| Titel: | Ueber das Cyaneisenkalium; von F. F. Runge. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. LXIV., S. 229 | 
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                        LXIV.
                        Ueber das Cyaneisenkalium; von F. F. Runge.
                        Aus Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1845 Nr.
                              									9.
                        Runge, über das Cyaneisenkalium.
                        
                     
                        
                           Da fertiges Cyaneisenkalium, mit etwa ein Drittel Potasche gemengt, in einen
                              									rothglühenden Tiegel eingetragen, unter Abscheidung des Eisens in eisenfreies
                              									Cyankalium verwandelt wird, so hat Hr. Professor Liebig
                              									den scheinbar richtigen Schluß gemacht: es bilde sich beim Glühen von
                              									Stikstoffkohle, Potasche und Eisen bloß Cyankalium, und Cyaneisenkalium entstehe
                              									erst beim Auflösen der Schmelzung in Wasser, indem nun erst eine Einwirkung auf das
                              									Eisen und seine Auflösung erfolge.
                           Im Kleinen mag dieß der Fall seyn; im Großen ist es nicht so. Das Pulver einer
                              									regelrecht in Eisen gemachten Schmelze von
                           
                              
                                 400
                                 Pfund Potasche,
                                 
                              
                                 400
                                 Pfund Hornkohle und
                                 
                              
                                 10
                                 Pfund Eisen
                                 
                              
                           ist nicht wie es Liebig angibt, durch Auswaschen mit Branntwein in zwei
                              									Theile zu theilen, wovon der eine flüssige das Cyankalium in Auflösung enthalten
                              									soll und der unauflösliche Rükstand das Eisen, so daß man erst durch Vermischen und
                              									Erhizen beider, Cyaneisenkalium bekommt. Es findet vielmehr das Gegentheil
                              									statt.
                           Bringt man nämlich die gepulverte Schmelze in einen Trichter und gießt so lange
                              									Branntwein (oder gleiche Theile starken Brennspiritus und Wasser) auf, bis dieser
                              									nichts mehr auflöst, so hat man zwei Flüssigkeiten, eine schwere und eine leichte.
                              									Die schwere Flüssigkeit ist Potascheauflösung; die leichte enthält nur etwas
                              									Cyankalium. Dagegen gibt der ausgewaschene schwarze Rükstand beim Auslaugen  mit heißem Wasser Cyaneisenkalium, und zwar in derselben Menge, wie man es
                              									aus der Schmelze auf gewöhnlichem Wege auch erhält.
                           Es folgt hieraus, daß das Cyaneisenkalium (welches im Branntwein unauflöslich ist)
                              									schon fertig gebildet in der Schmelze enthalten seyn muß, und nicht erst dadurch
                              									entsteht, daß das Cyankalium beim Auflösen in Wasser Eisen auflöst. Wäre diesem so,
                              									so müßten die Auslaugpfannen, welche von Eisenblech sind, sehr angegriffen werden,
                              									was nicht geschieht, da sie zehn und mehr Jahre halten, und nur durch Verbrennen
                              									unbrauchbar werden.