| Titel: | Neue Kaffeemaschine von A. Reiß in Wien. | 
| Autor: | A. Reiß | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. VIII., S. 32 | 
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                        VIII.
                        Neue Kaffeemaschine von A.
                              									Reiß in Wien.
                        Mit Abbildungen auf Tab. I.
                        Neue Kaffeemaschine.
                        
                     
                        
                           Die in Nachfolgendem beschriebene neue
                              									Patent-Kaffeemaschine von A. Reiß in Wien zeichnet sich nicht bloß durch ein
                              									elegantes Aeußere aus, sondern liefert auch einen vorzüglichen
                              									Kaffeeabsud, und bietet demjenigen, welcher sich in seinem
                              									Zimmer den Morgentrank selbst bereitet, überdieß eine
                              									interessante physikalische Spielerei dar. Eine solche kann man
                              									das Bereiten des Kaffees in dieser neuen Maschine deßhalb
                              									nennen, weil im Verlauf derselben drei physikalische Experimente
                              									durchgeführt werden. Außerdem ist an der Weingeistlampe noch
                              									eine kleine mechanische Vorrichtung angebracht, welche
                              									selbstthätig die Flamme in dem geeigneten Augenblick, d.h. dann
                              									wenn der Wasserkessel sich entleert hat, auslöscht, so daß der
                              									leere Kessel nie erwärmt werden kann, also vor dem Schmelzen
                              									geschützt ist, auch wenn derselbe weich gelöthet seyn
                              									sollte.
                           Das Princip der neuen Kaffeemaschine ist folgendes: wird in einem
                              									hermetisch verschlossenen Gefäß Wasser erhitzt, so nehmen die
                              									sich bildenden Dämpfe eine größere Spannung an als dem Druck
                              									einer Atmosphäre entspricht, und können folglich das Wasser aus
                              									dem Gefäß austreiben, wenn eine Röhre durch den Deckel des
                              									Gefäßes und beinahe bis auf den Boden desselben geht. Das durch
                              									die Röhre ausströmende Wasser hat eine höhere Temperatur, als
                              									beim gewöhnlichen Kochen im offenen Gefäße. Dieses sehr heiße
                              									Wasser ergießt sich in ein Glas, welches neben dem Wasserkessel
                              									steht, und in das vorher die gemahlenen Kaffeebohnen geschüttet
                              									wurden. Die Röhre, welche das Wasser aus dem Kessel in das Glas
                              									führt, reicht auch in dem Glase beinahe bis an den Boden hinab,
                              									und ist an ihrem im Glase befindlichen Ende mit einem sehr
                              									feinen Seiher versehen. Hat sich der Kessel entleert, und
                              									befindet sich also das Wasser im danebenstehenden Glase, so
                              									erlischt die Flamme unter dem Kessel, und derselbe kühlt sich
                              									allmählich ab. Dadurch condensiren sich die
                              									zurückgebliebenen Dämpfe, und deren Spannung wird geringer als
                              									der Druck der äußeren Luft, welche nun durch die nämliche Röhre
                              									den fertigen Kaffeeaufguß wieder in den Wasserkessel
                              									zurücktreibt, aus welchem derselbe durch Oeffnen eines kleinen
                              									Hahns abgezogen werden kann.
                           Fig. 29 ist eine Ansicht der vollständigen
                              									Kaffeemaschine, wobei der Wasserkessel als gefüllt angenommen
                              									ist;
                           Fig. 30 eine Ansicht des Griffs, welcher zum
                              									bequemeren Tragen der Maschine dient, und einem Hebel, der
                              									später erwähnt werden soll, den Stützpunkt abgibt.
                           Fig. 31 ist eine horizontale Ansicht des Hebels, in
                              									welchem der Wasserkessel hängt.
                           In allen Figuren bezeichnen dieselben Buchstaben denselben
                              									Gegenstand.
                           A ist ein Brettchen mit zwei
                              									Vertiefungen, welche das Verrücken der Weingeistlampe B und des Glases C verhüten. In der Mitte des
                              									Brettchens ist der Träger oder Griff D mittelst einer Mutter festgeschraubt. Ungefähr auf
                              									seiner halben Höhe theilt sich der Träger D, so daß dadurch zwei Arme gebildet werden, Fig. 30, zwischen welchen der Hebel E wie ein Wagbalken oscilliren kann.
                              									Der eine Arm dieses Hebels bildet eine offene Gabel, zwischen
                              									welcher der cylindrische Wasserkessel F Platz hat. An letzterem ist auf beiden Seiten ein
                              									vorstehender Stift G angebracht,
                              									welcher sich in die Vertiefung an dem Ende des Hebels E einlegt, so daß der Wasserkessel
                              									schwebend über der Weingeistlampe erhalten wird. Der andere
                              									Hebelarm ist durch einen Ring gebildet, welcher weit genug ist
                              									um das Glas C bei der Bewegung nicht
                              									zu berühren. Ein Gewicht H, welches
                              									an den zweiten Hebelarm angeschraubt ist, hebt den Wasserkessel,
                              									so bald er leer ist, in die Höhe. Der Hebel E nimmt in diesem Fall eine schiefe
                              									Lage an, welche der in der Zeichnung angegebenen entgegengesetzt
                              									ist. Durch die Ansätze J an dem
                              									Träger D ist der Hebel verhindert
                              									eine zu große Schwingung zu machen. Mit dem Träger D aus einem Stück ist ein gebogener
                              									Arm K, dessen Ende den Hahn L umfaßt, wodurch ein Schwanken des
                              									Kessels F verhütet wird. Außerdem
                              									ruht der Kessel, wenn er gefüllt ist, mittelst des Hahns L auf diesem Arm auf.
                           Der mit concavem Boden versehene Kessel F hat oben eine trichterförmige Oeffnung M, durch welche er gefüllt wird.
                              									Diese Oeffnung wird nach dem Füllen durch einen Kork gut
                              									verschlossen.
                           
                           Eine zweite auf dem Deckel des Kessels angebrachte Oeffnung N ist ebenfalls durch einen Kork
                              									verschlossen, durch welchen jedoch eine heberförmig gebogene
                              									Röhre O luftdicht geht. Diese Röhre
                              									reicht nahezu bis an den Boden des Kessels, wo sie schräg
                              									abgeschnitten ist, und ihr anderes Ende, welches in dem Glase
                              									sich befindet, ist mit einem sehr feinen Seiher P versehen. Durch den Hahn L kann der Kessel entleert
                              									werden.
                           Das Glas C ist mit einem gewöhnlichen
                              									Deckel zugedeckt, in welchem sich ein Schlitz befindet, so daß
                              									die Röhre O durch denselben gehen
                              									kann.
                           Die Weingeistlampe B ist mit einem
                              									Deckel versehen, welcher durch ein Scharnier mit derselben
                              									verbunden ist. Quer über den Deckel ist ein Draht befestigt,
                              									dessen frei stehende Enden abwärts gebogen, und mit
                              									kugelförmigen Gewichtchen R versehen
                              									sind, welche den Deckel jedesmal schließen, wenn derselbe nicht
                              									durch irgendeinen Widerstand daran gehindert wird. S ist ein an der Lampe B befestigter Stift, welcher das
                              									vollständige Zurückschlagen des Deckels verhütet.
                           Ist der Wasserkessel gefüllt, so nimmt er die in der Zeichnung
                              									angegebene Lage ein, weil er in diesem Fall schwerer als das
                              									Gegengewicht H ist. Der vorher
                              									geöffnete Deckel der Weingeistlampe liegt an dem Boden des
                              									Kessels an, und kann nicht eher zufallen, als nachdem sich der
                              									Kessel F so weit erhob, daß er mit
                              									dem Deckel der Lampe nicht mehr in Berührung ist. Die Lampe wird
                              									also so lange fortbrennen, bis die sich bildenden Dämpfe das
                              									Wasser aus dem Kessel in das Glas C
                              									hinübergedrückt haben. Das Gewicht H
                              									bekommt alsdann das Uebergewicht, hebt den leeren Kessel, und
                              									die Lampe erlischt.
                           Sobald der Kessel nun anfängt sich abzukühlen, geht der fertige
                              									Kaffeeaufguß wieder in den Kessel (wenn sich nämlich gepulverte
                              									Kaffeebohnen in dem Glase befanden) über, weil die darin
                              									enthaltenen Dämpfe dem Luftdruck im Glase nicht mehr das
                              									Gleichgewicht halten können. Von der Feinheit des Seihers P hängt natürlich auch die Klarheit
                              									des Kaffees ab. Befindet sich der fertige Kaffee wieder in dem
                              									Kessel F, so nimmt letzterer wieder
                              									die in der Zeichnung angegebene Lage ein, so daß beim Oeffnen
                              									des Hahns der Kessel nicht schwanken kann. Ist derselbe geleert,
                              									so ist auch dieß äußerlich sichtbar, weil ihn dann das Gewicht
                              										H in der Höhe erhält.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
