| Titel: | Ueber Mittel die zum Legen bestimmten Kartoffeln gegen die Fäule zu schützen; von Decerfz. | 
| Fundstelle: | Band 99, Jahrgang 1846, Nr. XCIV., S. 391 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XCIV.
                        Ueber Mittel die zum Legen bestimmten Kartoffeln
                           								gegen die Fäule zu schützen; von Decerfz.
                        Aus den Comptes rendus, 1845, 2tes Sem. Nr.
                              								17.
                        Decerfz, über Mittel die zum Legen bestimmten Kartoffeln gegen die
                           								Fäule zu schützen.
                        
                     
                        
                           Alle heuer eingebrachten Kartoffeln sind von der Krankheit mehr oder weniger
                              									ergriffen, oder wenigstens geneigt angesteckt zu werden; die Ansteckung aber
                              									schreitet stets rasch vorwärts, wenn die Kartoffeln aufgehäuft sind und sich an
                              									einem tiefgelegenen und feuchten Orte befinden. Sie müssen daher, bis die starken
                              									Fröste anfangen, in möglichst dünnen Schichten auf geräumige Speicher gebracht, dort
                              									gelassen und fleißig untersucht werden, um die auf der Oberfläche sich mit braunen
                              									Flecken überziehenden zu entfernen; denn diese sind schon befallen und können die
                              									Krankheit den gesund gebliebenen mittheilen.
                           Durch diese Vorsichtsmaaßregeln wird die Fortpflanzung des Uebels sicherlich um
                              									vieles aufgehalten; ob man aber durch diese Beschränkung der Ansteckung die zur
                              									Fortpflanzung nöthige Menge Kartoffeln bis zum nächsten Frühjahr erhalten kann, ist
                              									zu bezweifeln. Ich versuchte daher wirksamere Mittel, welche der Entwickelung der
                              									Krankheit in jedem Knollen Einhalt zu thun und vorzubeugen vermögen, und da ich die
                              									Krankheit als einen feuchten Brand betrachte, mußte ich
                              									auf antiseptische (fäulnißwidrige) Mittel denken.
                           Ich nahm von einem bedeutenden Haufen schon erkrankter Kartoffeln, von welchen
                              									täglich ungefähr das Zwanzigstel verdarb, 600 Knollen, welche Stück für Stück von
                              									den gesundesten herausgesucht wurden, sich aber alle in demselben Zustand der
                              									Hinneigung zur Krankheit befanden.
                           300 Stück von diesen Knollen brachte ich abgesondert von einander auf einen großen,
                              									luftigen Speicher. Die übrigen 300 Stück brachte ich in 5 Theile, jeden von 50
                              									Stücken, und ließ sie, nachdem sie gewaschen waren, 36 Stunden lang in
                              									antiseptischen Mischungen maceriren, welche die stickstoffhaltigen oder
                              									eiweißstoffartigen Substanzen fäulnißunfähig machen.
                           Von den sechs Substanzen, mit welchen ich die Versuche anstellte, schien mir der Kalk
                              									im Verhältniß von 2 Loth auf 10 Pfd. Wasser angewandt, sich am vortheilhaftesten zu
                              									bewähren. Das Kalken kostet nicht viel und ist leicht auszuführen; es scheint die
                              									Fortpflanzungskraft der Kartoffeln nicht zu beeinträchtigen und ist außerdem in
                              									keiner Weise  ihrer
                              									Anwendung als Nahrungsmittel hinderlich, wenn man sie nicht zum Legen brauchen
                              									sollte. Von den 300 Kartoffeln, welche ich gar nicht präparirte, aber von einander
                              									absonderte, verdarben in 10 Tagen nur zwei; wären sie in Haufen geblieben, so wäre
                              									die Hälfte verdorben.
                           Mehrere glaubten, daß im Backofen bei 24 bis 32° R. getrocknete Kartoffeln
                              									sich gut aufbewahren lassen; von Hrn. Pichou angestellte
                              									Versuche scheinen dieß nicht zu bestätigen.