| Titel: | Ueber die chemische Zusammensetzung der Weine des Departements der obern Garonne; von Dr. Filhol, Professor der Chemie zu Toulouse. | 
| Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. LXII., S. 288 | 
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                        LXII.
                        Ueber die chemische
                           								Zusammensetzung der Weine des Departements der obern Garonne; von
                           								Dr. Filhol, Professor der Chemie zu
                           								Toulouse.
                        Aus dem Journal de Chimie médicale, April 1846, S.
                              								351.
                        Filhol, über die chemische Zusammensetzung der
                           								Weine.
                        
                     
                        
                           Die vorliegende Arbeit wird ungeachtet meiner Bemühungen in
                              									wissenschaftlicher Hinsicht noch manches zu wünschen übrig
                              									lassen, vom 
                              									praktischen Gesichtspunkt aus dürfte
                              									sie aber ihrem Zweck entsprechen. Bei jedem Bestandtheil des
                              									Weins, zu dessen quantitativer Bestimmung man bis jetzt kein
                              									bewährtes analytisches Verfahren hat, das, wenn auch zu keinem
                              									absolut richtigen, doch befriedigenden Resultate führt,
                              									unterließ ich die quantitative Bestimmung, weil ich es für
                              									besser halte, keine Zahlen zu geben, als unsichere Resultate,
                              									welche durch spätere Analysen nach bessern Methoden leicht
                              									wieder ungültig werden könnten; dieß geschah hinsichtlich des
                              									gelben und blauen Farbstoffs, des Gerbestoffs, der Aepfelsäure
                              									und der Substanz, welcher die Weine ihr Bouquet (ihre Blume)
                              									verdanken. Ich werde im Laufe dieser Arbeit die Vorzüge und
                              									Mängel der gewöhnlichen Verfahrungsweisen, um die verschiedenen
                              									Bestandtheile des Weins qualitativ und quantitativ zu ermitteln,
                              									deren ich mich in Ermangelung besserer bediente, erörtern.
                              									Uebrigens sind die Irrthümer, zu welchen sie führen können,
                              									nicht so groß, daß uns dieß beunruhigen dürfte, um so weniger in
                              									vorliegendem Falle, wo die Analysen, wenn sie auch bei
                              									Vergleichen zur Norm dienen sollen, doch in ihren Resultaten
                              									nicht als unwandelbar gelten können, weil ein Wein von ein und
                              									derselben Lage in zwei verschiedenen Jahrgängen solche
                              									Abweichungen darbieten kann, daß der Unterschied von einem Jahre
                              									zum andern mehr beträgt, als der durch das analytische Verfahren
                              									entstandene Fehler.
                           Die chemische Zusammensetzung der Weine ist unstreitig in jedem
                              									Jahr etwas abweichend; manchmal aber ist sie es mehr als
                              									gewöhnlich; so findet man z.B. in regnerischen und kalten
                              									Jahrgängen, wo die Traube nicht zu ihrer vollen Reife kömmt,
                              									etwas weniger Alkohol; doch fand ich den Unterschied nie 1 Proc.
                              									betragend. Man kann sich sonach mit der Analyse des Weins von
                              									einer einzigen Ernte begnügen, wenn diese nicht gerade unter
                              									ausnahmsweisen Umständen statt fand.
                           Ich befolgte in der Hauptsache Lassaigne's Verfahren (polytechn. Journal Bd. XCVI S.
                                 									230), jedoch mit Modificationen, welche ich an ihrer Stelle
                              									angeben werde.
                           
                        
                           Dichtigkeit der Weine.
                           Die Dichtigkeit der Weine variirt zwischen sehr engen Gränzen.
                              									Das Maximum war bei meinen Untersuchungen 0,998, das Minimum
                              									0,991. Die von Hrn. Fauré
                              									hinsichtlich der Weine des Departements der Gironde erhaltenen
                              									Resultate weichen von den meinigen wenig ab. – Mein
                              									Verfahren die Dichtigkeit der Weine zu bestimmen, besteht darin,
                              									ein Fläschchen zuerst leer, dann mit destillirtem Wasser, und
                              									zuletzt mit Wein gefällt, zu wägen; alle meine Versuche wurden
                              									ziemlich bei gleicher Temperatur angestellt;
                              									meine Wage zeigte noch 1/4 Milligramm an und jede Wägung wurde
                              									zweimal vorgenommen.
                           Folgende Tabelle enthält die Dichtigkeit mehrerer Weine:
                           
                              
                                 Wein von
                                 Jahrgang.
                                 Dichtigkeit bei 12°
                                    											R.
                                 
                              
                                 Villandrie
                                   1841
                                           0,992
                                 
                              
                                   
                                    											deßgl.
                                   1844
                                           0,993
                                 
                              
                                 Villemur
                                     
                                    											„
                                           0,991
                                 
                              
                                 Fronton
                                     
                                    											„
                                           0,995
                                 
                              
                                 Lardène
                                     
                                    											„
                                           0,993
                                 
                              
                                 Cornebarieu
                                     
                                    											„
                                           0,994
                                 
                              
                                 Leguevin
                                     
                                    											„
                                           0,992
                                 
                              
                                 Portet
                                     
                                    											„
                                           0,995
                                 
                              
                                 Saint-Gaudens
                                     
                                    											„
                                           0,996
                                 
                              
                                   
                                    											deßgl.
                                   1842
                                           0,993
                                 
                              
                                   
                                    											deßgl.
                                     
                                    											„
                                           0,996
                                 
                              
                                   
                                    											deßgl.
                                     
                                    											„
                                           0,997
                                 
                              
                                 Martres
                                   1843
                                           0,991
                                 
                              
                                 Verfeil
                                   1844
                                           0,994
                                 
                              
                                 Grenade
                                     
                                    											„
                                           0,993
                                 
                              
                                 Levignac
                                     
                                    											„
                                           0,992
                                 
                              
                                 Avignonet
                                     
                                    											„
                                           0,992
                                 
                              
                                 Revel
                                     
                                    											„
                                           0,994
                                 
                              
                                   
                                    											deßgl.
                                     
                                    											„
                                           0,994
                                 
                              
                                   
                                    											deßgl.
                                     
                                    											„
                                           0,995
                                 
                              
                                 Merville
                                     
                                    											„
                                           0,998
                                 
                              
                                   
                                    											deßgl.
                                   1841
                                           0,996
                                 
                              
                           
                        
                           Farbe der Weine.
                           Die Weine enthalten einen gelben und einen blauen Farbstoff und
                              									ihre Farbe ist, je nachdem der eine oder andere derselben
                              									vorherrscht, verschieden. Manche Weine haben eine offenbar
                              									violette Färbung, andere eine orangerothe Farbe. Vorzüglich
                              									deutlich können diese Farben wahrgenommen werden mittelst des
                              										Collardeau'schen Colorimeters
                              									(Farbenmessers) mit doppeltem Glase, dessen ich mich zu meinen
                              									Versuchen auch bediente, indem die Resultate mit demselben
                              									verlässiger zu seyn scheinen, als diejenigen mittelst einer
                              									Lösung von Chlor oder eines unterchlorigsauren Salzes, deren
                              									Wirkung sich vielleicht nicht auf die Zerstörung des Farbstoffs
                              									beschränkt und daher zu unsichern Schlüssen führt. Die Weine, in
                              									welchen der blaue Farbstoff vorherrscht, sind seltener als
                              									diejenigen von reinrother oder etwas gelblichrother Farbe. Ich
                              									maß die Intensität der Farbe verschiedener Weine immer bei
                              									solchen von demselben Jahrgang, weil das Vergleichen zweier
                              									Weine aus verschiedenen Lagen, wovon einer älter wäre als der
                              									andere, offenbar nichts nutzen würde, indem der ältere Wein
                              									schwächer an Farbe seyn konnte, obgleich er ursprünglich stärker
                              									gefärbt war.
                           Vor der Hand erstreckten sich meine Versuche nur auf Weine vom
                              									letzten Jahrgang.
                           Der Wein, welcher mir als vergleichende Einheit diente, war von
                              									Villandrie (von dem Gute des Hrn. Hofraths Cazès zu Toulouse). Besser wäre es allerdings,
                              									sich auf eine unwandelbare Einheit beziehen zu können, die z.B.
                              									durch Auflösen einer bestimmten Menge eines rothen Farbstoffs in
                              									einer gewissen Menge Wassers gegeben würde; man könnte damit die
                              									Weine aller Lagen unter einander vergleichen. Ich behalte mir
                              									dieß mit Anwendung des Farbstoffs vom Wein selbst zur Bereitung
                              									der Normalflüssigkeit vor. Aus dem nachfolgenden Verzeichniß
                              									wird man ersehen, daß die Intensität der Färbung des Weins
                              									innerhalb sehr ausgedehnter Gränzen variirt.
                           Tabelle über die Intensitäten der Färbung
                                 										der Weine vom J. 1844.
                           
                              
                                 Villandrie
                                 1
                                     
                                    											Grenade
                                 0,71
                                 
                              
                                 Villemur
                                 1,02
                                     
                                    											Portet
                                 0,70
                                 
                              
                                 Lardène
                                 1,01
                                     
                                    											Montastruc
                                 0,64
                                 
                              
                                 Fronton
                                 1
                                     
                                    											Blagnac
                                 0,63
                                 
                              
                                 Levignac
                                 0,87
                                     
                                    											Leguevin
                                 0,60
                                 
                              
                                 Sugnaux
                                 0,77
                                     
                                    											Revel
                                 0,56
                                 
                              
                                   
                                    											Ders.
                                 0,38
                                     
                                    											Caraman
                                 0,23
                                 
                              
                                   
                                    											Ders.
                                 0,38
                                     
                                    											Villefranche
                                 0,21
                                 
                              
                                 Verfeil
                                 0,37
                                     
                                    											Vieille-Toulouse
                                 0,21
                                 
                              
                                 Carbone
                                 0,31
                                     
                                    											Saint-Gaudens
                                 0,21
                                 
                              
                                 Avignonet
                                 0,28
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                        
                           Untersuchung des Farbstoffs.
                           Es wurden schon mehrere Methoden angegeben, um den Farbstoff der
                              									natürlichen Weine von den ihnen etwa betrüglicherweise
                              									zugesetzten Färbestoffen zu unterscheiden; jedes dieser
                              									Verfahren hat seinen positiven Nutzen und ihre gemeinschaftliche
                              									Anwendung dürfte wohl genügen, um dem Vorhandenseyn eines
                              									fremden Farbstoffs in einem Weine stets auf die Spur zu kommen.
                              									Doch kann ich nicht umhin, ein neues anzugeben, dessen ich mich
                              									oft mit Vortheil bediente und welches, in Verbindung mit den
                              									schon bekannten, von Nutzen seyn kann.
                           Schüttet man in irgend einen natürlichen Wein etwas Ammoniak, (so
                              									viel jedoch, daß nach dem Vermischen der Ammoniak-Geruch
                              									erkenntlich ist), setzt hierauf einige Tropfen einer
                              									concentrirten Auflösung von schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak
                              									zu und bringt dann alles auf ein Filter,
                              									so besitzt die durchlaufende Flüssigkeit eine grüne Farbe ohne
                              									Beimischung von Blau oder Roth. Enthielte der Wein einen
                              									fremdartigen Farbstoff, so besäße die filtrirte Flüssigkeit eine
                              									deutlich hervortretende Nüance von Blau, Roth oder Violett.
                           Dieses Verfahren läßt jedoch die Natur des zugesetzten Farbstoffs
                              									nicht erkennen, welche erst durch die gewöhnlichen Mittel
                              									ermittelt werden muß. Die Farbstoffe, womit ich Versuche
                              									anstellte und die ich meinen Weinen absichtlich zusetzte, waren
                              									der Saft der Maulbeeren, Attichbeeren, Hollunderbeeren,
                              									Hartriegelbeeren, Lackmusfarbe, Aufguß von Campecheholz,
                              									Brasilien- (Fernambuk-) Holz und
                              									Feldmohnblüthen.
                           
                        
                           Bestimmung des Alkohols.
                           Hiezu bediente ich mich der Gay-Lussac'schen Destillirgeräthschaft und
                              									seines Alkoholometers. Die Bestimmung geschah immer bei
                              									12° R. oder wurde durch Berechnung auf diese Temperatur
                              									reducirt. Im Vorbeigehen muß ich einer Quelle für freilich sehr
                              									kleine Irrthümer bei diesem Verfahren erwähnen, die ich nicht
                              									vermeiden konnte. Das Gay-Lussac'sche Verfahren besteht bekanntlich
                              									darin, in die durch Destillation des Weins erhaltene Flüssigkeit
                              									einen Alkoholometer zu senken, welcher je nachdem sie mehr oder
                              									weniger Alkohol enthält, mehr oder weniger tief einsinkt. Da nun
                              									aber der Alkoholometer mittelst Mischungen von destillirtem
                              									Wasser und reinem Alkohol graduirt wurde, so sind seine Angaben
                              									zwar richtig, wenn er in eine nur Wasser und Alkohol enthaltende
                              									Flüssigkeit gesenkt wird; allein wenn man dieses Instrument in
                              									das Product der Destillation des Weins bringt, so setzt man es
                              									in eine Mischung von Wasser, Alkohol und Essigsäure. Man kann
                              									sich von dem oft bedeutenden Säuregehalt dieser Flüssigkeit
                              									leicht überzeugen. Das Destillations-Product eines Liters
                              									Wein würde nach dem Mittel von 30 Versuchen 0, 4 Gramme
                              									wasserfreien kohlensauren Natrons sättigen. Ich stellte mit dem
                              									Destillationsproducte mehrerer Weinproben und Bleioxyd eine
                              									kleine Menge krystallisirten essigsauren Bleies dar. Die
                              									Essigsäure muß aber nothwendig die Dichtigkeit des Gemisches
                              									etwas verändern und die Angaben des Alkoholometers sind daher
                              									nicht mehr absolut richtig. – Ich versuchte mehreremale
                              									den Wein erst, nachdem ich ihn mit Kali oder Natron gesättigt
                              									hatte, zu destilliren; allein dieses geht nicht an; der
                              									neutralisirte Wein destillirt nicht so leicht über, wird zäher
                              									und bildet einen Schaum, welcher in die Höhe steigt und die
                              									Flüssigkeit leicht in die Vorlage überführt. Durch große
                              									Vorsicht gelang es mir zwar, den zuvor gesättigten Wein zu
                              									destilliren; ich fand aber zwischen den Resultaten nach diesem
                              									Verfahren und denjenigen nach der gewöhnlichen
                              									Methode einen so geringen Unterschied, daß ich bei der letztern
                              									bleiben zu müssen glaubte.
                           Die alkoholreichsten Weine des Depart. der obern Garonne
                              									enthalten 12,58 Proc. wasserfreien Alkohol; die ärmsten 7,60
                              									Proc., und zwar enthalten diejenigen aus der Umgegend von
                              									Villefranche dieses Minimum; doch muß ich bemerken, daß
                              									letzteres Arrondissement nur sehr wenig Wein in den Handel
                              									liefert, die von Toulouse und Muret hingegen am meisten.
                           
                        
                           Tabelle des Alkoholgehalts von 34
                                 										Weinproben aus dem Depart. der obern Garonne.
                           Arrondissement von Toulouse.
                           
                              
                                 Wein von
                                 Jahrgang.
                                 Alkohol bei 12° R.
                                     
                                    											Wein von
                                 Jahrgang.
                                 Alkohol bei 12° R.
                                 
                              
                                 Villandrie
                                   1842
                                         12,58
                                      Villemur
                                   1844
                                         12,35
                                 
                              
                                   ebend.
                                   1844
                                         11,10
                                      Grenade
                                     
                                    											„
                                         10,33
                                 
                              
                                 Fronton, rother
                                   1842
                                         12,03
                                       
                                    											ebend.
                                     
                                    											„
                                         10,37
                                 
                              
                                   ebend.
                                    											weißer
                                     
                                    											„
                                         11,25
                                      Merville
                                   1841
                                         10,
                                    											60
                                 
                              
                                   ebend.
                                   1844
                                         10,65
                                       
                                    											ebend.
                                   1844
                                           9,46
                                 
                              
                                 Saint-Paul
                                     
                                    											„
                                         10,30
                                      Cornebarieu
                                     
                                    											„
                                         10
                                 
                              
                                 Levignac
                                     
                                    											„
                                         10,33
                                      Lardène
                                     
                                    											„
                                           8,80
                                 
                              
                                 Montastruc
                                     
                                    											„
                                         10,10
                                       
                                    											ebend.
                                     
                                    											„
                                           8,66
                                 
                              
                                 Verfeil
                                     
                                    											„
                                           9,13
                                      Blagnac
                                     
                                    											„
                                           9,50
                                 
                              
                                 Vieille-Toulouse
                                     
                                    											„
                                           8,14
                                      Leguevin
                                     
                                    											„
                                         10,66
                                 
                              
                                 Portet
                                   1843
                                         10
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Arrondissement von Muret.
                           
                              
                                 Wein von
                                 Jahrgang.
                                 Alkohol bei 12° R.
                                 
                              
                                 Martres
                                   1843
                                         11,16
                                 
                              
                                 Carbone
                                   1844
                                           8,70
                                 
                              
                                   ebend.
                                     
                                    											„
                                         10,25
                                 
                              
                           Arrondissement von
                                 										Saint-Gaudens.
                           
                              
                                 Wein von
                                 Jahrgang.
                                 Alkohol bei 12° R.
                                     
                                    											Wein von
                                 Jahrgang.
                                 Alkohol bei 12° R.
                                 
                              
                                 Saint-Gaudens
                                   1842
                                         10,10
                                     
                                    											Saint-Gaudens
                                   1842
                                         8,66
                                 
                              
                                   ebend.
                                     
                                    											„
                                         10
                                       
                                    											ebend.
                                     
                                    											„
                                         8,60
                                 
                              
                           Arrondissement von Villefranche.
                           
                              
                                 Wein von
                                 Jahrgang.
                                 Alkohol bei 12° R.
                                     
                                    											Wein von
                                 Jahrgang.
                                 Alkohol bei 12° R.
                                 
                              
                                 Caramon
                                   1844
                                           8,50
                                     
                                    											Revel
                                   1844
                                         8,63
                                 
                              
                                 Villefranche
                                     
                                    											„
                                           7,60
                                       
                                    											ebend.
                                     
                                    											„
                                         8,35
                                 
                              
                                 Avignonet
                                   1833
                                         10,34
                                       
                                    											ebend.
                                     
                                    											„
                                         8,25
                                 
                              
                           Im Mittel beträgt also der Alkoholgehalt dieser Weine 10 Proc.
                              									und das Arrondissement Toulouse liefert die edelsten.
                           
                        
                           
                           Bestimmung des
                                 									Weinsteingehalts.
                           Der Weinsteingehalt jedes Weins wurde auf die gewöhnliche Weise
                              									bestimmt; 500 Gramme Wein wurden bis zur
                              									Extract-Consistenz abgedampft, das Extract mit Alkohol
                              									von 80 Volumsprocenten ausgewaschen und der unauflösliche
                              									Rückstand im Platintiegelchen eingeäschert; die mit siedendem
                              									Wasser erschöpfte Asche gab eine Auflösung, welche filtrirt und
                              									mit verdünnter Salpetersäure gesättigt wurde. Die Säure wurde
                              									aus einem in Kubikcentimeter abgetheilten Cylindergläschen
                              									zugegossen; die Anzahl der zur Sättigung erforderlichen
                              									Kubikcentimeter Flüssigkeit diente zur Berechnung der Quantität
                              									des Weinsteins; jeder Kubikcentimeter nämlich repräsentirte 83
                              									Milligramme krystallisirten Weinsteins. Die Sättigungscapacität
                              									der sauren Flüssigkeit wurde auf folgende Weise bestimmt: 5
                              									Gramme sehr reinen krystallisirten Weinsteins wurden in einem
                              									Platintiegel eingeäschert und die im Wasser aufgelöste Asche mit
                              									verdünnter Säure gesättigt; da die alkalische Lösung zu ihrer
                              									Sättigung 60 Kubikcentimeter saurer Flüssigkeit bedurfte, so
                              									folgt daraus, daß ein Gramm Weinstein davon 12 erforderte und
                              									daß jeder Kubikcentimeter Flüssigkeit 1/12 oder 0,083 Gramm
                              									Weinstein entsprach.
                           
                        
                           Bestimmung der übrigen salzigen
                                 										Bestandtheile. – In Wasser auflösliche
                                 									Salze.
                           Die zur Bestimmung des Weinsteingehalts verwendete Auflösung
                              									enthielt auch die in Alkohol unauflöslichen, im Wasser aber
                              									auflöslichen Salze; mit einem kleinen Ueberschuß von
                              									Salpetersäure verseht, wurde sie mit salpetersaurem Baryt
                              									vermischt; der entstandene weiße Niederschlag, ausgewaschen,
                              									getrocknet und sorgfältig gewogen, diente zur Bestimmung der
                              									auflöslichen schwefelsauren Salze. Der in der Flüssigkeit
                              									enthaltene Baryt-Ueberschuß wurde mittelst verdünnter
                              									Schwefelsäure gefällt. Die wiederholt filtrirte Flüssigkeit gab
                              									mit Ammoniak einen schwachen Niederschlag von phosphorsaurem
                              									Kalk, welcher auf einem Filter gesammelt und mit dem unten
                              									erwähnten vereinigt wurde.
                           Bei allen meinen Analysen fand ich etwas phosphorsauren Kalk
                              									unter den in Wasser auflöslichen Bestandtheilen. Ob er sich
                              									durch Vermittlung des kohlensauren Kali's auflöst, vermag ich
                              									nicht zu behaupten. Jedenfalls ist der Gehalt an phosphorsauren
                              									Salzen, da der phosphorsaure Kalk unter den auflöslichen Salzen
                              									bisher nie angegeben wurde, in den meisten Weinanalysen
                              									wahrscheinlich etwas zu gering angegeben; doch ist dieser Fehler
                              									von keinem Belang.
                           
                           Die durch Filtriren vom phosphorsauren Kalk abgetrennte
                              									Flüssigkeit wurde zur Trockne abgedampft; der Rückstand, im
                              									vorher taxirten Platintiegel bis zum Rothglühen erhitzt, gab mir
                              									das Gewicht des schwefelsauren Kali's; da man das Gewicht der
                              									Schwefelsäure schon kannte, so controlirten sich diese beiden
                              									Versuche gegenseitig.
                           
                        
                           In Alkohol auflösliche Salze.
                           Der vom Alkohol aufgelöste Antheil des Weinextracts wurde
                              									eingeäschert, die Asche in Wasser aufgelöst und die Flüssigkeit
                              									nach dem Filtriren mit salpetersaurem Silber versetzt. Der mit
                              									verdünnter Salpetersäure und dann mit reinem Wasser
                              									ausgewaschene Niederschlag, sorgfältig gesammelt, gab das
                              									Gewicht des Chlors. Der abfiltrirten Flüssigkeit wurde etwas
                              									Salzsäure behufs der Zersetzung des überschüssigen
                              									salpetersauren Silbers zugesetzt; vom gefällten Chlorsilber
                              									abfiltrirt, wurde sie zur Trockne abgedampft und der Rückstand
                              									geglüht; nach dem Erkalten wieder in Wasser aufgelöst, gab er
                              									eine kleine Menge eines unauflöslichen weißen Pulvers, welches
                              									leicht als Magnesia zu erkennen war. Der auflösliche Theil
                              									enthielt Chlorkalium, etwas Chlornatrium und beinahe immer auch
                              									etwas Chlorcalcium. Das Chlormagnesium und Chlorcalcium fanden
                              									sich immer in so kleinen Mengen vor, daß ich ihre quantitative
                              									Bestimmung unterließ.
                           
                        
                           In Alkohol und Wasser unauflösliche
                                 										Salze.
                           Die Ueberchlorsäure diente mir zur Bestimmung des Kali's und
                              									folglich auch des Chlorkaliums. Der in Wasser unauflösliche
                              									Rückstand der Asche, welche zur Bestimmung des Weinsteins
                              									gedient hatte, wurde sodann mit kochender verdünnter
                              									Salpetersäure behandelt und der filtrirten Auflösung ein
                              									Ueberschuß von Ammoniak zugesetzt, wo sie dann einen
                              									gallertartigen, weißen oder gelblichen Niederschlag gab, der aus
                              									phosphorsaurem Kalk, einer kleinen Menge Thonerde und zuweilen
                              									auch etwas Eisenoxyd bestund, welche auf bekannte Weise
                              									quantitativ bestimmt wurden.
                           So oft ich diesen Niederschlag durch Ammoniak erzeugte, legte
                              									sich an den Wänden des Glases ein Niederschlag an, welcher allem
                              									Anschein nach phosphorsaure Ammoniak-Magnesia war, wonach
                              									die Weine auch phosphorsaure Magnesia, jedoch nur in sehr
                              									geringer Menge, enthalten.
                           
                           Die von dem gallertartigen Niederschlag getrennte Flüssigkeit,
                              									mit dem obenerwähnten Waschwasser vereinigt, wurde mit
                              									Salpetersäure gesättigt und mit Chlorbaryum gefällt und auf
                              									diese Weise die vom schwefelsauren Kalk herrührende
                              									Schwefelsäure bestimmt. Einige Weine gaben hiebei nur
                              									unbedeutende Niederschläge, andere wieder große.
                           Die vom überflüssigen Baryt durch Zusatz von Schwefelsäure
                              									befreite Flüssigkeit wurde concentrirt, mit Ammoniak gesättigt
                              									und mittelst oxalsauren Ammoniaks ihr Kalkgehalt bestimmt. Da
                              									sich immer etwas mehr Kalk ergab, als zur Sättigung der
                              									gefundenen Schwefelsäure erforderlich gewesen wäre, so wurde
                              									dieser Ueberschuß als von etwas zersetztem weinsteinsaurem Kalk
                              									herrührend betrachtet.
                           Die in den Weinen der obern Garonne gefundenen Salze waren
                              									folglich:
                           die weinsteinsauren Salze von Kali, Kalk, Thonerde und
                              									Eisenoxyd;
                           Chlorkalium, -Natrium, -Calcium und
                              									-Magnesium;
                           schwefelsaures Kali und schwefelsaurer Kalk;
                           phosphorsaurer Kalk, phosphorsaure Thonerde und phosphorsaure
                              									Magnesia.
                           Folgende Tabelle gibt die Quantitäten eines jeden dieser Salze
                              									an, welche ich in allen Weinen fand.Zu bedauern ist, bemerkt die Redaction des Journal de Chimie
                                       												médicale, daß Hr. Filhol nicht auch den in den Weinen
                                    											enthaltenen Extractivstoff quantitativ bestimmte, daher
                                    											auch die Menge des in den unverfälschten Weinen
                                    											enthaltenen Wassers unbekannt blieb.
                              								
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 101, S. 296
                              Wein von;
                                 										Jahrgang; Weinsteinsaures Kali; Weinsteinsaurer Kalk;
                                 										Weinsteinsaure Thonerde; Weinsteinsaures Eisen; Chlorkalium;
                                 										Chlornatrium; Chlorcalcium; Chlormagnesium; Schwefelsaures
                                 										Kali; Schwefelsaurer Kalk; Phosphorsaurer Kalk;
                                 										Phosphorsaure Magnesia; Villandrie; ebend.; Fronton;
                                 										Villemur; Grenade; Merville; ebend.; Saint-Paul;
                                 										Lévignac; Mantastruc; Verfeil;
                                 										Vieille-Toulouse; Portet; ebend.; Cornebarieu;
                                 										Lardène; Cugnaux; Blagnac; Leguevin; Martres;
                                 										Carbone; Saint-Gaudens; ebend.; Caraman;
                                 										Villefranche; Avignonet
                              
                           
                           Ich weiß wohl, was die von mir befolgte analytische Methode zu
                              									wünschen übrig läßt; es werden durch dieselbe weder die
                              									äpfelsauren noch die essigsauren Salze, welche in den Weinen
                              									enthalten seyn können, bestimmt. Wenn man den Wein zur
                              									Extract-Consistenz abgedampft und den Rückstand mit
                              									Alkohol von 80 Proc. ausgezogen hat (siehe die Bestimmung des
                              									Weinsteingehalts), so liefert das alkoholische Extract nach dem
                              									Einäschern eine manchmal sehr alkalische Asche, in Folge der
                              									Zersetzung von Salzen mit organischen Säuren, welche der Alkohol
                              									aufgelöst hatte. Die essigsauren Salze bilden wahrscheinlich den
                              									größten Theil derselben.
                           Ein anderer Fehler dieses Verfahrens ist, daß es nicht gestattet,
                              									das Gewicht der phosphorsauren Thonerde anzugeben, welche doch
                              									in kleiner Menge in beinahe allen Weinen der obern Garonne
                              									vorhanden ist. Wenn man den aus phosphorsaurem Kalk,
                              									phosphorsaurer Thonerde und phosphorsaurem Eisenoxyd bestehenden
                              									gallertartigen Niederschlag mit Aetzkalilösung behandelt, so
                              									löst diese die freie und die phosphorsaure Thonerde auf; die
                              									Quantitäten beider aber sind so gering und das Verfahren zu
                              									ihrer Bestimmung ist so schwierig, daß ich, keine genauen
                              									Resultate erwartend, ihre Trennung unterließ. Wahrscheinlich ist
                              									also die in einigen Weinen gefundene Quantität weinsteinsaurer
                              									Thonerde, jedoch nur um ein unbedeutendes, zu groß.