| Titel: | Mallet's und Dawson's neue Eisenbahn-Drehscheibe. | 
| Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. LXVIII., S. 321 | 
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                        LXVIII.
                        Mallet's und Dawson's neue
                           Eisenbahn-Drehscheibe.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1847, Nr.
                              1227.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Mallet's und Dawson's Eisenbahn-Drehscheibe.
                        
                     
                        
                           Die Hauptpunkte, welche die HHrn. Mallet und Dawson bei der Construction der vorliegenden Drehscheibe im Auge
                              hatten, waren folgende:
                           1) die Haupttheile der Drehscheibe unabhängig von dem Mauerwerk, woran sie befestigt
                              ist, adjustirbar zu machen;
                           2) den Schwerpunkt der ganzen beweglichen Construction so viel wie möglich unter dem
                              Stützpunkte derselben zu erhalten;
                           3) die Drehscheibe in den Stand zu setzen, während ihrer Umdrehung an ihrer ganzen
                              Peripherie aufzuliegen;
                           4) den Reibungswiderstand so weit zu reduciren als es sich nur mit der Stärke und
                              Solidität der Construction verträgt.
                           Fig. 21
                              stellt den Verticaldurchschnitt einer nach diesen Principien construirten
                              Drehscheibe dar. Fig. 22 ist der Grundriß derselben in der Höhe der Schienen. Fig. 23 ein
                              Durchschnitt nach der Linie AB, Fig. 21. Fig. 24 liefert einen
                              Verticaldurchschnitt durch die Centralsäule; Fig. 25 einen
                              Durchschnitt nach der Linie CD, Fig. 21 und Fig. 26 einen
                              Durchschnitt nach der Linie EF.
                           a, a sind Theile des Fundamentgemäuers; b ist die Centralsäule, um und auf welcher sich das
                              Ganze dreht; sie ist aus Gußeisen, hohl und unten an ein großes vierarmiges, in das
                              Mauerwerk eingelassenes Quergestell c geschraubt. Die
                              Enden der Arme des letztern sind mit harten Holzkeilen befestigt, welche in vier
                              oder mehrere bei d, d in der gemauerten Versenkung
                              angebrachte Vertiefungen eingefügt werden. Das untere Ende der Säule b besitzt in der Höhe von e,
                                 e einen cylindrisch abgedrehten Theil mit einer horizontalen Hervorragung
                              oder Leiste, die gleichfalls abgedreht ist. Das obere Ende der Säule trägt einen
                              cylindrischen schmiedeisernen Zapfen g, auf dem das ganze Gewicht
                              der Drehscheibe und ihrer Belastung ruht. Das Gestell der Drehscheibe besteht aus
                              einem großen viereckigen gußeisernen Theil h, in dessen
                              Mitte sich eine cylindrische Büchse befindet, mit einem geeigneten Lager aus
                              Geschützmetall oder einer sonstigen Komposition, welches auf dem oberen Zapfen g ruht. Dieses Lager läßt sich in der genannten Büchse
                              sowohl seitwärts mit Hülfe von Stellschrauben, als auch in verticaler Richtung
                              mittelst Keilen adjustiren. Da sämmtliche Theile des Gestelles der Drehscheibe mit
                              diesem Mittlern Theile h in Verbindung stehen, so folgt
                              aus der Adjustirung dieses centralen Lagers nach der Seite und in verticaler
                              Richtung, die Adjustirung der Oberfläche der ganzen Scheibe nach denselben
                              Richtungen. An den Theil h sind zu beiden Seiten zwei
                              gußeiserne Haupt-Tragbalken i, i geschraubt, von
                              deren äußeren Seiten andere festgeschraubte Träger oder Sparren rechtwinkelig
                              hervorragen. Letztere haben eine solche Länge, daß sie bis an den Umfang der
                              Drehscheibe reichen. Bei der in der Abbildung dargestellten Drehscheibe sind diese
                              letzteren Träger oben mit Bohlen bedeckt dargestellt, die in diagonaler Richtung
                              quer über dieselben gelegt und festgeschraubt sind. Wir ziehen es indessen vor, die
                              Träger mit gußeisernen Platten zu bedecken. An den unteren Rand der beiden
                              Hauptbalken i, i sind zwei Gestelle k, k geschraubt und mittelst diagonaler Streben l, l befestigt, welche dieselben mit den äußeren Theilen
                              der Hauptbalken verbinden. Der untere Theil der Gestelle k,
                                 k ist zur Aufnahme des hohlen, über die Säule herabgeschobenen Halses e, e eingerichtet. Dieser Hals ist inwendig cylindrisch
                              gebohrt und hat einen solchen Durchmesser, daß rings herum zwischen ihm und dem
                              unten an der Säule befindlichen inneren Hals ein Zwischenraum von einigen Zollen
                              bleibt. In diesen Raum paßt das bewegliche ringförmige Gestell der Frictionsrollen
                              m. Jeder durch eine ungleiche Belastung der
                              Drehscheibe hervorgebrachte Seitendruck wird demnach vermittelst dieser Rollen von
                              dem Halse e auf die Säule b
                              übergetragen. Die Construction dieses ringförmigen Rollengestelles ist am besten aus
                              Fig. 24
                              und 25 zu
                              entnehmen. Es sind nämlich sechs abgedrehte gußeiserne Rollen vorhanden, deren
                              Durchmesser etwas kleiner ist als die Hälfte des Unterschieds zwischen dem äußeren
                              Durchmesser der Säule bei e und dem inneren Durchmesser
                              des ausgebohrten Halses, so daß ein wenig Spielraum bleibt. Die Ränder dieser Rollen
                              sind etwas abgerundet, auch werden sie mittelst zwei flacher, horizontaler
                              schmiedeiserner Ringe, durch welche ihre Achsen gehen, immer in gleichem Abstande
                              von einander erhalten. Die ganze Construction der Ringe und Rollen wird durch drei
                              oder mehrere kleinere Rollen getragen, welche an den unteren Ring befestigt sind und auf der abgedrehten
                              Leiste f, f rollen. Die Achsen dieser kleinern Rollen
                              stehen in radialer Richtung senkrecht zu der Achse der Säule b. Wenn die Scheibe in Umdrehung gesetzt wird, so dreht sich dieser lose
                              Rollenring gleichfalls, jedoch nicht im gleichen Maaße und trägt viel zur
                              Verminderung der Reibung bei. Zwischen den äußeren Enden der Hauptbalken i, i ist ein Quergestell n,
                                 n befestigt und mit geeigneten Lagern zur Aufnahme der horizontalen Wellen
                              p, p versehen, welche in radialer Richtung zur Säule
                              stehen und sich in ihren Lagern frei drehen.
                           o, o sind gußeiserne, concentrisch abgedrehte und
                              gebohrte Rollen, die sich frei um die Wellen p, p drehen
                              und zwischen dem Gestell n, n angeordnet sind.
                              Diejenigen Theile der Wellen p, p, auf denen sich die
                              Rollen o, o drehen, sind excentrisch, d.h. die Achse des
                              Cylinders, welcher den Theil der innerhalb der Rolle o
                              befindlichen Welle p bildet, coincidirt nicht mit der
                              Achse aller übrigen Theile der Welle, sondern ist in Beziehung auf die genannte
                              Achse excentrisch, obgleich die Achsen aller Theile der Wellen parallelparallell sind. Die inneren Enden der Wellen p, p sind
                              mit Kettenrädern versehen, mit deren Hülfe durch die Bewegung des Hebels r, Fig. 23, der Welle p, p im Halbkreis eine rückwärts oder vorwärts
                              erfolgende Bewegung ertheilt werden kann. Die Combination ist so adjustirt, daß wenn
                              der Hebel r an dem einen Ende des Kreisbogens, worin er
                              sich bewegt, sich befindet, die excentrischen Theile der Wellen p, p innerhalb der Rollen abwärts gekehrt sind; befindet
                              er sich an dem entgegengesetzten Ende seines Bogens, so sind diese excentrischen
                              Theile aufwärts gekehrt. In Fig. 26 ist einer dieser
                              excentrischen Theile nebst Rolle abwärts gekehrt dargestellt. Ein horizontaler
                              gußeiserner Ring ruht adjustirbar rings herum auf einer Mauerbank unter den Rollen
                              o, o. Wenn die excentrischen Theile der Wellen p, p abwärts gewendet sind, so liegen die Rollen o, o hart auf der Oberfläche dieses Ringes und tragen in
                              dieser Lage den äußern Rand der Drehscheibe, deren freie Drehung sie gestatten. Sind
                              die excentrischen Theile dagegen aufwärts gewendet, so werden die Rollen o, o in verticaler Richtung von dem Ring s abgehoben und zwar um eine Höhe gleich der doppelten
                              Distanz zwischen der Achse der excentrischen Theile und derjenigen der andern Theile
                              der Welle p, p. In diesem Zustande ruht die Drehscheibe
                              nur auf dem Mittlern Zapfen g, und da sie durch den
                              tragenden Hals und die Rollen bei e verhindert wird zu
                              oscilliren, so kann sie sich frei mit oder ohne Belastung drehen. Es müssen ferner
                              Vorkehrungen vorhanden seyn, um die Drehscheibe an jedem gegebenen Punkte anhalten
                              zu können; deßwegen sind an jedem äußern Ende der Wellen p,
                                 p dicht bei den
                              Rollen o, o die Sperrkegel t,
                                 t angebracht, welche sich lose um die Wellen drehen. Der Ring s ist mit keilförmigen Aufhältern w, w versehen, welche zur Aufnahme dieser Sperrkegel adjustirt und an den
                              geeigneten Punkten angebracht sind, so daß wenn die Sperrkegel gegen diese Aufhälter
                              sich lehnen, sie die Scheibe ohne irgend einen Stoß gegen den Centralzapfen in
                              Stillstand bringen. Die Lage der Aufhälter w, w läßt
                              sich nach Belieben verändern; sind sie in ihre gehörige Lage gebracht, so werden sie
                              mittelst Bolzen oder auf irgend eine andere geeignete Weise befestigt. Dicht bei dem
                              Sperrkegel ist an jedem Ende eine gußeiserne Büchse x
                              auf die Wellen p, p festgekeilt; ein Theil von dem
                              Umfange dieser Büchse an der Seite nächst dem Sperrkegel ist weggeschnitten, und ein
                              Bolzen ragt von der Seite des Sperrkegelauges in den so weggeschnittenen
                              quadrantenförmigen Raum. Diese Anordnung hat zur Folge, daß wenn die Rollen o, o auf der ringförmigen Bahn aufliegen, die Sperrkegel
                              frei in die Aufhälter w, w einfallen können; werden
                              dagegen die Rollen o, o mit Hülfe der erwähnten
                              excentrischen Theile gehoben, so werden es auch die Sperrkegel, so daß nun die
                              Scheibe ohne irgend eine Hemmung beliebig gedreht werden kann. Die Anwendungsweise
                              dieser Drehscheibe erfordert nur noch eine kurze Erläuterung. Angenommen die Scheibe
                              stehe still, die Rollen o, o ruhen auf ihrer
                              ringförmigen Bahn s und die Sperrkegel t, t lehnen sich gegen ihre Aufhälter, so wird die
                              Locomotive oder der Eisenbahnwagen auf die Schienen der Scheibe geschoben und der
                              Hebel r sodann durch seinen vollen Bogen bewegt. Hierauf
                              werden die Sperrkegel beinahe in eine horizontale Lage und die Rollen o, o von dem Ring s gehoben.
                              Die Scheibe wird hierauf so weit als es nöthig ist gedreht, und wenn sie an dem
                              Punkte ankommt, wo sie angehalten werden soll, so wird der Hebel etwas mehr als
                              halbwegs nach seiner vorherigen Lage hinbewegt; dadurch fallen die Sperrkegel herab
                              und schleifen längs der ringförmigen Bahn, bis sie gegen ihre Aufhälter stoßen und
                              die Scheibe in Stillstand bringen; in diesem Augenblicke wird der Hebel r durch den übrigen Theil seines Bogens in seine
                              ursprüngliche Lage zurückbewegt, wodurch die Rollen o, o
                              wieder fest auf den Ring s zu liegen kommen, um den Rand
                              der Scheibe zu tragen, während die Last von derselben weggeschoben wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
