| Titel: | Beschreibung der von Hrn. P. Rittinger, k. k. Pochwerks-Inspector in Schemnitz, erfundenen Quecksilber-Saug- und Druckpumpe. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XXI., S. 97 | 
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                        XXI.
                        Beschreibung der von Hrn. P.
                              									Rittinger, k. k.
                           								Pochwerks-Inspector in Schemnitz, erfundenen
                           								Quecksilber-Saug- und Druckpumpe.
                        Aus denVerhandl. des
                                 								niederösterreichischen Gewerb-Vereins, 1847, 13tes
                              								Heft.
                        Mit Abbildungen auf Tab. II.
                        Rittinger's Quecksilber-Saug- und
                           								Druckpumpe.
                        
                     
                        
                           Es ist bekannt, daß an unseren gewöhnlichen Pumpen beim Heben von
                              									sandigem oder schmutzigem Wasser der Kolben, er mag wie immer
                              									geliedert seyn, einer sehr schnellen Abnützung unterliegt. Die
                              									bisherigen Veränderungen in der Construction des Kolbens haben
                              									sich in der Praxis als zur Beseitigung dieses Uebelstandes
                              									unzureichend erwiesen; dieß ist selbst bei der Pumpe von Letestu der Fall, indem dieselbe, als
                              									man sie zu Schemnitz zum Heben der Pochtrube in Anwendung
                              									brachte, schon nach zwölf Stunden den Dienst versagte. Dieser
                              									Anstand ist an der vorliegenden Pumpe dadurch gehoben, daß der
                              									zur Erzeugung des luftleeren Raumes erforderliche Verschluß
                              									nicht durch einen Kolben, sondern durch Quecksilber erzielt
                              									wird. Zwei solche Pumpen sind seit einem Vierteljahre in einem
                              									Pochwerke zu Schemnitz eingerichtet, und heben die Pochtrube auf
                              									eine Höhe von 10 Fuß. Aus der nun zu beschreibenden Construction
                              									derselben geht hervor, daß deren Gang ohne Abnützung durch
                              									Reibung so lange ununterbrochen fortdauern kann, als das
                              									Material (Eisenblech), aus dem sie bestehen, im Wasser
                              									auszuhalten vermag.
                           Die Saugpumpe ist in Fig.
                                 										33 im Durchschnitt dargestellt; sie besteht aus zwei
                              									Haupttheilen, einem unbeweglichen und einem beweglichen.
                           Der unbewegliche ist aus zwei concentrischen Cylindern von
                              									Eisenblech a und b zusammengesetzt, zwischen denen
                              									sich unten ein eiserner Ring c als
                              									Boden wasserdicht eingenietet befindet. Der auf diese Weise
                              									zwischen beiden Cylindern gebildete Raum ist zur Aufnahme des
                              									Quecksilbers bestimmt. Der äußere Cylinder a hat nach oben eine concentrische
                              									Erweiterung; der innere nach oben zu längere Cylinder b ist mittelst eines Stängelventils
                              										d verschließbar, welches auf dem
                              									Ringe e aufliegt; das Ganze ist über
                              									eine hölzerne Röhre f wasserdicht
                              									geschoben.
                           Der bewegliche Theil dieser Pumpe, gleichsam das Kolbenrohr, ist
                              									gleichfalls ein blecherner Cylinder g, der sich in dem früher beschriebenen ringförmigen,
                              									mit Quecksilber gefüllten Raume leicht auf- und abwärts
                              										bewegen läßt. Innerhalb dieses Cylinders ist ein zweites
                              									Stängelventil k, das ebenfalls auf
                              									einen eingenieteten Ring h
                              									auffällt.
                           Die Stängel beider Ventile sind nach entgegengesetzter Richtung
                              									angebracht und gehen durch diametrale Führungsspangen i. Eine an dem Ende eines jeden
                              									Stängels befindliche Schraubenmutter m gestattet den Ventilen nur eine beschränkte
                              									verticale Bewegung.
                           Der Stängel eines jeden Ventils erweitert sich zu einem Kranze
                              										α, an welchen drei
                              									Scheiben mittelst der Schraubenmuttern β angedrückt werden, und zwar eine hölzerne γ, eine lederne δ und eine blecherne ε. Die beiden ersteren haben
                              									einen gleichen Durchmesser und übergreifen auf etwa 1/2 Zoll den
                              									eisernen Ring, auf den sie auffallen. Die blecherne Scheibe
                              									dient eigentlich nur als Unterlage für die Schraubenmutter und
                              									ist etwas kleiner als die beiden ersteren.
                           An das bewegliche Kolbenrohr ist noch überdieß ein Ausgußschnabel
                              										n an der Mündung einer passenden
                              									Oeffnung angenietet und oben ein Bügel o angebracht, der mittelst eines Riemens oder einer
                              									Gurte mit dem Pumpenhebel etc. in Verbindung steht. Das Spiel
                              									der Pumpe während ihres Ganges ist nun folgendes: Wird der
                              									bewegliche Theil derselben oder die Kolbenröhre, in die Höhe
                              									gehoben, so daß ihr unterer Rand noch im Quecksilber bleibt, so
                              									bildet sich zwischen den beiden Ventilen ein luftleerer Raum.
                              									Das untere Ventil steigt wegen des einseitig auf dasselbe
                              									ausgeübten Druckes in die Höhe, und das Wasser aus der Saugröhre
                              									folgt dem Ventile in der Kolbenröhre, bis es den Raum zwischen
                              									beiden Ventilen ausfüllt. Bewegt man nun die Kolbenröhre nach
                              									abwärts, so schließt sich das Saugventil und das Wasser ist
                              									genöthigt das obere Ventil zu heben, um einen Ausgang zu
                              									gewinnen. Hierdurch gelangt es in den Abflußschnabel n und von da weiter an den Ort
                              									seiner Bestimmung.
                           Ueber den Bau und die Anlage dieser Pumpe ist noch folgendes zu
                              									bemerken. Soll die Pumpe gut saugen, so muß man dafür sorgen,
                              									daß das Saugventil d möglichst
                              									leicht sey, daß die beiden Ringe e
                              									und h, auf welche die Ventile
                              									auffallen, sich an die Wände der Blechcylinder luftdicht
                              									anschließen, und daß die Ventile auf diesen Ringen luftdicht
                              									anliegen, zu welchem Ende dieselben abgedreht werden müssen. Um
                              									jede Verengung zu vermeiden, wird der Spielraum nach allen
                              									Seiten des Saugventiles dem Querschnitte des Saugrohres
                              									gleichgehalten, wodurch das Wasser immerfort dieselbe
                              									Geschwindigkeit behält.
                           Zur Ersparung an Quecksilber darf man den Spielraum zwischen den
                              									beiden Cylindern nicht weiter machen als es die freie und
                              									ungehinderte Bewegung des Kolbenrohres erfordert.
                           
                           Weil während des Saugens der Druck auf die äußere
                              									Quecksilberoberfläche bei p größer
                              									ist, als auf die innere bei q, so
                              									muß das Quecksilber zwischen der Saug- und der
                              									Kolbenröhre bei q etwas in die Höhe
                              									steigen. Um nun die dadurch in dem äußern Cylinder
                              									herbeigeführten Oscillationen des Quecksilbers zu vermeiden, ist
                              									derselbe oben erweitert, wodurch wie beim birnförmigen
                              									Barometer, gewissermaßen ein Quecksilbervorrathsraum gebildet
                              									wird.
                           Die in Rede stehende Pumpe vermag nach ihrer Construction das
                              									Wasser bloß auf eine Höhe unter 28 Fuß zu heben, da sie eine
                              									reine Saugpumpe ist. Es unterliegt aber keinem Anstande, sie
                              									auch für größere Hubhöhen einzurichten; indem man bloß das
                              									Kolbenrohr nach aufwärts zu verlängern und den Ausflußschnabel
                              									höher anzubringen braucht. Wird überdieß dem Ventile k in der Kolbenröhre ein kleinerer
                              									Durchmesser gegeben, so muß das Wasser beim Niedergehen der
                              									Kolbenröhre ringsum über das Ventil steigen und es wird von
                              									demselben, wie in den Steigröhren bei gewöhnlichen
                              									Brunnenpumpen, eine gleich große Quantität bei der
                              									Ausflußschnauze n zum Ausguß
                              									gelangen.
                           Bei dieser Einrichtung wird der Druck auf die innere
                              									Quecksilberfläche bei q während des
                              									Herabgehens der Kolbenröhre größer als der auf die äußere bei
                              										p, wo dann die obere Erweiterung
                              									abermals zur Verhinderung bedeutender Oscillationen nothwendig
                              									erscheint.
                           Die Höhe und Weite der Cylinder läßt sich für jeden einzelnen
                              									Fall aus hydrostatischen Principien leicht berechnen.
                           Dem Kolbenrohre darf man bei der Bewegung nach auf- und
                              									abwärts keine übermäßige Geschwindigkeit geben, weil sonst das
                              									Wasser in der Saugröhre dem Ventile h nicht nachzufolgen im Stande wäre. Die Erfahrung hat
                              									gelehrt, daß die Anhubsgeschwindigkeit der Kolbenröhre nicht
                              									über 9'' gesteigert werden darf.
                           Die Druckpumpe stellt Fig.
                                 										34 im Durchschnitte dar und zwar so, daß der
                              									bewegliche Theil die tiefste Stellung hat.
                           Die Hauptbestandtheile dieser Pumpe sind: Ein zur Aufnahme von
                              									Quecksilber bestimmter gußeiserner Cylinder A, welcher ganz in den Boden des
                              									Wasserreservoirs versenkt wird, und eine hölzerne Steigröhre B, welche an ihrem untern, in dem
                              									gußeisernen Cylinder auf- und abwärts beweglichen Ende
                              									mit einer blechernen, darüber größtentheils wegreichenden Hülse
                              										C umgeben ist. In dieser Hülse
                              									ist ein nach oben sich öffnendes Kugelventil D angebracht, welches, sowie der
                              									Ventilsitz a, am zweckmäßigsten aus
                              									Holz verfertigt wird. Damit die Kugel dieses Ventils nicht zu
                              									hoch steige und dem nach aufwärts sich bewegenden Wasser nicht
                              									den Eintritt in die Steigröhre B
                              									versperre, ist in das Ende der letztern eine Klammer b eingeschlagen, an welche die Kugel
                              									bei ihrem höchsten Stande stößt. Außerdem ist die Steigröhre an
                              									der Ausgußstelle des Wassers bei c
                              									durchbohrt und mit einem Schnabel versehen. Die Bewegung der
                              									Steigröhre nach auf- und abwärts wird durch einen Hebel
                              									bewirkt, welcher dem bei den gewöhnlichen Pumpen angebrachten
                              									ähnlich ist.
                           Das Spiel der Pumpe, welches übrigens in dem großen Unterschiede
                              									zwischen den specifischen Gewichten des Quecksilbers und Wassers
                              									seinen Grund hat, ist folgendes:
                           Der Cylinder A ist nämlich im
                              									Zustande der Ruhe bis x, x mit
                              									Quecksilber gefüllt, und es befindet sich beim höchsten Stande
                              									der Steigröhre die Hülse, in welcher das Kugelventil
                              									eingeschlossen ist, etwa zwei bis drei Zoll über dem Niveau des
                              									Quecksilbers in dem gußeisernen Cylinder; es füllt sich daher
                              									der untere Raum K der Hülse C bis an die Kugel des Ventils D aus dem Reservoir mit Wasser.
                              									Drückt man die Steigröhre mittelst des an ihr angebrachten
                              									Hebels G so weit herab, bis der
                              									untere Stand der Hülse die Oberfläche des Quecksilbers in dem
                              									gußeisernen Cylinder berührt, so sperrt man das im Raume K befindliche Wasser von dem übrigen
                              									gänzlich ab. Drückt man die Steigröhre nun noch mehr herab, so
                              									wird dieses Wasser aus dem gußeisernen Cylinder ein gleich
                              									großes Volumen Quecksilber verdrängen, welches in dem Raume
                              									zwischen den beiden Cylindern A und
                              										C emporsteigen muß. Hat man
                              									endlich die Hülse C so tief
                              									herabgedrückt, daß die Quecksilberdruckhöhe den 13ten Theil der
                              									Wasserhubhöhe übersteigt, so öffnet sich das Ventil D und das Wasser wird in die
                              									Steigröhre B selbst hineingepreßt,
                              									um durch die Bohrung c abzufließen.
                              									Hat endlich das Quecksilber im Raume K den Ventilsitz a beinahe
                              									erreicht, so hebt man die Steigröhre in ihre ursprüngliche Lage,
                              									um das Spiel der Pumpe von neuem zu beginnen. Das Ausfließen des
                              									Wassers erfolgt bei dieser Pumpe also nur beim Herabgehen des
                              									Steigrohrs. Die Abbildung stellt die Steigröhre in ihrem
                              									tiefsten Stande dar; yy ist
                              									die Oberfläche des Quecksilbers in K, zz dagegen in dem
                              									Cylinder A. Es ist klar daß, je
                              									höher das Wasser durch diese Pumpe gedrückt werden soll, desto
                              									höher auch die Quecksilbersäule seyn müsse, welche zwischen der
                              									äußern Wand der Steigröhre und der innern Wand des gußeisernen
                              									Cylinders emporzusteigen genöthigt ist.
                           Darnach sind auch die Dimensionen des gußeisernen Cylinders A und des Steigrohrs C, sowie auch die Hubhöhe des
                              									letztern zu berechnen. Uebrigens erfordert ein gleichförmiger
                              									Gang der Pumpe eine mäßige Anhubgeschwindigkeit der Steigröhre,
                              									welche überdieß auch noch, um ein starkes Hin- und
                              									Herschwanken derselben in dem gußeisernen Cylinder zu vermeiden,
                              									oberhalb des letztern eine zweckmäßige Führung erhalten muß.
                           Es bedarf wohl nicht der Erwähnung, daß diese Pumpe bei
                              									zweckmäßig gewählten Dimensionen einen sehr vollkommenen Effect
                              									erwarten lasse, und daß sie in Bezug auf Dauer alle übrigen
                              									Druckpumpen weit übertreffen müsse, da bei ihr ausschließlich
                              									nur Reibungen zwischen festen und flüssigen, und keine zwischen
                              									festen und festen Körpern vorkommen. Auch ist man mit dieser
                              									Pumpe im Stande, selbst trübes Wasser zu heben, wofern dasselbe
                              									nur nicht gar zu dickflüssig ist, in welchem Falle viel
                              									Quecksilber verschlagen würde. Endlich sind die Anlagekosten
                              									dieser Pumpe bei ihrer höchst einfachen Construction nur
                              									unbedeutend. Mittelst der Quecksilberpumpe kann das Wasser
                              									jedoch nur auf kleinere Höhen gefördert werden. Wäre die
                              									Förderungshöhe größer, so müßte man mehrere solcher Pumpen über
                              									einander anbringen und diese an auf- und abgehende
                              									Stangen aufhängen.
                           
                        
                     
                  
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