| Titel: | Verfahren zur Fabrication von Eisenvitriol und Alaun, worauf sich Peter Spence, Chemiker zu Burgh, Grafschaft Cumberland, am 27. Nov. 1845 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. LX., S. 276 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LX.
                        Verfahren zur Fabrication von
                           								Eisenvitriol und Alaun, worauf sich Peter Spence, Chemiker zu Burgh, Grafschaft Cumberland, am 27.
                              								Nov. 1845 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Jul. 1846, S.
                              								28.
                        Spence's Verfahren zur Fabrication von
                           								Eisenvitriol und Alaun.
                        
                     
                        
                           Ich betreibe die Fabrication von Eisenvitriol folgendermaßen: ich
                              									benutze die Rückstände von den Schwefelkiesen, so wie sie bei
                              									der Fabrication der Schwefelsäure nach dem Rösten in dem Ofen
                              									zurückbleiben, und habe es am vortheilhaftesten gefunden, wenn
                              									die Verbrennung darin sehr schnell bewerkstelligt wird, weil
                              									dann der Rückstand nicht so vollständig entschwefelt ist, als
                              									bei weniger raschem Verbrennen, auch ein guter Theil davon in
                              									Fluß kommt oder in Schlacke verwandelt wird, in welchem Zustand
                              									er für mein Verfahren besonders geeignet ist.
                           Ich bringe diese Rückstände nun in ein Gefäß, welches so
                              									eingerichtet ist, daß man sie darin mit Schwefelsäure in der
                              									Wärme digeriren kann. Wird dasselbe direct durch einen Ofen
                              									erhitzt, so benutze ich eine kreisförmige Pfanne von 5-6
                              									Fuß Durchmesser und 4 Fuß Tiefe, welche aus Bleiplatten von
                              									10-12 Pfd. Gewicht per
                              									Quadratfuß verfertigt ist; man kann mehrere solche Pfannen,
                              									deren Boden man kalt setzt, mit Feuercanälen umgeben und auf
                              									diese Weise erhitzen.
                           Will man hingegen die Gefäße mittelst Dampf erhitzen, so kann man
                              									sie von viel größeren Dimensionen und beliebiger Form anwenden
                              									und aus Holz, Eisen, Stein etc. verfertigen, welche mit
                              									Bleiblech gefüttert werden, wovon der Quadratfuß beiläufig 6
                              									Pfd. wiegt. Den Dampf leitet man entweder durch eine Röhre
                              									hinein, welche in die Flüssigkeit taucht, so daß er sich darin
                              									verdichtet; oder man läßt den Dampf durch ein Schlangenrohr
                              									streichen, welches auf dem Boden des Gefäßes liegt und sich
                              									außerhalb desselben endigt, wobei das verdichtete Wasser
                              									abgeleitet wird. Jedes dieser Gefäße muß mit einem an beiden
                              									Enden offenen Bleirohr von 2-3 Zoll Durchmesser, welches
                              									als Heber dient, versehen seyn; man bringt es senkrecht an der
                              									Seite oder in einer Ecke des Gefäßes an, um die digerirte
                              									Flüssigkeit aus demselben in die Kühlapparate abziehen zu
                              									können, was übrigens auch mittelst Sperrhähnen geschehen
                              									kann.
                           Ich fülle nun diese Gefäße mit den gerösteten Schwefelkiesen bis
                              									2 Zoll von ihrem Rande an und lasse hierauf verdünnte
                              									Schwefelsäure von 1,2 specifischem Gewicht
                              									hineinlaufen, bis die Materialien davon bedeckt sind, worauf ich
                              									das Gefäß erhitze, bis die Temperatur auf 57° R., oder
                              									von da auf 74° R. steigt; zum Kochen sollte sie nicht
                              									kommen. Diese Temperatur wird 10-12 Stunden lang
                              									unterhalten und während dessen entwickelt sich ein wenig
                              									Schwefelwasserstoff, aber nicht in solcher Menge, daß er
                              									belästigt. Nach Verlauf dieser Zeit wird die Schwefelsäure
                              									neutralisirt seyn, was man daran erkennt, daß ihre Einwirkung
                              									aufhört und die Eisenvitriolauflösung, welche nun ein
                              									specifisches Gewicht von 1,34 bis 1,35 hat, ist jetzt fertig und
                              									kann mittelst eines Hebers oder Sperrhahns in die mit Blei
                              									gefütterten Kühlapparate aus Stein etc. abgelassen werden, worin
                              									der Eisenvitriol krystallisirt. Auf ein höheres specifisches
                              									Gewicht kann man die Flüssigkeit in der Praxis nicht bringen und
                              									dasselbe macht ein Abdampfen ganz unnütz.
                           Man beschickt nun die Materialien neuerdings mit Schwefelsäure,
                              									zum Theil mit Mutterlauge aus den Kühlapparaten vermischt,
                              									erhitzt und zieht ab wie vorher. Diese Operation kann man
                              									zehn- bis zwölfmal mit dem Schwefelkiesrückstand
                              									wiederholen. Bei den ersten fünf Behandlungen läßt man die
                              									Schwefelsäure nur 12 Stunden einwirken, nachher aber sind 24
                              									Stunden nothwendig. Nach zwölf Behandlungen ist das Material in
                              									der Regel so erschöpft, daß es keine weitere Beachtung verdient,
                              									daher man es herausschafft und eine frische Beschickung in das
                              									Gefäß einträgt, welche man auf dieselbe Weise behandelt; es ist
                              									jedoch ökonomisch vor dem Herausnehmen des erschöpften Materials
                              									dasselbe mit Wasser zu übergießen, welches man dann abläßt und
                              									zum Auswaschen der neuen Beschickung aufspart.
                           Der herausgenommene Rückstand, welcher in breiartigem Zustand
                              									ist, enthält eine beträchtliche Menge freien Schwefels, daher es
                              									vortheilhaft ist, ihn noch einmal zu brennen (entweder allein
                              									oder mit frischen Schwefelkiesen vermengt), um schwefligsaures
                              									Gas für die Bleikammern zu gewinnen; nach dem Brennen wird er
                              									mit andern Rückständen vermengt und wieder zur Gewinnung von
                              									Eisenvitriol auf angegebene Weise benutzt.
                           Meine Verbesserungen in der Fabrication von Alaun bestehen in der Gewinnung von schwefelsaurer
                              									Thonerde aus Alaunschiefern. Ich ziehe zu diesem Zweck die
                              									Varietäten von Schiefer vor, welche man reichlich in den
                              									Steinkohlenlagern findet und welche mehr oder weniger Thonerde
                              									in Verbindung mit Kieselerde und in der Regel mehr oder weniger
                              									Bitumen, dagegen wenig Eisen und Kalk enthalten. Dieselben
                              									schiefern oder blättern sich ab, wenn man sie einige Zeit der
                              									Atmosphäre aussetzt, sey es vor oder nach dem
                              									Ausglühen, und diese Structur macht sie zu meinem Zweck
                              									besonders geeignet, weil sie dann der Einwirkung der Säure beim
                              									Digeriren eine sehr große Oberfläche darbieten. Ich bereite
                              									diese Schiefer zur Behandlung mit Schwefelsäure dadurch vor, daß
                              									ich sie auf folgende Weise calcinire.
                           Ich bilde auf dem Boden eine Anzahl Luftcanäle, 1 oder 2 Fuß von
                              									einander entfernt; jeder dieser Canäle wird dadurch hergestellt,
                              									daß man zwei paralelle Linien gewöhnlicher Backsteine legt, jede
                              									Linie beiläufig 4 Zoll von der andern entfernt, und dann andere
                              									Backsteine querüber, so daß Oeffnungen von beiläufig 4 Zoll im
                              									Quadrat entstehen. Die Ziegel werden lose gelegt, so daß die
                              									Luft frei aufwärts ziehen kann; auf diese Canäle lege ich
                              									brennende Steinkohlen und über dieselben solche Alaunschiefer,
                              									welche am meisten Erdharz enthalten, in kleine Stücke
                              									zerbrochen, worauf ich, wenn die Verbrennung begonnen hat,
                              									andere Stücke von weniger bituminösem Schiefer zugebe. Letztere
                              									werden allmählich nach Erforderniß aufgelegt, indem man besorgt
                              									ist, das Brennen der Masse zu unterhalten, ohne daß jedoch die
                              									Temperatur über die dunkle Rothglühhitze steigt; bei einer
                              									stärkeren Hitze würden die Materialien zum Theil in Fluß kommen
                              									und dadurch die Thonerde in der Säure weniger auflöslich
                              									werden.
                           Schiefer, welche kein Erdharz enthalten, oder präparirten Thon,
                              									kann man auf dieselbe Weise calciniren, wenn man ihn mit
                              									Steinkohlenklein oder Sägespänen vermengt. Die Haufen kann man
                              									beliebig lang und breit machen, nur sollte ihre Höhe nicht über
                              									4-5 Fuß betragen. In acht bis zehn Tagen (nach dem
                              									Anzünden) brennen sie aus und sind zur Verwendung hinlänglich
                              									erkaltet. Die so calcinirten Materialien behandle ich, wie oben
                              									zur Fabrication von Eisenvitriol angegeben wurde, mit verdünnter
                              									Schwefelsäure von 1,2 bis 1,25 specifischem Gewicht; dabei
                              									erhalte ich eine Thonerdeauflösung, welche nach dem Zusetzen der
                              									erforderlichen Kali- oder Ammoniaksalze von der
                              									geeigneten Stärke ist, daß der Alaun ohne vorhergehendes
                              									Abdampfen krystallisirt.
                           Nachdem die verdünnte Säure hineingebracht ist, erhitze ich, bis
                              									die Temperatur beiläufig 74° R. beträgt, auf welchem Grad
                              									sie 20 bis 24 Stunden unterhalten werden muß; nach Verlauf
                              									dieser Zeit ist die Neutralisation fast vollständig und man läßt
                              									die Flüssigkeit in die Kühlgefäße ablaufen. Man gießt dann
                              									neuerdings auf das Material verdünnte Schwefelsäure, mit
                              									Mutterlauge vermischt, erhitzt auf den erforderlichen Grad und
                              									kann nach 20-24 Stunden die Auflösung wieder ablaufen
                              									lassen. Dieses Verfahren wird sechs- bis siebenmal wiederholt, wo dann das Material so von Thonerde erschöpft
                              									ist, daß es keine Berücksichtigung mehr verdient. Soll die
                              									schwefelsaure Thonerde als solche in festem Zustand in den
                              									Handel gebracht werden, so hat man vorzüglich darauf zu achten,
                              									daß die Auflösungen ganz neutral sind, wie man sie namentlich
                              									bei der ersten und zweiten Digestion des Materials mit Wasser
                              									und bloßer Säure erhält.
                           Will man Alaun erzeugen, so bringt man die erforderliche Menge
                              									schwefelsaures Kali oder Ammoniak in aufgelöstem Zustand mit der
                              									erhaltenen Auflösung von schwefelsaurer Thonerde zusammen oder
                              									man wendet jene Salze in festem Zustande an und läßt sie in der
                              									noch heißen Thonerde-Auflösung zergehen.