| Titel: | Neues Verfahren der Sodabereitung; von A. Beringer. | 
| Autor: | August Beringer | 
| Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. LXIII., S. 287 | 
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                        LXIII.
                        Neues Verfahren der Sodabereitung; von A. Beringer.
                        Beringer, über Sodabereitung.
                        
                     
                        
                           Die Chemie hat in neuerer Zeit eine der Tendenz unseres Zeitalters geradezu
                              entgegengesetzte Richtung genommen. Während diese eine rein materielle geworden,
                              haben sich die Jünger der Chemie vornehmlich solchen Untersuchungen zugewendet, die
                              einen Beitrag zur Geschichte der Theorien liefern. Seit der Vervollkommnung der
                              Apparate zur Ausführung organischer Analysen ist wenig oder nichts von Seite der
                              Wissenschaft geschehen, was für die Technik oder das Fabrikwesen von Nutzen gewesen.
                              Die Entdeckung des künstlichen Ultramarins steht noch heute so ziemlich vereinzelt
                              da, und auch dieser Zweig der Fabrication harrt vergeblich auf eine Entwickelung
                              seiner Principien. Es ist keineswegs zu tadeln daß, nachdem das Gebiet der
                              anorganischen Chemie so gut wie ausgebeutet schien, die Kräfte der Chemiker sich dem
                              Studium der organischen zuwandten, denn in der Natur des menschlichen Geistes liegt
                              ein Streben das Geheimnißvolle zu ergründen. Der Lebensproceß der Pflanzen und
                              Thiere war damals noch in großes Dunkel gehüllt, und es sah jeder, der sich mit
                              Fleiß und Ausdauer an die Lösung dieser Fragen wagte, zum voraus den Lohn für seine
                              Mühe. Allein nachdem hierin der Anfang gemacht, und durch die Wichtigkeit der
                              Entdeckungen viele für das Studium der Naturwissenschaften gewonnen wurden, trat
                              auch bald ein anderes Streben an die Stelle der Wißbegierde, das nach Berühmtheit. Man muß es in der
                              That aufs tiefste bedauern, daß so viele Kräfte auf rein theoretische Untersuchungen
                              verwendet werden, auf Arbeiten, die voraussichtlich nur für das Gesetz der Typen
                              oder das der ein- oder mehrbasischen Säuren von Werth seyn können, während
                              wir doch über eine Menge von anorganischen und organischen Verbindungen so gut wie
                              nichts wissen. Um Beispiele für letztere anzuführen, brauche ich nur auf das
                              vortreffliche Werk von Persoz
                              „Traité de l'impression des
                                    tissus“ zu verweisen, wo der Verfasser fast von jedem Farbstoff
                              sagen muß: „l'histoire chimique de la – est
                                    encore à faire.“
                              
                           Ist es denn so uninteressant, die Farbstoffe der Cochenille, des Fernambuks, des
                              Krapps u.s.w. zu studiren? oder sind hiezu durchaus praktische Kenntnisse
                              nothwendig? – Ich gebe gerne zu, daß eine solche Arbeit in den Händen eines
                              Chevreul, Persoz oder Runge von mehr Erfolg gekrönt seyn wird als in denen eines bloßen
                              Gelehrten; allein man verlangt ja nicht von Gelehrten, daß sie ihre Entdeckungen
                              anzuwenden verstehen, die Fabrikanten werden schon dafür sorgen, daß sie nicht
                              nutzlos gemacht sind.
                           Wie es aber in der organischen Welt noch viele für die Technik wichtige Stoffe gibt,
                              die bis jetzt vergeblich einer sorgfältigen Untersuchung entgegen sehen, so gibt es
                              auch merkwürdig genug anorganische Verbindungen, die ihrem Wesen nach noch
                              unergründet sind, oder über die man wenigstens vor Kurzem noch im Ungewissen war.
                              Ich habe schon im Eingang des künstlichen Ultramarins erwähnt und füge jetzt den
                              Proceß der Sodabildung hinzu. Erst vor wenigen Monaten
                              ist es durch Unger
                              S. 50 in diesem Bande des polytechn. Journals. experimentell erwiesen worden, daß die Bildung der Soda auf einer Umwandlung
                              des kohlensauren Kalks in CaS + 3CaO beruhe. Bis dahin deutete fast jeder die Aetiologie des Sodaprocesses
                              nach seinem Gutdünken.
                           Berzelius nimmt an (s. dessen Lehrbuch der Chemie, 5te
                              Aufl.), daß die Kohlensäure des kohlensauren Natrons von der Kohle und dem
                              Sauerstoff der Schwefelsäure herstamme, während der durch gemeinschaftliche
                              Einwirkung der Hitze und der Kohle von seinem Sauerstoff und der Kohlensäure
                              befreite Kalk sich mit dem Schwefel zu schwerlöslichem Schwefelcalcium verbinde. Schubarth theilt diese Ansicht (man vergl. dessen
                              Handbuch der technischen Chemie), indem er hinzufügt, man dürfe zum Ausziehen der
                              rohen Soda kein heißes Wasser anwenden, weil sonst das kohlensaure Natron und
                              Schwefelcalcium sich in Schwefelnatrium und kohlensauren Kalk zersetzen. Von einem
                              Calciumoxysulfurid sagen also beide nichts, obwohl die Erfahrung, daß zu einem guten
                              Gelingen der Operation mehr Kalk als dem Einfach-Schwefelcalcium entspricht,
                              nöthig ist, vornweg darauf hindeutet. Dumas betrachtet,
                              auf den Umstand gestützt, daß dieses plus von Kalk
                              nahezu 2 Aequivalente auf 1 Aequivalent Schwefelcalcium ausmacht, es ohne weiteres
                              für gewiß, daß der Rückstand ein Oxysulfurid von 2 Aequiv. Calciumoxyd enthalte, und
                              erklärt also die Entstehung der Soda auf die Weise, daß sich zuerst aus dem
                              schwefelsauren Natron und der Kohle Schwefelnatrium bilde, und daß dieses sich im
                              Moment der Entstehung mit dem kohlensauren Kalk umsetze in kohlensaures Natron und
                              Schwefelcalcium. Da aber dieses letztere in Wasser löslich und beim Auslaugen sich
                              mit dem kohlensauren Natron wieder umsetze, in kohlensauren Kalk und
                              Schwefelnatrium, so müsse ein weiterer Antheil von Kalk vorhanden seyn, welcher sich
                              mit dem Schwefelcalcium verbinde, zu einem unlöslichen Oxysulfurid. Liebig endlich hält es für wahrscheinlich, daß sich im
                              Anfang der Schmelzung Aetznatron und Doppelt-Schwefelnatrium bilde, und daß das
                              letztere sich später mit dem kohlensauren Kalk umsetze etc.
                           So waren die Ansichten der verschiedenen Chemiker über einen der wichtigsten
                              Fabricationszweige. Obwohl die Frage, welche von den dreien die richtige, mit ein
                              paar Versuchen entschieden gewesen wäre, so brauchte es doch mehr als 30 Jahre, bis
                              diese gemacht wurden. Kein Wunder in der That, wenn wir noch im Ungewissen sind, ob
                              der Krapp 1, 2, 3 oder 5 Farbstoffe enthält, denn zu einer solchen Untersuchung
                              gehört die Geduld eines Chevreul und nicht die
                              Oberflächlichkeit eines Preißer.
                           Durch Unger ist also der wahre Verlauf der Sodabildung ein
                              für allemal festgestellt, und es kann nicht meine Absicht seyn, seine und die
                              Ansichten von Klemm, der schon früher zu denselben
                              Resultaten gelangte, weiter auszuführen. Ich wollte dagegen nach dieser Einleitung
                              zeigen, daß die Soda außer den bekannten Verfahrungsweisen noch auf eine andere
                              Weise hergestellt und daß diese Methode auf den ersten Anblick eine wirklich
                              praktische genannt werden kann. Es gibt zwar viele Wege, auf denen man zur Erzeugung
                              einer chemischen Verbindung gelangen kann, aber dem Sprüchwort „der
                                 kürzeste ist der beste“ huldigen gar wenige von denen, die hiezu
                              Vorschläge machen. Welche Menge von Vorschriften existiren z.B. zur Bereitung von
                              Bremerblau und Schweinfurtergrün? kann wohl ein Fabrikant hienach arbeiten? Wer keinen Begriff
                              hat vom Fabrikwesen, thut besser daran, mit solchen Recepten zu Hause zu bleiben,
                              denn in der Regel macht er sich nur lächerlich damit.
                           Ich sehe also ab von all den Methoden mit Bleiglätte, mit Potasche u.s.w., und halte
                              mich vorläufig an die Zersetzung des Schwefelnatriums durch Kohlensäure.
                           Es ist jedem bekannt, daß die Schwefelalkalien bei Gegenwart von Wasser durch
                              Kohlensäure zersetzt werden, und es hat schon vor langer Zeit ein Fabrikant in
                              Puteau bei Paris dieses Verhalten in Anwendung gebracht. Wie uns das Dictionnaire technologique berichtet, ist er dabei zu
                              Grunde gegangen. Auf eine ähnliche Weise verfährt John Wilson (s. polyt. Journal Bd. LXXXVIII
                                 S. 58), indem er eine Lösung von Schwefelnatrium mit
                              doppelt-kohlensaurem Natron kocht. Der eine stellt also durch Einleiten von
                              Kohlensäure in Schwefelnatriumlösung, der andere in einfach-kohlensaures
                              Natron sein Product her; es ist aber bekannt, welche Hindernisse der Druck einer
                              hohen Flüssigkeitssäule dem Eindringen von Gasarten entgegensetzt (das kohlensaure
                              Natron braucht allerdings nicht gelöst zu seyn, ist es aber wohlgethan, ein Präparat
                              herzustellen, um mit Hülfe dessen wieder dasselbe zu erzeugen?) und ebenso wie
                              schwer es hält, eine Lösung von Schwefelnatrium durch Kohlensäure vollständig zu
                              zersetzen (1 Atom ist jedenfalls nicht hinreichend). Diese beiden Uebelstände zu
                              beseitigen, war der Zweck meiner Versuche. Ursprünglich war mein Augenmerk nur auf
                              die Zugutmachung der Mutterlauge gerichtet, und erst in der Folge wollte es mir
                              dünken, als könnte mein Verfahren auf die Sodafabrication von vornherein Anwendung
                              finden.
                           Die Mutterlaugen spielen in manchen Fabriken noch eine große Rolle, und wenn gleich
                              die gut eingerichteten nichts oder wenig damit zu schaffen haben, so ist doch ein
                              einfaches Verfahren, sie in Soda umzuwandeln, von großem Werth. Die einen verwandeln
                              sie durch Eindampfen und Glühen mit Kohlenstaub in Soda, andere durch Erhitzen mit
                              Sägespänen (Liebig), und wieder andere glühen sie mit
                              Chilisalpeter, um das Schwefelnatrium in schwefelsaures Natron zurückzuführen (s.
                              Brown in diesem Journal
                              Bd. XCVIII S. 69).
                           Die zweite Methode ist wohl die beste, wiewohl am wenigsten bekannte, dagegen kann
                              die erste mit einer kleinen Abänderung vervollkommnet werden
                                 und diese Vervollkommnung ist es, was das Wesen meiner Entdeckung
                                 ausmacht.
                           
                           Schon vor längerer Zeit habe ich darauf aufmerksam gemacht, daß der Wasserdampf einer
                              viel ausgedehnteren Anwendung fähig, und daß er namentlich da von großem Nutzen ist,
                              wo es sich um die Zersetzung eines Chlor-, Brom-, Jod- und
                              Schwefelmetalls handelt. Die Kohlensäure kann nur dann das Schwefelnatrium
                              zersetzen, wenn Wasser zugegen; es kann also auch beim Glühen der Sodarückstände mit
                              Kohlenpulver nur so lange Schwefelwasserstoff entweichen, als ein Vorrath von Wasser
                              oder den Elementen des Wassers (in der Kohle) vorhanden ist. Der Wasserdampf ist
                              aber, ferner auch nützlich zur Bildung von Kohlensäure. Soll diese durch Verbrennen
                              der Kohle auf Kosten der Luft sich bilden, so kann zu gleicher Zeit sich auch das
                              Schwefelnatrium zu schwefelsaurem Natron oxydiren, und wir haben am Ende dasselbe,
                              was wir bei Behandlung mit Chili-Salpeter gewinnen. Freilich wird das
                              Schwefelnatrium auch durch Glühen in Wasserdampf in schwefelsaures Salz verwandelt
                              (nach Regnault), allein nach unserer Beobachtung tritt
                              dieser Fall nur dann ein, wenn die Temperatur nicht richtig geleitet wird. Daß von
                              dieser sehr viel abhängt, ist gewiß, denn bei starker Glühhitze wird die Kohle durch
                              Wasser nicht in Kohlensäure verwandelt, sondern in Kohlenoxyd und Wasserstoffgas,
                              während überdieß auch das kohlensaure Natron zerlegt wird in Kohlensäure und Natron
                              (Gay-Lussac). Es ist also unsere Idee
                              folgende: man glühe die eingedampften Mutterlangen mit Kohle unter Zutritt von
                              Wasserdampf, oder man erhitze von vornherein das schwefelsaure Natron mit einem
                              Ueberschuß von Kohle, bis es zu Schwefelnatrium reducirt, und leite dann Wasserdampf
                              zu, wodurch sich aus der vorhandenen Kohle Kohlensäure bildet, welche im Moment der
                              Entstehung das Schwefelnatrium zerlegt in Schwefelwasserstoff und kohlensaures
                              Natron.
                           Die Bildung von Kohlensäure geht zwar etwas langsam, so daß ich nicht glaube, die
                              Sodafabrication werde sich im Ganzen auf diese Weise betreiben lassen, allein bei
                              Verarbeitung der Mutterlaugen währt es keineswegs zu lange. Wie dem auch sey, der
                              Proceß läßt sich beschleunigen, wenn man fertige
                              Kohlensäure zuleitet, und es ist meiner Ansicht nach ein solches Verfahren immer
                              noch viel besser als die Einleitung von Kohlensäure in das gelöste Schwefelnatrium
                              oder das Kochen desselben mit doppelt-kohlensaurem Natron. Man hört so oft
                              davon, daß sich Kohlensäure sehr leicht im Großen darstellen lasse, und es werden
                              daher Andere schon Mittel und Wege finden, sie billig zuzuführen. Ich für meinen
                              Theil gestehe offen, daß mir außer der Kohlensäurequelle der Kalköfen keine bekannt
                              ist, die für chemische Fabriken umsonst benützt werden könnte, denn Mineralquellen
                              gibt es nicht überall, und Bierbrauereien und Branntweinbrennereien sind in der Regel nicht damit
                              verbunden. Man kann sich welche aus kohlensaurem Kalk und Salzsäure entwickeln, oder
                              durch Verbrennen von Kohlen in einem Luftstrom, allein es entsteht hiebei die Frage,
                              ob es nicht zweckmäßiger, den Kalk dem schwefelsauren Natron zuzusetzen, als
                              Hunderte von Centnern Säure darauf zu gießen. Ich würde nicht daran denken, mein
                              Verfahren für praktisch zu halten, wenn es nicht eben durch die Verbindung mit einem
                              Kalkofen möglich wäre, die Kohlensäure umsonst zu gewinnen. Die Sodafabriken sind an
                              vielen Orten zugleich Chlorkalkfabriken. Ist es nun nicht möglich, daß sich beim
                              Brennen des Kalks die Kohlensäure ableiten und über das glühende Gemenge von
                              Schwefelnatrium und Kohle führen läßt? Die Herstellung der Soda ohne Kalkzusatz
                              hätte dann den Vorzug vor dem Verfahren Leblanc's, daß man weniger Material
                              zu erschöpfen hätte, sowie das kleinere Volumen den Zeitverlust ausgleichen würde,
                              den man durch die längere Behandlung im Ofen erlitten. Ob die Behauptung, daß man in
                              der Praxis nur 50–55 Theile statt 75 Soda bekommt (s. Knapp's Lehrbuch der chemischen Technologie)
                              gegründet ist, weiß ich nicht; wäre sie wahr, so könnte der Verlust nur dadurch
                              entstehen, daß das Calciumoxysulfurid Alkali zurückbehielte, und in diesem Fall wäre
                              ein Weglassen des Kalks von weiterem Nutzen. – Auf die Verwendung des
                              Schwefelwasserstoffs lege ich keinen Werth. Man hat zwar in neuerer Zeit viel
                              darüber geschrieben, wie man aus den Sodarückständen den Schwefel wieder frei machen
                              und den Schwefelwasserstoff in den Bleikammern verwerthen könnte, allein ich weiß
                              nicht, ob irgendwo eine solche Einrichtung getroffen worden. Die Fabrication von
                              Soda gehört nicht in mein Bereich, ich überlasse daher Andern die Prüfung meiner
                              Erfahrungen, und wenn sie einen Nutzen daraus ziehen können, so bin ich für meine
                              Mühe reichlich belohnt. Ich weiß sehr wohl, daß beim Vergleich von zwei
                              Verfahrungsweisen sehr viele Umstände in Betracht kommen, und daß oft die einfachste
                              einer umständlicheren weichen muß, weil man im Großen keine tauglichen Apparate
                              construiren kann; allein ich bilde mir auch nicht ein, daß meine Methode einen
                              Vorzug vor der Leblanc'schen hat, und wiederhole daher
                              ausdrücklich, daß sie nur für die Mutterlaugen berechnet ist. Wollte man sie für die
                              Darstellung der Soda überhaupt versuchen, so müßte folgender Vergleich angestellt
                              werden:
                           1) Wie verhalten sich die Kosten der Kohlensäure des Kalkes zu dem Preise der aus
                              Kohlen erzeugten?
                           2) Wie lange braucht es, um ein bestimmtes Gewicht oder Volum schwefelsauren Natrons
                              nach der Leblanc'schen Methode umzuwandeln, und wie lange dauert die
                              Zersetzung der gleichen Gewichtsmenge mit Kohle und Wasserdampf? – kann, wenn
                              letztere doppelt so viel Zeit erfordert, des geringern Volums wegen vielleicht die
                              doppelte Menge Glaubersalz in Soda verwandelt werden? und ist die Verwandlung
                              vollständig?
                           3) Wenn ohne Zufuhr von fertig gebildeter Kohlensäure die Umwandlung des
                              Schwefelnatriums zu langsam geht, kann wohl durch eine Verbindung mit einem Kalkofen
                              dieser Nachtheil ausgeglichen werden? – seit einigen Jahren wird in den
                              meisten größeren Sodafabriken die Salzsäure zu Chlorkalk verwendet, und es fragt
                              sich nur, steht der Verbrauch von Kalk in einem geeigneten Verhältniß zu dem der
                              Kohlensäure? letzterer ist ohne Zweifel größer, allein die Kohle soll ja auch nicht
                              alle davon herstammen; wenn der Proceß dadurch beschleunigt wird, so ist schon genug
                              damit gewonnen.
                           4) Wird bei Weglassung des Kalks eine größere Ausbeute an Soda gewonnen, als nach dem
                              gebräuchlichen Verfahren? und liefert die fertige Masse sogleich eine klare Lauge?
                              – letzteres war bei meinen Versuchen immer der Fall, über ersteres kann ich
                              wie erwähnt nichts sagen, weil ich kein Sodafabrikant bin.
                           Die Dauer der Oefen wird sich wohl bei dem einen wie bei dem andern Verfahren gleich
                              bleiben, denn wenn ich auch annehme, daß bei Weglassung des Kalks im Anfang
                              Aetznatron und Doppelt-Schwefelnatrium entsteht, so haben wir ja bei der
                              andern Methode denselben Fall, was uns beweist, daß die gegenseitige Zersetzung von
                              Schwefelnatrium und kohlensaurem Kalk nicht gleichen Schritt hält mit der Bildung
                              des erstern.
                           Soweit meine Ansichten über die Bildung der Soda auf dem gewöhnlichen und auf einem
                              bis jetzt unbekannten Wege. Fabrikanten werden, denke ich den Wunsch mit mir
                              theilen, daß die vielen Räthsel von denen ich sprach, bald gelöst werden. Der
                              Nutzen, der ihnen aus wissenschaftlichen Untersuchungen entspringt, ist zwar klein,
                              insofern in der Regel die Erfahrung längst das Beste gefunden, allein angenehm ist
                              es immer, wenn man auch weiß, warum man so und nicht
                              anders verfährt. Die Gelehrten selbst haben ja doch nichts von Fabrikanten zu
                              erwarten, denn wie natürlich, behält jeder seine Erfahrungen für sich, er sey denn
                              ein Engländer, der mit der Patentnahme sein Verfahren veröffentlicht.