| Titel: | Ueber italienische Glanz-Vergoldung; von Friedrich Froelich. | 
| Autor: | Friedrich Froelich | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. LXII., S. 222 | 
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                        LXII.
                        Ueber italienische Glanz-Vergoldung; von
                           									Friedrich
                              								Froelich.
                        Froelich, über italienische Glanzvergoldung.
                        
                     
                        
                           Wenn man Holz vergolden will, so muß dasselbe mit heißem und zwar nicht zu starkem
                              									Leimwasser einigemal überstrichen werden, damit der Leim hinreichend in die Poren
                              									des Holzes eindringen kann. Ist das zu vergoldende Holz flach, so trägt man das
                              									Leimwasser mit einem flachen Pinsel auf; bei ausgemeißelter Bildhauerarbeit aber
                              									wird der Leim mittelst Einreibens aufgetragen. Nachdem das mit Leimwasser
                              									überstrichene Holz ganz troken geworden, wird es mit einem Kreidegrund auf folgende
                              									Weise behandelt:
                           Man nimmt so viel geschlämmte weiße Kreide, als man zu der Arbeit nöthig hat und
                              									reibt solche auf einem Reibstein mit Leimwasser recht fein ab. Nachdem die
                              									abgeriebene Masse zart genug ist, überzieht man das Stük, welches vergoldet werden
                              									soll, drei bis viermal gleichförmig mit derselben, läßt aber jede Auftragung
                              									vollkommen troken 
                              									werden, ehe man eine zweite aufträgt. Durch diesen weißen Grund, welcher in Hinsicht
                              									des Auftragens so viel als möglich gleichförmig seyn muß, gewinnt die Vergoldung an
                              									Haltbarkeit und er dient auch dem Golde zur Fällung. Wenn nun der lezte
                              									Kreideanstrich gehörig troken geworden, wird derselbe mit Schachtelhalm so lange
                              									geschliffen, bis alle Theile gleichförmig, nämlich von Körnern und Unebenheiten
                              									befreit sind, und dann fängt man an zu poliren. Hiezu bedient man sich eines groben
                              									Tuchs, welches man um ein Stäbchen weichen Holzes windet, das an dem einen Ende
                              									vierekig und an dem andern Ende spizig zugeschnitten ist; man reibt damit so lange,
                              									bis der weiße Anstrich polirt zu werden anfängt. Während des Polirens kann die
                              									Arbeit dadurch erleichtert werden, daß man von Zeit zu Zeit mit einem feuchten
                              									Pinsel, welcher immer rein gehalten werden muß, annezt.
                           Nach dem Poliren, wenn alles vollkommen troken ist, wird die nöthige Quantität des
                              									Poliments, dessen Zusammensezung unten angegeben ist, zuvor auf einem Reibstein
                              									recht fein abgerieben, und man trägt dann diese Masse auf dem Kreidegrund mit einem
                              									weichen Pinsel zwei- bis dreimal auf. Jeder Anstrich muß aber, wie oben
                              									gesagt, vollkommen troken geworden seyn, ehe man einen neuen aufträgt; worauf
                              									wiederum mit Schachtelhalm und Reiblappen alles genau abgerieben werden muß.
                           Die Hauptsache bei dieser Vergoldung ist das Poliment, welches auf folgende Weise
                              									dargestellt wird:
                           Es werden nämlich 3 Loth Graphit, 1 Pfd. weißer französischer Bolus und 3 Pfd. armen.
                              									Bolus in einem Mörser fein gepulvert, durch ein Sieb gerieben und innig miteinander
                              									vermengt. Dieses Gemenge bringt man in einem gut gefütterten Tiegel und sezt 16 Loth
                              									weißes geschabtes Wachs hinzu; dann bringt man das Gemenge auf ein mäßiges
                              									Kohlenfeuer, schmelzt es unter beständigem Rühren so lange, bis eine vollkommene
                              									Gleichförmigkeit erzielt ist, und gießt es dann auf eine steinerne oder kupferne
                              									Platte zum Abkühlen. Nach dem Abkühlen wird die geröstete Masse auf eine Platte von
                              									hartem Stein vermittelst eines Läufers mit Eiweiß (von ungefähr 24 bis 28 Eiern,
                              									wovon das Gelbe beseitigt worden) recht zart abgerieben. Diese Substanz, vollständig
                              									zerrieben, kann auf Papier gebracht, getroknet und aufbewahrt worden. Für den
                              									Gebrauch muß sie aber jedesmal mit Wasser angerieben werden.
                           Das Vergolden wird nun auf folgende Art vorgenommen: man nimmt ein mit gewöhnlichem
                              									Branntwein gefülltes Gefäß und einige Pinsel von verschiedener Größe. Ein Polster
                              									auf einem mit Leder überzogenen Brettchen, mit Baumwolle ausgestopft und mit
                              									Pergament  eingefaßt,
                              									dient damit das Gold nicht weggeblasen werden kann. Die Goldblättchen werden auf das
                              									Polster gelegt und mit einem Messer in Stüke von der nöthigen Größe geschnitten. Ein
                              									flacher breiter Pinsel von Kamelhaar, der aus zwei Kartenblättern verfertigt wird,
                              									zwischen welche man die Haare leimt, dient zum Ankleben und Auftragen der
                              									Goldblättchen. Die Goldblättchen werden auf den Theil aufgetragen, den man vergolden
                              									will und den man zuvor mittelst obigen Pinsels gehörig mit Branntwein benezt, denn
                              									sonst würde das Gold sich nicht gehörig anlegen. Wenn alle Theile mit Gold belegt
                              									sind, läßt man die Arbeit während einiger Tage troken werden, und nach ihrer
                              									vollständigen Abtroknung werden diejenigen Theile, welche polirt werden sollen, mit
                              									einem Wolfszahn oder Achatstein geglättet, bis sie den gehörigen Glanz erlangt
                              									haben. Das Gold, welches einen matten Glanz erhalten soll, wird mit einer Auflösung
                              									von Safran in Weingeist oder Branntwein überstrichen.