer gemacht werden, doch darf
                              									man auch hierin eine gewisse Gränze nicht überschreiten, weil sonst nothwendig
                              									periodische Schwankungen im Gange der Maschine eintreten müssen.
                           Durch den Centrifugal-Regulator wird eine Beschleunigung des Ganges der
                              									Maschine um 1/20 Umdrehung noch gar nicht einmal angezeigt, weil die
                              									Centrifugalkraft der Kugeln durch diese geringe  Vermehrung der Drehungsgeschwindigkeit noch nicht um so
                              									viel gewachsen ist, daß sie die dem Auseinanderfliegen derselben sich widersezenden
                              									Reibungswiderstände zu überwinden vermag. Der Differenz-Regulator hat daher
                              									seine volle Wirkung schon gethan und den Gang der Maschine vollständig wieder
                              									regulirt, ehe der Centrifugal-Regulator auch nur den Anfang damit macht. Die
                              									Erfahrung bestätigte dieß vollständig bei einer Maschine, die gleichzeitig mit einem
                              									Differenz- und einem Centrifugal-Regulator versehen war. Der leztere
                              									kam dabei nie, auch bei den größtmöglichen Belastungs-Veränderungen aus
                              									seiner Ruhe. Zwischen der Leistung beider Regulatoren findet aber noch der
                              									bedeutende Unterschied statt, daß ein Centrifugal-Regulator die entstehende
                              									Bewegungs-Verschiedenheit der Maschine nur vermindern, nicht aber vollständig
                              									aufheben kann, der Differenz-Regulator dagegen sie zwingt, vollständig den
                              									vorgeschriebenen Gang wieder anzunehmen. Da dieß gleich in den ersten Momenten der
                              									eintretenden Geschwindigkeits-Veränderung geschieht, so wird auch die
                              									nothwendig eintretende Uebergangsschwankung im Gange der Maschine unmerkbar gering
                              									und die Rükschwankung, die der Theorie nach auch beim Differenz-Regulator
                              									eintreten muß, so klein, daß sie auch an ihm selbst nicht mehr wahrnehmbar ist,
                              									indem sie noch innerhalb der Gränzen des unvermeidlichen todten Ganges liegt.
                           Durch unseren Regulator kann man ferner auch bedeutende Widerstände überwinden, wenn
                              									dieß nur möglichst schnell geschieht und das einfache oder Doppelpendel lang und
                              									schwer genug ist. Er eignet sich daher auch zur Regulirung des Ganges der
                              									Wasserwerke und selbst Windmühlen.
                           Wir wenden in der Regel in den Fällen, wo eine einigermaßen beträchtliche Kraft
                              									erforderlich ist, wie z. B. wenn die Regulirung der Dampfmaschine durch Veränderung
                              									der Expansionszeit der Dämpfe bewirkt werden soll, ein Doppelpendel mit
                              									veränderlicher Friction, in denen aber, wo die Kraft nur sehr gering, also z. B. nur
                              									eine leicht drehbare Dampfklappe zu bewegen ist, ein einfaches, in einem Kugelgelenk
                              									schwingendes Pendel an. Bei diesem findet, wie die Erfahrung uns gelehrt hat,
                              									durchaus keine in Betracht kommende Abnuzung im Kugelgelenk statt, wenn es nur
                              									hinlänglich vor Staub geschüzt ist. Bei einem Regulator, der ein halbes Jahr lang in
                              									stetem Gange war, hatte sich die Messingkugel noch nicht einmal vollständig in ihrem
                              									gußeisernen Lager eingeschliffen, sondern nur an einigen Stellen polirt. Beim
                              									Doppelpendel muß die dem Auseinanderfliegen der Kugeln sich widersezende Reibung
                              									möglichst vermindert werden, weil andernfalls der mittlere Gang der Maschine nicht
                              									absolut constant bleibt. — Die Frage, welche der verschiedenen Variationen
                              										 dieses Regulators
                              									die zwekmäßigste ist, kann wohl nicht allgemein beantwortet werden. Dem
                              									Maschinenbauer wird gerade diese große Mannichfaltigkeit in seiner Form erwünscht
                              									seyn, da sie ihm gestattet, bei der Construction der Maschine frei über den
                              									vorhandenen Raum zu verfügen und den Regulator dahin zu bringen, wo er am bequemsten
                              									Plaz findet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
