| Titel: | Neues Verfahren naturhistorische Gegenstände zu conserviren; von Gannal. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XL., S. 146 | 
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                        XL.
                        Neues Verfahren naturhistorische
                           								Gegenstaͤnde zu conserviren; von Gannal.
                        Aus den Comptes rendus, Sept. 1845, Nr.
                              								10.
                        Gannal's Verfahren naturhistorische Gegenstände zu
                           								conserviren.
                        
                     
                        
                           Ich ließ mir einen Kasten aus 1 3/10 Linien diken Tannenbrettern von 4 Fuß 7 Zoll
                              									Länge, 3 Fuß Breite und 3 Fuß Höhe machen. Dieser für sein Volum außerordentlich
                              									leichte Kasten wurde über und über mit Papier überzogen, welches durch Kleister
                              									befestigt wurde und so auf einen doppelten Boden von dünnem Eisenblech, mit einem 3
                              									Zoll breiten aufstehenden Rand gesezt. Auf dieser Blechplatte breite ich eine 1 Zoll
                              									dike Schicht feinen, feuchten Sands aus, seze dann den Kasten darauf und schütte
                              									hierauf Sand auf, bis der Rand des doppelten Bodens ganz davon bedekt ist.
                           Diese ganze Vorrichtung ruht auf zwei kleinen Böken und unter die Mitte des eisernen
                              									Bodens wird der zum Erhizen der ganzen Vorrichtung dienende Ofen gestellt.
                           In das Innere des Kastens lege ich auf Leisten, welche in einer Höhe von 2 Zoll
                              									angebracht sind ein Brett, auf welches die der Einwirkung des chemischen Agens
                              									auszusezenden Gegenstände kommen.
                           Wenn alles so vorbereitet ist, bringe ich die vierfüßigen Thiere, Vögel, Insecten,
                              									welche ich reinigen will, in den Kasten, lege den Dekel darauf und befestige
                              									denselben mittelst mit Kleister angepappter Papierstreifen.
                           In den Kasten gehen drei Löcher; eines unten an der Seite, in welches eine 2 Liter
                              									fassende Glasretorte gestekt wird. Diese tubulirte Retorte enthält ungefähr 1
                              									Kilogr. grob gestoßenes Glas; eine durch die Tubulatur gestekte gerade Röhre reicht
                              									auf den Boden der Retorte so weit hinab, daß sie bloß 1 Zoll davon entfernt ist; die
                              									Retorte wird in ein auf einem Ofen befindliches Sandbad gesezt.
                           Zwei andere Löcher kommen in den Dekel; eines zur Aufnahme eines Thermometers,
                              									welches zur Haͤlfte in den Kasten hinabreicht; das andere Loch bleibt offen,
                              									um der Luft im Kasten ohne Druk Ausgang zu gestatten.
                           Ist alles gut vorgerichtet, so mache ich unter dem doppelten Boden von Eisenblech
                              									Feuer an und, wenn das Thermometer zu steigen beginnt, so erhize ich auch das
                              									Sandbad der Retorte.
                           Ist die Wärme im Kasten auf 32° R. gestiegen, so verstärke ich das Feuer des
                              									Sandbads und bringe durch die gerade Röhre in  kleinen Portionen und allmählich so viel Terpenthinöhl in
                              									die Retorte, daß in Zeit von 1½ bis 2 Stunden davon 1 bis 1½ Liter, je
                              									nach der Anzahl und Größe der in dem Kasten enthaltenen Gegenstände, verflüchtigt
                              									werden. Die Operation muß so geleitet werden, daß das Thermometer nie über
                              									56° R. steigt.
                           Wenn ich die Operation für beendigt erachte, was mir der aus dem offen gebliebenen
                              									Loch dringende Terpenthinöhlgeruch anzeigt, so verschließe ich das obere Loch und
                              									dasjenige für die Retorte, die ich nebst den Oefen beseitige, mit gewöhnlichen
                              									Stöpseln und belasse hierauf den Kasten 48 Stunden lang in diesem Zustand. Sind
                              									diese verstrichen, so hebe ich den Dekel ab, nehme die Gegenstaͤnde heraus
                              									und kann sie dann wieder in ihre Schränke stellen.
                           Es leuchtet ein, daß die Temperatur von 48–56° R. alle Larven,
                              									Thierchen und Eier in den präparirten Gegenständen zerstören muß. Andererseits
                              									öffnen sich bei dieser Temperatur die Poren der Wolle, Federn und Haare und füllen
                              									sich mit dem Dunst des Terpenthinöhls an, welcher nach dem Erkalten darin
                              									zurükbleibt und zum Schuz gegen ein neues Befallenwerden hinreicht. Uebrigens ist
                              									die Menge des Terpenthinöhls so gering, daß es durchaus unmöglich ist zu erkennen,
                              									daß ein Vogel, ein Schmetterling, wenn auch der zarteste, dieser Behandlung
                              									unterzogen wurde.