| Titel: | Ueber Verfertigung von Röhren, Schläuchen, Spritzen, Bougies und dergleichen aus Gutta-Percha; von Hrn. Bewley. | 
| Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. LXXIX., S. 386 | 
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                        LXXIX.
                        Ueber Verfertigung von
                           								Röhren, Schläuchen, Spritzen, Bougies und dergleichen aus
                           								Gutta-Percha; von Hrn. Bewley.
                        Aus dem  Mechanics' Magazine 1846, Nr.
                              								1185.
                        Mit einer
                           								Abbildung.
                        Bewley, über Verfertigung von Röhren,
                           								Schläuchen etc.
                        
                     
                        
                           Ich wende die Gutta-Percha entweder in ihrem natürlichen
                              									flüssigen Zustand, oder als künstliche Auflösung, oder auch im
                              									plastischen, blätterigen, gekörnten und mit einer oder mehreren
                              									Substanzen verbundenen Zustande nach Brooman's VerfahrenPolytechn. Journal Bd. C S.
                                       											480. an.
                           
                           Ich verfertige die fraglichen biegsamen Gegenstände, indem ich
                              									entweder die Gutta-Percha im plastischen Zustande nehme
                              									und sie, in oder auf Formen von der Gestalt der zu
                              									verfertigenden Gegenstände, dem Drucke unterwerfe; oder ich
                              									trage sie in flüssigem Zustande auf die äußere Oberfläche
                              									passender Formen auf, indem ich hintereinander mehrere Schichten
                              									auflege, bis sie die gehörige Dicke erlangt haben, wobei jede
                              									Schicht wohl getrocknet seyn muß, ehe eine neue darüber kömmt.
                              									Ich verfertige in diesem Fall die Formen von Gyps, Thon oder
                              									sonst einem Körper, der, wenn der Gegenstand fertig ist,
                              									zerbrochen werden kann; oder ich gieße die flüssige
                              									Gutta-Percha in Formen, worin ich sie erstarren lasse;
                              									oder wenn sie sich in gekörntem Zustand befindet, fülle ich die
                              									Formen damit an und erwärme sie so stark, daß die Gutta flüssig
                              									wird, wo sie dann beim Erkalten genau die Gestalt dieser Formen
                              									annimmt; oder endlich ich schneide die Gutta-Percha in
                              									Streifen oder Stücke von gewisser Breite, oder nach gegebenen
                              									Formen, welche, nachdem sie auf verschiedene Weise
                              									zusammengesetzt wurden, den gewünschten Gegenstand bilden, wobei
                              									ihre Vereinigung entweder durch sich deckende Fugen oder
                              									Nebeneinanderlegen und Vereinigen aller Berührungspunkte
                              									mittelst Erwärmens oder Ueberziehens mit einer
                              									Gutta-Percha- oder Kautschuk-Auflösung,
                              									oder endlich durch starken Druck bewerkstelligt wird.
                           Um Röhren, Schläuche, Sonden, Bougies u. dgl. zu verfertigen,
                              									treibt man die Gutta-Percha im plastischen Zustande
                              									mittelst Drucks durch folgenden Apparat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 101, S. 387
                              
                           A ist ein die Gutta-Percha
                              									enthaltender Cylinder; B ein Kolben;
                              										b eine mittelst Dampfs warm
                              									erhaltene Ziehvorrichtung, die aus einer Scheibe c besteht, welche mit einer Anzahl
                              									Löcher versehen ist, durch die ich die Gutta-Percha
                              									mittelst des Kolbens fadenförmig in die Büchse c² treibe, von wo sie um eine
                              									Hohldocke D
                              									
                              									herum austritt und in Röhrenform in ein unten befindliches
                              									Reservoir mit kaltem Wasser abläuft.
                           Ich verfertige auch Röhren etc. von Gutta-Percha, indem
                              									ich lange Streifen von Gutta-Percha spiralförmig etc. um
                              									eine Hohldocke wickle und sie entweder durch Wärme oder mittelst
                              									Gutta-Percha- oder Kautschuk-Auflösung,
                              									oder durch Hindurchziehen der umwickelten Hohldocke durch
                              									cannelirte Cylinder, oder auch durch Eintauchen derselben in
                              									warmes Wasser zusammenschweiße.
                           Will man nach dieser rohen Verfertigung den Gegenständen eine
                              									polirte oder modellirte Oberfläche geben, so bringt man sie in
                              									eine polirte, oder mit vertiefter oder Relief-Zeichnung
                              									versehene Form und treibt mittelst einer Pumpe heißes Wasser
                              									oder heiße Luft durch das Innere dieser Gegenstände, so daß ihre
                              									Wände gegen die innere Oberfläche der Form bis in deren
                              									Höhlungen, Linien oder Zeichnungen getrieben werden.
                           Da die Gutta-Percha von Fetten, Oelen, sauren und
                              									alkalischen Flüssigkeiten wenig oder gar nicht angegriffen wird,
                              									so eignet sie sich vorzüglich zur Verfertigung chirurgischer
                              									Instrumente, wie Katheter, Urinröhrchen etc.
                           Man kann diese Gutta-Percha-Gegenstände auch mit
                              									Geweben oder Leder verbunden, oder mit Kautschuk, Schwefel,
                              									Kreide, gepulvertem Schmirgel oder Asphalt vermengt verfertigen,
                              									je nachdem die Gegenstände mehr oder weniger biegsam oder hart,
                              									wohlfeil etc. werden sollen. Statt des Schwefels kann auch ganz
                              									oder theilweise Galmei angewandt werden. Die auf obige Weise
                              									wasserdicht zu machenden Zeuge etc. können in die
                              									Gutta-Percha-Auflösung getaucht, oder letztere
                              									kann mit dem Pinsel etc. aufgetragen werden.
                           Auch auf folgende Weise kann man Röhren etc. einen
                              									Gutta-Percha-Ueberzug ohne Schweißung geben. Man
                              									zieht diese Röhren durch die Löcher eines mit Dampf erhitzten
                              									Zieheisens, wie man sich dessen zum Ziehen der Bleiröhren
                              									bedient. Diese Löcher sind kegelförmig, mit der größern Oeffnung
                              									nach innen, und ihr kleinerer Durchmesser ist etwas größer als
                              									der der Röhren. Ist das Zieheisen mit weicher oder beinahe
                              									halbflüssiger Gutta-Percha angefüllt, so nehmen die
                              									Röhren beim Hindurchziehen eine mehr oder weniger dicke Schicht
                              									mit fort. Damit die Gutta-Percha sanft fließt, muß das
                              									Zieheisen immer auf ungefähr 88° R. erhalten werden.
                           Wenn man biegsame Gegenstände von irgend einer andern Substanz
                              									als Kautschuk, mit Kautschuk bloß überzogen hat, so überzieht
                              									man sie noch außen und innen mit einer sehr dünnen Schicht
                              									Gutta-Percha, um sie weniger klebrig zu machen und
                              									damit sie den Fetten und Oelen besser widerstehen.
                           Wenn auf irgend eine der obigen Methoden verfertigte Gegenstände
                              									mehr oder weniger Biegsamkeit erhalten sollen, so taucht man sie
                              									in ein Schwefelbad oder setzt sie dem Dampf verbrennenden
                              									Schwefels aus.
                           Endlich kann man durch Vermengen der Gutta-Percha mit
                              									Farbstoffen den Gegenständen jede beliebige Farbe geben.