| Titel: | Anleitung zur Erzeugung von kupfernen Stereotypplatten auf galvanoplastischem Wege. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XII., S. 47 | 
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                        XII.
                        Anleitung zur Erzeugung von
                           								kupfernen Stereotypplatten auf galvanoplastischem Wege.
                        Mit Abbildungen auf Tab. I.
                        Anleitung zur Erzeugung von kupfernen
                           								Stereotypplatten auf galvanoplastischem Wege.
                        
                     
                        
                           Bei der Erzeugung von kupfernen Stereotypplatten ist das
                              									Anfertigen der hiezu gehörigen Hohlformen oder Matrizen die
                              									Hauptsache. Angestrengte Aufmerksamkeit und Uebung in den
                              									verschiedenen, oft kleinlich erscheinenden Handgriffen ist dazu
                              									unumgänglich erforderlich. Derjenige, welcher die Ausführung
                              									solcher Matrizen und Stereotypplatten unternehmen will, muß – wie man zu sagen pflegt
                              									– sich zu helfen wissen. Ich
                              									will versuchen die Art und Weise, welche sich zu diesem Zweck
                              									nach vielfältigen Versuchen am anwendbarsten bewährte, hier
                              									deutlich zu machen.
                           Der Satz wird – wie gewöhnlich – auf einer ebenen
                              									Stein- oder Metallplatte in einer, der Größe desselben
                              									entsprechenden, Keil- oder Schraubenrahme gleichförmig
                              									geschlossen. Hierauf wird eine Metallplatte vorgerichtet, welche
                              									ringsherum um einen halben Zoll ungefähr größer ist als der
                              									Satz. Ich nahm hiezu gegossene Platten aus Schriftzeug, welche
                              									vollkommen eben gedreht oder gehobelt worden waren. Auf diese
                              									Metallplatte wird eine Schicht gelbes Wachs 1/8 Zoll hoch
                              									aufgetragen oder aufgegossen, wozu man die Platte mit hölzernen
                              									Leisten umgeben kann, damit das Wachs nicht
                              									ausfließt. In manchen Fällen sind an der Platte festgemachte
                              									Leisten oder Ränder, vorzuziehen, weil dieselben beim
                              									nachherigen Eindrücken das zu leichte Weichen des Wachses an den
                              									Seiten verhindern. Es muß sorgfältig darauf Rücksicht genommen
                              									werden, daß diese Wachsschicht an allen Stellen gleich dick
                              									sey.
                           Man bringt nun den Satz mitten unter die Spindel einer Presse
                              									– Prägepressen sind vorzuziehen, doch mögen in vielen
                              									Fällen eiserne Buchdruckerpressen hinreichen – belegt
                              									denselben mit dünner Bleifolie von
                              									der Stärke eines Schreibpapiers – (Staniol oder Zinnfolien sind aus bekannten Gründen
                              									ganz zu verwerfen) – und macht, nachdem man die Bleifolie
                              									mit einer gleichförmigen Lage Papier und einer Metallplatte
                              									bedeckt hat, einen leichten Abdruck. Man entfernt nun wieder
                              									Papier und Platte, und kann hierauf an der Rückseite der
                              									Bleifolie bemerken, ob der Eindruck gleichförmig und scharf
                              									ausgefallen sey oder nicht. Nöthige Nachhülfen kann man jetzt
                              									noch vornehmen.
                           Die Metallplatte mit der Wachsschicht hat man unterdessen in
                              									gewöhnlicher Wohnzimmer-Temperatur erhalten, d.h. das
                              									Wachs muß wohl fest, aber nicht etwa
                              									durch Kälte spröde geworden seyn. Hat
                              									man sich von dieser Beschaffenheit der Wachsschicht überzeugt,
                              									so legt man die Metallplatte mit dieser Wachsschicht auf die
                              									Bleifolie, und vollführt allmählich und gleichförmig einen
                              									festen Abdruck.
                           Das Trennen der so gefertigten Matrize von dem Satz muß
                              									allerdings mit einiger Vorsicht geschehen, geht jedoch bei
                              									gehöriger Uebung ohne große Mühe vor sich. Die Bleifolie bleibt
                              									natürlicherweise an dem Wachs kleben. – Gewöhnlich zeigen
                              									sich bei genauer Untersuchung der
                              									Matrizen, die unerläßlich vorgenommen werden muß, einige
                              									Stellen, an denen die Bleifolie gerissen, und dadurch das Wachs
                              									bloß gelegt ist. Dieser Umstand ist nicht ganz zu vermeiden, man
                              									kann ihn aber unschädlich machen. Solche Stellen werden nämlich
                              									mittelst eines Pinsels mit salpetersaurem Silber angestrichen,
                              									und dieser Anstrich dann mit Schwefelwasserstoffgas reducirt
                              									oder zu metallischem Silber gemacht. Hiedurch werden die
                              									bloßgelegten Stellen des Wachses mit einer Metallschicht
                              									versehen und leitend gemacht.
                           Der Apparat zur Entwicklung des Schwefelwasserstoffgases und der
                              									Gebrauch desselben wird weiter unten beschrieben werden.
                           Sollten sich an der Matrize noch einige Stellen befinden, welche
                              									höher gemacht werden sollen, damit sie dann in der
                              									galvanoplastischen Copie mehr tief erscheinen, so werden
                              									dieselben mit einem Pinsel, der in geschmolzenes Wachs getaucht
                              									wird, bestrichen; die dadurch entstehenden Lagen bedeckt man
                              									dann mit dünner Bleifolie, welche vorher in entsprechender Form geschnitten wurde. Ist die Matrize auf
                              									diese Weise fertig geworden, so wird sie mit einem
                              									Leitungsstreifen versehen, oder auch auf eine andere
                              									Metallplatte, die mit einem Leitungsstreifen versehen ist,
                              									gelegt oder befestigt – diejenigen Stellen, an welche
                              									sich kein Kupfer niederschlagen soll, mit Wachs oder Harz u.
                              									dgl. bestrichen und auf die gewöhnliche Weise entweder in
                              									lothrechter oder wagerechter Lage in einen galvanoplastischen
                              									Apparat gebracht.
                           Das Niederschlagen von Kupfer auf so gefertigte Formen muß jedoch
                              									jedenfalls sehr langsam und gleichförmig vor sich gehen, damit
                              									das Kupfer in die kleinen und steilen Vertiefungen hineinwachsen kann. Man soll selbe
                              									daher auch – besonders beim Beginnen des Verfahrens
                              									– öfters aus dem Apparat nehmen, und nachsehen ob sich
                              									auch überall Kupfer angesetzt hat; mit Pinseln und feinen
                              									Bürsten, welche man in Kupfervitriollösung getaucht hat, kann
                              									man diesem Uebelstande vorbeugen und dem Gelingen guter Copien
                              									nachhelfen, weil das Benetzen solcher von Kupfer etwa noch frei
                              									gebliebenen Stellen mit jener Flüssigkeit das galvanische Kupfer
                              									gleichsam an- oder hinzieht. Bei dieser letztern
                              									Verfahrungsweise muß man sich jedoch sehr hüten, die Formen zu
                              									lange Zeit den Einwirkungen der atmosphärischen Luft
                              									auszusetzen, weil das galvanoplastische Kupfer an derselben zu
                              									leicht anläuft oder oxydirt. Schlägt man auf ein
                              									galvanoplastisches Erzeugniß welches bereits von dem Sauerstoff
                              									der Luft angegriffen wurde, abermals galvanoplastisches Kupfer
                              									nieder, so vereinigt sich diese zweite Schicht mit der ersten
                              										nicht mehr vollkommen, und es
                              									entstehen zwei Schichten Kupfer, welche sich – wenn sie
                              									heiß werden, blättern, Blasen ziehen und theilweise trennen.
                              									Soll aber doch auf eine Platte, welche bereits oxydirt ist,
                              									wieder Kupfer niedergeschlagen oder dieselbe dicker und stärker
                              									gemacht werden, so müßte alles Oxyd mit Schwefelsäure vorher
                              									entfernt und die Platte metallisch rein gemacht werden. Obwohl
                              									diese Bemerkungen auch schon andere Personen, welche sich mit
                              									der Galvanoplastik befaßt, gemacht haben werden, so habe ich sie
                              									doch angeführt, weil von dem Beobachten derselben das Gelingen
                              									guter und brauchbarer Erzeugnisse abhängt.
                           Alle zum Gebrauch der Buchdruckerpresse bestimmten Erzeugnisse
                              									benöthigen nur diejenige Stärke, welche erforderlich ist, das
                              									Trennen von der Matrize ohne Verbiegen vorzunehmen. Solche
                              									Platten werden dann wie gewöhnlich auf der Rückseite verzinnt,
                              									indem man sie mit rauchender Salzsäure, worin etwas Zink
                              									aufgelöst ist, bestreicht, dann erhitzt und das Zinn darauf gibt
                              									und vertheilt. Durch Aufgießen von Zink oder
                              									Schriftzeug muß denselben die Dicke gegeben werden, die man
                              									braucht.
                           Um nichtmetallische Originale leitend zu machen, ist –
                              									meiner Ansicht nach – das Bestreichen mit salpetersaurem
                              									Silber allen andern Verfahrungsarten vorzuziehen. Selbst
                              									Matrizen von großen, feinen und kostbaren Holzschnitten sind auf
                              									diese Weise erzeugt worden. Sollte die Lösung von salpetersaurem
                              									Silber nicht willig auf dem Original haften wollen, so kann man
                              									derselben etwas aufgelösten arabischen Gummi beimengen. Es ist
                              									räthlich, das Gas auf den Silberanstrich streichen zu lassen,
                              									wenn derselbe noch feucht ist, wodurch sich diese Lösung
                              									leichter reducirt oder metallisch wird.
                           Zum Ueberfluß habe ich noch die Zeichnung eines
                              									Gasentwicklungsapparats in Fig.
                                 										38 beigegeben. Derselbe besteht aus einem Cylinderglas
                              									mit gläsernem Boden, oben mit einem metallenen Deckel
                              									verschlossen. In dem Deckel befindet sich eine enge Röhre, die
                              									mit einer Pipe verschlossen ist; die Verlängerung dieser Röhre
                              									ist von Kautschuk gefertigt; die Mündung dieses
                              									Kautschuk-Schlauches besteht aus einer engen Glasröhre,
                              									welche an denjenigen Theil gebracht wird, an dem man den
                              									Anstrich von salpetersaurem Silber reduciren will.
                           a ist eine Glasglocke, welche unter
                              									der Röhre des Deckels luftdicht angekittet ist; in derselben
                              									hängt an einem Bleidraht die bleierne Schale b, in welche ein Stück Zink und
                              									etwas Schwefeleisen gegeben wird; das letztere erhält man durch
                              									das Glühen oder Schmelzen von Eisenspänen mit Schwefel. –
                              									Bei geöffnetem Deckel wird eine verdünnte Schwefelsäure (etwa 1
                              									: 10 oder noch weniger Säure) in das Gefäß gegossen, und zwar so
                              									viel, daß diese Flüssigkeit, nachdem der Deckel mit der Glocke
                              									und Schale auf und in das Gefäß gebracht ist, ungefähr die Höhe
                              									von c einnimmt. Die Glasglocke
                              									befindet sich also hier bei geschlossenem Hahn in dem Verhältniß
                              									einer Taucherglocke. Sollte die verdünnte Schwefelsäure bei
                              									geschlossenem Hahn innerhalb der Glocke über das Schälchen b gedrungen oder gestiegen seyn, so
                              									müßte man den Bleidraht, woran dieses Schälchen hängt, etwas
                              									kürzer machen. Hat nun die in der Glocke zusammengedrückte Luft
                              									ungefähr in der Richtung d mit der
                              									Flüssigkeit in der Richtung c das
                              									Gleichgewicht gewonnen, so öffnet man den Hahn etwas und läßt so
                              									lange Luft aus der Glocke entweichen, bis einige Flüssigkeit in
                              									das Schälchen b gedrungen ist,
                              									worauf man augenblicklich den Hahn schließt. Durch den
                              									Zusammentritt der verdünnten Schwefelsäure und des in dem
                              									Schälchen befindlichen Zinks und Schwefeleisens entwickelt sich
                              									Schwefelwasserstoffgas in der Glocke, welches den Raum in
                              									derselben anfüllt und die Flüssigkeit wieder niederdrückt.
                              									Glaubt man eine hinlängliche Menge Gas entwickelt, so bringt man
                              									die Kautschukröhre mit ihrer gläsernen Mündung e an den Silberanstrich, öffnet den
                              									Hahn und läßt das Silber von dem durch den Hahn und das Rohr
                              									entweichenden Gase bestreichen oder behauchen. Ist hiedurch die
                              									Flüssigkeit in der Glocke zu hoch gestiegen, so schließt man den
                              									Hahn, läßt neuerdings sich einiges Schwefelwasserstoffgas
                              									entwickeln, und verfährt ebenso u.s.w. – Da dieses Gas
                              									übel riecht und beinahe alle Metalle anlaufen macht, so soll man
                              									diese Operation an einem Ort vornehmen, wo man davon keine
                              									Unannehmlichkeit zu besorgen hat.
                           Ist man genöthigt, größere Mengen von Gas zu verwenden, so müßte
                              									man ein zweites Behältniß besitzen, in welches nach und nach das
                              									entwickelte Gas geleitet und angesammelt wird. Man kann auch
                              									diese Operation unter einem Glassturz vornehmen, dessen Rand
                              									– um ihn luftdicht zu verschließen – in einer mit
                              									Wasser gefüllten Vertiefung (Nuth) sich befindet. Die mit Silber
                              									bestrichenen Gegenstände werden unter den Glassturz gebracht, in
                              									welchen sich auch die Röhre des Gasentwicklungs-Apparats
                              									mündet. Bei einer solchen Vorrichtung kann man mit einer
                              									geringen Menge Gas, welches in dem Sturz eingeschlossen ist und
                              									daher nicht entweichen kann, viel ausrichten.
                           Fig. 39 ist ein großer Apparat für Galvanoplastik,
                              									ungefähr nach der Angabe des Hrn. Werner in Petersburg. Das äußere Gefäß ist von starkem
                              									Holz, innen mit ziemlich starken Bleiplatten ausgelegt und
                              									verlöthet. Derlei Gefäße bewährten sich bisher als die
                              									dauerhaftesten. Auf einem Gerüst von Holz a, a, a befindet sich eine Kupferplatte in
                              									horizontaler Lage. Auf derselben liegen oder stehen diejenigen
                              									Gegenstände, welche abgeformt werden sollen. – b, b, b sind drei starke Tafeln,
                              									deren jede mit 35 runden Oeffnungen versehen ist. Dieselben
                              									werden an Schlingen getragen von den Querhölzern c, c, c. In jeder dieser Oeffnungen
                              									hängt ein gut glasirter Becher von Steingut, der unten als Boden
                              									mit Pergament überzogen ist. In jedem Becher befindet sich eine
                              									runde, amalgamirte Zinkplatte mit Leitungsdraht. Der Becher wird
                              									wie gewöhnlich mit verdünnter Schwefelsäure versehen. Die
                              									Leitungsdrähte von den 35 Bechern einer Tafel vereinigen sich in
                              									einem großen kupfernen Reif oder Ring.
                           e, e, e sind die drei Reifen, welche
                              									unter einander mit Leitungsstreifen verbunden sind. An sechs
                              									Stellen ist die Leitung dieser 105 Zinkplatten mit der
                              									Kupferplatte, worauf sich die abzuformenden Gegenstände
                              									befinden, hergestellt. An einer dieser Stellen ist auf die
                              									gewöhnliche Weise eine Magnetnadel eingeschaltet,
                              									deren Abweichen jedoch nur den sechsten Theil der Wirkung des
                              									ganzen Apparats angibt. – Gesättigte Lösung von
                              									schwefelsaurem Kupfer ohne Säureüberschuß ist bei derlei
                              									Apparaten nöthig. Längstens alle 48 Stunden muß der Apparat
                              									auseinander genommen und gereiniget werden. Die Flüssigkeit wird
                              									mit einer andern gesättigten und filtrirten Lösung von
                              									schwefelsaurem Kupfer vertauscht. Die erstere kann jedoch mit
                              									Kupfervitriolkrystallen wieder gesättigt, filtrirt und so
                              									aufbewahrt werden, um wieder mit der zweiten verwechselt zu
                              									werden u.s.w. – Mit einem solchen Apparat sind in der k.
                              									k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien viele Platten erzeugt
                              									worden, deren jede 5 Schuh lang, 2 1/2 Schuh breit ist und 70
                              									bis 80 Pfd. Schwere besitzt (und zwar Wiener Maaß und
                              									Gewicht).
                           Fig. 40 stellt einen Apparat vor, welcher sich in
                              									ökonomischer Beziehung am vortheilhaftesten bewährt hat. a, a, a ist ein Kasten von Holz mit
                              									Blei ausgefüttert; b, b, b ein
                              									hölzernes Gestell in demselben, auf dem eine Kupferplatte mit
                              									den abzuformenden Gegenständen sich befindet c, c. – d, d ein kleineres Gefäß von Holz,
                              									mit einem Boden von Pergament; dasselbe hängt an den Querstangen
                              										e, e. In demselben liegt die
                              									amalgamirte Zinkplatte f (es ist
                              									vortheilhaft, die Rückseiten der Zinkplatten, welche von dem
                              									Original abgewendet sind, mit Wachs oder Harz u. dgl. zu
                              									bestreichen). g¹ ist ein
                              									Klotz von Schriftzeug mit dem Leitungsdraht. Bei g² begibt sich der andere
                              									Leitungsstreifen von der Kupferplatte c,
                                 										c zu dem Quecksilbernapf h,
                              									von da unter der Magnetnadel in den Quecksilbernapf i und endlich nach k. – Wir haben nun zwei Enden
                              									des Leitungsdrahts k und l; beide endigen sich in mit
                              									Quecksilber versehenen Vertiefungen, welche sich in den drei
                              									hölzernen Querleisten m, m, m
                              									befinden. Bei k ist mittelst eines
                              									Hakens eine gewöhnliche Kupferplatte aufgehängt; bei l, l hängen zwei Platten mit
                              									abzuformenden Gegenständen, welche unter sich wieder durch den
                              									Draht n verbunden sind. A ist der sogenannte
                              									Zersetzungstrog, gefüllt mit einer verdünnten Lösung von
                              									schwefelsaurem Kupfer, die noch überdieß, um die
                              									Leitungsfähigkeit zu vermehren, mit überschüssiger Schwefelsäure
                              									versehen ist. Der eigentliche einfache Apparat B aber, der hier gleichsam als
                              									Batterie oder Elektromotor verwendet wird, ist wie gewöhnlich
                              									mit einer gesättigten Lösung von schwefelsaurem Kupfer gefüllt,
                              									welche Lösung in gesättigtem Zustand erhalten wird durch das
                              									allmähliche Auflösen von Kupfervitriolkrystallen, die sich in
                              									Kästchen von durchlöcherten Bleifolien befinden. Auf diese Weise
                              									können mittelst der Consumtion einer
                              									Zinkplatte drei galvanoplastische
                              									Platten zu gleicher Zeit gewonnen werden. Der in dem Apparat B erzeugte galvanische Strom
                              									(Erregung) wird nämlich bei dessen Durchstreichen des
                              									Zersetzungstrogs A dazu benützt, die
                              									bei k befindliche Kupferplatte in
                              									dem Maße aufzulösen, als derselbe galvanische Strom auf den
                              									Originalplatten l, l festes
                              									galvanoplastisches Kupfer niederschlägt. In dem Zersetzungstrog
                              										A wird das galvanische Kupfer
                              									aus Kupfer, in dem Apparat B aber
                              									aus bereits aufgelöstem oder sich auflösendem Kupfervitriol
                              									gewonnen.
                           Der oben unter Fig.
                                 										39 beschriebene große Apparat zu 72 und 40 Wiener Zoll
                              									faßt 7 bis 8 Eimer schwefelsaure Kupferlösung, und wird zuweilen
                              									– wenn kein großer Gegenstand vorhanden ist, der dessen
                              									Räume in Anspruch nimmt – auch als gemeinschaftliches
                              									Flüssigkeitsbehältniß für mehrere kleine Apparate verwendet,
                              									indem letztere – je aus einem Plattenpaare mit Diaphragma
                              									auf einem hölzernen Gestell bestehend – neben einander in
                              									jenes große Behältniß gestellt werden. Oder es können einige
                              									starke Drähte quer über das Gefäß gezogen werden, welche dann
                              									mit Anoden und Kathoden behängt und mit einer im Verhältniß
                              									stehenden Daniell'schen oder Smee'schen Batterie in Verbindung
                              									gebracht werden. – Nebst den oben beschriebenen, mit Blei
                              									belegten Gefäßen werden auch kleinere von Glas oder Porzellan
                              									verwendet; auch die doppelt gebrannte harte Erdmasse, woraus die
                              									Krüge verfertigt sind, in denen Schwefelsäure versendet und
                              									aufbewahrt wird, wäre zu solchen Gefäßen sehr geeignet, wenn
                              									sich derlei Fabriken zur Anfertigung derselben entschließen
                              									könnten.
                           Bei der Ablagerung des Kupfers auf
                                 										Holzschnitten muß alle Sorgfalt aufgeboten werden, das
                              									Holz vor dem Eindringen der Flüssigkeit zu schützen. Unten und
                              									an den Rändern müssen daher dieselben mit Bleifolien gut
                              									verwahrt und außerdem mit Wachs oder aufgelöstem Asphalt
                              									bestrichen werden. Die Oberfläche derselben, welche mit
                              									reducirtem Silber versehen ist, überzieht sich so schnell mit
                              									galvanischem Kupfer, daß kein Eindringen der Flüssigkeit zu
                              									besorgen ist.
                           Die Anwendung des Eisens statt Zink bietet den Vortheil eines
                              									gleichförmigen Niederschlags; das Verfahren geht jedoch etwas
                              									langsamer von statten. – Die Smee'sche Batterie (verplatinirtes Silber mit
                              									amalgamirtem Zink in verdünnter Schwefelsäure ohne Diaphragma)
                              									hat in der Galvanoplastik diejenigen Vortheile nicht bewährt,
                              									die man sich von deren Anwendung versprach.
                           Beim Niederschlagen von galvanischem Kupfer auf eben solches
                              									Material muß bekanntermaßen Vorsorge getroffen werden das
                              									Zusammenwachsen zu verhindern; es geschieht durch das leichte
                              									Versilbern, oder auch eben so gut durch
                              									Bestreichen mit reinem Wachs unter Erwärmen der Platte, oder
                              									auch wenn das Wachs in Schwefeläther aufgelöst ist; alles
                              									überflüssige Wachs muß natürlich sorgfältig abgeputzt
                              									werden.
                           Das galvanoplastische Laboratorium der k. k. Hof- und
                              									Staatsdruckerei in Wien erzeugt mittelst des Galvanismus: 1)
                              									blank polirte Platten zum Satiniren des Papiers oder der
                              									gedruckten Arbeiten; 2) Matrizen oder Hohlformen, und zwar
                              									größtentheils von solchen Gegenständen, deren Original in
                              									Messing, Zeug oder Holz gravirt und von denen daher keine
                              									Stahlstempel vorhanden sind; solche Matrizen dienen dann
                              									entweder für den Gebrauch der Schriftgießerei, welche dieselben
                              									zum Gießen und Klatschen benutzt, oder es wird in dieselben 3)
                              									abermals ein Kupferniederschlag gemacht, der dann eine erhabene,
                              									dem Original vollkommen ähnliche Copie gibt, die zum Abdrucken
                              									in der Buchdruckerpresse verwendet wird und sich durch Schärfe
                              									und Dauerhaftigkeit auszeichnet; hieher gehören ein großes
                              									Sortiment von Adlern, Rastra, Jurten für Zollbolleten und
                              									Cassenanweisungen u. dgl. 4) wird die Galvanoplastik –
                              									wie oben beschrieben – als Stereotypie benützt; 5) dient
                              									dieselbe zur Vermehrung guillochirter Unterdruckplatten,
                              									gravirter Gegenstände zum Erhabendruck und zu Prägungen,
                              									gestochener Landkarten u.s.w.; zuweilen auch zur Anfertigung
                              									plastischer Gegenstände, Porträts u. dgl.
                           In neuester Zeit wurden mittelst dieses Verfahrens diejenigen
                              									Schriften erzeugt, welche die Staatsdruckerei zum Druck der
                              									Lehr- und Lesebücher für Blinde verwendet. Die obere
                              									Fläche des Buchstabens ist Kupfer, der Kegel von
                              									Schriftzeug.
                           Hr. Franz Theyer übte die
                              									Galvanoplastik in Wien zuerst in größerem Maaßstab aus, und
                              									erzeugte theils blank polirte und grundirte Platten zum Gebrauch
                              									der Kupferstecher, theils auch Copien geschnittener und
                              									radirter, oder in gemischter Manier gearbeiteter Platten.Hr. Franz Theyer in Wien war
                                    											der Erste welcher glatte Kupferplatten für Kupferstecher
                                    											bis 30 Zoll Breite und 21 Zoll Höhe auf
                                    											galvanoplastischem Wege erzeugte. A. d. R. Seine Anstalt ist nicht unbedeutend, und er mag schon
                              									mehrere Hundert solcher Gegenstände erzeugt haben. Seit einigen
                              									Jahren hat er sich auch der Galvanographie angenommen, und die
                              									Anwendung derselben dadurch erleichtert, daß er von einer
                              									mittelst Elektrotinte auf Papier entworfenen Zeichnung sogleich
                              									eine galvanoplastische Copie zu machen im Stande ist.Er entwirft irgend eine Zeichnung mit Kreide, Feder oder
                                    											Tusch, oder mit allen zugleich, wenn es der eben
                                    											darzustellende Gegenstand erheischt; davon macht er eine
                                    											Copie auf Kupfer, und diese Platte gibt die getreuesten
                                    											Abdrücke der Zeichnung, wie sie aus des Künstlers Hand
                                    											kam. A. d. R. Er ist durch mehrere Medaillen und Auszeichnungen
                              									belohnt worden.
                           Der General-Quartiermeister-Stab verwendet diese
                              									Kunst, auf Veranlassung des Generals v. Skribanek, zur Vervielfältigung seiner in Kupfer
                              									gestochenen Landkarten, und hat auf diese Weise beinahe
                              									sämmtliche Specialkarten von Böhmen erzeugt. Dieß gelungene
                              									Resultat wird sicher allmählich den ausgedehnteren Betrieb
                              									derselben veranlassen.
                           Hauptmann v. Cronberg hat in neuester
                              									Zeit ein Privilegium erhalten auf das Ueberziehen gläserner
                              									Gefäße mit Kupfer zum wissenschaftlichen und Hausgebrauch.Ein Verfahren hiezu hat Hr. Dr. Mohr im
                                    											polytechn. Journal Bd. CIII S. 361 mitgetheilt. A. d.
                                    											R. Solche, von außen mit einer Schicht von Kupfer versehene
                              									Gefäße oder Geschirre haben den bedeutenden Vortheil, daß durch
                              									eben diesen metallischen Ueberzug die Wärme schneller und gleichmäßiger geleitet und daher das Zerspringen
                              									solcher Glasgefäße verhindert wird. Der Chemiker oder Physiker
                              									wird demnach in so überzogenen Glasgefäßen unmittelbar auf der
                              									Lampe, ja selbst auf Kohlenfeuer abdampfen und kochen können,
                              									ohne des Sandbads zu bedürfen. Ja der außerordentlichen
                              									Reinlichkeit solcher Geschirre wegen werden dieselben in den
                              									meisten Apotheken und besseren Haushaltungen verwendet werden
                              									können, was nebstbei, wegen der sehr schnellen Wärmeleitung der
                              									dünnen Metallschicht, Ersparung an Brennmaterial und Zeit
                              									herbeiführt. Die so kostspieligen Gefäße von Platin zur
                              									Erzeugung concentrirter Säuren werden dadurch entbehrlich
                              									gemacht.
                           Die Galvanoplastik wird endlich überall, wo es darauf ankommt,
                              									über gegebene oder vorhandene Cylinder, Schrauben u. dgl. genau
                              									passende und schließende Hülsen zu erhalten, mit bedeutendem
                              									Vortheil angewendet werden können, und wir können unsere
                              									Verwunderung nicht unterdrücken, daß dieselbe noch nicht von
                              									Mechanikern und Maschinenbauern in jenen Fällen verwendet wurde,
                              									wo die Drehbank und der Hobel keine genügenden Resultate bieten.
                              										Pretsch. (Meyer's Journal für die Buchdruckerkunst, 1847 Nr.
                              									15.)
                           
                        
                     
                  
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