| Titel: | Ueber die Anwendung des essigsauren Eisenoxyduls als Abscheidungsmittel des Silbers aus seinen Auflösungen und zur Bereitung fein zertheilten Silbers; von L. Keßler. | 
| Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. XI., S. 42 | 
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                        XI.
                        Ueber die Anwendung des essigsauren Eisenoxyduls
                           als Abscheidungsmittel des Silbers aus seinen Auflösungen und zur Bereitung fein
                           zertheilten Silbers; von L.
                              Keßler.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, Febr. 1847, S.
                              86.
                        Keßler, über Anwendung des essigsauren Eisenoxyduls.
                        
                     
                        
                           Obgleich schon viele Verfahrungsarten zur Abscheidung und Reinigung des Silbers
                              angegeben worden sind, so dürfte es bei der Wichtigkeit des Gegenstandes doch Vielen
                              erwünscht seyn, eine neue, wohlfeile und schnell ausführbare Methode kennen zu
                              lernen, um das Silber auf nassem Wege genau abzuscheiden.
                           Wenn auch das Problem für den trockenen Weg längst gelöst ist, denn Gay-Lussac's Methode das Chlorsilber zu
                              reducirenIn der Münze zu Paris Werden 5 Theile trockenes Chlorsilber mit 1 Theil
                                    frisch gebrannten Kalk zusammengerieben und geschmolzen; das hiebe: sich
                                    bildende Chlorcalcium schmilzt sehr leicht und fließt sodann ohne
                                    aufzuschäumen, so daß kein Silberkörnchen in der Masse oder an dem Tiegel
                                    hangen bleibt. A. d. R. läßt nichts zu wünschen übrig, so kann man dieses doch keineswegs von dem
                              nassen Wege sagen. Versucht man z.B. das Silber aus
                              einer Auflösung desselben, welche zugleich Kupfer enthält, mittelst metallischen
                              Kupfers abzuscheiden, so hält der Niederschlag hartnäckig eine gewisse Menge Kupfer
                              zurück, welches ihm sogar durch Auswaschen mit Schwefel säure und Ammoniak schwer zu
                              entziehen ist. Reducirt man das Chlorsilber mit Eisen und Zink, so bleiben im
                              reducirten Silber die unauflöslichen Unreinigkeiten der angewandten Metalle zurück,
                              wenn man nicht gewisse Kunstgriffe befolgt, welche nur von Geübten ausgeführt werden
                              können; solches Silber ist auch gewöhnlich mit Eisen, sogar mit Zink, mit Kupfer und
                              bisweilen mit Arsenik verunreinigt. Glüht man ein Gemenge von salpetersaurem Silber
                              und salpetersaurem Kupfer, um letzteres Metall als Oxyd abzuscheiden, so erleidet
                              man leicht durch Verspritzen einen Verlust.
                           Das schwefelsaure Eisenoxydul wäre ein vortreffliches Reductionsmittel des Silbers,
                              wenn es dasselbe vollständig aus seinen Auflösungen abscheiden würde; denn das
                              Silber wird durch Eisenvitriol aus einer kupferhaltigen Auflösung in metallischem
                              Zustande ganz rein niedergeschlagen. Das Reductionsmittel, welches ich vorschlage,
                              gründet sich ebenfalls auf die große Verwandtschaft des Eisenoxyduls zum Sauerstoff;
                              da dieselbe aber im
                              Eisenvitriol durch eine mächtige Säure und die geringe Verwandtschaft der
                              Schwefelsäure zum höheren Oxyd maskirt ist, so versuchte ich das essigsaure Eisenoxydul, von welchem zu vermuthen war, daß
                              es gerade so wirkt, als wenn seine Basis frei wäre.
                           Essigsaures Eisenoxydul schlägt aus den Silberauflösungen sogleich in der Kälte
                              metallisches Silber nieder und die filtrirte Flüssigkeit gibt mit Chlornatrium
                              keinen Niederschlag mehr. Das Silber wird durch jenes Eisensalz vor der
                              Salpetersäure reducirt, denn ein gewisser Ueberschuß dieser letztem verhindert die
                              Fällung nicht; nur löst sich das Metall allmählich wieder auf, indem es die Säure
                              zersetzt.
                           Die Vorsichtsmaaßregeln, welche man zu befolgen hat, wenn man eine Silberlegirung
                              reinigen will, welche Kupfer und sogar Blei enthält, bestehen darin, sie in
                              möglichst wenig reiner Salpetersäure aufzulösen, dann die Flüssigkeit mit ihrem
                              10–20fachen Gewicht reinen Wassers zu verdünnen und so lange essigsaures
                              Eisenoxydul hineinzugießen, bis sie weder durch dieses noch durch Kochsalz mehr
                              gefällt wird. Der Niederschlag wird zuerst mit reinem oder mit Essigsäure
                              angesäuertem Wasser ausgewaschen und gegen das Ende mit Wasser, welchem man einige
                              Tropfen Schwefelsäure zugesetzt hat, womit man fortfährt bis das Aussüßwasser durch
                              Blutlaugensalz nicht mehr gefällt wird. Wenn man das Waschwasser sogleich mit
                              Schwefelsäure versehen würde, so würde dieselbe das salpetersaure Eisenoxyd
                              zersetzen, womit das metallische Silber imprägnirt ist und letzteres sich daher zum
                              Theil wieder auflösen.
                           Um den Zweck wohlfeiler zu erreichen, kann man das salpetersaure Silber mit 60mal so
                              viel Wasser verdünnen als sein Silbergehalt beträgt und dann viermal so viel
                              krystallisirten Eisenvitriol als der Silbergehalt beträgt, zusetzen; den
                              Eisenvitriol muß man jedoch vorher auflösen und filtriren. Man beendigt dann die
                              Fällung des Silbers mit ein wenig essigsaurem Eisenoxydul und wascht das Metall auf
                              oben angegebene Weise aus, mehr durch Decantiren als durch Filtriren. Diese Fällung
                              des Silbers läßt sich in der Galvanoplastik benutzen, um
                              nichtleitende Flächen, die man nicht mit Graphit einreiben kann, zur Annahme des
                              Kupferniederschlags vorzubereiten; man tränkt solche zuerst in dem sehr verdünnten
                              Silbersalz und dann bloß in essigsaurem Eisenoxydul.
                           Diese Methode gestattet bei chemischen Analysen eine häufige Anwendung:
                           
                           1) um das Silber sogleich in reinem Zustand, anstatt als Chlorsilber, aus seinen
                              Auflösungen niederzuschlagen;
                           2) um das Silber vom Blei zu trennen, ohne daß man vorher die Auflösung wie zur
                              Absonderung des Chlorsilbers so sehr zu verdünnen braucht;
                           3) die Fällung des Platins, welche durch schwefelsaures Eisenoxydul schwierig zu
                              bewerkstelligen ist, erfolgt durch essigsaures Eisenoxydul bei gelinder Wärme
                              augenblicklich.