| Titel: | Verfahren zum Wiederbeleben der Knochenkohle in Zuckerfabriken, worauf sich Constant Champion zu London in Folge einer Mittheilung am 17. März 1845 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. LXVII., S. 261 | 
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                        LXVII.
                        Verfahren zum Wiederbeleben der Knochenkohle in
                           								Zuckerfabriken, worauf sich Constant Champion zu London in Folge einer Mittheilung am 17. März 1845 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, Dec. 1845, S.
                              									312.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Champion's Verfahren zum Wiederbeleben der Knochenkohle in
                           								Zuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Um die Knochenkohle zu brennen oder wiederzubeleben, nachdem sie bei Behandlung
                              									ungeklärter Syrupe damit ihre bleichenden Eigenschaften verloren hat, bringt man sie
                              									gewöhnlich in große eiserne Retorten (Cylinder), welche man in einem Ofen so lange
                              									erhitzt, bis die thierische Kohle hinreichend gebrannt ist, worauf man dieselbe
                              									herausnimmt, um sie in geschlossenen Gefäßen erkalten zu lassen, die Retorten aber
                              									sogleich neuerdings beschickt. Man hat auch vorgeschlagen die Knochenkohle nach und
                              									nach oder in kleinen Quantitäten auf einmal am unteren Ende der Retorte
                              									herauszuschaffen, indem man die Retorte gefüllt erhält, nämlich in dem Maaße frische
                              									Kohle am oberen Ende hineinbringt, als man die wiederbelebte Kohle am unteren Ende
                              									herausnimmt. Da jedoch die Erfahrung gelehrt hat, daß es unmöglich ist die
                              									Knochenkohle auf eine vollkommene Weise wiederzubeleben, wenn  man große Quantitäten davon auf
                              									einmal brennt, so suchte der Erfinder ein einfaches und wohlfeiles Verfahren
                              									auszumitteln, um sie in kleinen Quantitäten — nicht über 100 Pfund mit
                              									einander — zu brennen, oder vielmehr in großen Quantitäten, welche aber in
                              									dem Apparat so abgetheilt sind, daß die Hitze nicht nur auf jedes Theilchen der
                              									Kohle gehörig einwirken kann, sondern dieselbe auch der größtmöglichen Hitze
                              									ausgesetzt wird. Dieß erreicht er durch den nun zu beschreibenden Apparat, welcher
                              									in Fig. 28 im
                              									senkrechten Längendurchschnitt und zwar auf der Linie I
                                 										K von Fig.
                                 										29 abgebildet ist; letztere ist ein horizontaler Durchschnitt des Apparats
                              									nach den Linien A B und C D
                              									von Fig. 28.
                              										Fig. 30
                              									und 31 sind
                              									senkrechte Querdurchschnitte auf den Linien E F und G H von Fig. 29. a, a sind Röhren von sehr
                              									kleinem Durchmesser aus feuerbeständigem Thon, welche aus mehreren
                              									zusammengekitteten Theilen bestehen können. Diese Röhren sind senkrecht in einer
                              									Kammer oder einem Ofen o, o
                              									aufgestellt, und darin der Hitze und den Flammen einer Feuerstelle i, i ausgesetzt. b,b sind gußeiserne Schuhe
                              									oder Behälter welche die Enden der Röhren a aufnehmen.
                              									Diese Behälter sind unten durch Ventile c, c; geschlossen, welche mittelst der Stangen d, d und der Kurbeln e, e, e geöffnet und geschlossen werden können, f
                              									ist eine gußeiserne Platte um die Röhren und deren Sockel oder Untersätze b zu stützen; f′ ist
                              									eine ähnliche gußeiserne Platte, welche die oberen Enden der Röhren a, a an ihrer Stelle erhält
                              									und auch den Zweck hat die Knochenkohle aufzunehmen bevor sie in die Röhren a, a gelangt. g, g sind große Feuerziegel
                              									aus feuerbeständigem Thon, welche dazu dienen die Kammer oder den Ofen o, o zu schließen und die
                              									gußeisernen Platten gegen die Wirkung des Feuers zu schützen. h ist ein Zug oder Canal, durch welchen die Flamme und Hitze in die Kammer
                              									oder den Ofen gelangen welcher die Röhren a, a enthält; und h′ ist
                              									der Austrittscanal von denselben zu dem horizontalen Canal unter dem Trockenboden,
                              									welcher die Verbrennungsproducte von da in den Schornstein führt, i ist die Feuerstelle; k,
                              										k ist der Trockenboden; l ist eine geneigte Ebene auf welche die gebrannte Knochenkohle fällt,
                              									wenn sie aus den Röhren kommt, und über welche sie in den Behälter m hinabgleitet, aus dem man sie an eine geeignete Stelle
                              									schafft um sie an freier Luft abkühlen zu lassen; n ist
                              									der offene Schornstein am anderen Ende des Apparats.
                           Beim Wiederbeleben der Knochenkohle verfährt man folgendermaßen: nachdem dieselbe
                              									ausgewaschen wurde, bringt man sie auf den Trockenboden und zwar auf das vom Ofen
                              									entfernteste Ende desselben, von welchem man sie allmählich gegen den Ofen hin
                              									schiebt. Sie wird  also
                              									durch die Hitze in dem Canal unter dem Ofen getrocknet und die Röhren werden nur mit
                              									gut ausgetrockneter Kohle gefüllt; und um dieselben wohl gefüllt zu erhalten,
                              									schüttet man die Kohle über den Röhren auf der gußeisernen Platte f′ zu einem Haufen auf.
                           Nachdem die Kohle 12 bis 15 Minuten lang einer starken Hitze ausgesetzt war, läßt man
                              									eine Quantität davon aus den Röhren heraus und rührt sie gut um, damit sie nicht
                              									weiß wird. Man führt sie hierauf an eine geeignete Stelle um sie abkühlen zu lassen
                              									(es wird also kein Wasser angewandt) und zu diesem Zweck soll man sie nicht zu hoch
                              									aufhäufen. Man muß das Feuer auf seiner größten Hitze und bei gleichförmiger
                              									Temperatur erhalten, auch alle 12 oder 15 Minuten einen Theil der Beschickung
                              									herausschaffen. Letzteres geschieht dadurch, daß man das untere Ende der Röhren a, a öffnet, indem man die
                              									Ventile c, c mittelst der
                              									Handhaben oder Kurbeln e, e
                              									niederläßt; nachdem die geeignete Menge Kohle aus den Röhren entwichen ist, schließt
                              									man die Ventile wieder: da oben immer ein Vorrath von Kohle aufgehäuft ist, so
                              									werden die Röhren auch beständig gefüllt erhalten.
                           Einen ähnlichen Apparat benutzt man zum Brennen der Knochen, um frische Kohle zu
                              									bereiten, nur müssen dann folgende Abänderungen getroffen werden; die Anzahl der
                              									Röhren wird bei einem Apparat von denselben Dimensionen vermindert, aber der
                              									Durchmesser dieser Röhren vergrößert. Die anderen Theile des Apparats bleiben
                              									unverändert, nur bringt man oben auf den Röhren Ansatzstücke mit trichterförmiger
                              									Oeffnung an, um die Gase und den Rauch austreten zu lassen und dieselben entweder in
                              									die freie Luft abzuleiten oder in irgend einen Apparat, worin das Ammoniak daraus
                              									gewonnen werden kann. Diese Abzugsröhren mit trichterförmiger Oeffnung werden so
                              									construirt und angeordnet, daß man sie mit Leichtigkeit von dem oberen Ende der
                              									senkrechten Röhren entfernen kann, um letztere zu beschicken, und daß man sie eben
                              									so leicht auch wieder auf denselben anbringen kann.
                           
                        
                     
                  
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