| Titel: | Verfahrungsarten um die Zeuge türkischroth zu färben und zu drucken, worauf sich J. Greenwood in Church, und J. Mercer in Oakenshaw, Grafschaft Lancaster, am 22. Jun. 1846 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. XV., S. 64 | 
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                        XV.
                        Verfahrungsarten um die Zeuge türkischroth zu
                           färben und zu drucken, worauf sich J. Greenwood in Church, und J. Mercer in Oakenshaw, Grafschaft Lancaster,
                           am 22. Jun. 1846 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, März 1847,
                              S. 158.
                        Greenwood's und Mercer's Verfahrungsarten um die Zeuge türkischroth
                           zu färben und zu drucken.
                        
                     
                        
                           I. Zubereitung des Oels um türkischroth
                                 zu färben und zu drucken.
                           Hiezu vermischen wir je 1 MaaßIm Folgenden ist 1 Maaß gleich dem Raum von 2 Pfund Wasser angenommen. concentrirte Schwefelsäure mit 8 Maaß Olivenöl und lassen die Mischung unter
                              häufigem Umrühren zehn Tage lang stehen. Dann vermischen wir sie mit ihrem 3 bis
                              4fachen Gewicht Wasser, setzen etwas Kochsalz (auf 1 Pfd. angewandter Schwefelsäure
                              3 bis 4 Pfd. Salz) zu und lassen das Ganze stehen, worauf sich das Oel abscheidet
                              und als klares Oel abziehen läßt; wir wollen dasselbe „schwefelsaures Oel
                                 A“ nennen. Jedes Maaß dieses Oels
                              versetzen wir mit neun Maaß Chlornatron. Letzteres
                              bereiten wir auf folgende Weise: wir lassen 16 Pfd. krystallisirte Soda in 5 Pfd.
                              Wasser zergehen, vermischen sie mit 50 Maaß Chlorkalk von 9° Baumé,
                              lassen stehen und ziehen die klare Flüssigkeit ab.
                           
                           Die Mischung von schwefelsaurem Oel A und Chlornatron
                              wird nun (am beßten mittelst eines Dampfrohrs) so lange im Kochen erhalten, bis sie
                              ein Stückchen Baumwollzeug, welcher mit Indigo blatzblau gefärbt ist, nicht mehr
                              bleicht.
                           Anstatt die Mischung zu erhitzen, kann man sie auch mit verdünnter Schwefelsäure (1
                              Maaß Schwefelsäure auf 24 Maaß Wasser) versetzen, welche man unter Umrühren
                              portionenweise hineingießt, indem man nach jedem Zusatz einige Zeit verstreichen
                              läßt, um das Entweichen von Chlorgas so viel als möglich zu vermeiden; wenn die
                              Mischung einen schwach indigblau gefärbten Zeug nicht mehr bleicht, ist der Proceß
                              beendigt.
                           Anstatt Chlornatron zuzusetzen, kann man auch das schwefelsaure Oel A mit atmosphärischer Luft und Dampf behandeln; dazu
                              vermischt man je 5 Maaß Oel mit 5 Maaß Wasser, und leitet mittelst einer
                              durchlöcherten Röhre Ströme gewöhnlicher Luft, welche auf 84° Reaumur erhitzt
                              ist, hindurch; dieß muß zehn Tage lang fortgesetzt werden; man kann den Proceß
                              dadurch beschleunigen, daß man 5 Maaß Regenwasser und 5 Maaß Kleienwasser, mit 2
                              Pfd. Kleie bereitet, zusetzt; oder anstatt derselben eine 5/8 Maaß Leinöl. Oder wir
                              benutzen 16 Loth Kupfervitriol und 16 Loth Kochsalz.
                           Das so behandelte schwefelsaure Oel A nennen wir
                              „oxydirtes schwefelsaures Oel“; gewöhnliches Olivenöl, auf
                              diese Weise behandelt, nennen wir „oxydirtes Oel“; wir benutzen
                              nämlich beide auf unten angegebene Weise.
                           Eine andere Bereitungsart des oxydirten schwefelsauren Oels ist folgende: wir
                              vermischen je 1 Maaß concentrirte Schwefelsäure mit 8 Maaß Olivenöl und rühren die
                              Mischung während 24 Stunden oft um. Diese Mischung versetzen wir in Zwischenräumen
                              mit 48 Loth (krystallisirtem) chlorsaurem Kali in 5 Pfd. kochendem Wasser aufgelöst,
                              auf je 5 Maaß Oel, und rühren um bis die Einwirkung aufhört. Dann waschen wir die
                              Säuren und Salze mit Wasser weg, indem wir 10 Maaß Wasser auf je 5 Maaß Oel
                              hineinrühren, hierauf stehen lassen und das Wasser abziehen. Auf gleiche Weise
                              setzen wir noch 10 Maaß Wasser zu, lassen das Ganze stehen und ziehen das Wasser
                              wieder ab. (Anstatt des erwähnten chlorsauren Kalis kann man auch 80 Loth rothes
                              chromsaures Kali in 6 1/4 Pfd. Wasser aufgelöst, anwenden und eben so verfahren.
                              Oder man kann auch statt der Auflösung des chromsauren Kalis 80 Loth gepulverten
                              Salpeter und 1 1/4 Pfd. Wasser anwenden und eben so verfahren.)
                           
                           Die auf angegebene Weise zubereiteten Oele benutzen wir um türkischroth zu färben und
                              zu drucken; zu diesem Zweck nehmen wir 2 1/2 Maaß oxydirtes schwefelsaures Oel und 2
                              1/2 Maaß oxydirtes Oel, welchen wir 60 Maaß Potascheauflösung von 1 1/2°
                              Baumé zusetzen. Die Zeuge müssen viermal mit diesem Oelbad getränkt und
                              jedesmal in einem geheizten Raum oder hot flue
                              getrocknet werden. Dann tränkt man die Waare zweimal mit Potascheauflösung von
                              4° Baumé und trocknet sie nach jedesmaligem Tränken in einem geheizten
                              Raum oder hot flue; das letztemal läßt man sie in einem
                              auf 66° R. oder darüber geheizten Raum drei Stunden lang hängen. Die Waare
                              wird dann in Potascheauflösung von 1° Baumé eingeweicht, hierauf
                              ausgewaschen und hernach bei 48° R. getrocknet. Sie ist dann für die
                              gewöhnlichen Beizen und weiteren Behandlungen fertig.
                           
                        
                           II. Verfahren das Oel auf Zeuge
                                 aufzutragen, wenn es erst auf denselben oxydirt werden soll.
                           Wir vermischen gleiche Raumtheile einer Auflösung von gewöhnlicher und kaustischer
                              Potasche von 40° Baumé; diese erhalten wir einige Zeit im Kochen,
                              setzen dann auf je eine 5/8 Maaß derselben 10 Maaß Olivenöl zu und erhitzen die
                              Mischung auf beiläufig 108° R.; diese Temperatur unterhalten wir so lange bis
                              das Oel alle Potasche aufgelöst hat; dieß erkennt man daran, daß aller Schaum auf
                              der Oberfläche verschwunden und die Mischung klar geworden ist. Letztere läßt man
                              dann unter 80° R. abkühlen und vermischt sie hierauf mit 10 Maaß Wasser. Man
                              kann bei obigem Proceß Zeit ersparen, wenn man den Schaum am Anfang beseitigt und
                              ihn gegen das Ende des Processes wieder beigibt.
                           Mit diesem Oelpräparat werden die Zeuge in der Kloßmaschine getränkt und dann auf
                              gewöhnliche Weise getrocknet. Hierauf tränkt man sie mit Potascheauflösung von
                              4° Baumé drei- oder viermal, indem man sie nach jedem
                              Imprägniren damit im geheizten Raume trocknet. Sie müssen dann oxydirt werden, wozu man eine der zwei unten beschriebenen Methoden
                              anwendet. Hierauf tränkt man sie wieder mit Potascheauflösung von 4°
                              Baumé und trocknet sie in einem geheizten Raum, indem man zuletzt die
                              Temperatur drei Stunden lang auf 66° R. erhält. Dann weicht man die Waare in
                              Potascheauflösung von 1° Baumé ein, wascht sie im Fluß aus und
                              trocknet sie bei 48° R., worauf sie für die gewöhnlichen Beizen und
                              nachherigen Behandlungen fertig ist.
                           
                        
                           
                           III. Verfahren die geölten Zeuge zu
                                 oxydiren.
                           Erstes Verfahren. Eine Methode um die auf vorher
                              beschriebene Weise geölten Stücke zu oxydiren, besteht darin, daß man sie in einer
                              aus Steinen erbauten Kammer aufhangt, welche gut verschlossen werden kann und in die
                              man den oxydirenden Dampf, das Chlorgas, mittelst einer Röhre leitet; man läßt auf
                              1/2 Maaß Oel, welches in den Stücken enthalten ist, so viel Chlorgas einziehen, als
                              sich aus 5 Maaß Chlorkalkauflösung von 7° Baumé (mittelst
                              Schwefelsäure)Nach dem Original soll man den 5 Maaß Chlorkalkauflösung 5 Unzen salzsaures
                                    Ammoniak (muriate of ammonia), in 1 1/4 Pfd.
                                    kochendem Wasser aufgelöst, zusetzen, wodurch aber der Chlorkalk zerstört,
                                    nämlich unter Entbindung von Stickgas in salzsauren Kalk verwandelt würde;
                                    diese Angabe kann ein zufälliger oder absichtlicher Fehler seyn. A. d.
                                    R. entwickelt. Da Feuchtigkeit die Reaction des Chlors begünstigt, so erhalten
                              wir entweder den Boden der Kammer naß oder leiten Wasserdampf in dieselbe.
                           Zweites Verfahren. Man wickelt die Stücke (acht bis zehn)
                              gerade so wie zum Dämpfen von Dampffarben, um Cylinder welche mit kleinen Löchern
                              versehen sind und treibt aus einem Raum welcher Luft von 57 bis 74° R.
                              enthält, solche mittelst eines Ventilators zehn Minuten lang durch die Stücke auf
                              dem Cylinder; dann treibt man eben so lange Dampf durch dieselben, hierauf wieder
                              erhitzte Luft und so fort, zwei Stunden lang.
                           Die nach dem einen oder anderen dieser beiden Verfahren oxydirten Stücke werden dann
                              auf oben angegebene Weise mit Potascheauflösung von 4° Baumé
                              getränkt.
                           
                        
                           IV. Bereitung einer Oelmischung welche
                                 mit Handformen oder mittelst gravirter Walzen auf die Stücke gedruckt werden
                                 kann.
                           Dazu nehmen wir 5 Maaß schwefelsaures Oel A (oder 2 1/2
                              Maaß desselben und 2 1/2 Maaß eines anderen der oben beschriebenen oxydirten Oele),
                              10 Maaß essigsaure Thonerde von 13° Baumé und 1 1/4 Maaß
                              Potascheauflösung von 37° Baumé; wir vermischen die Hälfte der
                              Potascheauflösung mit der essigsauren Thonerde, und dann so viel von dieser
                              Thonerdebeize mit dem Oel als es aufnimmt; wenn es nichts mehr aufnimmt, setzen wir
                              die übrige Potascheauflösung zur Mischung und geben dann die übrige essigsaure
                              Thonerde nach und nach zu; endlich setzt man 1 1/4 Maaß Terpenthinöl zu. Die
                              Mischung hat dann die geeignete Consistenz zum Drucken mit Handformen oder Walzen.
                               Die bedruckten
                              Stücke werben zwei oder drei Tage in einem warmen Zimmer aufgehängt und dann in
                              einer Mischung von Kuhkoth und Sumach oder Quercitronrinde bei 65° R. auf
                              gewöhnliche Weise passirt. Hierauf wascht man sie, färbt sie mit Quercitronrinde und
                              legt sie dann drei bis vier Tage auf den Bleichplan aus. Die Stücke müssen dann bei
                              30° R. getrocknet und nachher mit Krapp und Quercitronrinde gefärbt werden.
                              Man reinigt sie dann auf die in den Türkischroth-Färbereien gebräuchliche
                              Weise, nur wendet man mit der Seife kein Alkali an; endlich avivirt man sie in einer
                              Mischung von Seife und Zinnsalz auf gewöhnliche Art.
                           
                        
                           V. Darstellung einer
                                 Kieselerde-Auflösung zum Vorbereiten der Baumwollzeuge für Thonerdebeize
                                 überhaupt oder auch Dampffarben.
                           Man bereitet zuerst kieselsaures Kali, indem man 3 Pfd. gereinigte Potasche mit 2
                              Pfd. gepulverter Kieselerde (Quarz) zusammenschmilzt und das Product in Wasser
                              auflöst. Dann vermischt man 5 Maaß solchen kieselsauren Kalis von 9°
                              Baumé mit 1/4 Maaß Schwefelsäure von 40° Baumé, die man vorher
                              mit 1 Maaß Essigsäure von 6 bis 7° Baumé vermischt hat; so erhält man
                              eine klare Auflösung, welche erst nach sechs bis acht Tagen gallertartig wird. Mit
                              derselben werden die Zeuge getränkt und dann getrocknet; dann passirt man sie durch
                              eine Auflösung, welche aus 6 bis 8 Loth Salmiak auf 5 Maaß Wasser besteht, wascht
                              sie hieraus im Fluß und trocknet sie, worauf sie für den Thonerde-Mordant
                              oder Dampffarben bereit sind.