| Titel: | Verfahren thierische und vegetabilische Substanzen zu conserviren, worauf sich Dr. John Ryan, Prof. der Chemie zu London, am 17. October 1846 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 107, Jahrgang 1848, Nr. XXV., S. 105 | 
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                        XXV.
                        Verfahren thierische und
                           								vegetabilische Substanzen zu conserviren, worauf sich Dr. John Ryan, Prof. der Chemie zu London, am 17.
                              								October 1846 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, Dec. 1847, S. 351.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        Ryan's Verfahren thierische und vegetabilische
                           								Substanzen zu conserviren.
                        
                     
                        
                           Die Erfindung besteht im Conserviren organischer und anderer
                              									Substanzen, indem man in die Gehäuse oder Gefäße, welche
                              									dieselben enthalten, solche Gasarten einleitet, welche die
                              									Verbrennung nicht zu unterhalten vermögen; hauptsächlich wendet
                              									der Patentträger ein Gemisch von Kohlensäure und Salzsäure oder
                              									von Kohlensäure und Essigsäure (Holzsäure) an.
                           Ein gasförmiges Gemisch von Kohlensäure und Holzsäure ist zum
                              									Conserviren thierischer Substanzen
                              									vorzuziehen, weil die Holzsäure ein wenig Kreosot enthält, von
                              									welchem man auch in besondern Fällen ein kleines Quantum mit den
                              									Gasen aus dem Gefäß, in welchem dieselben erzeugt werden, in
                              									dasjenige übergehen lassen kann, welches die zu conservirenden
                              									thierischen Substanzen enthält. Um die Kohlensäure zu gewinnen,
                              									behandelt man Marmor mit käuflicher Salzsäure, welche mit ihrem
                              									halben Volum Wasser verdünnt ist; man erhält dann ein Gemisch
                              									von kohlensaurem und salzsaurem Gas; soll dasselbe auch
                              									Kreosot-Dampf mitreißen, so versetzt man 80 Unzenmaaße
                              									der Salzsäure mit einer halben Drachme Kreosot; in diesem
                              									Verhältniß ertheilt letzteres den zu conservirenden Substanzen
                              									weder Geschmack noch Geruch. Oder man entwickelt die Kohlensäure
                              									aus dem Marmor mittelst roher Holzsäure, wo man dann ein
                              									gasförmiges Gemisch von Kohlensäure, Holzsäure und Kreosotdampf
                              									erhält; kann man sich keine Holzsäure verschaffen, so wendet man
                              									statt derselben gewöhnlichen starken Essig an, wovon man 80
                              									Unzenmaaße mit einer halben Drachme Kreosot versetzt.
                           Um vegetabilische Substanzen oder
                              									gegohrene Flüssigkeiten zu conserviren, wendet man bloß
                              									kohlensaures Gas an; für gegohrene Flüssigkeiten, z.B. Wein oder
                              									Bier, ist es durchaus nöthig, das kohlensaure Gas von
                              									beigemischter Salzsäure oder Essigsäure zu reinigen, indem man
                              									es durch Wasser leitet. Die zu conservirenden organischen
                              									Substanzen, z.B. Fleisch, bringt man in einen luftdichten
                              									Behälter, welchen man mit dem Gaserzeugungsapparat
                              									verbindet.
                           
                           Fig. 32 ist ein senkrechter Durchschnitt des Apparats
                              									zum Erzeugen der Gase. Er besteht aus einem gläsernen Gefäß a, welches die Säure enthält; in
                              									diesem Gefäß befindet sich ein anderes b, welches man zum Theil mit Marmorstücken füllt und
                              									das mit einem durchlöcherten Boden versehen ist, damit die Säure
                              									darin aufsteigen und mit den Marmorstücken in Berührung kommen
                              									kann; dieses Gefäß b wird mit dem
                              									luftdichten Schrank oder Behälter der zu conservirenden
                              									Substanzen durch ein gebogenes (mit einem Sperrhahn versehenes)
                              									Rohr c und durch das biegsame Rohr
                              										d verbunden. Das Gefäß a wird mit Säure durch eine Oeffnung
                              									bei e beschickt, welche man mittelst
                              									einer Schraube verschließt, wenn der Apparat in Thätigkeit ist;
                              									die Marmorstücke bringt man oben in das Gefäß b, nachdem der Deckel f des Gefäßes a abgenommen wurde.
                           Dieser Apparat wirkt folgendermaßen: so lange die Thür des
                              									Schranks (welcher die zu conservirenden Substanzen enthält)
                              									offen gelassen wird, treibt der Druck der Luft oder des Gases
                              									auf die Flüssigkeit im Gefäß a,
                              									letztere durch den durchlöcherten Boden des Gefäßes b, so daß sie mit den Marmorstücken
                              									in Berührung kommt; die Gase welche sich nun entwickeln, strömen
                              									durch das Rohr in den Schrank. Wird die Thür geschlossen, so
                              									füllt sich der Schrank mit dem Gemisch von Gasen und Luft;
                              									sobald er davon nichts mehr aufnimmt, reicht der Druck des Gases
                              									auf die Flüssigkeit im Gefäß b hin,
                              									letztere aus diesem Gefäß (durch den durchlöcherten Boden) in
                              									das Gefäß a auszutreiben, so daß die
                              									Marmorstücke trocken zurückbleiben; es erzeugen sich daher keine
                              									Gase mehr; dieß geschieht aber wieder, wenn man die Schrankthür
                              									öffnet oder wenn dieselbe nicht dicht schließt; der Schrank oder
                              									sonstige Behälter bleibt also immer mit Gasen beschickt. Um
                              									gegohrene Flüssigkeiten zu conserviren, leitet man das Gas in
                              									das Faß welches sie enthält.
                           Um Fleisch in Gehäusen zu conserviren, ist es rathsam einen
                              									beträchtlichen Druck anzuwenden; man benutzt daher zum Erzeugen
                              									des Gases einen Apparat aus Schmiedeisen oder reinem Blei,
                              									welcher einem Druck von 6–8 Atmosphären widersteht. Die
                              									Röhre vom Gaserzeugungsapparat verbindet man mit dem Behälter
                              									des Fleisches, und nachdem man in einem anderen Theil dieses
                              									Behälters ein kleines Loch gemacht hat, läßt man die Gase
                              									einströmen; sobald dieselben die atmosphärische Luft durch das
                              									Loch ausgetrieben haben, verschließt man letzteres; die Gase
                              									läßt man dann noch so lange einströmen, bis der erforderliche
                              									Druck (etwa 2 Atmosphären) erzielt ist, worauf man die
                              									Communication mit dem Gaserzeugungsapparat unterbricht und die
                              										Oeffnung, durch welche die Gase einströmten, mittelst eines
                              									Sperrhahns verschließt oder zulöthet. Um Vorräthe zur See frisch
                              									zu enthalten, kann man mehrere eiserne Fässer durch Röhren mit
                              									einem großen Gaserzeugungsapparat verbinden; jedes Faß wird mit
                              									einem Sperrhahn versehen, um den Gaszufluß absperren zu können,
                              									wenn man Fleisch aus dem Faß nehmen muß.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
