| Titel: | Ueber einige Erscheinungen bei der Cupellation der Gold- und Silber-Legirungen; von A. Levol. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. LXXXII., S. 285 | 
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                        LXXXII.
                        Ueber einige Erscheinungen bei der Cupellation
                           								der Gold- und Silber-Legirungen; von A. Levol.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique, Sept. 1845,
                              									S. 55.
                        Levol, über Cupellation der Gold- u.
                           								Silber-Legirungen.
                        
                     
                        
                           Die Probirkunst wurde außer in rein technischer Beziehung bisher noch wenig studirt
                              									und die jeden Augenblik dabei vorkommenden merkwürdigen Erscheinungen ermangeln in
                              									der Regel befriedigender Erklärungen. Seit zwanzig Jahren mit dieser interessanten
                              									Kunst täglich beschäftigt, konnte ich mich von allem, was die zur Erklärung mehrerer
                              									dieser Erscheinungen aufgestellten Hypothesen zu wünschen übrig lassen, überzeugen;
                              									ich suchte deren neue auf, welche mir mit den Thatsachen besser in Einklang zu
                              									stehen scheinen und will, indem ich sie hier mittheile, eben nach diesen Thatsachen
                              									die Unzulänglichkeit der meisten zu ihrer Erklärung nach und nach aufgestellten
                              									Theorien darzuthun suchen.
                           
                              Von dem Oxydationszustand, in welchem sich
                                 										das Blei und das Kupfer in den gebrauchten Kapellen befinden.
                              
                           In den Werken und Abhandlungen über die Probirkunst ist hierüber nichts angegeben.
                              									Das Blei anbelangend, ist aus dessen Einziehung in die Masse der Kapellen bei hoher
                              									Temperatur, der gelben Farbe, welche es ihnen ertheilt und den Eigenschaften der
                              									Bleioxyde überhaupt, wohl mit Sicherheit zu schließen, daß dieses Metall sich nur im
                              									Zustande von Oxyd darin befinden kann; beim Kupfer aber möchte durch eine so
                              									oberflächliche Untersuchung diese Frage nicht zu entscheiden seyn. Allerdings zeigen
                              									die mit Blei- und Kupferoxyd impraͤgnirten Kapellen nach dem Erkalten
                              									eine dunkelgrüne Färbung, an deren Gränzen aber beinahe stets Spuren einer
                              									röthlichen Färbung wahrzunehmen sind, welche das Vorhandenseyn von Kupferoxydul
                              									anzeigen; das nothwendige Vorkommen von Kupferoxydul wird auch durch Berthier's Versuche bestätigt, aus welchen hervorgeht,
                              									daß das Kupfer und sein Oxyd durch die geschmolzene Bleiglätte in Kupferoxydul
                              									umgewandelt werden. Doch glaubte ich einige Versuche anstellen zu müssen, um die
                              									Sache hinsichtlich gebrauchter Kapellen außer Zweifel zu sezen; ich ließ zu diesem
                              									Behufe zuerst concentrirte Salpetersäure darauf wirken; es zeigten sich bald
                              									röthliche Dämpfe, welches Zeichen ich für entscheidend hielt; da ich  aber fand, daß sich auch Chlor
                              									entwikelt, sogar bei Kapellen, in welche sich nur Bleioxyd eingezogen hatte, so
                              									konnte jene Reaction offenbar durch das Vorkommen von Chloriden in der Masse der
                              									Kapellen veranlaßt worden seyn, und ich nahm meine Zuflucht zu directen Versuchen,
                              									um die Frage zu lösen.
                           Ich brachte zu diesem Behufe zwei neue Kapellen in zwei kleine runde irdene
                              									Schmelztiegel, die zum Ausglühen der Goldproben dienen, von der Größe, daß sie den
                              									Rand der Kapellen nur um einige Millimeter über sich hinausstehen ließen; das Ganze
                              									wurde in einer Muffel so lang und so stark erhizt, daß der in diesen Kapellen etwa
                              									enthaltene kohlensaure Kalk zersezt werden mußte, dann genau gewogen und in die
                              									Muffel zurükgebracht; nachdem die Kapellen die Temperatur der Muffel wieder
                              									angenommen hatten, brachte ich in eine derselben 9 Gramme reinen Bleies und in die
                              									andere, zur erstern symmetrisch gestellte, eben so viel Blei + 0,5 Gramme Kupfer;
                              									nachdem diese Metalle vollkommen absorbirt waren, fand ich, daß das ursprüngliche
                              									Gewicht der ersten Kapelle um 0,640 Gramme zugenommen hatte, so daß nur 0,055 Gramme
                              									an der Sauerstoffmenge fehlen, welche das Blei aufnehmen mußte, um sich in Oxyd zu
                              									verwandeln (0,695 Gr.). Diese Quantität von 0,055 Gr., welche dem bei der Operation
                              									verflüchtigten und in Oxyd verwandelten Blei entspricht, mußte ich dem
                              									Gewichtsüberschuß hinzurechnen, welcher bei der Cupellation mit Kupfer erhalten
                              									wurde und 0,730 Gr., im Ganzen also = 0,785 Gram. war; es bleiben also nach
                              									geschehener Correction 0,090 Gr. als das Gewicht des vom Kupfer fixirten
                              									Sauerstoffs.
                           Ein auf dieselbe Weise angestellter zweiter Versuch gab folgende Resultate:
                              									verflüchtigtes Bleioxyd = 0,070 Gr.; mit dem Kupfer verbundener Sauerstoff, nach
                              									geschehener Correction, = 0,110 Gr.
                           Nun hätte aber der halbe Gramm Kupfer, der Theorie nach, 0,126 Gr. Sauerstoff
                              									absorbiren müssen, um CuO, oder 0,063 Gr., um Cu2O zu bilden und, wenn gleich diese Art zu experimentiren
                              									keine große Genauigkeit zuläßt, so glaube ich doch, daß diese Versuche hinreichen,
                              									um mit Zuziehung anderer Andeutungen daraus zu schließen, daß in der angewandten
                              									Kapelle das Kupfer nicht vollkommen mit Sauerstoff gesaͤttigt war und
                              									folglich unter gewissen äußern Einflüssen noch solchen aufnehmen konnte. Auf den
                              									Grund dieser Thatsache schlage ich eine neue Erklärung der unter dem Namen Blik bekannten Erscheinung vor, muß aber vorher noch
                              									einige Betrachtungen vorausschiken, welche zu Gunsten derselben sprechen.
                           
                           Wenn Metalloxyde in das Innere der Kapellen dringen sollen, müssen sie nothwendig
                              									vorher schmelzen; denn in der That sehen wir unschmelzbare Oxyde, wie die des Zinns,
                              									des Zinks, des Nikels etc. niemals in sie eindringen, während sich dagegen die
                              									schmelzbaren Oxyde des Bleies und des Wismuths sehr leicht hineinziehen; da es sich
                              									nun mit dem unter ihrem Einfluß oxydirten Kupfer (wenn keine der genannten
                              									unschmelzbaren Oxyde vorhanden sind) eben so verhält, so muß dieses dann flüssig
                              									werden; aber nur das Kupferoxydul und einige Verbindungen, welche es mit dem
                              									Kupferoxyd zu bilden scheint, in welche Verbindungen es in großer Proportion
                              									eingeht, sind schmelzbar; das reine Oxyd ist es niemals; die Oxydirung des
                              									Kupferoxyduls kann folglich erst nach seiner Absorption in der Kapelle erfolgen.
                              									Uebrigens geht auch aus dem obenerwähnten Versuche Berthier's hervor, daß es nicht anders seyn kann.
                           Von der Erscheinung des Blikes.
                           Blick (éclair, auch fulguration, coruscation)
                              									nennt man eine bei Beendigung der Cupellation fast immer stattfindende, bloß
                              									momentane glänzende Erscheinung. Die Schriftsteller über Probirkunst schreiben diese
                              									Erscheinung der Einziehung der lezten Antheile geschmolzener Oxyde in die Kapelle
                              									zu; allein man sieht leicht ein, daß diese Erklärung durchaus nicht folgerecht ist;
                              									denn es ist gar nicht einzusehen, wie die Absonderung dieser Oxyde, welche während
                              									des ganzen Verlaufs der Cupellation stattfindet, bei ihrer Beendigung, in dem
                              									Augenblik sogar, wo alle chemische Action aufzuhören scheint, eine Entwikelung von
                              									Wärme und Licht verursachen sollte; ferner lehrt die Erfahrung, daß beim Probiren
                              									von Säzen, welche sehr wenig überschüssiges Kupfer enthalten, diese Erscheinung gar
                              									nicht stattfindet.
                           Es wurde noch eine andere wahrscheinlichere Hypothese, die ich aber auch nicht für
                              									stichhaltiger halte, aufgestellt, um den Blik zu erklären; man schrieb ihn nämlich
                              									der Entwikelung von Wärme zu, welche in dem Augenblik stattfindet, wo die Probe
                              									ihren Zustand verändert, nämlich aus dem flüssigen in den festen Zustand übergeht.
                              									Allerdings faͤllt das Festwerden des Korns mit der Erscheinung des Blikes
                              									gewöhnlich zusammen; aber abgesehen davon, daß dieß nicht immer der Fall ist, kann
                              									dieser Erklärung auch entgegengesezt werden, wie ich dieß auch schon bei der ersten
                              									Hypothese that, daß bei Proben von sehr hohem Gehalt die Erscheinung gar nicht
                              									stattfindet. Auch zeigen sie die reinen Metalle, für sich allein in neuen Kapellen
                              									geschmolzen, im Augenblik ihrer Erstarrung durchaus nicht.
                           
                           Um über die fragliche Erscheinung ins Reine zu kommen, mußte ich vor Allem den
                              									Zustand des Kupfers in den Kapellen erforschen, worüber ich mich bereits erklärt
                              									habe; aber ich muß auch an die merkwürdige Eigenschaft des geschmolzenen Silbers
                              									erinnern, eine beträchtliche Menge Sauerstoff zu absorbiren, welche es im Augenblik
                              									der Erstarrung plözlich wieder fahren läßt. Diese beiden Thatsachen vorausgesezt,
                              									erkläre ich die Erscheinung des Bliks wie folgt:
                           Das in den festen Zustand übergehende Silber läßt Sauerstoff fahren, welchen das
                              									Kupferoxydul in dem Theile der Kayelle, wo das Silber aufliegt, zu absorbiren
                              									strebt; dieser Sauerstoff geht sonach von dem Probekorn auf einen Theil des in der
                              									Kapelle enthaltenen Kupferoxyduls über, und verwandelt ihn in Oxyd; dieser Austausch
                              									findet aber nicht statt, ohne daß der Sauerstoff eine Veränderung seines Zustandes
                              									erleidet, indem er eine Flüssigkeit verläßt, in welcher er sehr wenig verdichtet
                              									war, um sich in einem festen Körper zu fixiren; daher rührt nach meiner Ansicht,
                              									abgesehen von der chemischen Wirkung, die Wärme-Entwikelung und in Folge
                              									derselben die Ursache des die Erscheinung hervorbringenden Lichtes; nun ist es
                              									leicht zu erklären, warum diese Erscheinung beim Probiren der Metalle von großem
                              									Feingehalt nie stattfindet; der absorbirte Sauerstoff wird nämlich nicht mehr in das
                              									Innere der Kapelle eingezogen, sondern entweicht in Gasform in die Luft, in welchem
                              									Falle er, weit entfernt Waͤrme abzugeben, im Gegentheil in Folge der
                              									Veränderung seiner Spannung solche absorbirt. Die Erscheinung des Sprazens, welche
                              									ich unten besprechen werde, dient dieser Ansicht noch zur Bestätigung, da sie bei
                              									der Cupellation der reinen Metalle unendlich häufiger vorkömmt, als wenn Kupfer
                              									vorhanden ist. Auch kann zu Gunsten dieser neuen Hypothese bemerkt werden, daß die
                              									zur Behandlung kupferhaltiger Silber- oder Goldproben angewandten Kapellen
                              									immer einen schwarzen Fleken von Kupferoxyd in dem der Unterseite des Probekorns
                              									entsprechenden Theile ihres Bekens haben. Dieser Fleken, dessen Farbe mit derjenigen
                              									der umliegenden Theile, die ebenfalls von geschmolzenen Oxyden durchdrungen sind,
                              									auffallend contrastirt, ist stets um so schwächer, je weniger kupferhaltig die
                              									cupellirte Legirung war, und zeigt sich unwandelbar gerade an der Stelle, wo das
                              									Korn erstarrte; man kann z. B. zur Zeit der Regenbogenfarbenbildung die Probe einer
                              									kupferhaltigen Silber- oder Goldlegirung auf allen Stellen der von Oxyd schon
                              									durchzogenen Kapelle herumführen, ohne daß Spuren davon zurükbleiben,
                              									waͤhrend jederzeit ein schwarzer Fleken auf der Stelle zurükbleibt, wo sie
                              									erstarrte. Doch zieht die Kapelle den Sauerstoff aller Theile des Probekorns nicht
                              									so vollständig und rasch in sich hinein, daß nicht  auch solcher zurükbleiben
                              									könnte, indem sogar beim Probiren kupferhaltigen Silbers streng genommen das Sprazen
                              									möglich ist; allein, ich wiederhole es, und es ist dieß den Probirern wohl bekannt,
                              									die Abwesenheit von Kupfer vermehrt auffallend die Fälle des Sprazens.
                           Von der Erscheinung des Sprazens.
                           Die Probirer sagen ein Probekorn spraze (rocher, auch végéter,
                              									s'écarter), wenn, nachdem es auf der Oberfläche schon
                              									erstarrt ist, noch flüssige Theile aus der Mitte desselben mit Geräusch
                              									hindurchbrechen, um sich einen Weg nach Außen zu bahnen.
                           Diese Erscheinung wurde auf mehrerlei Art zu erklären versucht; nach der ältesten
                              									Hypothese schrieb man sie einer rein physischen Ursache zu, nämlich der durch die
                              									äußern Theile des Metalls im Augenblik der Erstarrung hervorgebrachten Contraction
                              									gegen die innern, noch flüssigen Theile, wodurch ein Theil dieser leztern
                              									herausgetrieben werde. Diese sehr vernunftgemäße Hypothese konnte so lange
                              									ausreichen, als man keine andere kannte; allein sie wurde aufgegeben, sobald man die
                              									sonderbare Eigenschaft des reinen Silbers entdekt hatte, beim Schmelzen in Berührung
                              									mit Luft aus dieser Sauerstoff aufzunehmen, welchen es beim Erstarren nicht mehr
                              									zurükhalten kann; die plözliche und sehr beträchtliche Gasentwikelung, welche hiebei
                              									stattfindet (wenigstens das zwanzigfache Volum des Metalls, nach Gay-Lussac), erklärt
                              									diese Erscheinung in der That vollkommen. Diese neue Theorie schien von den meisten
                              									Chemikern angenommen zu seyn, als man, ohne übrigens die zur Erklaͤrung des
                              									Sprazens nach einander angenommenen Hypothesen auf irgend eine Weise zu widerlegen,
                              									wieder eine neue in Vorschlag bringen zu müssen glaubte. Nach dem Urheber derselben
                              									wäre das Silber im festen Zustande minder dicht als im flüssigen, daher geben, wenn
                              									ich ihn recht verstanden habe, beim Sprazen die erstarrten äußern Flächen des Korns
                              									der Expansivkraft der noch flüssigen inneren Theile nach, welche also in dem Maaße,
                              									als die zunächst daran befindlichen Theile im Augenblike des Erstarrens an Volum
                              									zunehmen, von ihrer Stelle verdrängt werden; es ginge hier sonach mit dem Silber
                              									genau dasselbe vor, was beim Erstarren des Wismuths und einiger anderen Metalle
                              									stattfindet, die wirklich an Volum zunehmen, wenn sie vom flüssigen in den festen
                              									Zustand übergehen; aber sollte, abgesehen davon, daß das in Stangen gegossene reine
                              									Silber eher Zusammenziehungen als Ausdehnungen zeigt, den Beobachter nicht irgend
                              									eine Täuschung irre geführt haben, als er das feste Silber auf der Oberfläche eines
                              									im Schmelzen begriffenen Silberbades schwimmen sah? Ich habe schon sehr oft reines
                              									Silber geschmolzen, niemals aber eine solche Erscheinung wahrgenommen,  welche mir sicherlich
                              									aufgefallen wäre; im Gegentheil begegnete es mir mehrmals, daß ich — von dem
                              									Ansehen der Oberfläche eines scheinbar in vollem Flusse befindlichen Silberbabes
                              									getäuscht, als ich es in Stangen gießen wollte, ohne es zu überhizen, um die
                              									Absorption von Sauerstoff möglichst zu vermeiden — auf dem Boden des Tiegels
                              									einen beträchtlichen Theil der Masse noch in festem Zustande antraf. Kurz, die
                              									Erklärung des Sprazens nach Gay-Lussac scheint mir die richtigste und einzige zu seyn,
                              									welche man gegenwärtig gelten lassen kann, und da ich nichts gegen dieselbe
                              									einzuwenden habe, hätte ich diese Frage nicht behandelt, wenn ich nicht einen in die
                              									meisten Lehrbücher der Chemie übergegangenen Irrthum widerlegen zu müssen geglaubt
                              									hätte, daß nämlich die Gegenwart einer kleinen Menge Gold sich dem Sprazen des
                              									Silbers, womit es legirt ist, widersezt. Zum Beweise, daß diese Behauptung falsch
                              									ist, hätte ich mich darauf beschränken können, an die den Probirern wohlbekannte
                              									Thatsache zu erinnern, daß das Sprazen beim Probiren von Feingold sehr schwer zu
                              									vermeiden ist, obgleich das (behufs der Scheidung durch die Quart) mit Silber
                              									verbundene Korn alsdann ungefähr ein Viertel seines Gewichts reines Gold enthält;
                              									doch schien es mir von Interesse zu seyn, einige Versuche anzustellen, um die Gränze
                              									zu bestimmen, bei welcher das vorhandene Gold diese Erscheinung verhindert.Diese Versuche wurden mit reinem Gold und Silber, welche in verschiedenen
                                    											Verhaͤltnissen mit einander legirt waren und auf Kapellen geschmolzen
                                    											wurden, angestellt. Diese Gränze findet, meinen Versuchen
                              									zufolge, bei dem ziemlich mit seinem gleichen Gewichte Gold legirten Silber statt;
                              									ist aber das Silber vorherrschend, so sprazt die eine gewisse Zeit lang an der Luft
                              									geschmolzene Legirung stets einige Augenblike nach dem Erstarren ihrer äußern
                              									Theile; sehr auffallend ist es dabei, daß der hinausgeworfene Theil immer viel ärmer
                              									an Gold ist als der zurükbleibende Theil der Legirung, und zwar, wie es scheint, in
                              									einem constanten Verhältniß, wie dieß folgende Resultate mit sehr verschiedenen
                              									Legirungen von Silber und Gold zeigen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 98, S. 291
                              Metalle.; Gehalt des
                                 										hinausgeworfenen Theils.; Gehalt des zuruͤkgeliebenen Theils.; Erste
                                 										Analyse.; Zweite Analyse.; Erster Versuch.; Silber Gold
                              
                           Dieser Versuch beweist durch die Uebereinstimmung der Analysen, daß die
                              									hinausgeworfene Legirung homogen ist, so wie die zuruͤkbleibende.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Metalle.
                                 Hinausgeworfener Theil.
                                 Zuruͤkbleibender Theil.
                                 
                              
                                 
                                    Zweiter Versuch.
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Silber
                                 962
                                 941
                                 
                              
                                 Mit einer Legirung von geringerm Goldgehalte
                                 
                                    
                                    
                                 Gold
                                 38––––1000
                                 59––––1000
                                 
                              
                                 
                                    Dritter Versuch.
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Silber
                                 958
                                 938
                                 
                              
                                 Mit dem bei dem vorhergehenden zurükgeblieb. Theil
                                 
                                    
                                    
                                 Gold
                                 42––––1000
                                 62––––1000
                                 
                              
                                 
                                    Vierter Versuch.
                                    
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Silber
                                 951
                                 930
                                 
                              
                                 Mit dem bei dem vorhergehenden zuruͤkgeblieb. Theil
                                 
                                    
                                    
                                 Gold
                                 49––––1000
                                 70––––1000
                                 
                              
                           Diese Versuche beweisen deutlich, daß das Gold, selbst wenn es in großem Verhältniß
                              									vorhanden ist, falls seine Legirung mit dem Silber nur nicht das Verhältniß von 1 zu
                              									1 erreicht, sich dem Sprazen nicht widersezt, ferner daß die Menge des Goldes in der
                              									zurükbleibenden Portion immer dasselbe Verhältniß einzuhalten scheint, und zwar ein
                              									sehr einfaches Verhältniß gegenüber dem durch das Sprazen fortgerissenen Gold. Bei
                              									Vergleichung der Zahlen findet man nämlich, daß in den verschiedenen oben
                              									angeführten Beispielen das  Verhältniß zwischen dem Golde in der herausgeworfenen
                              									Legirung und demjenigen in dem zurükbleibenden Theil sich wie 2 zu 3 herausstellt.
                              									Beim ersten Versuch ist es 1 zu 1,4; beim zweiten 1 zu l,6; beim dritten 1 zu l,5;
                              									beim vierten endlich 1 zu 1,4. Diese Beobachtung könnte, wie es scheint, in gewissen
                              									Fällen benuzt werden, um das Gold im goldhaltigen Silber zu concentriren.
                           Vorzüglich ist sie von den Probirern zu beachten, indem sie ihnen beweist, daß sie
                              									sich wohl hüten müssen goldhaltiges Silber zu stempeln (parapher), welches Spuren des Sprazens zeigt, wie dieß z. B. gewöhnlich
                              									bei den Königen der Fall ist, welche man bei der Cupellation im Großen erhält; sie
                              									sollten den Gehalt solchen Silbers nicht eher feststellen, als nachdem sie es mit
                              									einigen Tausendsteln Kupfers geschmolzen haben, deren Gegenwart hinreicht, um die
                              									Erscheinung des Sprazens zu verhindern.