| Titel: | Ueber Größe und Feuerungseinrichtung der Salzsiedepfannen; von Mühlmann, Salineninspector zu Halle. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. LV., S. 190 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LV.
                        Ueber Groͤße und Feuerungseinrichtung der
                           								Salzsiedepfannen; von Muͤhlmann, Salineninspector zu
                           								Halle.
                        Aus Karsten's Archiv, Bd. XIX S. 721.
                        Mühlmann, über Größe und Feuerungseinrichtung der
                           								Salzsiedepfannen.
                        
                     
                        
                           Auf der königl. preußischen Saline zu Schönebeck hatte man bis 1819 drei
                              									Pfannengrößen, eine von 20′ Länge und 20′ Breite, eine zweite von
                              									17′ Länge und 26′ Breite und eine dritte von 26′ Länge und
                              									26′ Breite. Nachdem die Erfahrung für alle diese Größen die beste
                              									Feuerungsconstruction an die Hand gegeben hatte, ergab sich, daß der Effect der
                              									größten Pfannen der beste war. Da nun die dürrenberger noch größeren Pfannen auch
                              									verhältnißmäßig guten Effect zeigten, so war zu ermitteln, ob nicht vielleicht
                              									Pfannen von noch bedeutenderer Größe noch ökonomischer seyen, wobei freilich zu
                              									berüksichtigen war, daß zu große Pfannen zu schwer zu
                              									reinigen und zu repariren, zu breite bei der Arbeit nicht
                              									mehr zu handhaben, zu lange kaum gleichmäßig zu heizen
                              									seyn dürften. Man construirte daher im Winter 1819–1820 in Schönebeck zuerst
                              									eine Pfanne von 50′ Länge und 25′ Breite und zwar mit Strahlenherd. Sie leistete ungefähr dasselbe wie die bis
                              									dahin größten 26füßigen Pfannen. Circulirfeuerung zeigte
                              									sich gar nicht anwendbar, da die Canäle so lang wurden, daß der Rauch völlig
                              									erkaltete und durch Ruß die Züge verstopfte. Dagegen zeigte sich bei zwei andern,
                              									etwas kleineren Pfannen (durch Zusammenziehung von je zwei 17füßigen älteren
                              									entstandenen) von 40′ Länge und 26′ Breite und von 37′ Länge
                              									und 27′ Breite der Circulirherd vortheilhafter als der Strahlenherd. Wenn nun
                              									das Verbrandsresultat vom Jahr 1823 ergab, daß die große 50süßige Pfanne mit einem
                              										 Strahlenherd an
                              									Holz für eine Last Salz von 4000 Pfd. preuß. gebraucht hatte, im Durchschnitt 124,0
                              									Kubikfuß, die 40füßige Pfanne mit einem Circulirherd 124,8 Kubikfuß, die 37füßige
                              									deßgl. 125,1 Kubikfuß, während die 13 sechsundzwanzigfüßigen Pfannen im Durchschnitt
                              									123,5 Kubikfuß Holz für eine Last Salz von 4000 Pfd. preuß. nur gebraucht hatten, so
                              									konnte man annehmen daß, so wenig bedeutend auch die Unterschiede in dem Effect der
                              									drei großen Pfannen gegen den der 26füßigen ausgefallen, doch auch gerade kein
                              									Vorzug bei jenen vor diesen existirt; wohl aber hatte man durch die Einrichtung der
                              									beiden neuen großen Pfannen von 1000 Quadratfuß Bodenfläche gegen die 17 Fuß langen
                              									und 26 Fuß breiten Pfannen im Effect gewonnen, von welchen die noch übrigen vier in
                              									demselben Jahr im Durchschnitt 128,7 Kubikfuß Holz für die Last Salz gebraucht
                              									hatten.
                           So viel war durch die bisherigen Versuche in Schönebeck außer Zweifel gesezt, daß
                              									Pfannen von 26 Fuß Länge und Breite, also von 6–700 Quadratfuß Bodenfläche
                              									den vorzüglichsten Effect leisten, daß man sie aber auch bis zu 1000 Quadratfuß
                              									Fläche vergrößern kann, ohne an diesem Effect zu verlieren, zu noch größern Pfannen
                              									von 1200 Quadratfuß Fläche und mehr besonders in der Hinsicht aber nicht weiter
                              									fortgehen darf, weil diese zu großen Pfannen, wenn man auch nicht eigentlich an
                              									Effect bei ihnen Einbuße leidet, doch erstens bei
                              									Reparaturen schwer zu regieren sind, zweitens bei
                              									entstehenden Leken während des Siedens gefährlich sind und drittens mehr Bemannung erfordern, um sie ordnungsmäßig zu bedienen.
                           In dieser Rüksicht hat man denn
                           1) in Schönebeck nach dem Jahr 1830 die große 50füßige Pfanne wieder aufgegeben und
                              									zwei 26füßige, wie früher, in ihre Stelle treten lassen;
                           2) aber die noch übrigen schlecht arbeitenden Pfannen von 17 Fuß Länge und 26 Fuß
                              									Breite in den dortigen Kothen Magdeburg und Berlin zwar in größere zusammengezogen,
                              									um auch in diesen Kothen den bestmöglichen Effect zu erreichen, ist aber bei Pfannen
                              									von 1000 Quadratfuß Fläche stehen geblieben.
                           3) Endlich hat man sich auch auf der königl. Saline Halle die Schönebeck'schen
                              									Erfahrungen zum Anhalten dienen lassen und vom Jahr 1830 an, bis wohin die
                              									sämmtlichen Kothe kleine Pfannen führten, diejenigen von ihnen, welche ohnehin
                              									umgebaut werden mußten, mit Pfannen von 1000 Quadratfuß Fläche versehen, wodurch
                              									auch noch etwas an Pfannenfläche gegen früher gewonnen worden ist. Von diesen sind
                              									bis jezt zwei in Halle vorhanden, welche  sich alljährlich seit ihrer Existenz vor den noch übrigen
                              									sechs kleinen Pfannen im Effect bewährt haben.
                           Was den Herdbau unter diesen großen, wie unter den noch vorhandenen kleinen Pfannen
                              									in Halle angeht, so führt derselbe durchweg Circulirungen, indem es nach dem Obigen
                              									unzweifelhaft ist, daß die Strahlungen für Pfannen von solchen Größen, wie die
                              									dortigen, nichts taugen.
                           Uebrigens kommt bei Construction des Feuerbaues, welcher von dem wesentlichsten
                              									Einfluß ist auf den Effect der Salzpfannen, im Allgemeinen stets zur
                              									Berüksichtigung, daß das Feuer selbst nach Maaßgabe des anzuwendenden Brennmaterials
                              									lebhaft brennen muß, daß die Soole in der Pfanne überall zum Kochen kömmt, daß die
                              									Trokenräume zwar genügend mit ausgeheizt werden, daß aber auf der andern Seite auch
                              									wieder nicht zu viel Wärme verloren geht und der Rauch auch gehörig abzieht.
                              									Erreicht werden diese verschiedenen Zweke:
                           a) durch ein richtiges Verhältniß
                              									der Rostfläche zur Bodenfläche der Pfannen;
                           b) durch eine richtige Lage der
                              									Rostfläche;
                           c) durch einen angemessenen Abstand
                              									des Rostes von dem Pfannenboden;
                           d) durch eine angemessene Weite der
                              									Rostfugen und Herdzüge, und endlich
                           e) durch eine passende Schüttung
                              									der Herdsohle.
                           Ada) Die vortheilhaftesten Verhältnisse der Rostflächen
                              									bei verschiedenen Brennmaterialien wurden in Halle und in Schönebeck durch Versuche
                              									ermittelt und betragen danach
                           1) bei Pfannen von 400 bis 700 Quadratfuß Fläche:
                           für Feuerung mit Holz 1/28 der Pfannenfläche;
                           für Feuerung mit Torf oder Braunkohlen, je nachdem die Qualität
                              									ist, 1/16 bis 1/24;
                           für Feuerung mit Steinkohlen, welche mitten inne liegt zwischen
                              									Holz und Torf oder Braunkohlen, und sich je nach der Beschaffenheit mehr der einen
                              									oder der andern dieser beiden Gattungen nähert, 1/26 bis 1/24;
                           endlich bei einer Feuerung im Gemisch von Stein- und
                              									Braunkohlen, mit vorzugsweiser Anwendung der Steinkohlen zum Stören, 1/22.
                           2) Bei den ganz großen Pfannen von 1000 Quadratfuß Fläche erleiden diese Verhältnisse
                              									eine Abänderung und die Rostfläche muß bei diesen erfahrungsmäßig vermindert
                              									werden:
                           
                           für Holzfeuerung bis auf 1/40;
                           für Torf- oder Braunkohlenfeuerung bis auf 1/20;
                           für Steinkohlenfeuerung bis auf 1/28 und
                           für Stein- und Braunkohlenfeuerung im Gemisch bis auf
                              									1/27 der Pfannenbodenfläche.
                           Ad b) Roste mit 4–6 Zoll Steigung gegen die
                              									Feuerbrüke zu, behaupten den Vorzug vor den übrigen, indem dabei der Hinterrost,
                              									nach Verhältniß mit Feuermaterial beschikt, rauchverzehrend in Beziehung auf den
                              									Vorderrost wirkt.
                           Ad c) Bei Holzfeuerung, welche die längste Flamme
                              									entwikelt, ist eine Feuerhöhe von 28–30 Zollen erforderlich. Für Torf und
                              									Braunkohlenfeuerung aber, welche eine kürzere Flamme hat, die dem Pfannenboden näher
                              									gebracht werden muß, um die volle Wirkung auf denselben hervorzubringen, nimmt man
                              									erfahrungsmäßig eine Feuerhöhe von 23 Zollen. Inne zwischen beiden steht
                              									Steinkohlenfeuerung mit einer dergleichen von 26–28 Zollen, je nachdem ihre
                              									Güte ist, und diese Feuerhöhe wird auch da eingehalten, wo das Störfeuer mit
                              									Steinkohlen, bei einem verhältnißmäßig geringen Zusaz von Braunkohlen geführt
                              									wird.
                           Ad d) Die Roststäbe liegen bei Holzfeuerung
                              									¼″ auseinander; bei gemischter Stein- und Braunkohlenfeuerung
                              									wird in der kälteren Jahreszeit dieselbe Fugenweite gehalten; dagegen aber werden
                              									die Rostfugen in den schwüleren Monaten bis auf ½″ erweitert. Was die
                              									Canäle in dem Herd selbst angeht, so dürfen sie, wenn dieser circulirend ist, nicht
                              									zu lang seyn, weil sonst der Zug des Rauchs, zumal in den Rükleitungen, zu matt wird
                              									und die äußersten Seitenzüge in der Erwärmung zu kurz kommen. Der verticale
                              									Durchschnitt der Herdcanäle aber muß nicht größer seyn, als der lebhafte Zug des
                              									Feuers erfordert und ist es für die Erheizung der Pfanne von Vortheil, wenn man den
                              									Zügen mehr Breite wie Höhe geben kann. Nur wenn es der Raum eines gegebenen Herds
                              									nicht zulässig macht, Züge von der gehörigen Breite zu construiren, müssen diese in
                              									der Höhe erhalten, was an der Breite abgeht, um den erforderlichen Inhalt der
                              									Querschnittsöffnung hervorzubringen. Bei den Pfannen von 1000 Quadratfuß Bodenfläche
                              									ist Raum vorhanden:
                           für Holzfeuerung, den Zügen eine
                              									Breite von 4–3 und in den äußersten zur rechten und linken Seite von
                              									2¾ Fuß zu geben, bei einer Höhe von 12 Zollen, welche sich gegen den Ausgang
                              									auf 9″ vermindert;
                           für Torf- und Braunkohlenfeuerung aber erhalten die Züge eine Weite von
                              									resp. 3⅓–2⅓ und 2 Fuß, bei einer  Höhe von 14″, die sich
                              									ebenfalls gegen den Ausgang, aber nur auf 12″ vermindert.
                           Ad e) Um den Absaz der Wärme an den Boden des Siedeherds
                              									nach Möglichkeit zu verringern, füllt man diesen mit schlechten Wärmeleitern,
                              									namentlich mit trokener Asche an und läßt die Canäle nach Verhältniß der zunehmenden
                              									Entfernung von dem Feuer und der allmählich schon in der Pfanne abgesezten Wärme
                              									nach und nach ansteigen. Nur in den Umspielungen in den Circulirherden der mit Torf
                              									oder Kohlen befeuerten Pfannen, da wo sich die Züge wenden, läßt man die Herdsohle
                              									um 3–4″ fallen, weil sich an diesen Orten die Flugasche vorzugsweise
                              									absezt und die mehrere Tiefe bald von selbst ausgleicht; wenn leztere aber nicht
                              									vorhanden ist, leicht hemmend wird für den Feuerzug. Die Anwendung von trokener
                              									Asche zur Schüttung der Herdsohle gewährt vor andern festen Mitteln noch den Vorzug,
                              									daß man damit alle Eken in den Canälen ohne Mühe ausfüttern und dergestalt abrunden
                              									kann, daß das Feuer bei seinem Umzug durch die Herdcanäle nirgends Eken mehr
                              									findet.