| Titel: | Bericht des Hrn. Payen über den von Hrn. Maccaud in Lyon erfundenen Gasbrenner. | 
| Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. LVII., S. 262 | 
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                        LVII.
                        Bericht des Hrn. Payen über den von Hrn. Maccaud in
                           Lyon erfundenen Gasbrenner.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Febr. 1847, S. 77.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Payen, über den von Maccaud erfundenen Gasbrenner.
                        
                     
                        
                           Das Neue an diesen Brennern für Gaslicht besteht in einer Hülle von Metalltuch, durch
                              welche die Luft zur Unterhaltung der Verbrennung zieht. Die Reibung, welcher die
                              Luft auf diese Art bei ihrem Durchgang ausgesetzt wird, gewährt offenbar zwei
                              Vortheile: die Wärme, welche das Metalltuch annahm, geht an die Luft über, wodurch
                              der Glanz der leuchtenden Theilchen in der Flamme erhöht werden muß; letztere wird
                              zugleich regelmäßiger.
                           Das neue System besteht aus einem gewöhnlichen Brenner, dessen concentrische
                              Metallcylinder jedoch etwas kürzer sind und in dessen Deckplatte zwanzig feine
                              Oeffnungen zum Austritt des Gases gebohrt sind. Die Gallerie, welche das gläserne
                              Zugrohr trägt, ist mit einem Metalltuch versehen, welches die Basis des Zugglases
                              einhüllt und sich trichterförmig bis zum Cylinder des Brenners verlängert (Fig. 1 und 3).
                           Wir haben dieses neue System mit den jetzt gewöhnlich gebräuchlichen Apparaten
                              verglichen, wobei wir folgende Resultate erhielten.
                           
                           Ein Brenner von gewöhnlicher Form, welcher wie der Maccaud'sche mit zwanzig Löchern versehen war, wurde angezündet, als der
                              Gasdruck ziemlich constant war. Wir fanden, daß dieser Brenner 123 Liter Gas in der
                              Stunde verzehrte, wobei ein eben so intensives Licht erzeugt wurde als dasjenige
                              einer Lampe mit mechanischer Bewegung, welche in derselben Zeit 42 Gramme Oel
                              verbrennt. Wir ersetzten dann diesen Brenner durch den neuen und verglichen diesen
                              mit derselben Carcel'schen Lampe, wobei wir fanden, daß
                              der neue Brenner in der Stunde 110 Liter Gas verbrauchte; der Druck des Gases war
                              wie beim ersten Versuch.
                           Diese Versuche wurden mehrmals wiederholt, wobei die Resultate nur wenig abwichen;
                              der gewöhnliche Brenner verzehrte 122 bis 124 Liter, der neue Brenner aber unter
                              denselben Umständen nur beiläufig 110 Liter Gas.
                           Um die Resultate dieser ersten Versuche zu controliren, stellten wir mit den zwei
                              Brennern einen neuen Versuch an; die zwei Brenner wurden gleichzeitig angezündet und
                              das Einströmen des Gases in jeden derselben so regulirt, daß die Intensität des
                              Lichts bei beiden gleich war; unter denselben Umständen erhielten wir so ziemlich
                              dasselbe Resultat wie beim ersten Versuch, nämlich daß der neue Brenner nur 110
                              Liter verbrauchte, wenn der gewöhnliche Brenner 123 Liter verzehrte.
                           Der Maccaud'sche Gasbrenner gewährt daher eine Ersparniß
                              von 9 1/2 Proc., welches Resultat genau ist, soweit die Bestimmung der
                              Lichtintensitäten ohne Fehler geschehen kann. Die Anwendung des Metalltuchs macht
                              die Flamme regelmäßiger, selbst wenn sie einem starken Luftzug ausgesetzt ist; wenn
                              man daher durch Oeffnen eines Fensters und einer Thür eine plötzliche Ventilation
                              hervorbringt, so gibt der neue Brenner doch immer dieselbe regelmäßige und ruhige
                              Flamme. Unter diesen Umständen erzeugte der gewöhnliche Brenner eine sehr
                              schwankende, oft verlängerte rothe und rußige Flamme; bisweilen geschah es sogar,
                              daß die Luft, welche die Verbrennung unterhält, die Flamme gegen das Glas trieb, auf
                              demselben Ruß absetzte und es ungleich erhitzte, so daß es zersprang. Gewöhnlich
                              geschieht es auch in Folge des Luftzugs, daß die jetzt gebräuchlichen Gasbrenner
                              einen ungesunden Rauch hervorbringen, welcher die Ausmeublirung der Zimmer
                              verunreinigt.
                           Im Café de France zu Paris hatten wir besonders
                              Gelegenheit uns zu überzeugen, wie ruhig die Flamme des neuen Brenners im Vergleich
                              mit den Flammen der gewöhnlichen Brenner sich verhält; der Unterschied war besonders bei
                              den Brennern auffallend, welche die Treppen erleuchten; hier sah man die Lichter der
                              gewöhnlichen Brenner durch den Wind bewegt, während derselbe keinen merklichen
                              Einfluß aus die Maccaud'schen hatte.
                           Hr. Maccaud wendet zu seinen
                              Brennern Metalltuch zwischen den Nummern 40 und 80 an; letztere Nummer ist die
                              Gränze, denn zu feines Metalltuch würde sich durch den Staub verstopfen. Bekanntlich
                              zeigen diese Nummern die Anzahl der Drähte an, welche auf eine Länge von 27
                              Millimetern enthalten sind.
                           In einigen besondern Fällen und wenn die Gasbrenner beständig einem sehr starken
                              Luftzug ausgesetzt sind, bedeckt Hr. Maccaud den obern Theil des gläsernen Zugrohrs mit einem
                              kegelförmigen Hut aus Metalltuch, wo dann der Wind die Flamme nicht mehr
                              zurückschlagen kann.
                           Das Resultat ist also, daß man fast 10 Proc. an Gas erspart, wenn man mittelst der
                              neuen Brenner dasselbe Licht wie mit den alten Brennern unter gleichen Umständen
                              erzielen will; überdieß bleibt die Flamme der neuen Brenner, selbst wenn sie einem
                              Luftzug ausgesetzt sind, ruhig. Wegen dieser Regelmäßigkeit ermüdet auch das Licht
                              der neuen Brenner das Auge weniger. Der Umstand, daß sich bei den neuen Brennern
                              nicht mehr so leicht durch Zufälle Rauch erzeugen kann, ist für die Ausmeublirung
                              der Wohnungen, die Verzierung, Malereien und Vergoldungen der Schauspielhäuser etc.
                              sehr wichtig, weil sie nicht mehr verunreinigt werden können.
                           Fig. 1 zeigt
                              den vollständigen neuen Brenner, bec phlogostatique
                              genannt, im Aufriß.
                           Fig. 2 ist der
                              senkrechte Durchschnitt desselben.
                           Fig. 3 zeigt
                              die Hülle aus Metalltuch besonders.
                           Fig. 4 zeigt
                              die Schale, welche am unteren Ende der Drahttuchhülle angebracht ist, im Aufriß und
                              von unten.
                           a Gasbrenner mit zwanzig Löchern.
                           b Hülle aus Metalltuch.
                           c Gallerie, welche das gläserne Zugrohr aufnimmt.
                           d Schale unten am Brenner.
                           e gebogenes Rohr, welches dem Brenner das Gas zuführt;
                              es läßt sich leicht abschrauben, um den Apparat reinigen zu können.
                           e', e' Canäle, durch welche das Gas aufsteigt.
                           
                        
                     
                  
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