| Titel: | Verbessertes Verfahren Leuchtgas zu bereiten, worauf sich James Murdoch zu London in Folge einer Mittheilung am 20. Febr. 1845 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. LXVI., S. 258 | 
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                        LXVI.
                        Verbessertes Verfahren Leuchtgas zu bereiten,
                           								worauf sich James
                              									Murdoch zu London in Folge
                           								einer Mittheilung am 20. Febr. 1845 ein Patent
                           								ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, Jan. 1846, S.
                              									392.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Murdoch's Verfahren Leuchtgas zu bereiten.
                        
                     
                        
                           Zur Leuchtgasbereitung nach dieser Methode dient der in Fig. 32 im
                              									Querdurchschnitt und in Fig. 33 im
                              									Längendurchschnitt abgebildete Apparat, a ist eine
                              									gewöhnliche Retorte, in welche man die zu destillirenden Steinkohlen bringt. Der
                              									Hals a′ der Retorte ist durch eine horizontale
                              									Röhre mit einer senkrechten Retorte b an der Hinterseite
                              										 des Apparats
                              									verbunden; und diese Retorte b ist durch eine andere
                              									horizontale, mit ersterer parallele Röhre c mit dem Hals
                              										d verbunden, aus welchem ein Rohr e bis in den Kühlapparat f
                              									reicht: die zwei horizontalen Röhren werden Reinigungsretorten genannt und jede
                              									enthält eine Spirale von Eisen. Die Retorte b wird mit
                              									Kohks oder Holzkohlen fast ganz angefüllt und dient zum Zersetzen von Wasser, womit
                              									sie durch die Heberröhre g gespeist wird, welche beinahe
                              									bis auf den Boden der Retorte hinabreicht, wie es die punktirten Linien in Fig. 33
                              									anzeigen. Der Deckel des Kühlapparats f hat auf seiner
                              									unteren Seite einen langen spiralförmigen Canal, welcher durch Aufhälter
                              									unterbrochen ist, so daß das durch die Röhre e in den
                              									Apparat gelangende Wasser über eine große Wasserfläche und gelegentlich durch
                              									dieselbe streichen muß, ehe es durch die Röhre h in den
                              									Gasometer entweicht. i ist eine Heberröhre, durch welche
                              									das überflüssige Wasser aus dem Kühlapparat ablauft. l,
                              										l sind feuerbeständige Ziegel um die Retorte a gegen die directe Wirkung der Hitze zu beschützen; und
                              										m, m sind Oeffnungen
                              									welche die Flammen auf jede Seite der Retorten führen, die durch Reflexion von der
                              									Decke des Ofens n erhitzt werden, welche letztere
                              									ebenfalls aus feuerbeständigen Ziegeln besteht, j ist
                              									ein Gefäß mit Wasser um die Roststangen k gegen die
                              									zerstörende Wirkung des Feuers zu schützen und durch den daraus aufsteigenden Dampf
                              									die Verbrennung des Brennmaterials zu begünstigen.
                           Dieser Apparat wird folgendermaßen in Gang gesetzt: — Man bringt zuerst die
                              									Deckel der Reinigungsretorten an und lutirt sie sorgfältig; die Retorte b wird mit Kohks oder Holzkohlen fast ganz angefüllt und
                              									hierauf ihr Deckel aufgepaßt und lutirt; dann zündet man ein Feuer in dem Ofen an um
                              									die Retorte a und die Reinigungsretorten auf die
                              									Kirschrothglühhitze und die Wasserretorte b auf die
                              									Hellrothglühhitze zu bringen; nachdem diese Hitze erreicht ist, beschickt man die
                              									Retorte a mit Steinkohlen und läßt in die Retorte b Wasser in kleinen Quantitäten.
                           Beim Erhitzen der Steinkohlen entbindet sich Leuchtgas mit Theer vermischt, welches
                              									in die erste Reinigungsretorte streicht, in welcher der dem Gas beigemischte
                              									Schwefelwasserstoff durch die glühende Eisenspirale zersetzt wird; zugleich wird der
                              									Theer darin wiederholt destillirt und folglich in Gas verwandelt, welches sich mit
                              									dem direct aus der Steinkohle entbundenen vermischt. Das Gas, welches nun wegen
                              									seiner Verbindung mit dem Kohlenstoff des Theers dichter geworden ist, zieht längs
                              									der Reinigungsretorte fort, bis es an der Retorte b
                              									anlangt, wo es sich mit dem Wasserstoff vermischt, welcher durch Zersetzung des  Wassers mittelst der
                              									glühenden Kohks oder Holzkohlen frei wurde, worauf es in die zweite
                              									Reinigungsretorte c übergeht, indem es die
                              									kohlenstoffhaltigen Dämpfe und flüchtigen Oele mit sich nimmt, welche allenfalls
                              									unzersetzt blieben, die aber auf ihrem Weg längs der Retorte c durch die glühende Eisenspirale zersetzt werden und ihren Kohlenstoff an
                              									den Wasserstoff abgeben. Auf diese Weise kann sich der Wasserstoff mit Kohlenstoff
                              									verbinden, ohne daß die anderen Gase gebundenen Kohlenstoff verlieren. Das Gas
                              									gelangt dann durch die Röhre e in den Kühlapparat f und aus diesem durch die Röhre h in den Gasometer.
                           Anstatt der Steinkohlen kann man auch Harze, Schieferthon, Oele, Fette und ähnliche
                              									Substanzen in diesem Apparate destilliren; wenn man die Reinigungsretorten mit den
                              									Eisenspiralen beibehält, kann man bas Gas in einer einzigen Operation destilliren
                              									und reinigen ohne Anwendung einer Wasserretorte.
                           
                        
                     
                  
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