| Titel: | Ueber Cody's Apparat zum Abdampfen des Runkelrübensaftes; ein der Société industrielle zu Mülhausen von Dr. Penot erstatteter Bericht. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XXXIII., S. 117 | 
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                        XXXIII.
                        Ueber Cody's Apparat zum Abdampfen des
                           								Runkelruͤbensaftes; ein der Société industrielle zu
                              									Muͤlhausen von Dr. Penot erstatteter Bericht.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 										Mulhouse, 1845, No. 90.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II
                        Penot, über Cody's Apparat zum Abdampfen des
                           								Runkelrübensaftes.
                        
                     
                        
                           Hr. Cody
                              									sen. zu Straßburg hat der Gesellschaft einen Apparat zum
                              									Abdampfen des Runkelrübensaftes zur Prüfung übergeben; er sagt in seinem Schreiben,
                              									daß er während einer 34jährigen Praxis im Raffiniren und in der Fabrication des
                              									Zukers die Vortheile und Nachtheile fast aller gebräuchlichen Abdampfapparate sowohl
                              									mittelst Dampf und des luftverdünnten Raums, als mit directer Heizung oder freiem
                              									Luftzutritt kennen zu lernen im Stande war. Nach ihm haben die verschiedenen
                              									Abdampfmethoden neuerer Erfindung zwar wesentliche Dienste geleistet, aber die
                              									Apparate lassen noch Vervollkommnungen wünschen, sowohl hinsichtlich ihrer Preise
                              									als ihres Brennmaterial-Verbrauchs oder der zum Abdampfen des Syrups auf die
                              									gehörige Stärke erforderlichen Zeit, welche auf die Güte der Producte von Einfluß
                              									ist.
                           An den Apparaten, welche mittelst des luftverdünnten Raums wirken, tadelt Hr. Cody insbesondere, daß sie einen Verlust an Zuker
                              									verursachen; er sagt, es finde ein so rasches Sieden statt, daß ein Theil des Zukers
                              									mit dem Dampf fortgerissen wird, wovon er sich durch wiederholte Versuche
                              									überzeugte, indem er das durch Verdichtung dieses Dampfs entstandene Wasser bis zur
                              									Trokne abdampfte, welches ihm stets 3–4 Proc. des im Syrup enthaltenen Zukers
                              										lieferte.Diese Thatsache ist den Zukerraffineurs laͤngst bekannt; man
                                    											vergleiche daruͤber polytechn. Journal Bd. LIV S.
                                       												448.A. d. R. Wer weiß, daß der Dampf eines
                              									Kessels, welcher mit 
                              									kalkhaltigem Wasser gespeist wird, eine beträchtliche Menge fester Stoffe und zwar
                              									weit in die Röhren mit sich reißt, wird sich darüber nicht wundern.
                           Hr. Cody führt dann einen andern bedeutenden Uebelstand
                              									an, welchen nach seiner Ansicht die Apparate mit luftverdünntem Raum zum Abdampfen
                              									des Runkelrübensaftes darbieten. Damit dieselben dem Gewicht (Druk) der Atmosphäre
                              									widerstehen können, gibt man ihnen eine kugelförmige Gestalt, wobei eine große
                              									Quantität Flüssigkeit erforderlich ist, um das Schlangenrohr zu bedeken, welches
                              									sich nur 10 bis 11 Centimeter (3″ 8′″ bis 4″) unter der
                              									Oberfläche der siedenden Flüssigkeit befindet. Sobald die Verdampfung einige Zeit
                              									gedauert hat, ist der obere Theil des Schlangenrohrs bloß gelegt und der Zuker,
                              									welcher darauf bleibt oder es während des Siedens überzieht, verbrennt darauf, d. h.
                              									verwandelt sich zum Theil in Melasse. Endlich muß man für eine vollständige Kochung
                              									von Klärsel — und dieß betrachtet Hr. Cody als den
                              									größten Fehler dieser Apparate — sie sechs-, sieben- bis
                              									achtmal beschiken, je nach der Dichtigkeit des Runkelrübensaftes. Die Flüssigkeit
                              									von den ersten Beschikungen ist daher zu lange der Wirkung des Dampfs ausgesezt, so
                              									daß der darin enthaltene Zuker verbrennt und das Vermögen zu krystallisiren
                              									verliert.
                           Wenn man die Temperatur nicht mit großer Sorgfalt regulirt, kann überdieß der Zuker
                              									in Masse im Apparat krystallisiren. Dann muß man die Arbeit zwei bis drei Tage
                              									unterbrechen, weil man den Helm abnehmen, die Erkaltung abwarten, mit einem
                              									Instrument die Zukermasse zerschlagen und kochendes Wasser darin circuliren lassen
                              									muß: bei diesen Operationen wird aber der doppelte Boden und das Schlangenrohr
                              									leicht beschädigt.
                           Die Apparate mit luftverdünntem Raum erheischen überdieß eine beträchtliche Menge
                              									Wasser zum Verdichten der Dämpfe. Bei dem Roth'schen
                              									Apparat braucht man zum Kochen eines Zukerbrods 60 Liter Wasser; da nun jede Kochung
                              									aus 24 Broden besteht und die Anzahl der Kochungen täglich 25 beträgt, so sind für
                              									diese Reihe von Operationen 360 Hektoliter Wasser erforderlich. Mehrere Fabriken
                              									konnten auch den Roth'schen Apparat nicht anschaffen,
                              									weil sie nicht über eine so große Wassermasse verfügen können.
                           Ein Apparat mit luftverdünntem Raum kostet durchschnittlich 35,000 Francs; er
                              									erfordert einen geschikten Siedemeister und kann nur durch besondere Leute und mit
                              									großen Kosten aufgestellt werden, was seinen Preis auf 40,000 Fr. steigert.
                           Nach Hrn. Cody ist sein Abdampfapparat mit freiem
                              									Luftzutritt bei weitem vorzuziehen. Der Rübensaft lauft darin über eine schwach  geneigte, durch einen
                              									Dampfstrom erhizte Fläche, indem er eine Schicht von nur 4 Millimeter (1
                              									7/10′″) Dike bildet, so daß dieser Saft nur 5 Minuten braucht, um die
                              									ganze Länge des Apparats zu durchlaufen und auf 32° des Aräometers gebracht
                              									zu werden; dieß ist aber die geeignetste Concentration, um ihn mit Ochsenblut zu
                              									klären und dann einzukochen. Der Zuker kann daher keinen Schaden leiden.
                           Mit einer Ausgabe von 6000 Fr. erreicht man also bei Anwendung des Cody'schen Apparats dasselbe wie mittelst eines Apparats
                              									mit luftverdünntem Raum, welcher 40,000 Fr. kostet. Lezterer erfordert überdieß
                              									einen geschikten Siedemeister, dessen Jahresgehalt 2000 Fr. beträgt, während für
                              									ersteren ein gewöhnlicher Arbeiter genügt, dem man jährlich 800 Fr. bezahlt. Endlich
                              									erfordert Cody's Apparat nur ¾ des Brennmaterials,
                              									welches ein Apparat mit luftverdünntem Raum erheischt; er kann auch ganz
                              									zusammengesezt versandt werden, so daß man ihn bloß mit dem Dampfkessel zu verbinden
                              									braucht. Cody's Apparat muß wegen der großen Menge Dampf,
                              									welche davon entweicht, im Freien unter einem Schoppen functioniren.
                           
                              „Meine Abdampfmethode, sagt Hr. Cody, ist
                                 										besonders für den Runkelrübensaft geeignet; einige Hektoliter Rübensaft, die ich
                                 										in meinem Apparat abgedampft hatte, konnte ich geradezu in vier Formen (für
                                 										raffinirten Zuker) bringen; der Zuker ertrug das Deken ganz gut und troknete
                                 										auch sehr gut. Der Unterschied zwischen diesen Broden und anderen, welche aus
                                 										der Trokenstube kommen, war so unbedeutend, daß man sie kaum von einander
                                 										unterscheiden konnte; bei einiger Uebung dürfte man es folglich in den
                                 										Rübenzukerfabriken dahin bringen, daß man keinen Rohzuker mehr zu machen
                                 										braucht. Ich habe vergebens versucht, mit Rübensaft, welcher im luftverdünnten
                                 										Raum concentrirt worden war, zu demselben Resultat zu gelangen.“
                              
                           Hr. Cody stellt die Vortheile seines Apparats schließlich
                              									folgendermaßen zusammen:
                           1) kostet er fast siebenmal weniger als ein Apparat mit luftverdünntem Raum, während
                              									er in derselben Zeit eben so viel Saft abdampft;
                           2) ist seine Anwendung leichter und weniger kostspielig;
                           3) erfordert er kein Wasser, um den aus dem Saft erzeugten Dampf zu verdichten;
                           4) ist er tragbar und kann überall hin versezt werden, ohne daß man ihn zu zerlegen
                              									braucht;
                           5) liefert er vorzüglichere Producte und erfordert nur einen gewöhnlichen Arbeiter zu
                              									seiner Direction.
                           
                           Beschreibung des Apparats. — Fig. 45 ist der Grundriß
                              									und Fig. 46
                              									der Längenaufriß des Apparats; Fig. 47 ist ein
                              									senkrechter Durchschnitt auf C′, D′ und Fig. 48 ein
                              									Querdurchschnitt auf A′, B′.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstände in allen Figuren.
                           Der abgebildete Apparat enthält eine Reihe von sieben Röhren oder
                              									Concentrations-Canälen; die Anzahl derselben, so wie die Länge des Apparats
                              									ist willkürlich und muß zur Ausdehnung der Fabrication, der Leistung des
                              									Dampfkessels und der Dampfmenge, die man aufwenden will, im Verhältniß stehen.
                           A Speisungsrohr, welches von einem Dampfkessel her den
                              									Dampf empfängt und ihn dem Quer-Recipient B
                              									zuführt, von dem aus er in sechs Canälen von halb-cylindrischer Form mit
                              									platten Oberflächen Nr. 1, 2, 3, 4, 5 und 6 vertheilt wird; drei derselben befinden
                              									sich zur Rechten und drei zur Linken des in der Mitte angebrachten Sammelcanals und
                              									sie durchlaufen so die ganze Länge des Apparats bis zu seinem Ende, wo das
                              									Gesammtproduct der Canäle Nr. 1 bis 6 sich in dem Rohr oder Quer-Recipient
                              										C sammelt, an welchem ein Recipient O angebracht ist. Lezterer Recipient ist mit einem
                              									Ablaßhahn Q versehen, um das Condensations-Wasser
                              									von den sieben Röhren des Apparats aufzunehmen, und so construirt, daß er dieses
                              									Wasser ohne Dampfverlust aufnimmt.
                           Von diesem Rohr C gelangt der Dampf durch den in der
                              									Mitte befindlichen Canal Nr. 7 wieder bis zum obersten Theil des Apparats hinauf und
                              									tritt dann in das Schlangenrohr D, um durch seine
                              									Circulation, welche durch Pfeile angedeutet ist, die im Vorbereitungskessel E enthaltene Flüssigkeit G
                              									zu erhizen, bis er durch das mit einem Sperrhahn versehene Ablaßrohr austritt.
                           Das Schlangenrohr D ist in dem flachen und offenen
                              									Vorbereitungskessel E befestigt, worin es die zu
                              									concentrirende Flüssigkeit G bald ins Kochen bringt.
                              									Nach dieser Vorbereitung lauft die Flüssigkeit durch das Rohr H aus, welches sie in das Querrohr I ergießt,
                              									von wo sie durch die Hähne Nr. 7, 8, 9, 10, 11, 12 und 13 in den sieben langen
                              									Canälen vertheilt wird, deren oberer Theil platt ist. Am Anfang dieser Canäle und in
                              									jedem derselben befindet sich eine durchlöcherte Zwischenwand L, um das Auslaufen der Flüssigkeit zu reguliren, welche dann behufs ihrer
                              									allmählichen Concentration die ganze Länge der Canäle bis zum unteren Ende
                              									durchlauft, wo sie durch die Oeffnungen Nr. 12, 13, 14, 15, 16, 17 und 18 austritt
                              									und in den Querrecipient M gelangt. Diesem Recipient
                              									gibt  man die
                              									erforderliche Neigung, daß die concentrirte Flüssigkeit leicht in irgend ein Gefäß
                              									auslaufen kann.
                           a hölzernes Gestell oder Gehäuse, worin der kupferne
                              									Leitungsapparat angebracht ist; b Querbaum, worauf das
                              									Gestell aufliegt; derselbe kann in der Mitte oder in beliebiger Entfernung von den
                              									beiden Enden angebracht werden, nach der gewünschten Beweglichkeit und Neigung.
                           Die aus Fig.
                                 										46 ersichtliche Neigung ist für Zukersiedereien die geeignetste; man kann
                              									sie übrigens mittelst einer Schraube N beliebig
                              									abändern.
                           Der Querbaum b kann auch in Form einer Achse aus Holz
                              									construirt werden, um zwei Räder daran anzubringen; dadurch wird der Apparat
                              									beweglich, so daß man ihn nach Belieben transportiren und drehen kann.
                           Der beschriebene Apparat unterscheidet sich von demjenigen, welcher zu unseren
                              									Versuchen diente, dadurch, daß lezterer nur 5 Canäle anstatt 7 hatte.
                           Hr. Cody überschikte uns mit der Zeichnung seines Apparats
                              									Zeugnisse von mehreren Zukerfabrikanten, woraus hervorgeht, daß sie durch denselben
                              									nicht nur an Brennmaterial ersparten, sondern auch viel vorzüglichere Producte
                              									erhielten.
                           Der Ausschuß (der Société industrielle) für Chemie hat
                              									Hrn. Royet und mich beauftragt, mit Cody's Apparat Versuche anzustellen. Aus den sogleich anzugebenden Gründen
                              									konnte in unserer Gegenwart nur ein einziger Versuch von kurzer Dauer angestellt
                              									werden und zwar unter wenig günstigen Umständen; so daß die erhaltenen Resultate
                              									nicht als das lezte Wort über diesen Apparat zu betrachten sind. So unvollkommen
                              									dieser Versuch aber auch ist, so lassen sich daraus doch einige interessante
                              									Folgerungen ziehen.
                           Der Apparat war in der Dampf-Oehlmühle des Hrn. Weiler zu Straßburg aufgestellt. Die Speisepumpe des Dampfkessels wird
                              									durch eine Dampfmaschine getrieben, welche an diesem Tage nicht in Gang war; da also
                              									das verdampfte Wasser nicht wieder ersezt wurde, so hielten wir es für rathsam, den
                              									Versuch nur eine Stunde dauern zu lassen, welchen wir erst begannen, nachdem der
                              									Dampf einen Druk von 3½ Atmosphären erreicht hatte. Als dann der
                              									Vorbereitungskessel des Apparats voll kalten Wassers war, ließen wir den Dampf
                              									einige Minuten im Apparat circuliren, um ihn ein wenig zu erwärmen und ihn der
                              									Temperatur, welche er während des Versuchs  beibehalten mußte, so nahe als möglich zu bringen.
                              									Hierauf ließen wir die kleinen Hähne öffnen, welche das Wasser des
                              									Vorbereitungskessels auf den Abdampfapparat führen. Wir bemerkten, daß die
                              									Flüssigkeit, welche sich als ein breiter Fall von vier bis fünf Millimeter (1 7/10
                              									bis 2 2/10′″) Dike in den Canälen verbreitet, unmittelbar ins Sieden
                              									kommt und viele Dämpfe verbreitet, die sich in der Luft verlieren. Unglüklicherweise
                              									waren die verschiedenen Haupttheile des Apparats nach Dimensionen construirt, welche
                              									nicht mit einander übereinstimmen, so daß die Hähne nicht genug Wasser lieferten, um
                              									die ganze Oberfläche der fünf Canäle des Abdampfapparats zu bedeken. Es ging daher
                              									viel Wärme durch die Berührung mit der Luft unnüz verloren; bei einer besseren
                              									Anordnung wäre dieser Verlust, welcher nicht der einzige war, vermieden worden. Wir
                              									beobachteten auch wirklich, daß die Ränder der Canäle über dem Wasser und die Räume,
                              									welche die Canäle unter einander trennen, sehr heiß waren und Wassertropfen, welche
                              									man darauf fallen ließ, unmittelbar verdampften. Dieser Umstand war schon Hrn. Cody bei einem früheren Versuch aufgefallen und er zeigte
                              									uns ein neues Modell, wobei die Ränder der Canäle viel niedriger sind, so daß das
                              									Wasser die ganze Oberfläche des Apparats bedeken kann. Endlich communicirte der
                              									ganze untere Theil des Apparats frei mit der Luft, was auch einen sehr großen
                              									Wärmeverlust verursachte, den man leicht dadurch vermeiden kann, daß man diesen
                              									Theil mit einer diken Schicht eines schlechten Wärmeleiters überzieht.
                           Wir ließen 450 Liter Wasser von 10° C. in den Vorbereitungskessel gießen;
                              									nachdem dasselbe die ganze Länge des Abdampfapparats durchlaufen hatte, wurde es in
                              									einem Zuber gesammelt und in denselben Kessel zurükgebracht. Der Versuch wurde mit
                              									Dampf von 3 Atmosphären begonnen; nach Verlauf von 8 Minuten war der Druk bloß noch
                              									2 Atmosphären. Alsdann schloß man den Hahn ein wenig, um wo möglich das Einlassen
                              									der Flüssigkeit zu reguliren. Dessenungeachtet war 5 Minuten hernach der Druk nur
                              									noch 1¾ Atmosphären. Man schloß den Hahn ein wenig mehr. 3 Minuten darauf
                              									stieg der Druk auf 1½ Atmosphären und blieb so bis zum Ende des Versuchs. Der
                              									Druk betrug also
                           
                              
                                 waͤhrend
                                 8
                                 Minuten
                                 2½
                                 AtmosphaͤrenEr hatte mit 3 begonnen, um mit 2 zu enden.,
                                 
                              
                                 —
                                 5
                                 —
                                 1⅞
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 3
                                 —
                                 1 11/16
                                 —
                                 
                              
                                 —
                                 44
                                 —
                                 1½
                                 —
                                 
                              
                           
                           was für die ganze Dauer des Versuchs nahezu einen mittleren
                              									Druk von 1 6/10 Atmosphären gibt, für welchen die Temperatur des Dampfs nach Tredgold's Formel 114°,3 C. ist. Das Wasser begann
                              									im Vorbereitungskessel nach Verlauf einer halben Stunde zu sieden. Wir sammelten 480
                              									Liter Condensationswasser und verdampften 305 Liter Wasser. Als Brennmaterial
                              									dienten Steinkohlen von Saarbrücken bester Qualität (wovon 100 Kilogr. zu Straßburg
                              									3 Fr. 50 Ctm. kosten); während der einstündigen Dauer des Versuchs wurden davon 75
                              									Kilogr. verbrannt. Das Feuer wurde am Ende des Versuchs gelassen wie es am Anfang
                              									war, so daß wir mit 75 Kilogr. Steinkohlen 480 Liter Condensationswasser oder 6,4
                              									Kilogr. Dampf mit 1 Kilogr. Steinkohlen erhielten. Das Feuer brannte schlecht, denn
                              									der Ofen war neu und noch nicht ganz troken.
                           Wir wollen nun mittelst der vorhergehenden Daten die Verdampfungskraft des Cody'schen Apparats annähernd zu bestimmen versuchen.
                              									Dieser Apparat besteht aus zwei Haupttheilen, nämlich:
                           1) dem Vorbereitungskessel, worin ein Schlangenrohr circulirt; dieß ist ein
                              									gewöhnlicher Apparat zum Concentriren mittelst Dampf;
                           2) dem eigentlichen Abdampfapparat, aus verschiedenen Canälen gebildet, worin die
                              									Flüssigkeit mehr oder weniger schnell dahin fließt, nach der Neigung, die man ihnen
                              									ertheilt.
                           Da der Dampf im Schlangenrohr erst ankam, nachdem er beiläufig 13,5 Meter Röhren, auf
                              									denen Wasser verdampfte, durchlaufen hatte, so war er schon abgekühlt; seine
                              									Temperatur konnte daher diejenige des kochenden Wassers nicht viel überschreiten.
                              									Das Sieden im Vorbereitungskessel erfolgte auch erst nach einer halben Stunde und
                              									war immer sehr schwach. Aus diesem Grunde glauben wir annehmen zu dürfen, daß die
                              									Temperatur des Dampfs, welche in den Canälen 114° C. betrug, im Schlangenrohr
                              									höchstens 106° seyn konnte. Da die äußere Oberfläche dieses Schlangenrohrs
                              									3,52 Quadratmeter betrug und ein Schlangenrohr unter den günstigsten Umständen
                              									stündlich 9,33 Kilogr. Dampf per Quadratmeter für einen
                              									Temperatur-Unterschied von einem Centesimalgrad condensirt, so konnten sich
                              									in dem Vorbereitungskessel in einer halben Stunde höchstens 98 Liter Wasser
                              									verdichten.
                           Die zur Verdampfung bestimmte obere Fläche der Canäle betrug 2,046 Quadratmeter; wie
                              									ich aber bereits bemerkte, war diese Fläche nicht gänzlich mit Wasser bedekt,
                              									sondern wenigstens ein Fünftel davon immer troken; es bleibt also in der That nur
                              									eine Verdampfungsfläche von 1,637 Quadratmeter.
                           Andererseits war, theils wegen der unteren Ausbauchung dieser Canäle, theils wegen
                              									des oberen, nicht mit Flüssigkeit bedekten Theils  derselben, eine auf einer Seite
                              									durch Dampf erhizte Fläche von 2,72 Quadratmeter mit der Luft in Berührung, wodurch
                              									beiläufig 8 Liter Wasser verdichtet werden mußten.
                           Ueberdieß muß man die Wärme berüksichtigen, welche verbraucht wurde, um 450 Liter
                              									Wasser von 10° zum Sieden zu bringen; dieß gibt 450 + 90/550 = 73,6 oder 74
                              									Liter verdichteten Dampf.
                           Rechnen wir nun alles Wasser zusammen, welches unabhängig von der Wirkung der
                              									Abdampfcanäle verdichtet wurde, so finden wir:
                           
                              
                                 Im Vorbereitungskessel verdichtetes Wasser
                                 98
                                 Liter
                                 
                              
                                 Durch die Beruͤhrung mit der Luft verdichtetes Wasser
                                 8
                                 —
                                 
                              
                                 Um das Wasser zum Sieden zu bringen, wurden verdichtet
                                 74
                                 —
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Im Ganzen
                                 180
                                 Liter.
                                 
                              
                           Dieß ergibt für den benüzten Theil der Canäle 480 - 180 = 300 Liter auf eine Fläche
                              									von 1,637 Quadratmet. und einen Temperatur-Unterschied von 14 Graden. Die
                              									Verdichtung betrug also stündlich per Quadratmeter und
                              									für einen Temperatur-Unterschied von einem Grad 12,85 Kilogr.; das günstigste
                              									Resultat, welches Péclet in seinem Traité de la chaleur anführt, ist 9,33 Kilogr.
                           Abgesehen von dem Dampf, welcher durch die Berührung der Luft verdichtet wurde, ein
                              									Verlust, der sich leicht vermeiden läßt, abgesehen ferner von der Wärme, welche
                              									erforderlich ist, um das Wasser zum sieden zu bringen, wurden 398 Liter verdichtet;
                              									man hatte also 398 Liter verdampftes Wasser anstatt der 305 erhalten sollen. Dieser
                              									Unterschied von 93 Liter beweist, wie schlecht der Apparat angeordnet war und
                              									veranlaßte uns mehr den verdichteten Dampf als das verdampfte Wasser zu
                              									berüksichtigen. Wahrscheinlich rührt er großen Theils daher, daß der
                              									Vorbereitungskessel viel weniger Wasser verdampfte, als bei der vorhergehenden
                              									Berechnung angenommen wurde.
                           Obgleich Cody's Apparat zum Concentriren von
                              									Runkelrübensaft bestimmt ist, haben wir ihn mit Wasser
                              									geprüft, weil wir keinen Saft zu unserer Verfügung hatten. Wir können daher nichts
                              									über die Vortheile sagen, welche er nach den Behauptungen des Erfinders den
                              									Zukerfabrikanten darbieten soll. Wir bemerken bloß, daß sich dieser Apparat auch in
                              									andern Industriezweigen mit Nuzen anwenden lassen dürfte, namentlich zum
                              									Concentriren der Farbholz-Extracte. Die Verdampfung geht nämlich
                              									ununterbrochen, schnell und wahrscheinlich auf ökonomische Weise von statten, so daß
                              									die in der Flüssigkeit 
                              									aufgelösten organischen Substanzen nicht Zeit haben, sich an der Luft so sehr zu
                              									verändern, wie bei der gewöhnlichen Verdampfung. Cody's
                              									Apparat läßt sich überdieß mit der größten Leichtigkeit reinigen. Ohne Zweifel wird
                              									man in der Folge Veränderungen daran vornehmen; z. B. anstatt eben so viele Hähne
                              									anzuwenden als Abdampfcanäle vorhanden sind, wäre es einfacher das Wasser des
                              									Vorbereitungskessels mittelst eines durchlöcherten Cylinders, wie man sie zum
                              									Begießen der Straßen anwendet, in die Canäle gelangen zu lassen; dieser Cylinder
                              									würde mit dem Vorbereitungskessel durch ein Rohr communiciren, welches mit einem
                              									Hahn von großem Durchmesser versehen ist, den man mehr oder weniger öffnet.
                           Da sich die Neigung des Apparats nach Bedarf reguliren läßt, so kann man die
                              									Flüssigkeit die ganze Länge des Apparats mehr oder weniger schnell durchlaufen
                              									lassen, so daß sie von der gewünschten Concentration am Ende ankommen muß.
                           Obgleich unser Versuch unter ungünstigen Umständen angestellt wurde, so beweist er
                              									doch so viel, daß Cody's Abdampfapparat eine Ersparniß an
                              									Zeit und Brennmaterial gewährt. Uebrigens zeichnet sich dieser Apparat vor allen
                              									bisherigen durch zwei Eigenthümlichkeiten aus: nämlich eine ununterbrochene
                              									Verdampfung und eine solche Anordnung, daß die Wärme nur auf eine sehr dünne
                              									Flüssigkeitsmasse wirkt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
