| Titel: | Zweckmäßige aber wenig bekannte Methode der Fensterverkittung; von Hrn. Richard Meier in Soltau. | 
| Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. XLI., S. 177 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XLI.
                        Zweckmäßige aber wenig bekannte Methode der
                           Fensterverkittung; von Hrn. Richard Meier in Soltau.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Meier's Fensterverkittung.
                        
                     
                        
                           Die Verkittung der Fenster wird sehr häufig als ein wenig Sorgfalt erforderndes
                              Geschäft betrachtet und es freut sich mancher Glaser hinlänglich, wenn er nur die
                              Scheiben im Falz befestigt hat, ohne zu bedenken, daß durch die Verkittung einmal
                              ein luftdichter Verschluß zwischen Rahmholz und Scheibe, dann Schutz gegen das
                              Eindringen der Feuchtigkeit außer der Befestigung der Scheibe erreicht werden
                              soll.
                           Die am meisten übliche Methode ist keineswegs geeignet jenen Anforderungen zu
                              genügen, und um das näher zu zeigen, möge die Figur 38 und 39 dienen.
                              Diese stellt den Verticaldurchschnitt eines wie beim Einsetzen einer Scheibe
                              hingelegten Fensterflügels dar, und zwar ist der Schnitt ungefähr durch die Mitte
                              der Scheibe geführt. Es ist hierin R das Rahmholz, a die Glasscheibe. Um eine Glastafel nach der
                              gebräuchlichsten Manier einzusetzen ist das Verfahren folgendes. Nachdem der Falz
                              von Schmutz und Unreinigkeit befreit ist, schneidet der Glaser die Tafel zu, und
                              zwar so, daß sie noch etwas Raum läßt zwischen ihrer Durchschnittsfläche und dem
                              Rahmholz, um beim Quellen des Rahmens die Tafel nicht zu zersprengen. Sodann legt er die Tafel in den
                              Falz, befestigt die Stifte s, bringt den Kittsatz b an, verstreicht die Fuge welche zwischen Glas und
                              Rahmholz bei c entsteht, und die Scheibe ist
                              eingesetzt.
                           Die Nachtheile dieser Methode sind folgende. Einmal wird, da Glas und Holz sich
                              unmittelbar berühren, beim Werfen des letztern das Glas sehr leicht bersten, sobald
                              einer der leicht zu dicht an das Glas eingeschlagenen Stifte s das Glas verhindert dem Drucke des Holzes auszuweichen, den Kitt etwas
                              zu verdrängen und sich Platz zu verschaffen. Ferner wird, wenn sich in dem Raum d Feuchtigkeit gesammelt hat, dieselbe dort sehr
                              schlecht verdunsten können, und daher wird das Rahmholz im Falze so leicht faulen,
                              wie man das bei jedem auf solche Weise eingesetzten Fenster sehen kann, wenn es
                              nicht mehr ganz neu ist. Endlich ist bekannt, daß der bei c eingestrichene Kitt sehr bald lose wird und sich häufig auch aus der
                              Fuge hebt.
                           Die jetzt zu beschreibende Art der Verkittung wird jene Uebelstände fast ganz
                              beseitigen. Der Vortheil hiebei ist nämlich, daß die Scheibe, so weit sie in den
                              Falz eingreift, ganz von Kitt umschlossen ist, während bei der beschriebenen Methode
                              sie nur an einer Seite Kitt hat, da das Wenige in der Fuge c nicht wohl gerechnet werden kann.
                           Das Verfahren hiebei ist folgendes:
                           Nachdem die Scheibe in gehöriger Größe zugeschnitten und der Falz gereinigt ist, wird
                              derselbe mit Kitt ausgefüllt und sodann die Scheibe durch Niederdrücken mit den
                              ausgebreiteten fünf Fingern der Hand und gleichzeitiges Rütteln so tief als nöthig
                              in den Falz hineingedrückt. Sodann wird der überflüssige Kitt abgestrichen, und
                              nachdem die Stifte befestigt sind, der Kittsatz angebracht. Eine auf solche Weise
                              eingesetzte Glastafel erscheint (in demselben Durchschnitt wie vorhin) wie Figur 40 und
                              41.
                              Hierin ist R der Rahmen, a
                              die Glastafel, s die Stifte und b, c, e die Verkittung. Hiebei hängt also die Kittlage der äußern Seite
                              des Fensters mit der innern Seite zusammen. Zwischen der Durchschnittskante der
                              Glastafel und dem Rahmholze wird auch bei dieser Verkittung eine kleine Lücke d entstehen, und auch bei der sorgfältigsten Verkittung
                              die Feuchtigkeit dieselbe aufzufinden wissen. Da aber die Feuchtigkeit welche sich
                              in dem Raume d aufhält, nur Kitt und Glas berührt, so
                              wird sie dem Holze weniger nachtheilig, als bei der gewöhnlichen Verkittungsart dieß
                              der Fall ist. Der Kitt wird auch nicht so leicht abfallen, da die äußere Seite die
                              innere hält, und umgekehrt. Da endlich zwischen Glas und Rahmholz eine Kittlage ist,
                              so wird beim Werfen des Rahmens, wenn auch einer der Stifte ganz an dem Glase liegt,
                              dieses sich in den an der inwendigen Seite befindlichen Kitt drücken, und so, wenn auch nur
                              sehr wenig, dem Drucke ausweichen.
                           Bei dieser Art der Verkittung ist die erforderliche Kittmasse wenig oder gar nicht
                              bedeutender als bei dem gewöhnlichen Verfahren, sowie auch die Arbeit bei nur
                              einiger Uebung durchaus nicht zeitraubender ist. (Mittheil. d. Gew.-Vereins f. d.
                                    Königr. Hannover.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
