| Titel: | Melling's patentirte expansible Eisenbahnwagenräder. | 
| Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. XXXV., S. 162 | 
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                        XXXV.
                        Melling's patentirte
                           expansible Eisenbahnwagenräder.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1847 Nr.
                              1221.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Melling's Eisenbahnwagenräder.
                        
                     
                        
                           Die gewöhnliche Constructionsmethode der Eisenbahnräder besteht darin, daß man die
                              Nabe um schmiedeiserne Arme gießt, welche so gebogen sind daß sie den inneren Kranz
                              des Rades bilden. Auf diesen Kranz wird ein erhitzter schmiedeiserner mit einer
                              Flansche versehener Reif getrieben, der in Folge der Abkühlung sich zusammenzieht
                              und auf diese Weise fest auf dem Rade haftet; mittelst Bolzen oder Nieten wird
                              sodann der Felgenkranz noch weiter befestigt. Auf ähnliche Weise werben Räder häufig
                              ganz aus Guß- oder Schmiedeisen angefertigt und mit Felgenkränzen versehen.
                              Nachdem die Nabe gebohrt ist, wird das Rad mittelst hydraulischen oder
                              Schraubendrucks auf die Achse getrieben und die Drehung desselben durch einen
                              viereckigen oder runden Keil verhütet, der zum Theil in das Rad, zum Theil in die
                              Achse eingefügt wird. Dieses System die Felgenkränze aufzuziehen läßt nun folgende
                              praktische Einwürfe zu:
                           1) Wenn die Nabe aus Gußeisen ist, Kranz und Speichen aber aus Schmiedeisen sind, so
                              wird der Felgenkranz, wenn er zu klein ist, bei der Zusammenziehung entweder die
                              Speichen biegen oder den inneren Radkranz zerbrechen; ist das Rad ganz aus Gußeisen,
                              so muß entweder das Rad oder der Kranz brechen. Ist andererseits der Felgenkranz zu
                              groß, so muß er entweder für ein anderes Rad zurückgelegt, oder sein innerer
                              Durchmesser muß durch Anschweißen vermindert werden.
                           2) Ist das Rad ganz aus Gußeisen, so muß es unmittelbar nach erfolgtem Aufziehen des
                              Felgenkranzes in kaltes Wasser getaucht werden, weil sonst die dem inneren Kranze,
                              den Speichen und der Nabe mitgetheilte Wärme dieselben expandiren und zerbrechen
                              würde; diese plötzliche Abkühlung aber modificirt die weiche Natur des Felgenkranzes nachtheilig.
                           3) Die Löcher, welche durch den Felgenkranz gebohrt werden, um ihn mittelst Nieten
                              oder Bolzen an den inneren Kranz zu befestigen, machen ihn an diesen Stellen
                              weicher, wie dieses durch die Thatsache bestätigt wird, daß die Felgenkränze
                              gewöhnlich quer über diesen Löchern brechen. Diese Nieten oder Bolzen sind ferner
                              unveränderlich in conische Löcher eingesenkt, welche von außen in den Felgenkranz
                              gebohrt sind – eine Form, die das Bestreben äußert, den Kranz zu zerbrechen,
                              wenn die Nieten zu stark eingetrieben sind. Außerdem werden diese Nieten oder Bolzen
                              leicht locker.
                           Diesen Uebelständen sucht Hr. Melling auf folgende Weise abzuhelfen. Der Körper des Rades, d.h.
                              die Nabe, die Speichen und der innere Kranz, wird aus zwei, drei oder mehreren
                              Segmenten angefertigt. Diese Segmente werden durch Leisten und Einschnitte mit
                              einander verbunden; jedes derselben besitzt an seiner Peripherie eine Vertiefung
                              welche eine entsprechende, an die untere Seite des Kranzes gewalzte Leiste aufnimmt.
                              Das Loch in der Nabe zur Aufnahme der Achse ist mit einem größeren Durchmesser als
                              die Achse gebohrt, um die Einfügung eines hohlen expandirbaren Stückes von außen zu
                              gestatten. Dieses Stück hat inwendig die Gestalt und Form der Achse, außen aber die
                              Gestalt eines Kegels, so daß in dem Maaße als dasselbe hineingetrieben wird, die
                              Radsegmente sich ausdehnen, der Felgenkranz dichter aufschließt und die Achse
                              sicherer gefaßt wird. Das conische Stück kann aus einem oder mehreren Theilen
                              bestehen und wird durch einen Keil verhindert sich auf der Achse zu drehen; dasselbe
                              wird durch einen Ring an seiner Stelle befestigt, welcher aus zwei Hälften besteht,
                              die in eine in der Achse befindliche Vertiefung passen und durch einen andern sie
                              umgebenden Ring zusammengehalten werden. Die Vortheile dieses expandirbaren Rades
                              sind folgende:
                           1) Das Rad läßt sich der Größe des Felgenkranzes anpassen, ohne daß dasselbe mit
                              jener äußersten Genauigkeit angefertigt zu seyn braucht, welche gegenwärtig
                              erforderlich ist um das Lockerwerden oder Brechen des Felgenkranzes zu verhüten.
                           2) Da sich an der unteren Seite des Felgenkranzes eine Leiste befindet, welche in
                              eine an der Peripherie des inneren Kranzes angebrachte Rinne paßt, so sind keine
                              Nieten oder Bolzen erforderlich um ihn an seiner Stelle zu erhalten, folglich können
                              auch nicht einzelne Theile desselben weicher werden als andere.
                           
                           3) Da der Felgenkranz kalt um das Rad gelegt wird, so wird seine weiche
                              Beschaffenheit durch die Abkühlung nicht beeinträchtigt, wie dieses bei der
                              Zusammensetzung gußeiserner Räder gewöhnlich der Fall ist.
                           4) Da die Felgenkränze ohne Erhitzung und mit geringem Zeit- und Kostenaufwand
                              von den Rädern abgenommen und um dieselben gelegt werden können, so braucht man nur
                              von den Felgenkränzen Duplicate und nicht, wie dieß gegenwärtig üblich ist, von den
                              Rädern und Achsen.
                           5) Da die Felgenkränze kalt umgelegt werden, so kann man sie härten und dadurch mit
                              viel geringeren Kosten alle Vortheile der stählernen Kränze erreichen.
                           6) Da das Rad (Felgenkranz und innerer Kranz) aus abgesonderten Theilen besteht, so
                              kann es nicht in Folge der Contraction durch Abkühlung brechen, wie dieses wegen der
                              ungleichen Vertheilung des Metalls in der Nabe, den Speichen und dem Kranze der Fall
                              ist wenn es in einem Stücke gegossen wird.
                           Fig. 20
                              stellt ein Paar gußeiserner Räder mit schmiedeiserner Achse nach vorliegendem System
                              im Aufrisse, Fig.
                                 21 in der Seitenansicht dar. a ist die
                              schmiedeiserne Achse; b, b', b'' sind die erwähnten
                              Segmente, im vorliegenden Falle drei; bei c, c', c''
                              sind diese Segmente ineinandergefügt. d ist der
                              expandirende Kegel, welcher bei diesem Rade aus drei Theilen besteht; e ein aus zwei Hälften bestehender in eine entsprechende
                              Vertiefung der Achse passender Ring, der diesen Kegel an seiner Stelle erhält; f ein anderer jene beiden Ringhälften zusammenhaltender
                              Ring; g der schmiedeiserne Felgenkranz; h die erwähnte an die innere Seite desselben gewalzte
                              Leiste.
                           Fig. 22
                              stellt ein Paar Räder mit schmiedeisernen in die Nabe eingefügten Speichen in der
                              Seiten- und Endansicht bar. Auch hier bilden die Speichen den inneren
                              Radkranz; dieser aber paßt in eine in den Felgenkranz gewalzte Rinne, so daß
                              Speichen und Kranz aus flachem Eisen angefertigt werden können. Sonst gleicht dieses
                              Rad dem in Fig.
                                 20 und 21 abgebildeten.
                           Fig. 23
                              stellt eine Modification in der Befestigungsweise des Kegels dar. Der Kegel d ist hier auf der äußeren Seite mit einer Flansche und
                              die Achse mit einer correspondirenden Flansche versehen. Die Theile des Kegels
                              werden mit Hülfe der Schraubenbolzen f, f', f''
                              angezogen.
                           Fig. 24 zeigt
                              ein Rad, bei welchem das in den vorhergehenden Beispielen angenommene
                              Expansionssystem etwas modificirt erscheint. Die Arme a, a, a sind aus
                              Schmiedeisen, entweder röhrenförmig oder solid und in die Büchse b gegossen; der innere gußeiserne Kranz besteht aus
                              Segmenten, welche bei d, d', d'' mittelst Leisten und
                              Nuten in einander gefügt und an der inneren Seite mit Büchsen e, e, e zur Aufnahme der Radarme versehen sind. Die äußeren Enden dieser
                              Arme sind mit Schraubengängen und doppelten Muttern f, f,
                                 f versehen, mit deren Hülfe die Segmente expandirt werden.
                           Fig. 25
                              stellt ein Rad, dessen Kranz mit Holz i ausgefüllt ist,
                              im Aufrisse und Durchschnitte dar. In sonstiger Hinsicht gleicht dieses Rad dem Fig. 20 und
                              21
                              abgebildeten. Einen großen Vortheil gewährt hier das Aufziehen des Felgenkranzes in
                              kaltem Zustande, indem das Holz nicht verkohlt.
                           Fig. 26 zeigt
                              ein Rad im Aufrisse und Durchschnitte, bei dem der Felgenkranz aus vier gewöhnlichen
                              Reifen a, a', a'', a''' besteht. Um diese Reife
                              zusammenzuhalten, ist das Rad in zwei Hälften mit Flanschen b, b' gegossen, die den Felgenkranz zwischen sich fassen. Beide Hälften
                              werden entweder mittelst Schraubenbolzen und Muttern c,
                                 c, wie Fig. 26 zeigt, oder mittelst Klammern d, d',
                              wie Fig. 27
                              zeigt, mit einander verbunden.
                           Fig. 28 zeigt
                              den Durchschnitt eines Felgenkranzes, bei welchem die Hervorragung an der unteren
                              Seite dreieckig, anstatt, wie in Fig. 20, rechteckig
                              ist.
                           Fig. 29 zeigt
                              die Anwendung des Princips der Expansion auf die Construction der Riemenrollen,
                              woraus erhellt, daß sich dieselbe auch auf Winkel-, Stirn- und andere
                              Räder anwenden läßt. Die Nabe besteht hier aus drei Theilen, in deren jeden zwei
                              schmiedeiserne Speichen b, b eingegossen sind. Der Kranz
                              besteht aus leichtem Eisenblech. Zwei Kegel d, d, jeder
                              aus zwei Hälften bestehend, werden mittelst zweier Bolzen e,
                                 e' gegen einander gezogen; diese Bolzen dienen dazu, sowohl die Rolle an
                              die Achse zu befestigen, als auch die Segmente zu expandiren.
                           Fig. 30 ist
                              der Aufriß und Fig.
                                 31 der Durchschnitt eines Rades mit schmiedeisernen Armen und Kranz, und
                              gußeiserner Nabe; Fig. 32 stellt einen Endaufriß desselben dar, mit Hinweglassung des
                              äußeren Felgenkranzes. a ist die schmiedeiserne Achse;
                              b, b', b'' sind Segmente, welche die Nabe des Rades
                              bilden; c, c', c'' zeigt, wo diese Segmente an einander
                              gefügt sind; d ist der im vorliegenden Falle aus einem
                              Stück bestehende Kegel; e ein Keil, um den letztern an
                              seiner Stelle zu erhalten; dieser Keil läuft in einer zu der Neigung des Kegels
                              entgegengesetzten Richtung schräg zu, und wird mittelst einer Mutter f angezogen; 
                              g ist der schmiedeiserne Felgenkranz; h, h an den Felgenkranz gewalzte Leisten, welche den
                              inneren Kranz i zwischen sich fassen, und so ein
                              Abgleiten des ersteren von dem letzteren verhüten. Der innere Kranz i besteht aus eben so vielen Segmenten als Speichen
                              vorhanden sind, und an jedes dieser Segmente ist eine Speiche k geschweißt. Die an einander stoßenden Flächen der Segmente haben, wie
                              j, j, j zeigt, eine dreieckige Gestalt, d.h. eine
                              dreieckige Hervorragung an dem einen Segmente paßt jedesmal in eine entsprechende
                              dreieckige Vertiefung am andern Segmente.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
