| Titel: | Neue Verfahrungsarten zur Behandlung des Kautschuks und der Gutta-percha, worauf sich Alexander Parkes zu Birmingham am 25. März 1846 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 104, Jahrgang 1847, Nr. CI., S. 455 | 
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                        CI.
                        Neue Verfahrungsarten zur Behandlung des
                           Kautschuks und der Gutta-percha, worauf sich Alexander Parkes zu Birmingham am 25. März 1846 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Jan. 1847,
                              S. 46.
                        Parkes' Verfahrungsarten zur Behandlung des Kautschuks.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich wird der Kautschuk durch Temperatur-Veränderungen leicht afficirt;
                              er verdirbt in der Hitze, in der Kälte aber wird er hart und verliert seine
                              Elasticität; in der neuesten Zeit gelang es aber Thomas Hancock den Kautschuk dadurch gegen Temperatur-Veränderungen
                              unempfindlicher zu machen, daß er ihn in der Wärme mit Schwefel verbandMan vergl. polytechn. Journal Bd. XCVII S.
                                       146., und dieses Präparat nennt man vulcanized rubber
                              (geschwefelten Kautschuk). Ich wende andere Verfahrungsarten an, um dieselbe Wirkung
                              zu erzielen, welche ich in Folgendem der Kürze wegen die Veränderung des Kautschuks nenne.
                           Ich nehme 40 Theile Schwefelkohlenstoff, vermische sie in einem Gefäß aus Steinzeug
                              mit 1 Th. Chlorschwefel und tauche den Kautschuk in Form von Blättern mehr oder
                              weniger lang, je nach seiner Dicke, hinein; ein Blatt von einem sechzehntels Zoll
                              Dicke ist in einer bis zwei Minuten hinreichend verändert; wenn der Kautschuk sehr
                              dick ist, muß man ein kleineres Verhältniß von Chlorschwefel anwenden, damit
                              derselbe langsamer auf die Masse wirkt, denn ich habe gefunden, daß eine starke
                              Auflösung, wenn sie lange mit dem Kautschuk in Berührung bleibt, auf seine
                              Oberfläche nachtheilig einwirkt. Den aus der Composition genommenen Kautschuk hängt
                              man in einem Zimmer auf, welches auf 21° Reaumur erwärmt ist, und nachdem das
                              Lösungsmittel verdunstet ist, wascht manmun ihn gut in Wasser oder kocht ihn in einer kaustischen Lauge; man löst
                              nämlich 1 Pfd. kaustisches Kali oder Natron in 10 Pfd. Wasser auf und kocht den
                              Kautschuk etwa eine Stunde darin. Nachdem man ihn dann getrocknet hat, kann man ihn
                              anwenden, denn die sogenannte Veränderung desselben ist bewirkt.
                           Um die Veränderung bei Kautschuk in trockenem Zustande hervorzubringen, vermische ich
                              mit 8 bis 10 Pfd. desselben in der Knetmaschine 1 Pfd. trockenen (festen?)
                              Chlorschwefel, bis sie sich gehörig mit einander verbunden haben; die hiezu erforderliche Zeit
                              hängt von der Geschwindigkeit der Maschine und der angewandten Masse ab; man muß
                              daher von Zeit zu Zeit dünne Streifen von der Masse abschneiden und probiren ob ihre
                              Elasticität hinreichend zugenommen hat; nachdem die Veränderung erfolgt ist, nimmt
                              man die Masse aus er Maschine und preßt sie noch heiß in eine Form.
                           Ganz auf dieselbe Art bewirke ich die Veränderung bei der Gutta-percha, nur
                              wende ich dabei ein kleineres Verhältniß von Chlorschwefel an.
                           Man kann auch Kautschuk und Gutta-percha vermengt auf angegebene Weise in der
                              Knetmaschine behandeln.
                           Die oben erwähnte Mischung (welche aus einem Veränderungs- und einem
                              Auglösungsmittel besteht) kann man auch den gewöhnlichen
                              Kautschuk-Auflösungen einverleiben und auf Leder, Seide oder anderen Geweben
                              ausbreiten wo dann nach dem Eintrocknen die Veränderung des Kautschuks bewirkt ist.
                              Solche Auflösungen von Kautschuk allein oder in Verbindung mit Gutta-percha,
                              trage ich mehrmals auf appretirten Zeug auf und streife sie dann ab, um Blätter von
                              beliebiger Länge und Dicke zu erhalten.
                           Ein neues Auflösungsmittel für Kautschuk und Gutta-percha erhält man, wenn man
                              schwefligsaures Gas über fein gekörnten Kampher leitet, bis derselbe flüssig wird.
                              Dieses Auflösungsmittel kann den Schwefelkohlenstoff bei obiger Mischung ersetzen.
                              Es dient überdieß zum Auflösen verschiedener Harze und Gummiharze.
                           Statt die Veränderung des Kautschuks durch Behandlung desselben mit oben erwähnter
                              Mischung zu bewerkstelligen, kann man auch folgendes Verfahren anwenden, welches
                              jedoch nicht so wirksam und zweckmäßig ist. Man hängt den Kautschuk in Blättern in
                              einer geschlossenen Kammer aus Eisen oder Blei auf (welche innen mit
                              Schellack-Firniß überzogen ist, damit das Chlorgas sie nicht angreifen kann)
                              und leitet in dieselbe etwa eine Stunde lang ein Gemenge von 10 Vol. schwefligsaurem
                              Gas und 1 Vol. Chlorgas, vermischt mit dem Dampf eines Auflösungsmittels
                              (Schwefelkohlenstoff), welches den Kautschuk erweicht und so die Einwirkung der Gase
                              auf denselben möglich macht.
                           Artikel, z B. elastische Gewebe, welche aus Kautschuk und Leder oder Seide etc.
                              fabricirt sind, unterziehe ich ebenfalls dem Veränderungsproceß durch Auflösungen
                              oder Gase.
                           Auch verbinde ich mit dem Kautschuk oder einer Composition desselben mit
                              Gutta-percha, vor dem sogenannten
                              Veränderungsproceß auf mechanischem Wege durch Walzen oder Kneten verschiedene
                              Substanzen, z.B. kurz
                              geschnittene Faserstoffe, wie Wolle, Flachs und Baumwolle, ferner Holzspäne,
                              Korkpulver, Metalloxyde, Bronze etc., deßgleichen cowree-gum (auch cowtree-gum
                              genannt) und wood-tree-gum. Diese
                              Compositionen behandle ich dann mit der Mischung oder den Gasen, welche die
                              Veränderung bewirken.
                           Die aus Kautschuk und Gutta-percha fabricirten Artikel verziere ich entweder
                              durch Malen, oder indem ich ihnen zuerst (auf unten beschriebene Weise) einen
                              gefärbten Grund gebe und sie dann mit gravirten Platten, Walzen etc. bedrucke; man
                              nimmt hierauf die sogenannte Veränderung mit ihnen vor.
                           Ich bossire auch die Kautschukfabricate, indem ich sie in Formen presse, unmittelbar
                              nachdem sie in die Mischung getaucht worden sind, welche die Veränderung
                              hervorbringen muß. – Oder ich mache Artikel aus diesen Substanzen in
                              trockenem Zustande unmittelbar nachdem die Veränderung bewirkt ist, und ehe das
                              Material die in der Knetmaschine erlangte Hitze verloren hat.
                           Verarbeitung des veränderten Kautschuks. Kautschuk und
                              Gutta-percha, welche die oben beschriebene Veränderung erlitten haben, lassen
                              sich nicht mehr so leicht auflösen und bearbeiten wie der natürliche Kautschuk; man
                              erhält daher dabei einen beträchtlichen Rückstand oder Abgang. Um solchen in einen
                              Zustand zu versetzen, daß er wieder verarbeitet werden kann, behandle ich ihn auf
                              folgende Weise. Ich koche 8 bis 10 Pfd. Abgang in 20 Pfd. salzsaurem Kalk, bis ich
                              beim Probiren einiger Stücke finde, daß sie sich leicht durch Drücken vereinigen
                              lassen. Dann nehme ich ihn aus dem salzsauren Kalk und wasche ihn zuerst in einem
                              heißen alkalischen Wasser und hierauf in heißem reinem Wasser. Er kann dann wieder
                              verarbeitet und dem Proceß des Veränderns unterzogen werden. Den Abgang von
                              Kautschuk, welcher nach Hancock's Methode geschwefelt
                              wurde, behandle ich auf dieselbe Weise mit gleichem Erfolg.
                           Reinigung der Gutta-percha. Nachdem sie von den
                              gröbsten Unreinigkeiten befreit ist, löse ich sie in Terpenthingeist oder Steinöl
                              auf, so daß eine dünne Auflösung entsteht. Diese Auflösung setze ich einer
                              Temperatur von 30 bis 52° Reaumur aus, eine oder mehrere Stunden, bis sich
                              der Farbstoff und Unreinigkeiten abzuscheiden anfingen. Dann lasse ich die Auflösung
                              erkalten und einige Tage stehen, damit sich der Farbstoff und die Unreinigkeiten am
                              Boden des Gefäßes absetzen können. Die Flüssigkeit wird nun abgegossen und die durch
                              ihre Verdunstung erhaltene gereinigte Gutta-percha kann man jetzt auf
                              angegebene Weise der Veränderung unterziehen.
                           
                           Färben des Kautschuks. Um Kautschuk allein oder in
                              Verbindung mit Gutta-percha schwarz zu färben,
                              koche ich denselben 1/4 bis 1/2 Stunde lang in folgendem Präparat: 1 Pfd.
                              Kupfervitriol in 10 Pfd. Wasser aufgelöst und 1 Pfd. Aetzammoniak oder Salmiak
                              zugesetzt; auch kann man 1 Pfd. saures oder neutrales schwefelsaures Kali und 1/2
                              Pfd. Kupfervitriol mit 10 Pfd. Wasser kochen. – Um Grün zu erhalten, koche ich den Kautschuk mit 1 Pfd. Salmiak, 1/2 Pfd.
                              Kupfervitriol, 2 Pfd. gebranntem Kalk und 10 Pfd. Wasser 1/4 bis 1/2 Stunde.
                              – Um Lilas zu erhalten, koche ich den Kautschuk
                              mit 1 Pfd. neutralem oder saurem schwefelsaurem Kali, 1/4 Pfd. Kupfervitriol und 1/4
                              Pfd. schwefelsaurem Indigo nebst der geeigneten Menge Wasser 1/4 bis 1/2 Stunde
                              lang.
                           Folgende Farbstoffe eignen sich für Kautschuk und Gutta-percha: für Blau künstlicher Ultramarin; für Roth Zinnober, Carmin oder Krapplack; für Grün
                              Braunschweigergrün oder Grünspan; für Gelb Chromgelb; für
                              Weiß das sogenannte Satinirweiß, welches auch als Grund bei allen diesen Farben angewandt werden
                              sollte.
                           Das Färben des Kautschuks und der Gutta-percha muß geschehen ehe man den Proceß der Veränderung mit ihnen
                              vornimmt.