| Titel: | Ueber das Einlegen der Adern, des Mosaiks, der Blumen, Blumenblätter u. s. w. in Holz; von E. O. Schmidt und H. Hartung. | 
| Autor: | Eduard Oscar Schmidt [GND], H. Hartung | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. LXXIX., S. 278 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXIX.
                        Ueber das Einlegen der Adern, des Mosaiks, der
                           								Blumen, Blumenblaͤtter u. s. w. in Holz; von E. O. Schmidt und H. Hartung.
                        Schmidt und Hartung, über das Einlegen in Holz.
                        
                     
                        
                           Zum Einlegen der Adern bedarf man eines sogenannten Aderkrazers, der fast eben so wie
                              									ein Streichmaaß construirt ist, jedoch eine breitere Spize mit zwei Zähnen hat.
                              									Dieser Aderkrazer wird nach der Breite des Fries gestellt, worauf man mit ihm die
                              									Stelle, wo die Adern hinkommen sollen, bis zur gehörigen Tiefe auskrazt. Hiebei ist
                              									es jedoch zwekmäßig, sich die Enden der Linie, in welche, die Adern gelegt werden
                              									sollen, mit Bleistift vorzuzeichnen, damit man nicht über die Enden mit dem
                              									Aderkrazer hinausfährt. Um jedoch die Winkel der Linien recht scharf und genau zu
                              									machen, Wendet man nach dem Einkrazen derselben ein kleines wie ein Meißel geformtes
                              									Instrument an, dessen Breite nach derjenigen der Linie gefeilt seyn muß. Sollen
                              									schräge Linien in die Adern kommen und in diese eingeschnitten werden, so zeichnet
                              									man sich vorerst die Linie mit Blei  vor und legt dann längs dieser Linie ein Lineal, am
                              									besten ein eisernes an, längs welchem mit dem oben erwähnten meißelartigen
                              									Instrument so lange hin- und hergefahren wird, bis sich die Vertiefung
                              									gehörig eingeschnitten hat. Um die sehr dünnen, langen und schmalen Streifen, womit
                              									die Arbeit nach Art eines Rahmens eingefaßt ist, so einzulegen, daß deren Ränder
                              									unter sich parallel sind, muß man zu einem besondern Verfahren seine Zuflucht
                              									nehmen. Der Streichmodel mit schneidender Spize ist das Instrument, dessen man sich
                              									hiezu bedient und man läßt dasselbe auf folgende Weise längs dem Rande eines dünnen
                              									Fourniers von Elfenbein oder Ebenholz gleiten. In ein starkes Brett, dessen Rand gut
                              									abgerichtet ist, höhlt man einen Falz, dessen horizontale Oberfläche eben und
                              									wenigstens 2 Zoll breit ist. Die verticale Oberfläche muß überall gut waagerecht
                              									seyn; sie ist etwas erhaben und es ist von Wichtigkeit, daß dieser vorspringende
                              									Theil an allen Stellen eine und dieselbe Stärke hat. In diesen ausgehöhlten Falz
                              									wird das Fournier eingelegt, von dem man die Streifen ablösen will, wobei der vorher
                              									gut abgerichtete Rand gegen die verticale Wand des Falzes gestüzt wird. Den
                              									Streichmodel läßt man auf dem vorspringenden Theil hingleiten, wobei der Schaft auf
                              									die obere Fläche dieses Vorsprungs und der Kopf gegen die äußere Fläche gedrükt
                              									wird. Der vorspringende Theil des Falzes bildet auf diese Weise ein festes Lineal,
                              									das sich zwischen dem Fournier und dem Kopf des Streichmodels befindet und zur
                              									Führung dieses Werkzeugs dient.
                           Um kreisrunde Vertiefungen behufs des Adereinlegens zu machen, kann man entweder die
                              									Zirkelsäge oder den Schneidezirkel anwenden. Sollen jedoch die Linien zu einer
                              									Vertiefung an fluchtrechten Stühlen angerissen werden, so schneidet man sich in ein
                              									Stükchen hartes Holz eine der Stärke des Stuhlfußes angemessene Vertiefung ein.
                              									Diese Vertiefung wird durch in dieselbe geschlagene Stifte in so viele Theile
                              									getheilt, als Adern an den Stuhlfuß kommen sollen. Die Stifte selbst werden nach der
                              									Stärke der Adern scharf gefeilt und man schneidet die Vertiefungen dadurch ein, daß
                              									mit den Spizen längs dem Stuhlfuß herauf- und heruntergefahren wird. In die
                              									auf diese oder jene Weise eingeschnittenen Vertiefungen wird der Leim mittelst eines
                              									hölzernen Spatels eingestrichen; der Leim muß schwach seyn, um in den Vertiefungen
                              									hin- und hergeführt werden zu können. Beim Einlegen der Adern sezt man sie
                              									erst mit dem einen Ende an dem einen Ende der Vertiefung auf und schlägt jene nach
                              									und nach mit leichten Hammerschlägen in die Vertiefungen ein. Nach erfolgtem
                              									Einlegen in die Vertiefung kann die Aber noch mit einem Hammer in die Vertiefung
                              									eingetrieben werden. Der bei dieser Operation  herausquellende Leim muß sogleich, während er noch
                              									flüssig ist, entfernt werden, weil er später beim Abpuzen mit der Ziehklinge
                              									hinderlich seyn würde.
                           Eingelegte Arbeiten wie Laubwerk, Arabesken u. s. w. müssen mit der Laubsäge in die
                              									Fourniere geschnitten seyn, ehe diese auf das Blindholz aufgeleimt werden. Es kömmt
                              									jedoch auch vor, daß mit der Laubsäge ausgeschnittene Gegenstände in die Fourniere
                              									eingelegt werden, wenn die Fourniere bereits schon auf das Blindholz aufgeleimt
                              									sind. Dieses kann auf zweierlei Art ausgeführt werden. Man legt die schon fertig
                              									ausgeschnittenen Stüke an der Stelle, wo sie auf das Fournier kommen sollen, auf
                              									dieses und reißt sich die Contouren mit dem Spizbohrer vor. Nach diesem Riß wird nun
                              									das Fournier mit Hohleisen oder andern dazu passenden Instrumenten ausgeschnitten
                              									und zwar so, daß das einzusezende Stük genau in die Einschnitte paßt und auf das
                              									Blindholz aufgeleimt werden kann.
                           Bei der Anwendung des andern Verfahrens zeichnet man sich vorerst die Form des
                              									einzusezenden Stüks auf der fournirten Fläche vor und sticht oder schneidet dann
                              									diese ebenfalls nach der Zeichnung bis auf das Blindholz aus. Die Contouren der
                              									ausgeschnittenen Zeichnung werden mit Kreide bestrichen und man legt das
                              									einzusezende Stük auf die mit Kreide bestrichenen Stellen so auf, wie es zu liegen
                              									kommen soll. Durch einen Schlag mit dem Hammer drükt sich die Zeichnung auf der
                              									Rükseite des Stüks ab, das dann nach dieser mit der Laubsäge ausgeschnitten
                              									wird.
                           Beim Einlegen farbiger Dessins wird wie folgt verfahren. Will man z. B. anstatt auf
                              									einen Grund von Palixanderholz weißliche oder gelbliche Incrustationen zu bringen,
                              									die einen hellbraunen Schatten haben, auf einen hellen Grund Blumen bringen, die so
                              									viel als möglich ihre natürliche Farbe haben, so muß man ein Holz von sehr zarter
                              									Farbe wählen, die Blumenblätter ausschneiden und sie färben, wobei die hellen Theile
                              									zu erhalten und angenehm mit den gefärbten Theilen zu verschmelzen sind; zu diesem
                              									Zwek zeichnet man auf die Blumenblätter die Contour, welche diese Theile erzeugen
                              									sollen und bedekt das, was hell bleiben soll, mit Wachs.
                           Das so behandelte Blumenblatt wird in ein passendes Farbebad getaucht, in das man es
                              									häufig viermal zurükbringt. Sobald das Blumenblatt vollkommen troken geworden ist,
                              									entfernt man das Wachs und vollendet mit dem Pinsel die Verschmelzung der Farben.
                              									Bisweilen gibt man auch das erste Farbebad dem ganzen Blumenblatt, bevor es mit
                              									Wachs überzogen wird und unterläßt jenes mit dem Pinsel zu bearbeiten; eins und das
                              									andere hängen jedoch von dem  Model ab. Das Einlegen geschieht eben so, als wie es von
                              									mir weiter oben angegeben worden ist.
                           Hat man eine Zeichnung gewählt, wo die in einem Fournier vorkommenden leeren Stellen
                              									durch Theile von derselben Form ausgefüllt werden müssen, welche aus einem andern
                              									Fournier geschnitten sind und wo die leeren Stellen des zweiten Fourniers durch
                              									Stüke von gleicher Form auszufüllen sind, die aus dem ersten Fournier genommen
                              									wurden, so gibt es zur Ausführung dieser Operation ein Verfahren, wodurch das
                              									Zerschneiden viel schneller geht, Material erspart und eine weit größere Genauigkeit
                              									erzielt wird. Bei Anwendung dieses Verfahrens muß man die beiden Fourniere auf
                              									einander legen, die Patrone auf das oberste Fournier leimen und beide Fourniere
                              									gleichzeitig mit einem guten Meißel zerschneiden. In diesem Fall wird das Stük,
                              									welches aus dem einen Fournier herausgeschnitten worden ist, genau in die
                              									ausgeschnittene Stelle des andern passen.
                           Will man die verschiedenen Stüke, aus denen der Mosaik besteht, auf die Arbeit
                              									bringen, so sezt man die einzelnen Stüke zusammen und leimt sie auf ein starkes und
                              									sehr glattes Papier auf; bei diesem Aufleimen dreht man die Oberfläche der Stüke,
                              									welche sichtbar seyn soll, nach der Seite des Papiers zu. Ist auf diese Weise die
                              									Zeichnung zusammengesezt, so läßt man die aufgeleimten Stüke troknen und fournirt
                              									dann auf gewöhnliche Weise mit dem Hammer, dessen Bahn man leicht über das Papier
                              									hingleiten läßt; auch kann man die Arbeit in der Presse mit mäßig erwärmten Zulagen
                              									fourniren. Es ist sehr schwierig alle einzelnen Stüke, aus denen der Mosaik besteht,
                              									so anzufertigen, daß sie sämmtlich von gleicher Stärke sind, und da in diesem Fall
                              									der Vorsprung der einen hindern würde, daß die Zulage auf die weniger starken
                              									Stellen der andern drükte, so muß man zwischen die Zulage und die Arbeit leinene
                              									mehrfach zusammengeschlagene Tücher legen. Wenn die fournirte Arbeit gut troken
                              									geworden ist, so entfernt man den Leim und das Papier und richtet die Arbeit gut ab.
                              									Wenn das eingelegte Dessin aus einer großen Anzahl von einzelnen Stüken
                              									zusammengesezt ist und diese leztern viele Winkel haben, die sich erheben können, so
                              									ist es durchaus nothwendig, einen sehr starken Leim anzuwenden. Gewöhnlich wendet
                              									man Hausenblasenleim an, jedoch verdient folgende Composition den Vorzug, weil sie
                              									mehr Zähigkeit besizt. Um sich diese Composition zu bereiten, werden vorerst kleine
                              									Stükchen Von Hausenblase 24 Stunden lang in gutem, lauwarmem Branntwein eingeweicht,
                              									worauf man noch Spiritus zusezt, in welchen man auf eine Unze Weingeist 1 Quentchen
                              									Ammoniakharz und eben so viel  Mastixharz zusezt, die beide in pulverisirtem Zustand
                              									sich befinden müssen. Dieser Auflösung sezt man noch zwei gestoßene Knoblauchzehen
                              									und 1 Quentchen pulverisirten Leim zu. Die Mischung wird auf das Feuer gebracht, wo
                              									man sie so lange läßt, bis daß sie kocht und die Auflösung der Materien
                              									stattgefunden hat, worauf die Composition vom Feuer genommen und durch ein leinenes
                              									Tuch geseiht wird. Soll nach dem Durchseihen die Composition noch mehr Zähigkeit
                              									erhalten, so sezt man noch 2 Quentchen Zinnasche und 2 Loth Leim zu. Wenn von diesem
                              									Leim Gebrauch gemacht werden soll, so erwärmt man das Gefäß in dem sich derselbe
                              									befindet, im Wasserbad, um den Leim flüssig zu machen; die Stelle wo der Leim
                              									aufgetragen werden soll, ist ebenfalls zu erwärmen.