| Titel: | Ueber Signale auf Eisenbahnen; von G. A. Treutler. | 
| Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. XIX., S. 84 | 
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                        XIX.
                        Ueber Signale auf Eisenbahnen; von G. A. Treutler.
                        Treutler, über Signale auf Eisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Wir haben im polytechnischen Journal Bd. XCVIII S. 417 die Beschreibung des Treutler'schen Tag- und Nachttelegraphen nach
                              									Abbildungen mitgetheilt und tragen über dessen Anwendung zum Signalisiren auf
                              									einfachen und doppelten Eisenbahnen nach einer vom  Erfinder uns mitgetheilten
                              									Druckschrift „Ueber Signale auf Eisenbahnen etc. Hirschberg 1845“
                              									Folgendes nach:
                           Alle bisher angewendeten Signale, sagt der Verfasser, sind entweder akustische, oder optische (am
                              									Tage bewegliche Körper, in der Nacht weißes und farbiges Licht), oder elektro-magnetische. Ein gutes Signal soll bei Tag und Nacht:
                           a) die Bahn von einem Bahnhofe zum andern schnell und
                              									sicher durchlaufen, ohne von atmosphärischen Verhältnissen gehindert zu werden.
                           b) Es soll für die Dauer der
                                 										Fahrt dem Wärter wie dem Locomotive- und Zugführer wahrnehmbar
                              									seyn.
                           c) Es soll dem Wärter ein Mittel seyn, eine von ihm
                              									wahrgenommene Gefahr dem Zuge sicher anzuzeigen.
                           d) Es soll von jeder Wärterstation aus vor- und
                              									rückwärts bis zum nächsten Bahnhofe rasch und leicht in Thätigkeit zu setzen
                              									seyn.
                           e) Es soll die Handhabung leicht, und eine
                              									augenblickliche Bildung jedes Zeichens möglich seyn.
                           f) Es sollen alle Zeichen gleich scharf, übersichtlich
                              									und einfach seyn, und endlich
                           g) soll die Unterhaltung für die Nacht möglichst wenig
                              									Kosten verursachen.
                           Schon beim ersten Ueberblick dieser Forderungen wird man sich gestehen, daß auf keinem der vorgedachten Wege eine unbedingte und vollkommene Erfüllung derselben
                              									zu erwarten ist. Wollte man auch einen derselben mit einem anderen, ja alle drei mit
                              									einander verbinden, so werden auch dann noch Fälle vorkommen, wo die Leistung hinter
                              									der Anforderung zurück bleibt. Auch streitet gegen ein solches Verbinden zweier oder
                              									aller Wege das Gebot der Einfachheit und der Kostenpunkt, weßhalb die Bahnen immer
                              									nur sich für den einen oder anderen entscheiden; es ist demnach zu ermitteln, auf
                              									welcher Basis ein Signalsystem zu finden ist, welches der Erfüllung sämmtlicher
                              									aufgestellten Anforderungen sich am meisten nähert.
                           Diese Anforderungen auf dem akustischen Wege zu erreichen,
                              									hat man, mit Ausnahme der vom Zuge aus durch die Dampfpfeife zu ertheilenden
                              									Zeichen, bei uns in Deutschland aufgegeben. Die Gründe sind naheliegend.
                           Auf dem optischen Wege zerfallen die bis jetzt zur
                              									Anwendung gekommenen Systeme in zwei Classen; man hat entweder:
                           1) besondere Tag- und ganz davon abweichende Nacht-Signale, oder
                           
                           2) für Tag und Nacht ganz gleiche Zeichen.
                           Die ad 1) für das Tagsignal zuerst in Anwendung
                              									gekommenen durchbrochenen und undurchbrochenen, bemalten und unbemalten Scheiben,
                              									Fahnen aller Art und was dergleichen mehr, sind durch den zweiarmigen Telegraphen verdrängt worden, weil derselbe für den Tag die
                              									nöthige Zahl der Zeichen bei leichter Bildung und Schärfe derselben bietet, und viel mehr als alle jene die von a bis g aufgestellten Anforderungen erfüllt,
                              									dagegen nur bei überwiegendem Nebel, gleich ihnen, seinen Zweck verfehlt. Es ist
                              									daher dieser Telegraph als in den meisten Fällen ausreichend erkannt und mehr und
                              									mehr eingeführt worden.
                           Die Nachtsignale werden (ad 1) gegeben, indem man an dem
                              									Telegraphenmast Laternen:
                           α) höher oder niedriger aufzieht,
                           β) durch sie weißes oder buntes Licht gibt,
                              									oder
                           γ) dergleichen in senkrechter, wagerechter oder
                              									sonst verschiedener Stellung anbringt.
                           Was zunächst das Signalisiren durch höhere oder niedrigere Anbringung von
                              									Lichtpunkten betrifft, so ist dagegen zu bemerken, daß bei ganz finsterer oder nebeliger
                              									Nacht, wo dem Auge die Beziehung zu andern Gegenständen fehlt, der Begriff über hoch
                              									und niedrig ganz aufhört; es ist daher nichts leichter, als daß der Bahnwärter ein
                              										falsches, dem Zuge auf ein oder andere Weise gefahrbringendes Zeichen seinerseits gibt. Dieser Beweis
                              									dürfte genügen, um das Unzureichende dieser Art Signale darzuthun.
                           Gegen das Signalisiren mit weißem und farbigem Licht spricht Folgendes: Gesetzt eine
                              									gewisse Stellung der Laternen mit weißem Licht sey das
                              									Fahrzeichen, es stößt dem Zuge ein Unfall zu, so daß derselbe eine Hülfslocomotive
                              									bedarf; es wird nun zu diesem Behuf dasselbe Zeichen, aber mit rothem Licht gegeben. Um dieß bewerkstelligen zu können, muß der Wärter
                              									die Laternen erst herablassen, rothes Glas vorsetzen und sie wieder aufziehen, und
                              									erst wenn diese Operation ganz beendet ist, kann der nächste Posten diese mit seinen
                              									Laternen beginnen, und so ferner. Danach kann ein im Augenblick gebotenes Zeichen
                              									nur sehr langsam die Bahn durchlaufen, und dieser Zeitverlust kann störend für den
                              									Nach- oder Gegenzug seyn, indem die Bahn nicht so rasch frei wird, wie es bei
                              									größerer Schnelligkeit des Signals möglich wäre. Dieß ist jedoch der weniger
                              									erhebliche Nachtheil. Ein viel wichtigerer und bedeutender liegt darin, daß unter
                              									gewissen atmosphärischen Verhältnissen, bei Beobachtung mit unbewaffnetem Auge,  wie es auf Eisenbahnen
                              									der Fall, schon auf Entfernungen von 500 Schritt und darunter, die Farben der Lichter nicht mehr mit Sicherheit zu unterscheiden sind.
                              									— Es gibt nämlich Fälle, wo auf solche Entfernungen ein weißes Licht roth und umgekehrt ein rothes
                              									Licht weißlich erscheint, ja selbst Fälle wo, wenn ein
                              									weißes und ein rothes Licht neben einander aufgestellt sind, man beide nicht mit
                              									Sicherheit, oft aber auch gar nicht von einander
                              									unterscheiden kann. Aehnlich verhält es sich mit grün;
                              									diese beiden Farben kommen aber hier nur in Betracht, da alle andern völlig
                              									unbrauchbar sind. — Hieraus folgt, daß bei den verschiedenen atmosphärischen
                              									Verhältnissen, die auf einer Meile Ausdehnung, der geringsten Entfernung von einem
                              									Bahnhofe zum andern, nicht nur vorkommen können, sondern
                              									in der That und vorzugsweise des Abends und Nachts sehr häufig
                                 										wirklich vorkommen, die Wärter, von solchen getäuscht, ein falsches Zeichen
                              									geben können.
                           Beide Arten des Signalisirens sind also mangelhaft und gefährlich, und es leiten die Betrachtungen daher ganz einfach und
                              									natürlich darauf hin, daß auf optischem Wege ein gutes Signal für die Nacht, gleich
                              									dem für den Tag, einzig und allein von der Form des
                                 										Zeichens zu erwarten seyn wird.
                           Diesen Zweck erreicht annähernd die dritte Art der Nachtsignale, nämlich Laternen in
                              									verschiedener Richtung zu einander aufzustellen, und es
                              									verdient diese unbedingt den Vorzug vor jenen beiden. Neben schwerfälliger
                              									Handhabung zeigt sich aber auch hier noch ein großer Mangel. In finsterer oder
                              									nebeliger Nacht erlischt nämlich jedes Urtheil über Entfernung, es kann also ein in
                              									die Verlängerung der Bahn treffendes, nicht zu ihr
                              									gehöriges Licht ein falsches Signal für den vorhergehenden Posten bilden, und diesen
                              									veranlassen solches zu befördern, wodurch, wie bei den beiden vorhergehenden,
                              									Störung oder Unglück erfolgen kann.
                           Wir kommen nun zu dem oben 2) genannten Signalsystem, bei welchem Tag- und Nachtsignale
                              									ganz gleich sind. Der von mir erfundene Tag- und
                              									Nachttelegraph ist dazu das Mittel. Wenn wir schon oben bemerkten, daß ein gutes
                              									Nachtsignal nur von der Form des Zeichens zu erwarten sey; wenn ferner dargethan
                              									wurde, daß der zweiarmige Telegraph für den Tag als Bestes sich herausgestellt habe,
                              									dann wird ein auf diese Principien gebrachtes Nachtsignal unstreitig auch das Beste leisten, was auf dem optischen Wege zu
                              									erreichen ist.
                           Der von mir erfundene Telegraph kann allerdings wie die vorgedachten Systeme durch
                              									überwiegenden Nebel in seiner Wirkung gehindert  seyn, dieß ist aber auch sein alleiniger Mangel, da er alle andern Anforderungen gleich dem
                              									Tagtelegraphen bei Tag und Nacht erfüllt. Es gibt derselbe nämlich bei Tag und Nacht:
                           1) deutliche und dauernde Zeichen; ist
                           2) dem Wärter ein Mittel sich mit dem Locomotivführer zu verständigen und kann
                           3) von jeder Wärterstation rasch und leicht in Thätigkeit gefetzt werden.
                           4) Die Handhabung ist ganz leicht; der Wärter hat des Nachts, sobald die Laternen
                              									aufgezogen, an diesen nie etwas vorzunehmen, sondern es kann, da die Beleuchtung der Arme völlig unabhängig von ihrer Bewegung ist,
                                 										jedes Zeichen im Augenblick gegeben werden.
                           5) Die Zeichen sind Tag und Nacht gleich, mithin in beiden Fällen wie am Tage scharf,
                              									übersichtlich und einfach, und das Personal hat also nur die halbe Zahl von Zeichen
                              									einzuüben.
                           6) Die Unterhaltungskosten des Nachts kommen mit denen der Bahnen, die zwei Laternen
                              										pro Signalstation verwenden, überein.
                           Die Leistungen dieses Telegraphen am Tage sind denen anderer ganz gleich, seine
                              									Wirkung des Nachts ist aber viel kräftiger als am Tag, durch ihn kehrt sich also das
                              									bisherige Verhältniß um, indem, wenn das Tagsignal bisher besser als das Nachtsignal
                              									war, nun das Nachtsignal, bei derselben Güte des Tagsignals, noch besser als dieses ist. Der Lichtreichthum dieses Telegraphen
                              									überwindet, wie es ausgezeichnete Techniker bekunden und wie es die Erfahrung
                              									bestätigte, unbestreitbar höhere Grade von Nebel, als dieß Laternensignale bisher
                              									vermochten. Es zeigt derselbe nämlich vor- und rückwärts ein starkes
                              									Centrumlicht und jeden Arm wie von fünf
                              									Astral-Lampenflammen erleuchtet, so daß, wenn beide Arme gezogen sind, man
                              									vor- und rückwärts stets eilf Astralflammen, je nach den Zeichen, in gerader
                              									oder gebrochener Linie erblickt. Dieß alles ist der Effect von nur zwei Laternen.
                           Wir wenden uns nun zur Betrachtung des elektro-magnetischen Weges. Obschon uns
                              									hier von vornherein der große Uebelstand, die leichte Verletzbarkeit einer solchen
                              									Linie in jedem Punkte, entgegen tritt, so scheint
                              									derselbe vorzugsweise mehr als alles Vorhergehende den unbedingten Durchgang des Signals von Bahnhof zu Bahnhof zuzulassen;
                              									dagegen gewährt derselbe auch nicht eine von allen
                              									übrigen, für die allgemeine Sicherheit unerläßlichen Forderungen, und beschränkt
                              									sich seine Thätigkeit einzig und allein auf den Bericht von Bahnhof  zu Bahnhof. Dieser aber ist,
                              									mit alleiniger Ausnahme, daß eine Hülfs-Locomotive nicht vom nächsten,
                              									sondern erst vom folgenden Bahnhofe beordert werden müßte, für den Verkehr am
                              									leichtesten entbehrlich, da derselbe allenfalls durch genaue Zeitbestimmung zu
                              									ersetzen ist. Man weiß die Zeit, wenn der Zug von einer Station abgeht, wenn
                              									derselbe auf der nächsten ankömmt; danach können die Wärter in dieser Zeit ihre
                              									Strecke revidirt und die Barrieren geschlossen haben. Extrazüge gibt in der Regel
                              									der Hauptzug an. Bei Anwendung des elektromagnetischen Telegraphen aber bleibt der
                              									Wärter wie der Führer ohne alles Zeichen, und das Wichtigste, für das Ungewöhnliche
                              									bei unvollendeter Fahrt ein Zeichen geben zu können, als: „langsam
                                 										Fahren,“
                              									„Halten“ oder „Hülfe,“ also gerade die,
                              									auf die es für die Sicherheit des Publicums ankömmt, gestattet derselbe nicht.
                              									Angesehene Techniker sind daher auch der Ansicht daß, wo derselbe zur Anwendung
                              									gebracht wird, es zur Erfüllung dieser wesentlichen Anforderungen immer nöthig
                              									bleiben werde, nebenbei ein zweites, auf Sichtbarkeit begründetes Signalsystem
                              									einzuführen. Sonach fiele aber die ganze Bedeutung eines elektro-magnetischen
                              									Telegraphen außer für ganz einzelne, besondere
                              									Bahnverhältnisse, wie z. B. bei schiefen Ebenen, dem Ausnahmsfalle eines starken Nebels weg, und für solchen Fall dürften die
                              									Verwaltungen sich lieber zu etwas langsamerem, vorsichtigem Fahren, als zu den
                              									bedeutenden Kosten solcher Anlage verstehen.
                           Bei uns in Deutschland ist der elektro-magnetische Telegraph bis jetzt allein
                              									auf einem Theil der rheinischen Eisenbahn in Anwendung, und zwar auf der schiefen
                              									Ebene bei Aachen, der einzigen, auf welcher bis jetzt in
                              									Deutschland die Züge vermittelst stationärer Dampfkraft befördert werden. Wie wir
                              									aus dem Bericht über den Betrieb derselben ersehen, sind dabei noch andere
                              									Zwischenbahn-Signale angewandt, um, wie der Berichterstatter sagt, den Dienst
                              									zu erleichtern und zu sichern.
                           England hat ganz andere atmosphärische Verhältnisse als der Continent, es ist also
                              									erklärlich, daß dieses, durch seine ewigen Nebel gezwungen, auf andere Signalmittel
                              									denken muß, und sonach den elektromagnetischen Telegraphen zur möglichsten
                              									Vollkommenheit zu bringen sucht. In Frankreich finden wir die Nachahmung, wiewohl
                              									uns dort, außer von einem wissenschaftlichen Punkte betrachtet, die Gründe dafür
                              									nicht erheblich genug erscheinen, besonders wenn wir sogar nach mehrfachen
                              									Erfahrungen den Hauptvorzug des
                              									elektro-magnetischen Telegraphen, daß er durch alle Witterungsverhältnisse hindurchwirkt, gänzlich
                                 										schwinden sehen, indem Gewitterluft ihn nicht nur unfreiwillig  einerseits in Thätigkeit
                              									bringt, sondern andererseits ihn auch außer Thätigkeit
                              									setzt, woraus nicht nur die größte Verwirrung, sondern auf Eisenbahnen auch das
                              									größte Unglück herbeigeführt werden kann. So ließen sich auf der
                              									Paris-Rouener Eisenbahn die Glockensignale hören, als sich am 17. Jun. v. J.
                              									ein Gewitter über der Hauptstadt entlud, indem es den Leitungsdraht des elektrischen
                              									Telegraphen elektrisirte, und so wurde, als am 13. Jun. v. J. bei Southampton ein
                              									Gewitter ausbrach, eine der Nadeln des elektrischen Telegraphen daselbst ihrer
                              									Polarität beraubt und dadurch unbrauchbar gemacht.
                           Für eine Eisenbahn mit einem Geleise genügt die
                              									Einrichtung einer einfachen Säule mit zwei beweglichen Armen am oberen Ende, wie die
                              									Abbildung Fig.
                                 										7
                              									Tab. VI im polytechn. Journal Bd. XCVIII zeigt. An dem Punkte H, wo sich beide Arme vereinigen, befindet sich ein sehr starkes Licht — welches in der Nacht immer stehen bleibt, um
                              									das Centrum der Signale zu markiren (an und für sich aber nichts bedeutet). Jeder
                              									Arm zeigt in der Nacht fünf leuchtende Punkte und erscheint somit in der Entfernung
                              									als weiße (von beiden Seiten sichtbare) Lichtlinie. Damit
                              									sind folgende bei Tag und Nacht ganz gleiche Hauptzeichen möglich;
                           1) Der Zug kommt von A nach B
                              									Textabbildung Bd. 099, S. 90
                           2) Der Zug kommt von B nach A
                              									Textabbildung Bd. 099, S. 90
                           3) Der Zug kommt nicht von A
                              									nach B
                              									Textabbildung Bd. 099, S. 90
                           4) Der Zug kommt nicht von B
                              									nach A
                              									Textabbildung Bd. 099, S. 90
                           5) Hülfslocomotive soll kommen von A nach B
                              									Textabbildung Bd. 099, S. 90
                           6) Hülfslocomotive soll kommen von B nach A
                              									Textabbildung Bd. 099, S. 90
                           7) Der Zug von A nach B soll
                              									langsam fahren Textabbildung Bd. 099, S. 90
                           8) Der Zug von B nach A soll
                              									langsam fahren Textabbildung Bd. 099, S. 90
                           
                              
                                   9) Der Zug von A nach B soll halten10) Der Zug von B nach A soll
                                    											halten
                                 
                                    
                                    
                                  Man gibt das Signal 1 oder 2 sobald es der folgende Wärter weiter gegeben
                                    											hat, winkt man mit dem linken Arme auf und ab,
                                    											bis der Zug hält.
                                 
                              
                           
                           Signal 1 und 2 bleiben stehen, bis der Zug vorbei ist; 3 und 4 werden eingelassen,
                              									wenn der nächste Posten abgenommen hat; 5 und 6 werden, sobald die Hülfslocomotive
                              									abfährt, in das betreffende Signal 1 oder 2 umgestellt. Bei 7 und 8 gibt der Wärter
                              									erst das Signal 1 oder 2 und bewegt erst, wenn der nächste Posten abgenommen hat,
                              									den linken Arm in die wagrechte Stellung.
                           Für eine doppelgeleisige Eisenbahn muß man jedes Geleis
                              									selbständig mit Signalen bedienen und daher auch alle jene oben erwähnten Signale
                              									ohne Unterschied und ohne Störung gleichzeitig für das
                              									eine und das andere Geleis geben können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 099, S. 91
                              Zu dem Ende reicht vollkommen ein doppelter Telegraph (siehe die Figur) aus,
                                 										welcher in der halben Höhe des Mastes noch einen dritten und vierten Arm,
                                 										ebenfalls mit Centrallicht und von ganz gleicher Einrichtung wie die obere, hat.
                                 										Da bei Nacht beide Centrallichter leuchten, so kann eine Verwechslung des obern und untern Signals nicht vorkommen. Die obern
                                 										Arme beziehen sich stets auf das Geleis, auf welchem
                                 										die Züge vom Hauptpunkt aus regelrecht fahren müssen, die unteren auf das
                                 										andere. Es wird ohne weitere bildliche Erläuterung klar seyn, daß die
                                 										Einrichtung ihrem Zweck ganz einfach entspricht.
                              
                           Der Director der niederschlesisch-märkischen Eisenbahn, Hr. Henz in Berlin, gab über die auf dieser Bahn eingeführten
                              										Treutler'schen Telegraphen (im August 1845) folgendes
                              									Gutachten ab:
                           „Die Treutler'schen Telegraphen sind seit September
                              									vorigen Jahrs auf der Liegnitz-Breslauer Strecke der
                              									niederschlesisch-märkischen Eisenbahn im Gebrauch, und haben dieselben,
                              									während dieses Zeitraums, welcher einen langen, schnee- und nebelreichen
                              									Winter mit einschloß, allen Erwartungen entsprochen, welche billigerweise gehegt
                              									werden konnten; ja die Erfahrung hat herausgestellt, daß die Nachtsignale in der
                              									Regel deutlicher und in größerer Ferne zu erkennen waren, als es bei Tag geschehen
                              									konnte. Daß bei starkem Schneetreiben oder ganz dichtem Nebel die Entfernung in
                              									welcher die Zeichen gesehen werden konnten, sich verminderte, liegt in der Natur der
                              									Sache, immer aber war diese Entfernung bedeutend größer, als unter gleichen
                              									Umständen bei Tag oder zur Erkennung einzelner Lichte.
                           Die Telegraphen haben den doppelten Zweck, alle auf die Bewegung der Züge Bezug
                              									habenden Nachrichten von Station zu Station fortzupflanzen, dann aber auch den
                              									Zustand der Bahn zu bezeichnen, um danach die Bewegung der Züge regeln zu können.
                              									— Die erstgedachten Zeichen werden bei Tag durch gewisse Formen gegeben,
                              									welche  sich durch
                              									Stellung der Telegraphenarme normal gegen einander bilden lassen, die letzteren
                              									durch die relative Stellung eines Signalkorbs am Mast des Telegraphen.
                           Der wesentliche Vortheil der Treutler'schen Telegraphen
                              									ist nun, daß beide Arten von Signalen eben so vollständig im Finstern, als bei Tag
                              									gegeben werden können.
                           Die erstgedachte Art der Signale kann genau durch dieselben Formen und bei gleicher
                              									Bedeutung durch die erleuchteten Telegraphenarme gegeben werden; dadurch vereinfacht
                              									sich der Telegraphendienst ungemein. — Wärter, Locomotivführer und selbst die
                              									Anwohner der Bahn lernen die Zeichen leichter unterscheiden, und die Chance einer
                              									möglichen Verwechslung vermindert sich um die Hälfte. Die Sicherheit gewinnt aber
                              									besonders dadurch, daß alle auf die Circulation Bezug habenden Signale nicht durch
                              									gewisse, von atmosphärischen Einwirkungen dem Wechsel ausgesetzten Farben und eben
                              									so wenig durch eine relative Stellung einzelner Lichte, welche nur zu leicht
                              									Verwechselungen zulassen, sondern durch in sich abgeschlossene Figuren gegeben
                              									werden.
                           Darum sind aber keineswegs die farbigen Signale bei diesem System ausgeschlossen,
                              									dieselben sind vielmehr auf eine sinnreiche Weise in Anwendung gebracht, um den
                              									Zustand der Bahn anzudeuten, da diese Signale, welche bei Tag durch die höhere oder
                              									niedrige Stellung des Korbs am Telegraphenmast gegeben werden, sich im Finstern in
                              									gleicher Art nicht wiedergeben lassen. Die Einrichtung ist daher einfach die daß, je
                              									nachdem die Signale für die Circulation entweder im weißen, rothen oder grünen
                              									Lichte erscheinen, die Bahn resp. mit der vollen, oder einer ermäßigten
                              									Geschwindigkeit befahren werden kann, oder die Züge halten müssen. — Da ein
                              									Zustand der Bahn, welcher ein langsames Fahren oder das Anhalten des Zugs bedingt,
                              									immer nur local ist, das betreffende Zeichen daher nicht durchläuft, so kommt es
                              									einerseits gar nicht darauf an, ob der nächste Wärter die Farbe genau unterscheiden
                              									kann, während der sich nähernde Locomotivführer sie immer frühzeitig genug erkennt,
                              									um die Bewegung des Zugs danach zu regeln.
                           Ein solcher Zustand der Bahn wechselt aber nicht plötzlich; der Wärter kann daher
                              									gleich beim Anzünden seiner Laternen die entsprechende Farbe geben, welche bei der
                              									folgenden Signalisirung die Arme annehmen. — Consequent hierin werden z. B.
                              									alle Telegraphenzeichen vor den Bahnhofseinfahrten, oder den Haltestellen im grünen
                              									Lichte gegeben, da die Züge hier zum Stillstand gebracht werden  müssen. Es wird dabei ein in
                              									dunklen Nächten leicht mögliches Zuweitfahren auf den Bahnhöfen, oder Ueberfahren
                              									einer Haltestelle verhütet.
                           Alle diese Vortheile sind in der Praxis vollständig erreicht, und es ist wohl
                              									anzunehmen daß, bei selbstredend richtiger Bedienung der Telegraphen, im Finstern
                              									mit derselben Sicherheit als bei Tage gefahren werden kann. Daß diese Telegraphen in
                              									der ersten Anschaffung etwas theurer sind als die gewöhnlichen, und daß wegen
                              									Anwendung stärkerer Lampen ein größerer Oelverbrauch stattfindet als bei der
                              									gewöhnlicher Laternen, ist nicht in Abrede zu stellen, jedoch dürfte die größere
                              									Vollständigkeit der Signalisirung und die daraus folgende größere Sicherheit und
                              									Schnelligkeit der Beförderung damit nicht zu theuer erkauft seyn.“
                           
                        
                     
                  
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