| Titel: | Anleitung zur Analyse der gefärbten und gedruckten Zeuge, oder Verfahrungsarten um die Natur und Eigenschaften der auf den Stoffen befestigten Farben zu erkennen; von J. Persoz, Professor an der Universität zu Straßburg. | 
| Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. XCV., S. 449 | 
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                        XCV.
                        Anleitung zur Analyse der
                           								gefärbten und gedruckten Zeuge, oder Verfahrungsarten um die Natur
                           								und Eigenschaften der auf den Stoffen befestigten Farben zu
                           								erkennen; von J. Persoz, Professor an der
                           								Universität zu Straßburg.
                        Bearbeitet nach dessen Traité théorique et pratique de l'Impression des Tissus. Bd. IV S. 522.
                        Persoz, Anleitung zur Analyse der gefärbten und
                           								gedruckten Zeuge.
                        
                     
                        
                           Wir wollen im Folgenden die Methoden angeben, wodurch man die
                              									Natur der auf den Stoffen befestigten Farben erkennen kann; aus
                              										den Eigenschaften derselben läßt sich dann auf den beim
                              									Bedrucken der Zeuge befolgten Gang schließen. Wir beabsichtigen
                              									keineswegs hiebei die Farben in ächte,
                                 										falsche etc. einzutheilen, denn eine Farbe kann nach
                              									der Art wie sie aufgetragen und befestigt worden ist, mit der
                              									Faser entweder eine innige Verbindung eingehen oder ihr nur
                              									schwach adhäriren. Ein Beispiel hievon liefert das Campecheholz:
                              									hat man violette Lacke dadurch gebildet, daß man den Zeug mit
                              									einem Thonerdesalz beizte und ihn hierauf mit Campecheholz
                              									färbte, so widersteht die Farbe dem Wasser, verändert sich aber
                              									schnell an der Luft; bereitet man aus Campecheholz-Absud
                              									und einem Zinnoxydsalz eine Tafeldruckfarbe, so widersteht der
                              									Lack der Luft, wird aber großentheils durch kochendes Wasser
                              									abgezogen; behandelt man hingegen den Zeug nach dem Aufdrucken
                              									der Tafelfarbe mit doppelt-chromsaurem Kali, so sättigt
                              									sich der Lack mit Sauerstoff und widersteht nicht nur dem
                              									Wasser, sondern auch den atmosphärischen Agentien. Wie das
                              									Campecheholz Pigment liefern auch andere Farbstoffe ächte oder
                              									unächte etc. Farben, je nach den Methoden, welche man zu ihrer
                              									Fixirung auf den Zeugen befolgt hat. Auf die Haltbarkeit der
                              									Farben hat überdieß die Natur der Faser einen großen Einfluß,
                              									denn eine Farbe, welche der Baumwolle nur schwach adhärirt,
                              									verbindet sich oft innig mit der Wolle.
                           Bei der Analyse der gedruckten Zeuge, um die Natur der auf dem
                              									Gewebe befestigten Farben zu erkennen, muß man wie bei jeder
                              									analytischen Untersuchung nur eine kleine Anzahl von Agentien
                              									anwenden, welche durch ihre bestimmten und constanten Reactionen
                              									keinen Zweifel übrig lassen, in welche Abtheilung eine Farbe
                              									gehört. Solche sind nach meiner vieljährigen Erfahrung
                              									hauptsächlich folgende neun: die Wärme (Einäscherung des Zeugs), das gasförmige Chlor, die unterchlorige Säure
                              									Die unterchlorige Säure erhält
                                    											man leicht nach dem von Ballard angegebenen Verfahren, welches darin
                                    											besteht, in eine Flasche aus weißem Glase von 1 bis 2
                                    											Liter Rauminhalt, welche mit Chlorgas gefüllt ist, 30
                                    											bis 50 Gramme Wasser zu schütten, worin fein gepulvertes
                                    											rothes Quecksilberoxyd suspendirt ist. Beim Schütteln
                                    											der Flasche wird das Chlor bald absorbirt und folglich
                                    											die grünlichgelbe Flasche farblos. Nachdem die
                                    											Absorption des Gases stattgefunden hat, leitet man auf
                                    											den Boden dieser Flasche einen Strom Chlorgas, welches
                                    											die Luft verdrängt; wenn man annehmen kann, daß die
                                    											Flasche voll Chlor ist, schüttelt man sie neuerdings und
                                    											fährt auf diese Weise fort bis das Quecksilberoxyd
                                    											vollständig verschwunden ist. Bei Bereitung dieses
                                    											Reagens operirt man am besten mit zwei Flaschen, damit,
                                    											während man die eine davon schüttelt, die andere sich
                                    											mit Chlorgas füllen kann. Nach drei oder vier
                                    											Sättigungen erhält man eine Flüssigkeit, welche außer
                                    											der unterchlorigen Säure eine gewisse Menge
                                    											Quecksilberchlorid enthält und endlich einen
                                    											Niederschlag von Oxyd-Chlorid, welches man durch
                                    											Decantiren absondern kann, oder
                                    											indem man das Ganze durch eine Schicht gestoßenen Glases
                                    											filtrirt. Das Quecksilberchlorid kann man in der
                                    											Flüssigkeit aufgelöst lassen, weil es bei den
                                    											Reactionen, wozu wir die unterchlorige Säure anwenden,
                                    											keinen Einfluß ausübt.Die unterchlorige Säure ist ein kräftiges
                                    											Entfärbungsmittel, denn sie zerstört die dauerhaftesten
                                    											Farben; das dunkelste Türkischroth z.B. verschwindet in
                                    											dem Augenblick, wo es in eine gesättigte Auflösung
                                    											dieser Säure getaucht wird: ein dunkel türkischroth
                                    											gefärbtes Zeugstückchen benutzen wir auch um uns zu
                                    											überzeugen, ob eine Auflösung von unterchloriger Säure
                                    											gesättigt ist oder nicht., die Salpetersäure,
                                 										Schwefelsäure, das Zinnchlorür
                              									(salzsaure Zinnoxydul), das Zinnchlorid (salzsaure Zinnoxyd), Aetzkali-Auflösung, Kalkhydrat oder Kalkmilch.
                           Die Farben lassen sich in zwei große Kategorien eintheilen: in
                              										organische Farben, welche durch
                              									die Wärme (Einäschern), das Chlor und die unterchlorige Säure
                              									zerstört werden, und in unorganische
                              									Farben oder Metallfarben, welche
                              									jenen Agentien widerstehen. Die organischen Farben zerfallen
                              									wieder in zwei Abtheilungen, nämlich solche, welche sich an und
                              									für sich mit den Geweben vereinigen und in solche, welche sich
                              									nur mit Hülfe von Beizen (Metalloxyden) darauf befestigen
                              									lassen, so daß man also drei Gruppen bilden kann:
                           1) Die organischen Farben, welche sich an und
                              									für sich fixiren (Indigo, Safflor).
                           2) Die organischen Farben, welche sich nur mit
                              									Hülfe einer Beize fixiren (Krapp, Rothholz, Gelbholz, Cochenille
                              									etc.)
                           3) Die Metallfarben (Eisenoxyd,
                              									Mangansuperoxyd, chromsaures Blei).
                           Wenn man einen mit den Farben der ersten Gruppe versehenen Zeug
                              									in Berührung mit der Luft (auf einem Platinblech mittelst der
                              									Flamme einer Weingeistlampe) einäschert, so erhält man als
                              									Rückstand nur die Asche der Faser, worauf der Farbstoff
                              									befestigt wurde. Behandelt man ihn mit einem entfärbenden Agens
                              									(Chlor, unterchloriger Säure), so wird die Farbe zerstört und
                              									die Faser entweder weiß oder nimmt die Nuance an, welche ihr das
                              									zerstörende Agens selbst ertheilen würde.
                           Wenn man einen mit den Farben der zweiten Gruppe versehenen Zeug
                              									einäschert, so verschwindet die Farbe ebenfalls, aber man findet
                              									die zu ihrer Befestigung angewandte unorganische Beize
                              									(Thonerde, Eisenoxyd, Zinnoxyd etc.) immer wieder in der Asche
                              									der Faser. (Es versteht sich, daß die Chromsäure dabei
                              									grünlichgraues Chromoxyd hinterläßt, welches man leicht erkennt,
                              									wenn man die Asche vor dem Löthrohr in Boraxsäure schmilzt, die
                              									dadurch grün gefärbt wird; um das Zinnoxyd vor dem Löthrohr zu
                              									erkennen, versetzt man die Asche mit etwas Borax.) Die Lacke
                              									dieser zweiten Gruppe verschwinden, wenn man den Zeug mit Chlor
                              									oder unterchloriger Säure behandelt und hinterlassen
                              									dabei als Rückstand auf dem Zeug die Beize (das Metalloxyd),
                              									womit sie fixirt wurden. Von welcher Art letzteres ist, erkennt
                              									man durch die im Folgenden angegebenen Methoden, oder durch eine
                              									Färbe-Operation; hat man z.B. als Rückstand eine
                              									Thonerdebeize, so wird der entfärbte Zeug in einem Cochenillebad
                              									rosenroth werden; ist es eine Eisenbeize, so wird der entfärbte
                              									Zeug sich in schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak schwarz, in
                              									angesäuertem eisenblausaurem Kali hingegen blau und in
                              									Campecheholz-Absud grau oder schwarz färben. Ist der
                              									Rückstand ein Gemenge von Thonerde- und Eisenbeizen, so
                              									nimmt er in einem Cochenille- oder Quercitronbad
                              									complicirte Nüancen an, woraus man leicht auf seine Natur
                              									schließen kann.
                           Wenn man Zeuge einäschert, welche mit Farben der dritten Gruppe
                              									versehen sind, so findet man diese Farben stets unversehrt oder
                              									mehr oder weniger modificirt (reducirt) in der Asche. Auch
                              									widerstehen sie gewöhnlich dem Chlor, oder wenn sie davon
                              									angegriffen (oxydirt) werden, so kann man über die Natur der
                              									Producte nicht in Zweifel seyn.
                           
                        
                           Vom Blau.
                           Man wendet viererlei Arten Blau an: Indigblau, Berlinerblau,
                              									Campecheholz- und Ultramarinblau.
                           Indigblau. Der Hauptcharakter dieses
                              									Blau ist, daß es durch die Wärme (Einäschern) zerstört wird,
                              									ohne einen Rückstand zu hinterlassen; ferner daß es durch Chlor,
                              									unterchlorige Säure und Salpetersäure entfärbt wird; es zerfällt
                              									wieder in:
                           a. Aechtblau, welches durch Aetzkali niemals verändert
                              									wird und selbst wieder zerfällt in:
                           Küpenblau,
                           Fayenceblau und
                           ächtes Tafeldruckblau.
                           In chemischer Hinsicht sind die beiden ersteren identisch; sie
                              									unterscheiden sich physisch dadurch, daß beim Fayenceblau der
                              									Farbeton weniger schön und gleichförmig ist; dasselbe wird auch
                              									meistens nur in isolirten, mehr oder weniger regelmäßigen
                              									Dessins aufgedruckt. Fast jedes Fayenceblau läßt sich übrigens
                              									von anderem Indigblau dadurch unterscheiden, daß es durch
                              									Imprägniren mit Salpetersäure zerstört wird, wobei es sich
                              									gelblich färbt. Das ächte Tafelblau läßt sich leicht erkennen,
                              									wenn man den Zeug durch Chlor entfärbt und ihn hierauf in
                              									Cochenille färbt; wegen des in der Druckfarbe enthaltenen Zinns
                              									muß das Muster in irgend einer Nüance wieder zum Vorschein
                              									kommen. Uebrigens wird das ächte Tafelblau
                              									meistens nur zum Illuminiren (Eindrucken) vielfarbiger Muster
                              									angewandt.
                           b. Sächsischblau, welches durch Aetzkali verschwindet,
                              									das man aber mittelst einer Säure wieder herstellen kann.
                           Berlinerblau. Der Hauptcharakter
                              									dieses Blau ist, daß es durch Hitze zerstört wird, indem es beim
                              									Einäschern auf einem Platinblech Eisenoxyd hinterläßt, daß es
                              									durch Chlor und unterchlorige Säure nicht angegriffen, aber
                              									durch Aetzkali entfärbt wird. Es zerfällt wieder in
                              									Unterabtheilungen, entweder nach der Art der Beize, womit es
                              									erzeugt wurde: so enthält das sogenannte Französisch-Blau
                              									immer Zinn, welches man leicht erkennt, wenn man die Asche vor
                              									dem Löthrohr schmilzt, während das gewöhnliche Berlinerblau bloß
                              									Eisen enthält; oder nach der Art seiner Fixirung, in welcher
                              									Hinsicht man gefärbtes Blau, Dampfblau und Tafeldruckblau
                              									unterscheidet. Ersteres erkennt man immer an seiner Nüance,
                              									welche niemals so rein und lebhaft ist, wie die vom Dampfblau.
                              									Das Tafeldruckblau unterscheidet sich von den vorhergehenden
                              									durch die große Menge von Zinnverbindungen, deren es zu seiner
                              									Auflösung und Fixirung bedarf.
                           Blau mittelst Campecheholz. Dieses
                              									Blau ist ungemein empfindlich gegen Säuren, welche es sogleich
                              									in Roth umändern; es wird übrigens durch Chlor entfärbt und
                              									hinterläßt auf dem Zeug einen bräunlichen Rückstand von Thonerde
                              									und Kupferoxyd. Letzteres gibt sich oft während des Einäscherns
                              									durch die grüne Farbe, die es der Weingeiststamme ertheilt, zu
                              									erkennen. Die Asche, in Salpetersäure aufgelöst, gibt eine
                              									Flüssigkeit, welche durch Ammoniak blau gefärbt, durch gelbes
                              									Blutlaugensalz braunroth und durch Schwefelwasserstoff
                              									schwarzbraun gefällt wird. Hat man nur wenig Material zu seiner
                              									Verfügung, so kann man sich mittelst des Löthrohrs überzeugen,
                              									daß die Asche Kupfer enthält. Wenn man das Kupfer in den Farben
                              									aufsucht, darf man nicht vergessen, daß es darin häufig als
                              									Oxydul oder in einem besondern noch unbekannten Zustande
                              									enthalten ist, und daß man es folglich nur mit Sicherheit
                              									auffinden kann, wenn man den Lack, der es enthält, einäschert
                              									und dessen Asche untersucht.
                           Das Ultramarinblau erkennt man an
                              									seiner Nüance, an seiner Feuerständigkeit, welche so groß ist,
                              									daß wenn man einen damit bedruckten Zeug verbrennt, man das Blau
                              									unversehrt in der Asche wieder findet, endlich an seinem
                              									Verhalten gegen Salzsäure, welche es mit Entwickelung von
                              									Schwefelwasserstoff entfärbt. Bisweilen trifft es sich, daß es
                              									durch den harzigen Firniß, welcher zu seiner Befestigung auf den
                              										Zeugen angewandt wurdeDas Ultramannblau wird gewöhnlich mittelst Eiweiß aufgedruckt. Man
                                    											zertheilt das Eiweiß in ein wenig Gummiwasser und reibt
                                    											das Blau mit dem so erhaltenen Firniß gehörig an.
                                    											Nachdem die Farbe auf dem Baumwollenzeug aufgedruckt und
                                    											getrocknet ist, dämpft man die Stücke trocken und bei
                                    											einem nicht hohen Druck; das Eiweiß, indem es in den
                                    											Poren des Gewebes gerinnt, hält darin die Farbe zurück.
                                    											Außer dem Ultramarinblau hat man auch grünes Chromoxyd,
                                    											rothes Eisenoxyd und vorzüglich Bolus (Terre de Sienne) mittelst
                                    											Eiweiß auf Zeugen fixirt.Da die Anwendung von Eiweiß in großem Maaßstab dem
                                    											Fabrikanten bedeutende Kosten verursacht, so ersetzt man
                                    											es bisweilen durch eine Mischung von Hausenblase und
                                    											Traganth; wenn die mit derselben aufgedruckte Farbe
                                    											stark ausgetrocknet worden ist, wird sie vom Wasser
                                    											wenig angegriffen. Wir haben gefunden, daß abgerahmte
                                    											Milch, gekocht und eingedampft, mit Zusatz einer
                                    											gewissen Menge gelöschten Kalks ein vortreffliches
                                    											Bindungsmittel liefert, um Farben mechanisch auf Zeugen
                                    											zu befestigen., geschützt, von den Säuren nicht angegriffen wird; man
                              									braucht aber nur den Firniß anzugreifen, indem man den Zeug mit
                              									Aether befeuchtet, so wird die Säure, welche anfangs nicht
                              									merklich auf das Blau wirkte, es augenblicklich zerstören.
                           Gemischtes Blau. Wollene Zeuge oder
                              									halbwollene mit baumwollener Kette haben oft einen dunkelblauen
                              									Grund (Boden), welcher durch eine Mischung von Berlinerblau und
                              									Sächsischblau gebildet wird; mittelst Chlor oder Salpetersäure
                              									wird das Sächsischblau zerstört, während das Berlinerblau
                              									unverändert bleibt, wodurch man diese beiden Substanzen erkennen
                              									kann.
                           
                        
                           Vom Gelb, Orange und Nankin.
                           Es gibt mehrere Arten von Gelb: das Gelb von Wau,
                              									Quercitronrinde, Kreuzbeeren, Fisetholz, Curcuma, den
                              									adstringirenden Substanzen, das Orangegelb von Orleans, das
                              									Chromgelb und Chromorange, das Operment, das Nankin oder
                              									Rostgelb.
                           Das Gelb von Quercitronrinde wird
                              									durch Chlor und unterchlorige Säure zerstört, aber weder durch
                              									Alkalien noch durch salzsaures oder schwefelsaures Zinnoxydul
                              									beim Erwärmen merklich in Orange umgeändert; endlich nimmt es
                              									mittelst Salpetersäure eine röthliche Catechufarbe an.
                           Das Gelb von Kreuzbeeren wird durch
                              									Chlor und unterchlorige Säure zerstört; eine Auflösung von
                              									Aetzkali ertheilt ihm die türkischgelbe Nüance und mit einer
                              									gesättigten Auflösung von Zinnsalz erwärmt, geht es in Orange
                              									über; mit Salpetersäure behandelt, nimmt es eine Staubfarbe
                              									an.
                           
                           Das Orange oder Nankin von Fisetholz
                              									wird durch Schwefelsäure in Roth umgeändert, durch Aetzkali in
                              									Catechubraun, hingegen durch Salpetersäure zerstört.
                           Das Gelb von Curcuma wird durch Chlor
                              									und unterchlorige Säure entfärbt, durch die Alkalien in
                              									Orangeroth umgeändert.
                           Das Gelb von Sumach wird durch
                              									salzsaures Zinnoxydul heller gemacht, durch Salpetersäure
                              									geröthet, durch Schwefelsäure aber nicht merklich verändert.
                           Das Orangegelb von Orleans wird wegen
                              									seiner harzartigen Natur von Chlor und unterchloriger Säure nur
                              									schwierig angegriffen; durch concentrirte Schwefelsäure wird es
                              									grünlichblau, nimmt eine dunkle Farbe an und verschwindet dann
                              									durch Salpetersäure.
                           Das Chromgelb (neutrale chromsaure
                              									Blei) wird durch Hitze nicht zerstört, wenn man dabei jede
                              									reducirende Einwirkung zu vermeiden weiß; von schwacher
                              									Salzsäure wird es nicht angegriffen, hingegen durch concentrirte
                              									Salzsäure immer zerstört. Mit Aetzkalilauge aufgelöst und
                              									entfärbt, ändert es sich in Chromorange um, wann man es in
                              									kochendes Kalkwasser taucht.
                           Das Chromorange (basisch chromsaure
                              									Blei) hat dieselben Eigenschaften, nur wird es durch die Säuren
                              									in Zeisiggelb umgeändert.
                           Das Gelb von Operment wird durch
                              									Salzsäure nicht angegriffen und ist in Aetzkali auflöslich;
                              									durch Salpetersäure wird es zerstört und gibt eine Auflösung,
                              									welche mit Zink und Schwefelsäure zusammengebracht,
                              									Arsenikwasserstoffgas liefert, welches beim Verbrennen nach der
                              									Methode von Marsh reichliche
                              									spiegelnde Flecken von metallischem Arsenik absetzt.
                           Das Nankin und Rostgelb liefern beim
                              									Einäschern einen Rückstand von wasserfreiem Eisenoxyd, welches
                              									natürlich eine etwas dunklere Farbe hat als das ursprünglich auf
                              									dem Stoff vorhanden gewesene Oxydhydrat. Chlor und unterchlorige
                              									Säure wirken nicht auf diese Farben; Salzsäure greift sie mehr
                              									oder weniger an, je nach ihrer Intensität und der Art wie das
                              									Rostgelb auf den Zeugen fixirt wurde; in allen Fällen reducirt
                              									jedoch eine Mischung von gleichen Theilen Salzsäure und Zinnsalz
                              									augenblicklich das dunkelste Rostgelb, so daß alle mit ihr
                              									berührten Stellen weiß erscheinen. Auf jedem Rostgelb bringt
                              									eine Mischung von Salzsäure und Blutlaugensalz sogleich
                              									Berlinerblau hervor und ein Absud von Galläpfeln erzeugt Schwarz
                              									oder Grau; taucht man einen rostgelb gefärbten Zeug in eine
                              									Auflösung von schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak, so geht das
                              									Eisen in schwarzes Schwefeleisen über; auch kann man ein rostgelbes Muster je nach seinem Eisengehalt in einem
                              									Krappbade immer schwarz, violett oder lilas färben.
                           
                        
                           Vom Roth.
                           Jedes Roth, mit Ausnahme des Safflorroths (welches durch das
                              									Chlor und Hitze zerstört wird, ohne einen Rückstand zu
                              									hinterlassen, und durch die ätzenden Alkalien entfärbt wird)
                              									gehört zu den Farben der zweiten Gruppe und wurde also durch
                              									Vereinigung einer Thonerdebeize oder einer Beize von Thonerde
                              									und Zinn mit einem Farbstoff, welcher Krapp, Cochenille,
                              									Rothholz etc. seyn kann, hervorgebracht. Geübte Augen
                              									verwechseln diese verschiedenen Farben niemals; dessen
                              									ungeachtet muß man die Eigenschaften kennen, wodurch sie sich
                              									von einander unterscheiden. Ihre allgemeinen Eigenschaften sind,
                              									daß sie durch Chlor und unterchlorige Säure entfärbt werden und
                              									beim Einäschern einen Rückstand von Thonerde oder mit Zinn
                              									vermengte Thonerde hinterlassen; um zu ermitteln, ob die
                              									Thonerde Zinn enthält, braucht man die Asche bloß vor dem
                              									Löthrohr in Boraxsäure zu schmelzen. Ihre speciellen
                              									Eigenschaften beruhen alle auf der Natur des Farbstoffs und in
                              									dieser Hinsicht kann man die rothen Farben in zwei Gattungen
                              									abtheilen:
                           a. solche, welche durch Krapp oder
                              									Krappproducte, und
                           b. solche, die durch Cochenille und
                              									Farbhölzer erzeugt wurden.
                           a. Roth,
                                 										Rosenroth etc. aus Krapp.
                              									Mit Salzsäure behandelt, wird das Roth gelb oder orangegelb,
                              									ohne in das Amaranthfarbige überzugehen, und wenn man sie so
                              									verändert in Kalkmilch taucht, so werden alle von der Säure
                              									berührten Stellen mehr oder weniger gleichförmig schön violett,
                              									welche Nüance sich lange hält, die man aber durch Kochen des
                              									Zeugs in einem Seifenbad wieder in Rosenroth überführen kann.
                              									Das Roth und Rosenroth werden durch die Säuren um so weniger
                              									angegriffen, je mehr sie mit Seife gesättigt und je höher die
                              									Temperatur war, wobei sie avivirt worden sind; man begreift nun,
                              									warum das Türkischroth mehr widersteht, als das gewöhnliche
                              									Roth. Eben so braucht man auch hinsichtlich des letztern nur das
                              									Roth und Rosenroth, wie man sie vor 15 bis 20 Jahren darstellte,
                              									mit denjenigen zu vergleichen, welche man heutzutage macht, um
                              									zu sehen, daß letztere, welche stark mit Seife gesättigt sind,
                              									nur schwer die erwähnte Veränderung durch Einwirkung der Säuren
                              									und hierauf des Kalks erleiden.
                           Die Modificationen des Krapproths zerfallen in mehrere Arten: das
                              									Türkischroth und Türkischrosenroth, das gewöhnliche Krapproth
                              									und Krapprosenroth, das ächte Tafelroth und Rosenroth des Hrn. Gastard und der HHrn. Girardin und Grelley
                              									Man vergleiche über diese ächten Tafeldruckfarben, das
                                    											Garancin und Garanceux, Girardin's Technologie des Krapps im
                                    											polytechn. Journal Bd. XCI S. 55 u. 141., das Roth aus Garancin und Garanceux, endlich das
                              									Tafelrosenroth aus Krapplack. Bei dem Türkischroth und
                              									Türkischrosenroth bildet die Lebhaftigkeit der Farbe mit der
                              									Eigenschaft, der Einwirkung der Säuren sehr zuwiderstehen, den
                              									Hauptcharakter. Das gewöhnliche Krapproth läßt sich, wenn es gut
                              									avivirt wurde, von dem ächten Tafelroth nicht unterscheiden,
                              									weil es aus denselben Bestandtheilen besteht wie letzteres, und
                              									nur auf andere Weise auf dem Zeuge fixirt worden ist; übrigens
                              									widerstehen sie beide gleich gut der Luft und dem Licht und
                              									hinterlassen, mit Chlor behandelt, Beizen, welche sich in einem
                              									Cochenillebad auf denselben Ton färben. Man erkennt daher ihren
                              									Ursprung nur an dem Zustand des weißen Bodens, welcher bei dem
                              									ächten Tafelrosenroth immer weniger rein ist, weil die
                              									vorbereiteten (vorher gebeizten) Zeuge durch das Dämpfen
                              									gewöhnlich gelblich werden.
                           Das Rosenroth aus Garancin und Garanceux unterscheidet sich von
                              									dem vorhergehenden Roth dadurch, daß es die Operation des
                              									Avivirens mit Säuren und mit Alkalien nicht aushält; daß es
                              									durch Behandlung mit Salzsäure sich in Orangeroth umändert,
                              									indem es das weiße Papier in dieser Nüance färbt, und daß es so
                              									modificirt durch Behandlung mit Kalk eine den gedörrten Pflaumen
                              									ähnliche Farbe annimmt, welche nicht den bläulichen Reflex des
                              									gewöhnlichen Rosenroth hat; von dem mit Krapplack dargestellten
                              									Rosenroth, welches durch Salzsäure und Kalk sich kaum verändert,
                              									unterscheidet es sich dadurch, daß es den schwachen Passagen in
                              									Seife widersteht, welche hinreichen, um den Krapplack von dem
                              									Gewebe abzuziehen. Der specifische Unterschied zwischen dem mit
                              									Garancin und Garanceux gefärbten Rosenroth gründet sich darauf,
                              									daß die Farbe des erstem immer mehr orangeroth ist als bei
                              									letzterem; in Begleitung von Violett (welches gemeinschaftlich
                              									mit dem Rosenroth gefärbt wurde) sind sie noch leichter zu
                              									erkennen, weil das Garancin ein lebhaftes Violett liefert,
                              									welches fast so schön ist wie das mit Krapp erzeugte, wogegen
                              									das Violett aus Garanceux röthlichgrau ist.
                           b. Roth aus
                                 										Farbhölzern und Cochenille. Dieses Roth ändert sich
                              									durch Salzsäure und salzsaures Zinnoxydul in die Farbe der
                              									Johannisbeeren um; passirt man es im Kalk, so bildet es ein
                              									Violett, welches so unbeständig ist, daß es im Seifenbad
                              									verschwindet; das Krapproth erhält bei derselben
                              									Behandlung im Seifenbad seinen ganzen Glanz wieder. Das Roth,
                              									welches mit Cochenille gefärbt wurde und dasjenige von
                              									Farbhölzern, unterscheiden sich durch den Glanz ihrer Farbe und
                              									ihr Verhalten gegen concentrirte Schwefelsäure, welche ersteres
                              									in ein lebhaftes Kirschroth und letztere in Orangegelb
                              									umändert.
                           
                        
                           Vom Violett.
                           Es gibt fünf Arten von Violett:
                           1) mit Krapp gefärbtes Violett;
                           2) mit Campecheholz gefärbtes;
                           3) mit Campecheholz und Cochenille erzeugtes
                              									Violett, welches durch Färben oder Dämpfen oder mittelst
                              									Tafeldruck dargestellt seyn kann;
                           4) Violett aus Alkannawurzel; endlich
                           5) das complicirte Violett, welches durch
                              									Uebereinanderdrucken von Blau auf Roth, oder umgekehrt, oder
                              									durch Vermischen dieser beiden Farben vor ihrem Aufdrucken
                              									entsteht.
                           Das mit Krapp gefärbte Violett hinterläßt beim Einäschern
                              									Eisenoxyd; durch Chlor und unterchlorige Säure entfärbt,
                              									hinterläßt es aus dem Zeug sein Eisenoxyd, welches man in den
                              									verschiedenen Bädern färben kann, die seine Gegenwart darthun;
                              									durch Behandlung mit Salzsäure ändert es sich in ein schmutziges
                              									Orangegelb um. Passirt man es nach der Behandlung mit Salzsäure
                              									in Kalkmilch, so nehmen alle mit Salzsäure behandelten Stellen
                              									eine violette Farbe an, welche außerordentlich glänzend ist und
                              									die sie sogar in einem kochenden Seifenbad beibehalten, dem die
                              									andern violetten Farben nicht widerstehen.
                           Violett mit Campecheholz. Dieses
                              									Violett hinterläßt beim Einäschern als Rückstand eine weiße
                              									Asche, welche aus Thonerde besteht. Durch unterchlorige Säure
                              									wird es zerstört; mit Salzsäure behandelt, ändert es sich in
                              									Roth um; durch Passiren in Kalkmilch und hierauf in einem
                              									Seifenbad, wird es graulich und verschwindet endlich.
                           Violett mit Cochenille. Es
                              									unterscheidet sich von den vorhergehenden durch seine Nüance und
                              									die Natur der Beizen, welche es beim Einäschern hinterläßt und
                              									welche immer Eisen zur Basis haben.
                           Violett aus Alkannawurzel. Dieses
                              									Violett wird wegen der harzartigen Natur seines Farbstoffs durch
                              									Chlor und concentrirte Schwefelsäure nur wenig angegriffen; es
                              									wird weder durch Salzsäure noch durch Salpetersäure in Roth
                              									umgeändert, wohl aber durch Kali in Blau und hinterläßt beim
                              									Einäschern Thonerde.
                           Violett durch Uebereinanderfallen von Blau
                                 										und Roth. Wenn Blau das Roth bedeckt, erkennt man das
                              									erzeugte Violett an den Eigenschaften der beiden Farben, woraus
                              									es entstand.
                           
                           Violette Farben, welche durch Mischungen
                                 										erhalten wurden. Sie entstanden immer durch Mischung
                              									von Indigo mit Cochenillerosenroth oder Krapprosenroth, oder
                              									durch Mischung von Berlinerblau mit denselben Farbstoffen und
                              									denjenigen der Hölzer, oder auch einem Krappviolett mit
                              									Berlinerblau. Im ersteren Fall überfährt man behufs der
                              									Untersuchung das Violett mit Salpetersäure, welche den Indigo
                              									zerstört, so daß das Rosenroth zum Vorschein kommt; letzteres
                              									geschieht entweder unmittelbar, oder wenn man den Zeug über ein
                              									mit Ammoniak gefülltes Fläschchen hält, dessen Dämpfe die Säure
                              									sättigen. Im zweiten Fall behandelt man den Zeug mit
                              									unterchloriger Säure oder setzt ihn dem Chlorgas aus, welche das
                              									Roth zerstören, ohne das Blau anzugreifen; man behandelt ihn mit
                              									Aetzkali, welches das Blau auflöst und das Roth in ein mehr oder
                              									weniger dunkles Carmesinroth umändert. Im dritten Falle endlich
                              									behandelt man den Zeug mit Salzsäure, welche das Violett in Grün
                              									umändert und mit unterchloriger Säure, welche es in Blau
                              									verwandelt.
                           
                        
                           Vom Orange.
                           Das Orange entsteht entweder durch Mischung von Roth und Gelb, in
                              									welchem Falle man die respectiven Eigenschaften seiner
                              									Elementarfarben zu Rath ziehen muß, oder aus einzelnen
                              									Farbstoffen. Unter letztere gehört das mit Orleans erzeugte
                              									Orange; ferner das Chromorange, worauf wir nicht zurückzukommen
                              									brauchen; endlich das aus Schwefelantimon bestehende Orange,
                              									welches durch concentrirte Salzsäure und durch Chlor zerstört
                              									wird, worauf man es mittelst Schwefelwasserstoff, der das
                              									Antimonoxyd in ein Sulfurid verwandelt, immer wieder herstellen
                              									kann; das Orange aus Granatapfelschalen, welches durch
                              									Salpetersäure schwärzlich gefärbt wird; das Orange aus
                              									Quercitronrinde, welches durch Salpetersäure geschwächt, aber
                              									nicht zerstört wird.
                           
                        
                           Vom Grün.
                           Das Grün zerfällt in vier Gattungen:
                           
                              
                                 Grün mit Indigo als
                                    											Basis.
                                 
                                    
                                    
                                 Küpengrün.Fayencegrün.Pinselgrün.Grün
                                    											aus chromsaurem Blei und Indigo.Aechtes
                                    											Tafelgrün.Pistaziengrün.
                                 
                              
                           
                              
                                 Grün mit Berlinerblau
                                    											als Basis.
                                 
                                    
                                    
                                 Berlinerblau mit chromsaurem
                                    											Blei.Berlinerblau mit vegetabilischem Gelb.
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Grün mit anderen als
                                    											den vorhergehenden   vegetabilischen
                                    											Farbstoffen als Basis.
                                 
                                    
                                    
                                 Capecheholz mit verschiedenen
                                    											gelben  
                                    											Pflanzenpigmenten.Solanumbeeren mit verschiedenen
                                    											gelben   Pflanzenpigmenten.
                                 
                              
                           
                              
                                 Grün mit metallischer
                                    											Basis.
                                 
                                    
                                    
                                 Grün mit arsenigsaurem
                                    											Kupferoxyd.Grün mit arseniksaurem Chromoxyd.
                                 
                              
                           Grüne Farben mit Indigo als Basis.
                              									Der gemeinschaftliche Charakter dieser grünen Farben ist, daß
                              									sie durch die Hitze zerstört werden, wobei kein anderer
                              									Rückstand bleibt, als das Gelb für sich allein geben würde; daß
                              									sie durch Chlor und unterchlorige Säure zerstört werden mit
                              									Hinterlassung des Gelb, wenn letzteres diesen Agentien
                              									widersteht, oder bloß der Beize dieser Farbe, wenn sie wie das
                              									Blau davon angegriffen wird.
                           Küpengrün. Von diesem Grün, welches
                              									gewöhnlich zu Böden angewandt wird, gibt es so viele Arten, als
                              									man gelbe Farbstoffe zu seiner Darstellung anwendet: wenn es
                              									mittelst Rostgelb erzeugt wurde, so hat es eine Myrthenfarbe und
                              									wird durch Behandlung mit einer Mischung von Salzsäure und
                              									salzsaurem Zinnoxydul, welche das Eisenoxyd auflöst, in Blau
                              									umgeändert, durch Behandlung mit Salpetersäure aber in Rostgelb;
                              									wurde es durch ein gelbes Pflanzenpigment, z.B. Kreuzbeeren,
                              									hervorgebracht, so wird es durch Aetzkali nicht merklich
                              									verändert, sondern nimmt höchstens eine dunklere oder bräunliche
                              									Farbe an, wenn das gelbe Pflanzenpigment durch die Alkalien
                              									verändert werden kann; endlich geht es durch Behandlung mit
                              									Salpetersäure in ein Gelb über, dessen Nüance nach derjenigen
                              									des angewandten gelben Pflanzenpigments verschieden ist.
                           Fayencegrün. Es wird durch Chlor und
                              									unterchlorige Säure entfärbt, durch Salpetersäure in ein
                              									schmutziges Gelb (Rostgelb) umgeändert und hinterläßt beim
                              									Einäschern Zinnoxyd, welches man mittelst des Löthrohrs oder
                              									durch eine Färbeoperation erkennen kann. Uebrigens wird es weder
                              									durch Aetzkali noch durch Salzsäure angegriffen.
                           Pinselgrün (Schildergrün,
                              									Kastengrün). Dasselbe wird ebenfalls durch Chlor und
                              									unterchlorige Säure entfärbt und hinterläßt beim Einäschern
                              									reine Thonerde; es wird weder durch Aetzkali noch durch
                              									Salzsäure angegriffen.
                           Grün mit chromsaurem Blei. Es wird
                              									durch dieselben Agentien entfärbt wie die vorhergehenden, wobei
                              									als Rückstand Chromgelb bleibt; durch Aetzkali wird es zum Theil
                              									zerstört, indem es in Blau übergeführt wird; durch concentrirte
                              									Salzsäure wird es vollkommen verändert,
                              									indem diese die Chromsäure zersetzt und Chlor entbindet, welches
                              									indirect die Zerstörung des Indigos veranlaßt.
                           Aechtes Tafelgrün. Dieses Grün
                              									besitzt die wesentlichen Eigenschaften des vorhergehenden; es
                              									geht nämlich durch Aetzkali in Blau über und wird durch
                              									concentrirte Salzsäure zerstört.
                           Pistaziengrün. Es hat mit den
                              									vorhergehenden grünen Farben die Eigenschaft gemein, durch Chlor
                              									entfärbt zu werden; durch Aetzkali wird es zerstört und in Gelb
                              									oder Olivengelb verwandelt, je nach der Art des gelben
                              									Pflanzenpigments, welches man mit dem Indigocarmin verbunden
                              									hat.
                           
                        
                           Vom Grün mittelst Campecheholz und
                                 										Solanumbeeren.
                           Diese grünen Farben werden durch Chlor zerstört und hinterlassen
                              									dabei als Rückstand eine Thonerdebeize, welche beim
                              									Campecheholz-Grün stets etwas Kupfer enthält.
                           Das Campecheholz-Grün wird
                              									durch Säuren stark geröthet und verwandelt sich, in der Wärme
                              									mit chromsaurem Kali behandelt, in ein sehr beständiges
                              									Schwarz.
                           Das Solanumbeeren-Grün wird
                              									durch Säuren violett und durch Alkalien gelb.
                           
                        
                           Grün aus Berlinerblau.
                           Grün mit Chromgelb als Basis. Es wird
                              									durch gasförmiges Chlor, Salpetersäure und unterchlorige Säure
                              									nicht verändert, hingegen durch Aetzkali angegriffen, welches
                              									das Gelb und das Blau zum Verschwinden bringt.
                           Grün mit gelbem Pflanzenpigment als
                                 										Basis. Dieses Grün wird durch Chlor und unterchlorige
                              									Säure verändert, welche es in Blau überführen; auch wird es
                              									durch Aetzkali angegriffen, welches das Blau abzieht und das
                              									Pflanzengelb in einer mehr oder weniger olivenfarbigen Nüance
                              									zurückläßt.
                           Grün mit arsenigsaurem Kupferoxyd.
                              									Man erkennt dieses Grün an seiner Eigenschaft durch Salzsäure
                              									gelb zu werden und durch Ammoniak in Blau überzugehen; übrigens
                              									ist es leicht den Arsenik darin nachzuweisen, wozu man nur ein
                              									Stückchen von dem damit bedruckten Zeug in den Marsh'schen Apparat zu bringen
                              									braucht.
                           Chromgrün. Beim Einäschern gibt
                              									dieses Grün eine Asche von der Farbe des Chromoxyds; übrigens
                              									wird es durch Chlor, die schwachen Säuren und die Alkalien nicht
                              									verändert, wenn es auf dem Zeug gut befestigt
                              									wurde. Um zu erfahren, ob es Arsenik enthält oder nicht, bringt
                              									man es in den Marsh'schen
                              									Apparat.
                           
                        
                           Von den Olivenfarben.
                           Die Olivenfarben bestehen gewöhnlich aus gelben Farbstoffen,
                              									womit man Eisen und Thonerdebeizen gefärbt hat, oder aus
                              									Chrombeize, was sich durch das Einäschern leicht ermitteln läßt.
                              									Alle werden durch Chlor und unterchlorige Säure zerstört; alle
                              									widerstehen auch dem Aetzkali; und alle diejenigen, welche Eisen
                              									zur Basis haben, gehen durch Zinnsalz, welches das Eisen wegätzt
                              									und verschwinden macht, in Gelb über.
                           
                        
                           Vom Braun, der Holzfarbe oder den
                                 										gemischten Farben.
                           Sie werden gebildet durch:
                           Catechu.
                           Mangansuperoxyd.
                           Schwefelantimon, welches durch Kupfer-
                              									und Bleisalze gefärbt ist.
                           Mischungen von Beizen, welche durch
                              									verschiedene Farbstoffe gefärbt sind.
                           Uebereinanderbringen von Küpenblau auf
                              									Krapproth oder Krappbraun.
                           Catechubraun. Man erkennt eine
                              									Catechufarbe leicht an ihrer Eigenschaft in einer Mischung aus
                              									Zinnsalz und Salzsäure Heller zu werden, ohne eine andere Nüance
                              									anzunehmen. Wenn man einen damit bedruckten Zeug einäschert,
                              									enthält die Asche entweder Chromoxyd, wenn nämlich das Catechu
                              									mittelst Chrom fixirt wurde, oder Kupferoxyd, Manganoxyd oder
                              									Eisenoxyd, wenn die Farbe mit einem Präparat versetzt wurde,
                              									welches eines dieser Oxyde zur Basis hat; ferner enthalten diese
                              									Farben viel Kalk, wenn man essigsauren Kalk angewandt oder die
                              									Farbe durch Kalkmilch fixirt hat. Das Catechu entfärbt sich erst
                              									nach langer Zeit durch Chlor und unterchlorige Säure, wobei die
                              									Oxyde, mittelst deren es fixirt worden ist, zurückbleiben.
                           Braun oder Bistre mittelst
                                 										Mangansuperoxyd. Dieser Farbstoff ist sehr leicht zu
                              									erkennen; durch Chlor und unterchlorige Säure wird er nicht
                              									angegriffen, aber durch Zinnsalz sogleich zerstört, weil dieses
                              									das Mangansuperoxyd reducirt und in Weiß überführt.
                              									Weinsteinsäure und Kleesäure, sowie schweflige Säure machen ihn
                              									auch verschwinden.
                           Braun mittelst Schwefelantimon.
                              									Dieses Braun wird durch Chlor angegriffen und hierauf durch
                              									Schwefelwasserstoff wieder in Orange übergeführt.
                           
                           Braun, welches man durch Färben erzielt
                                 										hat. Solcher braunen Farben, welche durch Mischungen
                              									von rothen und gelben Farbstoffen hervorgebracht werden, gibt es
                              									eine große Anzahl; ihre gemeinschaftlichen Eigenschaften sind:
                              									durch die Hitze, das Chlor und die unterchlorige Säure zerstört
                              									zu werden, wobei sie die einfache oder zusammengesetzte Beize,
                              									mittelst deren sie erzeugt wurden, als Rückstand lassen; ferner
                              									durch Zinnsalz angegriffen zu werden, welches, indem es das
                              									Eisen reducirt und es dem Lack entzieht, letzteren entweder in
                              									Orangeroth umändert (wenn nämlich der rothe Farbstoff vorwaltet)
                              									oder in Orangegelb (im entgegengesetzten Fall). Die rothe
                              									Substanz in diesen braunen Farben ist entweder Krapp oder
                              									Garancin oder Garanceux; in diesem Fall geht das Braun (Püce, Zimmetbraun etc.) durch Salzsäure in Orangegelb
                              									oder auch in Holzfarbe über und alsdann reicht die bloße
                              									Berührung der Säure hin, um ihnen eine lebhafte Orangefarbe zu
                              									geben, selbst wenn sie wegen eines großen Gehalts von Gelb eine
                              									helle zimmtbraune Nüance haben sollten. Beim Einäschern
                              									hinterlassen sie eine durch Eisenoxyd mehr oder weniger gefärbte
                              									Thonerdebeize, und man hat die nöthigen Daten, um die
                              									Constitution der Farbe zu erkennen: wenn sie
                              									Campecheholz-Pigment enthalten, werden sie durch Zinnsalz
                              									roth und der mit diesem Salz berührte Theil, auf ein weißes
                              									Papier aufgedrückt, färbt es nicht mehr kirschroth, sondern
                              									bläulichroth oder lilas.
                           Braun, welches Schwarz zur Basis hat.
                              									Wenn man Küpenblau auf gefärbte Farben, z.B. Püce, Krapproth
                              									oder Cochenilleroth aufsetzt, erhält man braune Farben, welche
                              									dem Aetzkali und den Säuren widerstehen. Um sie zu erkennen,
                              									tränkt man sie mit Salpetersäure, welche den Indigo zerstört; es
                              									erscheint dann sogleich ein mehr oder weniger dunkles Orange, je
                              									nach der Natur der mit dem Küpenblau vereinigten Farbe.
                           
                        
                           Vom Schwarz.
                           Es gibt mehrere Arten von Schwarz:
                           Schwarz, welches mit Krapp, Garancin oder
                              									Garanceux gefärbt wurde.
                           Schwarz von Cochenille.
                           Schwarz von Campecheholz.
                           Schwarz, welches durch adstringirende
                              									Substanzen erzeugt wurde. Dampfschwarz.
                           Gewöhnliches Tafelschwarz.
                           Tafelschwarz, welches in Kalkmilch fixirt
                              									wurde.
                           
                           Schwarz, welches durch Ueberdrucken von
                              									Küpen- und Berlinerblau mit Roth erzeugt wurde.
                           Schwarz, welches durch Ueberdrucken von Bistre
                              									(Manganbraun) mit Blau hervorgebracht wurde.
                           Schwarz, welches mit Krapp, Garancin
                              									etc. erzeugt wurde. Alles
                              									Krappschwarz liefert beim Einäschern Eisenoxyd und wird durch
                              									Chlor und unterchlorige Säure entfärbt, wobei Eisenoxyd
                              									zurückbleibt. Mit Salzsäure behandelt, werden diese schwarzen
                              									Farben nicht roth, sondern gehen allmählich in ein schmutziges
                              									Orange über; durch Zinnsalz ändern sie sich in ein bräunliches
                              									Rostgelb um, aber ohne abzuschmutzen und ohne das weiße Papier
                              									hochroth zu färben.
                           Schwarz mittelst Cochenille. Dasselbe
                              									hat wie das Krappschwarz immer eine Eisenbeize zur Basis; es
                              									gibt daher beim Einäschern eine hauptsächlich aus Eisenoxyd
                              									bestehende Asche und hinterläßt, wenn man es durch Chlor oder
                              									unterchlorige Säure entfärbt, dasselbe Oxyd; es unterscheidet
                              									sich aber von dem Krappschwarz durch seinen mehr silberartigen
                              									Ton, durch die Eigenschaft mittelst Salzsäure orangeroth zu
                              									werden; endlich dadurch, daß es in Berührung mit Zinnsalz in ein
                              									zartes Kirschroth übergeht und das Papier färbt.
                           Schwarz mittelst Campecheholz. Dieses
                              									Schwarz hat entweder bloße Eisenbeizen, oder Eisenbeizen in
                              									Verbindung mit Thonerdebeizen, oder ziemlich reine
                              									Thonerdebeizen zur Basis. Im erstem Falle liefert es beim
                              									Einäschern eine dunkel rostgelbe Asche; im zweiten eine Asche,
                              									deren Rostgelb durch die beigemengte Thonerde heller gemacht
                              									ist; im dritten Fall eine ziemlich weiße Asche, weil die
                              									verhältnißmäßig kleine Menge Eisen, welche man dabei anwandte,
                              									auf das Milchweiß der Thonerde nur von geringem Einfluß ist.
                              									Alles Campecheholz-Schwarz wird durch Chlor und
                              									unterchlorige Säure mit Hinterlassung der Beize entfärbt, worin
                              									das Eisen immer mehr weniger oxydirt ist; man kann aber aus der
                              									rostgelben Farbe der Beize, welche nach der Behandlung des Zeugs
                              									mit Chlor zurückbleibt, keinen richtigen Schluß auf die
                              									angewandte Menge Eisenbeize ziehen. Durch Salzsäure und Zinnsalz
                              									werden diese Farben stark geröthet; drückt man die durch
                              									Salzsäure gerötheten Stellen auf weißes Papier auf, so färben
                              									sie es schön kirschroth, während die mit Zinnsalz behandelten
                              									Stellen es mehr oder weniger veilchenblau färben.
                           Schwarz, welches durch Galläpfel und
                                 										andere adstringirende Substanzen hervorgebracht wurde.
                              									Man erkennt diese schwarzen Farben leicht an ihrem
                              									olivenfarbigen Ton; sie haben alle eine Eisenbeize zur Basis,
                              									welche man findet, wenn man sie entweder einäschert
                              									oder mittelst Chlor oder unterchloriger Säure entfärbt. Durch
                              									Salzsäure gehen sie in ein helles schmutziges Orangegelb über;
                              									Zinnsalz entzieht ihnen die Eisenbeize großentheils und die an
                              									deren Stelle tretende Thonerdebeize macht sie olivenfarbig oder
                              									gelb mit einem Stich in Olivenfarben. Das Schwarz aus
                              									Granatapfelschalen wird durch Salzsäure gelb, durch Zinnsalz
                              									dunkelgrau und durch Salpetersäure braun.
                           Gewöhnliches Tafelschwarz. Dieses
                              									Schwarz, welches man durch Vermischung von Campecheholzabsud mit
                              									Eisensalzen erhält, zeigt dieselben Eigenschaften wie das
                              									Schwarz, welches durch Färben der Eisenbeizen mittelst
                              									Campecheholz erzeugt wurde; so hinterläßt es Eisenoxyd, wenn man
                              									den damit bedruckten Zeug entweder einäschert oder durch Chlor
                              									und unterchlorige Säure entfärbt, und wird auch durch Salzsäure
                              									und Zinnsalz geröthet. Die Eigenschaften, welche es von dem
                              									gefärbten Schwarz unterscheiden, sind, daß es sich im Wasser von
                              									dem Zeug immer mehr oder weniger abreiben läßt, so wie der Zeug
                              									auch in kochendem Wasser, besonders beim Zusetzen von etwas
                              									Seife, von seiner Farbe verliert.
                           Dampfschwarz. Es besitzt dieselben
                              									chemischen Eigenschaften wie das mit Campecheholz gefärbte
                              									Schwarz und das Tafelschwarz; da der Lack durch Dämpfen fixirt
                              									wurde, so gibt der Zeug in heißem Wasser wenig oder gar nichts
                              									ab. Wenn man der Druckfarbe viel Wallfischthran, Talg,
                              									Terpenthinöl etc. zugesetzt hat, erkennt man dieß dadurch, daß
                              									sie sich nur sehr schwer netzen und durch Chlor angreifen läßt,
                              									so wie an der Flamme, welche sie beim Verbrennen gibt.
                           Tafelschwarz in Kalkmilch fixirt. Da
                              									dieses Schwarz eine Eisenbeize zur Basis hat, so gibt es beim
                              									Einäschern des damit bedruckten Zeugs oder beim Entfärben
                              									desselben durch Chlor und unterchlorige Säure als Rückstand
                              									Eisenoxyd. Es unterscheidet sich von den vorhergehenden dadurch,
                              									daß es mit Salzsäure behandelt einen Lack gibt, welcher das
                              									Papier ziegelroth färbt und mit Zinnsalz einen Lack, welcher ihm
                              									eine weinhefenartige Malvenfarbe ertheilt.
                           Schwarz in doppelt-chromsaurem Kali
                                 										fixirt. Dieses Schwarz ist sehr leicht daran zu
                              									erkennen, daß es dem Chlorkalk widersteht, welcher es in
                              									Kastanienbraun umändert, anstatt es zu zerstören, wie alles
                              									andere mit Campecheholz erzeugte Schwarz. Beim Einäschern
                              									hinterläßt es grünes Chromoxyd, ebenfalls eine charakteristische
                              									Eigenschaft.
                           Schwarz durch Ueberdecken von Krapproth
                                 										mit Küpenblau erzeugt. Durch Einäschern und Entfärben
                              									desselben mittelst Chlor oder unterchloriger Säure erhält
                              									man Thonerde als graulichweißen Rückstand; durch Salzsäure wird
                              									es nicht geröthet und auch nicht merklich verändert.
                              									Salpetersäure zerstört das Blau auf allen Stellen die sie
                              									berührt und ändert dieselben in ein reines Orange um, welches
                              									durch darauffolgende Behandlung mit Kalk, Alkali oder Seife, in
                              									Violett oder Roth umgeändert wird.
                           Schwarz durch Ueberdecken von Krapproth
                                 										mit Berlinerblau erzeugt. Dieses Schwarz hinterläßt
                              									beim Einäschern so viel Eisenoxyd als seinem Gehalt an
                              									Berlinerblau entspricht. Mit Chlor oder unterchloriger Säure
                              									behandelt geht es in Blau über; wenn man es mit Aetzkali
                              									behandelt, dann in Wasser spült, hierauf mit Säure behandelt und
                              									wieder in Wasser spült, wird es roth, mehr oder weniger in
                              									Violett stechend.
                           Schwarz durch Ueberdecken von Bistre
                              										(Manganbraun) mit Küpenblau
                                 										erzeugt. Die charakteristischen Eigenschaften dieses
                              									Schwarz sind, daß es durch Salzsäure weiß und durch Zinnsalz
                              									blau wird; Aetzkali greift es nicht an; Salpetersäure zerstört
                              									das Blau, worauf einige Augenblicke das Bistre erscheint,
                              									welches dann ebenfalls verschwindet.
                           Dieß sind in Kürze die Reactionen der verschiedenen Farben. Bei
                              									der Analyse eines Zeugmusters muß man natürlich zuerst seine
                              									Aufmerksamkeit auf die Natur der verschiedenen Fasern richten,
                              									welche an ihren chemischen Eigenschaften leicht zu erkennen
                              									sind. Der vegetabilische Faserstoff (Baumwolle, Leinen, Hanf
                              									etc.) widersteht bekanntlich der Einwirkung ätzender
                              									Kali- und Natronlauge, während der thierische Faserstoff
                              									(Seide und Wolle) sich mittelst der Wärme in denselben leicht
                              									auflösen läßt. Der vegetabilische Faserstoff verbrennt leicht
                              									ohne zu schmelzen und ohne einen Geruch zu entwickeln; der
                              									thierische Faserstoff hingegen schmilzt und verbrennt schwer,
                              									einen starken brenzlichen Geruch verbreitend, wobei die der
                              									Flamme zunächst befindlichen Theile schmelzen und sich
                              									verkohlen. Wolle und Seide lassen sich durch ihre physischen
                              									Eigenschaften mittelst des Mikroskops leicht unterscheiden.
                           (Der Verfasser gibt in seinem Werke schließlich noch für eine
                              									Reihe von Zeugmustern den speciellen Gang der Analyse gemäß
                              									obiger Anleitung an. E. D.).