| Titel: | Verfahren aus Palmöhl Stearin zu bereiten und dasselbe zu bleichen, worauf sich W. Newton, Patentagent zu London, in Folge einer Mittheilung, am 12. Septbr. 1844 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 98, Jahrgang 1845, Nr. CVI., S. 401 | 
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                        CVI.
                        Verfahren aus Palmoͤhl Stearin zu bereiten
                           								und dasselbe zu bleichen, worauf sich W. Newton, Patentagent zu London, in Folge einer Mittheilung, am 12. Septbr. 1844 ein Patent ertheilen
                           								ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, August 1845, S.
                              									12.
                        Newton's Verfehren aus Palmöhl Stearin zu bereiten.
                        
                     
                        
                           Die Trennung der flüssigen und festen Bestandtheile des Palmöhls nach dem neuen
                              									Verfahren beruht auf einer Thatsache, welche bisher nicht bekannt war, daß nämlich
                              									die flüssigen und festen Bestandtheile in dem Palmöhl nicht chemisch mit einander
                              									verbunden sind, sondern bloß mechanisch zusammenhängen, daher sie auch ohne
                              									Verseifung durch rein mechanische Verfahrungsarten vollkommen von einander getrennt
                              									werden können. Das Verfahren besteht nämlich darin, die festen Fette krystallisiren
                              									zu lassen, indem man das Rohmaterial erhizt und dann allmählich abkühlen läßt,
                              									worauf man es auspreßt, um einen Antheil Olein zu beseitigen; hierauf wird es  wieder erhizt und
                              									abgekühlt, so daß es zum zweitenmal krystallisirt, worauf neuerdings eine Portion
                              									Olein ausgepreßt werden kann.
                           Man bringt eine große Quantität rohes Palmöhl, wie man es aus Afrika erhält, in ein
                              									eisernes Gefäß, erhizt es auf beiläufig 80° R. und unterhält diese Temperatur
                              									etwa eine Stunde lang; hierauf zieht man es in hölzerne Gefäße ab, worin man es sehr
                              									langsam abkühlen und krystallisiren läßt. Die erstarrte Masse pakt man in kalte
                              									wollene Tücher, so daß jedes Paket 16 bis 30 Pfund enthält; dieselben werden dann in
                              									einer hydraulischen Presse einem nur schwachen Druk ausgesezt, wodurch beiläufig der
                              									dritte Theil der Masse in flüssigem Zustand ausgetrieben wird. Diese Flüssigkeit ist
                              									fast reines Olein; da aber das Palmöhl in der Regel beiläufig 69 Proc. Olein und 31
                              									Proc. Stearin und Margarin enthält, so befindet sich noch die Hälfte des Oleins in
                              									den festen Kuchen, welche bei diesem schwachen Auspressen zurükblieben.
                           Die Kuchen werden nun wieder in einem Kessel drei bis vier Stunden lang auf
                              									80° R. erwärmt, worauf man die Masse in hölzernen Gefäßen langsam erkalten
                              									und zum zweitenmal krystallisiren läßt; die erstarrte Masse wird wieder in
                              									Qantitäten von 16 bis 30 Pfd. in wollene Tücher gepakt; jedes Paket muß man in einem
                              									Sak von Roßhaaren zwischen Platten in die hydraulische Presse bringen und darin
                              									einem starken Druk aussezen; vor dem Einsezen der Pakete in die Presse muß man die
                              									wollenen Tücher, die roßhaarenen Säke und die Preßplatten erwärmen. Bei diesem
                              									zweiten oder warmen Pressen lauft ein kleiner Antheil der festen Fette mit dem
                              									flüssigen Olein aus. Man sezt daher die erhaltene flüssige Masse einer Quantität
                              									frischen Palmöhls zu, welches dem ersten Auspressen unterzogen werden soll. Die nach
                              									dem zweiten Auspressen in den Tüchern zurükbleibenden Kuchen bestehen aus Stearin
                              									und Margarin. Aus 100 Pfd. rohem Palmöhl erhält man nach meinem Verfahren beiläufig
                              									30 Proc. Stearin und 68 Proc. Olein. Lezteres ist zur Seifenfabrication eben so
                              									geeignet, wie das rohe Palmöhl, weil es keine chemische Veränderung erlitt. Will man
                              									aus diesem Olein weiße Seife bereiten, so muß es vorher auf gewöhnliche Weise
                              									gebleicht werden.
                           Zum Bleichen des aus dem Palmöhl gewonnenen Stearins wende ich folgendes neue Verfahren an. Die
                              									Stearinkuchen werden in einem Bottich geschmolzen, wobei man die Temperatur auf
                              									beiläufig 80° R. erhält; nachdem die Masse vollkommen flüssig geworden ist,
                              									läßt man sie in einen Trog auslaufen, in welchen beständig ein Strom (klaren) kalten
                              									Wassers lauft, und zwar im Verhältniß von 2 Theilen Wasser auf 1 Theil Stearin, so
                              									daß lezteres  immer mit
                              									seinem doppelten Volum kalten Wassers in Berührung ist; auf diese Weise wird es fast
                              									augenbliklich fest und in kleine Theilchen oder Krystalle verwandelt. Das Wasser,
                              									welches das Stearin und Margarin in diesem Zustande mit sich reißt, lauft in ein
                              									Gefäß aus, aus welchem man dann das Stearin und Margarin herausnimmt, um Luft und
                              									Sonnenlicht darauf einwirken zu lassen, wodurch sie in sehr kurzer Zeit vollkommen
                              									weiß werden. Die gebleichten festen Fette bringt man in ein Gefäß mit Wasser,
                              									welches mittelst Dampfröhren erhizt wird, damit die Fette schmelzen; dabei sezt man
                              									aber 2 Pfd. Schwefelsäure auf 100 Pfd. Stearin zu, um dasselbe von Eisen und anderen
                              									fremdartigen Substanzen zu reinigen. Nach dieser Reinigung nimmt man die Masse
                              									heraus und bringt sie in ein anderes Gefäß, worin sie wieder in Wasser geschmolzen
                              									wird, mit Zusaz des Weißen von fünf Eiern auf je 100 Pfd. Stearin. Das Ganze muß
                              									beiläufig eine Stunde kochen und beständig gut umgerührt werden; man läßt es hierauf
                              									in Ruhe, damit sich alle Unreinigkeiten auf dem Boden des Gefäßes absezen können.
                              									Endlich läßt man das Stearin und Margarin in Formen auslaufen; nach dem Erstarren
                              									bilden sie ein rein weißes krystallisirtes Fett.
                           Dieses Verfahren eignet sich auch zum Bleichen des Wachses
                              									und des aus Talg bereiteten Stearins.
                           Will man Kerzen aus dem Stearin fabriciren, so bereitet man die Dochte auf folgende
                              									Art vor: man löst 1 Theil fein zerriebene Boraxsäure in 24 Theilen Weingeist auf und
                              									weicht die Dochte 12 Stunden lang in diese Flüssigkeit ein, worauf man sie schwach
                              									ausdrükt; die rükständige Flüssigkeit dient zu demselben Zwek.