| Titel: | Ueber die Mittel, wodurch den Nachtheilen abgeholfen werden kann, welche durch den Rauch der mit Steinkohlen geheizten Fabriköfen entstehen; von Ch. Combes. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. LIII., S. 182 | 
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                        LIII.
                        Ueber die Mittel, wodurch den Nachtheilen
                           								abgeholfen werden kann, welche durch den Rauch der mit Steinkohlen geheizten
                           								Fabrikoͤfen entstehen; von Ch. Combes.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, August
                              									1845, S. 348.
                        Combes, über Rauchverzehrung bei Fabriköfen.
                        
                     
                        
                           In den großen Städten hat man sich immer über den Rauch von mit Steinkohlen geheizten
                              									Fabriköfen beklagt; man suchte entweder die Erzeugung desselben zu verhindern, indem
                              									man mechanische Vorrichtungen zum Vertheilen der Steinkohlen auf den Rösten
                              									einführte, oder ihn zu verbrennen, indem man Luft zu gewissen Zeiten und an
                              									verschiedenen Stellen in den Feuerraum leitete. Alle diese Bemühungen hatten jedoch
                              									fast überall nur einen halben Erfolg; in einigen (französischen) Fabriken benuzt man
                              									noch immer den mechanischen Vertheiler von Collier. Die
                              									Einrichtungen, welche in anderen Fabriken zum Verbrennen des Rauchs getroffen worden
                              									waren, nämlich Einlassen von Luft an gewissen Stellen des Feuerraums, nach den
                              									Verfahrungsarten von Lefroy, d'Arcet und anderen, hat man
                              									allgemein aufgegeben; man machte ihnen den Vorwurf, daß dabei nicht nur weniger
                              									Wärme an die Dampfkessel übertragen, sondern auch deren Zerstörung beschleunigt
                              									wird, weil der Gasstrom zu viel unverbrannte Luft enthält. Die Heizung der
                              									königlichen Münze (zu Paris) mit vollständiger Verbrennung des Rauchs der Kohksöfen,
                              									so wie sie Hr. d'Arcet einrichtete, besteht aber jezt
                              									noch wie früher; dieß ist gewiß ein Beweis, wie Unrecht man hatte, die
                              									rauchverzehrenden Vorrichtungen mit Einlassen von Luft in den Rauchstrom aufzugeben,
                              									statt daß man suchte sie zu vervollkommnen.
                           Die in den englischen und schottischen Fabrikstädten durch den Rauch verursachten
                              									Uebelstände waren noch viel bedeutender als die in Frankreich; sie wurden von Tag zu
                              									Tag lästiger und endlich unerträglich, daher im Jahr 1843 eine Commission des Hauses
                              									der Gemeinen mit einer Untersuchung derselben und der Mittel zu ihrer Abhülfe
                              									beauftragt wurde.
                           Der Bericht dieser Commission vom 17. August 1843 ergab, daß man sich veranlaßt sehe,
                              									in der nächsten Sizung der Parlamentshäuser  eine Bill einzubringen, welche die
                                 										Rauchbildung durch Fabriköfen und Dampfkesselöfen verbietet. Die ins Detail
                              									gehenden Protokolle der Untersuchung wurden dem Beschlusse des Hauses der Gemeinen
                              									zufolge gedrukt, wie dieß in Großbritannien üblich ist. Sobald der Bericht und die
                              									Protokolle in Frankreich angekommen waren, wurden sie von dem Unterstaatssecretär
                              									der Staatsbauten der Central-Dampfmaschinen-Commission mit der Anfrage
                              									übergeben, ob von den in England gebräuchlichen Verfahrungsweisen einige in
                              									Frankreich Anwendung finden und förmlich vorgeschrieben werden können. Die Antwort
                              									der Commission ging dahin, daß mehrere unter diesen Verfahrungsweisen zwekmäßig zu
                              									seyn scheinen, daß aber vor deren verordnungsmäßigen Einführung oder auch nur
                              									Anrathung erst directe Versuche angestellt werden müssen, um sich von dem Grade
                              									ihrer Zwekmäßigkeit zu überzeugen; daß erst ermittelt werden müsse, welches die
                              									einfachsten und wenigst kostspieligen Mittel seyen, um den gewünschten Zwek zu
                              									erreichen; daß endlich mehrere annoch unsichere Punkte, sowohl hinsichtlich der den
                              									Apparaten zu gebenden Dimensionen, als über die Menge des in Dampf verwandelten
                              									Wassers, die Wirkung auf das Metall der Dampfkessel etc. aufzuhellen seyen. Der
                              									Unterstaatssecretär stimmte dieser Ansicht bei und beauftragte die Commission,
                              									Versuche anzustellen, für welche er den nöthigen Credit bewilligte. Auf diese Weise
                              									kam es zu den Versuchen, welche ich, als Secretär der
                              									Central-Dampfmaschinen-Commission, leitete und wobei mir der
                              									Bergwerks-Ingenieur-Aspirant Debette
                              									Beistand leistete. Wenn diese Versuche auch noch der Fortsezung, oder vielmehr der
                              									Wiederholung mit größern Dampfkesseln bedürfen, ehe die Commission ihren Vorschlag
                              									zu gesezlichen Verordnungen nebst einer praktischen Instruction der Regierung
                              									überreicht, so kann ich doch heute schon die erhaltenen Resultate mittheilen, indem
                              									die Verfahrungsarten, welche ich vorzuschlagen habe, einfach sind, durchaus keine
                              									Kosten verursachen und in keinem Falle den geringsten Uebelstand nach sich ziehen
                              									können. Es wäre daher zu wünschen, daß sie sogleich bei den Fabriköfen in Anwendung
                              									kommen, welche in Paris jezt gebaut werden und überall, wo der Rauch die Bewohner
                              									der Nachbarschaft belästigen kann. Nach dem Manchester Guardian wurden
                                    											kuͤrzlich von dem Gerichtshof zu Manchester mehrere Personen in eine
                                    											Strafe von je 40 Shill. verfaͤllt, weil sie keine Vorkehrungen
                                    											getroffen hatten, um den Rauch ihrer Dampskessel-Oefen zu verzehren.
                                    											Aus den gerichtlichen Verhandlungen geht hervor, daß die Frage, ob es in der
                                    											Praxis moͤglich sey, den Rauch groͤßtentheils, wo nicht
                                    											gaͤnzlich zu verzehren, durch die Aussagen von Henry Houldsworth und Thomas Ogden, deren Schornsteine dafuͤr den Beweis liefern, als
                                    											abgemacht zu betrachten ist. Hr. Houldsworth
                                    											bewies, daß die Einrichtungen zur beinahe vollstaͤndigen Verbrennung
                                    											des Rauchs keineswegs kostspielig sind, indem sie in gewoͤhnlichen
                                    											Fällen nur 10 bis 15 Pfd. St. betragen und daß man bei Verbrennung des
                                    											Rauches noch den Vortheil hat, nicht weniger als 18 Proc. an Brennmaterial
                                    											zu ersparen. In den drei Jahren 1838 bis 1840 verbrauchte sein Dampfkessel
                                    											stuͤndlich eine Tonne (20 Cntr.) Steinkohlen; im Jahr 1841 wurde der
                                    											rauchverzehrende Apparat am Ofen angebracht und in den drei folgenden Jahren
                                    											1842 bis 1844 war der Kohlenbrauch auf 16 8/10 Cntr. per Stunde vermindert. Man vergl. uͤber die in England
                                    											gebraͤuchlichen rauchverzehrenden Vorrichtungen polytechn. Journal
                                    												Bd. XCII S. 250 und Bd. XCIV S.
                                       												8.A. d. R.
                           
                           Die Versuche wurden auf der Feuerstelle eines gewöhnlichen Dampfkessels von
                              									cylindrischer Gestalt, mit zwei Siederöhren, von einer Gesammt-Capacität von
                              									2,85 Kubikmetern angestellt. Der Rost hat eine Gesammtoberfläche von 0,6525
                              									Quadratmeter; die Summe der zwischen den Roststangen befindlichen leeren Räume
                              									beträgt 0,162 Quadratmeter oder das Viertel der ganzen Oberfläche. Der Kamin hat
                              									eine Höhe von 20 Meter über dem Boden und ist von kreisrundem Querschnitt; er hat
                              									innerlich (im Lichten) 0,70 Durchmesser an der Basis und 0,50 Meter an der Spize,
                              									wonach die obere Mündung eine Fläche von 0,196 Quadratmetern einnimmt. Die gesammte
                              									Heizfläche beträgt 15 Quadratmeter; die Circulation der bei der Verbrennung
                              									entstehenden Gase ist übrigens auf gewöhnliche Weise geleitet. Der Strom geht unter
                              									den Siederöhren vorbei, gelangt durch den Feuercanal rechts, welcher bis zur Hälfte
                              									des Durchmessers des Dampfkesselkörpers aufsteigt, an den Vordertheil des Ofens
                              									zurük und kehrt durch den Feuercanal links zum Kamin zurük. Es wurden auf dem Roste
                              									in der Stunde ungefähr 80 Kilogramme stark rauchendes Steinkohlenklein aus der Grube
                              									Produits in Belgien verbrannt. Die in dieser Steinkohle enthaltene Asche und
                              									steinigen Körper erzeugen schwarze, teigige Schlaken, so daß die Roststäbe oft und
                              									mühsam gereinigt werden mußten. In dem Mauerwerk wurden an beiden Seiten des Rostes
                              									zwei Canäle angebracht, um mitten in den durch die Verbrennung erzeugten Gasstrom
                              									atmosphärische Luft einführen zu können; die äußere Oeffnung jedes solchen Canals
                              									auf der Außenseite des Ofens ist 130 Millimeter breit und 110 Millimeter hoch; sie
                              									sezen sich über die ganze Länge des Feuerraums fort, von welchem sie nur durch die
                              									Dike eines halben Baksteins getrennt sind, und münden in einer Entfernung von 16
                              									Centimetern hinter der Brüke aus, durch zwei rechtwinkelige Spalten, welche sich an
                              									den beiden Seiten des Ofens gerade gegenüber stehen, 195 Millimeter hoch in
                              									verticaler Richtung und 65 Millimeter breit sind, was für jede dieser Oeffnungen,
                              									aus welchen die Luft entweicht, 127 Quadratcentimeter, für beide zusammen 254
                              									Quadratcentimeter Oberfläche ausmacht, = 157/1000 von der Summe der zwischen den
                              									Rostfläben  befindlichen
                              									leeren Räume. Die Seitenlöcher konnten mit zugehauenen, mit Handgriffen versehenen
                              									Baksteinen, welche man an ihre äußere Oeffnung legte, verschlossen werden; wurden
                              									die Baksteine flach hingelegt, so waren sie halb verschlossen. Durch ein am
                              									Hintertheil des Ofens angebrachtes Loch, in welches ein gußeisernes Einsezstük
                              									paßte, konnte man beobachten, was im Innern vorging. Eine andere ähnliche Oeffnung
                              									befand sich am vordern Ende des zweiten Feuercanals; mittelst desselben wurden zu
                              									verschiedenen Zeiten die Gase angesogen (gesammelt), welche der Gegenstand
                              									vielfältiger Untersuchungen waren, und wovon Hr. Debette
                              									fünf vollkommene Analysen mittelst Kupferoxyds anstellte. Die Gase wurden in eine
                              									große Flasche über Wasser, welches mit einer 2 Centimeter diken Oehlschicht bedekt
                              									war, aufgesaugt, gerade so wie Hr. Ebelmen die Gase aus
                              									den Hohöfen auszog. Um die Luftmenge zu ermitteln, welche durch den Rost drang,
                              									brachte man am Aschenraum eine zweiflügelige Thüre von Eisenblech an; durch jeden
                              									Flügel gingen drei in einer verticalen Linie angebrachte rechtwinkelige Oeffnungen,
                              									welche durch dünne Riegel von einander getrennt waren und mittelst Platten oder
                              									Füllungen von Eisenblech nach Belieben verschlossen werden konnten; jede dieser
                              									sechs Oeffnungen hat 183 Millimeter horizontaler Breite auf 153 Millimeter
                              									verticaler Höhe; alle sechs miteinander nehmen eine um 0,168 Quadratmeter größere
                              									Fläche ein, als die Summe der leeren Räume zwischen den Roststäben beträgt. Ehe die
                              									eigentlichen Versuche angefangen wurden, ward mehrere Tage hindurch ein gelindes
                              									Feuer gemacht, um das Mauerwerk des Ofens auszutroknen. Folgendes sind die Resultate
                              									der Beobachtungen.
                           Der Heizer brachte gewöhnlich auf einmal 2 Schaufeln Steinkohlen auf den Rost, wovon
                              									jede ungefähr 6,46 Kilogr. Steinkohle faßte, manchmal legte er 3, seltener sogar 4
                              									Schaufeln voll auf. Die großen Beschikungen von 3 und 4 Schaufeln geschahen jedesmal
                              									nach einer vollkommenen Reinigung des Herdes. Die Zeit zwischen zwei Beschikungen
                              									betrug 12 bis 14 Minuten, in dieser Zeit wurde gewöhnlich einmal geschürt.
                           Wenn die Oeffnungen für das Zulassen von Luft hinter der Brüke geschlossen sind, so
                              									befindet sich der Ofen im Zustand eines gewöhnlichen Ofens und es folgt auf jede
                              									Beschikung mit Steinkohle ein schwarzer, völlig undurchsichtiger Rauch, welcher
                              									durch den Kamin abzieht, was wenigstens 3 Minuten, meistens 4 Minuten, bisweilen
                              									sogar 7 Minuten dauert. Auf den schwarzen Rauch folgt ein gelblicher, welcher
                              									ungefähr eben so lange andauert wie jener. Dieser Rauch wird allmählich heller und
                              									verschwindet endlich ganz gegen das Ende der Zeit, welche zwischen zwei
                              									aufeinanderfolgenden 
                              									Beschikungen verstreicht. Das Schüren hat immer einen schwarzen Rauchschwall zur
                              									Folge, der sich in höchstens einer Minute wieder verliert; es ist einleuchtend, daß
                              									der Moment, wo der Rauch vom Zustand des schwarzen in den des gelblichen Rauches
                              									übergeht, schwer zu ergreifen ist. Diese Beobachtungen führen zu dem
                              									durchschnittlichen Resultat, daß der Ofen unter den angegebenen Umständen in der
                              									Stunde 18½ Minuten lang schwarzen Rauch und 14½ Minuten lang
                              									gelblichen Rauch hervorbringt, während 27 Minuten lang beinahe gar kein Rauch
                              									vorhanden ist.
                           Wird in der Art gefeuert, daß die Verbrennung nur langsam vor sich geht und in der
                              									Stunde bloß etwa 40 Kilogr. Steinkohle verbrannt werden, so verstreichen von einer
                              									Beschikung zur andern 22 bis 25 Minuten; man hat sehr wenig schwarzen, weniger
                              									gelblichen Rauch und der Zeitraum, während dessen der Rauch als Null betrachtet
                              									werden kann, ist viel bedeutender; im Mittel hat man in der Stunde 2½ Minuten
                              									schwarzen, 10½ Minuten leichten Rauch und 47 Minuten gar keinen Rauch.
                           Wenn man durch das hinten im Ofen offen gelassene Sehloch betrachtet, was im ersten
                              									Canal, worin sich der Rauch verbreitet, vorgeht, und findet, daß dieser Canal
                              									sogleich nach dem Eintragen des Brennmaterials von einem völlig undurchsichtigen
                              									Rauch erfüllt wird, durch welchen sich kein Flammenstrich zieht, so daß, sobald der
                              									Heizer die Ofenthüren geschlossen hat, das am Ende dieses Canals befindliche Feuer
                              									unmöglich gesehen werden kann; wenn man, sage ich, im Moment, wo der Rauch also am
                              									diksten ist, die beiden Seitenlöcher öffnet, welche die Luft hinter der Brüke
                              									einziehen lassen, so entzündet sich der Rauch augenbliklich und brennt mit
                              									länglicher Flamme, welche bis am Ende der Siederöhren anlangt; schließt man diese
                              									Löcher wieder, so erlöscht die Flamme augenbliklich. Man kann dieses Experiment
                              									beliebig oft, so lange als der Ofen von selbst einen ziemlich diken Rauch erzeugt,
                              									wiederholen. Die Person, deren Auge sich am Sehloch befindet, kann durch das, was im
                              									Canal vorgeht, wohl unterscheiden, wann die Löcher geschlossen und wann sie offen
                              									sind. Betrachtet man den Gipfel des Kamins, so sieht man einige Augenblike nach dem
                              									Oeffnen der Luftcanäle schwarze Rauchwellen herausströmen, worauf der Rauch heller
                              									wird und hernach leicht und durchsichtig bleibt. Der erste Rauchausbruch entsteht
                              									durch das erste Lufteinlassen, welches den die Feuercanäle und den Kamin erfüllenden
                              									undurchsichtigen Rauch vor sich herjagt.
                           Läßt man die Seitenlöcher beständig offen, so wird die Verbrennung lebhaft befördert
                              									und es entsteht daher, wie schon gesagt, selbst nach dem Beschiken kein schwarzer
                              									Rauch mehr. Auch die Dauer  des leichten Rauchs nimmt ab. Kurz, man hat in der Stunde
                              									im Mittel während einer ¾ Minute schwarzen Rauch, 21 Minuten lang leichten
                              									Rauch, und 38¼ Minuten lang gar keinen sichtbaren Rauch.
                           Werden die Seitenlöcher durch vorn flach aufgelegte Baksteine, also nur halb
                              									verschlossen, so hat man bei lebhafter Verbrennung in einer Stunde im Mittel während
                              									1 Minute schwarzen Rauch, 23 Minuten lang leichten Rauch und 36 Minuten lang keinen
                              									Rauch.
                           Ich muß noch bemerken, daß sowohl die schwarze als die schwaͤchere Färbung des
                              									bei geöffneten Seitenlöchern erzeugten Rauches nicht so dunkel ist, als die eben so
                              									bezeichnete Färbung des Rauchs bei geschlossenen Löchern.
                           Ist die Verbrennung eine langsame, so bleibt sich der Rauch ziemlich gleich, die
                              									Löcher der Luftcanäle mögen geschlossen oder beständig ganz oder halb geöffnet
                              									bleiben.
                           Kurz, der sich durch eine langsame Verbrennung bei geschlossenen Seitenlöchern, oder
                              									durch eine lebhafte Verbrennung bei offenen Seitenlöchern erzeugende Rauch ist kaum
                              									staͤrker als der eines Küchenherdes und scheint seiner Beschaffenheit nach
                              									die Nachbarschaft nicht belästigen zu können, vorausgesezt, daß der Kamin über die
                              									Fenster der Nachbarhäuser hinaufreicht. Der Rauch hingegen, welcher sich in
                              									demselben Ofen bei verschlossenen Seitenlöchern und lebhafter Verbrennung erzeugt,
                              									ist dik, undurchsichtig und mit Ruß beladen, so daß er beinahe ein Drittheil der
                              									Zeit hindurch sehr lästig wird. Es ist mithin möglich, den Rauch eines
                              									Dampfkesselofens von gewöhnlicher Form und Größe wenn auch nicht völlig verschwinden
                              									zu machen, doch bedeutend zu vermindern, dadurch, daß man Luft oberhalb des
                              									Feuerraums, einige Centimeter hinter der Ofenbrüke einziehen läßt, vorausgesezt daß
                              									der Ofen mit einem gut ziehenden Kamin versehen ist.
                           Die zahlreichen Versuche, welche mit den aus dem zweiten Feuercanal geschöpften Gasen
                              									angestellt wurden, gaben folgende Resultate. Wenn die Löcher zum Einlassen von Luft
                              									geschlossen waren, enthielten die in dem Augenblik, wo der Kamin einen schwarzen
                              									diken Rauch ausstieß, sogleich nach dem Beschiken mit Brennmaterial, in einer
                              									graduirten Gloke über Queksilber aufgefangenen Gase, in 100 Volumtheilen 10 bis
                              									12,75 Th. Kohlensäure und 8,05 bis 6,45 freien Sauerstoff; das Uebrige war Stikstoff
                              									mit sehr wenig oder gar keinen brennbaren Gasen.
                           Bei schwachem Rauch und beständig geschlossenen Luftlöchern fand man die Gase aus 7
                              									bis 9 Proc. Kohlensäure und ungefähr 10 Proc. freiem Sauerstoff bestehend. Wenn
                              									endlich gar kein Rauch mehr vorhanden ist, am Ende der zwischen zwei
                              									aufeinanderfolgenden 
                              									Beschikungen verstreichenden Zeit, enthalten die Gase ungefähr 6 Proc. Kohlensäure
                              									und 13 Proc. freien Sauerstoff.
                           Sind die Canäle zum Einlassen von Luft hinter der Ofenbrüke ganz offen, so enthalten
                              									die sogleich nach dem Auflegen von Brennmaterial auf den Rost ausgezogenen Gase,
                              									während der Kamin einen schwachen Rauch ausstößt, stets über 6½, manchmal
                              									8¼ Proc. Kohlensäure; das Verhältniß des freien Sauerstoffs ist 9 bis 9,8
                              									Procent. In dem Maaße als das Brennmaterial bei beständig vollkommen geöffneten
                              									Seitenlöchern verzehrt wird, nimmt die Menge der Kohlensäure ab und die des freien
                              									Sauerstoffs zu; am Ende der Zeit, welche zwischen zwei Beschikungen verstreicht, wo
                              									der Kamin gar keinen sichtbaren Rauch mehr gibt, findet man im Strome nie unter 5,17
                              									Proc. Kohlensäure und nie über 13,79 freien Sauerstoff. Die von Hrn. Debette angestellten Analysen beweisen, daß das
                              									Verhältniß der brennbaren Gase, Kohlenoxyd oder Wasserstoff, welche im Gasstrom
                              									vorhanden seyn können, 2½ Proc. nie übersteigt. Die beinahe vollkommene
                              									Abwesenheit brennbarer Gase geht übrigens auch aus den mit Aezkali und Phosphor
                              									angestellten Versuchen hervor, so wie aus der Zusammensezung der Steinkohle von
                              									Mons, welche der von uns benuzten analog ist.
                           Kurz, der Rauch bleibt dik, so lange im Gasstrom dem Volum nach mehr Kohlensäure als
                              									freier Sauerstoff vorhanden ist; und er wird heller, wenn die Kohlensäure und der
                              									Sauerstoff zu gleichen Theilen im Gemenge sind; ganz hört er auf, wenn das Volum des
                              									Sauerstoffs zweimal so groß ist als das der Kohlensäure.
                           Die Geschwindigkeit und folglich das Volum Luft, welches, theils durch den Rost,
                              									theils durch die offenen Luftcanäle in den Ofen trat, maßen wir mittelst des
                              									Anemometers (Windmessers) mit Flügelchen. Es geht aus unseren Versuchen hervor, daß
                              									die durch den Aschenraum eintretende und durch den Rost ziehende Luftmenge
                              									unmittelbar nach dem Beschiken mit Steinkohlen sehr gering ist; in dem Maaße aber,
                              									als die Steinkohle sich verzehrt oder in Kohls verwandelt, nimmt sie zu, so daß sie
                              									am Ende des Zeitraums zwischen zwei Beschikungen ungefähr viermal so groß ist, als
                              									sie unmittelbar nach dem Beschiken war. Auch das Schüren, welches, wie gesagt, einen
                              									schwarzen Rauchschwall veranlaßt, hat eine Verminderung der durch den Rost
                              									einziehenden Luftmenge zur Folge. Die Quantität der durch die Seitenlöcher
                              									eintretenden Luft bleibt sich ziemlich constant; unmittelbar nach dem Eintragen von
                              									Steinkohlen nämlich ist sie mehr als zweimal so groß, als die durch den Rost
                              									einziehende; am Ende des Zeitraums zwischen zwei Beschikungen beträgt sie kaum über
                              									die Hälfte der durch den Rost einziehenden. Das Einlassen von Luft  durch die Canäle scheint in den
                              									Augenbliken nach dem Eintragen frischen Brennmaterials die Geschwindigkeit des durch
                              									den Rost ziehenden Luftstroms zu vergrößern; es ist dieß ohne Zweifel die Wirkung
                              									eines verstärkten Zugs, welcher durch die Temperatur-Erhöhung in Folge der
                              									Verbrennung der Destillationsproducte der Steinkohle hervorgebracht wird. Zur
                              									Verbrennung von 80 Kilogr. Steinkohle in einer Stunde betrug das Volum der durch die
                              									vollkommen geöffneten Canäle einziehenden Luft ungefähr 11,33 Kubikmeter per Minute; diese Luft mußte mit einer Geschwindigkeit
                              									von 8 Metern per Secunde in den Rauchstrom einströmen.
                              									Das durch den Aschenraum und den Rost eintretende Volum Luft betrug unmittelbar nach
                              									einer Beschikung des Rosts mit Steinkohle 5,34 Kubikmeter und stieg gegen das Ende
                              									des Zeitraums zwischen zwei Beschikungen bis auf 19 Kubikmeter.
                           Die Menge des durch 1 Kilogr. Steinkohle in Dampf verwandelten Wassers wechselte bei
                              									unsern Versuchen zwischen 4,87 und 5,37 Kilogr. Die Abweichungen rühren von
                              									zufälligen Umständen her, welche wir noch nicht ermitteln konnten. Das Zulassen von
                              									Luft durch die beständig offen gehaltenen Canäle scheint uns gar keinen Einfluß auf
                              									die einem Kilogramm Brennmaterials entsprechende Dampfbildung zu haben.
                              									Wahrscheinlich wird die durch die Verbrennung des Rauchs gewonnene Wärme von der
                              									Wärme, welche in Folge des Zulassens einer überflüssigen Menge Luft zur Zeit wo das
                              									Brennmaterial beinahe ganz in Kohks verwandelt ist, verloren geht, beinahe
                              									compensirt. Sonach wäre es vortheilhaft, während der Augenblike, welche auf das
                              									Eintragen frischen Brennmaterials folgen, Luft durch die Luftcanäle eintreten zu
                              									lassen und dieselben dann allmählich zu verschließen, so daß der Luftzutritt
                              									abgesperrt ist, wenn der Ofen aufhört Rauch von sich zu geben, weil er durch den
                              									Rost eine für die Verbrennung mehr als hinreichende Menge Luft erhält.
                           Auf das Metall des Dampfkessels scheint der Gasstrom, selbst wenn man die Zuglöcher
                              									beständig geöffnet läßt, keine zerstörende Einwirkung äußern zu können; denn dieser
                              									Gasstrom enthält nie weniger als 5,17 Volum-Procente, während des größten
                              									Theils der Zeit aber 6½ bis 8 Proc. Kohlensäure, welches Verhältniß auch in
                              									einem gewöhnlichen Ofen stattfindet, wenn die Steinkohle zum Theil schon verzehrt
                              									oder in Kohks verwandelt ist. Doch bleiben in dieser Hinsicht noch einige Zweifel
                              									übrig; wenn man aber darauf sieht, daß die Oeffnungen der Luftcanäle zur rechten
                              									Zeit geschlossen werden, so übt der Gasstrom gewiß keinen nachtheiligen Einfluß auf
                              									den Dampfkessel aus.