| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. , S. 157 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen
                        
                     
                        
                           Bain's Anwendung des elektrischen
                              									Telegraphen bei den Eisenbahnuhren.
                           Hr. Bain wandte vor Kurzem das Princip
                              									des elektrischen Telegraphen auf die Eisenbahnuhren an. In
                              									Edinburgh nämlich wurde eine Uhr aufgestellt, deren Unruhe mit
                              									dem Drahte des elektrischen Telegraphen in Verbindung steht und
                              									die Schwingungen dieser Unruhe geben auf einem Zifferblatt zu
                              									Glasgow zu gleicher Zeit mit demjenigen zu Edinburgh die Stunde
                              									an. Der elektrische Strom durchläuft den Weg zwischen diesen
                              									beiden Städten von 74 Kilometern in einer unmeßbar kurzen Zeit,
                              									indem beide Uhren niemals von einander abweichen. Schwingt die
                              									Unruhe zu Edinburg rechts, so bewegt sich der magnetisirte
                              									Zeiger des Zifferblatts zu, Glasgow ebenfalls rechts und beide
                              									kehren zu gleicher Zeit wieder links zurück.
                           Zwei weitere Zwischenuhren werden, eine zu Linlithgow, die andere
                              									zu Falkirk errichtet, und alle drei von der Unruhe zu Edinburgh
                              									in Bewegung gesetzt werden. In einigen Jahren, wo dann
                              									wahrscheinlich elektrische Telegraphenlinien auf allen
                              									Eisenbahnen Englands und Schottlands ausgeführt seyn dürften,
                              									schlägt Hr. Bain vor, die Hauptunruhe
                              									auf dem Observatorium zu Greenwich anzubringen, welche dann
                              									allein hinreichen wird, die Stunde auf den 5 bis 600 Stationen
                              									der verschiedenen Eisenbahnen Englands und Schottlands
                              									anzuzeigen. Auf diese Weise hätte das ganze Land beständig die
                              									astronomische Zeit von Greenwich, und man hätte nicht mehr zu
                              									befürchten, daß die Abweichungen der Uhren zu Irrthümern
                              									hinsichtlich des Augenblicks der Abfahrt der Wagenzüge
                              									Veranlassung geben.Auf durch galvanische Leitungsdrähte verbundene Uhren
                                    											erhielt Hr. Conservator Steinheil in München schon im J. 1839 ein
                                    											Privilegien; ihre Beschreibung enthält das bayer. Kunst;
                                    											und Gewerbblatt 1853, S. 127. (Bulletin de la
                                 										Société d'Encouragement, Mai 1846, S. 249.)
                           
                        
                           Ueber einige Producte der chinesischen
                              									Industrie; von Jules Itier,
                              									französischer Mauth-Oberinspector.
                           
                              1. Ueber zwei
                                    											Varietäten spinnbarer Pflanzen, welche das Material zu
                                    											dem Canton'schen Battist und der gewöhnlichen Leinwand
                                    											liefern.
                              Man findet auf dem chinesischen Markt mehrere Sorten
                                 										Leinwand, die von der europäischen sehr verschieden sind,
                                 										sowohl durch ihre bleibende Steife als die daraus folgende
                                 										Frische, derentwegen die Chinesen sie den unsrigen
                                 										vorziehen. Unter diesen in Quang-Tong fabricirten
                                 										Geweben, welche dort unter der generischen Benennung
                                 										Ha-pou (in der Mandarinensprache: Cha-pou) bekannt sind,
                                 										befinden sich die in Frankreich als Canton'scher Battist (batiste de Canton), bei den Engländern unter dem
                                 										Namen Grastuch (gras-cloth) bekannten,
                                 										welchen die Cantoner Yunchest-yaô-ha-pou
                                 										benennen, wenn der Battist noch roh, und Piou-pa-yaôha-pou,
                                 										wenn er gebleicht ist, wörtlich: rohes
                                    											(ungebleichtes) feines Sommergewebe, oder gebleichtes,
                                    											leichtes, feines Sommergewebe. Außer dieser Art
                                 										Battist, welche es in unendlicher Verschiedenheit der
                                 										Feinheit, folglich auch des Werths gibt, werden mehr oder
                                 										weniger grobe Leinwande gemacht, die Tso-ha-pou, wörtlich: grobe Sommergewebe heißen.
                              
                              Das Material aller dieser Gewebe kömmt von der Rinde zweier
                                 										Spinngewächse, welche 30–40 Meilen nordöstlich von
                                 										Canton, in dem Bezirke Si-Nam, hauptsächlich aber im
                                 										Gebiete der kleinen Stadt Hoang-Tchiang im Großen
                                 										angebaut werden; dieselben sind im Lande unter der Benennung
                                 											Lo-ma (cannabis indica?) und
                                 										Tsing-ma (corchours?)
                                 										bekannt.
                              Die erstere, Lo-ma, welche auch in der Umgegend von
                                 										Canton und Macao angebaut wird, liefert grobe Leinwand; die
                                 										zweite, Tsing-ma, liefert die feinen Leinwandsorten
                                 										oder Battiste. Bei gewissen Sorten von Leinwanden bedient
                                 										man sich der Lo-ma zum Einschlag und der
                                 										Tsing-ma zur Kette.
                              Auf folgende Weise wird die Cultur dieser zwei Pflanzen
                                 										betrieben; wir beginnen mit der Lo-ma.
                              Nachdem man das Erdreich gut gedüngt hat, gibt man ihm
                                 										verschiedene Beackerungen zum Behuf seiner höchst feinen
                                 										Zertheilung und der Verkleinerung seiner Schollen, so daß
                                 										man eine feine, vollkommen gleiche Erde erhält, gerade so,
                                 										wie man in Frankreich beim Bearbeiten der Hanfäcker
                                 										verfährt. Am Anfang des Frühlings, also der Regenzeit, wird
                                 										der Same gesäet, und zwar recht nieder und sehr leichthin,
                                 										damit der Same auf der Oberfläche bleibt. Hierauf wird die
                                 										Erde mit einer dicken Schicht Stroh oder trockner Kräuter
                                 										überdeckt und wenn es nicht regnet, so begossen, daß das
                                 										durch das Stroh abtropfende Wasser ohne irgend einen
                                 										Antrieb, also ohne daß man den Samen unter die Erde zu
                                 										bringen Gefahr läuft, bis zum Boden gelangt. Der Same kömmt
                                 										unter diesen Umständen zum Keimen und, wenn die Pflanze ganz
                                 										aus dem Boden hervorgekommen ist, wird das Stroh entfernt;
                                 										etwas später, wenn die junge Saat kräftiger geworden ist,
                                 										lichtet man sie der Art, daß die bleibenden Pflanzen
                                 										ungefähr 15 Centimeter (5 1/2 Zoll) auseinander stehen.
                                 										Gegen den achten Monat hat die Pflanze ihre Reife erlangt
                                 										und da sie zweihäusig (dioica)
                                 										ist, verfährt man wie in Frankreich mit dem Hanf, d.h. man
                                 										reißt zuvor die männlichen Pflanzen aus, nachdem die
                                 										Befruchtung geschehen, und dann die weiblichen. Auf diese
                                 										Weise geschieht die Ernte auf zweimal in 15–20 Tagen
                                 										Zwischenzeit. Der Lo-ma-Stengel erreicht eine
                                 										Höhe von 5–6 Metern und an seiner Basis einen
                                 										Durchmesser von etwa 2 Centimetern (8 4/5 Linien).
                              Um den Faserstoff daraus zu gewinnen, schneidet man am
                                 										Wurzelstrunke in die Rinde der noch grünen Pflanze, welche
                                 										sich dann leicht ablösen läßt; man legt sie zwei Tage lang
                                 										in Wasser, breitet sie nachher an der Sonne aus um sie zu
                                 										trocknen und zertheilt sie mit der Hand in lange Fäden,
                                 										welche wie der Hanf zugerichtet werden.
                              Die Tsing-ma erfordert dieselbe Behandlung und Pflege
                                 										wie die Lo-ma, und gedeiht unter denselben Umständen,
                                 										mit Ausnahme der Temperatur der Gegend, welche nicht so heiß
                                 										seyn darf. Um die Fasern derselben zu gewinnen, wird die
                                 										frisch ausgezogene Pflanze in Büschel von 1,50 Meter (4'
                                 										7'') Höhe und 5 Decimeter (1' 6'') Durchmesser gebunden,
                                 										welche senkrecht über einen weiten, seichten, mit Wasser
                                 										gefüllten eisernen Kessel gebracht werden, dessen Rand durch
                                 										ein mit Lehm umgebenes Bambusgitter erhöht wird. Man heizt
                                 										hierauf den Ofen, um das Wasser einige Stunden lang siedend
                                 										zu erhalten, bis die Pflanze auf diese Weise mit Dampf
                                 										ausgekocht ist, worauf man sie wegnimmt, um sie an der Sonne
                                 										zu trocknen; ist sie vollkommen getrocknet, so taucht man
                                 										sie in kaltes Wasser, und die Rinde, indem man sie am
                                 										Wurzelstrunke abbricht, macht sich los und kömmt zur Hand.
                                 										Diese Rinde wird sodann wieder gespalten und mittelst Kämmen
                                 										etc. in Fasern von außerordentlicher Zartheit zertheilt. Der
                                 										Faden wird ohne alle Drehung durch Vereinigen der
                                 										gleichlangen Faden an ihren Enden verfertigt.
                              Wahrscheinlich würden diese beiden Hanfarten in Algerien,
                                 										vorzüglich in der Ebene von Mitidja, so wie auch im
                                 										südlichen Frankreich, recht gut fortkommen, und es wäre um
                                 										so Wünschenswerther, dieses Product zu naturalisiren, da der
                                 										bekannte englische Fabrikant Hargraeve (im London
                                    											Mail, 24. Jun. 1845) anzeigte, daß er zahlreiche
                                 										Versuche angestellt habe, die Tsing-ma-Fasern
                                 										mechanisch zu spinnen, und sehr befriedigende Resultate
                                 										erhalten habe; daß diese Faser einen viel stärkern und
                                 										zugleich feinern Faden gebe, als man von den europäischen
                                 										Spinngewächsen erhalte und daß er im Stande sey, aus dieser
                                 										Substanz ebenso schöne Gewebe als der französische Battist
                                 										zu verfertigen.
                              Der Same von Lo-ma und Tsing-ma wurde auf
                                 										Veranlassung des Hrn. Itier im
                                 										heurigen Frühjahr zu Perpignan, Montpellier, Grenoble, Lyon
                                 										und Paris angesäet. Es ist zu bedauern, daß die
                                 										Regierung dieses nicht auch in Algier thun ließ.
                              
                           
                              2. Ueber das
                                    											Garn und die Gewebe von Abaca, Nipis und Pinna (von
                                    											Manilla).
                              Die Abaca (Kossofäden), oder der
                                 										Manilla-Hanf, ist das Product eines auf den
                                 										philippinischen Inseln einheimischen Pisangs
                                 										(Paradiesfeigen-, Bananasbaums), welchen die
                                 										Botaniker Musa troglodytarum
                                 										nennen. Er wird gegenwärtig in den Provinzen Camarines
                                 										Norte, Camarines Sur, Albay (Insel Luçon), Samar und
                                 										Leyte (Inseln gleichen Namens) im Großen angebaut.
                              Man wählt zu diesem Behuf frisch urbar gemachte Bergabhänge.
                                 										Die von ihren Stengeln befreiten, jungen Pflanzen werden 14
                                 										Fuß auseinander in ungefähr 6 Zoll in jeder Richtung weite
                                 										Löcher gesteckt. In den ersten zwei Jahren braucht diese
                                 										Pflanzung nur zweimal ausgejätet zu werden, um das Unkraut
                                 										zu vertilgen, welches die jungen Pflanzen bald ersticken
                                 										würde; im dritten Jahr beginnt man die dicken Stämme
                                 										abzuschneiden. Da der Bananasbaum die Eigenschaft hat,
                                 										immerfort neue Schößlinge zu treiben, so sind die
                                 										Pflanzungen von einer unermeßlichen, wenigstens bis jetzt
                                 										noch unbestimmten Dauer.
                              Um die Abaca zu gewinnen, wird der zu bearbeitende
                                 										Bananasstamm in mehrere lange Streifen geschnitten; diese
                                 										werden zwischen einem horizontal liegenden dicken Brett und
                                 										einer Messerklinge, welche man mit einer Hand fest andrückt,
                                 										mit der andern Hand in der Art hindurchgezogen, daß sie
                                 										abgestreift und ihres fleischigen Theils beraubt werden,
                                 										während die Fasern zurückbleiben; die Sonne trocknet sie aus
                                 										und sie sind leicht von einander zu trennen, worauf sie dann
                                 										nur mehr ausgelesen und in kleinen Massen vereinigt zu
                                 										werden brauchen.
                              Man nimmt an, daß ein Bananasstock täglich 10–12 Unzen
                                 										Fasersubstanz liefert und ein Arbeiter 25 Kilogr. Abaca
                                 										bereiten könne.
                              Vor dem Jahr 1823 war die Abacaproduction von geringem
                                 										Belang; es wurden nicht über 100 Kilogr. jährlich
                                 										ausgeführt. Gegenwärtig beläuft sich die Ausfuhr über 55,000
                                 										metrische Centn.
                              Aus der Abaca werden Seile, Tauwerk und Gewebe verfertigt. Es
                                 										befindet sich zu Manilla eine Dampfseilerei, welche viel
                                 										Tauwerk für die Marine liefert. Die Seile aus der Abaca
                                 										gehen durch Feuchtigkeit nicht ein; allein dieser Vorzug
                                 										wird von mehreren Uebelständen aufgewogen, so daß das
                                 										Abacaseilwerk nicht unbedeutend hinter demjenigen aus Hanf
                                 										zurücksteht; es besitzt nämlich nie die Geschmeidigkeit des
                                 										hanfenen, wodurch oft Verwickelungen des Tauwerks verursacht
                                 										werden; endlich dehnt es sich bedeutend aus und wird also
                                 										durch öfteres Spannen auch immer schwächer.
                              Die Abacagewebe sind eine Art durchsichtiger Leinwand, die
                                 										etwas steif, leicht und kalt anzufühlen ist, aus welcher die
                                 										Tagals färbige Hemden verfertigen. Diese Gewebe sind in der
                                 										Regel gestreift und oft faconnirt; man könnte sich ihrer
                                 										vortheilhaft zu Siebtuch bedienen. Das Abacagarn wird weder
                                 										gesponnen, noch gedreht, er ist die Faser, wie sie die Natur
                                 										erzeugt, eine mit der anderen an den Enden vereinigt. Diese
                                 										Fäden werden in Knäuel gewickelt, die dann geschlagen
                                 										werden, um sie geschmeidiger zu machen; hierauf werden sie
                                 										durch 24stündiges Einlegen in Kalkwasser gebleicht, und dann
                                 										an der Sonne getrocknet. In diesem Zustand eignen sie sich
                                 										zum Verweben.
                              Aus dem rohen (ungebleichten) Abacagarn wird auch ein
                                 										ungebleichter Zeug gemacht, welcher unter der Benennung Medriniak (médriniaque) bekannt ist, derselbe eignet
                                 										sich besonders zum Besatz und Futter für Kleider; dieser
                                 										Zeug wird heutzutage in beträchtlicher Menge in Spanien
                                 										eingeführt, wo man ihn auf diese Weise verwendet.
                              Aus dem ausgelesenen Abacagarn wird ein schöner Zeug, Jusi (Houssi) mit
                                 										verschiedenenfärbigen seidenen Streifen fabricirt, von
                                 										welchem 20 Vares (spanische Elle) 2 Piaster, = der Meter 62
                                 										Centimes werth ist.
                              Die Pinna ist eine aus dem
                                 										Ananasblatt gewonnene Faser; sie wird wie die Abaca
                                 										gewonnen; beim Auslesen der Fasern aber eine
                                 										außerordentliche Sorgfalt beobachtet, um sie vor ihrer
                                 										Verknüpfung gut zu sortiren. Die Pinna wird gefärbt.
                              Die Nipis oder Pflanzenseide ist
                                 										eine Faser, welche das Blatt der Nipispalme liefert,
                                 										aus welcher auch der Wein (tubo)
                                 										gewonnen wird. Man verfertigt aus dieser Faser eine Art
                                 										Pinna von geringer Qualität.
                              Der zu Manilla unter der Benennung Sinamaye bekannte Zeug wird aus Pinna und Seide
                                 										verfertigt, die mehr oder weniger breite,
                                 										verschiedengefärbte Streifen bilden. Die Frauen machen sich
                                 										Kleider, die Männer seine Hemden und die tagalischen Frauen
                                 										Kamisölchen (camisards, chemisettes
                                    											flottantes) daraus. 3 Stücke Sinamaye kaufte ich um
                                 										6 Piaster (33 Frcs).
                              Die Pinna kostet 3/4 bis 1 1/4 Piaster per Vare, 5 bis 6 1/2
                                 										Frcs. der Meter; die Nipis 25 Proc. weniger.
                              
                           
                              3. Ueber die
                                    											Bereitung des Tao-foo (Leguminkäses).
                              Man läßt gelbe Bohnen oder Erbsen etwa 12 Stunden lang in
                                 										kaltem Wasser liegen, damit sie in dem Grade erweichen, daß
                                 										sie dem Druck des Fingers nachgeben; dann bringt man sie mit
                                 										Wasser unter den Granitstein einer Handmühle und erhält so
                                 										einen weißen hellen Brei, welcher in einem unter die
                                 										Ablaufrinne des Mühlsteins gestellten Gefäß aufgefangen
                                 										wird; nachdem er hierauf aufgekocht wurde, schüttet man ihn
                                 										auf eine dünne Leinwand, welche die Samenbälge und das
                                 										Parenchym nebst dem durch die Hitze geronnenen Eiweißstoff
                                 										zurückhält; nun wird die Flüssigkeit mit einer concentrirten
                                 										Auflösung von schwefelsaurem Kalk, die man vorher kochen
                                 										ließ, behandelt. Der auf diese Weise erhaltene reichliche
                                 										Niederschlag wird auf einer feinen und dünnen Leinwand
                                 										gesammelt und ist das Tao-foo; es wird gesalzen und
                                 										in den Straßen zu Kanton verkauft; die Chinesen essen es
                                 										frisch; es bildet ein gesundes und erfrischendes
                                 										Nahrungsmittel, und ersetzt unsern weißen Käse.
                              Man schüttet auch den erhaltenen Niederschlag in eine
                                 										hölzerne Form mit beweglichem Boden, welcher mit einem
                                 										dünnen Tuch belegt ist, das man über ihn zusammenschlägt;
                                 										man belastet das Ganze mit einem Gewicht, um das
                                 										Tao-foo abtropfen zu lassen, beseitigt dann die Form
                                 										und legt zwei Stäbchen unter, welche an ihren Enden von zwei
                                 										Gestellen getragen werden; das Tao-foo kühlt dadurch
                                 										vollends aus und erhärtet. Nach Verlauf von 24 Stunden
                                 										schneidet man es in kleine Vierecke, welche drei Tage lang
                                 										in (vorher am Feuer gut ausgetrocknetes) Salz gelegt werden;
                                 										hierauf legt man sie in ein Gefäß und begießt sie mit
                                 										gezuckertem Wein; es entsteht dadurch eine Art Gährung,
                                 										welche dazu beiträgt, dem Tao-foo die Eigenschaften
                                 										eines guten Käses zu verleihen.
                              Man sieht, daß das Tao-foo das Stärkmehl und Legumin
                                 										der mehligen Früchte enthält. Letztere Substanz wird aus
                                 										ihrer Auflösung in einer Pflanzensäure durch die
                                 										Schwefelsäure des schwefelsauren Kalks niedergeschlagen; der
                                 										Kalk verbindet sich zu gleicher Zeit mit dem Niederschlag
                                 										und trägt dazu bei, daß er Consistenz erhält. Die Chinesen
                                 										schreiben, wie wir, die Ursache der Schwierigkeit, trockne
                                 										Gemüser in gewissen Wassern kochen zu lassen, der Gegenwart
                                 										von Kalksalzen in diesen Wassern zu; sie helfen dadurch ab,
                                 										daß sie Asche in das Gefäß werfen, in welchem das Kochen
                                 										vorgenommen werden soll; wir finden in diesem Kunstgriff
                                 										unsere Entdeckungen über die Eigenschaft der Alkalien, das
                                 										Legumin aufzulösen wieder.
                              
                           
                              4. Ueber die
                                    											Verfertigung des emaillirten Kupfers zu
                                    										Canton.
                              Wenn der kupferne Gegenstand seine gehörige Gestalt hat, wird
                                 										er geputzt, jedoch nicht abgebrannt, dann an den Wänden mit
                                 										Wasser befeuchtet und mit der den Grund bildenden
                                 										Emaillirmischung bestreut; sie ist bald weiß, bald gefärbt;
                                 										hierauf wird er in einen, mit trockener Nankinsteinkohle
                                 										(der besten) geheizten Muffelofen gebracht; wenn der Grund
                                 										fertig ist, wird das Stück wieder herausgenommen und mit
                                 										einer eisernen Glocke überdeckt, damit die Abkühlung langsam
                                 										erfolgt. Hat man den Grund auf diese Weise erhalten, so wird
                                 										er wie das Porzellan verziert und man bringt die Gegenstände
                                 										noch einmal in den Muffelofen.
                              (Die verschiedenen Email- und Emailfarbenproben
                                 										übergab ich der königlichen Porzellanfabrik zu
                                 										Sèvres, damit sie den Fabrikanten im ganzen
                                 										Königreich mitgetheilt werden.)
                              
                           
                              
                              5. Ueber die Soy
                                    											oder Soya, ein chinesisches und japanisches
                                    										Gewürz.
                              Die Chinesen essen ihre Speisen mit einem Gewürz, welches sie
                                 										Soy nennen; da dasselbe in Indien, den Vereinigten Staaten
                                 										und England sehr gesucht ist, so bildet es einen nicht
                                 										unbedeutenden Ausfuhrartikel; auf folgende Weise bereitete
                                 										ich es zu Canton; es war mir nicht nur in industrieller,
                                 										sondern auch ein wissenschaftlicher Hinsicht interessant,
                                 										wegen der Aehnlichkeit, welche es mit dem Arzneistoff hat,
                                 										den Hr. Bonjean, Apotheker zu
                                 										Chambery, aus dem Mutterkorn mittelst Abscheidung der darin
                                 										enthaltenen giftigen Substanz darstellte. Bekanntlich wird
                                 										das Mutterkorn (ein krankhaftes Product des Roggens) einer
                                 										giftigen Pilzart zuschrieben, welche sich auf dem in
                                 										gewissen Zustand der Feuchtigkeit befindlichen Roggen
                                 										entwickelt.
                              Ein Catty (1 1/4 Pfd.) dunkelrother Bohnen ließ man eine
                                 										Stunde lang in reinem Wasser kochen, dann wurde alles auf
                                 										ein Sieb geworfen und man ließ abtropfen. Die noch feuchten
                                 										Bohnen wurden durch Weizenmehl gezogen, von welchem sie
                                 										einen leichten Ueberzug bekamen; so wurden sie auf einer
                                 										hölzernen Platte ausgebreitet und zugedeckt und an einen
                                 										warmen und feuchten Ort gestellt, was eine bedeutende
                                 										Schimmelentwickelung hervorrief. Nach 4–5 Tagen, je
                                 										nach dem mehr oder minder schnellen Vorschreiten des
                                 										Verschimmelns, wurde der Schimmel durch Schaben mit einem
                                 										hölzernen Messer und gutes Auswaschen der Bohnen mit kaltem
                                 										Wasser beseitigt; die hierauf 24–48 Stunden lang der
                                 										Sonne ausgesetzten Bohnen waren gut ausgetrocknet; nachdem
                                 										man nun 1 Catty Salz in 6 Pfd. Wasser aufgelöst hatte,
                                 										brachte man dieses Wasser zum Kochen, um es von Luft zu
                                 										befreien und warf nach seinem Erkalten die Bohnen
                                 										hinein.
                              Dieses Präparat ließ man nun 14 Tage an der Sonne stehen;
                                 										hierauf ließ man es eine halbe Stunde lang kochen und
                                 										setzte, um ihm einen Wohlgeruch zu ertheilen, eine halbe
                                 										Handvoll Sternanis, eben so viel gewöhnlichen Anis und zwei
                                 										Orangenschalen zu; hierauf ließ man es durch einen Korb
                                 										laufen, welcher die Bohnenrückstände zurückhielt, und zog es
                                 										nach dem Erkalten auf Flaschen.
                              In chemischer Hinsicht scheint dieses Präparat Aufmerksamkeit
                                 										zu verdienen, indem die Soy nach allem nichts anders als das
                                 										wässerige Extract eines Pilzes zu seyn scheint, welcher sich
                                 										an der Bohne entwickelte, in welchem Fall zwischen diesem
                                 										Extract und dem in dem Mutterkorn enthaltenen Arzneistoff
                                 										die größte Analogie wäre.Da bei obigem Verfahren der erzeugte Schimmel wieder
                                       												entfernt wird, so scheint die Soy keinen solchen
                                       												mehr zu enthalten. – Die zu diesem würzenden
                                       												Saft dienende Bohne soll die Frucht einer Fasel (der
                                       												Dolichos Soja Linn.)
                                       												seyn.– x.
                                 									
                              
                           
                              6. Aufbewahrung
                                    											der Eier.
                              Man pflegt in China die Eier einzusalzen und ihre
                                 										Conservirung auf diese Weise auf mehrere Jahre zu sichern.
                                 										Das Verfahren dabei ist sehr einfach. Man bereitet eine
                                 										gesättigte wässerige Auflösung von Kochsalz und läßt die
                                 										Eier so lange darin, bis sie auf den Boden sinken; sie sind
                                 										dann hinlänglich von Salz durchdrungen, werden nun
                                 										herausgenommen, getrocknet und in Kisten gelegt. Diese Eier,
                                 										welche in hartem Zustand gegessen werden, sind vortrefflich,
                                 										sie sind in einem dem Geschmack gerade zusagenden Grade
                                 										gesalzen.
                              
                           
                              7. Bereitung des
                                    											chinesischen Lacks.
                              Das zu lackirende Möbel wird mit einer Art Kitt (Mastik)
                                 										angestrichen, der aus Gyps, Thon von zersetztem Feldspath,
                                 										und Fisch- oder Lederleim besteht. Sobald dieser
                                 										Mastik trocken ist, wird er mit Sandstein sorgfältig polirt,
                                 										dann die erste Schicht einer in Lackfirniß aufgelösten
                                 										schwarzen Farbe aufgetragen und wenn diese erste Schicht
                                 										getrocknet ist, eine zweite von Lackfirniß darübergebracht;
                                 										dieser Lack wird von einem im Lande unter dem Namen Tsie-chou bekannten Baum,
                                 										einer Art Sumach (Rhus), gewonnen, dessen Saft wie das Gummi
                                 										abfließt. Im flüssigen Zustand ist dieser Firniß ziemlich
                                 										giftig und der damit beschäftigte Arbeiter hat oft Gesicht
                                 										und Hände aufgeschwollen, was ihm große Schmerzen
                                 										verursacht; nachdem der Lack an freier Luft getrocknet,
                                 										werden mit dem Grabstichel die Zeichnungen hineingravirt,
                                 										welche er mit Farben oder in Gold welches mit trocknendem
                                 										Oel angemacht ist, erhalten soll; eine letzte Schicht Firniß
                                 										wird nun noch über das Ganze gezogen. Man kann mit dem Lack
                                 										jede Art Farbe anwenden, wiewohl die Chinesen sich kaum
                                 										einer andern als des Schwarz und Roth bedienen.
                              
                           
                              8. Verfertigung
                                    											hohler Ziegelsteine.
                              Die Chinesen haben es in der Töpferkunst auf einen sehr hohen
                                 										Grad gebracht und vielleicht haben die europäischen
                                 										Gewerbsleute die Handfertigkeit noch nicht erreicht, wodurch
                                 										sich die meisten chinesischen Arbeiter auszeichnen.
                              In allen Theilen des großen Reichs der Mitte werden hohle
                                 										oder volle, mit den verschiedenartigsten geschmackvollen
                                 										Zeichnungen versehene durchbrochene Ziegelsteine verfertigt,
                                 										deren man sich als Geländer in Gärten oder auf Terrassen,
                                 										oder auch in Gebäuden zum Verschließen innerer oder äußerer
                                 										Oeffnungen bedient. Sie sind eine Art Steinzeug; das
                                 										Material dazu liefern die Thonlager des über dem Becken von
                                 										Canton befindlichen tertiären Bodens. Ihre Glasur, welche
                                 										ihnen Dauerhaftigkeit verleiht, wird aus Mischungen von
                                 										Metalloxyden bereitet, deren Zusammensetzung zu ermitteln
                                 										nicht ohne Interesse wäre. Aus den von uns mitgebrachten
                                 										Proben ersieht man, daß die hohlen Ziegelsteine aus zwei
                                 										abgesondert geformten Stücken bestehen, welche am Rande
                                 										vereinigt werden. Der Grad, bis zu welchem diese
                                 										Ziegelstücke gebrannt sind, verleiht ihnen eine große
                                 										Dauerhaftigkeit. (Bulletin de la
                                    											Société d'Encouragement, Mai 1846, S. 238.)
                              
                           
                        
                           Die Stereochromie im Vergleich mit der
                              									Frescomalerei.
                           Als die Schöpfer der neuen deutschen Malerei zuerst zum
                              									Bewußtseyn ihres Berufes kamen, wählten sie für ihre
                              									Darstellungen die Technik Raffaels
                              									und Michel Angelo's, die
                              									Frescomalerei, als diejenige die sich am unmittelbarsten, so zu
                              									sagen geistig und leiblich, mit der Architektur vereinigte, und
                              									dem Begriff der monumentalen Kunst somit am sichersten
                              									entsprach. Große und umfassende Werke sind seit der Zeit in
                              									dieser Technik ausgeführt worden. Wie aber schon Leonardo da Vinci bei seinem
                              									Abendmahl, Raffael im Constantinsaal
                              									des Vaticans mit dem Versuchen von Wachs- und Oelmalerei
                              									auf die Mauer vom Gefühl einer offenbar lästigen Beschränkung
                              									Zeugniß abgelegt, so hat sich auch unter uns das Verlangen nach
                              									erweiterten Hülfsmitteln von Anfang an und wiederholentlich kund
                              									gethan, wenn auch von mehreren ausgezeichneten Künstlern das
                              									dargebotene Neue mit Mißtrauen betrachtet, das geprüfte, wenn
                              									auch beschränkte Alte mit Beharrlichkeit festgehalten wurde.
                              									Beides findet seine Erklärung in den Vorzügen und in den Mängeln
                              									der Frescomalerei.
                           Der Werth der Frescomalerei liegt, außer der festen Verbindung
                              									mit der Mauer, in dem ihr durch den Kalk eigenen Licht, das den
                              									Gemälden jene Leichtigkeit verleiht, die (für Auge und Gefühl)
                              									die Schwere der architektonischen Massen aufhebt, mithin durch
                              									das Gemälde auf der Mauer einen architektonischen Grundgedanken
                              									zur Vollendung führt; sodann in der durch das Wasser als
                              									Bindemittel gewonnenen Glanzlosigkeit, die auch für das größte
                              									Gemälde dem Beschauer die Wahl des Standpunktes völlig frei
                              									gibt, während man z.B. vor einem Oelbild auf eine Stelle oder
                              									zwei beschränkt ist. Neben diesen für die monumentale Malerei
                              									höchst wichtigen und geradezu unerläßlichen Vorzügen finden sich
                              									aber auch einige Mißstände bei dem Verfahren in Fresco, durch
                              									welche sich von jeher künstlerische Thätigkeit in freier
                              									Entfaltung ihrer Kräfte gehindert gesehen hat. Der Umstand daß
                              									das Gemälde nur stückweise, und zwar in verhältnißmäßig sehr
                              									kleinen Stücken, ausgeführt und, sobald diese getrocknet, mit
                              									denselben Farben und Bindemitteln nicht mehr übergegangen werden
                              									kann, macht für Werke von einigem Umfang eine gleichmäßige
                              									Aus- und Durchführung nahebei unmöglich, um so
                              									mehr als die Malerei naß viel dunkler aussieht als nach dem
                              									Auftrocknen, als dieses Auftrocknen selbst – von vielen
                              									Einflüssen und Zufälligkeiten abhängig – nie mit
                              									Gewißheit im voraus bestimmt und auf einem frisch aufgetragenen
                              									Grund wenigstens mit den bisher bekannten Mitteln nur einen Tag
                              									lang gemalt werden kann, so daß man oft am Abend, nach
                              									vielstündiger anstrengender Arbeit, sich genöthigt sieht, das
                              									Gemalte herunterzuschlagen, oder unvollendet im Bild stehen zu
                              									lassen. Von der Anlage eines Gemäldes im Ganzen, von einer
                              									allmählichen Verbindung und Uebereinstimmung aller Theile zu
                              									einem harmonischen Ganzen kann somit beim Frescomalen nicht die
                              									Rede sehn, und selbst irgend eine Stimmung durch ein größeres
                              									Werk durchzuführen ist unglaublich schwierig. Was man durch
                              									Ueberarbeiten mit Temperafarben erhält, schadet nicht nur (wegen
                              									ganz anderer Behandlung) der Frische und Originalität des
                              									Werkes, indem oft der breite freie Farbenauftrag unter
                              									Schraffirungen oder undurchsichtige Farbenlagen begraben wird,
                              									sondern auch Wohl materiell, indem das Bindemittel taub und
                              									fleckig wird. Zu dieser Beschränkung in Bezug auf die Ausführung
                              									kommt eine zweite nicht geringere in Betreff der Mittel, nämlich
                              									der Farbenauswahl, so daß es großer Kunst und Berechnung bedarf
                              									um die wirkliche Armuth, oder vielmehr die Ungleichmäßigkeit des
                              									Besitzes (denn einzelne Frescofarben lassen keine Steigerung zu
                              									wünschen übrig) zu verdecken. Endlich muß noch erwähnt werden,
                              									daß die Frescomalerei während der Arbeit durch die
                              									ununterbrochene feuchte Ausdünstung des Kalkes nachtheilig auf
                              									die Gesundheit wirkt, und daß ihre Werke selbst unter deck
                              									Einfluß der Witterung, des Sonnenlichtes, der Feuchtigkeit, der
                              									Kälte vielfältiger, wenn auch nicht unumgänglich nothwendiger
                              									Beschädigung ausgesetzt sind.
                           Die neue von Hrn. Oberbergrath Dr.
                              										Fuchs in München erfundene, gegen
                              									die Einwirkung der Elemente gesicherte Malweise, welche er Stereochromie
                              									Man vergl. über dieselbe polytechn. Journal Bd. XCVI S.
                                       											396. nennt, besitzt aber, wie durch zahlreiche Versuche des
                              									Hrn. Prof. F. Schlotthauer in München
                              									erwiesen ist, alle Vorzüge der Frescomalerei, während sie deren Mißstände oder Mängel
                                 										sämmtlich beseitigt. Man muß es als einen für die
                              									schnellere Verbreitung und Aufnahme dieser schätzbaren Erfindung
                              									besonders günstigen Umstand betrachten, daß ihre gegenwärtige
                              									hohe Ausbildung gerade mit den Wünschen und Bedürfnissen eines
                              									Künstlers zusammentrifft, der durch die Richtung seines Genius,
                              									durch seine hervorragende Stellung und durch seinen von aller
                              									Welt anerkannten Namen vorzüglich berufen seyn dürfte, der neuen
                              									Technik Geltung zu verschaffen. Dieß ist Wilhelm v. Kaulbach, und seinen künstlerischen
                              									Bemühungen werden wir die Einführung der neuen Malart und somit
                              									eine langersehnte große Steigerung technischer Kräfte in der
                              									monumentalen Malerei verdanken. Neben den Arbeiten für den König
                              									von Bayern hat Kaulbach bekanntlich
                              									in Auftrag des Königs von Preußen sechs große Wandgemälde aus
                              									der Weltgeschichte für das neue Museum in Berlin übernommen. Den
                              									neuerdings unter dem Namen der Enkaustik eingeführten Malarten
                              									mit Harz, Wachs, Bernstein etc. aus technischen Gründen (in
                              									Bezug auf Behandlung und Haltbarkeit) entschieden abgeneigt, war
                              										Kaulbach entschlossen seine
                              									großen Wandgemälde al fresco
                              									auszuführen. Kaulbach hat zu seinen
                              									Proben jene Studien genommen, die er in Rom oder München nach
                              									der Natur gemalt, und die sich vor allem durch Energie und
                              									Wahrheit des Colorits auszeichnen, und die Copien die er danach
                              									in Stereochromie gemacht, erreichen nicht allein die Vorbilder,
                              									sondern übertreffen sie in Kraft des Lichts und Klarheit der
                              									Mitteltöne und Schatten. Bekanntlich hat die Frescomalerei Höhe
                              									des Lichts, aber keine Tiefe der Schatten; die Stereochromie hat
                              									beides, und dazu eine reiche Auswahl aller Farben, das Lackroth
                              									nicht ausgenommen, so daß an dieser Stelle keine Beschränkung
                              									mehr besteht, wie denn namentlich das Weiß, dieser
                              									Stellvertreter des Lichts im Bild, von Hrn. Oberbergrath Fuchs auf eine durchaus befriedigende
                              									Weise hergestellt ist. Farbenauftrag und Behandlung gewähren
                              									alle wünschenswerthe Annehmlichkeit. Die Farben halten sich
                              									lange frisch auf der Palette, und lösen sich, sobald sie zu
                              									trocknen anfangen, leicht im Wasser auf: man kann sie nach
                              									Bedürfniß und Belieben pastos oder lafirend austragen, und ohne
                              									Unterbrechung fortmalen, oder auch die Arbeit unterbrechen und
                              									unbehindert sie später fortsetzen. Man kann ein ganzes, noch so
                              									großes Gemälde anlegen, untermalen, überarbeiten und nach Wunsch
                              									oder Vermögen zu jedem Grad der Ausführung bringen, und ist
                              									durch das Aussehen der Farbe selbst nicht gehindert, da die
                              									Farben sogleich beim Auftrag ihre volle Geltung haben, und
                              									mithin das Bild weder Heller noch dunkler wird als man es malt.
                              									Das ganze Material ist reinlich, handhablich, dunst- und
                              									geruchlos und in keiner Weise der Gesundheit bedrohlich. Das
                              									Gemälde selbst verbindet sich auf das festeste mit dem Grund und
                              									theilt mit der Frescomalerei die Stärke des Lichts und die
                              									Glanzlosigkeit. Nach völliger Vollendung des Gemäldes (die
                              									Farben werden auf einen eigends zubereiteten Grund gemalt, der
                              									auf wohl ausgetrockneter Mauer oder auch auf Kelheimer Platten
                              									aufgetragen wird) wird dasselbe durch ein chemisches Mittel
                              									fixirt, und nun hat es eine Dauerhaftigkeit, die nach den
                              									angestellten Proben jeden bisher erreichten Grad weit
                              									übertrifft. Stereochromisch ausgeführte Tafeln wurden der
                              									Sonnenhitze und dem Frost, dem Platzregen, den Schneestürmen und
                              									langsam wirkender Feuchtigkeit, dem grellsten Wechsel der
                              									Temperatur und Witterung ausgesetzt und heftig auflösenden oder
                              									verändernden Säuren unterworfen, ohne im mindesten darunter zu
                              									leiden, und selbst mechanischen Beschädigungen zeigten sich die
                              									Tafeln bei der durch die Fixirung gewonnenen Steinhärte der
                              									Oberfläche in sehr viel geringerem Grad ausgesetzt als ein
                              									Frescobild. Das sind die Ergebnisse der von Kaulbach angestellten Prüfungen der
                              									Stereochromie, und da er damit die Mittel in seiner Hand hat
                              									einem noch so großen und reichen Gemälde ohne übermäßige
                              									Anstrengung jede mögliche Vollendung in Form, Farbe und
                              									Behandlung, in Stimmung und Uebereinstimmung zu geben, ohne den
                              									Genius der Frescomalerei verlassen oder verläugnen zu müssen, so
                              									hat er sich entschlossen bei der Ausführung seiner großen
                              									Arbeiten in Berlin diese neue Malart in Anwendung zu bringen,
                              									wofür ihm die Männer seines Berufs wie alle Freunde der Kunst zu
                              									bleibendem Dank verpflichtet seyn werden. (Im Auszug aus der
                              									Augsb. Allgem. Zeitung, 1846 Nr. 162.)
                           
                        
                           Verfahren sehr kleine Mengen von Kupfer in
                              									organischen Flüssigkeiten zu entdecken; von Filhol.
                           Ein sehr empfindliches Verfahren hiezu, welches Virgain angab, besteht darin, ein
                              									Stück metallisches Eisen in die in einem Platintiegel enthaltene
                              									Flüssigkeit zu tauchen, wo sich dann das Kupfer auf dem Platin
                              									absetzt und nachher mit einigen Tropfen Salpetersäure aufgelöst
                              									werden kann. Der Verfasser schlägt folgende Abänderung dieser
                              									Methode vor: er säuert eine große Menge der zu untersuchenden
                              									Flüssigkeit in einer Abdampfschale an und taucht dann ein Stück
                              									Platinfolie hinein, welche mit einem schmalen Zinkblech umgeben
                              									ist, wo sich dann das Kupfer auf das Platin absetzt, es roth
                              									färbt und mit einigen Tropfen Salpetersäure aufgelöst werden
                              									kann. (Journ. de Med. et de Chim. de
                                 										Toulouse Bd. LX S. 78.)
                           
                        
                           Ueber die Auflöslichkeit der Thonerde in
                              									Ammoniak; von Malaguti und Durocher.
                           Bekanntlich schlägt das Ammoniak die Thonerde aus ihren
                              									Auflösungen nicht vollständig nieder und die Gegenwart der
                              									Ammoniaksalze ist eine wesentliche Bedingung, um die Fällung
                              									vollständig zu machen. Bisher wußte man jedoch nicht, daß der
                              									Antheil von Thonerde, welcher wegen der Abwesenheit von
                              									Ammoniaksalzen nicht niedergeschlagen wird, sehr beträchtlich
                              									seyn kann und um so größer, je verdünnter die Auflösungen sind.
                              									Man wußte auch nicht, daß die Menge von Salmiak, welche
                              									erforderlich ist, um mittelst Ammoniak eine augenblickliche und
                              									vollständige Fällung der Thonerde zu bewirken, um so
                              									beträchtlicher ist, je mehr man die Auflösung mit Wasser
                              									verdünnt.
                           
                           Nun zeigen die Verfasser, daß dieselbe Thonerdeauflösung, aus
                              									welcher durch eine gewisse Menge Ammoniak 12 Dreizehntel ihrer
                              									Thonerde niedergeschlagen werden, nur 3 Zehntel davon verliert,
                              									wenn man sie mit ihrem 3 1/2 fachen Volum Wasser verdünnt.
                           Dieselbe Thonerdeauflösung, welche nur 5 Gramme Salmiak
                              									erfordert, um mittelst Ammoniak alle Thonerde zu verlieren, wird
                              									50 Gramme Salmiak erheischen, wenn man sie mit ihrem 3 1/2
                              									fachen Volum Nasser verdünnt.
                           Die Verfasser haben auch beobachtet, daß wenn man eine
                              									ammoniakalische Thonerdeauflösung im verschlossenen Gefäße
                              									stehen läßt, manchmal alle Thonerde aufgelöst bleibt, manchmal
                              									aber nach einiger Zeit die Thonerde ganz oder zum Theil
                              									niederfällt; es ist merkwürdig, daß die Thonerde, wenn sie sich
                              									freiwillig aus ihrer Auflösung absetzt, nicht den
                              									gallertartigen, sondern den körnigen Zustand annimmt.
                           Dasjenige Reagens, welches die Thonerde bei jeder Verdünnung
                              									ihrer Auflösung und ohne Gegenwart von Ammoniaksalzen
                              									vollständig und augenblicklich niederschlägt, ist das
                              									schwefelwasserstoffsaure Ammoniak. (Comptes rendus, Mai 1846, Nr. 20.)
                           
                        
                           Neue Probe auf Blausäure.
                           Folgende neue Methode, die Blausäure nachzuweisen, verdankt man
                              									Hrn. Richard Austin. Man vermischt
                              									den Niederschlag von Cyansilber, welchen man auf die gewöhnliche
                              									Weise erhielt, nämlich 1/2 Gran davon, mit ein wenig Eisenoxyd
                              									und kohlensaurem Kali und schmilzt das Ganze in einer Schale aus
                              									Eisen oder Platin zusammen. Die geschmolzene Masse wird in 1/2
                              									Unze destillirten Wassers aufgelöst, filtrirt und mit einigen
                              									Tropfen Salzsäure schwach angesäuert. Die so behandelte
                              									Flüssigkeit theilt man nun in zwei Portionen: die eine davon
                              									versetzt man mit einigen Tropfen einer Auflösung von
                              									Kupfervitriol, wodurch sogleich ein chocoladebrauner
                              									Niederschlag von eisenblausaurem Kupfer entsteht, die andere
                              									aber mit der Auflösung eines Eisenoxydsalzes, welche
                              									Berlinerblau bildet.
                           Durch diese zwei Reactionen in Verbindung mit dem bekannten
                              									Geruch der Blausäure, läßt sich die Gegenwart freier Blausäure
                              									unzweifelhaft nachweisen. (Dublin Hospital Gazette.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung der Bittererde bei
                              									Behandlung einer Vergiftung durch arsenige Säure; von A. Bussy.
                           Ich habe mich durch Versuche überzeugt:
                           1) daß die gereinigte thierische Kohle, welche man neulich als
                              									ein Mittel gegen die arsenige Säure vorgeschlagen hat, sich zu
                              									diesem Zweck nicht mit Erfolg anwenden läßt;
                           2) daß die reine aber schwach gebrannte Magnesia die aufgelöste
                              									arsenige Säure leicht absorbiren kann und mit ihr eine selbst im
                              									kochenden Wasser unauflösliche Verbindung bildet;
                           3) daß sie im gallertartigen Zustand die arsenige Säure noch
                              									schneller absorbirt;
                           4) daß Thiere, welchen man Arsenik gegeben hat, durch
                              									hinreichende Dosen von Magnesia jedesmal gerettet werden;
                           5) daß dieses Gegenmittel vor den bekannten und gebräuchlichen
                              									den Vortheil hat, immer in den Apotheken vorräthig zu seyn, daß
                              									es den weißen Arsenik leicht und vollkommen neutralisirt und
                              									ohne Nachtheil in starker Dosis gegeben werden kann;
                           6) daß die Magnesia den Brechweinstein, die Kupfersalze, den
                              									Quecksilbersublimat zersetzt und sich also wahrscheinlich mit
                              									Erfolg anwenden läßt, um die Wirkungen auch dieser giftigen
                              									Substanzen und der Metallsalze überhaupt zu bekämpfen;
                           7) daß die Salze der organischen Alkalien, des Morphins,
                              									Strychnins etc., ebenfalls durch die Magnesia zersetzt werden,
                              									so daß sich dieselbe bei Vergiftungen durch organische Produkte,
                              									welche ihre Wirkung der Gegenwart vegetabilischer Alkalien verdanken, wahrscheinlich mit Erfolg wird anwenden lassen.
                              										(Comptes rendus, Mai 1846, Nr.
                              									20.)
                           
                        
                           Das Nußbaumholz dem Mahagoni gleich zu
                              									färben.
                           Man reibt das Holz zuerst mit verdünnter Salpetersäure ein und
                              									läßt es trocknen, dann löst man in 1 1/2 Pfd. Alkohol 1 1/2 Pfd.
                              									feines Drachenblut, bestreicht damit mit einem zarten Pinsel das
                              									mit Salpetersäure gebeizte Holz, bis es recht davon durchdrungen
                              									ist, und läßt es trocknen; hierauf löst man in 1 1/2 Pfd.
                              									Alkohol 1 1/2 Unzen Schellack, setzt 2. Drachmen kohlensaures
                              									Natron zu und bestreicht damit das Holz, wie vorher. Nach dem
                              									Trocknen polirt man es mit Bimsstein und einem Stückchen
                              									Buchenholz, welches man in Leinöl kochte. Auf diese Art nimmt
                              									das Holz den Glanz und die Farbe von Mahagoni an, so daß man es
                              									von achtem kaum unterscheiden kann. (Böttger's Notizblatt.)
                           
                        
                           Ueber die Fabrication des
                              									Runkelrübenzuckers nach Schützenbach's Verfahren.
                           Der Société d'Encouragement in Paris sind über
                              									diesen Gegenstand folgende interessante Berichte erstattet
                              									worden.
                           Hr. v. Haber theilte die Resultate
                              									mit, welche die badische Gesellschaft für Rübenzuckerfabrication
                              									in ihren Fabriken sowohl im Großherzogthum Baden als in
                              									Württemberg erhielt. Die Hauptfabrik befindet sich zu Waghäusl
                              									bei Mannheim; sie hat dieses Jahr 30 Millionen Kilogramme
                              									Runkelrüben verarbeitet und wird im nächsten Jahr 50 Millionen
                              									Kilogr. verbrauchen.
                           Die Darren (Drahtschiebladen zum Trocknen) haben 200 Quadratfuß
                              									Oberfläche, und man trocknet 30 Kilogramme Runkelrüben per
                              									Quadratfuß in 24 Stunden, indem man 8–9 Theile Wasser
                              									durch 1 Theil Brennmaterial verdunstet. Die Runkelrübe verliert
                              									durch das Austrocknen 80–84 Proc. an Gewicht; die
                              									trockenen Rübenschnitte (cossettes)
                              									lassen sich beliebig lange aufbewahren. Auch arbeiten die
                              									Fabriken das ganze Jahr mit immer gleichem Erfolg.
                           Die getrockneten Rüben werden zuerst in einer Mühle gemahlen und
                              									ein einziges Filtriren reicht hin, um aus dem Pulver allen
                              									Zucker auszuziehen. Man erhält einen vollkommen klaren Saft,
                              									welcher 20–25° Baumé zeigt und 40–42
                              									Proc Zucker enthält, während der aus den frischen Rüben
                              									ausgepreßte Saft nur 7–8° zeigt und 10 Proc.
                              									Zucker enthält.
                           Um 40 Proc. Zucker zu erhalten müßte man also 360 Theile Wasser
                              									verdampfen oder sechsmal so viel als beim Abdampfen des nach dem
                              									neuen Verfahren erhaltenen Saftes. Man erspart folglich beim
                              									Abdampfen oder Verkochen das Brennmaterial, welches zum
                              									Austrocknen der Rüben gedient hat.
                           Alle Fabrikationskosten sind bei dem Schützenbach'schen Verfahren bedeutend Vermindert. Da
                              									man das ganze Jahr mit großer Regelmäßigkeit fortarbeitet, so
                              									bekommt man die Handarbeit zu demselben Preise wie alle andern
                              									industriellen Anstalten. Die Reiben und Pressen fallen weg; die
                              									aus Weidenruthen geflochtenen Horden, die Säcke sind durch wenig
                              									kostspielige Leinwandfilter ersetzt. Der Verlust an Zucker ist
                              									auf den ganz unvermeidlichen reducirt.
                           Die Verminderung der Kosten für Herstellung des Etablissements
                              									ist nicht weniger beachtenswerth. Die getrocknete Rübe nimmt nur
                              									das Fünftel ihres Volums im frischen Zustande ein. Nach Hrn. v.
                              										Haber kann man in demselben Local
                              									und mit denselben Apparaten 15–18mal mehr
                              									Runkelrübenzucker fabriciren, als nach den alten
                              									Verfahrungsarten.
                           Die badische Gesellschaft fabricirt seit 12 Jahren und
                              									beabsichtigt jetzt ein Patent auf Verbesserungen ihres
                              									Verfahrens zu nehmen, wonach man aus den frischen Runkelrüben 8
                              									Proc. Zucker zu gewinnen hofft.
                           
                           Hr. Ewrard, welcher mit Hrn. Duquesne seit kurzer Zeit zu
                              									Valenciennes das Schützenbach'sche
                              									Verfahren anwendet, bemerkte, daß er mit den Resultaten des
                              									Austrocknens der Rüben vollkommen zufrieden sey. Die
                              									ausgetrockneten Schnitte sind weiß und haben sich im Magazin und
                              									sogar in einer feuchten Scheune vollkommen conservirt; nur die
                              									an den Mauern anliegenden Stücke wurden etwas erweicht, zeigen
                              									jedoch weder Schimmel, noch besitzen sie einen üblen Geruch. Die
                              									schweflige Säure, welche sich beim Verbrennen der Steinkohlen
                              									entwickelt, trägt vielleicht zu dieser guten Conservirung
                              									bei.
                           100 Kilogr. roher Runkelrüben geben beiläufig 18 Kilogr.
                              									getrockneter Rüben Um 40,000 Kilogr. Rüben zu trocknen, braucht
                              									man
                           
                              
                                 40 Hektoliter
                                    											Steinkohlen
                                 
                                    à
                                    
                                 1
                                 Fr.
                                 50
                                 Cent.
                                   60 Frcs.
                                 
                              
                                 20 Weiber
                                 
                                    à
                                    
                                 
                                  „
                                 80
                                    „
                                   16  
                                    											„
                                 
                              
                                 14 Männer
                                 
                                    à
                                    
                                 1
                                 Fr.
                                 50
                                    „
                                   21  
                                    											„
                                 
                              
                                 Interesse der
                                    											Darrschubladen, welche 14,000 Fr.kosteten, während
                                    											90 Tagen, zu 7 Proc.
                                   11   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 108 Frcs.
                                 
                              
                           
                              
                                 Oder per 1000 Kilogr. roher
                                    											Rüben
                                   2,70
                                 
                              
                                 Ankaufspreis dieser
                                    											1000 Kilogr
                                 17
                                 
                              
                                 180 Kilogr. trockener
                                    											Rüben
                                 19,70 oder 20 Frcs.
                                 
                              
                                 Preis von 100 Kilogr.
                                    											trockener Rüben
                                 11 Frcs. 11 Cent.
                                 
                              
                           Die Maceration der trockenen Rüben wurde zu Valenciennes in dem
                              									Apparat des Hrn. Duquesne
                              									Polytechnisches Journal Bd. XCVIII S. 294. vorgenommen. Die Vortheile dieses Apparats beruhen auf
                              									der hermetischen Verschließung der Macerationsgefäße; man
                              									vermeidet dabei auch die zwei Hauptursachen von Gährung, nämlich
                              									die Berührung mit der Luft und die Erkaltung der Rübenschnitte.
                              									Wir haben, sagt Hr. E, die trockene Runkelrübe vollständig und
                              									zu wiederholtenmalen ohne Zusatz von Kalk erschöpft, wobei wir
                              									keine Spur von Gährung beobachteten, aber der Zusatz des Kalks
                              									zum erhaltenen Saft, um ihn zu neutralisiren und zu läutern,
                              									verursacht reichliche Niederschläge, welche uns zu viel Platz in
                              									der Fabrik wegnahmen.
                           Aus diesen Gründen sahen wir uns genöthigt, den Saft auf den
                              									getrockneten Rübenschnitten selbst zu läutern, indem wir
                              									dieselben direct mit Kalk behandelten. Wir glauben daher, daß
                              									man die Anwendung des Kalks auf den getrockneten Rüben nur dann
                              									vermeiden kann, wenn man den Saft auf eine fabrikmäßige Weise
                              									bei seinem Herauskommen aus dem Macerationsapparat gehörig zu
                              									reinigen im Stande seyn wird. Dessen ungeachtet enthalten die
                              									gereinigten Rückstände der Rüben, was wir bemerken zu müssen
                              									glauben, keinen Aetzkalk mehr, daher man sie als Viehfutter
                              									verwenden kann, zu welchem Gebrauch wir sie verkauften; auch
                              									haben wir uns überzeugt, daß sie sich zwei Monate lang in Silos
                              									sehr gut conserviren.
                           Die extrahirten Rüben (Treber) aus der Zuckerfabrik zu Hering
                              									werden jetzt zu einem andern Zweck verwendet, welcher dem
                              									Fabrikanten mehr einträgt; man trocknet sie nämlich in den
                              									Drahtschubladen und verkauft sie an die
                              									Cichorienkaffee-Fabriken.
                           Die Vortheile der Fabrication des Runkelrübenzuckers nach dem
                              									neuen System, schließt Hr. E., scheinen uns unbestreitbar und
                              									müssen, wenn es allgemein eingeführt wird, eine neue Epoche in
                              									diesem Industriezweig begründen. Man begreift jedoch, daß die
                              									Fabriken, welche gegenwärtig bei ihrer Einrichtung mit Vortheil
                              									arbeiten, sich schwer entschließen werden, ihr Verfahren
                              									abzuändern.
                           Hr. Dumas bemerkte, daß das Schützenbach'sche Verfahren in
                              									Frankreich bisher nur geringe Fortschritte gemacht habe,
                              									obgleich es schönern und mehr Zucker liefert, eine weniger
                              									kostspielige Einrichtung erfordert und die Rüben in ziemlicher
                              									Entfernung von der Fabrik anzubauen gestattet, indem sich deren
                              									Gewicht durch das Austrocknen um vier Fünftheile vermindert.
                           Bei dieser Gelegenheit wolle er mittheilen, daß Hr. Schützenbach in der letzten Zeit in
                              									Galizien eine ungeheure Fabrik errichtet hat, welche wenigstens
                              									20 Millionen Pfund raffinirten Zucker per Jahr erzeugen kann,
                              									also den zwölften Theil der ganzen Consumtion Frankreichs; sie
                              									liegt am Fuße der Karpathen, 8 Lieues von der türkischen Gränze
                              									und 50 Lieues von Lemberg. Die Fabrik ist in einem Umkreis von
                              									7–8 Lieues mit 14 Trockenanstalten umgeben. Die
                              									Runkelrüben, welche um diese Trockenanstalten herum angebaut
                              									wurden, trocknet man in ungeheuren Drahtschiebladen? der
                              									Rückstand enthält dann beiläufig die Hälfte seines Gewichts
                              									Zucker; 100 Kilogr. Rüben reduciren sich nämlich durch das
                              									Austrocknen auf 20. Die getrockneten Rüben werden in der Fabrik
                              									in geschlossenen Gefäßen ausgewaschen, wodurch man unmittelbar
                              									einen Saft von 30° Baumé erhält, letzterer wird an
                              									freier Luft abgedampft und liefert bei der ersten
                              									Krystallisation raffinirten Zucker. Nach dem Gewicht der
                              									frischen Rüben berechnet, beträgt das Gewicht dieses Zuckers 6
                              									Proc.
                           Hr. Schützenbach glaubte in einem
                              									Lande, welches aller mechanischen Hülfsmittel entbehrt, die
                              									Abdampfapparate mit luftverdünntem Raum nicht anwenden zu
                              									dürfen; die günstigen Resultate, welche er dessenungeachtet
                              									erhielt, sind wahrscheinlich dem Umstand zuzuschreiben, daß der
                              									Boden, worin die Rüben angebaut wurden, viel weniger gedüngt
                              									wurde, als es bei uns zu geschehen pflegt.
                           Hr. Schützenbach hat die eigentliche
                              									(im Centrum befindliche) Zuckerfabrik in einem großen Saal von
                              									133 Meter Länge auf 27 Breite errichtet, welcher mit einem Dach
                              									aus Eisen gedeckt ist; nach seiner Schätzung beträgt der Aufwand
                              									zur Gründung der Zuckerfabrik mit allem Zugehör nicht den
                              									sechsten Theil desjenigen, welcher nöthig gewesen wäre um
                              									dieselben Resultate nach dem ältern Verfahren zu erzielen. (Moniteur industriel, 1846, Nr.
                              									1020.)
                           
                        
                           Fütterung der Hühner mit Schnecken.
                           Hr. Loiseleur-Deslongchamps
                              									schlägt vor, um das Aufziehen und Füttern der Hühner und andern
                              									Geflügels wohlfeiler zu bewerkstelligen, sich dazu von ihren
                              									Häusern befreiter Schnecken zu bedienen, welches Futter sie
                              									schneller und besser fett machen müsse, als jedes andere. Er
                              									hatte nämlich den Appetit beobachtet, womit die Hühner
                              									Regenwürmer, kleine Schnecken und Insecten im allgemeinen
                              									verzehren. Es unterliegt keinem Zweifel, daß ein Gemengsel von
                              									Schnecken und Kleien, mit Wasser angerührt, wohlfeiler zu stehen
                              									kömmt als ein solches von Gerstenmehl und Milch. Er berechnet
                              									die Kosten für sechs Hühner per Tag
                              									auf 15 Centimes, während jedes andere Futter für ein einziges
                              									Huhn schon auf 6 Cent. kömmt. Daß es zu diesem Zweck nicht genug
                              									Schnecken gebe, kann nicht leicht eingewandt werden, da es ihrer
                              									überall zu viel gibt, und die Verminderung derselben kann nur
                              									von Nutzen seyn. Gesammelt werden die Schnecken am besten
                              									Morgens beim Thau, oder den Tag über nach Regenfall; am
                              									zweckmäßigsten verwendet man hiezu Kinder von 9-10
                              									Jahren, welche man zuerst auf angebaute Felder schickt, um diese
                              									von Schnecken reinigen zu lassen und dann in Hecken und Wälder
                              									etc. (Moniteur industriel 1846, No. 999.)