| Titel: | Ueber die Verminderung des specifischen Gewichts, welche die Porzellanmasse beim Brennen ungeachtet des Schwindens erleidet; von G. Rose. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XXXII., S. 109 | 
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                        XXXII.
                        Ueber die Verminderung des specifischen Gewichts,
                           								welche die Porzellanmasse beim Brennen ungeachtet des Schwindens erleidet; von G. Rose.
                        Aus Poggendorf's Annalen der Physik und Chemie, 1845, Nr.
                              									9.
                        Rose, über das specifische Gewicht der Porzellanmasse.
                        
                     
                        
                           Al. Brongniart macht uns in seinem wichtigen Werke über
                              										ThonwaarenfabricationTraité des arts céramiques ou des poteries. Paris
                                    											1844. mit der Thatsache bekannt, daß die Porzellanmasse im
                              									schwach gebrannten ungahren Zustand ein höheres specifisches Gewicht habe, als im
                              									stark gebrannten gahren Zustand; eine Thatsache, die, ehe man weiter darüber
                              									nachdenkt, auffallen kann, da die Porzellanmasse bekanntlich beim Brennen im Gutofen
                              									schwindet, d. h. einen kleineren Raum einnimmt, und also nach dem Brennen ein
                              									höheres specifisches Gewicht haben sollte als vorher. Ich lasse, ehe ich meine
                              									Bemerkungen darüber mittheile, die betreffende Stelle in einer wörtlichen
                              									Uebersezung folgen, sie steht Theil I S. 282.
                           Nachdem der Verfasser gezeigt hat, daß wir noch keine genügenden Bestimmungen über
                              									das specifische Gewicht der verschiedenen Arten von Thonwaaren besizen, fährt er
                              									fort:
                           „Ich glaubte also diese Lüke ausfüllen und durch die vollkommensten und
                              									genauesten Methoden die specifischen Gewichte einer großen Menge von
                              									Thonwaarenmassen in den verschiedenen Graden des Brennens bestimmen zu müssen. Dazu
                              									war eine lange Reihe von Versuchen nöthig, und ich bat daher Hrn. A. Laurent, meinen Gehülfen für physikalische und chemische
                              									Untersuchungen im Laboratorium der Porzellanfabrik zu Sèvres, das specifische
                              									Gewicht von verschiedenen Arten Thonwaaren in den verschiedenen Zuständen der Gahre
                              									zu nehmen.Die Resultate dieser Untersuchungen sind von Hrn. Brongniart in einer besonderen Tabelle (Nr. VIII) zusammengestellt.
                           Wir gelangten zu Resultaten, die ganz unerwartet, und den Vorstellungen, welche man
                              									gewöhnlich von den Verschiedenheiten des specifischen Gewichts der verschiedenen
                              									Arten von Thonwaaren hat, völlig entgegengesezt waren — Vorstellungen welche
                              									ich für so begründet hielt, daß ich daraus mit dem größten Theil der Physiker, wenn
                              									nicht mit allen, Folgerungen zog, die durch die Erfahrung gänzlich widerlegt
                              									wurden.
                           
                           In der That sieht man bei dem Ueberblik der Tafel Nr. VIII zuerst, welcher bedeutende Unterschied in dem specifischen Gewicht
                              									einer und derselben Thonmasse stattfindet, wenn man dasselbe an Stüken, oder an dem
                              									Pulver der Thonmasse untersucht, dann aber und dieß ist die merkwürdigste Thatsache,
                              									daß das specifische Gewicht, anstatt von der weichsten wenig gebrannten Thonmasse zu
                              									der stark und hart gebrannten zuzunehmen, vielmehr abnimmt, so daß die weichen
                              									Ziegelsteine von Sarcelles bei Paris, die Steingutmasse und das grobe Töpfergut der
                              									Vorstadt St. Antoine bei Paris eine viel beträchtlichere Dichtigkeit haben, als die
                              									so harte, dichte (serrée) und so start gebrannte Masse
                              									der Feldspath-Porzellane (porcelaines dures).
                           Diese Thatsache schien mir so paradox, daß ungeachtet des Zutrauens, welches ich in
                              									die so genaue und geschikte Art zu operiren des Hrn. Laurent und in Versuche sezen mußte, die in meinem Laboratorium in Sévres,
                              									und größtentheils unter meinen Augen angestellt waren, ich sie doch nach einem
                              									Zwischenraum von mehreren Jahren durch den geschikten Hrn. Malaguti und endlich auch ganz neuerlich durch Hrn. Salvétat wiederholen ließ. Aus diesen Versuchen, die unter ganz besonders
                              									günstigen und vielleicht einzigen Umständen ausgeführt waren, ergibt sich, daß das
                              									Feldspath-Porzellan, je mehr es gebrannt wird, sich zusammenzieht, und an Volumen um wenigstens
                              									ein Zehntheil abnimmt, auch in
                                 										seinem specifischen Gewicht
                              									in einem
                              									auffallenden
                              									Maaße
                              									abnimmt. Man sieht, daß dieß in dem Verhältniß von 2,619
                              									zu 2,242 geschieht, indem es halbgebrannt durch ein Gewicht von 2,440 hindurchgeht.
                              									Also wenn die Masse nur verglüht ist, d. h. wenn sie 10
                              									Stunden lang einer Hize, höher als die Hize des schmelzenden Silbers ausgesezt
                              									gewesen, wenn sie noch porös ist und an der Zunge hängt, hat sie, pulverisirt, ein specifisches Gewicht von 2,619; wenn sie
                              									im Gutofen halbgahr gebrannt wird, so daß die Glasur zwar zusammensintert, aber nur
                              									erst anklebend ist, wird ihr specifisches Gewicht auf 2,440 reducirt, und wenn sie
                              									endlich vollkommen gebrannt ist, ist dieß Gewicht auf 2,242 herabgesunken, und
                              									dennoch hat sich die Masse in linearer Ausdehnung um 10 Proc. zusammengezogen.
                           Ich will nicht versuchen diese Thatsache zu erklären, dazu ist hier nicht der Ort.
                              									Ich begnüge mich hier zu sagen, daß man sie als gewiß annehmen kann, einmal weil die
                              									Versuche mit aller möglicher Sorgfalt und Genauigkeit angestellt sind, und dann weil
                              									sie sich dem Gesez der Veränderung des specifischen Gewichts in den  Thonmassen anschließt, nach
                              									welchem das specifische Gewicht dieser Massen
                              									im
                              									umgekehrten Verhältniß
                              									zu dem Grad des Brennens steht, oder was dasselbe sagen
                              									will, daß die Dichtigkeit des Pulvers dieser Massen um so geringer ist, je mehr die
                              									Masse gebrannt ist.“
                           Hr. Brongniart bemerkt noch in einer Note, daß man die
                              									Aenderung im specifischen Gewicht nicht einer etwanigen Entweichung von Wasser oder
                              									von einem andern Körper zuzuschreiben habe, da sehr genaue Versuche ihn überzeugt
                              									hatten, daß verglühtes Porzellan beim Brennen im Gutofen nichts von seinem Gewicht
                              									verliere.
                           Ungeachtet die angegebenen Thatsachen als hinreichend bestätigt angenommen werden
                              									konnten, so wollte ich mich doch, ehe ich weitere Schlüsse darauf baute, gern selbst
                              									von der Richtigkeit derselben überzeugen, was mir um so leichter wurde, als ich
                              									durch die Güte des Directors der hiesigen königlichen Porzellanfabrik, Hrn. Geheimen
                              									Oberbergrath Frick, der sich selbst für diese Versuche
                              									sehr interessirte, nicht allein mit dem dazu nöthigen Material versehen wurde,
                              									sondern auch die Gelegenheit erhielt, in einem der Gutöfen der Porzellanfabrik die
                              									nöthigen Schmelzungen und Glühungen vorzunehmen. Ich erhielt so von Hrn. Frick 9 verschiedene Proben Porzellan, von denen die
                              									Probe Nr. 1 nur verglüht, Nr. 9 bis zum Erkalten im Gutofen gelassen, die übrigen
                              									aber nur resp. 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 Stunden im Gutfeuer geblieben waren.
                           Die Proben Nr. 1 bis 4 waren weich, leicht zerbrechbar und an der Zunge hängend, die
                              									ersteren von ihnen im größeren, die lezteren im geringeren Grade; die Probe Nr. 5
                              									haftete nicht mehr an der Zunge, und hatte schon ziemlich dieselbe Härte, wie alle
                              									folgenden, sie war aber im Bruche noch matt; eben so verhielt sich auch Nr. 6;
                              									dagegen 7 und 8 schon in allen Eigenschaften mit Nr. 9 übereinkamen. Bei allen
                              									diesen Proben waren aber im Bruche mit bloßen Augen mehr oder weniger häufige Poren
                              									wahrzunehmen, so daß es nöthig war, um für die Bestimmung des specifischen Gewichts
                              									ein constantes Resultat zu erhalten, die Proben vorher zu pulvern.
                           
                              
                                 Ich fand auf diese Weise das specifische Gewicht der verglühten
                                    											Porzellanmasse
                                 =
                                 2,613
                                 
                              
                                 von Nr. 3
                                 =
                                 2,589
                                 
                              
                                 — Nr. 4
                                 =
                                 2,566
                                 
                              
                                 — Nr. 9
                                 =
                                 2,452.
                                 
                              
                           Die Proben Nr. 5 bis 9, die nicht mehr an der Zunge hafteten, wurden auch in Stüken
                              									gewogen, und auf diese Weise das specifische Gewicht gefunden:
                           
                           
                              
                                 von Nr. 5
                                 =
                                 2,310
                                 
                              
                                 — Nr. 6
                                 =
                                 2,374
                                 
                              
                                 — Nr. 7
                                 =
                                 2,347
                                 
                              
                                 — Nr. 8
                                 =
                                 2,334
                                 
                              
                                 — Nr. 9
                                 =
                                 2,345.Die Methode, deren ich mich hierbei bediente, war dieselbe, welche
                                          													ich bei der Untersuchung des specifischen Gewichts des
                                          													pulverfoͤrmigen Kalkspaths und Aragonits (Poggendorff's Annal. Bd. 42, S. 355)
                                          													angewandt habe, indem ich das fein zerriebene und mit Wasser
                                          													gekochte Porzellan zuerst unter Wasser wog und dann abdampfte, und
                                          													nun erst das absolute Gewicht bestimmte. Ich habe hier nur die
                                          													Aenderung gemacht, daß ich die Waͤgung nicht in einem
                                          													Glaskoͤlbchen, sondern in einem Platingefaͤß vornahm,
                                          													wie sich dessen schon Heinrich Rose bei
                                          													seinen Waͤgungen bedient hatte, was den Vorzug
                                          													gewaͤhrt, daß das Platin beim Abdampfen nicht angegriffen
                                          													wird, waͤhrend dieß bei einem Glasgefaͤß stets der
                                          													Fall ist. Das Zerkleinern des hart gebrannten Porzellans vor dem
                                          													Zerreiben im Achatmoͤrser geschah in einem
                                          													Stahlmoͤrser.
                                 
                              
                           Hieraus ersieht man, daß die verglühte Berliner Porzellanmasse dasselbe specifische
                              									Gewicht hat, als die von Sèvres, denn die Zahlen 2,613 und 2,619 sind so wenig
                              									verschieden, daß man den Unterschied wohl unberüksichtigt lassen kann; daß aber das
                              									gahr gebrannte Berliner Porzellan noch schwerer ist als das von Sèvres, und zwar in
                              									dem Verhältniß von 2,452 : 2,242. Es ist aber vielleicht dieser Unterschied weniger
                              									auffallend als die obige Uebereinstimmung, da die Berliner und
                              									Sèvres-Porzellanmassen nicht allein in ihrer Zusammensezung sehr verschieden
                              									sind, sondern auch die Temperatur in dem Gutofen der Berliner Porzellanfabrik in dem
                              									Maaße höher ist, als in dem der Sèvres-Porzellanfadrik, daß das
                              									Sèvres-Porzellan in dem Berliner Gutofen zusammensinkt. Indessen kann die
                              									Ursache des hohen specifischen Gewichts des Berliner Porzellans in Vergleich mit dem
                              									des Sèvres-Porzellans nicht auf einem Irrthum beruhen, da, obgleich ich den
                              									Versuch nicht wiederholt habe, der Versuch mit dem ganzen Stüke ein specifisches
                              									Gewicht von 2,345 geliefert hat, das zwar wegen der eingeschlossenen Poren des Stüks
                              									geringer als das des Pulvers, aber immer noch viel höher ist, als das des
                              										Sèvres-Porzellans.Der Unterschied in dem specifischen Gewicht der uͤbrigen Proben, die
                                    											in Stuͤken gewogen sind, ruͤhrt offenbar auch von diesen Poren
                                    											her, die in den ver, schiedenen Stuͤken leicht in verschiedener Menge
                                    											sich finden koͤnnen, und wuͤrde gewiß, wenn die Proben in
                                    											Pulverform gewogen waͤren, fortgefallen seyn.
                           Wenn aber auch die Versuche mit dem Berliner Porzellan nicht ganz gleiche Resultate
                              									gegeben haben, als mit dem Sèvres-Porzellan, so haben sie doch das Resultat
                              									vollkommen bestätigt, daß das gahr gebrannte Porzellan ein geringeres specifisches
                              									Gewicht hat, als das ungebrannte.
                           Um nun über die Ursache dieser Erscheinung Aufschluß zu erhalten,  war es nöthig mit Bestimmtheit
                              									zu wissen, ob während des Brennens keine Aenderung in der chemischen Zusammensezung
                              									des Porzellans vor sich ging. Brongniart läugnet dieß
                              									zwar bestimmt, allein ich glaubte die Sache doch noch einmal untersuchen zu müssen,
                              									da Abich öfter von einer möglichen Verflüchtigung von
                              									Alkali spricht, die stattfinde, wenn man alkalihaltige Silicate mit kohlensaurem
                              									Baryt im Seftström'schen Ofen einige Zeit im Fluß erhält,
                              									oder wenn sich Obsidian durch Umschmelzung in Bimsstein umändere. Ich stellte
                              									deßhalb zuerst einen Versuch mit dem einen Gemengtheil des Porzellans, dem Feldspath
                              									an, da dessen Zusammensezung genau gekannt ist. 17,0045 Gramme Adular vom St.
                              									Gotthard wurden in einem Platintiegel in dem Gutofen der königlichen Porzellanfabrik
                              									geschmolzen. Der Adular war hiedurch in ein weißes Glas umgeändert, das, wie dieß
                              									bei allen Varietäten des Feldspaths der Fall ist, voller kleiner Blasen war. Sein
                              									Gewicht betrug nun 16,9950 Gramme; es hatte also verloren 0,0095 Gramme oder 0,056
                              									Proc. — ein Verlust, der so unbedeutend ist, daß er wohl übersehen werden
                              									kann.
                           Einen andern Versuch mit dem Porzellan selbst stellte zu gleicher Zeit Hr. Frick an. Eine kleine Platte von verglühter
                              									Porzellanmasse wurde im Gutofen gebrannt. Sie wog vor dem Brennen 240 Gran, und
                              									hatte nach dem Brennen nur den unbedeutenden Verlust von 1/16 Gran erlitten.
                           Es war also auch durch diese Versuche dargethan, daß die Aenderung des specifischen
                              									Gewichts, die das Porzellan durch das Brennen erleidet, von einer Aenderung in der
                              									chemischen Zusammensezung nicht herrühren könne, und es lag nun nahe, sie ganz oder
                              									zum Theil in der Aenderung des Aggregatzustandes zu suchen, indem die Porzellanmasse
                              									beim Brennen in den glasigen Zustand übergeht, und es bekannt ist, daß viele
                              									krystallisirte Körper, wenn sie geschmolzen werden und beim Erkalten ein Glas
                              									bilden, ein geringeres specifisches Gewicht erhalten, wenn sich auch sonst ihre
                              									chemische Zusammensezung ganz gleich bleibt. Um zu untersuchen, ob jene Aenderung
                              									überhaupt oder nur allein diesem Umstand zuzuschreiben sey, mußte zuerst das
                              									specifische Gewicht der Gemengtheile der Porzellanmasse vor und nach dem Schmelzen
                              									untersucht werden.
                           Die Masse des Berliner Porzellans besteht nur aus einem Gemenge von Porzellanerde und
                              									Feldspath, die beide vorher für sich allein geschlämmt werden. Nach den
                              									Mittheilungen von Hrn. Frick werden hiebei auf 198 Pfd.
                              									Porzellanerde, welche 7,2 Proc. Wasser enthält, 58 Pfd. Feldspath, d. h. auf 76,01
                              									Proc. wasserfreier Porzellanerde 23,99 Proc. Feldspath genommen. Quarz und andere
                              										 Zusäze finden nicht
                              									statt, da die Porzellanerde aus den Gruben von Morl bei Halle bezogen wird, also aus
                              									zerseztem Porphyr besteht, und deßhalb auch im geschlämmten Zustand viel mehr
                              									eingemengten Quarz enthält, als die Porzellanerde, die sich aus verwittertem Granit
                              									bildet, wie z. B. die von Aue bei Schneeberg in Sachsen.Vergl. hieruͤber Mitscherlich's Lehrbuch
                                    											der Chemie, 2. Aufl. Th. 2 S. 215, und den Anhang zu Ende der
                                    											Abhandlung. Der Feldspath ist sogenannter gemeiner Feldspath aus
                              									dem Granit der Gegend von Hirschberg in Schlesien.
                           Ich untersuchte zuerst das specifische Gewicht des Glases, in welches der oben
                              									erwähnte Adular vom Gotthard beim Schmelzen im Gutofen übergegangen war. Da es ganz
                              									mit Blasen erfüllt war, so mußte es zu diesem Versuche auch gepulvert werden; sein
                              									specifisches Gewicht betrug aber in diesem Zustand 2,387; im krystallisirten Zustand
                              									beträgt es dagegen, nach Abich, 2,5756.Vergl. a. a. O. die Tabelle zu S. 7.
                           Ein ähnliches Resultat gab auch der geschlämmte Feldspath, wie er auf der hiesigen
                              									Fabrik benuzt wird, so wie auch, nach Abich's Versuchen,
                              									der glasige Feldspath.
                           Das specifische Gewicht des ersteren fand ich 2,592, und nachdem er in dem Gutofen zu
                              									Glas geschmolzen war, 2,384.
                           Das specifische Gewicht des krystallisirten glasigen Feldspaths von Ischia beträgt,
                              									nach Abich, 2,5972, zu Glas geschmolzen 2,4008.
                           Bei allen diesen Abänderungen des Feldspaths findet also durch die Schmelzung eine
                              									Verminderung im specifischen Gewicht von ungefähr 1/13 statt.
                           Mit der Porzellanerde, dem andern Gemengtheil, geht, wenigstens in der Hize, die der
                              									Gutofen der Porzellanfabrik darbietet, keine solche Veränderung wie mit dem
                              									Feldspath vor; die Porzellanerde ist in diesem Hizgrad unschmelzbar, sie bakt darin
                              									wohl etwas zusammen, läßt sich aber auch nach dem Brennen mit Leichtigkeit zerdrüken
                              									und zerreiben. Ihr specifisches Gewicht fand ich indessen nun ebenfalls etwas
                              									geringer, als wenn sie nur kurze Zeit über der Spirituslampe geglüht war. Die auf
                              									der hiesigen Fabrik geschlämmte und nachher getroknete Porzellanerde verlor, im
                              									Wasserbad getroknet, 0,85 Proc., und als sie darauf zweimal 10 Minuten lang über der
                              									Spirituslampe mit doppeltem Luftzug stark erhizt wurde, 8,55 Proc. Das specifische
                              									Gewicht dieser nur so weit erhizten Porzellanerde betrug aber 2,633, das Gewicht der
                              									in dem Gutofen geglühten Porzellanerde dagegen nur 2,562, und als der Versuch mit
                              									derselben Menge noch einmal wiederholt wurde, 2,564.
                           
                           Ich muß es dahin gestellt seyn lassen, was der Grund dieses Verhaltens der
                              									Porzellanerde sey, ob er wirklich in einer allotropischen oder chemischen
                              									Veränderung besteht, die in der Masse beim Brennen vorgeht,Die Plasticitaͤt verliert die Porzellanerde schon beim Gluͤhen
                                    											uͤber der Spirituslampe. oder ob er vielleicht darin
                              									liegt, daß die schwach gebrannte Porzellanerde, wie der schwach gebrannte Gyps beim
                              									Wiegen im Wasser, Wasser bindet, oder wie die pulverförmige Kohle Gasarten, Wasser
                              									verdichtet, und dadurch das Resultat der Wägung unrichtig macht; so viel ergibt
                              									sich, daß wenigstens ein Gemengtheil des Porzellans nach dem Schmelzen ein
                              									geringeres specifisches Gewicht erhält.
                           Man kann nun zwei Ansichten aufstellen, wie man sich das Porzellan zu denken habe.
                              									Dasselbe ist entweder auch im gebrannten Zustand ein Gemenge, also ein
                              									Feldspathglas, worin die Porzellanerde als solche enthalten ist, oder die beiden
                              									Gemengtheile sind ganz oder zum Theil chemisch mit einander verbunden. Für die
                              									erstere Ansicht spricht gewissermaßen die geringe Durchsichtigkeit des Porzellans,
                              									so wie auch sein Ansehen unter dem Mikroskop nach den Zeichnungen, die Ehrenberg davon geliefert hat.Poggendorff's Annalen, Bd. 39 S. 106 In
                              									diesem Fall müßte aber das specifische Gewicht des Porzellans, wenn man es aus den
                              									specifischen Gewichten der Gemengtheile (Feldspath = 2,384, Porzellanerde = 2,563)
                              									und der bekannten Zusammensezung berechnet, mit dem gefundenen specifischen Gewichte
                              									übereinkommen, was aber nicht der Fall ist, denn man erhält auf diese Weise die Zahl
                              									2,518 statt 2,452,Bezeichnet man mit s, s′, s″ das specifische
                                    											Gewicht, und mit x, x′, x″ das absolute
                                    											Gewicht der Gemengtheile und der Verbindung so ist:x″/s″ = x/s + x′/s′, also s″ = x″ . s . s′/x s′ + x
                                       											s,wonach die obige Zahl berechnet ist. Berechnet man das
                                    											specifische Gewicht der schwach gegluͤhten Porzellanerde nach dem
                                    											specifischen Gewicht des Feldspaths (2,592) und des nur vergluͤhten
                                    											Porzellans (2,613), so erhaͤlt man, nicht sehr verschieden von dem
                                    											Versuch, 2,620 statt 2,633; berechnet man indessen die Zusammensezung der
                                    											Porzellanmasse nach dem specifischen Gewicht derselben und nach dem der
                                    											Gemengtheile, so erhaͤlt man etwas uͤber 48 Proc. Feldspath
                                    											statt 24, daher die Bestimmung. des specifischen Gewichts der schwach
                                    											gegluͤhten Porzellanerde doch nicht richtig zu seyn scheint. Man
                                    											sieht aber zugleich, wie klein die Abweichungen im specifischen Gewicht zu
                                    											seyn brauchen, um schon eine große Aenderung in der chemischen
                                    											Zusammensezung zu verursachen, und wie mißlich es ist, dergleichen
                                    											Schluͤsse zu machen, zumal hier, wo man es mit Materialien zu thun
                                    											hat, die im Großen gereinigt und gemengt werden. Dennoch ist aber bei dem
                                    											gahr gebrannten Porzellan der Unterschied in dem berechneten und gefundenen
                                    											specifischen Gewicht zu groß, um ihn bloß aus Fehlern in den der Rechnung zu
                                    											Grunde liegenden Zahlen erklaͤren zu koͤnnen. also
                              									eine größere Zahl als der Versuch ergeben hat.
                           
                           Wahrscheinlich wirken also doch bei dem Brennen der Porzellanmasse die beiden
                              									Gemengtheile ganz oder zum Theil (denn die Porzellanerde von Morl ist ja selbst noch
                              									ein Gemenge) chemisch auf einander, und dehnen sich dabei aus, da ja öfter die
                              									chemische Verbindung ein geringeres specifisches Gewicht hat, als sich aus den
                              									Bestandtheilen folgern läßt. Diese Ausdehnung, wenn sie in der That stattfindet,
                              									kommt noch zu der hinzu, die der glasartige Zustand für sich allein hervorbringt,
                              									und beide bewirken dann zusammen die Ausdehnung, die die Porzellanmasse beim Brennen
                              									erleidet.
                           Eine solche Ausdehnung findet also immer statt, und das Schwinden der Porzellanmasse
                              									beim Brennen im Gutofen ist demnach nur scheinbar, und wird nur durch das Wegfallen
                              									der leeren Räume in dem Thon, die theils durch die lokere Zusammenhäufung, theils
                              									durch das Entweichen des Wassers beim Brennen im Verglühofen entstehen,
                              									hervorgebracht.
                           Anhang.
                           Nach den Analysen von Forchhammer besteht die geschlämmte
                              									Porzellanerde von Aue bei Schneeberg (a) und von Morl
                              									bei Halle (b) aus:
                           
                              
                                 
                                 (a)
                                 (b)
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 37,57
                                 22,00
                                 
                              
                                 Eisenoxyd, Manganoxyd und Magnesia
                                 Spur
                                 1,87
                                 
                              
                                 Kieselsaͤure
                                 44,30
                                 27,96
                                 
                              
                                 Wasser
                                 13,02
                                 7,43
                                 
                              
                                 Kali
                                 —
                                 0,17
                                 
                              
                                 Kohlensaure Kalkerde
                                 0,31
                                 0,33
                                 
                              
                                 Quarz
                                 5,12
                                 39,10
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,32
                                 98,95.
                                 
                              
                           Die Porzellanerde wurde bei diesen Analysen mit Schwefelsäure zersezt, und der
                              									eingemengte Quarz von der abgeschiedenen Kieselsäure durch kohlensaures Natron
                              									geschieden.
                           Der größere Gehalt an Kieselsäure in der durch Zersezung des Porphyrs entstandenen
                              									Porzellanerde, in Vergleich mit der aus dem Granit entstandenen, ist wohl
                              									erklärlich. Nach meinen Untersuchungen bestehen der gewöhnliche Granit und der rothe
                              									Porphyr aus denselben Gemengtheilen, nämlich aus Feldspath, Oligoklas, Quarz und
                              									Magnesiaglimmer, und beide Gebirgsarten unterscheiden sich nur dadurch von einander,
                              									daß im Granit die Gemengtheile im körnigen Gefüge, in dem Porphyr aber in einer
                              									Grundmasse enthalten sind, die, wenn gleich in der Regel scheinbar gleichartig, doch
                              									nur als ein inniges Gemenge derselben Gemengtheile, die auch im deutlich  krystallisirten Zustand in ihr
                              									enthalten sind, angenommen werden kann. Verwittert der Porphyr, so kann der in der
                              									Grundmasse enthaltene, mit bloßen Augen nicht sichtbare Quarz bei seiner großen
                              									Feinheit durch Schlämmen von dem zersezten Feldspath und Oligoklas nicht getrennt
                              									werden, sondern nur der gröbere deutlich krystallisirte; aus dem Granit dagegen, wo
                              									alle Gemengtheile sich vollkommener abgesondert haben, wird demnach auch, wenn er
                              									verwittert, der Quarz von den verwitterten Gemengtheilen viel vollkommener zu
                              									trennen seyn.