| Titel: | Ueber die Analyse des Schießpulvers; von Marchand. | 
| Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. LXXVIII., S. 368 | 
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                        LXXVIII.
                        Ueber die Analyse des
                           								Schießpulvers; von Marchand.
                        Aus dem Journal für praktische
                                 								Chemie, 1846 Nr. 22.
                        Mit Abbildungen auf Tab. V.
                        (Beschluß der im polytechn.
                           								Journal Bd. XCIII S. 288 enthaltenen Abhandlung.)
                        Marchand, über die Analyse des
                           								Schießpulvers.
                        
                     
                        
                           In dem ersten Theil dieser Abhandlung habe ich die Methoden
                              									untersucht, welche von den verschiedenen Chemikern vorgeschlagen
                              									worden sind, die Zusammensetzung des Schießpulvers zu ermitteln.
                              									Ich habe gesucht, die Mängel der einzelnen Verfahrungsarten, wo
                              									ich vergleichen wahrzunehmen glaubte, nachzuweisen, und will nun
                              									die zweckmäßig erscheinenden Vorschriften praktisch prüfen und
                              									daraus eine Vorschrift für die Analyse des Schießpulvers
                              									zusammenstellen, welche den Anforderungen entspricht, mit
                              									möglichst großer Genauigkeit, in kürzester Zeit und mit
                              									geringster Schwierigkeit die Zusammensetzung des Pulvers zu
                              									ermitteln.
                           
                        
                           I. Bestimmung des
                                 										Wassergehalts.
                           Aus den von mir angestellten Versuchen ergibt sich, daß die
                              									Pulverkohle im Zustand der höchsten Feuchtigkeit, und bei
                              									größter Vertheilung, im Vacuum über Schwefelsäure vollkommen
                              									ausgetrocknet werden könne. (A. a. O. S. 296.)
                           Mit demselben Erfolg kann man sich eines vollkommen trocknen
                              									Luftstroms bedienen, den man durch eine mit dem Schießpulver
                              									angefüllte Röhre mehrere Stunden lang leitet. Dieses Verfahren
                              									ist unbequem; einfacher ist es, den mit dem Pulver gefüllten
                              									Tiegel in einen Trockenapparat zu bringen, wie er sonst schon
                              									öfter angewendet ist, aus einer weithalsigen Flasche bestehend,
                              									an deren Stöpsel man ein Gehänge angebracht hat, in welches das
                              									Gefäß gesetzt wird. Der Boden der Flasche wird mit concentrirter
                              									Schwefelsäure übergossen, welche man noch an den Wänden
                              									derselben umherschwenkt. In einer solchen völlig trocknen
                              									Atmosphäre trocknet das Pulver sehr schnell und
                              										vollständig.Unter einer Glocke, welche eine mit Schwefelsäure
                                    											gefüllte Schale bedeckt, ist die Atmosphäre meist nicht
                                    											so trocken, daher die Exficcation nicht so
                                    											vollständig.
                              								
                           1) 5,612 Gramme SchießpulverZu diesem, wie zu allen folgenden Versuchen wurde eine
                                    											und dieselbe Pulversorte, in Halle käufliches
                                    											sogenanntes Berner Jagdpulver angewendet. verloren in der Trockenflasche nach 24
                              									Stunden an Gewicht 0,063 Gramme. Nach drei Tagen war das Gewicht
                              									nicht weiter unter 5,549 gesunken: dieß beträgt 1,13 Proc.
                              									Feuchtigkeit.
                           2) 4,961 Gramme lufttrocknes Pulver verloren im Vacuum über
                              									Schwefelsäure nach drei Tagen 0,055 Gramme Feuchtigkeit; darauf
                              									sank das Gewicht nicht weiter; dieß beträgt 1,10 Proc.
                              									Wasser.
                           In Ermangelung einer Luftpumpe kann man sich daher sehr gut der
                              									Trockenflasche bedienen.
                           Am zweckmäßigsten verfährt man, wenn man das zu untersuchende
                              									Pulver in eine eingeschliffene Stöpselflasche bringt und
                              									dasselbe lufttrocken zu den Analysen benutzt. Die Zeit über,
                              									welche zu der chemischen Untersuchung erfordert wird, läßt man
                              									die zu trocknende Pulverprobe in der Flasche und berechnet
                              									sodann die gewonnenen Resultate auf die trockne Masse.2 Gramme ausgeglühter Pulverkohle wurden mit Wasser
                                    											befeuchtet und in die Trockenflasche gebracht. Nach drei
                                    											Tagen hatte das Gewicht sich wieder auf 2,001 Gramme
                                    											vermindert.
                              								
                           
                        
                           II. Bestimmung des
                                 										Salpeters.
                           Um den Salpeter mit Schnelligkeit und Sicherheit zu bestimmen,
                              									habe ich verschiedene Methoden angewendet. Zuerst suchte ich den
                              									Kaligehalt des Pulvers dadurch zu erfahren, daß ich das Pulver
                              									im Platintiegel mit einem Ueberschuß von Schwefelsäure
                              									vermischte und bei einer Temperatur unter 160° R.
                              									erhielt. Das salpetersaure Kali wird zersetzt, der Schwefel
                              									entweicht zum Theil und nach einigen Stunden bleibt ein
                              									Rückstand, den man scharf erhitzen kann, ohne daß er noch
                              									detonirt. Dieser wurde in saures schwefelsaures Kali und dann
                              									auf bekannte Weise in neutrales verwandelt. 100 Theile
                              									schwefelsaures Kali entsprechen 116 Th. Salpeter.
                           Zuweilen explodirte die Masse noch, wenn schon alles
                              									salpetersaure Salz zersetzt zu seyn schien, und wenn es mir auch
                              									einigemal glückte, den Versuch ohne Unfall durchzuführen, so
                              									kann ich diese Methode doch auf keine Weise empfehlen.
                           Nicht viel besser war das Resultat, als ich dem Pulver eine
                              									acht- bis zehnfache Menge Salmiak zumischte, glühte und
                              									den Rückstand in schwefelsaures Kali verwandelte. Die Verluste,
                              									welche hiebei unvermeidlich eintreten, sind zu groß, um selbst
                              									bei einer sehr sorgfältigen Ausführung ein gutes Resultat zu
                              									gestatten.
                           Bei folgenden zwei Methoden bin ich stehen geblieben.
                           
                              
                              1) Auslaugen und
                                    											Eindampfen des Salpeters.
                              Diese Methode, dem Schießpulver durch Auswaschen zuerst den
                                 										Salpeter zu entziehen, ist die fast allgemein befolgte, und
                                 										es sind nur wenige Worte, welche ich hier anzuführen
                                 										habe.
                              Das unzerriebene Pulver, 5–6 Gramme, wird in einem
                                 										Becherglas mit heißem Wasser übergossen und häufig
                                 										umgerührt.
                              Nach einer Stunde filtrirt man die Lösung durch ein bei
                                 										80° R. oder in der Trockenflasche getrocknetes und
                                 										gewogenes, 5 Zoll im Durchmesser haltendes Filter. Der
                                 										Rückstand wird im Becherglase noch einigemal mit heißem
                                 										Wasser übergossen und zuletzt mit auf das Filter gebracht,
                                 										wo er vollständig ausgesüßt wird.
                              Während des Auswaschens wird die Lösung schon eingedampft,
                                 										und zwar am besten auf dem Wasserbad. Sind alle Waschwässer
                                 										vereinigt und eingedampft, so schmilzt man den Salpeter in
                                 										der Schale, während man diese, um Verlust durch Spritzen zu
                                 										verhüten, mit einer Glasplatte bedeckt hält. Die Schalen,
                                 										welche die Porzellanfabriken zu Meißen, Berlin,
                                 										Sèvres herstellen, sind leicht und hinreichend groß,
                                 										um hiezu angewendet werden zu können. Man wählt sie vom
                                 										Gewicht zu 60 Grammen; diese sind 3 1/2 Zoll breit und 3/4
                                 										Zoll tief und fassen etwa 60 Gramme Wasser; sie sind dann
                                 										nicht zu schwer für die gewöhnlichen feinen chemischen
                                 										Wagen.
                              Der auf dem Filter gesammelte Rückstand von Schwefel und
                                 										Kohle kann zur Controle in die Trockenflasche gebracht und
                                 										nach einigen Tagen gewogen werden. Nach 24 Stunden wird die
                                 										Wägung wiederholt und dadurch die Trockenheit der Substanz
                                 										nachgewiesen, wenn das Gewicht sich nicht geändert hat.
                              3) 4,906 Gramme trocknes Pulver gaben 3,879 Gramme Salpeter
                                 										– 79,06 Proc.
                              Der Rückstand von Kohle und Schwefel wog 1,032 Gramme = 21,03
                                 										Proc.
                              Der Ueberschuß von 1/10 Proc. ist ein zu übersehender
                                 										Beobachtungsfehler.
                              Die Extraction des Salpeters auf die angegebene Weise
                                 										erfordert immer eine ziemlich lange Zeit; man kann die
                                 										Operation sehr abkürzen, wenn man das Pulver in einen
                                 										Deplacirungsapparat bringt. Eine Röhre von der Form Fig.
                                    											34, nämlich 7–8 Zoll lang und 5/4 Zoll
                                 										breit, ist unten in der Kugel mit ein wenig Asbest
                                 										verstopft; 5–6 Gramme Pulver werden darein geschüttet
                                 										und mit heißem Wasser übergossen. Durch einen gut
                                 										schließenden Kork bringt man auf die Röhre eine drei Fuß lange zweite Röhre, welche man mit Wasser anfüllt. Das
                                 										Auswaschen geht dadurch so schnell von statten, daß die
                                 										ganze Operation mit dem Eindampfen des Salpeters in drei
                                 										Stunden vollendet ist. Hat man den Asbest hinreichend dicht
                                 										eingelegt, so geht keine Kohle mit hindurch; liegt er zu
                                 										dicht, so fließt die Lösung zu langsam ab; man erneuet
                                 										sodann am besten den Apparat mit der Füllung. Nach einiger
                                 										Uebung schon trifft man das richtige Maaß.
                              Will man das Gewicht des Rückstands bestimmen, so legt man
                                 										die Röhre horizontal und verbreitet durch gelindes Klopfen
                                 										ihren Inhalt auf die eine Fläche der Röhre, so daß ein
                                 										Luftstrom hindurch geleitet werden kann, ohne etwas mit sich
                                 										fortzureißen. Ein trockner Luftstrom, durch einen Aspirator
                                 										erregt, welcher Tage lang hindurch geht, und zuletzt ein
                                 										längeres Verweilen im Vacuum über Schwefelsäure trocknet die
                                 										Masse vollständig aus.
                              4) 5,549 Gramme trocknes Pulver gaben auf diese Weise 4,400
                                 										Gramme Salpeter oder 79,29 Proc.
                              5) 4,053 Gramme lufttrocknes Pulver gaben 3,172 Gramme
                                 										Salpeter; von trocknem Pulver also (4,009) = 79,12 Proc.
                              6) 5,851 Gramme lufttrocknes Pulver gaben 4,576 Gramme
                                 										Salpeter, vom trocknen (5,787) = 79,07 Proc.
                              
                           
                              2) Bestimmung
                                    											des Stickstoffs im Schießpulver.
                              Die Bestimmung des Stickstoffgehalts im Pulver kann mit einer
                                 										so großen Schnelligkeit und Genauigkeit ausgeführt werden,
                                 										daß sie für die Personen, welche im Besitz des
                                 										erforderlichen Apparats sind, vor dem Aussüßen den Vorzug
                                 										verdienen kann.
                              Das Verfahren, den Stickstoff in den organischen Verbindungen
                                 										quantitativ zu bestimmen, ist von Erdmann und mir früher ausführlich beschrieben
                                 											worden.Journal für prakt. Chemie Bd. XIV S. 206 und Bd.
                                       												XXXVII S. 146. Mit Hülfe des von uns angewendeten Apparats, einer
                                 										gut evacuirenden Luftpumpe, einer hinreichenden Menge
                                 										kohlensauren Bleioxyds und Anwendung einer frisch
                                 										bereiteten, erst vorher gekochten (von Luft befreiten)
                                 										Kalilauge erhält man ganz genaue Resultate, die auf keine
                                 										andere Weise eben so schnell und bequem erreicht werden
                                 										können.
                              Eine kleine Abänderung an dem gewöhnlich benutzten Apparat
                                 											Fig.
                                    											35 macht ihn bedeutend bequemer. Man kann den Kork
                                 											b an der Verbrennungsröhre
                                 										mit einer 3–4 Zoll langen Glasröhre versehen und mittelst Kautschukverbindung diese an den
                                 										Messingapparat anbringen.
                              Auf diese Weise kann man die Verbrennungsröhre leicht
                                 										versiegeln und nachher aufklopfen. Ferner ist eine große
                                 										Unbequemlichkeit, den Quecksilberapparat auf die Erde zu
                                 										stellen, um das 30 Zoll lange Glasrohr anwenden zu können.
                                 										Diesem Uebelstand begegnet man durch die Anwendung einer
                                 										zuerst aufsteigenden und sodann 30 Zoll hinabsteigenden
                                 										Glasröhre Fig.
                                    											36. Beide Schenkel sind durch Korkstückchen mit
                                 										einander verbunden und erhalten auf diese Weise vollkommene
                                 										Festigkeit. Die Quecksilberwanne wird nun unmittelbar neben
                                 										den Verbrennungstisch gestellt. Am Glockenhalter wird ein
                                 										Arm angebracht, welcher das beim Auspumpen mit Quecksilber
                                 										gefüllte Rohr vor dem Umfallen schützt.
                              Beim Auspumpen steigt das Quecksilber in den hinabsteigenden
                                 										Schenkel auf; ein sehr heftiges Pumpen muß vermieden werden,
                                 										um das Quecksilber nicht in die Pumpe zu schleudern. Wenn
                                 										das Rohr lang genug gewählt ist, so tritt dieß niemals
                                 										ein.
                              Der Verbrennungsofen und das Kohlenfeuer kann zweckmäßig mit
                                 										der von Erdmann und mir
                                 										beschriebenen Verbrennungslampe vertauscht werden.
                              Um zu prüfen, eine wie große Sicherheit das Verfahren
                                 										darbietet in Beziehung auf die Salpeterbestimmung, so wurde
                                 										reiner Salpeter dieser Zerlegung unterworfen.
                              
                                 
                                    Es besteht derselbe
                                       												aus
                                    KO
                                    589,9
                                    
                                 
                                    
                                    N
                                    175,0 
                                    
                                 
                                    
                                    O
                                    500,0.
                                    
                                 
                              Darnach enthalten 100 Theile 13,835 Theile Stickstoff.
                              Ein Gramm Luft nimmt bei 0° und 760 Mm. das Volumen
                                 										von 769,54 Kubikc. ein; das specifische Gewicht des
                                 										Stickstoffs ist 0,97137. Ein Gramm Stickstoff nimmt also das
                                 										Volum von 792,23 Kubikcentimeter ein; daher 0,13835 Gramme
                                 										das Volum von 109,60 Kubikcentimeter.
                              100 Kubikcentimeter Stickstoff bei 0° und 760
                                 										Millimeter entsprechen also 0,91216 Grammen Salpeter.
                              7) 1,376 Gramme Salpeter wurden mit der sechsfachen Menge
                                 										metallischen Kupfers gemengt und die Mischung in das
                                 										Verbrennungsrohr gebracht, dessen hinteres zugeschmolzenes
                                 										Ende mit kohlensaurem Bleioxyd, und dessen vorderes mit
                                 										metallischem Kupfer erfüllt wurden. Das Auspumpen wurde,
                                 										während die Kohlensäure sich reich entband, zwölfmal
                                 										wiederholt. Es wurden dabei erhalten 160 Kubikcentimeter trocknes Stickgas bei 10 1/2° R. und 752 Millimeter
                                 										B., auf 0° und 760 Mil. reducirt also 151
                                 											Kubikcentimeter.Das Gas zeigte nicht die geringste Reaction auf
                                       												Stickoxyd. Der Rechnung nach hätte man erhalten müssen 150,8
                                 										Kubikcentimeter.
                              Diese vollständige Genauigkeit zeigt hinreichend die
                                 										Anwendbarkeit der Methode.
                              Bei dem Schießpulver wurde die Bestimmung des Stickstoffs auf
                                 										eine ganz ähnliche Weise ausgeführt.
                              Das fein geriebene, vorher gewogene Pulver wurde mit dem
                                 										zwanzig- bis dreißigfachen Gewicht feinen Kupferoxyds
                                 											sehr innig gemengt und dieses
                                 										Gemenge in die Verbrennungsröhre gebracht. Die Länge
                                 										derselben beträgt 700 Millim.; davon sind 120 Millim. (circa 60 Linien) mit
                                 										kohlensaurem Bleioxyd angefüllt, darauf aber ungemengtes
                                 										Kupferoxyd, sodann die Mischung, ein wenig Kupferoxyd und
                                 										endlich gegen 300 Millim. metallisches Kupfer, am besten aus
                                 										Oxyd durch Reduction mittelst Wasserstoff gewonnen. (Siehe
                                 											Fig.
                                    											37.) Die Verbrennung dauert drei Viertelstunden.
                                 										Das Auspumpen vor Beginnen der Verbrennung wird zehn-
                                 										bis zwölfmal wiederholt.
                              8) 1,559 Gramme lufttrocknes Pulver gaben bei 11 1/2°
                                 										R. und 756 Millim. 142 Kubikcentimeter trocknes Stickgas,
                                 										entsprechend 1,225 Gr. Salpeter, oder von trocknem Pulver
                                 										79,3 Proc.
                              9) 1,868 Gramme desselben Pulvers bei 11 1/2° R. und
                                 										764 Mil. gaben 168 Kubikcentimeter trocknes Stickgas, oder
                                 										1,464 Gramme Salpeter, vom trocknen Pulver 79,2 Proc.
                              Die Uebereinstimmung ist so groß, als man sie nur irgend
                                 										wünschen kann, mit dieser und den Analysen 3, 4, 5, 6.
                              Es ist so eben angenommen worden, daß der Stickstoffgehalt
                                 										des Schießpulvers allein von dem darin enthaltenen Salpeter
                                 										herrühre: dieß ist nicht ganz richtig. Die Kohle enthält
                                 										eine gewisse Quantität davon gleichfalls. Die Menge
                                 										desselben ist sehr gering, aber sie ist wahrnehmbar. Bei
                                 										einer sorgfältigen und ausführlichen Untersuchung über die
                                 										Verkohlung des Holzes habe ich gefunden, daß der
                                 										Stickstoffgehalt dieser Substanz großentheils in der Kohle
                                 										zurückgehalten wird. Glüht man diese sehr scharf, so
                                 										entweicht Ammoniak; dieß tritt daher sehr reichlich am
                                 										Schluß einer sehr vollständigen Verkohlung ein.
                              Der Fehler, welcher hiedurch herbeigeführt wird, kann noch
                                 										nicht ein halbes Procent betragen, und somit liegt er
                                 										wahrscheinlich innerhalb der
                                 										Gränzen des Beobachtungsfehlers, der freilich durch ihn, im
                                 										Fall eines unglücklichen Zusammentreffens vergrößert werden
                                 										kann.
                              Ich habe ferner versucht, den Salpeterauszug durch
                                 										Platinchlorid mit einiger Schnelligkeit zu bestimmen;
                                 										indessen ist, auch wenn man die Gay-Lussac'sche Fällungsmethode mit der
                                 										Burette hier in einer möglichst alkoholischen Lösung
                                 										vornimmt, die Operation jedenfalls langwieriger als das
                                 										Eindampfen der Lösung, abgesehen davon, daß die
                                 										Zusammensetzung des Platinchloridkaliums nicht mit völliger
                                 										Sicherheit bekannt ist. Die Versuche, welche ich über die
                                 										Zusammensetzung dieses Salzes angestellt habe, gaben eine
                                 										merkliche Abweichung von den bisher angenommenen. Endlich
                                 										muß ich noch einmal auf die Methode zurückkommen, welche Becker vorgeschlagen hat.Journal für prakt. Chemie Bd. XXXII S. 52. Dieses Verfahren ist, auch wenn man sich der
                                 										genauesten Bestimmung des specifischen Gewichts der
                                 										Salpeterlösung bedient, dennoch nicht geeignet, die Menge
                                 										des Salpeters in der Flüssigkeit zu berechnen, da die Lösung
                                 										nicht in demselben Maaße, als ihr Salzgehalt zunimmt, auch
                                 										an Dichtigkeit gewinnt. Die Dichtigkeit nimmt vielmehr bei
                                 										größerer Sättigung verhältnißmäßig weniger zu.
                              
                           
                        
                           III. Bestimmung des
                                 										Schwefels.
                           Die Gesammtmenge des Schwefels und der Kohle ergibt sich aus der
                              									Salpeterbestimmung. Durch directe Wägung des ausgezogenen
                              									Rückstandes wird die gefundene Zahl controlirt (An. 3). Die
                              									Menge des Schwefels kann direct bestimmt werden, oder dadurch,
                              									daß man die Menge der Kohle feststellt, der Verlust gibt sodann
                              									die Quantität des Schwefels.
                           Am sichersten bei allen Analysen ist es, alle Substanzen direct
                              									zu bestimmen, so daß die Verluste sich nicht auf einen einzigen
                              									Bestandtheil werfen. Den Schwefel aus dem Verlust zu bestimmen,
                              									ist nicht zweckmäßig, weil die Bestimmung der Kohle die meisten
                              									Schwierigkeiten darbietet. Soll eine Substanz aus dem Verlust
                              									gefunden werden, so geschieht dieß am besten mit der Kohle.
                           
                              1) Bestimmung
                                    											des Schwefels als schwefelsaurer Baryt.
                              Dieses Verfahren ist von den meisten Chemikern angewendet
                                 										worden; den Schwefel in das Barytsalz umzuwandeln, hat man
                                 										sehr verschiedene Mittel. Der Umstand, daß 1 Theil 
                                 										Ḃa noch nicht den siebenten Theil Schwefel enthält (100,000  Ḃ
                                 										= 13,717 S, 34,295 ) macht diese Gewichtsbestimmung
                                 										genauer als viele andere.
                              Die Oxydation des Schwefels durch ein Gemenge des Pulvers mit
                                 										kohlensaurem und salpetersaurem Baryt bietet am wenigsten
                                 										Schwierigkeiten dar, geht am schnellsten vor sich und gibt
                                 										die genauesten Resultate. Ich halte daher dieses Verfahren
                                 										für das zweckmäßigste. LöwigJournal für prakt. Chemie Bd. XVIII S.
                                       											128. hat vor mehreren Jahren ein Gemenge des
                                 										kohlensauren Baryts mit dem salpetersauren vorgeschrieben,
                                 										um dadurch, ganz nach Art der organischen Verbrennungen, den
                                 										Schwefel zu bestimmen. Man kann es mit Vortheil auf die
                                 										Analyse des Schießpulvers anwenden. Eine Mischung von 1
                                 										Theil Barytnitrat mit 3 Theilen Barytcarbonat wird zur
                                 										zwölffachen Menge mit dem Pulver innig gemischt und in eine
                                 										Glasröhre gebracht, welche an einem Ende zugeblasen ist.
                                 										Darauf wird eine Schicht des Salzgemenges ohne Pulver
                                 										geschüttet, etwa 3–4 Zoll lang, und die Röhre auf der
                                 										Verbrennungslampe, oder im Verbrennungsofen von vorn nach
                                 										hinten geglüht.
                              Das Gemenge schmilzt nicht und läßt sich leicht aus der Röhre
                                 										entfernen. Diese wird mit verdünnter Salzsäure ausgespült
                                 										und in derselben die geglühte Masse gelöst. Die Flüssigkeit
                                 										wird im Becherglas oder einer Porzellanschale im Wasserbad
                                 										mehrere Stunden nahe der Siedehitze gehalten und kann dann
                                 										sogleich filtrirt werden. Es tritt fast niemals ein, daß der
                                 										Niederschlag dann noch trübe durch das Filter ginge.
                              Das Auswaschen des Niederschlags wird mit siedendem Wasser
                                 										lange Zeit fortgesetzt.
                              10) 2,414 Gramme lufttrockenes Pulver gaben 1,710 
                                 										Ḃa oder 0,23457 Gramme Schwefel = 9,71 Proc., vom
                                 										trocknen Pulver (2,388) 9,82 Proc. Schwefel. Die Quantität
                                 										des schwefelsauren Baryts fällt hier ein wenig zu hoch aus,
                                 										indem sich die sandigen Beimengungen mit diesem mischen. Sie
                                 										betragen aber 0,5 vom ganzen Pulver, s. Vers. 22.
                              Ganz ähnlich ist die Methode von Gay-Lussac; doch ist dieselbe, da die
                                 										Verbrennung in einem Tiegel vorgenommen wird, nicht ohne,
                                 										wenn auch unbedeutenden Verlust auszuführen.
                              Es wird das Pulver innig gemischt mit der gleichen Menge
                                 										Salpeter, kohlensaurem Natron und der vierfachen Menge
                                 										Kochsalz. Das Gemenge wird im Platintiegel weiß gebrannt,
                                 										die Lösung in Salzsäure läßt
                                 										eine kleine Menge Sand entdecken, welche bei dieser und den
                                 										folgenden Methoden abgeschieden werden kann.
                              11) 5 Gramme Pulver gaben auf diese Weise 3,432 Gramme
                                 										schwefelsauren Baryt, oder 0,47075 Gramme Schwefel = 9,41
                                 										Proc., von dem trocknen Pulver (4,945) = 9,52 Proc.
                                 										Schwefel.
                              Diese Quantität ist etwas geringer wie die bei Vers. 10 und
                                 										13 gefundene, da eine kleine Menge Schwefel unverbrannt
                                 										entweicht und schon durch den Geruch bemerkt werden kann.
                                 										Deutlicher läßt sich dieß nachweisen, aber zugleich
                                 										vermeiden, wenn man die Oxydation in einer Glasröhre
                                 										vornimmt, in welche man die Mischung einfüllt, und sie
                                 										darauf mit einem Theil des pulverfreien Salzgemenges
                                 										überschüttet. Bei der ersten Einwirkung der Hitze sublimirt
                                 										Schwefel, welcher über das Salzgemisch hinstreicht und hier
                                 										völlig verbrennt.
                              12) 5 Gramme, auf ganz dieselbe Weise behandelt, gaben 3,521
                                 										Gramme  Ḃa oder 0,48295 Schwefel = 9,65 Proc.,
                                 										von dem trocknen Pulver (4,945 Gramme) = 9,76 Proc.
                                 										Schwefel.
                              Das angewendete Gemenge schmilzt in der Röhre; beim Erkalten
                                 										springt dieselbe leicht, daher das Gemenge des
                                 										kohlen- und salpetersauren Baryts den Vorzug vor
                                 										dieser Mischung zu verdienen scheint.
                              Außer dieser Bestimmung des Schwefels auf trocknem Wege läßt
                                 										sich dieselbe mit Sicherheit auf nassem Wege ermitteln. Im
                                 										Grund ist die von Ure angewendete
                                 										Methode die, welche am zweckmäßigsten angewendet wirdPolytechn. Journal Bd. XXXIX S. 269., nur daß man, wie Millon
                                 										dieß besonders empfohlen hat, anstatt der
                                 										Chlorwasserstoffsäure und des chlorsauren Kalis, eine
                                 										Mischung von Salpetersäure mit chlorsaurem Kali benutzt.
                              In einem Glaskolben werden 2–3 Gramme Pulver mit
                                 										concentrirter Salpetersäure übergossen und etwa 1–2
                                 										Decigramme chlorsaures Kali hinzugefügt. Die Masse wird in
                                 										schwachem Sieden erhalten; sobald der Geruch nach chloriger
                                 										Säure verschwunden ist, oder selbst früher, fügt man von
                                 										Neuem eine gleiche Menge des chlorsauren Salzes hinzu.
                                 										Sowohl Schwefel als Kohle oxydirt sich, und man erhält nach
                                 										längerer Einwirkung eine ganz farblose Flüssigkeit. Diese
                                 										wird mit vielem Wasser versetzt und zu der heißen Mischung
                                 										Chlorbaryum hinzugefügt. Läßt man den Niederschlag längere
                                 										Zeit nahe bei 80° R. stehen, so kann er bald ohne
                                 										Schwierigkeiten filtrirt werden. Auch hier muß das Aussüßen
                                 										sehr lange Zeit fortgesetzt werden.
                              13) 1,431 Gramme lufttrocknes Pulver gaben 1,003 Gramme schwefelsauren Baryt = 0,1,3759 Gramme Schwefel = 9,61
                                 										Proc., vom trocknen Pulver (1,416) = 9,72 Proc.
                              14) 5,000 Gramme trocknes Pulver gaben 3,572 Gramme 
                                 										Ḃa und 0,0022 Gramme geschmolzenen Schwefel = 0,4921
                                 										oder 9,84 Proc. Schwefel.
                              Nimmt man die Reaction in einer Retorte vor und fängt die
                                 										abdestillirende Flüssigkeit in einer Vorlage auf, so findet
                                 										man kleine Mengen von Schwefelsäure darin. Bei einer Probe,
                                 										in der 5 Gramme Pulver auf diese Weise oxydirt wurden, ergab
                                 										das Destillat 0,006 Gramme schwefelsaure Baryterde; man
                                 										verfährt daher am sichersten, wenn man die Destillation in
                                 										einer tubulirten Retorte vornimmt, den Hals derselben unter
                                 										Wasser taucht und nach Beendigung der Reaction den Inhalt
                                 										der Retorte mit dem der Vorlage vermengt und die Spülwässer
                                 										hinzufügt, um in der ganzen Menge die Schwefelsäure zu
                                 										bestimmen.
                              Diese Methode, deren Genauigkeit nichts zu wünschen übrig
                                 										läßt, hat den einzigen Uebelstand, daß sie lange Zeit
                                 										erfordert, während welcher das Kochen der Säure fortgesetzt
                                 										werden muß. Außerdem sind die sich entwickelnden Dämpfe
                                 										beschwerlich.
                              Um dem langweiligen Filtriren und Auswaschen des
                                 										schwefelsauren Baryts zu entgehen, so hat Gay-Lussac vorgeschrieben,
                                 										die Menge der Schwefelsäure mittelst einer gradirten Lösung
                                 										zu bestimmen. (A. a. O. S. 55.) Nach den jetzt angenommenen
                                 										Aequivalentzahlen würden 152,63 Theile krystallisirtes
                                 										Chlorbaryum 20,00 Theilen Schwefel entsprechen. Wenn jedoch
                                 										diese Methode für die meisten Anforderungen hinreichend
                                 										genau ist, so hat sie doch einen kleinen Fehler, welcher
                                 										darin besteht, daß der niedergefallene schwefelsaure Baryt
                                 										immer eine kleine Menge Chlorbaryum mit einschließt, welche
                                 										selbst durch Auswaschen mit siedendem Wasser nicht entfernt
                                 										werden kann.
                              Da diese Quantität bei dieser Art zu fällen gar nicht
                                 										zerlegt, sondern unmittelbar niedergerissen, und doch als
                                 										zerlegt berechnet wird, so ist die aus dem verbrauchten
                                 										Chlorbaryum sich ergebende Schwefelmenge ein wenig zu
                                 										hoch.
                              
                           
                        
                           IV. Trennung des
                                 										Schwefels von der Kohle.
                           Man kann, um das relative Verhältniß der Kohle und des Schwefels
                              									zu bestimmen, die von Wöhler im
                              									Journal für prakt. Chemie Bd. XXXII S. 58 beschriebene Methode
                              									benutzen.
                           Am besten verfährt man, eine ungewogene Menge der Mischung des
                              									Schwefels und der Kohle möglichst trocken (etwa einen Gramm) in
                              									die Röhre Fig.
                                 										38 zu bringen, den Schwefel in das Kupfer zu treiben,
                              									die durch einen trockenen Luftstrom vom Wasserstoff befreiten
                              									Röhren zu wägen, nachdem man ihr Gewicht, mit Kupfer angefüllt,
                              									ebenfalls genommen, die Kohle auszuschütten und wieder zu wägen.
                              									Dadurch erhält man die relative Menge der Kohle zum
                              									Schwefel.
                           Hiebei ist jedoch zu bemerken, daß die Kohle meist zu gering
                              									gefunden wird. Die Hitze, welche man anwenden muß, um die Kohle
                              									völlig vom Schwefel zu befreien, ist meist größer als die, bei
                              									welcher sie dargestellt war, sie verkohlt sich daher unter nicht
                              									unbedeutendem Gewichtsverlust noch vollkommner. Man bemerkt aus
                              									diesem Grunde während des Abtreibens des Schwefels, wenn dieser
                              									auch völlig vom glühenden Kupfer zurückgehalten wird, einen
                              									starken Geruch nach Holzsäure; Kohlensäure und Kohlenoxyd
                              									entweichen neben Wasser und andern Stoffen.
                           Ich habe Faulbaumholzkohle, welche 28 Proc. Ertrag bei der
                              									Verkohlung gegeben hatte, in einer Wasserstoffatmosphäre,
                              									nachdem ich sie völlig ausgetrocknet hatte, heftig geglüht und
                              									dabei folgende Resultate gefunden:
                           15) 1,764 Gramme Kohle verloren 0,204 Gramme = 11,5 Proc. Eine
                              									andere Menge derselben, gleichfalls sorgfältig getrockneten
                              									Kohle wurde eine Stunde lang heftig geglüht:
                           16) 3,236 Gramme Kohle verloren 0,479 Gramme = 14,7 Proc. Weiter
                              									konnte der Verlust nur durch eine außerordentlich anhaltende
                              									Hitze und starkes Kohlenfeuer getrieben werden.
                           Diese Zersetzung der Kohle zu vermeiden, ist außerordentlich
                              									schwer, namentlich da man leicht den entgegengesetzten Fehler
                              									begehen kann, Schwefel bei der Kohle durch zu schwaches Glühen
                              									zurückzuhalten.
                           17) Ueberschuß der Röhre nach langem, aber schwachem Glühen 1,459
                              									Gramme.
                           
                              
                                         Davon
                                    											Schwefel
                                 0,666 Gramme
                                 
                              
                                             
                                    											„    Kohle
                                 0,793      „
                                 
                              
                                 S : C = 100 : 119.
                                 
                                 
                              
                           Bei einem zweiten Versuch wurde die Kohle so heftig geglüht, als
                              									die Hitze der Berzelius'schen Lampe
                              									es gestattete.
                           
                              
                                 18) Gewichtsüberschuß
                                    											nach dem Glühen
                                 0,737   Gramme
                                 
                              
                                       Davon
                                    											Schwefel
                                 0,3525      
                                    											„
                                 
                              
                                           „    
                                    											Kohle
                                 0,3845      
                                    											„
                                 
                              
                                               
                                    											Verhältniß des S : C = 100 : 109.
                                 
                                 
                              
                           Durch das Glühen ist die Kohle hier wesentlich zersetzt worden,
                              									so daß man wohl einen Verlust von 1/10 der ganzen Menge annehmen
                              									darf (Vers. 15, 16); dadurch würde das Verhältniß auf 100 : 120
                              									etwa kommen.
                           Bei Anwendung dieser Methode wird es immer rathsam seyn, die
                              									Kohle stark zu glühen, um gewiß allen Schwefel zu entfernen, und
                              									sodann für die Kohle 1/10 der gefundenen Menge
                              									hinzuzunehmen.
                           Man kann die Menge der Kohle auf die Weise bestimmen, daß man die
                              									in der Deplacirungsröhre nach dem Ausziehen des Salpeters
                              									zurückgebliebene Masse trocknet und die Kohle im
                              									Wasserstoffstrom glüht. Dabei tritt jedoch derselbe Umstand ein,
                              									daß die Kohle stärker zu erhitzen ist, als sie ohne weitere
                              									Zersetzung verträgt, daher auch hier von der gefundenen Menge
                              									1/10 etwa noch hinzugerechnet werden muß.
                           19) 5,780 trocknes Pulver (An. 6) gaben 0,560 Gramme stark
                              									geglühte Kohle = 9,6 Proc.; rechnet man dieses Zehntel hinzu, so
                              									ergeben sich 10,56 Proc., eine Zahl, die mit den übrigen
                              									Versuchen stimmt.
                           Anstatt die Kohle durch Abdestilliren von dem Schwefel zu
                              									befreien und sie dadurch einer wesentlichen Zersetzung zu
                              									unterwerfen, hat man gesucht, den Schwefel durch
                              									Auflösungsmittel fortzuschaffen. Ich habe angeführt, daß man
                              									hiezu namentlich des schwefligsauren Natrons, Schwefelkaliums
                              									und des Schwefelammoniums sich bedient hat; zu demselben Zweck
                              									habe ich den Schwefelkohlenstoff angewendet.
                           Sind die Extractionsmittel Salze mit fixen Basen, so ist es nicht
                              									unmöglich, daß ein Theil derselben von der Kohle hartnäckig
                              									zurückgehalten werde, wodurch die Menge derselben natürlich zu
                              									groß ausfallen muß. Hat man daher die Kohle so lange
                              									ausgewaschen, daß sie nichts Auflösliches mehr abgibt, so
                              									trocknet man sie, am besten im Vacuum bei 80° R., bei
                              									welcher Temperatur auch das Filter getrocknet seyn mußte,
                              									bestimmt ihr Gewicht und verbrennt einen Theil derselben. Sie
                              									darf dann keinen Rückstand hinterlassen, der mehr als 5–6
                              									Proc. betrüge. Vergl. An. 22. Der andere Theil wird in einer, an
                              									einer Seite zugeschmolzenen Röhre erhitzt; es darf kein Schwefel
                              									sublimiren.
                           Der Schwefelkohlenstoff kann leicht angewendet werden und erlaubt
                              									eine genaue Bestimmung der Kohle, namentlich wenn man das in der
                              									Extractionsröhre mit Wasser erschöpfte Pulver zunächst mit
                              									absolutem Alkohol in der Röhre übergießt, daß das Wasser
                              									verdrängt wird, darauf SchwefelkohlenstoffDen Schwefelkohlenstoff rectificirt man vor der Anwendung
                                    											über Bleioxyd. gießt, bis derselbe beim Verdampfen keinen Schwefel mehr
                              									hinterläßt, und den Schwefelkohlenstoff durch Alkohol auswäscht.
                              									Man thut noch besser, den Schwefelkohlenstoff gemischt mit
                              									absolutem Alkohol anzuwenden und die
                              									Extractionsröhre in einen Trichter zu stecken, welcher mit
                              									warmem Wasser gefüllt ist. Die Röhre geht durch den Schnabel des
                              									Trichters, mittelst eines Korks luftdicht eingesetzt. Ist die
                              									Kohle ausgewaschen, so leitet man durch die Röhre mittelst des
                              									Aspirators einen trockenen Luftstrom, während die Röhre selbst
                              									sich im Luftbad bei 96° R. befindet. Dadurch wird die
                              									Kohle bald vollkommen getrocknet und kann genau gewogen werden,
                              									natürlich indem man die Röhre sorgfältig verschlossen hält.
                           20) 5,549 Gram, trockenes Pulver (An. 4) hinterließen auf diese
                              									Weise 0,610 Gram. Kohle = 10,99 Proc. Kohle.
                           Ein kleiner Verlust muß auch bei diesem Verfahren eintreten,
                              									nämlich durch das Auswaschen der Kohle, sowohl durch Wasser als
                              									namentlich durch Alkohol.
                           Schon bei der Erschöpfung des Pulvers durch Wasser findet man die
                              									Flüssigkeit nicht farblos abfließend. Sie ist schwach gelblich
                              									gefärbt durch die Substanzen, welche die Kohle noch einschließt
                              									und welche auch durch die Hitze zerstört werden. Diese Stoffe,
                              									wenn sie nicht durch Wasser vollständig ausziehbar sind, werden
                              									jetzt durch den Alkohol fortgeführt. Kocht man Alkohol mit
                              									namentlich schwach gebrannter Kohle (28 Proc.), so trübt sich
                              									die Flüssigkeit beim Erkalten, bei Zusatz von Wasser fallen
                              									weiße Flocken nieder. Es werden also Stoffe abgeschieden, welche
                              									zu der Zusammensetzung der Kohle gehörten; ihr Gewicht fällt
                              									daher jedenfalls zu gering aus.
                           Die Versuche, anstatt des Schwefelkohlenstoffes die obenerwähnten
                              									Lösungsmittel zu benutzen, haben mir nicht gute Resultate
                              									gegeben. Als ich das schwefligsaure Natron länger als 3 Stunden
                              									auf das Gemenge von Schwefel und Kohle in der Siedhitze hatte
                              									einwirken lassen, so fand ich die Kohle noch nicht von Schwefel
                              									erschöpft. Nicht anders war die Einwirkung des Schwefelkaliums.
                              									Besser gelang es mit dem Schwefelammonium, welches außerdem als
                              									nicht fixe Basis haltende Substanz den Vorzug verdienen möchte
                              									eben so wie das schwefligsaure Ammoniak. Alle diese Mittel
                              									müssen sehr lange Zeit einwirken und sind dennoch zuweilen nicht
                              									erschöpfend; außerdem hat man die Besorgniß bei einigen, daß die
                              									Kohle von den nicht flüchtigen Stoffen zurückhält.
                           Die Menge der Asche der Kohle zu bestimmen, gelingt nicht mehr,
                              									da die löslichen Antheile derselben natürlich ausgezogen sind;
                              									man kann aber durch Verbrennung der Kohle finden, ob das Pulver
                              									eine gewisse Menge sandiger Beimischungen enthält. Nicht so
                              									sicher findet man diese durch Schlämmen des Pulvers. Man kocht
                              									dasselbe, damit die Körner zerstört werden, und schlämmt die
                              									suspendirte Kohle von dem Rückstande, der schwerer
                              									ist, ab, sammelt diesen auf einem Filter und untersucht ihn,
                              									namentlich ob Beimengungen von Bronzetheilchen darin enthalten
                              									sind. Durch Lösung in Salpetersäure findet sich das Kupfer
                              									sogleich. Meist sind diese Rückstände nur Sand, welcher beim
                              									Trocknen des Pulvers hineinfällt.
                           21) 100 Gram. Pulver auf diese Weise geschlämmt, gaben einen
                              									Rückstand von 0,148 Gram. Sand, eine Zahl, die etwas zu gering
                              									seyn muß.
                           Verbrennt man die Kohle nach dem Ausziehen des Salpeters und dem
                              									Abdestilliren des Schwefels, so erhält man eine nicht
                              									unbedeutende Menge Asche, welche die sandigen Beimischungen
                              									einschließt und die Verunreinigungen des Schwefels enthält. Aus
                              									der Menge der angewendeten Kohle kann man die des Pulvers
                              									berechnen, wenn man diese nicht vorher bestimmt hat. Für die
                              									Kohle kann man durchschnittlich 1 Proc. Asche nehmen, der Rest
                              									würde auf Sand und Verunreinigungen des Schwefels kommen.
                           22) 2,3 Gram. Kohle (oder 21 Gram. Pulver) gaben einen Rückstand
                              									von 0,120 Gram. Davon kommen auf die Kohle etwa 0,020 Gram.
                              									Asche, auf Sand 0,030 Gram., so daß der Schwefel (1,94 Gram.)
                              									0,07 Gram, fremde Beimischungen haben würde, also über 3 Proc.
                              									Dieß ist jedenfalls zu viel und man muß den größten Theil für
                              									Sand rechnen. Beim Schlämmen der Asche wurden auch 0,085 Gram.
                              									Sand gefunden, so daß auf den Schwefel etwa 0,015 Gram.
                              									Verunreinigungen kommen könnten.
                           Die angeführten Analysen mit einander verglichen, geben folgende
                              									Resultate:
                           
                              
                                 
                                       
                                    											1.
                                       
                                    											2.
                                 
                              
                                 1) Wassergehalt des
                                    											Pulvers
                                 1,13 Proc.
                                 1,10 Proc.
                                 
                              
                           2) Salpetergehalt des trockenen Pulvers:
                           
                              
                                         3.
                                    4.
                                    5.
                                    6.
                                    8.
                                    9.
                                 
                              
                                 79,06 Proc.
                                 79,29
                                 79,12
                                 79,07
                                 79,30
                                 79,20.
                                 
                              
                           3) Schwefelgehalt des Pulvers:
                           
                              
                                      10.
                                  11.
                                  12.
                                  13.
                                  14.
                                 
                              
                                 9,82 Proc.
                                 9,52
                                 9,76
                                 9,72
                                 9,84.
                                 
                              
                           4) Kohlengehalt des Pulvers:
                           
                              
                                       
                                    												19Corrigirtes Resultat, doch ungenau.
                                    										
                                   20.
                                 
                              
                                 10,56 Proc.
                                 10,99.
                                 
                              
                           
                           5) Verhältniß des Schwefels zur Kohle:
                           
                              
                                       17.
                                     
                                    											18.
                                 
                              
                                 100 : 119
                                 100 : 120
                                 
                              
                           6) Fremde Beimengungen, Asche u.s.w.:
                           
                              
                                       22.
                                 
                              
                                 0,57 Proc.
                                 
                              
                           Mittel aus allen Analysen:
                           
                              
                                 Salpeter
                                 79,16Diese Zusammensetzung stimmt nahe mit der des
                                          												französischen Jagdpulvers überein:Salpeter78Schwefel10Kohle12
                                    										
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   9,72
                                 
                              
                                 Kohle
                                 10,99 Kohle durch Verlust
                                    											11,12
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,37
                                 
                              
                           Verhältniß des Schwefels zur Kohle = 100 : 112. Aus dem Verlust
                              									100 : 114.
                           Oder, wenn man die Asche mit berücksichtigt und der Kohle 1 Proc.
                              									Asche zuschreibt, so erhält man (die Kohle aus dem Verlust):
                           
                              
                                 Salpeter
                                 79,16
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   9,72
                                 
                              
                                 Kohle
                                 10,65
                                 
                              
                                 Verunreinigung
                                   0,47
                                 
                              
                           Unter allen Methoden scheinen mir den Vorzug zu verdienen wegen
                              									Sicherheit und Schnelligkeit: die
                                 										Salpeterbestimmung mittelst des Deplacirungs-Apparats
                                 										oder mittelst der StickstoffbestimmungFürchtet man, daß man durch Wasser nicht die ganze im
                                       												Pulver enthaltene Salpetermenge auslaugen kann, so
                                       												hat man die Bestimmung des gasförmigen Stickstoffes
                                       												vorzuziehen., die Schwefelbestimmung durch das Glühen des Pulvers
                                 										mit dem Gemenge des kohlensauren und des salpetersauren
                                 										Baryts, oder durch Behandlung mit Salpetersäure und
                                 										chlorsaurem Kali. Die Kohle wird durch den Verlust
                                 										bestimmt. Zieht man die directe Bestimmung vor, so
                              									wendet man den Schwefelkohlenstoff an, was jedoch langwierig und
                              									weniger sicher ist.
                           Hat man auf diese Weise die Zusammensetzung des Pulvers erfahren,
                              									so ist damit noch nicht genau der Pulversatz gegeben, wie man
                              										ihn zur Bereitung des Pulvers anwendet. Hat man durch die
                              									chemische Analyse die Zusammensetzung eines Glases gefunden, die
                              									einer Metalllegirung, so ist damit noch nicht das Verhältniß
                              									gegeben, welches angewendet werden muß, um jene Verbindungen
                              									hervorzubringen. Eben so bei dem Pulver! Während des Mengens und
                              									der weitern Verarbeitung verstäuben die einzelnen Bestandtheile.
                              									Am meisten geht die Kohle verloren, am wenigsten der Salpeter.
                              									In welchem Maaße dieß stattfindet, kann natürlich nur ein jeder
                              									Pulverfabrikant bei seinen eigenen Apparaten durch Versuche
                              									erfahren. Es genügt hier, darauf hingewiesen zu haben.
                           Noch haben wir zu beachten, wie die Beschaffenheit der zu dem
                              									Pulver verwendeten Materialien war, und wie dieß aus dem
                              									fertigen Pulver zu beurtheilen sey? Ob und welche fremde
                              									Beimengungen das Pulver enthielt? Ob der Salpeter rein sey? ob
                              									der Schwefel keine Verunreinigungen enthalte? Endlich, und diese
                              									Frage ist besonders wichtig, welchen Verkohlungsgrad die
                              									angewendete Pulverkohle besitze?
                           
                              1) Salpeter und
                                    											dessen Beimengungen.
                              Die Reinheit des Salpeters wird in der ausgelaugten
                                 										Flüssigkeit auf die Weise geprüft, daß man diese bis zur
                                 										Trockne eindampft, wieder auflöst und filtrirt, um die aus
                                 										der Kohle abgeschiedenen Substanzen dadurch von der Lösung
                                 										zu trennen. Mit Salpetersäure angesäuert, prüft man die
                                 										Lösung durch salpetersaures Silberoxyd und salpetersaure
                                 										Baryterde auf Chlor und schwefelsaure Verbindungen. War
                                 										Chlor darin enthalten, und vermuthet man noch außerdem
                                 										chlorsaure Salze, so dampft man einen zweiten Auszug bis zur
                                 										Trockne ein, glüht ihn, bis die Salzmasse ruhig fließt, löst
                                 										ihn in Wasser, säuert ihn durch Salpetersäure an, wobei
                                 										salpetrige Säure entweicht, und fällt die Lösung durch
                                 										salpetersaures Silberoxyd.
                              Ist die Menge des Chlorsilbers größer als die beim ersten
                                 										Versuch gefundene, so enthielt das Pulver chlorsaure Salze
                                 										(chlorsaures Kali). Aus der Differenz findet man die Menge.
                                 										100 Th. Chlorsilber entsprechen 85,495 Th. chlorsaurem
                                 										Kali.
                              Um eine Beimengung von Knallquecksilber zu entdecken, kann
                                 										man nach Ure's Vorschrift
                                 											verfahren.Polytechn. Journal Bd. XXXIX S. 269. Das Pulver wird mit Wasser und etwas
                                 										Chlorwasserstoffsäure digerirt und die Flüssigkeit mit
                                 										Schwefelwasserstoff geprüft. Ein entstehender Niederschlag,
                                 										der durch etwa aufgelöste Bronzetheilchen erzeugt seyn könnte, muß auf die bekannte
                                 										Weise auf die Gegenwart des Quecksilbers geprüft werden.
                              
                           
                              2) Schwefel.
                              Die Untersuchung des Schwefels beschränkt sich auf die
                                 										Prüfung eines etwaigen Arsenikgehalts und auf die erdigen
                                 										Beimengungen; von den letzteren ist schon oben bei der
                                 										Aschenbestimmung der Kohle gesprochen worden. (An. 22.) Ist
                                 										der Arsenik in höchst geringer Spur vorhanden, so kann er
                                 										vernachlässigt werden; man reicht zu seiner Entdeckung
                                 										vollständig aus, wenn man das Gemenge von Kohle und Schwefel
                                 										in der Extractionsröhre Fig.
                                    											34 mit Ammoniak auszieht, die Flüssigkeit
                                 										eindampft, ein wenig Ammoniak und sodann Säure hinzusetzt.
                                 										Eine sehr geringe Menge Arsenik gibt sich durch den gelben
                                 										Niederschlag zu erkennen, den man ferner auf Arsenik nach
                                 										bekannten Methoden zu prüfen hat. Früher wurde von einigen
                                 										Fabrikanten Schwefelantimon dem Pulver zugesetzt, welche
                                 										Beimischung auch in einer bedeutenden Artillerie
                                 										vorschriftmäßig geschah; jetzt ist diese Vorschrift
                                 										aufgehoben; sollte man diesen Zusatz vermuthen, so wird man
                                 										ihn leicht durch Auskochen mit Königswasser und Prüfung auf
                                 										die bekannte Weise auffinden.
                              
                           
                              3) Kohle.
                              Die wichtigste hier anzustellende Untersuchung ist die über
                                 										die Zusammensetzung der Kohle. Diese ist verschieden
                                 										zusammengesetzt nach dem Grade der Verkohlung, und diesen
                                 										Grad zu erfahren, kann man die Zusammensetzung des
                                 										Verkohlungsproducts benutzen. In einer besondern
                                 										Untersuchung über die Zusammensetzung der Kohle nach ihren
                                 										verschiedenen Verkohlungsgraden werde ich zeigen, wie sehr
                                 										bedeutend die Differenzen in dieser Beziehung seyn können,
                                 										und wie man in der That aus der Zusammensetzung den
                                 										Verkohlungsgrad bestimmen kann.
                              Die Kohle darf für diese Bestimmung nicht von dem Schwefel
                                 										befreit werden, weil alle Auflösungsmittel desselben auch
                                 										aus der Kohle mehr oder weniger Stoffe ausziehen. Schon bei
                                 										dem Auslaugen des Salpeters werden einige Substanzen aus der
                                 										Kohle fortgeschafft, ein Uebelstand, der sich nicht
                                 										vermeiden läßt, aber nicht vergrößert werden darf. –
                                 										Das Gemenge von Schwefel und Kohle wird unter der Luftpumpe
                                 										über Schwefelsäure getrocknet, bis es nicht mehr innerhalb
                                 										24 Stunden an Gewicht abnimmt. Auf die von Erdmann und mirJournal für prakt. Chemie Bd. XXVII S. 129.
                                 										angegebene Weise wird die Verbrennung der Kohle (mit
                                 										Schwefel gemengt) vorgenommen. Das Gemenge wird aus dem
                                 										Tiegel in die Verbrennungsröhre durch einen möglichst weiten
                                 										Trichter geschüttet, und frisch ausgeglühtes Kupferoxyd,
                                 										welches über Schwefelsäure oder in einer verschlossenen
                                 										Röhre erkaltet ist, darauf geschüttet und mit dem
                                 										Draht-Korkzieher innig gemengt.
                              Zwischen den Chlorcalcium – und den Kaliapparat muß
                                 										ein Bleisuperoxydrohr, welches sorgfältig ausgetrocknet ist,
                                 										gelegt werden. War die Temperatur nicht zu hoch bei der
                                 										Verbrennung, so entweicht keine schweflige Säure. Jedenfalls
                                 										wird sie durch das Bleisuperoxyd zurückgehalten.
                              23) 1,658 Gram, des trockenen Gemenges von Kohle und Schwefel
                                 										gaben 2,7235 Gram. Kohlensäure und 0,1813 Wasser.
                              Auf die 20,84 Proc. Rückstand kommen 10,65 Th. Kohle; daher
                                 										auf 1,658 Gram. 0,8473. Davon gehen 0,0083 Gram, als Asche
                                 										der Kohle ab, es bleiben also 0,839 Gram. Kohle. Diese
                                 										enthielten nach der Analyse 0,74274 Gram. C. und 0,02014 Gram. H., also 88,52 Proc. C. und 2,40 Proc. H.
                              Die Bestimmung der Zusammensetzung der Kohle ist von ganz
                                 										besondere Wichtigkeit, und es ist daher wichtig, diese
                                 										Analyse mit ganz besonderer Genauigkeit auszuführen. Wenn
                                 										sie gleich noch aus den angeführten Gründen ein nicht ganz
                                 										scharfes Resultat geben kann, so
                                 										wird man sich doch durch das angegebene Verfahren so viel
                                 										als möglich der Wahrheit nähern.
                              ––––––––––
                              Schließlich muß ich noch einer Abhandlung erwähnen von dem
                                 										königl. württembergischen Oberst-Lieutenant L. v. Breithaupt, welche im polytechn.
                                 										Journal Bd. XCIII S. 342 erschienen ist:
                                 											„Betrachtungen über die Kraft und die
                                    											chemische Natur des Schießpulvers.“
                                 									
                              Wenn ich mich mit den Ansichten des Verfassers, welcher von
                                 										absolut elektro-chemischen Voraussetzungen auszugehen
                                 										meint und in dem Schießpulver eine durch elektrische und
                                 										chemische Affinität gebundene homogene Masse erblickt,
                                 										abgesehen von den fernern Schlüssen, im Allgemeinen nicht
                                 										wohl einverstanden erklären kann, so kann ich am
                                 										allerwenigsten die vorgeschriebene Methode, das
                                 										Mischungsverhältniß des Pulvers zu prüfen, für angemessen
                                 										erachten. Das Verfahren der chemischen Analyse, sagt der
                                 										Verf., ist für den Artilleristen nicht praktisch; er schlägt
                                 										daher die Bestimmung des specifischen Gewichts vor. Auf
                                 										welche Weise dieß genommen werden soll, ist nicht angegeben,
                                 										es ist nur gesagt, man solle
                                 										Knirschpulver (zerriebenes Pulver) benutzen. Wie stark man
                                 										dieses in das Gefäß einpressen soll, ist gleichfalls nicht
                                 										gesagt; dennoch berechnet der Verf. mit großer
                                 										Uebereinstimmung mit dem Versuch, der 1,167 gab, für
                                 										geknirschtes Musketenpulver 1,168, indem er die
                                 										Zusammensetzungen zu 77,25 Salpeter, 8,25 Schwefel, 14,50
                                 										Kohle annimmt und für den Salpeter das spec. Gewicht 1,9,
                                 										für den Schwefel 1,8 und für die Kohle 0,36 annimmt.Die Uebereinstimmung der Rechnung mit dem Versuch muß
                                       												auf einem Rechenfehler beruhen, denn nach Br.'s Zahlen würde sich das
                                       												berechnete spec. Gewicht = 1,66 ergeben. Das spec. Gewicht des Salpeters ist 2,0 bis 2,1Kopp setzt 2,0, Karsten fand 2,1., das des Schwefels ist 2,07. Das der gepulverten
                                 										Kohle findet man zu 0,36, kann es aber durch Zusammenpressen
                                 										natürlich höher hinauf bringen. – Wenn man nun auch
                                 										annähme, daß das Verfahren von v. Breithaupt möglicherweise das richtige spec.
                                 										Gewicht ergeben könnte, was durchaus nicht der Fall ist, so
                                 										läßt sich nicht wohl einsehen, mit Hülfe welcher Formel man
                                 										aus der einen bekannten Größe 1,167 die drei unbekannten x. 2,1; y. 2,0; z. 0,36
                                 										berechnen kann.
                              Wenn man die Zusammensetzung des Pulvers erfahren will, so
                                 										wird man die Analyse nicht entbehren können, und wenn diese
                                 										auch nicht für jeden Artilleristen praktisch seyn kann, so
                                 										wird eine jede Artillerie gebildete Oficiere besitzen,
                                 										welche im Stande seyn werden, diese einfache Untersuchung
                                 										mit Sicherheit auszuführen.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
