| Titel: | Ueber künstliches Ausbrüten der Eier durch Lampenwärme; von H. Bir, Verfertiger von Brütvorrichtungen zu Courbevoie (Seine). | 
| Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XVII., S. 58 | 
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                        XVII.
                        Ueber künstliches Ausbrüten
                           								der Eier durch Lampenwärme; von H. Bir,
                           								Verfertiger von Brütvorrichtungen zu Courbevoie (Seine).
                        Im Auszug aus dem Recueil de la Société
                                 									polytechn., Jul. 1845, S. 1.
                        Mit Abbildungen auf Tab. I.
                        Bir, über künstliches Ausbrüten der Eier durch
                           								Lampenwärme.
                        
                     
                        
                           Die künstliche Bebrütung ist die Kunst, alle Arten Hausgeflügel
                              									und andere Vögel, vorzüglich aber Hühner, ohne Bruthennen zu
                              									jeder Jahreszeit zum Auskriechen zu bringen und aufzuziehen.
                           Bekanntlich besaßen die Aegyptier schon vor langer Zeit das
                              									Geheimniß, eine große Anzahl Eier in Oefen, Ma-Mals genannt, welche auf
                              									einen gewissen Grad erhitzt wurden, zum Auskriechen zu
                              										bringen.Nach einer Nachricht in Hermbstädts Bulletin des Neuesten und
                                    											Wissenswürdigsten aus der Naturwissenschaft etc. Bd. IV
                                    											S. 177 (J. 1810) wird die künstliche Ausbrütung der Eier
                                    											in Aegypten vorzüglich im Dorfe Berme und dessen nächsten Umgebungen von
                                    											Landleuten in Brütöfen von verschiedener Form und Größe
                                    											betrieben. In etwa 386 solchen im Lande zerstreuten
                                    											Oefen werden jährlich 92,640,000 Stück junge Hühner
                                    											producirt.Anmerk. d. Uebers. Nach mehrjährigen Versuchen gelang es mir ein eben so
                              									gutes und unfehlbares Verfahren zu ermitteln; man kann durch
                              									dasselbe alle 21 Tage Eier erhalten.
                           
                        
                           
                           Erstes Capitel. Brütvorrichtung.
                           Die Brütvorrichtung bildet ein Möbel und kann auf beliebige Weise
                              									verziert werden. Sie hat eine oder mehrere Schubladen, je
                              									nachdem man mehr oder weniger Eier zum Auskriechen bringen will.
                              									Auch gibt es deren, wo die Eier im Umkreis eingelegt werden.
                           Die zum Heizen dieser Apparate eigens gefertigten Lampen befinden
                              									sich an den Seiten der Vorrichtung, haben einen oder mehrere
                              									Brenner und sind an einer eisernen Stange auf und ab
                              									verschiebbar, um sie nach Bedarf dem Reservoir nähern oder von
                              									demselben entfernen zu können.
                           Die Lampenbrenner befinden sich unterhalb zinkener Reservoirs mit
                              									Wasser, welches erhitzt, den Wärmestoff allen in den Schubladen
                              									befindlichen Eiern gleichmäßig zuführt. An den hervorstehenden
                              									Enden des Apparats sieht man Löcher: dasjenige links dient um
                              									Luft in das Reservoir einzuführen, diejenigen in der Mitte
                              									nehmen den wenigen Rauch der Lampen auf und verdampfen ihn, und
                              									dasjenige rechts dient zum Einfüllen von Wasser in das
                              									Reservoir. Ein Hahn ist zum Ablassen des Wassers angebracht.
                           Ich verfertigte Brütapparate von verschiedenen Größen, in welchen
                              									30–1000 Eier zum Auskriechen gebracht werden können.
                              									Diejenigen für 30 Eier sind 30 Centimeter (11 Zoll) lang, 25
                              									Centimeter (8'' 14''') breit und 40 Centimeter (1' 2'') hoch,
                              									der darauf befindliche Käsig mit inbegriffen, welcher zum
                              									Aufziehen der Küchlein gehört. Die Vorrichtungen für 1000 Eier
                              									sind 1 Meter (3') lang, 60 Centimeter (1' 10'') breit und 1,40
                              									Meter (4' 3'' 8''') hoch; sie haben 10 Schubladen, jede mit 100
                              									Eiern und zwei Käfige, einen oben, und einen unten, die man nach
                              									Bedarf noch vermehren müßte. Das Ganze hat die Gestalt eines
                              									aufrechtstehenden Kastens (Chiffonière).Ich erbaute einen großen, 2 Meter langen, 70 Centimeter
                                    											breiten und 50 Meter hohen Kasten, der auf dem Boden und
                                    											am Umfang Wasser hat, welches durch kleine Lampen
                                    											erhitzt wird. 60 Wärmemündungen sind darin vertheilt und
                                    											er nimmt ein vollständiges Bett auf. Diese Vorrichtung,
                                    											welche ich Klinhydrotherm
                                    											benenne, ist zur Heilung allgemeiner und localer
                                    											rheumatischer Schmerzen sehr geeignet. Jede Abtheilung
                                    											desselben wird besonders und auf einen verschiedenen
                                    											Grad erhitzt; so kann eine auf 56° R. Temperatur,
                                    											die andere auf 40, die dritte auf 32 gebracht
                                    											werden. Es gibt deren auch runde.
                           
                        
                           Zweites Capitel. Anwendung der Brütvorrichtung.
                           Zum Erwärmen einer Schublade mit 100 Eiern ist eine Lampe mit 1
                              									oder 2 Brennern vorhanden, welche wie gesagt, zur Regulirung der
                              									Wärme an einer Eisenstange höher oder niederer gestellt wird.
                              									Die Lampe erhält einen kleinen viereckigen Docht von genau
                              									abgemessener Dicke, der nicht raucht und immer dieselbe Flamme
                              									gibt; nach 24 Stunden jedoch muß der Docht gewechselt und
                              									frisches, sorgfältig gereinigtes Oel eingefüllt werden, um das
                              									Rauchen zu verhüten. Die Dochte können mit einer gestielten
                              									Nadel sehr leicht herausgenommen werden.
                           Die Schublade wird zugerichtet durch Hineinlegen einer Schicht
                              									von 5 Centimeter (1'' 10''') Heu oder Federn auf der
                              									Vorder- und ebenso viel auf der Hinterseite; der Mitte zu
                              									macht man die Schicht weniger dick, weil sonst, da die Luft von
                              									zwei Oeffnungen, einer hinten und einer vorn, zugleich eintritt,
                              									die Eier am Rande zu kalt hätten und sich in einer minder guten
                              									Lage befänden; aus diesem Grund legt man sie der Wärmequelle
                              									näher, diejenigen in der Mitte hingegen weiter davon weg, weil
                              									letztere nicht nur durch die allen gemeinschaftliche Quelle,
                              									sondern auch durch die Berührung der danebenliegenden Eier
                              									erwärmt werden.
                           Federn wären zu diesem Geschäft allerdings vorzuziehen, indem man
                              									sich dadurch der Natur mehr näherte; doch sind auch Heu oder
                              									Baumwolle nicht zu verschmähen, weil in der Landwirtschaft alle
                              									Hühnernester nur von ersterm gemacht werden.
                           Man schüttet eine hinlängliche Menge warmen Wassers durch die
                              									oben rechts befindliche Röhre in das Reservoir und durch die
                              									Trichterröhren in die Brütvorrichtungen mit mehreren Etagen,
                              									nachdem man sich versichert hat, daß alle Hahnen gut
                              									verschlossen sind. Oben auf den Apparat schüttet man zwei
                              									Centimeter (9''') hoch feinen Flußsand, welcher die Wärme
                              									zusammenhält. Dieser Sand wird genugsam erwärmt und die frisch
                              									ausgeschlüpften Hühnchen befinden sich auf ihm vortrefflich,
                              									vorzüglich mittelst eines weiter unten zu besprechenden
                              									pultförmigen Bauers.
                           Am zweiten Tag, wenn man findet, daß die Wärme bei 32° R.
                              									stehen bleibt, putzt man die Eier mit nassem Scheuersand und
                              									trocknet sie mit einen feinen weißen Tuch ab, um die Schalen von
                              									Fettsubstanzen und allerhand Schmutz zu reinigen, welche sich
                              									nur zu oft beim Brüten der Hennen dem Auskriechen ihrer Jungen
                              									widersetzen. Man schreibt mit Bleistift das Datum auf die
                              									Schalen, um jeden Irrthum zu verhüten; man wendet die Eier
                              									Morgens und Abends einmal um, wobei das Bleistiftzeichen
                              									verhindert, daß man sie zweimal auf dieselbe Seite lege. Während
                              									der 4 oder 5 ersten Tage muß man die Eier auf die Spitze
                              									stellen, denn nach dieser Zeit wird man eine ziemliche Anzahl
                              										helle darunter finden, die man herausnimmt, wodurch dann für
                              									die andern Platz gewonnen wird.
                           Nach dem fünften Tag besichtigt man sie jeden Abend beim
                              									Kerzenlicht und nimmt diejenigen heraus, welche hell blieben und
                              									bei denen man noch keinen Anfang einer Arbeit wahrnimmt, damit
                              									sie nicht unnütz einen Platz einnehmen. Man kann diese zum
                              									Hausgebrauch verwenden, oder hart gesotten und klein geschnitten
                              									den frisch ausgekrochenen Küchlein als Futter geben, welches sie
                              									gierig verschlingen. – Man steckt, wenn die Eier geordnet
                              									sind, ein langes Thermometer mit der Röhre durch ein in die
                              									Schublade zu diesem Behuf gemachtes Loch, wodurch man zu jeder
                              									Zeit die innere Wärme controliren kann. Dieses Thermometer wird
                              									nach dem in der Schublade selbst bleibenden, welches bis auf
                              									32° R. graduirt ist, regulirt; das hervorstehende
                              									Thermometer braucht nur einen einzigen Punkt, nämlich 32°
                              									R. anzuzeigen, der mit einem gewichsten schwarzen Zwirnfaden
                              									bezeichnet wird, bei welchem das Quecksilber oder der Weingeist
                              									stehen bleiben muß.In Aegypten wird die geeignete Wärme (Hermbstädt's Bulletin etc. a.
                                    											a. O.) dadurch bestimmt, daß man ein Stück Butter von
                                    											der Größe einer Wallnuß mit halb so viel Talg
                                    											zusammenschmilzt, und diese Composition beobachtet. Wird
                                    											die Wärme zu stark, so schmilzt dieselbe; ist sie zu
                                    											niedrig, so erstarrt sie; bei der rechten Temperatur
                                    											fließt sie beim Neigen des Gefäßes wie ein dicker
                                    											Syrup.Anmerk. d. Uebers.
                              								
                           Um die Wärme besser zusammenzuhalten, legt man auf die Eier und
                              									das Thermometer eine wollene Decke, oder Baumwollwatt, besser
                              									noch Hühnerfedern. Man besichtigt das Thermometer Morgens und
                              									Abends, wendet die Eier um, und schüttet auf die Federn oder das
                              									Heu ungefähr drei Eßlöffel voll warmen Wassers. Auch kann man
                              									zwei beständig feuchte Schwämme im Innern der Schublade haben.
                              									Die verdorbenen Eier müssen eiligst herausgenommen werden; sie
                              									sind am übeln Geruch und einem bald sich einstellenden Schwitzen
                              									leicht zu erkennen. Die Nähe gefaulter Eier trägt zum Verderben
                              									der andern bei; auf den übeln Geruch muß man daher sehr achtsam
                              									seyn. Die in der Brütvorrichtung zu unterhaltende Feuchtigkeit
                              									muß den Schweiß der Hennen ersetzen. Den Platz der Eier soll man
                              									wechseln, um einen Wechsel in ihrer Wärme hervorzubringen, damit
                              									die Embryonen sich gleichförmiger entwickeln. Vorzüglich ist das
                              									Thermometer zu besichtigen, wenn die Temperatur der Atmosphäre
                              									wechselt und namentlich wenn die Geburt der Küchlein nicht mehr
                              									fern ist.
                           Ich fand, daß zum Gelingen die Hitze nicht zu trocknend seyn
                              									darf; denn wenn die Ausdünstung der Eier zu heftig ist, so geht
                              									das Küchlein gegen den fünfzehnten Tag zu Grunde,
                              									indem die Flüssigkeiten sich verdichten und es dann seine
                              									Nahrung nicht mehr findet; oder wenn es trotzdem auskriecht, so
                              									ist es sehr schwach, träge und kränklich. Um die Feuchtigkeit zu
                              									reguliren, muß man sich eines (unten beschriebenen) Hygrometers
                              									bedienen.
                           Will man zu den ältern Eiern frische hinzulegen, so muß man sie
                              									24 Stunden lang erwärmen; zu diesem Behuf legt man sie oben in
                              									den warmen Sand. Ohne diese Vorsicht würden die Eier, welche zu
                              									arbeiten angefangen haben, zu Grunde gehen.
                           Man muß immer die größten Eier heraussuchen; die davon erhaltenen
                              									Küchlein sind stärker, schöner, lebhafter und gesunder. Eier mit
                              									zwei Dottern, oder solche, die gar keines haben, lasse man nicht
                              									ausbrüten; man erkennt sie leicht am Kerzenlicht. Auch dürfen
                              									die Eier nicht lange geschüttelt oder dem Sonnenlicht ausgesetzt
                              									werden; alles dieß ist ihnen schädlich. Der Erfolg ist immer
                              									sicherer, wenn man sie nicht am Markt etc. kauft, sondern eigene
                              									Hühner hat, welche von einer hinreichenden Anzahl guter Hähne
                              									bedient werden.
                           Der Ersparung wegen kann man einen zweiten Käsig über dem ersten
                              									errichten; man macht ihn eben so breit, aber länger; er wird aus
                              									vier Brettern zusammengenagelt, mit Nuthen an der Seite, in
                              									welchen Schiebfenster laufen. Der Boden dieses sogenannten
                              									Ergänzungskastens besteht aus einem Stück unten angenagelter
                              									Leinwand oder Sersche. Die Wärme geht durch diesen Boden und ist
                              									hinlänglich, damit die Küchlein sich wohl darin befinden. Es
                              									behindert dieß die Bebrütung.
                           Um die Eier gut aufzubewahren, bis man eine gehörige Anzahl
                              									beisammen hat, legt man sie vorsichtig in Kleien oder Sägespäne
                              									und stellt sie an einen frischen, aber trockenen, der Luft wenig
                              									ausgesetzten Platz. Jedes gesprungene Ei ist untauglich.
                           14 Tage alte Eier kann man ohne Anstand bebrüten lassen; über
                              									drei Wochen jedoch dürfen sie nicht alt werden.
                           Das Zimmer, in welchem die Brütung geschieht, sey so weit
                              									thunlich, gegen Mittag gelegen, trocken und warm; es werde
                              									verschlossen und immer rein und frei gehalten von Zugluft und
                              									jedem Lärm.
                           Das Frühjahr ist für die Bebrütung die geeignetste Zeit, weil
                              									dann die Temperatur sich mehr gleich bleibt und die Eier besser
                              									befruchtet sind. Im Winter ist wegen der Kälte größere Sorgfalt
                              									nothwendig.
                           Man stellt die Brütvorrichtung in ein temperirtes Local von 12
                              									bis 16° R. Temperatur. Bekanntlich ist die Luft zu ebener
                              									Erde feuchter als im ersten Stock, und die Hühner
                              									brüten beinahe immer zu ebener Erde. Die ägyptischen Brütöfen
                              									werden in die Erde gegraben, um durch die Feuchtigkeit einer zu
                              									großen Verdunstung der Eisubstanz vorzubeugen. Der für
                              									Hühnereier passende Grad von Feuchtigkeit ist aber nicht auch
                              									für Enteneier geeignet; diese bedürfen eines höhern Grades, um
                              									es der Ente gleich zu thun, wenn sie sich, aus dem Wasser
                              									kommend, ganz naß, wie sie ist, über ihre Eier setzt.
                           Auch im Herbst kann man den Zweck erreichen; aber man erhält
                              									viele klare Eier, indem die Hühner dann in voller Mause und die
                              									Hähne müde sind.
                           Im Winter legen die Hühner wenig Eier und wenn man sie zum
                              									Arbeiten zwingen wollte, so müßte, man sie in einem Stall oder
                              									künstlich geheizten Zimmer einsperren und ihnen reichliches,
                              									erhitzendes Futter geben, z.B. Heidekorn, Hanfsame, Hafer etc.;
                              									die den Winter über so gehaltenen Hühner legen jedoch im Sommer
                              									darauf viel weniger Eier. Man thut wohl, sie nicht zu
                              									überfüttern, indem eine zu fette Henne weniger legt, und oft
                              									Eier ohne Schalen, mit einer bloßen Haut überzogen bringt, was
                              									ein großer Uebelstand ist, weil diese nicht bebrütet werden
                              									können.
                           Um gute Eier zum Brüten zu bekommen, müssen sie täglich einmal
                              									aus dem Hühnerstall genommen werden, damit kein Anfang einer
                              									Bebrütung stattfindet.
                           Die ersten Tage und bis der Apparat recht trocken ist, kann es
                              									Schwierigkeit darbieten, den gehörigen Wärmegrad
                              									hervorzubringen. Ist dieß der Fall, so muß man die Höhe des
                              									Wassers in den Reservoirs durch Ablassen mittelst der Hahnen
                              									vermindern; eine geringere Wassermasse wird leichter
                              									erwärmt.
                           Drei Hauptbedingungen sind bei der Bebrütung zu beobachten:
                           1) man muß 21–22 Tage lang eine gleichförmige Wärme von
                              									32° R. unterhalten;
                           2) eine hinlängliche Menge Luft in die Brütvorrichtung einlassen,
                              									um das Ersticken der Embryonen zu verhindern; gerade daran
                              									scheiterten eben bisher so viele Liebhaber;
                           3) endlich muß genug Feuchtigkeit vorhanden seyn, daß sie die
                              									Transpiration einer Bruthenne vertritt. Unter diesen
                              									Voraussetzungen ist zu einem guten Erfolg nichts anderes mehr
                              									erforderlich, als etwas Uebung und Erfahrung.
                           Das Ei fängt erst, wenn das Dotter 30 1/2 bis 32° R. Wärme
                              									hat, zu arbeiten an. Der Keim hat Lanzengestalt und hängt
                              									mittelst kleiner Nerven mit dem Dotter zusammen; nach
                              									24stündiger Bebrütung vergrößert er sich und nach 60 Stunden
                              									erkennt man, wenn man ein Ei zerbricht, deutlich das Herz,
                              									welches sich zu bilden beginnt. Zu dieser Zeit trübt sich das
                              									Ei. Der Embryo fährt zu wachsen fort und am siebenten Tag hat
                              									er, im Verhältniß zum übrigen Körper, sehr große Augen.
                           Um 50 Eier auszubrüten, sind in der Regel vier Hennen
                              									erforderlich, welche während der 21tägigen Brutzeit und der zwei
                              									Monate, die sie zum Aufziehen ihrer Küchlein brauchen, zu legen
                              									aufhören; das Oel, welches man verbrennt und die Eier, welche
                              									man mehr erhält, gleichen sich sonach aus.
                           Sind die Küchlein ausgekrochen, so läßt man sie noch 24 Stunden
                              									in der Schublade, damit sie trocken werden und ihre Glieder sich
                              									stärken. Nahrung ist ihnen während dieser 24 Stunden durchaus
                              									von keinem Nutzen, indem die Natur dafür schon sorgte; es gibt
                              									sogar Küchlein, die erst in 30 Stunden zu fressen beginnen. Nach
                              									24 Stunden also gibt man ihnen das mit Pelz behangene Pult,
                              									welches Mutterstelle bei ihnen vertritt, breitet auf einem Bogen
                              									einige Körner gelber Hirse aus und stellt ein kleines Gefäß mit
                              									Wasser dazu; dieses Gefäß muß einen ziemlich engen Hals haben,
                              									damit die neugebornen ihre Füße nicht hineinbringen, was ihnen
                              									für die Folge Krankheiten zuziehen könnte. 2–3 Tage
                              									darauf gibt man ihnen in dazu bestimmten Tröglein ihr Futter
                              									hin.
                           So wie die Feuchtigkeit, ist auch die Kälte den Füßen schädlich,
                              									weil sie die Gicht veranlassen kann; um dieß zu verhüten, stellt
                              									man die Küchlein besser auf Wolle oder erwärmten feinen Flußsand
                              									von 16–20° R.
                           Im Winter umgibt man, um die Wärme besser zusammenzuhalten, die
                              									Brütvorrichtung mit einer Decke oder mit Hammelfellen, die Wolle
                              									gegen innen gekehrt.
                           
                        
                           Drittes Capitel. Umstände, welche vorzüglich zu beobachten sind.
                           Um sich von der Güte des Thermometers zu überzeugen, muß man die
                              									Kugel desselben 6–8 Minuten in den Mund nehmen, zu
                              									welchem Behuf man es von seinen Brettchen ablöst; das
                              									Quecksilber etc. bleibt bei 30° R. stehen. Man bezeichnet
                              									diesen Punkt vorsichtig mit einem kleinen Strich von rother
                              									Oelfarbe und macht noch einen zweiten Strich 2 Linien drüber,
                              									bindet dann den Zwirnfaden über beide Zeichen (wovon das untere
                              									30° und das obere 33° R. anzeigt) und befestigt
                              										dann das Thermometer wieder auf seinem Brettchen. Man kann es
                              									nun als ein Normalthermometer betrachten.
                           Je größer der leere Raum am dickern Ende eines Eies ist, desto
                              									älter ist dasselbe und in der Regel ist die große Leere ein
                              									beinahe sicheres Zeichen der Unfruchtbarkeit eines Eies.
                           Man mag die Eier auf die Spitze oder auf die Seite legen, sie
                              									kriechen jederzeit aus; gegen das Ende der Bebrütung jedoch ist
                              									es besser, sie mit dem dickeren Ende nach oben zu stellen; hier
                              									befindet sich der Kopf des Thierchens und an dieser Stelle
                              									schöpft es die Luft zum Athmen; mit dem Kopf nach unten gekehrt,
                              									würde es umkommen.
                           Ein noch warmes, erst frisch gelegtes Ei bringe man nicht in die
                              									Brütvorrichtung. Ich lasse sie lieber 3–4 Tage, ja
                              									10–14 Tage und darüber alt werden.
                           Vom 1ten bis 15ten Tag der Bebrütung können die Embryonen eine
                              									33° R. übersteigende Wärme ertragen, vorausgesetzt, daß
                              									dieser Zustand nicht über 6 Stunden aneinander fortdaure. Es
                              									gilt dieß sowohl von der Kälte als von der Wärme; 6 Stunden ist
                              									die höchste Zeit, während welcher das Küchlein zu viel Wärme
                              									oder Kälte ertragen kann; auch darf sich ein solcher Wechsel
                              									nicht oft wiederholen. Gleichmäßigkeit der Wärme ist das
                              									beste.
                           Gegen den 16ten Tag erhalte man die Wärme nur auf 26 bis
                              									32° R., denn dieser Zeitpunkt ist kritisch, weil nun das
                              									Küchlein schon wohl entwickelt ist und die Eier durch ihre
                              									Berührung sich wechselseitig Wärme mittheilen. Hierauf ist
                              									besonders zu achten, weil sonst die Küchlein umkommen, auch muß
                              									zu dieser Zeit die Feuchtigkeit in der Vorrichtung vermehrt
                              									werden.
                           Der Anfang und das Ende sind die zwei Epochen, wo Gleichmäßigkeit
                              									der Wärme unerläßlich ist.
                           Mittelst dieses Verfahrens bringt man eben so gut Gänse-,
                              									Enten-, Wälschhühner-, Rebhühner- und
                              									Fasaneneier zum Auskriechen. (Alle diese Geflügelarten fressen
                              									erst 24 Stunden nach ihrem Austreten aus der Schale.) Die Hühner
                              									kriechen in 21–22 Tagen, die Wälschhühner in 27, und die
                              									Enten in 28 bis 30 Tagen aus.
                           Von Taubeneiern und andern will ich nicht sprechen; dieselben
                              									würden ebenfalls auskriechen, da die Thierchen aber allein nicht
                              									fressen, so könnten sie nicht aufgezogen werden.
                           Man nimmt als ausgemacht an, daß der Donner viele Eier unter der
                              									Henne tödtet; ich glaube dieß noch einer zweiten Ursache
                              									zuschreiben zu müssen. Wenn es nämlich donnert, geräth die durch
                              									das Geräusch erschreckte Henne in eine fieberhafte Bewegung,
                              									kommt in starken Schweiß und schreckliche Angst; die Folgen
                              									hievon sind rasche und zahlreiche Stöße, welche ein feines Ohr
                              									deutlich vernehmen kann; bei diesen Bewegungen zersprengt sie
                              									mehrere Eier und wie gesagt, ist jedes nur einigermaßen
                              									gesprungene Ei verloren.
                           Manchmal, namentlich gegen das Ende der Brütung, hört man das
                              									Piepen des Küchleins in der Schale, ehe es noch die kleinste
                              									Oeffnung in dieselbe gemacht hat, woraus deutlich hervorgeht,
                              									daß die äußere Luft mit der innern sehr frei communicirt. Aus
                              									diesem Grund muß man wie gesagt, dem übeln Geruch durch ein
                              									verdorbenes Ei aufs sorgfältigste vorbeugen, denn durch diesen
                              									allein kann es alle anderen vergiften.
                           Das Ausbrüten in der Vorrichtung hat vor dem unter der Henne den
                              									Vorzug, daß man zu jeder Zeit Hühner bekommen kann. Auch gewährt
                              									die Vermehrung des Hausgeflügels einen sehr großen Nutzen, indem
                              									man viel mehr Eier und einen viel größern Vorrath eines
                              									delicaten Fleisches für den Tisch erhält.
                           Durch mein Verfahren und die Befolgung obiger Vorsichtsmaaßregeln
                              									brachte ich im Frühjahr zwei Drittel, im Sommer die Hälfte, im
                              									Winter aber nicht das Drittheil der Eier in meiner
                              									Brütvorrichtung zum Auskriechen. Im Allgemeinen erhielt ich mehr
                              									Küchlein als mittelst der Hennen, denn diese bringen höchstens
                              									1/3 der ihnen anvertrauten Eier zum Auskriechen; sie ersticken
                              									oder zerdrücken eine ziemliche Anzahl Küchlein.
                           
                        
                           Viertes Capitel. Von
                                 										der Geburt der Hühnchen.
                           Das Küchlein liegt kugelförmig in seiner Schale, den Hals
                              									gebogen, auf dem Bauch aufliegend, in dessen Mitte der Kopf
                              									liegt; der Schnabel geht unter dem rechten Flügel durch und
                              									steht seitlich etwas über den Rücken hervor; die Füße unter dem
                              									Bauch zusammengezogen, die Zehen gegen den Bürzel zurückgebogen
                              									und mit ihrer äußeren Rundung den Kopf beinahe berührend. Mit
                              									seinem Vordertheil ist es gegen das dicke, mit dem Hintertheil
                              									gegen das spitzere Ende des Eies gewendet. Selten ist die
                              									Stellung des Fötus eine andere und in derselben wird das
                              									Küchlein durch eine starke Membrane erhalten.
                           Der Schnabel des Küchleins endigt in eine kleine, feine, sehr
                              									harte und scharfe Spitze, mittelst welcher es durch Reibung
                              									zuerst die innere Membrane zerreißt und dann die Schale
                              									durchwetzt; später verschwindet diese Spitze. Die Stöße, welche
                              									es mit seinem Schnabel gibt, um sich zu befreien, sind stark
                              									genug, daß man sie ganz deutlich hören kann; der Kopf des
                              									Thierchens wird bei dieser Arbeit von dem Flügel
                              									unterstützt.
                           Der Kopf ist im Vergleich mit dem übrigen Körper sehr groß; es
                              									kann ihn auch die ersten Stunden nach der Geburt kaum aufrecht
                              									erhalten.
                           Wenn es sich durchgräbt, so hört man oft ein kleines Geräusch am
                              									Ei, mehr gegen das dickere Ende desselben zu; man nimmt die
                              									Membrane wahr, die es durchlöchert; es piept und bleibt in
                              									diesem Zustand öfters mehrere Stunden; gewöhnlich aber kriechen
                              									die gesunden und starken Küchlein für sich allein mit
                              									Leichtigkeit aus. Um ihnen behülflich zu seyn, kann man in das
                              									Ei mit einem Schlüssel ringsum Sprünge klopfen; man thut dieß
                              									einen Tag vor dem Auskriechen, d. i. am 20sten Tag. Dabei muß
                              									man sorgfältig vermeiden, das innere Häutchen im geringsten zu
                              									verletzen, weil das Thierchen sonst in ein paar Stunden
                              									daraufgienge. Bei von Hennen bebrüteten Eiern dürfte dieses
                              									Sprengen nicht geschehen, weil sie dann alle Eier zerdrücken
                              									würden, was in der Schublade der Vorrichtung nicht geschehen
                              									kann.
                           Manche Küchlein arbeiten unausgesetzt, andere ruhen dazwischen
                              									aus; da sie nicht alle gleich stark sind, so brauchen sie auch
                              									nicht gleich lange Zeit bis zum Auskriechen; manche brauchen 8,
                              									andere 18 Stunden, andere endlich kommen erst 24 Stunden,
                              									nachdem die Schale gesprengt zu seyn schien, heraus.
                           Ehe das Küchlein zur Welt kömmt, muß es einen hinlänglichen
                              									Vorrath von Nahrung im Leib haben, so daß es etliche und 20
                              									Stunden keine zu sich zu nehmen braucht; ich sah deren zwar
                              									6–8 Stunden nach dem Auskriechen fressen, was aber in der
                              									Regel ein schlechtes Zeichen ist; jener Vorrath besteht in einer
                              									Portion Dotter, die nicht consumirt wurde und durch den Nabel
                              									des Thiers in dessen Körper gelangt; die Küchlein welche, ehe
                              									sie dieses Dotter aufgesaugt haben, zur Welt kommen, kränkeln
                              									und sterben einige Tage nach ihrer Geburt.
                           
                        
                           Fünftes Capitel. Nahrung der Küchlein.
                           24 Stunden nach der Geburt gibt man den Küchlein etwas mit Wein
                              									befeuchtete Brodkrume und trockne Brodkrume mit Hirse vermengt.
                              									Hat man harte Eier, so vermengt man sie mit Brodkrume, läßt aber
                              									die Eierschalen weg. Auch die am 6ten Tag ausgesuchten klaren
                              									Eier und diejenigen, in welchen die Küchlein erstarben, können
                              									während der ersten Tage zur Nahrung dienen.
                           Nach 5 bis 6 Tagen gibt man ihnen Morgens und um 6 Uhr Abends ein
                              									Gemenge aus grobgemahlener oder vielmehr bloß gestoßener Gerste und eben soviel gesottenen Kartoffeln. Statt des
                              									Gerstenmehls kann man auch gekochte und geplatzte Gerste nehmen,
                              									welche man in diesem Fall zerdrückt. Die gekochte oder gemahlene
                              									Gerste vermengt man gehörig mit den Kartoffeln, feuchtet alles
                              									mit Wasser oder besser etwas Milch an, ohne übrigens das Gemenge
                              									zu dünn zu machen.
                           Dieses Gemengsel kömmt sehr billig zu stehen und ist nährend. Die
                              									Hühnchen befinden sich sehr wohl dabei. Wenn ihre Begierde
                              									darnach etwas nachließ, reizte ich ihren Appetit wieder durch
                              									Zusatz einer Handvoll Küchensalz und etwas Knoblauch.
                           Sicherlich lieben die Hühner ebenfalls die Abwechselung der
                              									Speisen. Man kann daher diesem Gemengsel, welches die Grundlage
                              									ihres Futters ausmacht, ein Gemenge aus Küchenüberresten und
                              									einigen gekochten Fleischarten von geringem Werth, wie Herz,
                              									Leber, Ochsenlunge etc., recht klein gehackt, substituiren, das
                              									Ganze zu gleichen Theilen mit Gerstenmehl und Kartoffelbrei
                              									vermengt.
                           Es genügt nicht, den Hühnchen zwei gute Mahlzeiten zu bereiten,
                              									sondern man muß überdieß ihre Trögchen immer mit etwas
                              									Samenkörnern, Wurzeln, Kräutern etc. bald gekocht, bald roh,
                              									versehen. Vorzüglich lieben sie die Laucharten, welche man sehr
                              									klein hacken und ihnen von Zeit zu Zeit geben muß.
                           Das Futter der Hühnchen während des zweiten Monats ist ungefähr
                              									dasselbe; hat man etwas vorzüglich den Appetit Anregendes, so
                              									gibt man es natürlich nicht diesen, welche schon stärker und
                              									leichter zu ernähren sind, als die kleinern.
                           Hinsichtlich des Hühnerfutters wählt man, bei gleicher Güte, das
                              									wohlfeilste und ihnen am besten mundende. Vorzüglich lieben sie
                              									die Erd- oder Regenwürmer; man kann sich davon eine
                              									hinreichende Menge, entweder durch Sammeln derselben, oder durch
                              									künstliche Würmerzucht verschaffen.Um eine solche Würmerzucht anzulegen, bringt man in einen
                                    											oder mehrere irdene s. g. Buttertöpfe Pferdemist und
                                    											Rindsblut; nach einigen Tagen bildet sich eine ungeheure
                                    											Menge Würmer, welche man durch zeitweises Zusetzen von
                                    											Gerstenhefe zu unterhalten sucht.
                              								
                           Das Hühnchen muß oft trinken. Um sein Wasser immer rein zu
                              									erhalten, muß man es ihm aus einem Brunnen geben, wie den
                              									Tauben. Dieser Brunnen besteht bloß aus einer Steinzeugflasche,
                              									welche umgelegt sich in ein kleines Trögchen ergießt.
                           Die Hühnchen müssen auch sehr rein gehalten werden, um sie vor
                              									Ungeziefer zu behüten, welches sie sehr ermüdet und abmagert.
                              									Merkt man, daß sie Ungeziefer bekommen, so müssen die Pulte wohl
                              									ausgeklopft und gereinigt, und der Kopf jedes
                              									Thierchens mit Fischthran eingerieben werden. Auch kann man
                              									ihnen an einen trockenen und bedeckten Ort Asche hinlegen, damit
                              									sie sich darin wälzen können. Sind sie räudig, so erfrischt man
                              									sie mit Salat und allerlei gehacktem grünem Zeug.
                           Betreibt man mehrere Bebrütungen, so muß man so viel als möglich
                              									die Hühnchen gleichen Alters zusammenbringen, weil sonst die
                              									stärkern die jüngern am Essen verhindern, und letztere
                              									geschlagen und bald herunter kommen würden.
                           Bemerkt man schwächliche Hühnchen, welche die Flügel hängen
                              									lassen, so muß man sie bald von den übrigen trennen und ihnen
                              									Brod zerbröckeln, welches man in gezuckerten Wein taucht.
                              									Nöthigenfalls bläst man ihnen mit dem Munde warmen Wein unter
                              									die Flügel; man bringt sie an einen trockenen, einsamen,
                              									geräuschlosen Ort. Diese Maaßregeln genügen gewöhnlich zu ihrer
                              									Wiederherstellung.
                           Hat man viele Hühnchen aufzuziehen, so muß man die Pulte
                              									vermehren; man macht sie dann mit zwei Eingängen wie Fig. 39 zeigt. A ist der
                              									Boden des Pults; B die Decke, in der
                              									Mitte hohl, damit die Küchlein zu einer Seite hinein, zur andern
                              									hinaustreten können, falls diejenigen in der Mitte zu sehr
                              									gedrückt würden. Auf diese Weise verhindert man daß Küchlein
                              									ersticken.
                           Réaumur, welcher sich mit der
                              									Bebrütung der Eier viel beschäftigte, nennt künstliche Mutter ein vom Weißgerber
                              									zugerichtetes, die Wolle nach unten gekehrt, über einen Rahmen
                              									ausgebreitetes Lammfell. Der Rahmen wird mittelst vier in die
                              									Erde gesteckter Pfählchen, an welchen die vier Ecken des Rahmens
                              									befestigt werden, je nach der Größe der Küchlein und zwar
                              									geneigt, wie ein Pult, höher oder niederer gesteckt. Das
                              									Lammfell fällt rings um den Rahmen bis auf die Erde herunter,
                              									ohne jedoch an letzterer befestigt zu werden, damit die
                              									Küchlein, welche sich hineindrängen um Wärme zu suchen, nicht
                              									gedrückt oder erstickt werden und auf der andern Seite heraus
                              									können.
                           Jeder Quadratfuß (oder 0,32 Quadratmeter) der künstlichen Henne
                              									kann 36 Küchlein des frühesten Alters unter sich aufnehmen.
                           Der Rahmen B, mit Katzen- oder
                              									Kaninchenfell in dieser Art bedeckt, ist in der Mitte mit einem
                              									Scharnier versehen und geht auf beiden Seiten auf. Er ist nicht
                              									fixirt und ruht nur auf den Punkten 1, 2, 3, um sich unter dem
                              									Rücken der Küchlein heben zu können.
                           Ich fand, daß der einmal erwärmte Flußsand das beste Mittel zum
                              									Aufziehen der Hühnchen ist. Sie verschlingen manchmal ein paar
                              									Körnchen von demselben, was aber ihre Verdauung nur
                              									befördert.
                           
                        
                           
                           Sechstes Capitel. Die Krankheiten der Hühner und Hühnchen.
                           Pips (Zipf). Diese Krankheit wird in der Regel durch Wärme,
                              									Mangel an Wasser und Unreinlichkeit veranlaßt. Die Zunge wird
                              									hart, lederartig und mit einer Art Schuppen bedeckt; das
                              									Thierchen frißt nicht mehr und wenn man ihm nicht bald zu Hülfe
                              									kömmt, so stirbt es unfehlbar. Man nimmt das Huhn zwischen die
                              									Beine, öffnet ihm den Schnabel, kratzt das lederartige Häutchen
                              									mit dem Nagel oder einer Nähnadel auf, und reißt es von der
                              									Zunge los, die man dann mit etwas verdünntem Essig, Baumöl oder
                              									auch mit Speichel befeuchtet; andere empfehlen einen Tropfen
                              									guter Milch, was für das Thier weniger schmerzhaft ist; in
                              									keinem Fall aber gibt man ihm vor wenigstens einer Viertelstunde
                              									etwas zu trinken.
                           Schwindsucht. Sie kann zuweilen
                              									dadurch geheilt werden, daß man ihnen als Futter gekochte
                              									Gerste, mit Mangold gemengt, und als Getränk Wasser gibt, womit
                              									man eine Handvoll von dieser Pflanze aufgegossen hatte. Dauert
                              									die Krankheit dann noch fort, so ist das Thier verloren.
                           Geschwüre. Zuweilen überzieht sich
                              									der Körper mit Geschwüren, wodurch sie kränklich werden. Ist
                              									hieran die schlechte Qualität des Futters und Getränkes Schuld,
                              									so braucht man nur die Ursache aufzuheben, um damit auch die
                              									Wirkung zu beseitigen. Um jedoch die Heilung zu beschleunigen,
                              									macht man dem Kranken Umschläge von lauwarmem Wein. Hat die
                              									Krankheit aber einen innern Fehler zum Grunde, so ist es schon
                              									deßwegen rathsam das Thier aufzugeben, weil die Cur langwierig,
                              									schwierig und sehr unsicher ist.
                           Die Mause. Diese allen Vögeln gemeine
                              									Krankheit ist namentlich den Hühnern, so lange sie noch klein
                              									sind, gefährlich. Sie sind traurig und matt, ihre Federn
                              									straubig; sie schütteln sich oft, als wollten sie sie
                              									abschütteln und suchen sich bisweilen solche auszureißen. Die in
                              									guter Jahreszeit zur Welt gekommenen Hühnchen mausen sich noch
                              									bei warmem Wetter und leiden durch diese Krankheit weit weniger
                              									als die Späthühner. Um die Mause weniger gefährlich zu machen,
                              									muß man die Hühnchen nicht zu früh herauslassen, namentlich wenn
                              									es kalt ist. Während der Mause muß man ihnen eine erhitzende
                              									Nahrung, z.B. Hirse und Hanfsamen, geben.
                           Das junge Geflügel hat zwei Krankheiten, die eine, wenn die
                              									Schwanzfedern zu treiben anfangen, die andere, wenn der Kamm zum
                              										Vorschein kömmt. In beiden sind Wärme und gute Nahrung
                              									unentbehrlich.
                           Krankheit des Bürzels (Darre). Es ist
                              									dieß ein kleines entzündetes Geschwür, welches am Ende des
                              									Bürzels auffährt. Das davon befallene Huhn hat straubiges,
                              									mattes Gefieder. Man muß abwarten, bis das Geschwür eine gewisse
                              									Reife erlangt; wenn es dem Druck des Fingers etwas nachgibt,
                              									spaltet man es mit einem gut schneidenden Federmesser und drückt
                              									die Wunde stark aus, damit aller Eiter austritt; hierauf wäscht
                              									man sie mit warmem Essig und mit Branntwein, den man mit einer
                              									gleichen Menge warmen Wassers vermischt; letzterer ist dem Essig
                              									noch vorzuziehen. Nachdem man dieß mehrere Tage nacheinander
                              									wiederholt hat, ist die Wunde bald vernarbt. Da diese Krankheit
                              									von einer großen Erhitzung herrührt, beschränkt man das Huhn
                              									einige Tage lang auf eine kühlende Kost, indem man ihm Lattich
                              									und Mangold, mit Kleie, Roggen und Gerste vermengt und alles mit
                              									einander gekocht, zu fressen gibt.
                           Gelenksucht (Gicht). Sie wird durch die Feuchtigkeit des
                              									Hühnerstalls veranlaßt, bisweilen auch durch die Nachlässigkeit
                              									der Geflügelmagd, welche den Mist sich zu sehr anhäufen läßt.
                              									Man muß den Stall trocken herstellen oder den Hühnern einen
                              									andern geben, diejenigen, deren Füße steif und geschwollen sind,
                              									an einem warmen Ort, etwa hinter einem Backofen halten und ihre
                              									Unterfüße in Wolle einwickeln.
                           Durchfall. Er wird gewöhnlich durch
                              									zu kühle Nahrung veranlaßt. Man ersetzt sie daher durch Hafer,
                              									Hanfsamen, Heidekorn; wenn das Uebel aber nach 3–4 Tagen
                              									noch nicht verschwunden seyn sollte, so müßte man den Hühnern in
                              									Wein getauchtes Brod und ein Gemengsel aus gehacktem Heidekorn,
                              									Petersilie und Nesseln und einigen zerkrümelten harten Eiern
                              									geben.
                           Verstopfung. Sie ist die Folge einer
                              									zu hitzigen Kost. Man gibt den damit befallenen Hühnern eine aus
                              									Brod und Kuttelbrühe bereitete Suppe. Reicht dieß nicht aus, so
                              									bereitet man ein Gemengsel aus sehr fein gehacktem Lattich und
                              									mit derselben Brühe befeuchtetem Roggenmehl. Hilft dieß noch
                              									nicht, so setzt man diesem Gemengsel etwas Manna zu und mengt
                              									davon unter die Kuttelbrühe. Diesem Mittel weicht die
                              									Verstopfung sicherlich.
                           Von den verschiedenen andern Krankheiten, wie dem Kopfabsceß, der Augenentzündung etc. will ich hier nicht sprechen, und
                              									bemerke nur, daß viele der angeführten Krankheiten das Geflügel
                              									nicht befallen, wenn man es an einem recht trockenen, warmen,
                              									luftigen Orte hält, ihm immer ganz reines Wasser gibt,
                              									wenigstens einmal wöchentlich den Mist ausräumt, den Stall oft
                              									putzt und die Thiere gehörig futtert.
                           
                        
                           Siebentes Capitel. Von der Wahl der zur Fortpflanzung dienenden jungen
                                 										Hühner.
                           Vorzuziehen sind diejenigen von mittlerer Größe, mit lebhaftem
                              									Auge, großem Kopfe, rothem und seitwärts liegendem Kamme,
                              									starken Beinen, kurzen, starken Krallen, vollem, fleischigem
                              									Leibe (diejenigen mit hohem Sporn sind keine so gute Leghennen
                              									wie die andern); ferner die mit blauen oder schwarzen
                              									Vorderfüßen; diejenigen mit langen Spornen und solche welche zu
                              									krähen suchen und rufen wie Hähne, sind gewöhnlich wild,
                              									zänkisch und legen wenig Eier, brüten schlecht und zerbrechen
                              									oder fressen ihre Eier. Die Farbe der Henne ist von geringem
                              									Belange; daß die grauen und weißen, wie man behauptet, weniger
                              									legen, ist noch ganz unerwiesen.
                           Die Hühner sind nur 4–5 Jahre von guter Beschaffenheit;
                              									sie müssen daher, wenn sie dieses Alter erreicht haben, durch
                              									andere ersetzt werden. Die alten Hennen, welche nicht mehr
                              									legen, erkennt man an der Härte ihres Kammes und ihrer Füße.
                           Die Henne ist immer kleiner als der Hahn, ihr Gefieder ist
                              									weniger glänzend und mannichfaltig; ihrem Schwanze fehlen die
                              									schönen Federn des Hahns.
                           Ein Hahn könnte leicht 20 Hennen genügen. Indessen hat man das
                              									Verhältniß auf 7–8 festgestellt, aber mit Unrecht; 12
                              									kann man ihm geben, ohne für die Befruchtung der Eier etwas
                              									befürchten zu müssen. – Die Wahl des Hahns ist von
                              									Wichtigkeit. Mit dem 4ten Monate beginnt der Hahn die Hennen zu
                              									treten, seine Kraft behält er aber nur 3 oder 4 Jahre.
                           
                        
                           Erklärung der Abbildungen.
                           Dieselben Buchstaben haben in Fig.
                                 										33 und 34
                              									gleiche Bedeutung.
                           Der Apparat Fig.
                                 										33 hat nur eine einzige Schublade; der in Fig. 34 abgebildete hat deren 8. Die Breite und Tiefe
                              									der Schubladen bleibt bei den verschiedenen Größen der Apparate
                              									immer dieselbe; nur in der Höhe sind diese Möbel-Apparate
                              									verschieden.
                           A Oeffnung, in welche die Lampe
                              									gestellt wird.
                           B Galerie, welche einen Käsig zum
                              									Aufziehen der Hühnchen bildet.
                           C beglaste Decke des Käfigs.
                           D innen befindliches Reservoir für
                              									das warme Wasser.
                           E die Eier.
                           
                           F die Schubladen, in welchen man sie
                              									auskriechen läßt.
                           H Queröffnung und Löcher zum
                              									Lufteintritt.
                           I Hahn zum Ablassen des Wassers.
                           K Röhre rechts, zum Eingießen des
                              									Wassers.
                           L Pult.
                           M hindurchgesteckte Röhre eines
                              									langen Thermometers.
                           N Thermometer.
                           Man füllt das Reservoir D mit Wasser
                              									an, welches durch die Röhre K
                              									eingegossen wird, zündet dann die Lampe an und dreht sie in die
                              									Oeffnung A, setzt dann auf das
                              									Reservoir den flachen, viereckigen Kasten von Zink, nachdem er
                              									mit Wasser angefüllt wurde, und richtet die Schubladen etc. nach
                              									obiger Anleitung zu.
                           Auf die rechte Seite der Galerie stellt man das Pult L, mit einem Fell bedeckt, welches
                              									die Mutter vertritt, wie oben beschrieben.
                           Am andern Ende des Käfigs stellt man den Küchlein Essen und
                              									Trinken in außerhalb angebrachten Trögen vor, damit das Futter
                              									sich nicht erwärmt. Sie stecken die Köpfe wie durch eine
                              									Hühnersteige. Es wird dadurch nichts verzettelt und sie halten
                              									sich reinlicher.
                           Sollte im Monat August etwa die Temperatur über 32° R.
                              									steigen und diese Wärme 5–6 Stunden lang andauern, so
                              									müßte warmes Wasser abgelassen und kaltes dafür eingegossen
                              									werden, bis zur Herstellung der gehörigen Temperatur.
                           In den kalten Monaten kann das entgegengesetzte Uebel eintreten;
                              									denn, obwohl die Lampe A in einer
                              									Nuth läuft, damit man den gehörigen Punkt treffen kann, so kann
                              									doch der Fall eintreten, daß man die Temperatur nicht auf
                              									32° R. bringt. Hier abzuhelfen gibt es zwei Mittel: man
                              									verengt entweder die Queröffnung durch Hineinstecken von
                              									Wollenzeug, oder läßt, wenn dieß nicht ausreicht, einen Theil
                              									des Wassers aus dem Reservoir D ab,
                              									weil weniger Wasser leichter zu erhitzen ist. Doch ergreift man
                              									letzteres Mittel nur im Nothfall, weil die Wärme bei einer
                              									großen Wassermasse sich leichter gleichförmig er hält als bei
                              									einer kleinern, und auf gleichmäßige Temperatur vorzüglich
                              									geachtet werden muß.
                           Das Rauchen der Lampen würde sehr nachtheilig wirken und muß
                              									daher möglichst vermieden werden.
                           Fig. 35 ist eine Lampe mit 1, 2 oder 3 Brennern, die
                              									sich auf- und abstellen läßt.
                           Fig. 36 ein mit Pelz behangenes Pult, den Küchlein
                              									als Mutter dienend.
                           
                           Fig. 37 ein von seinem Brettchen abgenommenes
                              									Thermometer mit langer Röhre.
                           Fig. 38 ein Thermometer auf einem Brettchen
                              									befestigt.
                           *   *   *
                           Der Hr. Verfasser erhielt von vielen Seiten briefliche
                              									Nachrichten, daß sein Brütverfahren, und zwar beim ersten
                              									Versuche schon sehr gut gelang, was hauptsächlich dem Zutritt
                              									der Luft beizumessen ist, indem bei allen andern Methoden häufig
                              									Asphyxie eintrat.
                           
                        
                     
                  
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