| Titel: | Ueber die Anwendung des galvanischen Lichts zur Grubenbeleuchtung; von Prof. W. Grove. | 
| Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. LIV., S. 201 | 
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                        LIV.
                        Ueber die Anwendung des galvanischen Lichts zur
                           								Grubenbeleuchtung; von Prof. W.
                              									Grove.
                        Aus dem Philosophical Magazine, Dec. 1845, S.
                              									442.
                        Grove, über die Anwendung des galvanischen Lichts zur
                           								Grubenbeleuchtung.
                        
                     
                        
                           Unlängst erschienen Vorschläge von Boussingault und de la Rive über die Anwendung des galvanischen Lichts zur
                              									Grubenbeleuchtung (polytechn. Journal Bd. XCVIII S. 158 und 229). Hr. Boussingault ist der Ansicht, daß mehrere Unglücksfälle
                              									in Steinkohlengruben von Zügen oder Strömen brennbaren Gases und nicht von der
                              									Fahrlässigkeit der Arbeiter im Gebrauch der Sicherheitslampe herrühren, welch
                              									letzterer Ursache sie gewöhnlich zugeschrieben werden; er glaubt, daß das
                              									galvanische Bogenlicht, weil es unabhängig ist von der atmosphärischen Luft oder
                              									andern die Verbrennung unterhaltenden Agentien (im gewöhnlichen Sinne des Worts),
                              									praktischen Nutzen gewähren könnte. Hr. de la Rive
                              									beschäftigt sich seit einiger Zeit ebenfalls mit diesem Gegenstand und schlägt einen
                              									Cylinder aus Holzkohle von dichtem Gefüge vor, ähnlich dem Bunsen'schen, oben mit einem Metallring oder einer metallenen Platte
                              									versehen; wird der Kohlenstoff zum positiven  Ende einer galvanischen Säule gemacht, so fallen die von
                              									ihm auf die Scheibe übergeführten Theilchen durch ihre eigene Schwere wieder nieder
                              									und man erhält ein ziemlich constantes Licht; das die Elektroden enthaltende Gefäß
                              									wird hermetisch verschlossen und da der Sauerstoff durch die glühende Kohle bald
                              									erschöpft wird, so dauert das Licht in dem zurückbleibenden Stickstoff fort. Doch
                              									scheint Hr. de la Rive nur theilweise guten Erfolg gehabt
                              									zu haben und es sind nach ihm noch viele Schwierigkeiten zu besiegen.
                           Vor vier bis fünf Jahren, bald nachdem ich die Salpetersäure-Batterie
                              									construirt hatte, wurde ich durch die Leichtigkeit und Beständigkeit überrascht, mit
                              									welcher das galvanische Licht gerade durch diese Combination erhalten werden kann,
                              									und stellte mehrere Versuche an, es zur Beleuchtung zu benutzen; der Erfolg
                              									derselben war jedoch ein sehr beschränkter. Durch Beobachtung gewisser
                              									Vorsichtsmaaßregeln, bei deren Beschreibung ich mich nicht aufhalten will, gelang es
                              									mir manchmal, ein andauerndes galvanisches Licht in verdünntem Stickstoff vier bis
                              									fünf Stunden lang zu unterhalten; doch war ich dessen niemals sicher; irgend ein
                              									unbeachteter Fehler in der Holzkohle oder sonst eine Ursache löschte es plötzlich
                              									aus; auch wurde das Glas, in welchem das Licht hervorgebracht wurde, nach und nach
                              									durch die Ablagerung condensirten Kohlenstoffdampfs verdunkelt; es war kostspielig
                              									durch die Anzahl von Elementen aus Zink und Säure; ferner war der Apparat zu
                              									voluminös, um transportabel zu seyn, und durch die Intensität der Wärme wurden, wenn
                              									der Recipient nicht sehr groß war, die ledernen Kappen und Gefüge, in welchen die
                              									Drähte eingeschlossen oder eingekittet waren, zerstört, und wandte man geschliffene
                              									Platten an, so wurde das Fett flüssig. Hr. de la Rive
                              									gibt das Verfahren nicht an, wie er seine Gefäße hermetisch verschloß, was einer der
                              									schwierigsten Theile der Operation ist. Da ich nicht im Stande war diese
                              									Schwierigkeiten befriedigend zu besiegen, gab ich die Sache vor der Hand auf und
                              									machte einige Versuche mit einer andern Art galvanischer Beleuchtung, welche mir zur
                              									Grubenbeleuchtung tauglicher schien. Die Veröffentlichung derselben wurde verschoben
                              									und ich hätte beinahe darauf vergessen, wäre ich durch obige Artikel nicht daran
                              									erinnert worden.
                           Ich bediente mich dazu des galvanischen Glühens eines Platindrahts. Wer nur immer das
                              									gewöhnliche Experiment gesehen hat, wobei Platindraht durch den galvanischen Strom
                              									beinahe bis zum Schmelzen erhitzt wird, kann an dem Glanz des davon ausströmenden
                              									Lichtes nimmer zweifeln; obgleich er nicht so ist wie derjenige des galvanischen
                              									Lichtbogens  (der
                              									Kohlenbatterie), so ist das Licht doch zu intensiv, um von dem bloßen Auge ertragen
                              									werden zu können und völlig hinreichend für den Bergmann, um dabei zu arbeiten. Mein
                              									Verfahren war sonach, eine Platindrahtspirale dem Schmelzpunkt so nahe als thunlich
                              									in einem verschlossenen Gefäß mit atmosphärischer Luft oder einem andern Gas zum
                              									Glühen zu bringen, und folgendes ist einer der von mir hiezu angewandten Apparate,
                              									bei dessen Licht ich Stunden lang experimentirte und las. — Eine
                              									Platindrahtspirale wird an zwei Kupferdrähten befestigt, deren untere oder vom
                              									Platin entfernteste Theile gut gefirnißt sind; letztere werden aufrecht in einem
                              									Glas mit destillirtem Wasser befestigt und ein anderes cylindrisches, oben
                              									verschlossenes Glas so darüber gestürzt, daß seine offene Mündung auf dem Boden des
                              									ersten Glases aufsteht. Die aus dem Glas hervorstehenden Enden der Kupferdrähte
                              									werden mit einer galvanischen Batterie (zwei oder drei Paaren der
                              									Salpetersäure-Combination) in Verbindung gesetzt und der glühende Platindraht
                              									in der Glasglocke gibt nun ein anhaltendes Licht, welches ohne Veränderung oder
                              									Uebelstand so lange fortdauert, als die Batterie constant fortwirkt; die Länge der
                              									Zeit hängt hiebei natürlich von der Quantität des Elektrolyts in den Zellen der
                              									Batterie ab. Statt die Kupferdrähte durch Wasser zu leiten, kann man sie auch an den
                              									auf die Hälse einer Glaskugel festgekitteten metallenen Kappen befestigen.
                           Die einzelnen Windungen des Spiraldrahts müssen einander so nahe stehen als möglich,
                              									weil jede durch ihre Wärme die der nächsten erhöht oder vielmehr die abkühlende
                              									Einwirkung der gasförmigen Atmosphäre vermindert; der Draht darf auch nicht zu fein
                              									seyn, weil er sonst nicht ganz zum Glühen kömmt, noch zu dick, weil er dann nicht
                              									hinreichend Widerstand leisten und die Bestandtheile der Batterie zu schnell
                              									consumiren würde; aus demselben Grund, nämlich des größern Widerstands wegen, soll
                              									er so lang seyn, als die Batterie im Stande ist ihn in volle Gluth zu bringen.
                           Die Spiralform bietet den Vortheil dar, daß wegen verminderter Abkühlung durch
                              									dieselbe Batterie ein viel längerer Draht ins Glühen gebracht werden kann; durch
                              									diese größere Länge des Drahts wird an dem verzehrbaren Material (fuel) der Batterie gespart und dabei ein größeres Licht
                              									hervorgebracht; durch die größere Hitze wird der Widerstand noch weiter vermehrt und
                              									die Consumtion noch mehr vermindert, so daß, dem gewöhnlichen Resultate
                              									entgegengesetzt, die Consumtion in dem Maaße abnimmt, als die Wirkung erhöht wird.
                              									Das Einschließen des Spiraldrahts in einem Glasrecipient erhöht ebenfalls die Wärme,
                              										 das Licht und den
                              									Widerstand; erinnere ich mich recht, so schlug Faraday
                              									zuerst vor, den Draht in eine Röhre einzuschließen, um ein längeres Stück desselben
                              									ins Glühen zu bringen. Endlich sind nur 2 oder 3 Zellen erforderlich (bisweilen kann
                              									eine einzige schon hinreichen) und der ganze Apparat wird dadurch tragbar und
                              									wohlfeil. Das Licht ist vollkommen constant, keinen Schwankungen oder
                              									Unterbrechungen unterworfen und die Hitze nicht so außerordentlich, daß der Apparat
                              									durch sie zerstört würde.
                           Da der Einfluß verschiedener Gase auf die strahlende Wärme ein wichtiger Punkt bei
                              									der praktischen Anwendung des Vorstehenden ist, so hatte ich einige Experimente
                              									hierüber begonnen und finde in meinen Notizen Folgendes über die Wirkung von vier
                              									verschiedenen Gasen:
                           
                              
                                 Platindraht, durch eine gegebene constante galvanische
                                    											Batterie ins Glühen gebracht in
                                 Wirkung auf das Auge.
                                 
                              
                                 Wasserstoff.
                                 Selbst im Dunkeln nicht sichtbar.
                                 
                              
                                 Kohlensäure.
                                 Kirschroth bei Tageslicht.
                                 
                              
                                 Sauerstoff.
                                 Weißglühend bei Tageslicht.
                                 
                              
                                 Stickstoff.
                                 eben so.
                                 
                              
                                 Atmosphärische Luft.
                                 eben so.
                                 
                              
                           Ich beabsichtigte diese Versuche mit andern GasenEs ist nicht unwahrscheinlich, daß die verschiedenen Gase eine eigenthümliche
                                    											katalytische Wirkung auf den glühenden Draht ausüben; wird ein Draht durch
                                    											den galvanischen Strom in atmosphärischer Luft zum Weißglühen gebracht, und
                                    											ein Gefäß mit Wasserstoff darüber umgestürzt, so erlischt das Licht so
                                    											plötzlich wie ein Kerzenlicht. weiter fortzusetzen, so wie auch
                              									mit verdichteter und verdünnter Luft; wurde jedoch unterbrochen, übergebe sie aber
                              									hiemit, da es eine Zeit lang dauern dürfte, bis ich sie wieder aufnehmen kann, der
                              									Oeffentlichkeit.