| Titel: | Ueber Seifenbereitung und Seifenprüfung; von Professor Dr. J. A. Stöckhardt in Chemnitz. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. LXXXV., S. 299 | 
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                        LXXXV.
                        Ueber Seifenbereitung und Seifenpruͤfung;
                           								von Professor Dr. J. A.
                              									Stoͤckhardt in Chemnitz.
                        Aus den polytechn. Mittheilungen von Volz und Karmarsch, 1845 Hef 1 u.
                              									2.
                        Stöckhardt, über Seifenbereitung und Seifenprüfung.
                        
                     
                        
                           Liebig sagt in seinen trefflichen chemischen Briefen:
                              										„die Seife ist ein Maaßstab für den Wohlstand und die Cultur der
                                 										Staaten; denn der Verkauf und Verbrauch derselben hängt nicht von der Mode,
                                 										nicht von dem Kizel des Gaumens, sondern von dem Gefühl des Schönen, des
                                 										Wohlseyns, der Behaglichkeit ab, welches aus der Reinlichkeit
                                 										entspringt.“ Gewiß wäre es nicht ohne allgemeines Interesse,
                              									statistische Uebersichten über den Verbrauch von Seife zu besizen, wie wir solche
                              									über Nahrungsmittel und Getränke, z. B. Wein, Zuker etc. für so viele Länder haben,
                              									und ich zweifle nicht, daß jener Ausspruch durch dieselben bewahrheitet werden
                              									würde, vorausgesezt, 
                              									wenn man das von der Fabrikindustrie consumirte Quantum zuvor von der Gesammtsumme
                              									in Abzug brächte. Im Königreich Sachsen dürften einem ungefähren Ueberschlag zufolge
                              									wohl 3–3,5 Pfd. auf jeden Kopf gerechnet werden können, während dieses Land
                              									einen mindestens um die Hälfte höheren Stand auf der Cultur- oder
                              									Reinlichkeitsscala erhalten müßte, wenn man die zu industriellen Zweken verwendeten
                              									Seifenmengen mit in Anschlag bringen wollte. Leider wird aber wohl die Aufstellung
                              									solcher Uebersichten an dem Mangel an zuverlässigen Unterlagen scheitern, da man in
                              									den meisten Staaten die specielle Besteuerung eines Fabricats, welches auch der
                              									Aermste nicht entbehren kann, für ungerecht, eine polizeiliche Aufsichtsführung über
                              									dasselbe aber für überflüssig hält, und sonach statistische Nachweise über die
                              									Mengen und Sorten der in einem Lande dargestellten und verbrauchten Seifen von den
                              									Verwaltungs- oder Finanzbehörden nicht erwartet werden können. Daß eine in
                              									den civilisirten Staaten zur Lebens- wenn auch nicht Nahrung doch Nothdurft
                              									gehörende Sache nicht durch aufgelegte Zölle oder Steuern vertheuert werde, wird
                              									Jedermann in Ordnung finden; ob aber eine, sey's auch nur milde und indirecte
                              									Controle über Güte und Preis der Seifen wirklich als eine überflüssige
                              									obrigkeitliche Bevormundung angesehen werden könne, möchte noch sehr zweifelhaft
                              									seyn. So viel wenigstens ist gewiß, daß das Publicum dabei nur gewinnen könnte, und
                              									daß die durch eine derartige Maaßregel für den einzelnen Producenten direct oder
                              									indirect veranlaßten Nachtheile immer nur den unreellen oder minder reellen treffen
                              									würde. So lange man unter Hausseife nur Kernseife verstand, konnte eine
                              									Beaufsichtigung allerdings für unnöthig gehalten werden (und doch bestanden gerade
                              									zu dieser Zeit öffentliche Controlbehörden, die sogenannten Schaugerichte), seitdem
                              									aber Seifen im Handel vorkommen, welche zweimal, ja dreimal mehr Wasser enthalten
                              									als die Kernseifen, ohne daß dasselbe äußerlich wahrzunehmen ist, würde es das
                              									Publicum nur mit Dank zu erkennen haben, wenn es durch geeignete öffentliche
                              									Mittheilungen vor Täuschungen und Schaden bewahrt würde, zu deren Erkenntniß es jezt
                              									nur auf eigene Kosten gelangen kann. Die Sucht billig zu laufen, welche unsere Zeit
                              									charakterisirt, fordert freilich die Gewerbthätigkeit geradezu dazu auf, immer
                              									billiger wenn auch schlechter zu produciren, und kann, wird ihr nicht gesteuert,
                              									selbst den rechtlichsten Producenten zwingen, die alte Solidität, die ihn darben
                              									läßt, über Bord zu werfen und die Flagge „je billiger desto
                                 										besser“ aufzuziehen.
                           Die Fabrication von wassersüchtigen Seifen ist besonders
                              									in Flor gekommen, seitdem man das Cocosöhl als Material zur  Darstellung von Hausseifen und
                              									mit demselben die sogenannte Schnellseifenbereitung eingeführt hat, d. h. die
                              									Methode Seife durch Digestion der Fette mit sehr concentrirten Laugen und ohne
                              									Abscheidung von Unterlauge darzustellen. Ohne Abscheidung von Unterlaugen werden
                              									zwar gewisse Seifensorten schon seit langer Zeit bereitet, z. B. die grüne und
                              									schwarze Seife, die weiche Oehl- oder Walkseife, die medicinische Seife, die
                              									Toilettseifen, die ex tempore oder little pansoaps der Engländer, die im nördlichen
                              									Deutschland bekannte Bremerseife etc., indessen zog man doch zur Darstellung der
                              									festen Hausseifen immer die ältere Methode vor, da der reine Talg nur schwierig mit
                              									starken Laugen verseift werden konnte, und die eingeschlossene Unterlauge leicht
                              									wieder fahren ließ, obwohl auch hiezu Vorschriften von ColinPolytechn. Journal Bd. XI S. 436., SturtevantPolytechn. Journal Bd. XXXV S. 476., HawesPolytechn. Journal Bd. LXXVII S. 214. u. a. m.
                              									angegeben wurden. Als man jedoch in dem Cocosöhl eine Fettsubstanz kennen lernte,
                              									durch welche man die genannten Inconvenienzen des Talgs zu beseitigen im Stande war,
                              									konnte es nicht fehlen, daß man dasselbe als Medium benuzte, um die neuere lucrative
                              									Methode auch auf Hausseifen aller Art anzuwenden. Eine genaue Beschreibung des dabei
                              									zu beobachtenden Verfahrens ist neuerdings von KlepzigPrivilegirte Geheimnisse oder die Kunst, schnell erhaͤrtende Seife in
                                    											sehr kurzer Zeit, auf ein Wasser, ohne Abscheidung der Lauge darzustellen
                                    											etc. von F, E. Klepzig, Seifensiedermeister in
                                    											Leipzig, 1844. veröffentlicht worden.
                           Sämmtliche Fettarten bestehen zwar im Allgemeinen aus Fettsäuren und Oehlsüß oder
                              									Glycerin, doch aber zeigt jede einzelne Fettart, abgesehen von Farbe und Geruch,
                              									gewisse Eigenthümlichkeiten, denen zufolge mannichfache Abweichungen im Verfahren
                              									bei der Verseifung derselben nothwendig werden, welche die Theorie nicht a priori anzugeben vermag, sondern die von dem Praktiker
                              									durch Probiren aufgefunden werden müssen. Zu den Eigenthümlichkeiten des Cocosöhls gehören vorzugsweise folgende:
                           a) es läßt sich nur durch sehr
                              									concentrirte Laugen verseifen;
                           b) es beschleunigt, besonders bei
                              									Anwendung starker Laugen, die Verseifung anderer Fettarten, z. B. des Talgs,
                              									Palmöhls etc. und zwar in dem Maaße als das Verhältniß desselben ein überwiegendes
                              									ist gegen die lezteren;
                           c) die aus Cocosöhl bereitete Seife
                              									ist nicht so unlöslich in Kochsalzlösung als Talgseife, es werden daher zum
                              									Aussalzen derselben außerordentliche Mengen von Kochsalz erfordert; die so  gewonnene Seife besizt
                              									eine solche härte, daß man sich zum Zerkleinern derselben der Säge bedienen muß.
                           d) Die aus Cocosöhl oder mit
                              									Cocosöhlzusaz bereiteten Seifen schäumen sehr stark und
                           e) besizen in hohem Grade die
                              									Fähigkeit, Salzwasser oder schwache Lauge aufzunehmen und zu binden, ohne dem Gefühl
                              									nach naß oder schwammig zu erscheinen. (Ure untersuchte
                              									eine solche unter dem Namen Marine-soap in England bekannte Seife, welche 75
                              									Proc. Wasser enthielt und doch hart und troken erschien.)
                           Aus diesem Verhalten des Cocosöhls ergibt sich, daß man die Verseifung desselben mit
                              									sehr starken Laugen und ohne Abscheidung der Unterlauge bewirken müsse, daß es mit
                              									Vortheil jeder anderen zu verseifenden Fettart zugesezt werden könne, daß es aber
                              									den unsoliden Seifensiedern eine umfängliche Gelegenheit darbiete, um die
                              									nichtsachverständigen Consumenten zu täuschen, und einer unreellen Waare den Schein
                              									einer reellen zu geben.
                           Man rühmt der Schnellseifenbereitung oder der Methode, Seife auf kaltem Wege
                              									darzustellen, wie sie uneigentlich oft genannt wird, nach, daß durch sie in kürzerer
                              									Zeit und daher ökonomisch vortheilhafter, und mit größerer Sicherheit des Erfolgs,
                              									als bei Befolgung der älteren Methode, ein Fabricat dargestellt werde, welches sich
                              									durch ein genau begränztes Verhältniß zwischen dem Alkali und den Fettsäuren wie
                              									durch große Wohlfeilheit, Reinheit und Wirksamkeit auszeichnen solle. Eine
                              									Vergleichung dieser Methode mit der älteren wie der resultirenden Producte möge
                              									zeigen, ob diese gerühmten Vortheile in Wahrheit begründet sind oder nicht.
                           1) Dauer des
                                 									Seifenbildungsprocesses.
                           In Betreff der Zeit, welche erforderlich ist, um Seifen fertig zu sieden, ist seit
                              									ungefähr einem Jahrzehent eine wesentliche Veränderung eingetreten. So lang man Kali
                              									zur Darstellung der Seifen anwendete und dieses Kali, zum Theil wenigstens, aus der
                              									Holzasche auszog, mußte auch der Seifenbildungsproceß ein ungleich langsamerer seyn
                              									als jezt, aus dem einfachen Grund, weil man beim Auslaugen der Asche mit Wasser nur
                              									eine sehr verdünnte Lauge erhielt und es vortheilhafter fand, dieser durch
                              									mehrmahliges Sieden mit Fetten das Alkali zu entziehen und das entlaugte Wasser als
                              									Unterlauge abzulassen, als es vorher durch Verdampfen zu entfernen. In dieser Zeit
                              									dauerte das Sieden einer Seife allerdings mehrere Tage; indessen möchte es doch
                              									voreilig seyn, dieser Langsamkeit wegen das Verfahren als ein fehlerhaftes zu
                              									bezeichnen; unter den gegebenen Umständen konnte es vielmehr als ein ganz
                              									zwekmäßiges und 
                              									ökonomisches gelten, wie es denn heutzutage noch in England bei der Darstellung der
                              									Seife aus Barilla etc. angewendet wird.Siehe Ure's technisches Wörterbuch von Karmarsch und Heeren,
                                    											Artikel Seife. So wie aber dem Seifensieder in der Soda ein
                              									Material in die Hände gegeben wurde, aus dem er sich sogleich eine starke Lauge
                              									darstellen konnte, verminderte sich auch die Dauer des Siedens und es gibt jezt
                              									Seifensieder genug, welche Seife in einem einzigen Sud in Zeit von 5–6
                              									Stunden darzustellen verstehen. GreveS. Greve's Anleitung zur Fabrication der Seife,
                                    											Bd. III S. 68, 83, 95 und 221. gab
                              									schon vor 8 Jahren zwei Methoden an, um in dieser Zeit Seife in einem Wasser
                              									mittelst starker Laugen zu sieden. Häufig genug bereiten zwar die Seifensieder ihre
                              									Waare noch in zwei Wässern, namentlich dann, wenn sie mit unvollkommen gereinigten
                              									Materialien arbeiten; in diesem Fall ersparen sie aber dadurch das vorherige
                              									Reinigen und Läutern der Fette oder das Abdampfen der Laugen, und es kann daher als
                              									ziemlich gleichgültig angesehen werden, ob man diese Reinigungsoperationen besonders
                              									vornimmt, und dann die Seife in einem einzigen Sud darstellt, oder ob man diesen
                              									Zwek durch Sieden in zwei Wässern zu erreichen sucht.
                           Bei Anfertigung von Seifen nach dem neueren Verfahren arbeitet man mit Laugen von
                              									20°–30° B., und die Dauer des Processes muß allerdings ungleich
                              									kürzer seyn, da wenig oder kein Wasser zu verdampfen ist und die Operation des
                              									Klarsiedens sonach ganz in Wegfall kommt. Ein mäßiger Sud Seife läßt sich auf diesem
                              									Wege ganz gut in 1½–2 Stunden beendigen, mag man nun, wie Einige
                              									wollen, die Temperatur nur bis 50–60° R. steigern, oder, wie andere
                              									vorziehen, bis zum Siedepunkt. Daß hiebei eine Ersparniß an Zeit, Arbeits-
                              									und Feuerungskosten eintreten müsse, kann nicht in Abrede gestellt werden; erwägt
                              									man aber, daß die Darstellungskosten einer sehr starken Lauge bedeutender seyn
                              									müssen als die einer schwachen Lauge, und daß man bei Anwendung von unvollkommen
                              									gereinigten Fetten erst eine besondere Reinigung derselben vorzunehmen habe, so kann
                              									wohl die Behauptung gerechtfertigt erscheinen, daß die gedachten Ersparnisse von
                              									keiner großen Bedeutung seyn werden und einen erheblichen Einfluß auf den Preis der
                              									Seife nicht auszuüben vermögen. In Chemnitz berechnen sich die Feuerungskosten á Centner auf ungefähr 2 Ngr., bei Fertigung von circa 12 Cntr. Seife in einem Wasser nach der älteren
                              									Methode (für 1½ Scheffel Steinkohlen = 24 Ng.); auf 2⅔ Ngr. dagegen,
                              									wenn dieselbe Quantität Seife in zwei Wässern dargestellt wird (für 2 Scheffel
                              									Steinkohlen =  22 Ngr.);
                              									um diese bei einem Centnerpreise von 14–17 Rthlr. kaum nennenswerthe Summe
                              									würde sonach die nach der neueren Methode bereitete Seife selbst in dem Fall nur
                              									billiger zu stehen kommen, wenn gar kein Brennmaterial vonnöthen wäre.
                           2) Sicherheit des Erfolges.
                           Bezüglich der angeblichen größeren Sicherheit des Erfolgs bei der
                              									Schnellseifenfabrication ist zu erwähnen, daß beide Arten der Seifendarstellung
                              									einen praktisch geübten Arbeiter erfordern, da man es hiebei nicht mit
                              									unveränderlichen Größen zu thun hat, und die Beurtheilung des normalmäßigen
                              									Fortgangs des Seifenbildungsprocesses aus diesem Grund dem Ermessen und dem
                              									praktischen Blik des Arbeiters überlassen bleiben muß. Auch nach dem neueren
                              									Verfahren muß die übliche Finger- und Spatelprobe angewendet, wie die Art des
                              									Siedens und der Geschmak berüksichtigt werden, um dadurch die Beschaffenheit der
                              									Seife während des Saponificationsprocesses zu ermitteln, ganz in derselben Weise,
                              									wie diese Symptome bei dem gewöhnlichen Verfahren zu beobachten sind. Für den minder
                              									geübten Arbeiter aber möchte es fast leichter seyn, auf dem lezteren Weg ein immer
                              									gleiches Product zu erzielen, da er im Stande ist einen Fehler, der sich etwa bei
                              									der ersten Kochung eingeschlichen hat, bei der zweiten zu verbessern; da ferner bei
                              									unrichtig getroffenen Quantitätsverhältnissen, z. B. bei einem Ueberschuß von Lauge,
                              									die Seife sich gleichsam von selbst regulirt, indem der nicht gebundene Theil des
                              									Alkalis in der Unterlauge gelöst bleibt und so aus der Seife entfernt wird, während
                              									dieses bei einem Verfahren, nach welchem alles in den Siedekessel Gebrachte in die
                              									Form geschlagen wird und sonach bei der Seife bleibt, nicht stattfinden kann.
                           3) Einfluß des
                                 										Seifenbereitungs-Verfahrens auf die Zusammensezung, Wirksamkeit
                              									und Reinheit und den Preis der
                              									Seifen.
                           Die Annahme, daß sich die nach der neueren Methode dargestellte Seife durch ein genau
                              									begränztes Verhältniß zwischen den Fettsäuren und Alkalien und durch besondere
                              									Reinheit auszeichne, muß geradezu als eine falsche bezeichnet werden; eine nur
                              									oberflächliche Betrachtung der gedachten Methode führt vielmehr a priori zu dem Schluß, daß die nach derselben
                              									dargestellte Seife sich von dem durch die Theorie bestimmten stöchiometrischen
                              									Verhältnisse zwischen Fettsäuren und Alkalien weiter entfernen und einen größeren
                              									Ueberschuß an freiem Alkali, außerdem aber zugleich eine bedeutendere  Menge fremdartiger und
                              									wirkungsloser Stoffe enthalten müsse, als die gut bereitete Kernseife. Ein scharf
                              									begränztes Verhältniß würde sich nur festsezen lassen, wenn man mit ganz reinen
                              									Materialien, also mit reinen Fettsäuren und reinen Alkalien arbeiten könnte; nun
                              									läßt sich zwar der Gehalt der lezteren auch in der minder reinen Soda oder Potasche
                              									mit Sicherheit ermitteln, keineswegs aber ist dieses mit den in den Fetten
                              									enthaltenen Fettsäuren möglich, da dieselben nach Qualität und Quantität
                              									außerordentlich variiren. Um sicher zu seyn, daß kein unverseiftes Fett in der Seife
                              									verbleibe, wendet man demnach immer mehr Lauge an, als genau zur Verseifung
                              									erforderlich ist. Von dieser wird nach dem älteren Verfahren der größte Theil durch
                              									die Unterlauge entfernt, während nach dem neueren alle überflüssigen Laugentheile
                              									eben so wie die darin enthaltenen fremdartigen Salze (Kochsalz, Glaubersalz,
                              									schwefelsaures und salzsaures Kali) und das von den Fetten abgeschiedene Oehlsüß bei
                              									der Seife verbleiben. Es liegt sonach zu Tage, daß das leztgedachte Fabricat nie die
                              									Reinheit und Neutralität ansprechen könne, welche der Kernseife zukommt. Wie
                              									bedeutend aber diese alkalischen und fremdartigen anderweiten Beimengungen sind,
                              									wird sich aus den weiter unten anzuführenden Seifenanalysen ergeben, welche zugleich
                              									den Nachweis liefern werden, daß die vermeintliche größere Wohlfeilheit und
                              									Wirksamkeit dieser Seifen nur auf Täuschung beruhe.
                           Fragt es sich nun, ob das neue Verfahren eine Verbesserung oder Vervollkommnung in
                              									der Seifenfabrication herbeigeführt habe, so muß von theoretischem Standpunkt aus
                              									diese Frage aus dem Grunde verneint werden, weil nach
                              									demselben kein so reines und neutrales Product erhalten werden kann, als nach dem
                              									älteren Verfahren, welches der Bereitung der Kernseife zu Grund liegt. Von
                              									praktischem Standpunkt aus betrachtet aber kann die geringere Reinheit des Products
                              									allein der neueren Methode nicht als ein Fehler angerechnet werden, da die
                              									verunreinigenden Stoffe größtentheils als indifferent bei der Anwendung der Seife
                              									erscheinen; es wird vielmehr lediglich darauf ankommen, ob die Productionskosten
                              									geringer seyen und das Fabricat sonach unbeschadet seiner Güte billiger dargestellt
                              									werden könne. Man hat dieses zwar vielfach behauptet, indessen erhellt doch aus den
                              									später mitzutheilenden Vergleichungen und Berechnungen, daß bei den gegenwärtigen
                              									Preisen die nach der neueren Methode bereiteten Seifen im Verhältniß zu ihrem wahren
                              									Werth im Durchschnitt zu höheren Preisen verkauft werden, als die Kernseifen. So
                              									lange dieses aber geschieht, wird die gerühmte Verbesserung nur als eine
                              									problematische angesehen werden können, so  sehr sich das Verfahren außerdem durch seine Einfachheit
                              									und Kürze empfiehlt.
                           
                              (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)