| Titel: | Dampfkessel zur Vermeidung der Dampfkesselexplosionen; von Hrn. Oberbergrath Henschel in Kassel. | 
| Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Dampfkessel zur Vermeidung der
                           								Dampfkesselexplosionen; von Hrn. Oberbergrath Henschel in Kassel.Die Société d'Encouragement hatte schon im J. 1829 zwei Preise
                                 										von je 12,000 Francs ausgeschrieben, einen für die Entdeckung von
                                 										Sicherheitsmitteln gegen die Explosionen der Dampfkessel, den anderen für einen
                                 										Kessel von solcher Form und Construction, daß dadurch jede Gefahr einer
                                 										Explosion verhütet oder unmöglich gemacht wird. Im Julius 1845 wurde Hrn.
                                 										Oberbergrath Henschel die Summe von 6000 Francs
                                 										zuerkannt, weil dessen Kessel die Möglichkeit einer Explosion und deren Gefahren
                                 										in hohem Grade vermindert und dessen Anordnung überdieß die Ersparung an
                                 										Brennmaterial begünstigt; nach einem Zeugniß von competenten Personen dd. 22.
                                 										Febr. 1837 waren drei solche Kessel mit ihren Sicherheitsvorrichtungen und zwar
                                 										einer seit 1830, ein zweiter seit 1835 und ein dritter seit vier Monaten zur
                                 										vollkommenen Zufriedenheit ihrer Eigenthümer in Gebrauch, ohne daß sie etwas zu
                                 										wünschen übrig ließen. (Bulletin de la Société
                                    											d'Encouragement, Jul. 1845, S. 288.)A. d. R.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement,
                              									Septbr. 1845, S. 379.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Henschel's Dampfkessel zur Vermeidung der
                           								Dampfkesselexplosionen.
                        
                     
                        
                           In einem früheren der Société d'Encouragement
                              									mitgetheilten Aufsatze (v. J. 1835) zählt Hr. Henschel
                              									die Umstände auf, welche eine Dampfkesselexplosion bedingen und sie mehr oder
                              									weniger gefährlich machen; er gibt dann die geeigneten Mittel an, wodurch diesen
                              									Explosionen vorgebeugt werden kann oder wodurch sie doch wenigstens unschädlicher
                              									gemacht werden können. So schlägt Hr. Henschel, um dem
                              									Mangel an Dauerhaftigkeit bei den Dampfkesseln abzuhelfen, erstens vor, sie nur von
                              									geschickten und erfahrenen Männern verfertigen, sie oft untersuchen und den
                              									geringsten Fehler sogleich ausbessern zu lassen, gute Sicherheitsventile mit
                              									schmalen Rändern anzuwenden, letztere direct und elastisch zu belasten, in gutem
                              									Zustande zu erhalten und strenge Aufsicht über dieselben zu halten. Was zweitens
                              									einen zufälligen zu niederen Wasserstand im Kessel, oder das Ueberheizen seiner
                              									Wände betrifft, so empfiehlt er die Anwendung einer guten Speisepumpe und eines
                              									guten Schwimmers mit einer Vorrichtung, wodurch das Feuer ausgelöscht wird,  sobald das Wasser unter
                              									das bestimmte Niveau fällt. Um endlich Explosionen vorzubeugen, räth er drittens, in
                              									den Kessel einen festen Körper zu bringen, welcher dem heißen Wasser widersteht und
                              									so viel als möglich das Wasservolumen veringert ohne die Dampfentwickelung zu
                              									hemmen.
                           Beschreibung des Kessels.
                           Hr. Henschel hat bei seinem Kessel, welcher für eine
                              									stationäre Hochdruckmaschine von 6–10 Pferdekräften gehört, das Princip der
                              									Flüssigkeitstheilung angewandt, welches schon längst von Hrn. Baron Seguier empfohlen wurde. Dieser Kessel, der in Fig. 1 im
                              									verticalen Längendurchschnitte und in Fig. 2 im
                              									Querdurchschnitte gezeichnet ist, besteht aus vier kupfernen Siederöhren A von 3,33 Meter Länge, und 12 bis 15 Centimeter
                              									Durchmesser, die neben einander liegen und unter einem Winkel von 24° gegen
                              									den Horizont geneigt sind. Diese Siederöhren liegen so weit von einander entfernt,
                              									daß die Flamme zwischen ihnen durchschlagen kann und ihre Gesammtoberfläche ist
                              									gleich der Heizfläche eines gewöhnlichen Kessels für dieselbe Kraft. Die punktirten
                              									Linien zeigen die verschiedenen Wasserstände in den Siederöhren an. Diese sind unten
                              									durch gußeiserne Ansatzstücke a verlängert, welche
                              									gewöhnlich gekrümmt sind, wie aus Fig. 5 zu sehen ist, damit
                              									man leichter in die Siederöhren gelangen und sie reinigen kann. Die gußeisernen
                              									Ansatzstücke sind mit einem Boden e versehen, welcher
                              									mit Mutterschrauben d, d
                              									aufgeschraubt ist, damit man ihn leicht abnehmen kann. Zwischen den Boden und das
                              									Ansatzstück ist, der Dichtung wegen, ein Bleiring gelegt.
                           Das untere Ansatzstück a ist noch mit einer verticalen
                              									kupfernen Röhre b versehen, welche in eine horizontale
                              									Röhre c einmündet, die alle einzelnen Siederöhren mit
                              									einander verbindet und ihnen das Speisewasser, welches die Pumpe liefert,
                              									zuführt.
                           Das obere Ende der Siederöhre ist mit einem andern gußeisernen Ansatzstücke d versehen und an dieses ist eine kupferne Röhre f befestigt, welche in einen gußeisernen cylindrischen
                              									Dampfrecipient g mündet, der außerhalb des Ofens D horizontal angebracht und mit Deckelplatten
                              									zugeschraubt ist. An eine dieser Deckelplatten ist das Sicherheitsventil angepaßt
                              									und an die andere die Röhre, welche den Dampf dem Maschinencylinder zuführt; eine
                              									zweite Röhre e bringt den Dampfrecipient in Verbindung
                              									mit dem Schwimmer.
                           Der gemauerte Ofen D umgibt gänzlich die Siederöhren,
                              									welche durch ein flaches Gewölbe E gedeckt sind, das aus
                              									mehreren eisernen Rahmen F besteht, die mit feuerfesten
                              									Steinen ausgefüllt und unter sich verbunden sind; zwischen diesem Gewölbe und den
                              									Siederöhren ist  ein
                              									hinlänglicher Zwischenraum für den Durchgang der Flamme. Die Siederöhren sind in
                              									gewissen Entfernungen durch Bügel oder Bänder e′
                              									unterstützt, deren Enden durch die gußeisernen Rahmen gehen, wo dann Muttern auf
                              									dieselben geschraubt werden.
                           G ist die Ofenthür und H der
                              									Canal, durch welchen der Rauch abzieht. Auf der schiefen Fläche, welche der Ofen
                              									inwendig bildet, sind Canäle f′, f′ angebracht, in welchen sich Asche und
                              									Schlacken sammeln, die man durch Seitenöffnungen mittelst Schürhaken entfernen kann.
                              									Die Flamme und die Verbrennungsproducte streichen abwärts an der ganzen Länge der
                              									Siederöhren hin, welche auf diese Weise beständig von denselben umgeben sind.
                           Der Rost B, welcher unter dem oberen Theile der
                              									Siederöhren liegt, ist in derselben Richtung wie diese geneigt. Die zwei
                              									Seitentheile desselben sind fest, der mittlere Theil aber ist um eine horizontale
                              									Achse q beweglich und ruht auf dem Arm a′ eines schmiedeisernen Hebels r auf.
                           C ist der Aschenfall, von welchem aus die Luft zum Rost
                              									gelangt.
                           Sollen die Siederöhren Maschinen von mehr als 10 Pferdekräften bedienen, so legt man
                              									zwei Reihen derselben über einander, so daß eine obere Röhre über den Zwischenraum
                              									von zwei unteren zu liegen kommt.
                           Schwimmer.
                           Eine viereckige gußeiserne Büchse h, welche außerhalb des
                              									Ofens angebracht und eben so hoch mit Wasser gefüllt ist, als die Siederöhren A (was durch punktirte Linien angedeutet ist), enthält
                              									einen steinernen Schwimmer i, welcher in ein
                              									Blechgehäuse gefaßt ist; dieser Schwimmer, welcher die momentanen
                              									Niveauveränderungen — eine Folge des Aufkochens des Wassers—nicht
                              									empfindet, ist an einem Kupferdraht j aufgehängt, der
                              									durch eine Stopfbüchse auf dem Deckel des Gefäßes h geht
                              									und an einen kleinen Balancier k befestigt ist, welcher
                              									sich um eine Achse l dreht; der andere Balancierarm
                              									trägt, wie gewöhnlich, ein Gegengewicht m, das an einen
                              									Draht gehängt ist, um den Schwimmer im Gleichgewicht zu erhalten. Der dritte Arm n, welcher mit dem Balancier einen Winkelhebel bildet,
                              									ist mit einer Stange o vereinigt, die mit dem Ventile
                              									der Speisepumpe in Verbindung ist und je nach der Stellung des Schwimmers diesem
                              									Ventile seine Wirkung gestattet oder dieselbe aufhebt. Der Boden der Büchse h ist durch eine Röhre p,
                              									die sich an die Röhre c anschließt, mit der Verlängerung
                              										a der Siederöhren in Verbindung.
                           
                           Das Speisungswasser tritt unten in die schiefliegenden Siederöhren, so daß sich diese
                              									mit Wasser füllen, dessen Temperatur von unten nach oben allmählich zunimmt —
                              									ein Umstand, welcher der Wärmeabgabe der Gase günstig ist, weil sie in dem
                              									Verhältnisse als ihre Temperatur abnimmt, mit immer kälteren Wasserschichten in
                              									Berührung kommen.
                           Ist der Kessel hinreichend mit Wasser gefüllt, so wird das Ventil der Speisepumpe
                              									durch den Schwimmer beständig offen erhalten und das eingesaugte Wasser fließt
                              									wieder in die Cisterne zurück, ohne in den Kessel überzugehen; in diesem Falle hat
                              									der Schwimmer seine höchste Stellung; sobald aber der Dampf das Maximum seiner
                              									Spannung erreicht hat (nachdem nämlich das Niveau im Kessel gesunken ist), so hat
                              									auch der Schwimmer seine tiefste Stellung angenommen, und dieß ist der Augenblick,
                              									wo eine Explosion zu befürchten ist. Um einer solchen vorzubeugen und die
                              									Siederöhren sogleich außerhalb des Bereiches der Flamme zu bringen, hat Hr. Henschel folgenden Mechanismus erfunden.
                           Sobald der Schwimmer sinkt, hebt er das Gegengewicht m
                              									mit dem Drahte, woran es gehängt ist, in die Höhe; an diesen Draht ist aber noch
                              									eine kleine Stoßscheibe s befestigt, welche, indem sie
                              									mit dem im Winkel gebogenen Hebel t, der sich um die
                              									Achse u drehen läßt, zusammentrifft, diesen in Bewegung
                              									setzt und ihn die durch punktirte Linien angezeigte Stellung anzunehmen nöthigt.
                              									Diese Bewegung ist durch ein Gewicht v, das am Hebel
                              									angebracht ist, begünstigt. Mit dem Winkelhebel t ist
                              									eine Zugstange x durch Scharnier verbunden, die unten
                              									mit einem Schlitze y versehen ist, der sich über den
                              									Bolzen z verschieben läßt; dieser Bolzen befindet sich
                              									an dem einen Arme eines Hebels r, auf welchem das Ende
                              									des Rostes B liegt. Sobald der Hebel t überschlägt, geht die Stange x in die Höhe und dreht den Winkelhebel r,
                              									dessen einer Arm a′ dem Roste als Stütze dient;
                              									da nun diese Stütze plötzlich weggenommen wird, so dreht sich das Rostende um die
                              									Drehungsachse des Rostes und nimmt die durch die punktirte Linie b′ c′
                              									angegebene Stellung an. Auf diese Weise fällt dann das auf dem Roste liegende
                              									Brennmaterial in den Aschenfall und der Rost legt sich an den Querstab d′ an, welcher ihn verhindert an die Mauer
                              									anzuschlagen. Ist die Gefahr vorüber, so bringt man den Rost leicht in seine erste
                              									Lage und gibt von neuem Brennmaterial auf denselben.
                           Hr. Henschel bemerkt, daß dieser Drehrost für stationäre
                              									Dampfmaschinen der vortheilhafteste Apparat sey, daß er aber für Schiffsmaschinen
                              									nicht wohl anwendbar wäre, daher man bei letzteren zu anderen Mitteln, das Feuer
                              									plötzlich auszulöschen, seine Zuflucht nehmen  müsse. Ein solches Mittel, welches er auch für
                              									Hochdruckmaschinen empfiehlt, bestände darin, mittelst zweier an jeder Seite des
                              									Ofens angebrachten Röhren Wasser in Regenform über das Feuer zu gießen. Diese Röhren
                              									müßten in dem Mauerwerke liegen, wie Gießkannen mit Mundstücken versehen und mit der
                              									Speisungspumpe in Verbindung seyn. Sollte durch die Abnahme des Wassers im Kessel
                              									der Schwimmer eine tiefere Stellung annehmen, als er in der Regel hat, so wirkt er
                              									auf einen Drücker, welcher nicht bloß die Gefahr dadurch anzeigt, daß er auf eine
                              									Glocke schlägt, sondern auch den Hahn der Röhren öffnet, so daß das Wasser in zwei
                              									Strahlen, die sich in der Mitte des Ofens begegnen, kräftig in das Feuer strömt; auf
                              									diese Weise wird die Intensität der Flamme geschwächt, die Kesselwände kühlen sich
                              									nach und nach ab und alle Gefahr einer Explosion verschwindet.
                           Man könnte sich auch der Drehröste bedienen, von denen das Brennmaterial schnell
                              									dadurch weggenommen würde, daß ein Schaber oder Streicher sich schnell in der der
                              									Bewegung des Rostes entgegengesetzten Richtung über die Rostfläche dreht.
                           Speisepumpe.
                           Dieser Apparat, welcher einen wesentlichen Theil der Dampfmaschine bildet, könnte bei
                              									Hochdruckmaschinen wohl schwerlich durch etwas anderes ersetzt werden. Für eine
                              									Maschine dieser Art von acht Atmosphären Druck wendet Hr. Henschel eine Pumpe an, wie sie in Fig. 8 dargestellt ist.
                              										a ist ein Pumpenkolben aus Gußstahl. b Pumpencylinder oder Stiefel, in welchem sich der
                              									Kolben bewegt. Sobald man die Pumpe in Bewegung setzt, lüftet man den
                              									aufgeschraubten Stöpsel c ein wenig und die Luft kann
                              									nun aus der Pumpe durch den kleinen krummen Canal in diesem Stöpsel entweichen. e oberes oder Steigeventil. f Verpackung, welche den Kolben umgibt und ihn luftdicht macht, g Schmierbüchse, welche auf den Pumpenstiefel
                              									aufgeschraubt ist; die Höhlung d dieser Büchse muß
                              									beständig voll Oel erhalten werden, um den Kolbenlauf zu erleichtern und die Luft
                              									abzuhalten. h Canal, welcher den Pumpenstiefel mit den
                              									Ventilen verbindet.
                           Der Pumpenstiefel ist fest auf den Dekel der Cisterne g,
                              										g aufgeschraubt und zu diesem Zweck sind Ohren an
                              									ihn gegossen. Das Mittelstück des Ventilkastens i ist
                              									eben so auf den Deckel befestigt.
                           Der Sitz j des Saugventiles m
                              									ist in das Stück i eingeschraubt und der Dichtigkeit
                              									wegen ist zwischen beide ein Bleiring gelegt. Der conische Theil dieses Ventiles
                              									liegt auf einer Röhre n, die aber für den Durchgang des
                              									Wassers vier Schlitze hat. Aehnliche Oeffnungen sind  unter dem Steigventile e angebracht; die Büchse, in welcher dieses Ventil
                              									liegt, ist oben eingezogen und das Ventil stößt gegen diese Einziehung, doch bleibt
                              									noch der nöthige Zwischenraum, damit das Wasser durch die krumme Röhre o in den Kessel gelangen kann.
                           Das Saugventil wird durch das Sinken oder Steigen des Schwimmers in oder außer
                              									Thätigkeit gesetzt, nämlich vermittelst der Stange o,
                              										Fig. 1,
                              									welche oben mit der Stange p in Verbindung ist; um die
                              									Lage dieser Stange und dadurch die Lage des Ventils zu reguliren, ist die Stange o mit einem Bügel q, Fig. 10, in
                              									Verbindung, und dieser trägt eine Schraubspindel r,
                              									welche man mittelst der Scheibe s drehen kann; diese
                              									Schraube geht durch die Mutter in der Gabel t, welche
                              									mit der Stange p aus einem Stücke ist; an letztere ist
                              									unten ein eiserner Rahmen u, Fig. 8, gehängt, der sich
                              									um Zapfen v drehen läßt. Dieser Rahmen hat ein Querstück
                              										x, welches unter der Mitte der Röhre n und des Saugventiles liegt und den Zweck hat,
                              									letzteres offen zu halten, wenn die Pumpe kein Wasser in den Kessel liefern soll.
                              									Sinkt der Schwimmer, so geht das Querstück x abwärts,
                              									das Ventil schließt sich und die Pumpe liefert Wasser. Die Erfahrung hat gelehrt,
                              									daß unter diesen Umständen der Schwimmer eine mittlere Stellung annimmt, bei welcher
                              									er das Saugventil nur so viel hebt, daß bei jedem Kolbenhube ein Theil des
                              									angesaugten Wassers in den Kessel übergeht; wenn dieß der Fall ist, öffnet sich das
                              									Ausleerungsventil rasch und der Heizer wird davon durch den Ventilschlag in Kenntniß
                              									gesetzt, den man dann deutlich hört. Der größeren Sicherheit wegen hat Hr. Henschel an der Stange p eine
                              									Erweiterung l angebracht, die zwischen zwei Rollen g, g durchgeht, und letztere
                              									werden durch zwei Federn r, r an dieselbe angedrückt. Ist die Mitte dieser Erweiterung zwischen den
                              									zwei Rollen, so nimmt der Schwimmer seine mittlere Stellung ein; sobald aber das
                              									Querstück x seine höchste Lage hat, ist die Erweiterung
                              									über den Rollen.
                           Damit die Speisepumpe beständig in gutem Stande bleibe, muß ihr filtrirtes Wasser
                              									zugeführt werden, und Hr. Henschel hat dazu folgende
                              									Vorrichtung erdacht:
                           A, Fig. 11, ist ein
                              									Reservoir, welches das zur Speisung des Kessels bestimmte Wasser aufnimmt; es wird
                              									darin auf einer gewissen Höhe erhalten. Die Cisterne B
                              									der Speisepumpe ist mit diesem Reservoir durch die Röhre c, d, e so in
                              									Verbindung, daß das Wasser in beiden Recipienten auf gleicher Höhe steht. Auf dem
                              									Grunde des Reservoirs A befindet sich ein gußeiserner
                              									Cylinder C, auf dessen Rande zwei Ringe von Kupfer f, f, Fig. 12, liegen, welche
                              									durch die verticalen Führungsstangen g, g in ihrer Lage erhalten werden. Die Metallbleche i, i, welche  als Seiher oder Filter dienen,
                              									sind in die Nuthen der Ringe f, f eingelöthet. Die Oeffnungen des unteren Filters i′ sind enger als die Oeffnungen des oberen Filters i, und halten alle Unreinigkeiten auf, welche allenfalls
                              									durch das obere Filter gelangen könnten. Diese Filter sind leicht zu reinigen und
                              									wieder an ihre Stelle zu bringen; der größeren Sicherheit wegen kann man noch die
                              									Mündung der Röhre c mit einem conischen Filter c′ bedecken.
                           
                              Nach Hrn. Henschel hat sein Dampfkesselsystem folgende
                                 										Vorzüge:
                              
                           1) Seine Dampfkessel enthalten nicht über den vierten Theil des Wasserquantums,
                              									welches in gewöhnlichen Kesseln von demselben Verdampfungsvermögen enthalten
                              									ist.
                           2) Das kalte Wasser, welches in den unteren Theil der Siederöhren eingepumpt wird,
                              									bleibt daselbst in Folge seines größeren specifischen Gewichtes und nur der dritte
                              									Theil des Wassers hat eine Temperatur, welche eine Explosion zur Folge haben
                              									könnte.
                           3) Das Bersten der Siederöhren ist wenig zu befürchten und würde keinen großen
                              									Schaden anrichten, weil die Kesselflächen, welche dem Ueberhitzen ausgesetzt sind,
                              									wenig Ausdehnung haben. Als Beispiel führt der Erfinder die Explosion an, welche im
                              									October 1834 an einem seiner Kessel stattfand, und zwar in Folge eines zu tiefen
                              									Wasserstandes in den Siederöhren und der Ueberhitzung ihrer Wände. Die Speisepumpe
                              									ging nicht mehr und die Schwimmerdrähte waren abgerissen, so daß der Schwimmer den
                              									Rost nicht mehr zu rechter Zeit öffnen und das Feuer unter den Röhren zerstören
                              									konnte. Eine der Siederöhren platzte und ein Strom von Dampf und kochendem Wasser
                              									ergoß sich über den Heizer, welcher dessenungeachtet mit einigen Brandwunden davon
                              									kam und bald wieder hergestellt war.
                           4) Das Reinigen der Kessel ist sehr leicht, wenn man den Boden des unteren
                              									Ansatzstückes a abschraubt. Incrustationen können sich
                              									keine bilden, wenn auch das Wasser satzig wäre; der Satz würde sich in dem unteren
                              									Theile der Röhre absetzen, woraus er leicht zu entfernen ist. Dessenungeachtet darf
                              									aber der Heizer das zeitweise Kesselreinigen nicht vernachlässigen.
                           5) Der bewegliche Rost, welcher eine sichere Bürgschaft gegen die Gefahr der
                              									Explosionen leistet, kann an jeder Art Kessel angewandt werden, ohne viele
                              									Schwierigkeiten in der praktischen Ausführung darzubieten.
                           6) Um das Wasservolumen in den Siederöhren so viel als möglich zu verringern, räth
                              									der Erfinder, einen massiven Gußeisencylinder in  dieselben zu bringen, oder einen Cylinder von Eisenblech,
                              									welcher mit einem stark gebrannten Lehmkern ausgefüllt ist. Auch sollten in den
                              									horizontalen Dampfcylinder g, Fig. 2 und 4, zehn bis zwölf
                              									Diaphragmen von grobem Metallsieb schräg gegen die Oeffnung der Damfröhre gelegt
                              									werden, so daß der Dampf durch dieselben dringen müßte, während das Wasser, welches
                              									er noch mit sich führt, an den Siebmaschen hängen bliebe. Der Dampf sollte dann noch
                              									in der Röhre c, d, e quer durch die Flamme geleitet werden, wodurch er noch
                              									vollständig von den Wassertheilchen befreit würde.
                           7) Den Brennmaterialverbrauch betreffend, ist der Kessel sehr geeignet, die ihm
                              									zugeführte Wärme auf das zweckmäßigste abzugeben, weil die Flamme, nachdem sie auf
                              									das heißeste Wasser gewirkt hat, nach und nach mit Theilen der Siederöhren in
                              									Berührung kommt, welche immer kälteres Wasser enthalten. Mit Steinkohlen von
                              									mittelmäßiger Güte kann man Dampf von 8–10 Atmosphären Spannung
                              									hervorbringen.
                           8) Die Bedienung des Kessels ist sehr leicht; zwölf bis fünfzehn Minuten reichen hin,
                              									um die Maschine in Gang zu setzen.
                           Wendet man dieses System bei gewöhnlichen horizontalen oder schief liegenden
                              									Dampfkesseln an, so muß man in dieselben ein Stück Holz a, Fig.
                                 										13, bringen (das der Länge nach in zwei Theile getheilt ist), um den Raum
                              									zu verkleinern, den das Wasser einnimmt. Dieses Holzstück ist oberhalb ein wenig
                              									hohl, wie aus dem Querschnitt Fig. 14 zu sehen ist. Es
                              									liegt auf Trägern b, die auf dem Grunde des Kessels
                              									befestigt sind, und in der Mitte ist ein Zwischenraum c
                              									zwischen den beiden Holzstücken gelassen. Dieses Holz ist bis zum gewöhnlichen
                              									Niveau im Kessel eingetaucht und seine Haltbarkeit wird dadurch vermehrt, daß man es
                              									mit einem dünnen Eisenblech umgibt, welches man auf dasselbe nagelt und in gewissen
                              									Entfernungen noch mit eisernen Reifen versieht. Diese Anordnung gewährt den
                              									Vortheil, daß die kleine Menge Wasser in dem Kessel sehr schnell kocht, und da
                              									dieselbe durch das Kochen immer in Bewegung ist, erhält sie beständig die
                              									Kesselwände benetzt, wodurch das Ueberhitzen derselben vermieden wird.
                           Fig. 15 zeigt
                              									die Art, wie der leicht gewölbte Deckel d an einen
                              									gewöhnlichen schief liegenden Kessel befestigt wird.
                           In einem zweiten Aufsatze vom 30. Junius 1837 bespricht Hr. Henschel, nachdem er einige neue Erklärungen über das Springen der Kessel
                              									bei Wassermangel und Ueberheizung der Kesselwände gegeben hat, einige Versuche,
                              									welche im Franklin-Institute über
                              									Dampfkessel-Explosionen  gemacht wurden.Sie wurden im polytechn. Journal Bd. LXI S. 324 und 409 und Bd. LXII S. 2 und 81 mitgetheilt.A d. R. Die Kessel, mit welchen diese
                              									Versuche angestellt wurden, waren zu klein und ihre Wände so dünn, daß sie dem
                              									Dampfdruck nicht widerstehen konnten. Sie barsten daher an der Wasseroberfläche,
                              									zwischen der vom Wasser bespülten und der überhitzten Fläche, was nicht geschehen
                              									wäre, wenn man schief liegende Kessel angewandt hätte, bei welchen die
                              									Wasseroberfläche eine kleinere Ausdehnung hat.
                           Man könnte diesem Uebelstande dadurch abhelfen, baß man die cylindrischen Dampfkessel
                              									unter einem Winkel von 10° neigte, wie dieß Fig. 3 zeigt. Die Flamme
                              									würde dann, statt um den Kessel zu circuliren, nur den Boden desselben, an der
                              									Stelle des Wasser—Niveau's, bestreichen. Der Rauch ginge durch den Canal a, und sollte trotz dieser Vorsicht die Flamme zu rasch
                              									unter dem Kessel wegstreichen, so müßte man unten an dem Kessel Querplatten
                              									anbringen, die sich ihr entgegensetzen. Die Heizfläche würde dadurch vermehrt, und
                              									um desto leichter Dampf von hoher Spannung zu erhalten und den
                              									Brennmaterialverbrauch zu verringern, müßte man im Innern des Kessels an den Punkten
                              										c, d einige Diaphragmen
                              									von durchlöchertem Bleche anbringen, welche aus vier Theilen zusammengesetzt seyn
                              									müßten, um sie beim Reinigen des Kessels herausnehmen zu können. Diese Diaphragmen,
                              									welche das kühlere Wasser vom heißeren trennen, werden die Dampfbildung
                              									beschleunigen.
                           Hr. Henschel hat für einen Niederdruckkessel einen
                              									Speiseapparat angewandt, welcher eine Art hydraulischen Balanciers bildet und in
                              										Fig. 6 und
                              										7
                              									dargestellt ist.
                           a ist die Dampfröhre des Kessels. b Röhre, welche unten in den Kessel einmündet. c Cylinder von 8 Centimeter Durchmesser, in welchem das Wasser auf
                              									derselben Höhe wie im Kessel steht. d Glasröhre, die als
                              									Wasserstandszeiger dient. e, e′ hohle drehbare Achse. g
                              									Speisungshahn. h hohle kupferne Kugel. i Verbindungsröhre dieser Kugel mit der hohlen Achse e. k Gewicht, welches die
                              									Kugel h im Gleichgewicht erhält und mit dieser und der
                              									Röhre i den beweglichen Balancier bildet. m kleines Luftventil, welches oben auf der Kugel h angebracht ist.
                           Nehmen wir an, daß der Wasserstand über die Normalhöhe steigt, so kommt die Mündung
                              									der hohlen Achse unter das Wasser und dasselbe füllt die ganze Kugel h aus. Der Hahn g ist dann
                              									geschlossen. Sinkt das Niveau, so dringt der Dampf in die Oeffnung e, die Kugel  leert sich, steigt in die Höhe und öffnet den Hahn g, und so abwechselnd. Die kleine Klappe m dient dazu, die Luft aus der Kugel zu lassen, welche
                              									sich mit Dämpfen vermischt darin befindet.
                           Dieser Apparat ging nicht regelmäßig, weil die einzelnen Theile in Unordnung kamen,
                              									und wurde daher von dem Erfinder aufgegeben, nachdem er einige Jahre im Gebrauche
                              									war; er wurde jedoch seitdem bei sehr vielen Dampfkesseln für Färber, Bleicher etc.
                              									wieder angewandt.
                           Hr. Henschel schließt seinen Aufsatz mit der Beschreibung
                              									eines Dampfkessels für eine Maschine von 40–50 Pferdekräften, welche bei dem
                              									Kohlenbergwerke in Obernkirchen im Gange ist. Dieser Kessel ist in Fig. 9 in der
                              									Längenansicht und in Fig. 16 im Grundrisse
                              									dargestellt.
                           A, A Siederöhren. B, B Dampfreservoirs, welche
                              									senkrecht über denselben stehen. C, C Röhre, welche den Dampf zu der Maschine führt. D Aschenfall. E, E Röhre, welche den Dampf in die Schwimmerbüchse leitet.
                              										F Röhre, welche das Wasser zum Schwimmer bringt. G, G Röhre, welche die
                              									Verbindung zwischen dem Vorwärmer H und den Siederöhren
                              									herstellt. I, I Röhre,
                              									welche das Wasser von der Speisepumpe in den Vorwärmer leitet. K, K andere Röhre, welche
                              									den überflüssigen Dampf der Maschine in den Vorwärmer bringt. L Dampfablaßröhre. M, M Röhre, welche das von der Speisepumpe zu viel gelieferte Wasser
                              									ableitet, ehe es in den Vorwärmer kommt. Diese Röhre ist auf das Ablaßventil des
                              									Schwimmerkastens N aufgeschraubt. O Ventil, um den Dampf aus diesem Kasten abzulassen. P, P Apparat mit
                              									Gegengewicht, bestimmt um den Hahn der Röhre Q, Q zu öffnen, welche das Wasser aus einem höher gelegenen
                              									Reservoir zum Roste führt. R, R Röhre um den Kessel aus diesem Reservoir zu speisen. S, S Canäle die zum Kamine
                              									führen. T Schieber um die Canäle S, S nach Belieben zu öffnen oder zu
                              									schließen. U, U Richtung,
                              									welche die Ofenflamme nimmt. W gewöhnliches Niveau des
                              									Wassers. X Sicherheitsventil. Y Röhre um den Dampf abzuführen, welcher aus diesem Ventile tritt. Z, Z flache Decke von
                              									Backsteinen über den Siederöhren. A′
                              									Heizthüre.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
