| Titel: | Verfahren zur Photographie auf Papier; von Dr. Guillot Saguez. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XV., S. 68 | 
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                        XV.
                        Verfahren zur Photographie
                           								auf Papier; von Dr. Guillot
                              								Saguez.
                        Aus den Comptes rendus, Novbr. 1847, No. 18.
                        Guillot's Verfahren zur Photographie auf
                           								Papier.
                        
                     
                        
                           Bisher wurden zu diesem Zweck nur Verfahrungsweisen mit ihren
                              									kleinsten Details angegeben, ohne daß man dabei die theoretische
                              									Frage berührte, welche doch, einmal aufgehellt, allein im Stande
                              									ist, das Verfahren zu verbessern und zu vereinfachen. Indem der
                              									Verfasser die chemischen Processe bei Erzeugung der Lichtbilder
                              									auf Papier zu erklären suchte, gelang es ihm wirklich, durch
                              									bloß zwei Operationen das Papier für die Lichteindrücke
                              									empfänglich zu machen, d.h. ein negatives Bild zu erhalten,
                              									wovon die erste so einfach ist, daß sie beinahe für gar keine zu
                              									zählen ist. Endlich wurde behufs der Fixirung des positiven
                              									Bildes die Einwirkung des unterschwefligsauren Natrons sowie die
                              									Wirkung seiner doppelten Zersetzung Schritt für Schritt
                              									studirt.
                           Um das negative Papier zu bereiten, ist vor allem die Wahl eines
                              									weißen, recht feinen und allenthalben gleich durchsichtigen
                              									Papiers zu empfehlen; er überzeugte sich durch vielfältige
                              									Erfahrung, daß bei gleicher Intensität des Lichts und gleicher
                              									Zubereitung des Papiers, die Schnelligkeit, mit welcher sich das
                              									Bild erzeugt, im Verhältniß steht zur Feinheit des Papiers.
                           Noch ein anderer Vortheil ist mit dieser Eigenschaft verbunden;
                              									daß nämlich das Papier nicht mit Wachs überzogen zu werden
                              									braucht, welche Operation den allgemeinen Effect des positiven
                              									Bildes immer sehr beeinträchtigt.
                           Das um 2 Centimeter länger als das mattgeschliffene Glas der
                              									Camera obscura zugeschnittene Blatt Papier wird wenigstens 1
                              									Minute und höchstens 3 Minuten lang in eine Flüssigkeit gelegt,
                              									bestehend aus
                           
                           
                              
                                 Jodkalium
                                     5
                                    											Grammen
                                 
                              
                                 destillirtem
                                    											Wasser
                                 120      „
                                 
                              
                           Hierauf läßt man es, an zwei Ecken an der Luft aufgehangen,
                              									wenigstens 12 Stunden lang trocknen. Das Papier hat alsdann
                              									einen schwach rosenrothen Ton angenommen. Diese Zubereitung kann
                              									beim hellen Tag vorgenommen und das Papier dann mehrere Monate
                              									lang aufbewahrt werden, sofern es nur vor Feuchtigkeit geschützt
                              									wird.
                           Um ein Lichtbild zu verfertigen, gießt man auf eine besonders
                              									dazu bestimmte Glasplatte eine kleine Menge folgender
                              									Flüssigkeit, die jedoch hinreichen muß, um die Oberfläche des
                              									Papiers leicht zu benetzen:
                           
                              
                                 salpetersaures
                                    											Silber
                                   5 Gramme
                                 
                              
                                 Essigsäure
                                 10      „
                                 
                              
                                 destillirtes
                                    											Wasser
                                 60      „
                                 
                              
                           Das salpetersaure Silber, mit dem Jodkalium zusammengebracht,
                              									bildet ein weißes, festes, am Licht äußerst leicht zersetzbares
                              									Jodsilber.
                           Auf dieses quantitative Verhältniß des Jods zum Silber legt der
                              									Verf. ganz besondern Werth; würde man sie in gleicher Menge
                              									anwenden, so wäre das Jodsilber wenig oder gar nicht gegen das
                              									Licht empfindlich. Verhält sich hingegen, wie angegeben, das
                              									Silber zum Jod wie 1 zu 1/2, so ist das Salz gegen das Licht
                              									sehr empfindlich. Obgleich man in der Chemie kein Subjodür
                              									(basisches Jodsilber) anerkennt, so wünschte der Verf. dennoch
                              									diesen Namen jenem photogenischen Salze beigelegt zu wissen, da
                              									das Jodsilber in allen Lehrbüchern der Chemie als identisch
                              									betrachtet und auch als solches dargestellt wird, unter gewissen
                              									Umständen aber sich am Licht ganz anders verhält.
                           Das übrige Verfahren, um das negative Bild zum Vorschein zu
                              									bringen, weicht von dem bekanntenPolytechn. Journal Bd. CVI S. 365. nicht wesentlich ab.
                           
                        
                           Zubereitung des positiven
                                 									Papiers.
                           Ein Blatt Papier wird ungefähr von derselben Größe wie das
                              									negative Papier zugeschnitten, doch so daß es ein wenig darüber
                              									hervorgeht, und ein paar Augenblicke auf folgende Flüssigkeit
                              									gelegt:
                           
                              
                                 Chlornatrium
                                   1,25 Gramme
                                 
                              
                                 destillirtes
                                    											Wasser
                                 30        
                                    											„
                                 
                              
                           Wenn es vollkommen damit getränkt ist, was man an der Weichheit
                              									des Papiers in allen seinen Theilen erkennt, wird es zwischen
                              									Flußpapier stark ausgepreßt und dann die mit
                              									Kochsalz imprägnirte Oberfläche auf folgende Flüssigkeit
                              									gebracht:
                           
                              
                                 salpetersaures
                                    											Silber
                                   5 Gramme
                                 
                              
                                 destillirtes
                                    											Wasser
                                 30      „
                                 
                              
                           Man läßt es einige Zeit darauf, nimmt es dann heraus, hängt es an
                              									einem seiner Ecken auf und läßt es in einem möglichst dunkeln
                              									Raume trocknen. Wenn das Papier vollkommen trocken ist, kann man
                              									sich desselben noch später als 24 Stunden nach seiner Bereitung
                              									bedienen. So sorgfältig man aber dasselbe auch vor dem Zutritt
                              									des Sonnenlichts geschützt haben mag, so nimmt es doch immer
                              									einen schwach rosenfarbenen Ton an; aus diesem Grunde erhält man
                              									im positiven Bilde keine ganz reinen Lichtstellen mehr; es ist
                              									daher besser, nur so viel Blätter zuzurichten, als man an
                              									demselben Tag zu verbrauchen gedenkt.
                           Es folgen nun die Details der Darstellung des positiven Bildes
                              									und das Fixiren desselben in folgender Flüssigkeit:
                           
                              
                                 unterschwefligsaures
                                    											Natron
                                   30 Gramme
                                 
                              
                                 destillirtes
                                    											Wasser
                                 300      „
                                 
                              
                           Dieses Salz hat eine sehr auffallende Einwirkung auf das
                              									Chlorsilber, welches es nach und nach auflöst. Das
                              									unterschwefligsaure Natron bildet an und für sich bei der
                              									eintretenden Zersetzung am Licht unempfindliche Silbersulfuride;
                              									durch die Wärme, welcher jedes positive Bild ausgesetzt werden
                              									muß, um es deutlich zum Vorschein zu bringen, wird diese
                              									Zersetzung des unterschwefligsauren Salzes aber noch
                              									unterstützt. Nach der Erfahrung des Verf. ist es durchaus nöthig
                              									die Bilder zu erwärmen.
                           Im allgemeinen überzeugte er sich, wie nothwendig es für die
                              									Photographie sey, daß Theorie und Praxis immer Hand in Hand
                              									miteinander gehen.