| Titel: | Verbesserungen in der Fabrication explodirbarer Verbindungen, worauf sich John Taylor, Gentleman in Adelphi, Grafschaft Middlesex, am 8. Oct. 1846 in Folge einer Mittheilung (von Prof. Schönbein) in England ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. XCIX., S. 450 | 
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                        XCIX.
                        Verbesserungen in der Fabrication explodirbarer
                           Verbindungen, worauf sich John
                              Taylor, Gentleman in Adelphi, Grafschaft Middlesex, am 8. Oct. 1846 in Folge einer Mittheilung (von
                           Prof. Schönbein) in England
                           ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Mai 1847,
                              S. 292.
                        Taylor's Verbesserungen in der Fabrication explodirbarer
                           Verbindungen.
                        
                     
                        
                           Die Erfindung besteht in der Fabrication explodirbarer Verbindungen, welche als
                              Ersatzmittel des Schießpulvers zum Sprengen, Schießen etc. dienen, und zwar durch
                              Behandlung oder Vereinigung vegetabilischer Substanzen mit Säuren.
                           Die vegetabilische Substanz, welche sich zum Zweck der Erfindung am besten eignet,
                              ist Baumwolle, in dem Zustand wie sie bei uns eingeführt wird, aber von aller
                              fremdartigen Materie gereinigt, so daß man nur die reine Baumwollfaser behandelt,
                              welche trocken seyn muß. Die Säuren, welche ich anwende, sind Salpetersäure von 1,45
                              bis 1,50 spec. Gewicht und Schwefelsäure von 1,85 spec. Gewicht. So weit meine
                              Erfahrung geht, besteht die beste Verfahrungsweise darin, sie im Verhältniß von
                              einem Maaßtheil Salpetersäure und drei Maaßtheilen Schwefelsäure in einem Gefäß aus
                              glasirtem Steinzeug zu vermischen. Bei dieser Vermischung wird viel Wärme frei. Man
                              läßt die Mischung abkühlen bis die Temperatur auf 60° bis 50° Fahr.
                              (12 bis 8° R.) gesunken ist. Dann taucht man die Baumwolle in das
                              Säuregemisch, so daß sie sich durch und durch damit ansaugt. Sie sollte so geöffnet
                              (zertheilt) als thunlich hineingebracht werden; und um versichert zu seyn, daß die
                              Baumwolle vollkommen mit den Säuren getränkt und jeder Theil derselben in gleichem
                              Grade ihrer Einwirkung ausgesetzt wird, rührt man die Baumwolle in der Mischung mit
                              einem Glasstab um. Die Säuren werden dann abgegossen oder abgezogen. Die Baumwolle
                              wird nun in dem Gefäß welches sie enthält, mit einem Pistill aus glasirtem Steinzeug
                              sanft gedrückt, um sie zum Theil von den Säuren zu befreien, sodann zugedeckt und
                              beiläufig eine Stunde lang stehen gelassen, worauf man sie wieder ausdrückt, um
                              soviel als thunlich von den Säuren daraus zu entfernen; hernach wird sie unter einem
                              Wasserstrahl so lange ausgewaschen, bis das Wasser Lackmuspapier nicht mehr röthet.
                              Die Baumwolle muß nun wieder ausgedrückt werden, um sie so gut als möglich von dem
                              Wasser zu befreien; um sicher seyn zu können, daß keine Spur ungebundener Säure in ihr
                              zurückbleibt, taucht man sie noch in eine sehr schwache Auflösung von kohlensaurem
                              Kali; eine Unze kohlensaures Kali wird dazu in zehn Pfund Wasser aufgelöst. Die
                              Baumwolle muß nun zum Theil getrocknet werden, was auf die Art geschehen kann, daß
                              man sie in eine Presse bringt, um die Potasche-Auflösung auszupressen.
                              Obgleich die so präparirte Baumwolle nach vollkommenem Austrocknen schon in hohem
                              Grade explodirbar ist, so sollte man sie doch noch in eine sehr schwache Auflösung
                              von reinem salpetersaurem Kali tauchen und darin gut umrühren; ich löse hiezu eine
                              Unze salpetersaures Kali in zehn Pfund Wasser auf. Die Anwendung dieser Auflösung
                              scheint die Verbindung wirksamer zu machen, doch ist sie nicht wesentlich,
                              ebensowenig als das Tränken der Baumwolle mit kohlensaurem Kali. Die Baumwolle muß
                              nun wieder ausgetrocknet werden, um die Auflösung daraus zu entfernen; hierauf wird
                              sie auseinandergezupft und getrocknet; letzteres geschieht dadurch, daß man sie in
                              einem Zimmer, welches durch Dampf oder auf sonstige Weise auf beiläufig 150°
                              Fahr. (52° Reaum.) geheizt ist, auf Flächen dünn ausbreitet.
                           Salpetersäure allein bringt auf Baumwolle eine ähnliche Wirkung hervor wie die
                              erwähnte Mischung; wollte man aber Salpetersäure allein anwenden, so müßte man die
                              Baumwolle unmittelbar nachdem sie die Säure eingesogen hat, herausnehmen und
                              auswaschen; ich glaube aber, daß durch Anwendung von Salpetersäure allein kein so
                              gutes Resultat erhalten werden kann und das Product kostspieliger ist. Ich
                              beschränke übrigens die Erfindung nicht auf die Anwendung von Baumwolle, obgleich
                              sich meine Beschreibung ihrer Ausführung nur auf die Baumwolle bezieht, wegen der
                              Wohlfeilheit dieses Materials und seiner besondern Brauchbarkeit zu dem Zweck; man
                              kann auch andere Substanzen vegetabilischen Ursprungs durch dieselben Säuren in
                              explodirbare Verbindungen verwandeln und folglich anstatt Baumwolle anwenden,
                              obgleich, soweit meine Erfahrung reicht, nicht mit so vortheilhaftem Resultat. Auch
                              beschränke ich mich nicht auf das oben angegebene spec. Gewicht der Säuren; man kann
                              auch Säuren von geringerem spec. Gewicht anwenden, obgleich, so weit meine Erfahrung
                              geht, nicht so vortheilhaft. Bei Anwendung der obigen mit Baumwolle dargestellten
                              explodirbaren Verbindung anstatt Schießpulver, muß man wohl beachten, daß man dem
                              Gewicht nach viel weniger von ersterer als von letzterem anzuwenden hat, um ein
                              gegebenes Resultat zu erhalten; als allgemeine Regel glaube ich aufstellen zu
                              können, daß drei Gewichtstheile Schießbaumwolle wenigstens eben so wirksam sind als
                              acht Gewichtstheile durch Probe bewährtes englisches Schießpulver (tower-proof gunpowder, welches im Tower von London probirt wurde).
                              Da die mit Baumwolle dargestellte explodirbare Verbindung in faserigem Zustande ist,
                              so kann man sie direct in eine Kanone, Muskete oder Flinte einstoßen, oder man kann
                              daraus Patronen machen; auch kann man sie, wenn sie schwach feucht ist, in Formen
                              pressen, die den verschiedenen Kalibern von Jagdflinten und Geschütz angepaßt sind,
                              und sie behält dann beim Trocknen ihre Gestalt bei. Ich habe auch gefunden, daß die
                              Schießbaumwolle in Hütchen angebracht, wie man sie jetzt als Percussionshütchen
                              anwendet, durch den Schlag explodirt. Die auf angegebene Weise bereitete
                              Schießbaumwolle und ähnliche explodirbare Verbindungen sind auch zum Sprengen in
                              Bergwerken anwendbar und zu anderen Zwecken, wozu man bisher Schießpulver
                              benutzte.
                           Was ich als Patentrecht in Anspruch nehme, ist die Fabrication explodirbarer
                              Verbindungen aus Substanzen vegetabilischen Ursprungs mittelst Salpetersäure, oder
                              Salpetersäure und Schwefelsäure.
                           Einregistrirt am 8. April 1847.
                           John Taylor.
                           [Das Tränken der Schießbaumwolle mit schwacher Salpeterauflösung – welches der
                              Erfinder selbst als unwesentlich erklärt – kann nach den im polytechn.
                              Journal Bd. CIII S. 48 mitgetheilten
                              ballistischen Versuchen die Wirkung derselben nur unbedeutend verstärken. Daß sich
                              die Schießbaumwolle im Großen nur in Verbindung mit der Schwefelsäure-Fabrication vortheilhaft herstellen läßt, wird jeder
                              Sachverständige zugeben; denn nur in diesem Falle ist man in Stand gesetzt, die
                              rückständigen schwachen Säuren direct nutzbringend zu verwenden und folglich die
                              Schießwolle zu einem Preise herzustellen, welcher ihre Anwendung zu den
                              Sprengarbeiten in den Bergwerken etc. gestattet, wofür sie wesentliche Vortheile im
                              Vergleich mit dem Pulver gewährt. Uebrigens läßt sich keineswegs vorhersagen, welche
                              Rolle in Zukunft die Schießwolle hinsichtlich der Jagdflinten und Musketen spielen
                              dürfte; diese wird von der Form abhängen, in welche man das neue Schießmaterial noch
                              bringen kann und von den ihm angepaßten Veränderungen in der Construction der
                              Gewehre. E. D.]