| Titel: | Verbesserungen im Reinigen des Leuchtgases und in der Behandlung der ammoniakalischen Producte von Gasanstalten, worauf sich John R. Johnson, Chemiker im Nelson-square, Grafschaft Surrey, am 20. Decbr. 1845 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XCII., S. 442 | 
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                        XCII.
                        Verbesserungen im Reinigen
                           								des Leuchtgases und in der Behandlung der ammoniakalischen Producte
                           								von Gasanstalten, worauf sich John R. Johnson, Chemiker im Nelson-square, Grafschaft
                           								Surrey, am 20. Decbr. 1845 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Aug. 1846, S.
                              								87.
                        Mit Abbildungen auf Tab. VII.
                        Johnson's Verbesserungen im Reinigen des
                           								Leuchtgases.
                        
                     
                        
                           I. Reinigung des Leuchtgases von Ammoniak
                                 										und dessen Verbindungen. Nachdem das Gas die
                              									Condensatoren passirt hat und ehe es in den
                              									Kalk-Reinigungsapparat tritt, enthält es Ammoniak, mit
                              									verschiedenen flüchtigen Säuren, z.B. Schwefelwasserstoff,
                              									Blausäure, Kohlensäure verbunden. Wenn es den
                              									Kalk-Reinigungsapparat passirt hat, sind diese
                              									Verbindungen zersetzt worden, indem sich der Kalk mit den
                              									erwähnten Säuren verband und das Ammoniak frei machte, welches
                              									man dann als Aetzammoniak im Gas findet.
                           Man hat schon verschiedene Vorschläge gemacht um die
                              									Ammoniaksalze abzusondern; es wurden dazu verdünnte Säuren
                              									benutzt und auch Auflösungen von Metallsalzen, z.B. salzsaures
                              									Mangan. Alle diese Verfahrungsarten haben aber den Nachtheil,
                              									daß man den Druck beträchtlich erhöhen muß, um das Gas durch die
                              									Flüssigkeit zu treiben, und einige erfordern außerdem noch die
                              									Anwendung von Triebkraft, damit die Operation gehörig ausgeführt
                              									werden kann.
                           Diese Nachtheile beseitige ich und reinige das Gas vollständig
                              									von Ammoniak, indem ich Substanzen anwende, welche die
                              									Eigenschaft haben im trockenen oder festen Zustande das Ammoniak
                              									und dessen Verbindungen zu absorbiren; dieß scheint bei allen
                              									denjenigen der Fall zu seyn, welche es im aufgelösten Zustande
                              									thun, wenn sie nur in gehörig zertheilter oder pulverförmiger
                              									Form angewandt werden und genug Krystallwasser oder
                              									hygrometrische Feuchtigkeit enthalten, damit das Gas und der
                              									feste Körper auf einander wirken können. Man kann die
                              									Substanzen, welche diese Eigenschaft besitzen, in zwei Classen
                              									theilen: 1) solche welche auf die Ammoniak-Verbindungen
                              									nach Art der Säuren wirken, d.h. welche nur das Ammoniak
                              									absorbiren und die Säuren, womit es vorher vereinigt war, frei
                              									machen oder bloß zum Theil absorbiren. In diese Classe gehören
                              									die festen Säuren, wie Phosphorsäure, Boraxsäure, die Salze mit
                              									überschüssiger Säure, z.B. doppeltschwefelsaures Kali, Natron
                              									und Ammoniak, ferner die doppelt-phosphorsauren Salze
                              									dieser Basen; auch die Salze der Thonerde und einiger anderen
                              									Erden; 2) solche Substanzen welche die Ammoniakverbindungen
                              									gänzlich, sowohl deren Säure als Basis absorbiren. In diese
                              									Classe gehören die Metallsalze welche die erforderliche Menge
                              									Wasser enthalten und unter ihnen verdienen die Eisen- und
                              									Mangansalze wegen ihrer Wohlfeilheit den Vorzug.
                           Ich will nun mein Verfahren bei Anwendung von krystallisirtem
                              									schwefelsaurem Eisenoxydul oder dem im Handel vorkommenden
                              									grünen Eisenvitriol ausführlich beschreiben. Man pulverisirt
                              									denselben; je feiner das Pulver ist, desto vollständiger wird es
                              									durch die Ammoniakverbindungen zersetzt. Dieses Pulver wende ich
                              									gerade so an wie den befeuchteten Kalk in den
                              									Reinigungsapparaten mit trockenem Kalkhydrat; ich breite es
                              									nämlich auf Fächern aus, nur bringe ich die Latten, woraus
                              									dieselben gebildet sind, enger aneinander als es für das
                              									Kalkhydrat erforderlich ist. Der Proceß wird dann gerade so
                              									ausgeführt wie mit letzterem; man läßt nämlich, nachdem der
                              									Deckel herabgelassen und dicht aufgepaßt ist, das Gas
                              									hindurchpassiren, bis ein Stückchen geröthetes Lackmuspapier
                              									anzeigt daß das Material kein Ammoniak mehr absorbirt; wenn
                              									dieser Zeitpunkt eingetreten ist, leitet man das Gas in einen
                              									zweiten eben so vorgerichteten Reinigungsapparat und entleert
                              									den schon gesättigten. Ich habe hier angenommen, daß man
                              									jedesmal nur ein einziges Reinigungsgefäß benutzt, aber es ist
                              									natürlich zweckmäßiger eine Reihe solcher anzuwenden. Nachdem
                              									das Gas dieselben passirt hat, leitet man es in die gewöhnlichen
                              									Kalk-Reinigungsapparate.
                           Wenn die anzuwendenden Metallsalze nicht ursprünglich genug
                              									Wasser enthalten, muß man ihnen noch solches zusetzen. Der
                              									gepulverte Eisenvitriol z.B., wenn man ihn schwach befeuchtet,
                              									so daß er zusammenhängt, wirkt eben so gut wie außerdem und hält
                              									sich besser auf den Latten.
                           Behandlung der ammoniakalischen
                                 										Flüssigkeit der Gasanstalten. Wenn man dieselben nach
                              									der gewöhnlichen Methode behandelt, entwickelt sich eine große
                              									Menge des übelriechenden und der Gesundheit so schädlichen
                              									Schwefelwasserstoffgases. Um diesen Uebelstand zu beseitigen,
                              									hat man vorgeschlagen die Flüssigkeit mit viel Kalk versetzt zu
                              									destilliren, die Dämpfe zu verdichten und sie dann in eine Säure
                              									zu leiten. Ein anderer Vorschlag besteht darin, die Flüssigkeit
                              									mit oder ohne Kalk abzudampfen und die Dämpfe ohne vorherige
                              									Verdichtung durch Säure zu leiten. Im ersteren Fall fand man bei
                              									Ausführung der Operation in großem Maaßstab, daß der Kalk eine
                              									Kruste bildet oder sich absetzt, wodurch die Ausführung der
                              									Operation sogar gefährlich wird. Im zweiten Fall wird selbst mit
                              									Zusatz von Kalk beim Abdampfen der beabsichtigte Zweck nicht
                              									erreicht, weil das schädliche Gas (Schwefelwasserstoff) dennoch
                              									erzeugt wird, sobald die Dämpfe mit der Säure in Berührung
                              									kommen. Ich beseitige diese Nachtheile, indem ich auf folgende
                              									Weise verfahre.
                           Ich bringe die Flüssigkeit in ein Gefäß A, Fig.
                                 										15, ähnlich einem gewöhnlichen Dampfkessel und erhitze
                              									es durch den Ofen B. Die Flüssigkeit
                              									besteht hauptsächlich aus schwefelwasserstoffsaurem und
                              									kohlensaurem Ammoniak, mit kleinen Mengen anderer Ammoniakfalze.
                              									Sobald die Temperatur steigt, geht das schwefelwasserstoffsaure
                              									Ammoniak, als das flüchtigste Product, über. Ich unterhalte ein
                              									schwaches Feuer, um ausschließlich dieses Product zu
                              									verflüchtigen und leite es durch das Rohr a, a in das Gefäß C,
                              									welches eine Auflösung von Eisen- oder Mangansalz oder
                              									Kalkmilch, überhaupt eine Substanz enthält, welche die
                              									Eigenschaft hat das Schwefelwasserstoffgas zu absorbiren. Wendet
                              									man ein Eisen- oder Mangansalz an, so besteht die
                              									Flüssigkeit im Gefäß C (deren eine
                              									Reihe angewandt werden muß), nachdem sie von den Dämpfen
                              									gesättigt worden ist, aus einem Ammoniaksalz, worin
                              									Schwefeleisen oder Schwefelmangan suspendirt ist. Benutzt man
                              									hingegen zum Absorbiren des Schwefelwasserstoffs Kalkmilch, so
                              									wird das Ammoniak frei und muß in ein zweites Gefäß D geleitet werden, welches mit einer
                              									Säure beschickt ist; in diesem Fall wird also, nachdem alles schwefelwasserstoffsaure Ammoniak übergegangen ist, das Gefäß
                              										C Schwefelcalcium und etwas
                              									freies Ammoniak, das Gefäß D aber
                              									eine Auflösung von Ammoniaksalz enthalten.
                           Die im Kessel zurückbleibende Flüssigkeit, welche hauptsächlich
                              									aus kohlensaurem Ammoniak besteht, kann man auf gewöhnliche
                              									Weise behandeln, nämlich mit einer Säure neutralisiren und dann
                              									in bleiernen Kesseln abdampfen, um die Ammoniaksalze
                              									krystallisirt zu erhalten. Man kann aber auch das Abdampfen im
                              									Kessel bei einer höheren Temperatur fortsetzen, um die
                              									flüchtigen Ammoniaksalze überzutreiben und die Dämpfe durch
                              									Säure leiten, um das Ammoniak zu absorbiren; hiezu läßt sich der
                              									vorher beschriebene Apparat benutzen, nachdem man den Hahn E geöffnet hat. Die Dämpfe ziehen
                              									dann durch das Rohr b und durch die
                              									Säure im Gefäß D (ohne in das Kalk
                              									enthaltende Gefäß C zu gelangen),
                              									worin sie absorbirt werden. Man setzt das Abdampfen fort, bis
                              									die flüchtigen Ammoniaksalze vollständig ausgetrieben sind,
                              									worauf man die Flüssigkeit im Kessel wegschütten kann, es sey
                              									denn daß sie fixe Salze enthält, welche eine weitere Behandlung
                              									derselben lohnen. Um sich darüber Gewißheit zu verschaffen,
                              									dampft man eine Quantität der Flüssigkeit ab und wiegt das
                              									zurückbleibende Salz. Um diese fixen Ammoniaksalze zu gewinnen,
                              									dampft man entweder die Flüssigkeit in einem bleiernen Kessel
                              									gänzlich ab, oder versetzt sie schon in dem Kessel A mit der nöthigen Menge
                              									Schwefelcalcium, welches die fixen Ammoniaksalze zersetzt,
                              									worauf das entstandene schwefelwasserstoffsaure Ammoniak wie
                              									früher überdestillirt werden kann.
                           
                        
                     
                  
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