| Titel: | Beschreibung einer einfachen Methode zum Reinigen des Oehls; von E. O. Schmidt. | 
| Autor: | Eduard Oscar Schmidt [GND] | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. LVII., S. 195 | 
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                        LVII.
                        Beschreibung einer einfachen Methode zum Reinigen
                           								des Oehls; von E. O.
                              									Schmidt.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Schmidt, über Reinigen des Oehls.
                        
                     
                        
                           Ich nehme an, daß man 10 Cntr. Oehl auf einmal raffiniren will und gebe deßhalb die
                              									Quantität der Species, die dazu gebraucht werden, immer in Rüksicht auf dieses
                              									Quantum an. Vorerst werden 10 Cntr. Rüböhl auf den Ansezkübel Fig. 41 gezogen, worauf
                              									unter dasselbe 15 Pfd. concentrirte Schwefelsäure gemischt werden, indem man während
                              									dem beständigen Umrühren des Oehls mit der Stange Fig. 42 das Vitriolöhl
                              									nur tropfenweise in das Oehl eingießt. Um dieses zu bewerkstelligen, wird das Sieb
                              										Fig. 43,
                              									welches zwischen zwei hölzernen Stangen befestigt ist, über den Ansezkübel gehängt
                              									und zwar etwas nach Hinten zu, damit die Bewegungen der Stange nicht gehindert
                              									werden. In diesem Sieb sind hie und da kleine Löcher von so geringer Dimension als
                              									nur möglich angebracht, durch welche das nach und nach in das Sieb geschüttete
                              									Vitriolöhl fadenförmig und langsam in das Rüböhl laͤuft. Weil das Vitriolöhl
                              									wegen seiner alles angreifenden und zerstörenden Schärfe auch das Metall zerfrißt,
                              									so ist es am zwekmäßigsten, sich dieses Sieb bei einem Töpfer aus Steingut
                              									anfertigen zu lassen, wobei jedoch demselben zu bemerken ist, es mit einem
                              									umgebogenen Rande zu versehen, damit es zwischen die Stangen gehaͤngt werden
                              									kann. Das Umrühren des Oehls mit der Stange muß unausgesezt und ohne daß sich der
                              									damit beschäftigte Arbeiter auch nur die geringste Pause gönnt, eine Stunde lang
                              									fortgesezt werden, wo dann das Oehl anstatt der im Anfang durch das Verbrennen der
                              										 Pflanzentheile
                              									entstandenen grünen Farbe eine weißliche annimmt, was man auch, sobald ein Stok in
                              									das Oehl getaucht wird, an den Tropfen, die an demselben nach dem Herausziehen
                              									herunter laufen, erkennen kann. Bei dem Rühren selbst ist darauf hin zu arbeiten,
                              									daß das Oehl mittelst der Stange bestmöglich mit dem Vitriolöhl vereinigt werde und
                              									dadurch dieses seinen Zwek, die Pflanzentheile des Rüböhls zu verbrennen, vollkommen
                              									erfüllen kann. Am besten wird diese Absicht erreicht, wenn der Arbeiter die Stange
                              									so führt, daß er dieselbe auf der einen Seite von der Oberfläche nach dem Grunde zu
                              									und auf der andern entgegengesezten von dem Grunde aus nach der Oberfläche zu
                              									bewegt, indem er dabei einen Kreis beschreibt. Nach Vollendung dieser Operation läßt
                              									man das Oehl in dem Ansezkübel 12 Stunden lang stehen, wodurch dasselbe Zeit
                              									gewinnt, die verkohlten Pflanzentheile abzusezen, welche auf dem Boden des Fasses
                              									einen schwarzen Niederschlag bilden. Länger jedoch, als wie bis zu dem bestimmten
                              									Termin, darf man das Oehl nicht auf dem Ansezkübel lassen, indem das noch darin
                              									befindliche Vitriolöhl sonst das Oehl beizen und demselben eine röthliche statt eine
                              									weiße Farbe geben würde. Nach Ablauf der Zeit wird das angesezte Oehl, damit
                              									dasselbe gewaschen werden kann, auf das Waschfaß Fig. 44 gebracht. Das
                              									Oehl schöpft man mit der Schöpfkelle Fig. 45 aus dem
                              									Ansezkübel heraus in das Waschfaß, wobei jedoch das Beunruhigen des Oehls zu
                              									vermeiden ist, indem sonst sehr leicht der sich zu Boden gesezte Schleim wieder
                              									aufsteigen und mit dem Oehl vereinigen kann. Auch muß so viel als nur möglich das
                              									Fallen des Oehls aus der Schöpfkelle in den Ansezkübel während des Ausschöpfens in
                              									das Waschfaß vermieden werden, da hiedurch gleichfalls das Oehl beunruhigt wird. Hat
                              									man das Oehl so weit ausgeschöpft, daß man nicht gut ohne Niederschlag mit zu
                              									erhalten, dasselbe noch mit der Kelle Fig. 45 schöpfen kann, so
                              									bedient man sich dazu der flachen Kelle Fig. 46, wobei aber
                              									darauf zu sehen ist, daß man keinen Schlamm mit schöpft. Es würde aber nicht möglich
                              									seyn, das Oehl ohne Niederschlag mitzuschöpfen, ganz rein aus dem Ansezkübel
                              									herauszubringen; deßhalb wird dieses Ansezfaß, nachdem man so viel als möglich das
                              									Oehl noch abgeschöpft hat, gestürzt, wo dann das sich noch auf der Oberfläche des
                              									Niederschlags befindende Oehl in ein unter den Ansezkübel gehaltenes hölzernes Gefäß
                              										Fig. 50
                              									läuft. Damit der Ansezkübel nicht so hoch gehoben zu werden braucht, so ist in der
                              									Nähe desselben in dem Boden der Raffinerie ein mit einem Dekel verschließbares Loch
                              									angebracht, in das das hölzerne Gefäß gesezt wird. Der Niederschlag selbst wird
                              									mittelst einer hölzernen Kraze Fig. 51 aus dem Faß
                              									entfernt. Stets aber läuft bei dem Ausschütten des Oehls aus dem Ansezkübel  etwas Niederschlag mit
                              									aus demselben heraus; diesen scheidet man von dem Oehl dadurch, daß man nach Verlauf
                              									von einigen Stunden etwas heißes Wasser in das Gefäß gießt und so den Niederschlag
                              									zu Boden schlägt. Dieses so gewonnene Oehl wird bei der nächsten Waͤsche mit
                              									gewaschen. Um bei dem Ausschöpfen zu vermeiden, daß viel Oehl durch den Transport
                              									desselben nach dem Waschfaß verloren geht, bedient man sich der blechernen Rinne
                              										Fig. 49.
                              									Dieselbe besteht, damit sie je nach der Entfernung, in der das Waschfaß von dem
                              									Ansezkübel sich befindet, vergrößert oder verkleinert werden kann, aus mehreren
                              									Theilen. Damit das Oehl schneller durch dieselbe hindurchläuft, wird an dem
                              									Ansezkübel das Brett Fig. 52, welches 4 Zoll
                              									höher als das Waschfaß ist, angehängt, wozu an der Rükseite des Brettes zwei Haken
                              									angebracht sind. Das Waschen des Oehls besteht darin, daß man 100 Quart kochendes
                              									Wasser, in welchem 10 Pfd. Kochsalz aufgelöst worden sind, nach und nach unter das
                              									Oehl gießt, wobei ebenfalls mittelst Umrührens mit der Stange Fig. 47 das Oehl mit dem
                              									Wasser gemischt wird. Bei dem Umrühren gilt dasselbe, was ich davon schon erwähnt
                              									habe, als von dem Ansezen des Oehls die Rede war, und ist der einzige Unterschied
                              									der, daß hier nur eine halbe Stunde gerührt zu werden braucht. Zum Waschfaß selbst,
                              									das natürlich hoch und weit genug seyn muß, um die Masse fassen zu können, bedient
                              									man sich in der Regel Stükfässer, deren oberer Theil in der Höhe von 5 Fuß
                              									abgeschnitten wird. Auf dem Waschfaß muß nun das Oehl fünf Tage lang in der größten
                              									Ruhe stehen bleiben und ist alles Schaukeln und Stoßen an dem Waschfaß, wodurch das
                              									Oehl beunruhigt werben könnte, zu vermeiden. Während dieser Zeit sondert sich das
                              									Wasser vollkommen von dem Oehl und schlaͤgt sich sammt den Schleimtheilen,
                              									die noch in dem Oehl enthalten sind, auf dem Boden des Fasses nieder. Dann schöpft
                              									man das Oehl, so wie es gebraucht wird, mittelst der Kelle Fig. 45, die auch schon
                              									beim Ansezkübel angewendet worden ist, in den Ständer Fig. 48, um es in
                              									demselben auf den Filtrirapparat zu bringen. Das Ausschöpfen des Oehls aus dem
                              									Waschfaß ist mit der größten Ruhe zu vollziehen und vorzüglich das Zurükträufeln des
                              									Oehls aus der Schöpfkelle in das Waschfaß zu vermeiden, indem sich leicht, wenn das
                              									Oehl beunruhigt wird, Wasser wieder mit jenem vermischen kann, wo alsdann, weil das
                              									Wasser durch das Filtriren sich nicht von dem Oehl entfernen läßt, das raffinirte
                              									Oehl beim Verbrennen anfängt zu knistern und eine flakernde Flamme zu geben. Hat man
                              									das Oehl so weit ausgeschöpft, daß dasselbe noch ungefähr 4 Zoll hoch über dem
                              									Wasser steht, so wird dann zum ferneren Ausschöpfen des Oehls die flache Kelle Fig. 46
                              									genommen, wobei man sich jedoch sehr in  Acht nehmen muß, Wasser mit zu schöpfen. Ist man endlich
                              									nicht mehr im Stande diese Operation zu vollziehen, ohne Gefahr zu laufen Wasser mit
                              									zu schöpfen, so schöpft man das sich noch auf der Oberfläche des Wassers befindende
                              									Oehl rein ab und gießt es in das Faß Fig. 57 rein ab, wo es
                              									dann durch das später beschriebene Verfahren von dem Wasser, welches man
                              									mitgeschöpft hat, befreit wird. Hierauf wird das im Waschfaß zurükgebliebene Wasser
                              									ausgeschöpft und jenes rein ausgescheuert.
                           Jezt bleibt nur noch übrig, das Filtriren genau zu beschreiben. Hiezu hat man die
                              										Fig. 53,
                              										54, 55
                              									abgebildeten Apparate nöthig. In Fig. 53 ist ein auf einem
                              									hölzernen Kübel stehender, aus Weidenruthen geflochtener Korb abgebildet, der in
                              									vier Abtheilungen getheilt ist, in deren jeder ein Filzhut steht. Durch diese hüte
                              									läuft das vom Waschfaß auf dieselben aufgefüllte Oehl in den Kübel. Von diesem wird
                              									es wieder mittelst des Hahns a, der sich an ihm
                              									befindet, abgezogen und auf den Apparat Fig. 54 gebracht. Dieser
                              									Apparat weicht von dem vorhin beschriebenen dadurch ab, daß sich nicht wie bei jenem
                              									ein Filz in jeder Abtheilung befindet, sondern daß es deren zwei sind, die in
                              									einander gestekt werden. Das von dem Kübel, der sich unter dem Apparat Fig. 54 zum
                              									Sammeln des Oehls befindet, abgezogene Oehl wird auf den Apparat Fig. 55 aufgegeben, auf
                              									dem es endlich den nöthigen Grad der Klarheit erhält. In dem Apparat Fig. 55 sind drei solcher
                              									Filze in einander gestekt. Die zum Filtrirapparat nöthigen Hüte sind von Filz und
                              									können von jedem Hutmacher angefertigt werden. Um diese Filze von dem Oehlschleim zu
                              									reinigen, bedient man sich der in Fig. 56 dargestellten
                              									Schabe, die mit etwas scharfen Enden versehen ist und mit welcher man durch Schaben
                              									die Oehlschleimtheile aus dem Filze entfernt. Das im Faß Fig. 57 sich befindende
                              									Oehl wird, nachdem es sich durch mehrtägige Ruhe von dem Wasser getrennt hat,
                              									ausgeschöpft und nochmals mitgewaschen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
