| Titel: | Ueber die Anwendung des Pulvers zum Felsensprengen in Schachten, welche mit comprimirter Luft gefüllt sind. (Schreiben des Hrn. Triger an Hrn. Arago.) | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. XLIX., S. 172 | 
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                        XLIX.
                        Ueber die Anwendung des Pulvers zum
                           								Felsensprengen in Schachten, welche mit comprimirter Luft gefuͤllt sind.
                           								(Schreiben des Hrn. Triger an Hrn. Arago.)
                        Aus dem Moniteur industriel, 1845 Nr.
                              								949.
                        Triger, über Sprengen mit Pulver in comprimirter Luft.
                        
                     
                        
                           Da ich bei meinen Arbeiten unter WasserMan vergl. polytechnisches Journal Bd. LXXXIII S. 350. in einer
                              									Tiefe von 27 Metern auf einen Felsen stieß, der zu hart war, als daß er den
                              									gewöhnlichen noch so gut gehärteten Werkzeugen nachgab, versuchte ich, troz des
                              									Abrathens mehrerer ausgezeichneter Physiker, welche mir die übeln Folgen einer
                              									Detonation auf dem Boden eines hermetisch geschlossenen und mit comprimirter Luft
                              									von 3 Atmosphären Spannung angefüllten Schachts als sehr groß darstellten,
                              									nichtsdestoweniger mit bestem Erfolg dieses Mittel, ohne daß einer der gefürchteten
                              									Unglüksfälle eintrat; es ist dadurch erwiesen, daß das Pulver in comprimirter Luft
                              									eben so gut wie in der freien Luft angewendet werden kann, wobei es dieselben
                              									Resultate liefert, wie in den gewöhnlichen Schachten.
                           Anfangs wandte ich es aus Vorsicht nur in sehr kleiner Menge an; als ich aber
                              									bedachte, daß ich dadurch in meinen Schacht, freilich plözlich, ein Gasvolum bringe,
                              									welches nur sieben bis achthundertmal größer als das Pulver ist und daß keine großen
                              									Unfälle daraus entstehen können, indem diese Detonationen das Queksilber im
                              									Manometer kaum zum Oscilliren bringt, wandte ich sogleich das Pulver wie in freier
                              									Luft an und kann Ihnen sagen, daß ich seit 14 Tagen schon mehr als 50 Kilogramme mit
                              									dem besten Erfolg verbrannt habe.
                           Bemerken muß ich, daß ich, um meinen Zwek zu erreichen, den gewöhnlich gebräuchlichen
                              									Zündwürsten mit Schwefel entsagen mußte;  dieselben brennen zu lebhaft und entwikeln so viel
                              									schweflige Säure, daß man erst nach mehreren Stunden in den Schacht zurükkehren
                              									kann. Ich umging diesen Uebelstand durch Zundfäden von Feuerschwamm; diese brennen
                              									langsamer, bieten dem Arbeiter größere Sicherheit dar und haben überdieß keinen so
                              									unangenehmen Geruch. Die Detonation ist nicht stärker als in freier Luft; der Schlag
                              									erscheint dumpfer und bringt in der eisernen Röhre, woraus der Schacht besteht, kaum
                              									eine Vibration hervor; nur geht der Knall mit einer unvergleichlich größeren
                              									Geschwindigkeit ab.
                           Hinsichtlich der Versuche, welche jezt zu Havre über die Anwendung der comprimirten
                              									Luft zum Retten der Schiffe gemacht werden, muß ich darauf aufmerksam machen, daß
                              									ich schon vor mehr als vier Jahren mit Hrn. Las-Cases ein Patent hierauf nahm und daß uns hierin schon die
                              									größte Erfahrung zur Seite steht. Ich kann bestimmt versichern:
                           1) daß dieses Mittel zur Rettung eines Schiffs in den schlimmsten Umständen ein
                              									unfehlbares ist;
                           2) daß es im Fall eines Leks der Anwendung der Pumpen weit vorzuziehen ist, indem
                              									eine Pumpe nur das in das Schiff eingedrungene Wasser entfernt, während die
                              									comprimirte Luft dieses Wasser zu entfernen und zu gleicher Zeit das Eintreten neuen
                              									Wassers zu verhindern vermag;
                           3) daß ich mit der comprimirten Luft so umzugehen weiß, daß wenn man mir den Rumpf
                              									eines Schiffs zur Verfügung stellt, man nach und nach die ganze äußere Verkleidung
                              									wegnehmen und absichtlich alle Beschädigungen daran vornehmen darf, ohne daß ich
                              									diesen Rumpf einen Augenblik verlasse und daß ich alle Beschädigungen, nur von
                              									6–8 in dieser Arbeit geübten Mineurs unterstüzt, leicht wiederherstelle.
                              									Unter dem Sand und Wasser der Loire bei 20 Meter Tiefe
                              									eine Röhre von 1,80 Meter Durchmesser mit dem festen Grund zu vereinigen, ist
                              									dieselbe, wo nicht eine viel schwierigere Arbeit, als die, solchen Beschädigungen
                              									abzuhelfen.