| Titel: | Verbesserte Methode Felsen zu sprengen, worauf sich W. v. Liebhaber in Paris, einer Mittheilung zufolge, am 27. März 1845 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. XXV., S. 111 | 
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                        XXV.
                        Verbesserte Methode Felsen zu sprengen, worauf
                           								sich W. v. Liebhaber in
                           									Paris, einer Mittheilung zufolgeNämlich von Courberaisse, über dessen Verfahren Kalkstein, Marmor etc. aus
                                 										den Steinbrüchen auszusprengen wir auf seine Abhandlung im polytechnischen
                                 										Journal Bd. XCIV S. 433 verweisen.A. d. R, am 27. März 1845 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Nov.
                              									1845, S. 280.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II
                        Liebhaber's Methode Felsen zu sprengen.
                        
                     
                        
                           Beim Sprengen von Felsen und Gestein für die Zwecke des Bergbaues war es seither
                              									üblich, cylindrische Löcher auf größere oder geringere Tiefe zu bohren und dieselben
                              									mit Pulver zu füllen, wodurch in einer Operation nur eine
                              									geringe Menge Materials hinweggeräumt werden konnte; und wenn auch in einigen
                              									Fällen, wo es sich darum handelte große Felsenmassen hinwegzuräumen, das Innere der
                              									für das Pulver bestimmten Höhlungen oder Kammern weiter als die Zugänge zu denselben
                              									gemacht wurden, so mußten die letzteren doch weit genug gemacht werden, um einem
                              									Arbeiter zu gestatten, zum Behuf der Erweiterung sich in die Kammer zu begeben. Es
                              									ist bekannt, daß man seither kein Mittel hatte, eine geräumige Kammer mit einem
                              									engen Zugang herzustellen. Vorliegende Erfindung nun hat den Zweck, Kammern zur
                              									Aufnahme des Sprengpulvers mittelst Auflösung der Substanz des Felsens oder Minerals
                              									durch Auflösemittel herzustellen, und auf diese Weise die Hinwegräumung der Substanz
                              									zu erleichtern—ein Verfahren, welches nicht nur die Aushöhlungskosten
                              									verringert, sondern auch die Wirkung  des Sprengpulvers erhöht. Die Löcher werden bis auf die
                              									verlangte Tiefe mit den seither gebräuchlichen Instrumenten in die Felsen gebohrt,
                              									und zwar wo möglich in senkrechter oder geneigter Richtung, wiewohl dieses nicht
                              									absolut nothwendig ist. Die inneren Enden dieser Löcher werden sodann mittelst
                              									geeigneter auf einige Bestandtheile der Felsen einwirkender Lösemittel erweitert und
                              									die angewandten Flüssigkeiten mit Hülfe eines Hebers oder einer Pumpe
                              									herausgeschafft. Als Auflösungsmittel für kalkhaltige Substanzen, und diese dürften
                              									für vorliegenden Zweck hauptsächlich in Betracht kommen, ziehe ich verdünnte
                              									Salzsäure vor. Die Erweiterung der inneren Kammer durch diese Säure geht so lange
                              									vor sich, als neue Quantitäten derselben zugeführt werden, und da die Säure so
                              									beigebracht wird, daß sie nur auf die innere Kammer einwirken kann, so behält der
                              									Zugang seine ursprüngliche Weite bei.
                           Die Figuren 36
                              									und 37
                              									stellen den Durchschnitt eines Felsens dar, in welchem das Loch an seinem inneren
                              									Ende bereits durch ein Auflösungsmittel erweitert worden ist. a ist das Loch; b eine Röhre, die durch die
                              									Röhre c tritt; die Röhre b
                              									ist bei b′ umgebogen, um zu verhüten, daß das
                              									entwickelte Gas durch dieselbe aufströme. Die Röhren b
                              									und c tauchen in ein Gefäß mit ungefähr um ⅓
                              									verdünnter Salzsäure; nachdem sie in das Loch a
                              									eingesetzt worden sind, wird der Raum rings um das innere Ende der Röhre mit Thon
                              									oder einem andern geeigneten Material ausgefüllt, so daß die Säure nicht in den nach
                              									der Kammer führenden Zugang gelangen kann. In Folge dieser Anordnung fließt die
                              									Säure durch die Röhre b, das entwickelte Gas erzeugt
                              									einen Schaum, derselbe fließt durch die Röhre c in das
                              									Gefäß e und das Gas entweicht. Dieser Proceß wird so
                              									lange fortgesetzt, bis die Kammer genugsam erweitert ist, worauf sie mit Wasser
                              									ausgewaschen und mit Werg getrocknet wird. Nun ist die Kammer zur Aufnahme des
                              									Pulvers fertig; nachdem sie das letztere aufgenommen hat, wird der Zugang mit Sand
                              									gefüllt. In einigen Fällen kann man den größeren Theil der Röhre c weglassen und sich, wie g
                              									zeigt, nur des oberen Theiles dieser Röhre bedienen; dagegen überziehe ich das
                              									Innere des Loches mit Firniß oder einer andern Substanz, z. B. Marineleim, welche
                              									von der Säure nicht angegriffen wird.
                           
                        
                     
                  
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