| Titel: | Verbesserungen in der Fabrication von gereinigter Soda, worauf sich Peter Ward, Chemiker in Oldenburg, Grafschaft Worcester, am 6. Jul. 1846 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. XIV., S. 63 | 
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                        XIV.
                        Verbesserungen in der Fabrication von gereinigter
                           Soda, worauf sich Peter
                              Ward, Chemiker in Oldenburg, Grafschaft Worcester, am 6. Jul. 1846 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Febr. 1847,
                              S. 111.
                        Ward's Verbesserungen in der Fabrication von gereinigter
                           Soda.
                        
                     
                        
                           Wenn man die Auflösung (Lauge) der rohen Soda zur Trockniß abgedampft hat, enthält
                              die zurückbleibende Salzmasse bekanntlich eine große Menge Aetznatron und
                              Schwefelnatrium. Um dieselbe mit Vortheil auf krystallisirtes kohlensaures Natron
                              verarbeiten zu können, muß zuerst das Aetznatron in kohlensaures Natron und das
                              Schwefelnatrium in schwefelsaures Natron verwandelt werden; zu diesem Zweck pflegt
                              man die Salze mit Sägespänen zu vermischen, entweder schon während des Abdampfens
                              oder ehe man sie in den Calcinirofen bringt. Die Mischung wird in letzterm auf
                              gewöhnliche Weise bearbeitet, anfangs bei gelindem Feuer um die Sägespäne
                              wegzubrennen, worauf man das Feuer so verstärkt daß die Salze zur Rothglühhitze
                              kommen; auf letzterer Temperatur erhält man sie dann die erforderliche Zeit
                              über.
                           Während sich die Sägespäne im Zustand der Verbrennung befinden, kommen das Aetznatron
                              und Schwefelnatrium in Fluß und bilden kleine Kügelchen, welche ihre Verwandlung in
                              kohlensaures und schwefelsaures Natron verzögern. Die Erfahrung lehrt auch, daß das
                              ätzende Alkali einen Theil der verkohlten Sägespäne auflöst, so daß die Auflösung der Salzmasse eine
                              grünliche oder dunkle Farbe annimmt, wenn man sie aus dem Calcinirofen zog, bevor
                              das Feuer den Farbstoff ganz zerstört hat. Da dieß jedoch schwierig zu
                              bewerkstelligen ist, so hat man bisher eine Auflösung von salzsaurem Kalk benutzt,
                              um der alkalischen Flüssigkeit ihre grünliche oder dunkle Färbung zu benehmen, ehe
                              man sie zur Krystallisation abdampfte.
                           Meine Verbesserung besteht nun darin, daß ich die Auflösung (Lauge) der rohen Soda
                              mit fein gepulverter kohlensaurer Bittererde (3 bis 7 Proc. der trocknen Salzmasse,
                              je nach ihrem Gehalt an Aetznatron und Schwefelnatrium) vermische; die kohlensaure
                              Bittererde kann entweder der Lauge beim Niederkochen derselben im Abdampfofen (salting-down-furnace) zugesetzt werden,
                              als auch dem erhaltenen Salzrückstand bevor er in den Calcinirofen (carbonating furnace) gebracht wird. In letzterm wird die
                              Salzmasse dann auf gewöhnliche Weise behandelt, 7 Centner etwa drei Stunden
                              lang.
                           Die Anwendung von kohlensaurer Bittererde bei dieser Operation gewährt zweierlei
                              Vortheile. Erstens bewirkt dieselbe, da sie bei der höchsten Temperatur welche diese
                              Operation erfordert, unschmelzbar ist, daß die Salzmasse in einem porösen Zustande
                              bleibt, was die Umänderung des Schwefelnatriums in schwefelsaures Natron und des
                              Aetznatrons in kohlensaures Natron sehr erleichtert. Da ferner die kohlensaure
                              Bittererde bei diesem Proceß der Rothglühhitze ausgesetzt ist, so gibt sie
                              Kohlensäure aus, welche sich mit dem Aetznatron verbindet.
                           Nachdem die Salzmasse aus dem Calcinirofen genommen ist, löst man sie in Wasser auf;
                              die Bittererde setzt sich dann ab und reißt alles in der Auflösung enthaltene
                              Eisenoxyd mit sich; sollte die Flüssigkeit nicht farblos seyn, so wäre dieß ein
                              Beweis daß die Salzmasse in dem Calcinirofen nicht lange genug dem Einfluß des
                              Feuers ausgesetzt war.
                           Die niedergeschlagene Bittererde wird durch Decantiren ausgewaschen und getrocknet,
                              um sie zu demselben Zweck verwenden zu können; oder man behandelt sie mit
                              Schwefelsäure um eine gesättigte Auflösung von Bittersalz zu erhalten, welche man
                              mit der hinreichenden Menge Schwefelmagnesium versetzt, um alles Eisen daraus
                              niederzuschlagen.
                           Zu letzterem Zweck läßt sich aber auch Schwefelcalcium verwenden, wovon man so lange
                              zusetzt, als noch ein schwarzer Niederschlag entsteht, wo sich dann Schwefeleisen
                              und Gyps bilden. Um das Schwefelcalcium zu erhalten, gießt man heißes Wasser auf den
                              Rückstand vom Auslaugen der rohen Soda, läßt es beiläufig sechs Stunden darüber stehen, zapft die klare
                              Flüssigkeit dann vom abgesetzten Schwefeleisen ab und kocht sie in einer bleiernen
                              Pfanne zum Krystallisationspunkt ein. Sollte die klare Flüssigkeit, nachdem sich das
                              Schwefeleisen abgesetzt hat, noch gefärbt seyn, so versetzt man sie mit ein wenig
                              salzsaurem Kalk vor dem Einkochen zum Krystallisationspunkt.
                           Das Schwefelmagnesium bereite ich folgendermaßen: ich vermenge 60 Gewichtstheile
                              entwässerte schwefelsaure Bittererde mit 40 Theilen fein gepulverten Kohks und setze
                              dieselben beiläufig sechs Stunden lang in einer eisernen Retorte der Rothglühhitze
                              aus; nach dem Erkalten wird die Masse in heißem Wasser aufgelöst und die klare
                              Flüssigkeit angewandt.