| Titel: | Beschreibung einer Bremse mit verticalem Druck nach Laignel's System um die Geschwindigkeit der Wagenzüge auf Eisenbahnen zu mäßigen; von Vauvilliers. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. IV., S. 18 | 
| Download: | XML | 
                     
                        IV.
                        Beschreibung einer Bremse mit
                           								verticalem Druck nach Laignel's System um
                           								die Geschwindigkeit der Wagenzüge auf Eisenbahnen zu mäßigen; von
                           									Vauvilliers.
                        Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement,
                              								August 1847, S. 404.
                        Mit Abbildungen auf Tab. I.
                        Bremse nach Laignel's System mit verticalem
                           								Druck.
                        
                     
                        
                           Die Wagenzüge, welche die schiefen Ebenen der Lütticher Eisenbahn
                              									passiren, sind bergab der Wirkung ihrer Schwere allein
                              									überlassen. Um ihre Geschwindigkeit mäßigen und verhüten zu
                              									können, daß dieselbe zu groß wird, und um Unglücksfällen, welche
                              									durch das Reißen des Taues beim Aufwärtsfahren entstehen
                              									könnten, vorzubeugen, ist es unumgänglich nothwendig Bremsen zu
                              									haben, welche kräftig wirken und leicht zu handhaben sind. Zu
                              									diesem Zweck baute man einen großen sechsräderigen Wagen,
                              									welcher mit einer Bremse nach dem System von Laignel versehen ist. Dieser Wagen
                              									begleitet die Züge und an demselben ist auch die Zange
                              									angebracht, durch welche das Zugtau erfaßt wird, wenn die
                              									Bewegung bergauf vor sich gehen soll.
                           Die Bremse an diesem Wagen, der in Fig.
                                 										22 bis 24 in
                              									verschiedenen Ansichten dargestellt ist, wirkt direct auf die
                              									Schienen, statt wie die gewöhnlichen Bremsen auf die Räder zu
                              									wirken, deren Reibung auf den Schienen alsdann die
                              									Geschwindigkeit der Wagen mäßigt. Sie besteht aus einer
                              									Schleife, welche aus einem starken Stück Holz o von 1,2 Met. Länge, 0,12 Met.
                              									Breite und 0,27 Met. Höhe gebildet wird. Die untere Fläche
                              									dieser Schleife ist mit einem Stück Eisen d beschlagen, dessen verticaler Querschnitt dem
                              									Querschnitt eines Radringes gleichkommt, so daß dieses Eisen auf
                              									die obere Fläche der Schiene paßt. Eine verticale Achse f, welche mitten durch den Wagen
                              									geht, und an ihrem oberen Ende mit einer Kurbel, an dem untern
                              									mit einem Gewinde versehen ist, das in eine bewegliche Mutter
                              									paßt, hat den Zweck die hölzernen Schleifen in einer verticalen
                              									Ebene zu bewegen, und zwar mittelst Hebeln, deren Enden an die
                              									bewegliche Mutter angehängt sind. Indem man nun die Schleifen
                              									allmählich abwärts bewegt, vermehrt man die Reibung des Wagens
                              									an den Schienen, und man kann durch fortgesetztes Bremsen selbst
                              									dahin gelangen, daß die Schleifen das ganze Gewicht des Wagens
                              									zu tragen haben, so daß die Räder mit den Schienen gar nicht
                              									mehr in Berührung kommen. In diesem Falle ist das Maximum der
                              									Kraft, mit welcher gebremst werden kann, erreicht. Der Wagen,
                              									welcher 6 Meter lang ist, ist sehr schwer, und außerdem ist sein
                              									Gewicht noch dadurch vergrößert, daß er durch Gußeisenstücke
                              									belastet wurde, so daß er circa 8000
                              									Kilogr. wiegt. Dieser Wagen kann außerdem noch willkürlich mit
                              									einem beweglichen Schlitten versehen werden, welcher auf den
                              									Schienen schleift, und mittelst Ketten an den Wagen angehängt
                              									wird. Im Falle eines besondern Ereignisses auf der schiefen
                              									Ebene käme der durch die Reibung dieses Schlittens auf den
                              									Schienen hervorgebrachte Widerstand noch zu dem Widerstande des
                              									Wagens selbst, der auf den Schleifen steht, und diese Vermehrung
                              									des Widerstandes würde dem sich zu rasch abwärts bewegenden Zuge
                              									seine Bewegung noch schneller benehmen. Der Bremswagen hat neben
                              									der Bestimmung, die Geschwindigkeit der abwärts gehenden Züge zu
                              									mäßigen, noch den Zweck, die aufwärts gehenden Züge, an deren
                              									Spitze man ihn stellt, mit dem endlosen Seile zu vereinigen.
                              									Dazu ist er an jedem Ende mit einer Sperrzange versehen, welche
                              									das Tau ergreift und dasselbe augenblicklich wieder fahren
                              									lassen kann, und zwar durch eine einfache Manipulation, welche
                              									von den auf dem Wagen befindlichen Wärtern ausgeführt wird.
                           Fig. 22 ist die Seitenansicht des mit der Laignel'schen Bremse versehenen
                              									Wagens.
                           Fig. 23 der Grundriß desselben.
                           Fig. 24 der Querschnitt nach der Linie AB, Fig.
                                 										23.
                           In allen Ansichten bezeichnen dieselben Buchstaben denselben
                              									Gegenstand.
                           a, a Rahmen des Wagens. b, b Buffer desselben. c hölzerne Schleife oder Bremse. d Eisenbeschläge unter der Schleife,
                              									welches auf die Schienen e, e zu
                              									liegen kommt. f verticale Achse,
                              									welche mit einer Kurbel g
                              									versehen ist, um die Bremse in Thätigkeit zu setzen. h das mit Gewinde versehene Ende der
                              									Achse, welches durch die Mutter i
                              									geht. j, j Hebel, welche an die
                              									vorerwähnte Mutter angehängt sind und die verticalen Stangen k, k tragen, die mit den Schleifen
                              									zusammenhängen.
                           Den Drehungspunkt für die Hebel j, j
                              									bilden die Zapfen l, l. m Stangen,
                              									welche mit dem einen Ende an die Mitte der Schleife, mit dem
                              									andern an die horizontalen Stangen n
                              									beweglich angehängt sind, und bei der Bewegung der Bremse als
                              									Führung dienen.
                           
                        
                           Zusatz.
                           Eine ähnliche Bremsmethode ist seit vielen Jahren auf der kleinen Eisenbahn in Seraing
                              									gebräuchlich, auf welcher die Kohlen von der Grube aus auf die
                              									Hohofengicht transportirt werden. An zwei bis drei kleinen
                              									Kohlenwagen, wie sie die Fördermaschine aus der Grube bringt,
                              									ist ein Schlitten angehängt, der auf den Bahnschienen schleift.
                              									Auf diesen Schlitten stellt sich ein Mann, welcher durch sein
                              									Gewicht die Reibung des Schlittens vergrößert. Reicht diese
                              									jedoch noch nicht hin, so faßt derselbe mit einem Hebel, der
                              									seinen Drehungspunkt auf dem Schlitten hat, unter den zunächst
                              									stehenden Wagen und hebt den Wagen zum Theil in die Höhe,
                              									wodurch ein Theil der Wagenbelastung auf den Schlitten zu liegen
                              									kommt.
                           Walther.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
