| Titel: | Beschreibung eines Bohrers zum Bohren sehr feiner Löcher in Metall; von Karl Karmarsch. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XXV., S. 97 | 
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                        XXV.
                        Beschreibung eines Bohrers zum Bohren sehr feiner
                           								Loͤcher in Metall; von Karl Karmarsch.
                        Aus den Mittheilungen des Gewerbe-Vereins fuͤr
                                 										Hannover, 1845, S. 246.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Karmarsch, über einen Bohrer zum Bohren feiner Löcher in
                           								Metall.
                        
                     
                        
                           Beim Bohren der allerfeinsten Löcher entsteht eine Schwierigkeit durch die
                              									nothwendige Zartheit des Bohrers, welcher wegen seiner äußerst geringen Dike leicht
                              									unter dem angewendeten Druk bricht, auch wenn man sich aller möglichen Vorsicht
                              									befleißt. Diesem Uebelstand ist auf eine eben so einfache als gut erdachte Weise
                              									abgeholfen bei nachstehendem Werkzeuge, dessen Mittheilung ich dem Hrn. Mechaniker
                              										Gumprecht in Hannover verdanke.
                           Fig. 18 stellt
                              									die äußere Ansicht des vollständigen Bohrgeräths dar; Fig. 19 ist der
                              									Längendurchschnitt eines Theils desselben; Fig. 20 enthält in einer
                              									Reihe alle einzelnen Stüke, woraus es zusammengesezt  wird. Alle diese Zeichnungen
                              									sind nach dem wirklichen Maaßstabe ausgeführt. A (wovon
                              									die Figuren
                                 										19 und 20 nur das vorderste Ende darstellen) ist die stählerne Spindel eines
                              									gewöhnlichen Rollenbohrers mit der messingenen Rolle a
                              									zur Anlegung der Drehbogensaite. Sie enthält einerseits die conische Zuspizung e, womit sie gegen den Schraubstok oder gegen ein
                              									Bohrstökchen angestüzt wird; andererseits ein Schraubengewinde b und an diesem Ende zugleich eine vierekige Oeffnung,
                              									in welche der Bohrer B mit seinem vierkantigen Zapfen
                              										c eingestekt wird.
                           Auf das Gewinde bei b wird eine messingene Hülse c, c festgeschraubt, welche
                              									zu diesem Behuf in der Höhlung ihres Kopfs d die
                              									erforderlichen Schraubengänge besizt, übrigens aber ihrer ganzen Länge nach
                              									cylindrisch durchbohrt ist. Ein kleines kupfernes oder messingenes Röhrchen D ist in die Durchbohrung von C eingeschoben und gleitet darin leicht, jedoch ohne Schlottern hin und
                              									her, so wie es selbst wieder den Bohrer B umschließt,
                              									und dessen Biegung verhindert. Zwischen dem Kopfe c des
                              									Bohrers und dem Röhrchen D liegt in der Hülfe C, C eine von Stahldraht in
                              									weiten Schraubengängen gewundene Feder, deren Windungen den Bohrer umgeben, wie Fig. 19
                              									deutlich zeigt. Im völlig ausgedehnten Zustand — d. h. wenn kein Druk auf sie
                              									wirkt — hält diese Feder das Röhrchen D so weit
                              									vorgeschoben, daß es fast zur Hälfte seiner Länge aus der Hülse C, C hervorragt und der
                              									Bohrer B nur mit seiner Spize zu sehen ist. Bei dieser
                              									Lage der Bestandtheile gegen einander fängt man das Bohren an. In dem Maaße aber wie
                              									der Bohrer tiefer in das Arbeitsstük eindringt, treibt der hiezu angewendete Druk,
                              									welchem die Feder E nachgibt, das Röhrchen D mehr und mehr in die Hülse C zurük.
                           Der hieraus sich ergebende nüzliche Umstand, auf welchen die ganze Construction
                              									berechnet ist, besteht darin, daß von dem zarten Bohrer niemals ein Theil frei und
                              									ohne Unterstüzung außerhalb der Hülse C liegt; denn
                              									stets wird derjenige Theil des Bohrers, welcher nicht im Bohrloch selbst sich
                              									befindet, in dessen Nähe durch das ihn eng umschließende Röhrchen D gedekt und gehalten, folglich vor dem Biegen und
                              									Abbrechen gesichert.
                           Es dürfte interessant seyn, hier an ein Paar analoge, jedoch viel rohere und bei
                              									feinen Metallbohrern nicht anwendbare Mittel zu erinnern, deren man sich beim
                              									Arbeiten mit langen und dünnen Holzbohrern bedient, um die Biegung (das Federn)
                              									derselben zu verhindern. Das erste besteht in einem steifen messingenen Rohr,
                              									welches man auf den cylindrischen Schaft der mit der Bohrwinde zu gebrauchenden
                              									Hohlbohrer schiebt (s. Altmütter's Beschreibung  der Werkzeugsammlung am
                              									polytechnischen Institut zu Wien S. 230, und Prechtl's
                              									technologische Encyklopädie, Bd. II S. 575). Das zweite
                              									Mittel kommt bei den Pfeifenrohrbohrern der Drechsler vor, und ist ein seiner ganzen
                              									Länge nach hohles Bohrerheft, aus welchem man den Bohrer nur nach und nach —
                              									in dem Maaße, wie eine größere Länge desselben beim Fortschreiten der Arbeit nöthig
                              									wird — hervorschiebt (s. Hülße's allgemeine
                              									Maschinen-Encyklopädie, Bd. II S. 394).
                           
                        
                     
                  
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