| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 101, Jahrgang 1846, Nr. , S. 477 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen
                        
                     
                        
                           Ueber die Kraft, welche erforderlich ist,
                              									um die Trägheit der Eisenbahnzüge und den Widerstand der Luft
                              									gegen die Bewegung von Eisenbahnzügen bei großen
                              									Geschwindigkeiten zu überwinden; von P. Barlow.
                           Der Verfasser übergab der Royal
                                 										Society einen Bericht über seine Untersuchungen um den
                              									Widerstand, welchen die Luft der Bewegung von Locomotiven bei
                              									großen Geschwindigkeiten entgegenseht, zu bestimmen, sowie den
                              									Kraftverlust in Folge vermehrten Gegendrucks und der
                              									unvollkommenen Wirkung des Dampfs. Zu diesem Zweck vergleicht er
                              									die wirklich von Eisenbahnzügen erlangten Geschwindigkeiten mit
                              									denjenigen, welche sie nach der Theorie der beschleunigten
                              									Bewegung haben sollten; er stellte seine Versuche nicht nur bei
                              									Zügen an, welche durch eine Locomotive fortgeschafft wurden,
                              									sondern auch bei Zügen auf einer atmosphärischen Bahn, welche
                              									letztere schätzbare Resultate liefert, weil die Zugkraft nicht
                              									durch die Verluste influencirt wird, welche bei Lokomotiven im
                              									Falle großer Geschwindigkeiten nothwendig vorkommen. Eine
                              									Tabelle enthält die theoretischen Geschwindigkeiten, wie sie die
                              									Berechnung nach dem dynamischen Gesetz constant beschleunigender
                              									Kräfte für Züge von verschiedenen Gewichten ergibt, welche
                              									durch verschiedene Zugkräfte vom Zustand der Ruhe aus in
                              									Bewegung gesetzt werden; darauf folgt eine andere Tabelle über
                              									die bei Stephenson's Versuch auf der
                              									Dalkey-Eisenbahn beobachteten Geschwindigkeiten; das
                              									Resultat der Vergleichung ist, daß für eine Entfernung von 1 1/4
                              									engl. Meile der Verlust an Geschwindigkeit beiläufig die Hälfte
                              									der beobachteten Geschwindigkeiten beträgt.
                           Er theilt dann eine Reihe von Versuchen auf gewöhnlichen
                              									Eisenbahnen mit; die Vergleichung ist aber nicht so genügend wie
                              									im vorhergehenden Falle, weil die Zugkraft nicht so genau
                              									geschätzt werden kann; sie ist jedoch hinreichend, um die
                              									Thatsache festzustellen, daß der Kraftverlust der Locomotive bei
                              									Geschwindigkeiten unter 30 engl. Meilen per Stunde ein kaum bemerklicher ist, und daß die Zeit
                              									und Kraft, welche absorbirt werden, um einen Eisenbahnzug in
                              									Bewegung zu setzen, fast gänzlich zur Ueberwindung der Trägheit
                              									des Zugs erforderlich sind, keineswegs aber von irgend einem
                              									Verlust oder einer Unvollkommenheit der Locomotive herrühren.
                              									Aus diesen Versuchen geht hervor, daß über ein Fünftel der
                              									ganzen ausgeübten Kraft verzehrt wird, um den Zug bei der
                              									beobachteten Geschwindigkeit in Bewegung zu setzen. Der
                              									Verfasser geht dann auf allgemeine Bemerkungen über die Folgen
                              									dieser Quelle von Kraftverlust über. Er findet, daß bei der
                              									atmosphärischen Eisenbahn die Zugkraft einer Röhre von 15 Zoll
                              									Durchmesser so gering ist (sie ist nämlich nicht halb so groß
                              									als diejenige einer Locomotivmaschine), daß die zur
                              									Ueberwältigung der Trägheit erforderliche Zeit den möglichen
                              									Verkehr auf einer einfachen Bahn beschränken muß, besonders bei
                              									zahlreichen Stationen. Nach erlangter großer Geschwindigkeit ist
                              									die Zugkraft der Locomotive sehr vermindert, weßhalb auf einer
                              									atmosphärischen Eisenbahn eine viel größere Geschwindigkeit
                              									erreicht werden kann. Die Untersuchungen des Verfassers über die
                              									Größe des Widerstandes, welchen die Luft auf Eisenbahnzüge
                              									ausübt, führen ihn zu dem Schluß, daß bei der atmosphärischen
                              									Eisenbahn der Verlust an Zugkraft wegen der Reibung des Kolbens
                              									etc. sehr unbeträchtlich ist; und daß der Widerstand der Luft
                              									geringer ist als er bisher geschätzt wurde, indem er
                              									durchschnittlich nicht über 10 Pfd. per Tonne vom Gewicht der Züge beträgt.
                           Der Verf. stellt dann die Resultate der Versuche, welche die British Association anstellen ließ,
                              									im Vergleich mit seinen eigenen auf der Croydon atmosphärischen
                              									Bahn zusammen. Die Hauptfolgerung seiner Untersuchung ist, daß
                              									der Widerstand der im Zustand der Ruhe befindlichen Luft
                              									geringer ist als er früher geschätzt wurde, und daß der
                              									gewöhnliche atmosphärische Widerstand bei Eisenbahnfahrten daher
                              									rührt, daß die Luft meistens selbst in Bewegung ist und sie,
                              									weil die Richtung des Stroms fast immer eine schiefe ist,
                              									vermehrte Reibung in den Wagen selbst erzeugt. Diese Art von
                              									Widerstand nimmt nicht wie das Quadrat der Geschwindigkeit zu;
                              									und da er der bedeutendste ist, so folgt, daß der Widerstand
                              									gegen Eisenbahnzüge in einem nicht viel größeren Verhältniß als
                              									die Geschwindigkeit zunimmt und daß die praktische Gränze für
                              									die Geschwindigkeit von Eisenbahnfahrten nicht durch die Kraft,
                              									sondern durch die Sicherheit bedingt ist. (Philosophical Magazine, Jul. 1846,
                              									S. 51.)
                           
                        
                           Der elektrische Telegraph auf der
                              									Taunus-Eisenbahn.
                           Bei der Einrichtung dieses Telegraphen stellte man sich die
                              									Aufgabe, Zweckdienlichkeit mit möglichst geringen Kosten zu
                              									erzielen.
                           Die in England zuerst angelegten Telegraphen für den Dienst der
                              									Eisenbahnen haben mehr als eine
                              									Drahtleitung, für jede einzelne Station nämlich einen besondern
                              									Leitungsdraht, welcher durch die ganze Länge der
                              									Telegraphenlinie geführt wird. Hiedurch werden die Anlagskosten
                              									natürlich sehr vergrößert, und jeder einzelne Telegraph kann, da
                              									er bloß aus einer, auf einer Achse sich bewegenden Magnetnadel
                              									besteht, nur eine geringe Anzahl von Zeichen geben.
                           Bei Eisenbahnen liegt nun zum Oeftern das Bedürfniß vor, eine
                              									ausführliche Nachricht von einer Station nach einer andern
                              									beliebigen mit dem geringsten Zeitverlust gelangen zu lassen,
                              									sowohl um die verschiedenen Geschäfte schneller befördern zu
                              									können, wie auch Aufenthalt und Collisionen zu vermeiden; dieß
                              									muß nun auf eine so einfache Weise geschehen können, daß jeder
                              									Bahnbeamte mit leichter Mühe und in kurzer Zeit mit dem
                              									Telegraph umzugehen lernen kann, und es daher nicht nöthig wird,
                              									ein besonderes Personal zu diesem Behuf anzustellen.
                           Das Signalisiren mit Buchstaben eignet sich daher für den
                              									Eisenbahngebrauch wohl am besten, und auf welche Weise dieß bei
                              									nur einer Drahtleitung und vielen Zwischenstationen bezweckt
                              									wird, geht aus dem Folgenden hervor.
                           An jeder Station, welche eine Nachricht empfangen soll, ist ein
                              									Apparat aufgestellt, welcher mit der Drahtleitung der ganzen
                              									Linie in Verbindung steht, so daß eine nach irgend einer
                              									beliebigen Station gegebene Nachricht gleichzeitig an allen
                              									übrigen Stationen erscheint. Die Anfangsbuchstaben sowohl der
                              									gebenden wie der empfangenden Station zeigen zugleich auf allen
                              									Stationen an, welche zwei mit einander in Correspondenz treten
                              									sollen. Z.B. man wollte von Castel nach Hattersheim eine
                              									Nachricht geben, so gibt der Wärter in Castel die Buchstaben C. H. an, welches bedeutet, daß eine
                              									Nachricht von Castel nach Hattersheim gehen soll. Bei dieser
                              									Operation bewegen sich nun, durch die Schnelligkeit der
                              									elektrischen Wirkung, alle Telegraphen, welche in der Linie
                              									eingeschlossen sind, in dem nämlichen Moment, und zeigen die
                              									nämlichen Buchstaben an, wobei auch gleichzeitig an jeder
                              									Station eine Glocke fortwährend schlägt, um die Aufmerksamkeit
                              									des Wärters zu erregen; aber nur der Wärter in Hattersheim gibt
                              									eine Antwort zurück, indem er den Buchstaben H. andeutet, was dann dem Wärter in
                              									Castel (wie auch an allen andern Stationen) anzeigt, daß man ihn
                              									in Hattersheim verstanden hat, und er gewärtig ist, die weitere
                              									Nachricht zu empfangen.
                           Auf gleiche Weise können nun auch die übrigen Stationen jeden
                              									Augenblick mit einander in Correspondenz treten. Hiebei kann nun
                              									allerdings das gleichzeitige Zusammentreffen zweier
                              									Nachrichtgeber eine kleine Störung verursachen, aber dieß
                              									ereignet sich, wie die Erfahrung gelehrt hat, nur selten, und da
                              									die Ursache gleich erkannt wird, so bedarf es nur einer kleinen
                              									Pause, um alles wieder in gehörige Ordnung zu bringen.
                           Die Buchstaben werden entweder bloß durch einen Zeiger
                              									angedeutet, der sich, wie aus dem Zifferblatte einer Uhr, in dem
                              									Mittelpunkt einer Scheibe bewegt, worauf die Buchstaben im
                              									Kreise verzeichnet sind, nach der ursprünglichen vom Prof. Wheatstone eingeführten Methode, oder
                              									die Nachricht erscheint auf Papier mit gewöhnlichen Buchstaben
                              									abgedruckt und braucht dann nur abgelesen zu werden. So schön
                              									und zweckmäßig nun auch die letztere Einrichtung an sich ist
                              									(denn hiedurch wird die Aufmerksamkeit und Gegenwart des
                              									Empfängers nicht unbedingt zur Nothwendigkeit und jede Nachricht
                              									kann auch besser controlirt werden), so erfordert doch die etwas
                              									complicirtere Einrichtung der Apparate mehr Aufmerksamkeit, als
                              									man von einem jeden Bahnbeamten erwarten dürfte, und aus diesem
                              									Grunde allein hat man sich auf der Taunusbahn bewogen gefunden,
                              									vorläufig nur von den einfachen Apparaten Gebrauch zu
                              									machen.
                           Meine Apparate bewegen sich mit so großer Leichtigkeit und
                              									Schnelligkeit, daß eine sehr geringe elektrische Kraft
                              									hinreicht, um sie in Bewegung zu setzen; sollen nur ein oder
                              									zwei Apparate gleichzeitig gehen, so genügt hiezu, auf der
                              									Entfernung von Castel nach Wiesbaden, ein einziges
                              									Batterieelement, oder auch, was dasselbe thut, eine Zink-
                              									und eine Kupferplatte an den beiden Endpunkten der Linie in die
                              									Erde vergraben, wie dieß bei dem sinnreichen Telegraphen des
                              									Hrn. Bain zuerst in Anwendung
                              									gebracht wurde.
                           Hierin insbesondere, so wie auch in der Art, wie die elektrischen
                              									Verbindungen von selbst geschlossen und geöffnet werden, und die
                              									Signalglocken eingerichtet und angebracht sind, besteht die
                              									Eigenthümlichkeit dieses ganzen Systems, welches zuerst hier
                              									ausgeführt wurde.
                           Auch hat man mit einem transportablen Apparat, welcher auf dem
                              									Zuge mitgeführt werden soll, Versuche gemacht, um unterwegs von
                              									jeder beliebigen dazu vorbereiteten wie auch nicht vorbereiteten
                              									Stelle längs der Linie nach verschiedenen Stationen hin
                              									Nachrichten geben und von beliebigen Stationen solche empfangen
                              									zu können.
                           Es zeigte sich, daß auch dieß mit Erfolg in Ausführung gebracht
                              									werden kann, und es soll daher diese Einrichtung bei der weitern
                              									Ausführung des Telegraphen nach Frankfurt in Anwendung
                              									kommen.
                           
                           Einige kurze Bemerkungen über die Anlage der Drahtverbindung auf
                              									der Taunuseisenbahn dürften hier an ihrem Platz erscheinen, da
                              									dieselbe in Bezug auf den Kostenpunkt von bedeutendem Einfluß
                              									ist. Der Draht ist von Kupfer, ungefähr 1 1/2 Millimeter dick,
                              									und wird von etwa 40 Meter entfernt stehenden Pfosten von circa 12 Fuß Höhe getragen.
                           Es war zwar vor kurzem in öffentlichen Blättern die Rede von
                              									einem elektrischen Telegraphen mit unterirdischer Leitung, aber
                              									eine solche könnte nur von der Ausführung eines Telegraphen
                              									abschrecken; denn, abgesehen davon, daß allenfallsige
                              									Beschädigungen nur mit Zeitverlust und Mühe entdeckt und
                              									ausgebessert werden können, und die Isolirung von der Erde nie
                              									vollkommen seyn kann, so sind überdieß die Kosten einer
                              									unterirdisch geführten Leitung so bedeutend, daß schwerlich ein
                              									Eisenbahncomité sich dazu verstehen wird.
                           Die Pfosten sind oben mit einem runden Loch durchbohrt, das oben
                              									einen Sägeschnitt hat, worein der Draht gelegt und mit einem
                              									runden Keil befestigt wird, worauf dann die Bedachung von
                              									Eisenblech aufgenagelt, und so die Auflagsstelle vor
                              									Feuchtigkeit geschützt wird. Der obere und untere Theil der
                              									Pfosten ist mit Jeffery's Marineleim
                              									überzogen, und die Isolirung ist vollkommen gut, so daß auf der
                              									bestehenden Strecke von Castel nach Wiesbaden, auch bei dem
                              									anhaltendsten Regenwetter, keine beachtungswerthe Abweichung
                              									einer empfindlichen Galvanometernadel erfolgt, wenn am
                              									entgegengesetzten Ende der Linie der Kreis geöffnet ist. Die
                              									Drahtenden sind in die Erde geleitet, um auf diese Weise die
                              									galvanische Kette zu schließen, was bei allen elektrischen
                              									Stromwirkungen unbedingt nöthig ist.
                           Diese einfache und wenig kostspielige Drahtführung ist nach der
                              									Angabe des Hrn. Meller, preußischen
                              									Ingenieurhauptmanns a. D. und technischen Inspectors der
                              									dortigen Eisenbahn, und wohl hat derselbe hiebei berücksichtigt,
                              									daß unnöthige Kosten die Sachen Wohl allenfalls verschönern,
                              									aber nicht immer zweckmäßiger machen dürften.
                           Die seit einem Jahr zwischen Castet, Bieberich und Wiesbaden
                              									bestehende Einrichtung hat sich vorzüglich bewährt, und die
                              									Weiterführung nach diesem System auf der ganzen Bahnstrecke von
                              									Castel nach Frankfurt in directer Linie ist gegenwärtig in
                              									vollem Angriff, so daß binnen einigen Monaten, wenn die
                              									Witterung die Arbeiten nicht unterbricht, die ganze Bahnstrecke
                              									in telegraphischer Verbindung stehen wird.
                           Die Kosten für eine solche elektrische Telegraphenanlage
                              									betragen, nach dem Bericht des Hrn. Meller, circa 405 fl. pro deutsche Wegstunde, während die
                              									ersten Anlagen dieser Art in England circa 9000 fl. betrugen,
                              									welche Summe jetzt noch sich kaum auf die Hälfte reducirt hat,
                              									also immerhin noch das Zehnfache ist von den Kosten, welche die
                              									Herstellung meines Telegraphen verursacht.
                           Das Eigenthümliche meines Eisenbahn-Telegraphen ist die
                              									Ausführung desselben mit nur einer Drahtleitung, wobei viele
                              									Zwischenstationen auf einfache Weise durch Buchstaben mit
                              									einander correspondiren können, entweder bloß angezeigt oder
                              									gedruckt, was auch von dem Wagenzug aus geschehen kann, an jeder
                              									beliebigen Stelle. Dieß ist die Aufgabe für einen
                              									Eisenbahn-Telegraphen, wenn er allgemein eingeführt
                              									werden soll, und dieß kann nur durch die äußerste Leichtigkeit
                              									der Bewegung, welche ich durch einen eigenthümlichen Mechanismus
                              									erlangt habe, so wie durch einige andere, mir eigenthümliche
                              									Einrichtungen, erreicht werden. Der Druckapparat eignet sich
                              									aber wegen der nothwendig complicirteren Einrichtung besser für
                              									Endstationen, (z.B.) für Regierungen, und war meines Wissens der
                              									erste Drucktelegraph mit Buchstaben
                              									und nur einer Drahtleitung, welcher ausgeführt wurde, oder doch
                              									gleichzeitig mit dem von Bain,
                              									welcher eine andere Einrichtung hat. W. Fardely. (Mannheimer Gewerbvereins-Blatt, 1846
                              									Nr. 4.)
                           
                        
                           Das Thermometer als Hülfswerkzeug für
                              									Seefahrer; von Dr. M. A. F. Prestel in Emden.
                           Schon seit längerer Zeit haben hin und wieder strebsame,
                              									nachdenkende Seefahrer der Temperatur des Meeres ihre
                              									Aufmerksamkeit zugewendet und auch von dem Thermometer für die
                              									Schifffahrt Nutzen zu ziehen gesucht. Indeß ist letzteres Instrument als nautisches Hülfswerkzeug weder gehörig
                              									gewürdigt noch so allgemein bei der großen Schifffahrt
                              									eingeführt, als es verdient; noch weniger hat man von ihm die
                              									umfassende Anwendung gemacht die es gestattet. Der Grund hievon
                              									lag allein darin, daß die Reihe der meteorologischen und
                              									hydrographischen Beobachtungen, auf welche allein sich die
                              									Anwendung des Thermometers zu dem genannten Zweck gründen muß,
                              									theils zu mangelhaft, theils von der Meteorologie und
                              									Hydrographie nicht gehörig verarbeitet waren. Eine Vergleichung
                              									der constanten Verhältnisse der Temperatur des Meeres und der
                              									Seeströmungen unter sich und zu der Atmosphäre, welche aus der
                              									großen Anzahl von numerischen Beobachtungen über Richtung,
                              									Schnelligkeit und Temperatur der Strömungen im atlantischen
                              									Ocean, die der berühmte Geograph Rennell in einem Zeitraum von mehr als dreißig Jahren
                              									gesammelt und zusammengestellt hat, aus den Beobachtungen und
                              									Erfahrungen, welche von Krusenstern,
                              									von den Capitäns der Schiffe der preußischen Seehandlung und
                              									vielen andern über die physikalischen Verhältnisse des Meers
                              									gemacht wordens besonders aber aus dem unschätzbaren Material,
                              									welches A. v. Humboldt auf seinen
                              									vielen Seereisen über denselben Gegenstand gesammelt und nebst
                              									den Erfahrungen anderer Forscher verarbeitet hat, hervorgehen,
                              									zeigen, daß von dem Thermometer eine weit ausgedehntere und
                              									tiefer eingreifende Anwendung auf die Schifffahrt gemacht werden
                              									kann als bisher. Ausführlich hat dieses Dr. Prestel in seiner
                              									Schrift: das Thermometer als Hülfswerkzeug
                                 										für Seefahrer und die Meeresströmungen aus nautischen
                                 										Gesichtspunkten, nachgewiesen.
                           Das Thermometer dient dem Seefahrer um ihm
                           1) das Herannahen des Landes anzuzeigen;
                           2) Untiefen, und ebenso die gefahrdrohenden schwimmenden
                              									Eisinseln, auf welche der Curs eines Schiffes gerichtet ist,
                              									anzudeuten, bevor letzteres ins Bereich derselben gekommen
                              									ist;
                           3) gibt es den Ort an, wo ein Schiff in die größeren
                              									Meeresströmungen eintritt, so wie den, wo es dieselben wieder
                              									verläßt;
                           4) durch letzteres dienen seine Angaben um die gemeine
                              									Schiffsrechnung gehörig corrigiren zu können.
                           Das Nähere hierüber ist aus der eben genannten Schrift zu
                              									ersehen.
                           
                        
                           Eisenblech mit Blei überzogen.
                           Hr. Boulard, Director der Hammerwerke
                              									zu Audincourt, hat daselbst einen neuen Industriezweig, das
                              									Verbleien des Eisenblechs eingeführt. Solches Blech ist für
                              									viele Zwecke sehr schätzbar; wegen seiner großen Dimensionen
                              									lassen sich daraus verschiedene Gegenstände vortheilhafter und
                              									überdieß dauerhafter als aus Weißblech verfertigen; namentlich
                              									eignet es sich aus diesem Grunde, dann weil es gegen Oxydation
                              									geschützt und fast so weich und hämmerbar ist wie Blei, als
                              									Ersatzmittel des Zinks zum Dachdecken.
                           Das glänzende Weißblech oxydirt sich bekanntlich, aber das matte
                              									Weißblech, welches man zum Dachdecken benutzt, hat sich zu
                              									diesem Zweck als so dauerhaft erwiesen, daß es das Zink hiezu
                              									ohne Zweifel bereits verdrängt hätte, wenn man es in größeren
                              									Dimensionen beziehen und folglich an Handarbeit und Kosten
                              									ersparen könnte; auf einer Menge Häuser, welche seit sechzig bis
                              									achtzig Jahren mit mattem Weißblech gedeckt sind, hat sich
                              									dasselbe vollkommen erhalten. Der Grund, weßhalb das matte
                              									Weißblech widersteht, wo sich das glänzende Weißblech oxydiren
                              									würde, ist der, daß beim ersteren das Zinn mit viel Blei
                              									versetzt, beim letzteren aber reines Zinn angewandt wird.
                           Bei den verbleiten Blechen von Audincourt kommt aber in Betracht,
                              									daß man sie in größeren Dimensionen als sogar das Zinkblech
                              									haben kann, welches bekanntlich spröde ist. (Moniteur industriel, 1846 No. 1062.)
                           
                        
                           
                           Ueber den Extractgehalt der Weine.
                           In der Tabelle über die Zusammensetzung der Weine nach den
                              									Analysen von Dr. Filhol, S. 296 in diesem Bande des
                              									polytechn. Journals, ist der Extractgehalt derselben nicht
                              									angegeben. Der Verf. hatte denselben jedoch sorgfältig bestimmt
                              									und theilt ihn nachträglich im Journal de
                                 										Chimie médicale, Jul. 1846, S. 436 mit.
                           Folgende Tabelle enthält die Menge Extrat (von
                              									Pillen-Consistenz), welche ein Liter Wein lieferte. Der
                              									in Alkohol auflösliche und unauflösliche Theil des Extracts
                              									wurde nicht besonders bestimmt.
                           
                              
                                 Weine von
                                 Jahrgangder Ernte.
                                 Extractmenge  
                                    											Gramme.
                                 
                              
                                 Villandric
                                   1842
                                     
                                    											23,42
                                 
                              
                                     dto.
                                   1844
                                     
                                    											24
                                 
                              
                                 Fronton
                                   1842
                                     
                                    											25
                                 
                              
                                 Villemur
                                   1844
                                     
                                    											28
                                 
                              
                                 Grenade
                                    dto.
                                     
                                    											22,30
                                 
                              
                                 Merville
                                   1844
                                     
                                    											24,60
                                 
                              
                                     dto.
                                   1841
                                     
                                    											21,30
                                 
                              
                                 Saint-Paul
                                   1844
                                     
                                    											23,50
                                 
                              
                                 Lévignac
                                    dto.
                                     
                                    											23
                                 
                              
                                 Montastruc
                                    dto.
                                     
                                    											23,32
                                 
                              
                                 Verfeil
                                    dto.
                                     
                                    											21,20
                                 
                              
                                 Vieille-Toulouse
                                    dto.
                                     
                                    											21
                                 
                              
                                 Portet
                                   1843
                                     
                                    											43,50
                                 
                              
                                     dto.
                                   1844
                                     
                                    											24,20
                                 
                              
                                 Cornebarieu
                                    dto.
                                     
                                    											22
                                 
                              
                                 Lardène
                                    dto.
                                     
                                    											25
                                 
                              
                                 Cugnaux
                                    dto.
                                     
                                    											25
                                 
                              
                                 Blagnac
                                    dto.
                                     
                                    											25,05
                                 
                              
                                 Leguevin
                                    dto.
                                     
                                    											25
                                 
                              
                                 Martres
                                   1843
                                     
                                    											24
                                 
                              
                                 Carbonne
                                   1844
                                     
                                    											22,50
                                 
                              
                                 Saint-Gaudens
                                   1842
                                     
                                    											18,90
                                 
                              
                                     dto.
                                    dto.
                                     
                                    											20
                                 
                              
                                     dto.
                                    dto.
                                     
                                    											22
                                 
                              
                                     dto.
                                   1844
                                     
                                    											24
                                 
                              
                                 Caraman
                                    dto.
                                     
                                    											19
                                 
                              
                                 Vittefranche
                                    dto.
                                     
                                    											19,05
                                 
                              
                                 Avignonet
                                    dto.
                                     
                                    											21
                                 
                              
                           Die in oben erwähnter Tabelle enthaltenen Ziffern bezüglich des
                              									Gehalts eines Liter Wein an verschiedenen Salzen drücken Gramme
                              									und Bruchtheile derselben aus.
                           
                        
                           Verfahrungsarten um die Verdünnung der
                              									Weine mit Wasser auszumitteln, von Bouchardat.
                           Die Hauptverfälschung der Weine besteht darin, daß man sie in
                              									Städten, wo sie besteuert sind, mit Alkohol versetzt einführt
                              									und dann mit Wasser verdünnt. Um diesen Betrug auszumitteln,
                              									verfahre ich folgendermaßen: ich bestimme genau die Menge des
                              									festen Rückstands welchen der unverfälschte Wein hinterläßt;
                              									durchschnittlich erhält man von einem Liter 22 Gramme trockenen
                              									Rückstand; die mit Wasser Verdünnten Weine, welche ich
                              									untersucht habe, hinterließen nur 14–16 Gramme.
                           Ich entfärbe durch Chlor ein Muster des normalen und ein Muster
                              									des verdächtigen Weins, versetze beide Flüssigkeiten mit
                              									kleesaurem Ammoniak in Ueberschuß und bestimme die Menge des
                              									niedergeschlagenen kleesauren Kalks. Diese Probe halte ich für
                              									sehr wichtig: die natürlichen trinkbaren Weine nämlich, welche
                              									ohne allen Zusatz wenigstens zwei Jahre lang aufbewahrt wurden,
                              									haben durch den entstandenen Bodensatz
                              									und das öftere Abziehen den größten Theil der Kalksalze
                              									verloren, welche sie enthielten, die sich als weinsteinsaurer
                              									Kalk niederschlugen, und geben daher mit kleesaurem Ammoniak
                              									einen sehr schwachen Niederschlag. Zum Strecken der Weine
                              									verwenden aber die Händler meistens Brunnenwasser, weil sie
                              									Verdacht zu erregen befürchten, wenn sie Massen von Flußwasser
                              									zu sich bringen ließen. Solche frisch verdünnte Weine enthalten
                              									noch alle Kalksalze welche mit dem Wasser hineinkamen und werden
                              									durch kleesaures Ammoniak reichlich gefällt. Durch diese
                              									Versuche zusammengenommen, war ich immer im Stande ein richtiges
                              									Urtheil zu fällen. (Comptes rendus,
                              									Jul. 1846 Nr. 4.)
                           
                        
                           Klärung der Weine mit verdorbenen
                              									Eiern.
                           Bei der Auswahl der Substanzen zum Klären der Flüssigkeiten
                              									verfährt man nicht immer mit der nöthigen Vorsicht. Klärt man
                              									Zucker mit dem Serum (Wasser) von Blut, welches bereits anfing
                              									in Fäulniß überzugehen, so behält der Zucker nach dem Raffiniren
                              									einen faulen Geschmack, welcher sehr merklich ist, wenn man Zuckerwasser mit solchem Zucker
                              									bereitet.
                           Unlängst hatte ein Weinhändler zu Paris neue Fässer Wein, jedes
                              									von 160 bis 180 Frcs. Werth, zu klären und verwendete hiezu der
                              									Wohlfeilheit wegen zerbrochene Eier; diese hatten jedoch bereits
                              									angefangen eine Zersetzung zu erleiden und ertheilten dem Wein
                              									einen Geruch und Geschmack, die ihn unverkäuflich machten; alle
                              									Versuche, diesem Wein seinen faulen Geruch zu benehmen, waren
                              									erfolglos. (Journal de Chimie
                                 										médicale, Jul. 1846, S. 457.)
                           
                        
                           Verfahren wasserfreien Alkohol
                              									darzustellen.
                           Hr. Casoria empfiehlt zur
                              									vollständigen Entwässerung des Alkohols den wasserfreien
                              									Kupfervitriol, durch welchen man auch erkennen kann, ob dem
                              									Alkohol alles Wasser entzogen ist. Er verfuhr folgendermaßen: er
                              									sättigte Weingeist von 89° an Gay-Lussac's Alkoholometer mit geschmolzenem
                              									salzsaurem Kalk; er destillirte bei 16° R. den dritten
                              									Theil der Flüssigkeit über und brachte dieselbe dann mit
                              									wasserfreiem Kupfervitriol, wovon er 32 Centigramme auf 500
                              									Gramme Alkohol nahm, in eine Flasche, welche er wohl verstopft
                              									stehen ließ, aber von Zeit zu Zeit schüttelte. Das Salz nimmt,
                              									indem es sich das im Alkohol enthaltene Wasser aneignet, seine
                              									blaue Farbe wieder an und man wiederholt die Behandlung des
                              									Alkohols mit einer neuen Dosis entwässerten Kupfervitriols, bis
                              									sich die blaue Farbe bei dem Salze nicht mehr einstellt. Endlich
                              									destillirt man und die destillirte Flüssigkeit kann als chemisch
                              									reiner Alkohol betrachtet werden.
                           Um auszumitteln, ob ein Alkohol wasserfrei ist, bringt man
                              									entwässerten Kupfervitriol auf den Boden einer reinen Glasröhre
                              									und gießt Alkohol darüber; wenn das Salz seine Farbe nicht
                              									verändert, ist der Alkohol wasserfrei. Bei diesem Versuch muß
                              									man aber die Röhre geschlossen halten, weil die Feuchtigkeit der
                              									Luft das Resultat ungenau machen würde. (Journal de Chimie médicale, Jul. 1846, S.
                              									466.)
                           
                        
                           Verfahren die Lampenöle zu
                              									reinigen.
                           Man behauptet, daß die Brennöle vollkommen gereinigt werden, wenn
                              									man sie durch eine pulverförmige Schicht filtrirt, welche aus
                              									Kiesel, Kohle und Gyps besteht.
                           Der Kiesel wirkt ohne Zweifel auf die Art, daß er die Substanzen
                              									oder Unreinigkeiten zurückhält, welche in der öligen Flüssigkeit
                              									suspendirt sind; die Kohle dient zu ihrer Entfärbung und der
                              									Gyps entzieht dem Oel das darin enthaltene Wasser. (Journal de Chimie médicale,
                              									Jul. 1846, S. 456.)
                           
                        
                           
                           Reinigung des Holzes von altem
                              									Oelfarbenanstrich.
                           Man überstreiche den zu reinigenden Gegenstand mit reiner
                              									Schmierseife. Von einem seit vielen Jahren angestrichenen, so
                              									behandelten Brett löste sich die Farbe, nachdem die Seife 15
                              									Stunden darauf gestanden hatte, ganz auf und konnte mit kaltem
                              									Wasser zugleich mit der Seife abgewaschen werden, während es bei
                              									einer alten, vor mehreren Jahren mehrmals angestrichenen
                              									Fensterrahme etwas längere Zeit erforderte. (Hessische
                              									Gew.-Verh.)
                           
                        
                           Page's Tapeten in Oelfarben.
                           In einer der letzten Sitzungen der Society
                                 										of arts zu London zeigte Hr. Page eine große Anzahl schöner Tapeten von 4 Meter
                              									Länge auf 1 Meter Breite zum Verzieren der Zimmerwände etc. vor,
                              									welche das Holz, den Marmor, Bildhauerarbeiten etc. nachahmen.
                              									Er nennt diese Malerei skin-paint (Haut-Malerei) und sie
                              									gewährt nach ihm mehrere Vortheile im Vergleich mit der
                              									gewöhnlichen Malerei. Er beschrieb die Fabrication dieser
                              									Tapeten folgendermaßen:
                           Man nimmt ein Blatt starkes Papier, etwas größer als die
                              									verlangte Tapete oder Haut und präparirt seine Oberfläche, aber
                              									nur auf einer Seite, mit einer Mischung von arabischen Gummi,
                              									Melasse und Wasser, auf welche man, wenn sie trocken ist, eine
                              									Schicht Oelfarbe, aus gekochtem Leinöl und Bleiweiß bestehend,
                              									aufträgt. Wann diese Schicht trocken ist, wird die Operation
                              									wiederholt, bis die Haut die geeignete Dicke erlangt hat; in der
                              									Regel sind aber zwei Schichten hinreichend. Um diese Haut vom
                              									Papier zu trennen, legt man es, die Malerei nach unten, auf eine
                              									ganz reine Tafel; man befeuchtet alsdann dieses Papier auf der
                              									Rückseite mit reinem Wasser; nach einigen Minuten kann man die
                              									Haut ohne Schwierigkeit abnehmen und ohne befürchten zu müssen
                              									sie zu zerreißen. Dasselbe Papier läßt sich dreißig- bis
                              									vierzigmal anwenden, wenn man es jedesmal auf angegebene Weise
                              									präparirt. Die abgenommene Malerei wird mit einem Schwamm
                              									sorgfältig abgetrocknet und dann mit einem weichen Fell
                              									gerieben, um alle Spuren des Präparats, welche ihr noch anhängen
                              									könnten, abzutrennen. In diesem Zustande wird die Malerei
                              									zusammengelegt und aufbewahrt, bis man sie braucht. Um diese
                              									Haut auf einer Wand etc. zu befestigen, muß man die Oberfläche
                              									der letztern zuerst abreiben, und wenn sie vollkommen rein ist,
                              									mit einer Mischung aus heißem Oel und Knochenleim überziehen,
                              									wovon eine einzige Schicht hinreicht; alsdann breitet man die
                              									Haut auf dieser Fläche mit einer feinen Leinwand aus, wie man
                              									für die Papiertapeten verfährt. (Moniteur
                                 										industriel, 1846 No.
                              									1038.)
                           
                        
                           Gonfreville's Werk über
                              									Baumwollenfärberei.
                           Hr. D. Gonfreville, welcher die
                              									Färbekunst lange Zeit studirt und ausgeübt hat, derselbe,
                              									welcher von der französischen Regierung (wie den Lesern des
                              									polytechn. Journals bekannt ist) nach Indien geschickt wurde, um
                              									daselbst die indische Färberei zu studiren, beabsichtigt ein von
                              									ihm ausgearbeitetes Werk über die gesammte Baumwollenfärberei
                              									unter dem Titel „Art de la
                                    											teinture en coton“ herauszugeben; es
                              									soll aber erst unter die Presse kommen, wenn sich 200
                              									Subscribenten gemeldet haben. Dieses Werk wird dann in vier
                              									Bänden in groß 4° mit Zeugmustern und einem Atlas von 25
                              									Tafeln erscheinen. Preis 100 Francs. Man subscribirt, ohne etwas
                              									voraus zu bezahlen, bei dem Verfasser, boulevart Mont parnasse, No. 34 in Paris, oder bei dem
                              									Buchhändler Roret daselbst.